Jerry Cotton 3471 - Jerry Cotton - E-Book

Jerry Cotton 3471 E-Book

Jerry Cotton

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Beschreibung

New York, die Stadt der abgefahrensten Klubs und angesagtesten Locations für Nachtschwärmer! Der junge Journalist Mads Wilson war glücklich, für ein Onlinemagazin in Los Angeles direkt im Big Apple für mehrere Storys über die Klubszene recherchieren zu dürfen. Der frisch Verliebte brachte gleich seine neue Freundin Nina mit. Die Reise endete jedoch in einem Albtraum. Schnell stellte sich nämlich heraus, dass Nina ein Geheimnis hatte, und das wiederum hing mit unserer Fahndung nach dem in ganz Amerika gesuchten Auftragskiller Lex Crawling zusammen. Als Crawling auf einmal in Brooklyn auftauchte und wir fieberhaft herauszufinden versuchten, auf wen er es abgesehen hatte, drohte uns die Zeit davonzulaufen ...


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Seitenzahl: 147

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Inhalt

Cover

Manhattan sehen und sterben

Vorschau

Impressum

Manhattan sehen und sterben

Angelo Rossi stoppte seinen Wagen vor einem Drugs‍tore in Brooklyn. Es war schon nach Mitternacht, und er freute sich darauf, nach der langen Fahrt den Rest der Nacht in Ruhe in seinem Bett zu verbringen, und das ohne die verdammten Kopfschmerzen, die ihn schon den ganzen Tag quälten.

Er stieg aus. Da kreuzte ein Passant seinen Weg. Für einen Moment konnte Rossi sein Gesicht sehen. Der Anblick traf ihn wie ein Schlag. Er war wie gelähmt. Dann fällte er innerhalb von Sekunden eine Entscheidung.

Während er den Mann im Auge behielt, der seinen Weg auf der Eighteenth Avenue fortsetzte, ging Rossi zum Kofferraum seines Wagens. Er öffnete die Klappe, zog eine Tasche aus dem hinteren Bereich zu sich heran und riss den Reißverschluss auf. Die Pistole, die er stets in seiner Reisetasche bei sich trug, war unter einer dicken Schicht Klamotten versteckt.

Endlich ertasteten seine Finger das harte, kühle Metall. Er sah sich noch einmal um. Als er überzeugt war, dass ihn niemand beobachtete, steckte er die Waffe unter der Jacke in seinen Hosenbund. Er knallte den Kofferraumdeckel zu, drückte auf dem elektronischen Schlüssel den Knopf für die Zentralverriegelung und lief los.

Fast hätte er den Mann aus den Augen verloren, aber jetzt kam er wieder in Sicht.

Während Rossi ihm folgte, überschlugen sich die Gedanken in seinem Kopf. War er sich wirklich sicher, dass es sich bei dem Mann dort vorne um Lex Crawling handelte?

O ja. Er hatte das Gesicht des Auftragskillers nie vergessen. Wer es einmal gesehen hatte, dem blieb es für immer im Gedächtnis.

Nur wie sollte Rossi vorgehen? Er hatte keine Ahnung, wo Crawling hinging. Wenn er jetzt zum Beispiel ein Restaurant betrat, konnte es sein, dass Rossi Stunden auf der Straße warten musste, bis er wieder herauskam, und das mit seinen verfluchten Kopfschmerzen. Für einen Moment hatte er sie vergessen, jetzt meldeten sie sich mit aller Wucht wieder.

Er war bis auf acht bis zehn Yards an Crawling herangekommen und passte sich seinem Tempo an.

Was machte der Killer in New York? Hatte er einen Auftrag? Wahrscheinlich. Einen anderen Grund kann es nicht geben, dass er es wagt, sich im Big Apple blicken zu lassen, dachte Rossi. Es musste ein ganz schön lukrativer Auftrag sein, verbunden mit viel Geld. Sonst würde sich ein Profi wie Crawling nicht auf so etwas einlassen.

Der Verbrecher stand auf der Fahndungsliste. Und genau das war es, was sich Rossi zunutze machen wollte.

Er war nur ein kleiner Gelegenheitsganove, der noch nie eine wirklich große Chance bekommen hatte. Und jetzt war sie ihm direkt vor die Füße gelaufen, die Chance.

Wenn er es geschickt anstellte, brauchte er sich gleich keine Tabletten zu kaufen. Er würde sich den ganzen Laden leisten können.

