Jerry Cotton 3464 - Jerry Cotton - E-Book

Jerry Cotton 3464 E-Book

Jerry Cotton

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Beschreibung

Nie hätte ich damit gerechnet, so etwas zu erleben. Eigentlich war ich nur der Empfehlung unserer Psychologin Dr. Iris McLane gefolgt. "Verkrustete Gewohnheiten aufbrechen", hatte sie es genannt und Phil und mir geraten, einmal etwas völlig Ungewöhnliches zu tun. Sich nicht dem täglichen Trott hinzugeben, sondern etwas Neues auszuprobieren. Wenn ich gewusst hätte, welche Konsequenzen das nach sich ziehen würde, hätte ich es mir zweimal überlegt, ihren Rat anzunehmen. Denn ich traf auf eine geheimnisvolle Frau, die ein tödliches Geheimnis hatte ...


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Seitenzahl: 128

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Inhalt

Cover

About a Woman

Vorschau

Impressum

About a Woman

Nie hätte ich damit gerechnet, so etwas zu erleben. Eigentlich war ich nur der Empfehlung unserer Psychologin Dr. Iris McLane gefolgt.

»Verkrustete Gewohnheiten aufbrechen«, hatte sie es genannt und Phil und mir geraten, einmal etwas völlig Ungewöhnliches zu tun. Sich nicht dem täglichen Trott hinzugeben, sondern etwas Neues auszuprobieren. Wenn ich gewusst hätte, welche Konsequenzen das nach sich ziehen würde, hätte ich es mir zweimal überlegt, ihren Rat anzunehmen.

Natürlich musste ich mir erst einmal klarmachen, welche Gewohnheiten damit gemeint sein könnten. Sicher gibt es davon eine ganze Menge. Verbrechern das Handwerk zu legen etwa. Gut, das hatte Iris bestimmt nicht gemein. Sie meinte wohl eher die vielen kleinen Dinge, die ich immer wieder unternahm, ohne mir dessen bewusst zu sein. Abends nach Hause zu kommen, den Fernseher anzuschalten und eine Menge Zeit damit zu verschwenden, durch die Kanäle zu zappen. Nun verlief nicht jeder freie Abend so, doch es gab da tatsächlich ein Muster. Eine Gewohnheit also. Und überhaupt, warum ging ich eigentlich jeden Abend in mein Apartment? Vielleicht sollte ich das ändern und mich mehr unter Menschen begeben. In New York, einer der bevölkerungsreichsten Städte der Welt, sollte das kein Problem sein.

Ich erstellte eine komplette Liste, genau wie Phil. Dann überlegte ich, was ich anders, besser machen könnte. Letztlich entschied ich mich dazu, meinen freien Tag in einem gehobenen Hotel zu verbringen, mit all den damit verbundenen Annehmlichkeiten. Sport, Massage und so weiter, das komplette Programm. Am Abend war ich ziemlich fertig, mir ging es nichtsdestoweniger ganz gut.

Im Restaurant des Hotels bestellte ich mir eine Keto-Pizza, also eine mit wenig Kohlenhydraten. Statt aus Weizenmehl sollte der Boden der Pizza aus Mandelmehl gebacken sein. Hörte sich für mich merkwürdig an, aber hey, ich sollte ja verkrustete Gewohnheiten aufbrechen. Vielleicht machte das auch bei der Ernährung Sinn.

Die Pizza schmeckte gut, und sie machte satt. Ein Salat lieferte die nötigen Vitamine und Ballaststoffe.

Anschließend ging ich in die Hotelbar und genehmigte mir einen alkoholfreien Cocktail, um den Tag ausklingen zu lassen. Ich saß an der Theke, bestaunte das farbenfrohe Getränk und spürte auf einmal, dass ich beobachtet wurde. Mein Kopf bewegte sich unwillkürlich zur Seite, und ich sah in ein paar wunderschöne braune Mandelaugen. Es war das erste Mal, dass sich unsere Blicke kreuzten, ich hatte die Frau nie zuvor in meinem Leben gesehen. Sie hatte asiatische Gesichtszüge, auch der zierliche Körperbau passte dazu.

Zu meiner Überraschung zögerte die schöne Unbekannte nicht, sondern kam direkt auf mich zu.

