Jerry Cotton 3469 - Jerry Cotton - E-Book

Jerry Cotton 3469 E-Book

Jerry Cotton

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Beschreibung

Auf dem Heimweg zu meinem Apartment drückte ein Unbekannter mir etwas in die Hand und starb in meinen Armen. Ein Messer steckte in seinem Rücken. Der Mann, den ich nie zuvor gesehen hatte, hatte mir den Reisekatalog eines Kreuzfahrtschiffs der Luxusklasse gegeben, auf dem eine eilig hingekritzelte Notiz stand: Rettet July! Phil und ich nahmen die Ermittlungen auf - und begaben uns undercover auf eine mörderische Kreuzfahrt!


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Seitenzahl: 143

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Inhalt

Cover

Mörderische Kreuzfahrt

Vorschau

Impressum

Mörderische Kreuzfahrt

Es war mal wieder spät geworden, und ich war hundemüde. Es war eine laue Sommernacht. Um den Kopf freizubekommen, war ich etwas spazieren gewesen. Ich bog gerade in die Straße ein, in der meine Wohnung lag, als ich hinter mir ein Geräusch hörte. Ich drehte mich um und konnte gerade noch den Sturz eines Mannes auffangen, der mir entgegentorkelte. Im ersten Moment dachte ich, er wäre betrunken. Während ich ihn vorsichtig auf seine Knie gleiten ließ, sah ich, dass ein Messer in seinem Rücken steckte, bis zum Heft zwischen seinen Schulterblättern.

Ich spürte, wie der Mann mir etwas in die Hand schob, ließ den Mann nicht los, sondern ließ ihn ganz auf den Boden gleiten, drehte ihn gleichzeitig um, legte ihn vorsichtig hin und drehte seinen Kopf zu mir. Der Mann stöhnte etwas, das ich nicht verstand. Dann zuckte er noch einmal zusammen und erschlaffte in meinen Armen.

Er war tot.

Ich stand auf, zog meine Glock aus dem Holster und rannte zur Straßenecke. Dort sah ich mich nach beiden Seiten um und entschied, dass es keinen Zweck hatte, der oder die Täter mussten längst über alle Berge sein.

Ich kehrte zu dem Toten zurück, überprüfte, ob er nicht doch noch atmete, und rief einen Krankenwagen.

Dann sah ich mir an, was er mir in die Hand gedrückt hatte.

Es war ein Werbeflyer eines Luxusliners namens South Pearl, ein Schiff, das im New Yorker Hafen ankerte. Auf dem Cover war die Pearl abgebildet, quer über ihren Bug hatte jemand etwas mit Kuli in zittriger Schrift notiert: Rettet July!

»Und du hast diesen Mann noch nie in deinem Leben gesehen?«, fragte Phil mich zum dritten Mal, als wir keine zwei Stunden später zusammen im Büro saßen, um auf das Ergebnis der Obduktion zu warten.

»Nein«, erwiderte ich zum dritten Mal. »Ich kenne den Mann nicht.«

»Und du weißt nicht, warum er ausgerechnet dir diesen Flyer in die Hand gedrückt hat, bevor er abgetreten ist?«

»Auch das, zum dritten Mal, kann ich nur mit Nein beantworten«, knurrte ich langsam ungeduldig und scrollte mich weiter durch die Internetseite der South Pearl, um zumindest eine Ahnung davon zu bekommen, was der Mann gewollt hatte. Wenn er überhaupt etwas von mir gewollt hatte und was es mit July auf sich hatte, von der ich inzwischen annahm, dass es sich um einen Frauennamen handelte. Auf jeden Fall gab es im gesamten Netz kein Schiff, das den Namen July trug, zumindest nicht unter den Schiffen, die Werbung für sich machten. Ob irgendein Bootsbesitzer der Welt seinen Kahn July nannte, konnte ich nur vermuten. Es gab bestimmt Tausende Frauen mit diesem Namen, deren Ehemänner oder Geliebte ihre ewige Liebe damit beweisen wollten, dass sie ihre Boote nach ihnen benannten. Zumindest so lange, bis ein neuer Anstrich fällig war.

»Ich habe den seltsamen, aber tiefen Eindruck, dass du dir da nicht ganz sicher bist«, hakte Phil seufzend nach und rieb sich die Augen, weil er wie ich noch keinen Schlaf gekriegt hatte.