Nach weiteren zweihundert Yards erreichte Crawling die Kreuzung der Eighteenth Avenue mit der New Utrecht Avenue. Mitten über den Ort, wo sich die Straßen trafen, führte die Hochbahn. Über Treppen in das Eisengerüst hinein konnte man zu einer Haltestelle gelangen. Crawling überquerte kurz entschlossen die Fahrbahn, ohne auf irgendeine Ampel zu achten, und verschwand im Dunkel in Richtung der Haltstellenzugänge.

Ein heftiger Schmerz raste wieder durch Rossis Gehirn, während er sich durch den Verkehr hindurch seinen Weg suchte, damit er Crawling nicht verlor.

Der war nicht mehr zu sehen. War er hinauf zur Haltestelle gegangen? Der gesamte Zugang war um diese Zeit menschenleer. Sogar auf der Straße hatte nach der letzten Grünphase der Ampel der Verkehr nachgelassen.

Rossi ging um die Treppe herum und blickte über die Kreuzung. Da sprang jemand auf ihn zu. Es war Crawling, der sich im Bereich unter der Treppe aufgehalten und auf ihn gewartet hatte.

Rossi reagierte, indem er die Pistole zog. Sofort erkannte er, dass Crawling nicht damit gerechnet hatte. Sein Gesicht geriet in den Schein der nächsten Straßenlaterne. Jetzt war sich Rossi absolut sicher, dass er der Mann war, für den er ihn hielt.

»Was soll das?«, fragte Crawling. »Wollen Sie mich ausrauben? Bitte tun Sie mir nichts.«

Er spielte den ängstlichen Passanten. Doch Rossi war klar, dass sein siebter Sinn Crawling gewarnt hatte. Er hatte den Auftragskiller unterschätzt. Und fast war er ihm in die Falle gegangen. Erneut zog eine Welle von Schmerz durch seinen Kopf. Es fühlte sich an, als hätte er einen Bohrhammer im Gehirn. Dass sie hier wie auf dem Silbertablett auf der Straße standen, machte die Sache nicht besser.

»Okay, ich kann Ihnen dreißig Dollar geben«, sagte Crawling. »Mehr habe ich nicht. Lassen Sie mich dann gehen?« Er machte eine Bewegung mit der Hand und griff in die Innentasche seines Mantels.

»Schön die Hände draußen lassen, Crawling«, sagte Rossi scharf und hielt seine Pistole auf sein Gegenüber gerichtet.

Als der Auftragskiller seinen Namen hörte, zuckte er kurz zusammen, hatte sich aber direkt wieder im Griff. »Was war das? Wie haben Sie mich genannt? Hören Sie, das muss ein Missverständnis sein. Wie gesagt, ich kann Ihnen ...«

»Hör auf mit dem Geschwätz«, sagte Rossi. »Du bist Crawling. Ich habe dich erkannt. Erinnerst du dich? Damals als du für Jack Larino gearbeitet hast, haben wir uns kennengelernt.«

Auf Crawlings Gesicht ging wieder eine Veränderung vor, die Rossi zeigte, dass sich der Killer erinnerte. Unterdessen hielt er ihn weiter im Visier.

»Du wirst in mehreren Bundesstaaten gesucht«, fuhr er fort. »Und wenn ich dich nicht gleich der Polizei übergeben soll, werden wir jetzt mal eine schöne Vereinbarung treffen. Und bei der geht es um weit mehr als um deine lausigen dreißig Dollar.«

»Hilfe!«, rief Crawling plötzlich. »Hilfe, ich werde ausgeraubt!«

Der Schmerz in seinem Kopf hatte in Rossi einen Nebel aufsteigen lassen, durch den er viel zu spät mitkriegte, was geschah. Oben auf den Schienen war ein Zug eingelaufen. Passanten kamen die Treppe herunter. Crawling musste ihre Schritte auf dem Metall schon viel früher als er gehört haben.

»Helfen Sie mir!«, schrie Crawling Richtung Treppe.

Rossi drehte sich um. Da stand ein ganzer Pulk von jungen Männern vor ihm. Ihm war klar, wie dieses Szenario wirkte. Ein Mann wurde mit einer Waffe bedroht. Es gab ein Opfer, es gab einen Täter. Das Opfer war Crawling, der Täter war er.

»Moment mal!«, rief Rossi, als drei der Männer auf ihn zu traten. »Es ist nicht so, wie es ...«

Er schrie auf, als ihm einer den Arm herumdrehte und ihm die Waffe entwand. Ein anderer hatte schon sein Mobiltelefon in der Hand. Dann war Rossi umringt. Die Typen, allesamt kräftig, hielten ihn fest. Eine Polizeisirene näherte sich. Ein Streifenwagen vom NYPD hielt, zwei Beamte stiegen aus.

