Jerry Cotton 3454 - Jerry Cotton - E-Book

Jerry Cotton 3454 E-Book

Jerry Cotton

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Beschreibung

Phil und ich sollten den US-Außenminister bei seinem Besuch in Wien begleiten. Eine repräsentative Aufgabe und für Mr. High die Möglichkeit, seinen besten Agents eine Auszeit zu gönnen. Als wir bereits in Wien waren, wurde der amerikanische Reporter Bill Butler im Burggarten erstochen. Bei der Leiche wurde die DNA eines unbekannten Mannes sichergestellt. Director Fuller beauftragte uns mit den Mordermittlungen. Und schon bald hatten wir es nicht nur mit einem österreichischen Kriminalkommissar zu tun, der uns nicht leiden konnte, sondern auch mit einem Mörder, der uns seltsam bekannt vorkam.


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Seitenzahl: 109

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Inhalt

Cover

Wiener Blut

Vorschau

Impressum

Wiener Blut

Nie im Leben hätte Bill Butler mit dem gerechnet, was sein Gegenüber tat. Der kräftige Mann hakte sich bei ihm ein und zog ihn mit sich. Butler wehrte sich, aber er war nicht stark genug.

»Ganz ruhig, wir wollen doch nicht, dass Ihnen oder einem der netten Menschen im Park etwas zustößt«, sagte der Mann und bewegte sich mit Butler auf eine Reihe von dichten Büschen zu.

»Was wollen Sie?«, fragte Butler, während sein Herz immer schneller schlug.

»Mich mit Ihnen unterhalten, Mister Butler«, sagte der Mann und klang dabei fast freundlich. Wäre da nicht dieser unangenehme Unterton gewesen, hätte Butler ihm fast geglaubt.

Er überlegte, ob er um Hilfe schreien sollte. Hier, im Burgpark, waren jedoch nur ein paar Jugendliche und zwei Frauen mit ihren Hunden unterwegs. Niemand, der ihm helfen könnte.

Als sie sich den Blicken der anderen Parkbesucher entzogen hatten, verlangte Butler: »So, jetzt lassen Sie mich los und sagen mir, was Sie wollen.«

Der Mann grinste gemein. »Ich weiß etwas Besseres. Ich zeige es Ihnen.«

Bevor Butler etwas erwidern konnte, zog der Mann ein Messer hervor und rammte es ihm in den Hals. Jeden Versuch zu schreien, erstickte er. Mit einem letzten Aufbäumen versuchte Butler, sich aus der Umarmung zu lösen und Richtung Mozartdenkmal loszulaufen. Der Mann hielt Butler fest umklammert. Butler zuckte. Seine Kraft schwand, seine Bewegungen erstarben. Dann wurde es dunkel. Für immer.

Der Mann zog Butlers Leiche ein Stück weiter in die Büsche. Rasch nahm er ein paar Blätter und bedeckte den leblosen Körper. So würde es vielleicht ein paar Stunden dauern, bis er gefunden wurde.

Anschließend beseitigte der Mann die Blutspuren an seiner Jacke, so gut es ging, zog den Kragen hoch, verließ das Gebüsch und ging in normalem Tempo auf den Ausgang des Parks zu.

Erst später merkte er, dass er Kratzer im Gesicht hatte. Doch da war es schon zu spät und zu gefährlich, zur Leiche zurückzukehren.

Als Mr. High uns am nächsten Tag in sein Büro riefen ließ, hatten weder er noch wir Kenntnis von dem, was mehrere Tausend Meilen entfernt geschehen war. Für Phil und mich war es der Anfang eines ganz normalen Arbeitstags beim FBI. Keiner von uns ahnte, was die nächsten Tage für uns bereithalten würden.

»Guten Morgen, Sir«, begrüßte ich unseren Chef, als Phil und ich sein Büro betraten.

»Guten Morgen«, erwiderte Mr. High. Er wirkte ausgeglichen, als hätte er gut geschlafen und sich nicht mit irgendwelchen Fällen die Nacht um die Ohren geschlagen.

»Gute Arbeit, was den Fall der Motorradgang angeht«, wiederholte er, was wir schon vor einiger Zeit gehört hatten. »Die ersten Gerichtsverfahren sind beendet, die Schuldigen verurteilt, es gab keine Überraschungen.«

»Hoffen wir, dass die Lieferanten so schnell keine neuen Verteiler finden«, erwiderte Phil.

»Ja«, sagte Mr. High. »Aber das ist ein abgeschlossener Fall und nicht der Grund, aus dem ich Sie sprechen wollte. Sie kennen den Außenminister?«

»Den Außenminister der Vereinigten Staaten?«, fragte ich.