»Darf ich Ihnen Gesellschaft leisten?«, fragte sie mit einer Stimme, die Herzen brechen konnte.

»Gerne«, sagte ich.

Sie nahm auf dem Hocker neben mir Platz und musterte meinen Cocktail. »Tequila Sunrise? Mit oder ohne Alkohol?«

»Ohne«, antwortete ich.

»Und warum haben Sie den gewählt?«

»Mir hat der Film gefallen.«

»Ja, der war gut. Ich mag alte Filme«, sagte sie. »Und Sie?«

»Eigentlich ist mein bester Freund der Kinokenner von uns beiden, doch ich habe auch schon eine Menge Klassiker geschaut. Was man eben so macht, wenn man nicht arbeitet.«

Sie winkte ab. »Lassen Sie uns nicht über Arbeit reden. Dazu habe ich heute keine Lust. Es ist meine letzte Nacht in New York, und ich möchte etwas unternehmen, das mir gefällt.«

»Was macht Ihnen denn Spaß?«

Sie zeigte ein charmantes Lächeln. »Mich mit Ihnen zu unterhalten, ich denke, das könnte mir Spaß machen. Haben Sie Zeit? Oder erwartet jemand Sie? Eine fürsorgliche Ehefrau? Oder Kinder?«

»Ich habe eine Menge Zeit heute. Morgen muss ich wieder zur Arbeit, nur das eilt nicht. Keine Frau, keine Kinder. Und Sie?«

»Ich habe ebenfalls Zeit, die ganze Nacht. Gebunden bin ich auch nicht.«

Ganz nebenbei bemerkte ich, dass sie nur einen einzigen Ring am Finger trug, und zwar am kleinen der linken Hand.

Wir unterhielten uns zwei Stunden lang. Sie war nett und unglaublich charmant. Doch da war etwas in ihrem Wesen, eine gewisse Traurigkeit. Als ich sie darauf ansprach, wich sie aus und wechselte das Thema. Ich überlegte, weiter darauf einzugehen, entschied mich allerdings dazu, es nicht zu tun. Später bereute ich das, denn in diesem Augenblick hätte ich vielleicht alles ändern, den Lauf des Schicksals aufhalten können.

Es war fast so, als würde ich mit einem guten Freund reden, nur dass dieser Freund eine wunderschöne Frau war, die mein Herz schneller schlagen ließ. Da war diese Spannung zwischen uns, dieses Knistern. In gewisser Weise fühlte ich mich wie ein junger Mann, der seine Geliebte traf. Dabei kannten wir uns erst wenige Stunden.

Ihr Name war Lisa Chen. Sie stammte aus China, war aber in jungen Jahren in die Staaten gekommen. Das war alles, was sie über ihre Vergangenheit preisgab. Ich erzählte ihr ein wenig von meiner Herkunft, unterließ es jedoch, über meinen Job beim FBI zu reden. Sie wollte nicht über die Arbeit sprechen, und ich kam ihrem Wunsch nach.

Es war kurz vor Mitternacht, als sie auf die Uhr schaute und nachdenklich dreinschaute.

»Ganz schön spät«, sagte ich. »Vielleicht ...«

»... sollten wir hochgehen. Wollen wir zu dir oder zu mir?«

Das hatte ich zwar nicht sagen wollen, aber ich hatte nicht den geringsten Grund, etwas dagegen einzuwenden. Einen Augenblick lang keimte ein wenig Argwohn in mir auf. Es war zu einfach, zu schön, zu perfekt. Der Abend war wunderbar, sie reizend und ... Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass etwas nicht in Ordnung war. Ich nahm mir vor, auf der Hut zu sein.

»Zu mir«, sagte ich. »Bisher habe ich mein Zimmer noch gar nicht genutzt und ...«

Sie legte einen Zeigefinger auf meine Lippen, und es fühlte sich an, als würde mich eine Woge der Leidenschaft treffen. »Gut, dann lass uns gehen.«

Wir verließen die Bar und fuhren mit dem Fahrstuhl nach oben. Sie schmiegte sich wie eine Katze an mich. Ihre Nähe zu spüren, war atemberaubend. Oben angekommen, hatten wir kaum die Tür zu meinem Hotelzimmer erreicht, als sie mich umarmte und küsste. Ich erwiderte die Zärtlichkeiten und öffnete die Tür.