Erst jetzt gelang es Rossi sich umzudrehen.

Die Stelle, wo Crawling gestanden hatte, war leer.

Der Auftragskiller war verschwunden.

Ich hasste den Montagmorgen.

Vor allem, wenn das Wochenende so verlaufen war, als bestünde es aus Wochentagen.

Phil und ich hatten von Freitag- bis Sonntagabend im Fall einer Drogenbande ermittelt, deren Mitglieder ihren Stoff vor allem in Klubs und anderen Freizeiteinrichtungen an den Mann und an die Frau brachten. Das legte nahe, dass sie bevorzugt am Wochenende aktiv war. Und danach hatten wir uns zu richten. Immerhin schafften wir es, die führenden Köpfe festzunehmen. Sie waren noch in der Nacht nach Rikers Island überstellt worden.

Leider waren von der Nacht für uns nur noch drei, vier Stunden übrig geblieben. Und nun lag eine neue Woche vor uns.

Als ich an der Ecke hielt, an der ich Phil morgens üblicherweise abholte, stand mein Partner schon da. Er kam auf meinen Jaguar zu und gähnte herzzerreißend, während er einstieg. Gleichzeitig versuchte er, mir einen Guten Morgen zu wünschen, was aufgrund der Gähnattacke etwas verwaschen rüberkam.

»Hör auf damit, Phil«, sagte ich. »Gähnen steckt an, wusstest du das nicht?«

Aus verquollenen Augen sah er mich an. »Ich reiß mich schon zusammen.«

Er nahm das Tablet, der zur Ausstattung meines Wagens gehörte, und checkte die Meldungen, die in der Nacht hereingekommen waren.

»Glaubst du, in den letzten drei Stunden hat sich irgendetwas Entscheidendes verändert?«, fragte ich, obwohl ich froh war, dass sich Phil mit etwas beschäftigte, das ihn vom Gähnen abhielt.

»Das hat es, Jerry«, sagte er ernst. Die Müdigkeit schien verflogen zu sein. »Heute Nacht wurde Lex Crawling in New York gesehen, genauer gesagt, in Brooklyn.«

Crawling war kein Unbekannter für uns. Er wurde in mehreren Bundesstaaten gesucht. Deswegen war er ein Fall fürs FBI.

»Ich hätte nicht gedacht, dass er sich bei uns blicken lässt«, sagte ich. »Damit geht er eine großes Risiko ein. Ist es sicher, dass er es war?«

Meine Nachfrage war berechtigt. Immer wenn Kriminelle gesucht wurden, gab es eine Menge Falschmeldungen. Manchmal behaupteten verschiedene Zeugen, den Gesuchten an mehreren Orten gleichzeitig gesehen zu haben. An Orten, die Hunderte von Meilen voneinander entfernt waren.

»Unter den Zeugen sind auch Beamte des NYPD«, meinte Phil. »Außerdem ein Kleinkrimineller namens Angelo Rossi und noch ein paar andere Zeugen. Die Beobachtung scheint ziemlich belastbar zu sein.«

Ich arbeitete mich weiter durch den Verkehr. Als wir das Javits Federal Office Building an der Federal Plaza im Civic Center fast erreicht hatten, klingelte mein Diensthandy. Am Telefon war Steve Dillaggio, der wohl ebenfalls gerade zum Dienst gekommen war und die neue Nachricht erhalten hatte.

»Phil hat die Nachricht schon gelesen«, sagte ich. »Wir sind in einer Minute da.«

»Wir treffen uns gleich im Büro von Mr. High«, sagte Steve. »Ich habe Helen Bescheid gesagt, dass sie extra viel Kaffee kocht. Ihr habt ihn sicher genauso nötig wie ich.«

Steve hatte am Wochenende mit uns zusammengearbeitet und den ganzen Einsatz koordiniert. Als Stellvertreter unseres Chefs, des Assistant Director in Charge, hatte er Nächte hindurch die verschiedenen Ermittlungsteams im Auge behalten und darauf geachtet, dass sie gut vernetzt hatten arbeiten können.

»Das ist die erste gute Nachricht des Tages«, sagte Phil, der über die Freisprechanlage mitgehört hatte. Wie wir alle war er ein Fan des hervorragenden Kaffees, den Mr. Highs Sekretärin zubereitete.

Mit einem »Bis gleich« verabschiedete sich Steve. Kurz darauf bog ich in die Tiefgarage ein, dann fuhren wir im Aufzug hinauf in den dreiundzwanzigsten Stock des Hochhauses. In dieser Etage lagen unsere Büros.