Mr. High nickte. »Der Außenminister fliegt in Kürze nach Europa, genauer gesagt, nach Österreich. Zumindest ist das sein erstes Ziel. Wahrscheinlich wird er auch andere Länder besuchen, das hat er sich offen gehalten. Für seinen Aufenthalt in Österreich hat er darum gebeten, Repräsentanten des FBI dabei zu haben. Es geht unter anderem um das FBI-Verbindungsbüro in der dortigen US-Botschaft. Irgendwer scheint Ihre Namen auf die Liste der Kandidaten für diesen Job gesetzt zu haben. Wir reden dabei von einer rein repräsentativen Reise in die Alpenrepublik, ohne Waffen, ohne Ermittlungsauftrag ...«

»... und ohne Fall«, beendete Phil seinen Satz. »Und was soll das bringen, wenn wir dort eigentlich nichts zu tun haben?«

Mr. High lächelte fein. »O doch, Sie werden etwas zu tun haben: repräsentieren!«

»Inwiefern, Sir?«, wollte ich wissen.

»Anwesend sein«, erklärte Mr. High. »Das, was Politiker unter anderem machen. Gut aussehen, in Kameras lächeln, Leuten die Hände schütteln. Das werden Sie schaffen, nicht wahr? Oder muss ich dem Außenministerium mitteilen, das sich zwei meiner besten Agents nicht dazu in der Lage sehen, das FBI zu repräsentieren?«

Phil schluckte. »Nein, sicher nicht, Sir.«

Mr. High nickte. »Sehr gut. Das hatte ich auch nicht erwartet. Außerdem haben Sie in den vergangenen Wochen und Monaten hervorragende Arbeit geleistet. Sie haben sich eine kleine Auszeit verdient. Sie wissen schon, gute Hotels, Zimmerservice.«

»Glauben Sie, dass wir neben unseren repräsentativen Aufgaben dafür Zeit finden werden, Sir?«, fragte ich.

»Da bin ich mir sicher«, antwortete er. »Österreich ist bekannt für ... Dort gibt es Berge, nicht wahr?«

»Ob sich die in der Nähe der Hauptstadt befinden?«, wandte ich ein.

»Es gibt dort ein berühmtes Opernhaus.« Mr. High gab uns noch ein paar Ratschläge für den Umgang mit Mitarbeitern des Außenministeriums mit auf den Weg. Dann wünschte er uns viel Erfolg und eine schöne Zeit.

Phil und ich verließen sein Büro und schlossen die Tür hinter uns.

»Eine schöne Zeit? Wann hat uns Mister High das letzte Mal eine schöne Zeit gewünscht?«, fragte Phil.

»Betrachtet es als bezahlten Urlaub«, riet uns Helen, die Vorzimmerdame des Chefs. »Euer Flug geht übrigens heute Abend mit Austrian Airlines. Ich habe euch alle Infos und Unterlagen zusammengestellt.«

Sie öffnete eine Schublade ihres Schreibtisches und zog einen Umschlag heraus, den sie mir gab.

»Australian Airlines?«, fragte Phil.

Sie schüttelte den Kopf. »Nein, Austrian Airlines. Österreich, nicht Australien. Sachertorte statt Kängurus.«

»Sachertorte? Klingt gut«, meinte Phil.

»Ja, und Kaiserschmarrn, Wiener Schnitzel und nicht zu vergessen die Wiener Cafés«, fügte sie hinzu.

»Hört sich an, als könnte ich es dort eine Zeit lang aushalten«, meinte Phil.

»Ist der Rückflug auch schon gebucht, Helen?«, fragte ich.

»Wenn alles wie geplant läuft, werdet ihr sieben Tage Zeit haben, Wien unsicher zu machen. Aber bitte hinterlasst kein Chaos.«

Unser Flugzeug startete am frühen Abend vom John F. Kennedy Airport. Unsere Koffer hatten wir aufgegeben, das Handgepäck war überschaubar. Unsere Waffen durften wir nicht mitnehmen. Daher fühlte ich mich ein wenig »nackt«.

Ich lehnte mich in meinem Sitz zurück und schloss die Augen. Ich freute mich auf ein paar stressfreie Tage in Mitteleuropa. Obwohl ich schon mehrmals in Österreich gewesen war, erlaubte ich mir nicht zu glauben, das Land oder auch nur die Stadt Wien zu kennen. Zum Glück sprachen die meisten Österreicher Englisch, sodass die Kommunikation kein Problem darstellen würde. Davon abgesehen erinnerte ich mich, dass die Straßen schmaler waren als bei uns in den Staaten, die Städte beschaulicher und enger. Immerhin galt, anders als in Großbritannien, Rechtsverkehr.