Ich sah von meinem Computer auf zu seinem Schreibtisch und musste meinem Freund und Partner recht geben. Obwohl ich absolut überzeugt war, mit diesem Mann, dessen Identität wir noch nicht kannten, nie etwas zu tun gehabt zu haben, lief vor meinem inneren Auge eine endlose Reihe von Bildern ab. Fotos von Verdächtigen. Gesichter von Männern die wir in den letzten Jahren verhaftet hatten. Erinnerungen an Menschen, die ich getroffen hatte. Hunderte von Gesichtern, von denen ich nicht eines diesem Mann zuordnen konnte, der in meinen Armen gestorben war.

»Du liegst richtig«, musste ich zugeben. »Irgendetwas hat da bei mir geklingelt, aber ich komme, zum Teufel noch mal, nicht darauf. Er hatte weder einen Ausweis noch sonst etwas dabei, womit man ihn identifizieren könnte.«

»Warten wir ab, was die Obduktion ergibt«, murmelte Phil und beugte sich über die Akten unseres letzten Falls, die er ein letztes Mal überprüfte, bevor auch sie digitalisiert würden, um im Korpus unserer Bürokratie zu verschwinden.

Ich nickte stumm und las noch einmal die technischen Daten des Schiffs durch, die auf der ersten Seite des Internetauftritts aufgelistet waren. Es handelte sich um ein Sechssterneluxuskreuzer der Milleniumklasse, mit fast dreihundert Yards Länge und dreißig Yards Breite. Es verfügte über eine fast tausend Personen umfassende Crew und konnte zweitausendfünfhundert Passagiere beherbergen. Heimathafen war der New Yorker Hafen. Es gab zwölf Passagierdecks, zwei Casinos mit jeweils einer Theaterbühne, drei Kinos und Dutzende von Geschäften, Bars, Spas und allem, was das Herz der wohlhabenden Klasse begehrte.

Im Moment wurde sie mit allem Nötigen beladen, um in drei Tagen wieder in See zu stechen und eine Tour entlang der Küste nach Kuba, Haiti, den Bermudainseln und zurück zum Big Apple anzutreten.

Ich scrollte noch einmal über die Bilder von den Luxuskabinen, die in mir die Frage aufwarfen, warum ich gerade hungrig und mit Kopfschmerzen im Büro saß, während sich andere Menschen noch in Vorfreude auf solch eine Reise in ihren Betten wälzten, als das Telefon auf meinem Tisch klingelte.

Es war die Gerichtsmedizin.

»Todesursache war das Messer in seinem Rücken«, leierte nach einer kurzen Begrüßung ein wohl ebenso müder Mediziner die Ergebnisse der Untersuchung herunter. »Ansonsten war der Mann ein wenig adipös, aber gesund. Mitte vierzig. Linkshänder. Wir konnten ihn aufgrund des Profils seines Zahnersatzes identifizieren. Ein gewisser George Watson, Großhändler für Möbel. Alleinstehend. Besaß ein Haus in den Hamptons und eine Wohnung in Manhattan. Am Messer waren keine Fingerabdrücke zu finden, ebenso keine DNA. Ganz normales Messer. Haushaltsware.«

Ich hatte eifrig mitnotiert, und als der Kollege den Namen des Mannes erwähnte, war die Bilderreihe in meinem Kopf abrupt stehen geblieben und hatte sich aufgelöst wie Staub im Wind. Nur ein einziges, nun scharfes Bild war geblieben, das einen Mann mit Bart zeigte, mittleren Alters, hinter einem Schreibtisch sitzend, an dem er mir vor vier oder fünf Jahren in einem Fall von Drogenschmuggel ein paar Fragen beantwortet hatte, bevor ich damals einsehen musste, dass er uns nicht weiterhelfen konnte, und gegangen war.

»George Watson, natürlich«, murmelte ich, erleichtert, dass mein Erinnerungsvermögen noch einigermaßen funktionierte. Damals hatte sein Bart die Hälfte seines Gesichts verdeckt, heute Nacht war er glatt rasiert gewesen.

»Sonst noch etwas?«, wollte ich wissen.

Der Kollege verneinte und legte auf.

»Also doch?« Phil grinste mich müde an. »Und weißt du jetzt, warum er dir diesen Flyer gegeben hat? Und wer July ist?«

»So wenig wie eben«, verneinte ich und tippte schon den Namen unseres Toten ins Suchfeld meines Computers. »Am besten, du holst uns eine Kanne Kaffee und schmeißt Ben aus dem Bett. Wir müssen erfahren, wo die Verbindung zwischen einem toten Möbelhändler, der South Pearl und einer Unbekannten namens July liegt.«

Ich klärte Phil kurz darüber auf, woher ich diesen Watson kannte, dann sahen wir uns die Akten zu dem Fall noch einmal an. Wir fanden nichts, was uns den Mord an Watson oder die seltsame Botschaft, die er mir hatte zukommen lassen, erklärt hätte.