Der Chef und Steve erwarteten uns bereits. Auf dem Tisch in der Besucherecke stand eine Kaffeekanne mit vier Tassen.

»Ich weiß, dass das Wochenende anstrengend war«, sagte Mr. High. »Leider gönnt uns der Dienst keine Pause. Wie Sie ja schon wissen, ist Lex Crawling in New York aufgetaucht.« Er wandte sich Steve zu und bat ihn zusammenzufassen, was in Brooklyn passiert war.

»Angelo Rossi hat ihn auf der Eighteenth Avenue vorbeigehen sehen, als er sich gerade in einem Drugstore Kopfschmerztabletten kaufen wollte. Spontan ist ihm die Idee gekommen, Crawling zu folgen. Er wollte ihn nicht der Polizei melden, sondern ihn erpressen. Dabei hat er sich so dämlich angestellt, dass ihn Passanten an der Bahnhaltestelle Ecke New Utrecht Avenue bemerkt haben. Für sie sah es so aus, dass jemand mit einer Waffe bedroht wird. Die Passanten entwaffneten Rossi, hielten ihn fest und verständigten die Polizei. Die Beamten konnten bei ihrer Ankunft Crawling noch kurz erblicken. Und dann ...«

»Lass mich raten«, sagte Phil. »Crawling ist in dem ganzen Durcheinander verschwunden.«

Unser Kollege nickte. »Genauso ist es. Rossi hat beteuert, dass er hinter Crawling her war. Er kennt ihn von früher. Die Beamten checkten sofort Fahndungsbilder und schwören Stein und Bein, dass der Mann Crawling war. Selbst die Passanten, die ihn ja auch gesehen haben, bezeugten die Ähnlichkeit.«

»Die waren ganz schön mutig«, wunderte ich mich. »Du sagst, Rossi hat Crawling mit einer Waffe bedroht? Und da sind sie dazwischengegangen?«

»Es war eine Gruppe von jungen Soldaten auf Heimaturlaub«, erklärte Steve. »Marines mit Nahkampfausbildung.«

Mr. High ergriff das Wort. »Heute morgen bei Dienstantritt werden alle Kräfte des FBI und des NYPD gebrieft, dass Crawling in der Stadt ist. Natürlich können wir uns nicht darauf ausruhen, dass er erneut irgendwo zufällig gesehen wird. Wir müssen selbst aktiv werden.«

Steve hatte sich einen Schluck Kaffee gegönnt und stellte die Tasse hin. »Wenn so ein Mann wie Crawling nach New York kommt, hat das einen Grund.«

»Du meinst einen beruflichen«, sagte ich.

Steve nickte. »Davon gehen wir aus. Wir müssen ihn nicht nur aufspüren, Jerry. Wir müssen herausfinden, wen er im Visier hat. Crawling ist garantiert in New York, um jemanden zu ermorden. Denn genau das ist ja sein Job.«

Mads Wilson lächelte Nina an. Sie lächelte zurück, und wie jedes Mal sorgte der Anblick für eine warme Welle der Verliebtheit, die ihn angenehm durchfuhr.

Im selben Moment erfolgte eine Durchsage des Piloten der Passagiermaschine, in der sie sich befanden. Man informierte sie darüber, dass sie sich im Landeanflug auf den John F. Kennedy Airport befanden.

»Wow, ich bin so aufgeregt«, sagte Nina und blickte aus dem kleinen Fenster neben sich. Die Aussicht war sensationell. Gerade überflogen sie die Häusermeere von Manhattan. Ein großes grünbraunes Rechteck, der Central Park, bildete eine Lücke.

»Bist du wirklich noch nie in New York gewesen?«, fragte Mads.

»Eigentlich bin ich sogar noch nie richtig aus Los Angeles rausgekommen.« Nina sah ihn dankbar an. »Ich freue mich so, dass du mich mitgenommen hast.« Wieder lächelte sie.

Mads' Inneres schmolz dahin.

Es war auf den ersten Blick um ihn geschehen gewesen. Es war erst vier Tage her, dass Nina ihm über den Weg gelaufen war. Mads war gerade aus dem Gebäude gekommen, in dem er als Journalist oft zu tun hatte. Er schrieb Beiträge für ein Onlinemagazin. Sein Spezialgebiet waren die vielen Locations, an denen man in der kalifornischen Metropole Spaß haben konnte. Obwohl Mads seine Artikel von überall aus am Computer schreiben konnte, bestand der Chefredakteur darauf, dass es mindestens einmal im Monat ein Meeting gab, in einem Besprechungsraum in Pasadena.