Wien selbst war mit knapp zwei Millionen Einwohnern wie New York eine Millionenstadt. Tatsächlich lebte etwa ein Fünftel der österreichischen Gesamtbevölkerung in der Hauptstadt. Das war in New York und den Vereinigten Staaten anders.

»Zu den berühmtesten Österreichern zählen Mozart, Strauß und Hitler«, hörte ich Phil neben mir zitieren, der sein Tablet hervorgeholt hatte. »Hitler? Wohl eher berüchtigt als berühmt. Der war Österreicher?«

»Ja«, antwortete ich.

»Und trotzdem haben ihn die Deutschen als Kanzler akzeptiert? Das wäre ja so, als würde ein Kanadier Präsident der USA werden.«

»Das waren andere Zeiten«, sagte ich, »die zum Glück lange hinter uns liegen. Hast du schon einige der Sehenswürdigkeiten ausgewählt, die du sehen möchtest?«

»Noch nicht.«

»Schloss Schönbrunn soll nett aussehen.«

»Ein Schloss? Nein, mich interessiert eher, wo die Wiener ihre Stadt gegen die Türken verteidigt haben. Vielleicht steht ja irgendwo noch ein Teil der damaligen Stadtmauer.«

»Ohne Unterstützung von anderen Truppen, vor allem aus Polen, hätten die Türken wahrscheinlich gewonnen«, prahlte ich ein wenig mit meinen Geschichtskenntnissen.

Nach ein paar Stunden flog unser Flugzeug eine Schleife und landete schließlich auf dem Vienna International Airport.

»Wie geht es jetzt weiter?«, wollte Phil wissen. »Mieten wir uns einen Wagen? Oder fahren wir mit dem Taxi zum Hotel?«

»Ich hätte nichts gegen einen sportlichen Mietwagen einzuwenden«, antwortete ich, als mein Handy klingelte. Ich ging dran.

»Hallo? Agent Cotton?«, hörte ich die Stimme eines jungen Mannes.

»Ja bitte?«

»Hier ist Sam Nielsen, Mitarbeiter der US-Botschaft. Ich soll Sie vom Flughafen abholen. Bin etwas spät dran. Sind Sie schon durch die Passkontrolle? Hat mit Ihrem Gepäck alles funktioniert?«

»Ja, alles klar«, antwortete ich. »Wo und wann treffen wir uns?«

Er antwortete und beendete das Gespräch.

»Wer war das?«, wollte Phil wissen.

»Sam Nielsen. Es wurde nicht angekündigt, dass uns jemand abholt. Das sollten wir überprüfen.«

Phil kontaktierte die US-Botschaft in Wien. Sie hatten dort tatsächlich einen Mitarbeiter mit dem Namen Sam Nielsen.

Wir machten uns auf den Weg zum Treffpunkt.

Dort war der schwarze Mercedes, mit dem Nielsen kommen wollte, nicht zu sehen.

»Er sagte ja, er sei spät dran«, bemerkte ich.

Die nächsten Minuten passierte nichts Außergewöhnliches. Fahrzeuge hielten an, Menschen verstauten ihr Gepäck in Kofferräumen und fuhren weg. Dann raste auf einmal ein Wagen mit quietschenden Reifen um die Kurve und näherte sich uns. Kurz bevor er uns erreicht hatte, bremste er ab. Ein junger Mann sprang heraus und winkte uns zu.

»Hallo, Agent Cotton! Agent Decker! Steigen Sie ein!«

Phil und ich verstauten unsere Koffer und stiegen ein, ich vorne, Phil hinten. Es war ungewohnt für mich, nicht auf dem Fahrersitz Platz zu nehmen. Der junge Mann war blass und sah aus, als hätte er gerade erst die Schule abgeschlossen. Auf seiner rechten Gesichtshälfte hatte er ein paar feine Narben. Seine Nase war für das Gesicht etwas groß, die Haare waren wuschelig.

»Willkommen in Wien«, sagte er lächelnd. »Ist das Ihr erstes Mal hier?«

»Nein«, antwortete ich. »Sie arbeiten für die Botschaft? Wie lange sind Sie schon dabei?«

»Fast drei Jahre. Inzwischen kenne ich mich recht gut aus. Ist nicht Texas, aber auch nicht schlecht.«

»Sie stammen aus Texas?«

Er nickte. »Howdy!«

»Ihnen scheint Ihr Akzent abhanden gekommen zu sein«, bemerkte Phil.