Gleich am nächsten Morgen ließen wir uns von Dr. Ben Bruckner, unserem IT-Spezialisten, die Gästelisten des Schiffs seit seiner Jungfernfahrt vor fünfzehn Jahren besorgen, und siehe da, George Watson war in den letzten zehn Jahren insgesamt siebenmal zu Gast auf dem Luxusliner gewesen, die letzten vier Jahre sogar ohne Unterbrechung. Jedes Jahr wieder, und jedes Mal die sommerliche Exkursion über Kuba, Haiti und die Bermudas.

»Denkst du, es besteht ein Zusammenhang zwischen eurem Treffen in dem alten Fall und seiner Ermordung?«, wollte Phil wissen.

Ich schüttelte den Kopf. »Kann ich mir nicht vorstellen. Er hatte ganz offensichtlich nichts mit der Sache zu tun. Ich wüsste nicht, was der damalige Fall mit der Pearl zu tun haben könnte, ganz abgesehen davon, dass wir den Schmugglerring damals komplett ausheben konnten.«

»Vielleicht hat er sich dann doch selbstständig gemacht und das Schiff zum Schmuggeln von Drogen ...?«

Phils kleines Ratespiel wurde durch einen Anruf von Ben unterbrochen.

»Was gibt es?«, fragte ich und schaltete auf Lautsprecher, damit Phil mithören konnte.

»Neuigkeiten zu eurem Traumschiff«, schnarrte Ben in den Hörer. »In den letzten beiden Jahren sind dreimal Passagiere spurlos verschwunden. Ihr Verschwinden wurde untersucht, aber es kam nie der Verdacht auf ein Verbrechen auf.«

»Interessant.«

»Zuerst verschwand vor zwei Jahren ein Kellner, im vergangenen Jahr ein Unteroffizier der Besatzung. Dann, auch im vergangenen Jahr, ein wohlhabendes Ehepaar, einige Stunden nachdem sie auf Haiti in ihr Hotel eingecheckt hatten, wo sie den zweitägigen Aufenthalt auf der Insel verbringen wollten. Der Fall wurde an die örtliche Polizei weitergegeben. Wenig später stellte sich heraus, dass den beiden in den USA eine Anklage wegen Steuerhinterziehung ins Haus stand, und das Ganze wurde abgehakt. Der Kellner, der in einem der Casinos arbeitete, soll Suizid begangen haben. Er galt als Alkoholiker und litt unter depressiven Schüben. Man fand seine Jacke im Meer, nicht lange nachdem er vermisst wurde. Bei dem Unteroffizier vermutete man einen Unfall auf See. Er war für die Kontrolle der Rettungsboote zuständig und soll dabei ins Wasser gefallen und ertrunken sein. Kommt unter Seeleuten wohl öfter vor, als man denkt.«

»War das Ehepaar ebenso Stammgast auf dem Schiff wie unser Toter?«

»Ja«, erwiderte Ben. »Und man kann sogar davon ausgehen, dass sie und Watson sich kannten. Dieselbe Tour. Das Ehepaar war seit drei Jahren dabei. Und sie hatten feste Suiten wie Watson und ganz in seiner Nähe auf dem obersten Deck. Absolute Luxusklasse. Da müssten wir ein halbes Jahresgehalt hinlegen, um auch nur eine Woche mitzuschippern.«

»Und der Kellner und der Unteroffizier?«, schaltete sich Phil ein. »Dienten die auch auf derselben Etage?«

»Der Unteroffizier hatte für gewöhnlich Dienst auf der Brücke, kam also höchstens bei Empfängen oder bei gemeinsamen Mahlzeiten in den Restaurants mit den Passagieren in Kontakt. Die Kellner wechseln von Saison zu Saison ihre Einsatzorte. Zum Zeitpunkt seines Todes arbeitete unser Kellner, wie gesagt, in einem der Casinos. Genaue Dienstpläne könnte ich mir noch von der Reederei besorgen. Das würde Verdacht erwecken, wir denken, dass bei ihnen etwas nicht stimmt. Bei den Gästelisten konnte ich mich mit Routineabfrage noch rausreden, aber ...«

»Lassen wir es erst einmal dabei«, unterbrach ich ihn. »Gut gemacht, Ben. Wir wissen jetzt, dass auf dieser Perle des Ozeans etwas nicht stimmt. Ob der Unteroffizier oder der Kellner etwas mit unserem Fall zu tun haben, können wir nur vermuten. Dass sich das verschwundene Ehepaar und Watson kannten, ist ein klarer Hinweis, dass wir da auf jeden Fall mal näher hinschauen sollten.«

»Und wie willst du das anstellen?«, wollte Phil wissen. »Wenn wir die Reederei nicht löchern dürfen, wo willst du Informationen herbekommen?«

Ich grinste und legte die Handkante gegen meine Stirn.