Das Zimmer hatte nur einen Raum und ein Bad. Auf dem Bett lagen eine Karte und etwas Schokolade, eine kleine Aufmerksamkeit, wie in manchen Hotels üblich.

Lisa legte Tasche und Mantel ab und umarmte mich. »Ich gehe kurz ins Bad. Lauf nicht weg!«

»Hatte ich nicht vor«, sagte ich. »Bleib nicht zu lang.«

Sie verschwand im Bad. Ich zog mein Sakko aus, hängte es über den Stuhl und warf einen Blick auf ihre Tasche. Einen Moment kam der Ermittler in mir durch. Ich schaute in die Tasche. Keine Waffe zu sehen, nur Pfefferspray. Dann noch ein Führerschein und Kreditkarten mit ihrem Namen. Der Rest waren Utensilien, die man in der Handtasche einer Frau erwarten würde.

Als sie länger als erwartet im Bad blieb, klopfte ich an die Tür. »Alles in Ordnung?«

»Jaja, bin gleich da«, sagte sie.

»Wirklich?«, hakte ich nach, als ich sie leise schluchzen hörte.

Keine Antwort.

»Ich komme rein«, sagte ich und öffnete vorsichtig die Tür.

Sie stand vor dem Spiegel. Es war offensichtlich, dass sie geweint hatte. Ihr Make-up, das nur dezent aufgetragen war, war durch die Tränen ein wenig verlaufen.

»Ist wirklich alles in Ordnung?«, fragte ich mit sanfter Stimme.

»Es geht schon, das ist nichts, worüber ich reden möchte.«

»Manchmal hilft es, über das, was einen belastet, zu reden«, versuchte ich, zu ihr vorzudringen.

Sie schüttelte den Kopf. »Nein, ist schon in Ordnung. Ich habe einen Fehler gemacht und muss die Konsequenzen tragen.«

»Einen Fehler? Mit mir?«

Sie lächelte. »Nein, nein, du bist kein Fehler. Absolut nicht.«

Ich gab ihr ein Tuch, sie wischte ihr Gesicht ab.

»Sieht doch gleich wieder gut aus«, sagte ich.

»Manche Dinge kann man leicht in Ordnung bringen«, erwiderte sie und legte ihre Arme um mich. »Und jetzt? Wollen wir reden oder ins Bett gehen?«

»Ich bin für beides offen.«

»Dann entscheide ich mich fürs Bett«, sagte sie. »Mach, dass ich mich gut fühle und alles vergesse!«

Kurz fragte ich mich, was sie meinen und wie ich ihr helfen könnte, verschob den Gedanken aber auf später, denn die Art, wie sie es sagte – nun, ich zögerte keinen Augenblick länger, sondern trug sie zum Bett, zog mein Hemd aus und fing an, sie zu entblößen. Sie war wundervoll. Ich dämpfte das Licht und verwöhnte sie. Es schien ihr zu gefallen. Sie stöhnte leidenschaftlich und ließ mich gewähren.

So nahm eine der schönsten Nächte, die ich je mit einer Frau verbrachte, ihren Lauf.

Es war kurz vor sieben am Morgen, als ich die Augen öffnete. Im Zimmer war es dunkel. Ich drehte mich vorsichtig zu ihr um, nur um festzustellen, dass sie verschwunden war.

»Lisa?«, fragte ich mit leiser Stimme.

Keine Antwort.

Ich stand auf. Auch im Bad war sie nicht. Tasche und Kleidung waren verschwunden. Enttäuscht setzte ich mich aufs Bett und gähnte. So hatte ich mir den Morgen nicht vorgestellt. Irgendwie war mir danach gewesen, sie mit einem sanften Kuss zu wecken, an ihrer Seite noch eine Weile im Bett zu verbringen und dann mit ihr zu frühstücken.

Einen Augenblick lang überlegte ich, ob die letzte Nacht vielleicht nur ein Traum gewesen war. Aber nein, es war real gewesen, sie war real gewesen.