Oft dauerten diese Besprechungen bis weit in den Abend. Und so wurde Mads erst nach zweiundzwanzig Uhr fertig. Auf dem Weg nach Hause genehmigte er sich irgendwo einen Burger, in einem Laden, in dem Nina als Bedienung beschäftigt war.

Es funkte gleich zwischen ihnen. Mads erzählte von seinem interessanten Job. Außer ihm war kaum ein Kunde in dem Burgerladen. So hatten er und Nina Gelegenheit sich zu unterhalten. Am Ende bat sie ihn, doch mal wiederzukommen. Und da war er damit herausgerückt, dass er demnächst für eine Woche nach New York flog. Er hatte von seinem Chef den Auftrag erhalten, einige Klubs zu besuchen und darüber für das Onlinemagazin zu berichten.

Sie würden ihr Wiedersehen also verschieben müssen, zumal er in den Tagen vor der Reise beruflich sehr eingespannt war. Es gab eine Menge vorzubereiten.

Nina machte zuerst ein trauriges Gesicht. Dann hatte sie etwas vorgeschlagen, bei dem er zuerst dachte, er hätte sich verhört. Sie sagte, dass sie dann eben alles, was man so zusammen tun könne, jetzt erledigen müssten. Und das treffe sich gut, denn sie habe in einer halben Stunde sowieso Dienstschluss ...

Der weitere Verlauf der Nacht kam Mads jetzt wie ein Traum vor. Er und Nina in seiner Wohnung, Nina in seinem Bett – mit nichts am Leib als der dünnen Halskette aus Gold ...

Schon am nächsten Tag hatte Mads einen Entschluss gefasst. Er nahm Nina einfach mit nach New York. Na gut, sie hatte kein Geld und hätte sich die Reise niemals leisten können. Aber er hatte ja welches. Und er schwor sich, dieses niedliche Girl auf keinen Fall eine Woche lang allein in Pasadena zu lassen. Wer konnte schon wissen, wer als Nächster in den Burgerladen kam und sie ihm ausspannte?

»Was für eine Stadt«, sagte Nina. Sie wandte sich vom Flugzeugfenster ab. »Ich hoffe, dass du auch deine Arbeit hier gut machen kannst.« Plötzlich klang sie wie eine strenge Lehrerin.

Mads war klar, dass sie das spielte. Und er spielte mit.

»Warum sollte das nicht der Fall sein?«, fragte er.

Nina grinste spitzbübisch über das ganze Gesicht.

»Weil wir vielleicht unvernünftig sind. Ich habe gehört, dass die Hotelzimmer in New York super sein sollen. Und je nachdem, was man da drin so macht ...« Sie legte eine Pause ein. »Na ja, dann will man vielleicht gar nicht mehr raus.«

Er sagte nichts, lächelte nur und dachte sich, dass sie damit am Ende noch recht haben könnte. Eigentlich war er ja ein disziplinierter Journalist, der seine Sachen pünktlich ablieferte.

Sie erreichten den Flughafen. Mads besorgte am Ausgang ein Taxi. Es brachte sie mitten hinein nach Manhattan, wo das Hotel reserviert war. Es war das Buena Vista Inn in der 42nd Street, nicht weit vom Times Square entfernt. Er hatte sein Einzelzimmer auf ein Doppelzimmer aufgestockt. Seinen Anteil später über die Spesen abzurechnen, würde sicher kein Problem sein.

Das Check-in lief wie am Schnürchen. Es dauerte keine fünf Minuten, da konnten sie in ihrem Zimmer die Tür hinter sich schließen. Mads zog sein Handy hervor. Zeitlich lief alles perfekt. Er hatte genau eine Stunde Zeit, bis ...

Nina legte von hinten die Hände um seinen Bauch. Wieder durchströmte ihn dieses warme Gefühl.

»Jetzt leg doch mal das Handy weg«, sagte sie leise und zog ihn zum Bett. »Man könnte ja glauben, du hast es lieber als mich.«

Im nächsten Moment lag er auf dem Bett. Ninas Gesicht kam ganz nah.

»Ich habe gleich den ersten Interviewtermin«, wandte er ein, aber es klang nicht überzeugend. »In einer Stunde muss ich ...«

Nina legte ihm sanft die Hand auf den Mund und machte sich mit der anderen an seinem Gürtel zu schaffen.

»Genau«, sagte sie. »In einer Stunde. In einer Stunde kann man eine Menge machen ...«

Obwohl die Sachlage ziemlich klar war, checkten wir nach einem intensiven Aktenstudium über Crawling noch einmal alle Aussagen, die mit seinem Auftauchen in Brooklyn zu tun hatten.