»Nach zwei Jahren in Boston und drei in Wien passiert das schon mal«, sagte Nielsen.

»Bringen Sie uns zur Botschaft oder unserem Hotel?«

»Gewissermaßen zu beidem, Agent Decker. Wir haben Zimmer für Sie im Vienna Marriott reserviert. Das Hotel befindet sich im selben Block wie die Botschaft. Sie wohnen im Herzen von Wien, nicht weit vom Stephansdom und der Wiener Staatsoper entfernt.«

»Immer wenn jemand über Wien redet, fällt in jedem zweiten Satz das Wort Oper«, brummte Phil.

»Ich weiß, was Sie meinen«, sagte Nielsen. »Als ich hier ankam, hatte auch ich nichts für diese Form der Unterhaltung übrig. Kam mir veraltet vor und etwas lahm. Aber ich muss sagen, ein paar Jahre in Wien und mehrere Opernbesuche haben mich meine Meinung überdenken lassen. Sie führen mal wieder die Zauberflöte auf.«

»Gut, dass wir nur eine Woche hier sind«, sagte Phil. »Bringen wir unsere Koffer ins Hotel und schauen uns dann das FBI-Verbindungsbüro in der Botschaft an.«

Nielsen fuhr rasant. Man hätte glauben können, dass er Verfolger abhängen wollte. Als wir die Innenstadt erreicht hatten, wurde sein Fahrstil ruhiger. Schließlich passierten wir den Stadtpark auf dem Parkring und erreichten unser Ziel.

Ich stieg aus. Es roch angenehm. Die Sonne schien, keine Wolke war am Himmel zu sehen, und um uns herum herrschte reges Treiben.

Nielsen begleitete uns zur Rezeption des Marriott, wo Phil und ich unsere Zimmerkarten erhielten. Kurz darauf stellten wir unsere Koffer ab, machten uns frisch und begleiteten ihn dann zur Botschaft.

Nachdem wir durch die Sicherheitsschleuse waren, führte er uns zu den Räumlichkeiten des FBI-Verbindungsbüros, einer der vielen Außenstellen des FBI, die es rund um den Globus gibt. Dort wurden wir bereits erwartet. Die Büroleiterin, Special Agent Amy Winchester, eine weiße US-Amerikanerin mit mittelbonden Haaren und ausgeprägten Wangenknochen, begrüßte uns.

»Agent Cotton, Agent Decker, schön, dass Sie da sind. Ich hoffe, Sie hatten einen angenehmen Flug«, sagte sie, während sie uns die Hände schüttelte.

»Danke der Nachfrage«, sagte ich. »Es ist schön, mal wieder in Wien zu sein. Wie lange sind Sie hier stationiert?«

»Es sind jetzt schon mehr als zwei Jahre«, antwortete sie. »Allerdings kommt es mir oft nicht so vor. Da wir neben Österreich auch für Kroatien und Slovenien zuständig sind, bin ich viel auf Reisen. Das kennen Sie ja, schließlich waren Sie auch mal ein paar Jahre in Washington stationiert, nicht wahr?«

Ich nickte. »So ist es. In der Zeit waren wir überall, nur fast nie in Washington. Jetzt sind wir wieder da, wo wir hingehören, in New York.«

»Eine faszinierende Stadt. Wien ist auch groß, aber völlig anders. Hier läuft alles, wie soll ich sagen, auf österreichische Art ab.«

»Ja, so ist das wohl. Sie sind sicher darüber in Kenntnis gesetzt worden, dass wir als Repräsentanten für den Außenminister bei Ihnen sind.«

»Natürlich«, antwortete sie. »Der Außenminister ist noch nicht eingetroffen. Wie es scheint, verzögert sich seine Ankunft um ein bis zwei Tage. Gut für Sie, dann haben Sie Gelegenheit, die Stadt besser kennenzulernen und vielleicht ...«

»... in die Oper zu gehen«, beendete Phil ihren Satz. »Das ist es doch, was Sie sagen wollten, nicht wahr?«

»So ist es«, bestätigte sie. »Oder die Sehenswürdigkeiten zu sehen und vielleicht die Locations auszukundschaften, an denen sich der Außenminister aufhalten wird.«

Ich lächelte. »Das überlassen wir lieber seinem Personenschutz.«

Sie erwiderte das Lächeln. »Klar, ist ja nicht Ihr Job. Sie sind ein Agent, und ich wette, Sie haben ein Auge auf ihn, wenn er hier ist. Das liegt Ihnen im Blut, nicht wahr?«