Als ich an ihr Gesicht dachte, musste ich unwillkürlich lächeln. Sie war wirklich etwas Besonderes. Auch wenn ein Schatten der Traurigkeit über ihr gelegen hatte, den sie gekonnt zu verbergen versucht hatte.

»Ach, was soll's«, sagte ich zu mir selbst, stand auf und duschte ausgiebig.

Anschließend zog ich mich an und fuhr nach unten zum Frühstück. Dabei ertappte ich mich dabei, nach ihr Ausschau zu halten. Vergeblich, sie tauchte nicht auf.

Nach dem Frühstück machte ich mich auf den Weg ins Büro. Diesmal ohne Jaguar. Den hatte ich in der Tiefgarage an der Federal Plaza stehen lassen, um mit einer Gewohnheit zu brechen. Stattdessen nutzte ich die U-Bahn. Allerdings wurde mir im überfüllten Waggon klar, dass ich die Gewohnheit mit dem Jaguar vorschnell aufgegeben hatte. Öffentliche Verkehrsmittel waren nicht mein Ding. Ich wollte meinen sportlichen roten fahrbaren Untersatz zurück, und zwar schnell.

Gegen zehn Uhr erreichte ich das Büro. Später als üblich, das war abgesprochen.

Phil saß bereits in unserem Büro. Er machte einen entspannten Eindruck. Da auch er den vorangegangenen Tag hatte nutzen wollen, um »verkrustete Gewohnheiten« aufzubrechen, hatte ich nichts anderes erwartet.

»Guten Morgen«, begrüßte er mich gut gelaunt. »Und? Wie ist es bei dir gelaufen?«

Ich lächelte. »Kann nicht klagen.«

»Da sind wir schon zwei«, meinte Phil. »War nicht schlecht, mal etwas anderes zu machen. Nicht dass ich unsere üblichen Gewohnheiten nicht schätzen würde, etwas Abwechslung hat immerhin nicht geschadet. Da hatte Iris vollkommen recht. Wenn man auch noch einen freien Tag erhält, um das zu machen, ist nichts dagegen einzuwenden.«

Ich nickte. »Ist Mister High schon im Büro? Oder versucht auch er, mit Gewohnheiten zu brechen?«

»Er wird bestimmt da sein«, meinte Phil. »Er ist nicht der Typ Mensch, der gern mit Gewohnheiten bricht.«

Keine halbe Minute später standen wir vor Helens Schreibtisch.

»Guten Morgen«, begrüßte sie uns freundlich wie immer. »Und? Wie ist es gelaufen?«

»Gut«, antwortete Phil sofort. »Anders als üblich, aber gut.«

»Das war doch Sinn der Sache, dass es anders ist«, sagte sie. »Ich überlege noch, wie ich meinen außergewöhnlichen Tag gestalten soll. Vielleicht ein Wellnesstag in einem Spa?«

»Hört sich nicht schlecht an«, sagte Phil. »Hatte ich auch dran gedacht und mich dann anders entschieden.«

»Anders?«, hakte Helen nach.

»Ja«, antwortete Phil, ohne Details zu enthüllen.

Helen schien ein wenig enttäuscht, dass Phil nichts über seinen ungewöhnlichen Tag verraten wollte, und schaute zu mir. »Und wie lief es bei dir, Jerry?«

»Kann mich nicht beschweren«, sagte ich. »Tatsächlich war es mehr als außergewöhnlich. Und wirklich anders.«

Helen verzog das Gesicht. »Ihr scheint heute nicht gerade mitteilsam zu sein. Vielleicht kann mein Kaffee eure Zungen ein wenig lösen.«

»Gut möglich«, sagte Phil.

In dem Moment schaute Mr. High aus seinem Büro. »Bereit für ein spätes Morgenmeeting?«

»Natürlich, Sir«, antwortete ich und setzte mich in Bewegung.

Als Phil und ich unserem Chef gegenübersaßen, warteten wir noch auf Ben und Iris.

Ben war ein wenig aus der Puste, als er den Raum betrat. »Sorry, bin nicht gewohnt, die Treppen hochzugehen.«

»Wieso nimmst du nicht den Fahrstuhl?«, fragte Phil und wusste im selben Moment die Antwort.