»Nun ja«, meinte ich. »Ich sehe keine andere Möglichkeit, als anzuheuern!«

»Anheuern?«, echote Phil. »Du meinst ...?«

Ich nickte und wurde wieder ernst.

»Die Pearl legt in zwei Tagen ab. Ich denke, wir sollten einchecken und direkt an Bord ermitteln. Schließlich wissen wir schon, dass sowohl das vermisste Ehepaar als auch Watson dort Stammgäste waren. Da wird es sicher Menschen geben, die uns etwas über sie erzählen können. Und Mitglieder der Crew, die uns etwas über ihre toten Kollegen zu berichten wissen. Am besten, einer von uns geht als Gast, der andere als Crewmitglied an Bord.«

Phil legte die Stirn in Falten.

»Ben, check bitte mal, ob man an Bord noch Besatzung sucht. Bei über tausend Angestellten gibt es bestimmt auch im letzten Moment noch jemanden, der krank geworden ist oder aus anderen Gründen nicht mit kann. Und sieh auch nach, ob auf dem Deck, auf dem unsere Kandidaten ihren Urlaub verbracht haben, noch eine Kabine frei ist.«

Jetzt grinste auch Phil übers ganze Gesicht.

»Grandiose Idee!«, jubelte er. »Endlich mal ein Fall, bei dem wir auch was davon haben. Sonne, Wind und Meer und abends ein paar Cocktails am Spieltisch. Ich bin dabei.«

»Und wer von euch geht als Kellner oder sonst was? Und wer macht den Millionär von euch beiden?«, tönte die nüchterne Stimme der Vernunft aus dem Lautsprecher des Telefons.

Phil und ich sahen uns an, dann erhellte wieder ein Lächeln das Gesicht meines besten Freunds.

»Dann lasst uns eine Schachtel Streichhölzer besorgen und sehen, wer den Kürzeren zieht«, sagte er zu mir. »Schließlich sollten wir uns ja schon mal im Glücksspiel üben, oder was meinst du?«

»Das machen wir«, stimmte ich ihm zu. »Erst einmal muss ich die Erlaubnis von Mister High einholen. Ich denke, unsere Budgetkontrolle wird im Dreieck springen, wenn wir eine Luxussuite buchen und jeden Tag eine Rechnung über Hummer und Kaviar vom Meer aus hereinflattert.«

Schon eine halbe Stunde später hatte ich die Freigabe unseres Chefs, der es genauso sah wie wir. Es war klar, dass unser Fall seinen Ausgangspunkt und also auch seine Lösung auf der Pearl hatte. Und von Land aus die Untersuchungen zu führen, ergab überhaupt keinen Sinn, also telefonierte er kurz mit unserer Buchhaltung und besorgte uns eine Blankovollmacht, was unsere Spesen anging.

»Wer wird denn welche Rolle spielen?«, fragte der Chef mich, als ich schon fast wieder aus der Tür war.

Ich drehte mich noch einmal um und seufzte. »Das Orakel hat entschieden, dass ich die schwierige Rolle des Millionärs und Lebemanns einnehmen muss.«

Mr. High lächelte milde und deutete auf meinen Anzug. »Glückwunsch. Nur beeilen Sie sich, was Ihre Garderobe angeht. Ich bin ja auch kein Modeexperte, aber in diesem Aufzug nimmt man Ihnen den Millionär nicht eine halbe Minute lang ab. Am besten, Sie nehmen eine Kollegin mit, die sich ein wenig auskennt, und verbringen den morgigen Tag bei der Maniküre und in diversen Boutiquen, bevor Sie in See stechen. Ihre Tarnung muss überzeugend sein. Wenn man da bemerkt, dass Sie in Ihrem Job Fingernägel kauen, können Sie gleich wieder an Land schwimmen. Vielleicht hat Phil da das bessere Streichholz gezogen.«

Ich blickte erschrocken auf meine Hände. Nicht dass ich tatsächlich Fingernägel kaute, doch der Chef hatte recht. Ich war es eher gewohnt, den Gangster zu spielen, wenn ich einmal undercover war. Daran dass ich dieses Mal mit meiner Tarnung in eher seichtere, aber durchaus schwierigere Gewässer eintauchen musste, hatte ich noch gar nicht gedacht.