Auch Ben versuchte, Gewohnheiten zu übergehen.

»Und? Gestern den ganzen Tag Sport gemacht, Ben?«, fragte Phil.

»Fast zwei Stunden habe ich im Fitnesscenter verbracht«, war die Antwort. »Fühlte sich fast so an wie ein ganzer Tag. Gestern war das ja noch in Ordnung, jetzt habe ich überall Muskelkater. Offenbar sollte ich öfter trainieren gehen.«

»Ich habe gestern ein Konzert besucht«, sagte Mr. High.

»Sie mögen Klassik?«, wollte Ben wissen.

»Sicher«, antwortete Mr. High. »Allerdings war das gestern ein Rockkonzert. Kein Heavy Metal, aber doch recht fetziger Rock. Nur war das Gewühl nicht ganz nach meinem Geschmack.«

»Gedränge, der Geruch von Schweiß und Bier, kreischende Fans, Mordsstimmung und all das gehört für viele wohl dazu«, meinte Phil. »Sonst könnte man sich ja eine Aufzeichnung anschauen und von der heimischen Stereoanlage beschallen lassen.«

»Mordsstimmung?«, erwiderte Mr. High und bedachte Phil mit einem mahnenden Blick.

In dem Moment klopfte Iris, unsere Psychologin, an die Tür und trat ein. Wie so oft trug sie ein schwarzes Kostüm und Stilettos.

»Guten Morgen«, begrüßte sie uns, musterte die Runde und sagte scherzhaft: »Schön, dass alle den gestrigen Tag überlebt haben. Es ist oft nicht einfach, festgefahrenen Gewohnheiten zu entsagen. Aus Solidarität habe ich gestern selbst versucht, etwas zu ändern. War nicht so einfach, wie ich es mir vorgestellt hatte.«

»Andere Frisur?«, fragte ich.

»Gut erkannt«, erwiderte sie. »Ehemänner brauchen oft Wochen, um zu sehen, dass ihre Frauen die Haare anders tragen. Aber das ist ein anderes Thema. Ich freue mich schon darauf, eure Berichte zu bekommen.«

»Berichte?«, fragte Phil überrascht. »Welche Berichte?«

»Die vom gestrigen Tag«, antwortete Iris. »Ich will wissen, wie der Tag bei jedem Einzelnen verlaufen ist und was das Ergebnis war.«

Ich schluckte, versuchte, mir nichts anmerken zu lassen. Daran, meine Erfahrungen des vorangegangenen Tages zu teilen, war ich nicht interessiert, schon gar nicht, wenn der Bericht in irgendeiner Akte landen würde.

»Davon war vorher keine Rede gewesen«, wandte Phil ein.

»Stimmt«, sagte Iris. »Ich wollte das Ergebnis nicht verfälschen. Wenn ich vorher darauf hingewiesen hätte, dass ich Berichte will, wäre das womöglich der Fall gewesen.«

»Womöglich«, bemerkte Phil sarkastisch.

Auch er war offensichtlich nicht begeistert, einen Bericht über den gestrigen Tag zu schreiben.

Nur Ben schien sich darauf zu freuen. »Warum nicht, ergibt Sinn. Vielleicht wäre es sogar noch effektiver, gewisse Kategorien zu etablieren, in denen man Bewertungen nach Punkten abgeben kann. Dann wäre es einfacher, das Ganze mithilfe der entsprechenden Software zu verarbeiten und auszuwerten.«

»Ganz so weit wollte ich nicht gehen«, sagte Iris.

»Das können Sie sich gern in Ruhe überlegen«, unterbrach Mr. High sie und wechselte das Thema. »Kommen wir zurück zu unserer eigentlichen Aufgabe, der Verbrechensbekämpfung. Erfreulicherweise war es die letzten Tage erstaunlich ruhig. Natürlich gab es, wie üblich eine Menge Straftaten, die eher in den Bereich des NYPD und anderer Polizeibehörden fielen. Die bisherigen Überwachungsaktionen durch unsere Agents werden fortgesetzt, insgesamt scheint es so, als würde sich die Mafia bedeckt halten.«

»Die hecken bestimmt etwas aus«, mutmaßte Phil.