Fast den kompletten nächsten Tag verbrachte ich damit, gemeinsam mit unserer Kollegin Dr. Iris McLane die Boutiquen in Manhattan zu durchstöbern, um ein geeignetes Outfit für mich zusammenzustellen. Es sollte teuer aussehen, jedoch nicht geschmacklos, und Iris war mir wirklich eine große Hilfe. Jedes Mal wenn ich mit etwas ankam, was ich für chic hielt, sah ich sofort an ihrem Gesichtsausdruck, ob ich richtig lag oder mich vollkommen verirrt hatte. Zum Schluss kauften wir noch ein hochseetaugliches Kofferset der Firma Maxwell-Scott, einen Trolley plus etwas Handgepäck für rund dreitausend Dollar. Mir schwindelte etwas dabei, Iris konnte mich allerdings davon überzeugen, dass man mich nach meinem ersten Eindruck beurteilen würde, und das war nun einmal der Moment des Eincheckens, auch wenn die Koffer dann den Rest unseres Einsatzes im Kabinenschrank Staub ansetzen würden.

Nach unserer Shoppingtour zwang Iris mich dann tatsächlich noch in einen Kosmetiksalon, wo man mir nicht nur die Fingernägel polierte, sondern mir auch eine Gesichtsmaske verpasste und mir die Haare schnitt.

»Könnte ich mich dran gewöhnen«, musste ich zugeben, als ich mich nach Abschluss dieser wahrhaft anstrengenden Tortur im Spiegel anschaute.

»Keine Angst«, meinte sie, als ich meine Kreditkarte zückte, die auf den Namen Joshua Cole lief, unter dem ich die Operation durchführen würde. »Zur Not organisieren sie nach Abschluss des Falls in der Asservatenkammer eine Versteigerung, dann kannst du dir dein Outfit immer noch billiger wieder zurückkaufen.«

Dann fuhren wir zurück ins Field Office, wo Ben und Phil schon in unserem Büro warteten.

»Seht an!«, rief Phil lachend, als ich in Blazer von Brunello Cucinelli, Hose von Paul Smith und Schuhen von Magnanni auftauchte, inklusive einer hellgrauen Fliege von Eton, zu der Iris mich noch gezwungen hatte, um dem Ganzen den letzten Kick zu geben, wie sie sich ausdrückte. »Du schaust aus wie einer, der sich für den Bachelor bewirbt und nur ein ganz klein wenig übers Ziel hinausgeschossen ist. Sieht anstrengend aus. Da bin ich fast getröstet, was mein Kellneroutfit angeht. Das bekomme ich von meinem neuen Arbeitgeber gestellt. Schon von jemandem eingetragen, wie ich annehme.«

Ich machte eine Geste, die andeuten sollte, dass ich den Spaß verstanden hatte und ebenso begeistert war wie mein Partner, dann ließ ich mich in meinen Stuhl fallen und sah zu Ben, der gerade seinen Laptop zuklappte.

»Seid ihr weitergekommen, was unseren Aufenthalt auf der Pearl angeht?«, wollte ich endlich zum Ernst der Sache kommen.

Ben nickte zufrieden. »Was dich angeht, haben wir sogar ein ebenso unerwartetes wie zweischneidiges Glück gehabt. Du wirst in der Suite einchecken, die für George Watson vorgesehen war. Das Schiff ist komplett ausgebucht, und sie haben erst vor einer knappen Stunde vom Tod ihres Passagiers erfahren. Pures Glück, dass ich keine zehn Minuten vorher als dein Sekretär angerufen habe. Sie haben mich sofort zurückgerufen und freuen sich, dich an Bord begrüßen zu dürfen.«

»Gut.«

»Bei Phil war es etwas schwieriger. So kurz vor dem Auslaufen sind alle Arbeitsplätze schon belegt. Wir mussten, um ihn in dem Bereich unterzubringen, wo du auch bist, einen der Kellner ein wenig unter Druck setzen, damit er seinen Platz frei macht und gleichzeitig Phil als kurzfristigen Ersatz andient.«

»Was musstet ihr tun?«, wollte Iris wissen.