Jerry Cotton 3475 - Jerry Cotton - E-Book

Jerry Cotton 3475 E-Book

Jerry Cotton

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Beschreibung

Ewald Carpenter, investigativer Journalist mit einer wöchentlichen Fernsehshow zur Prime Time, präsentierte in seiner Livesendung einen ganz besonderen Stoff. Es war eine Aufnahme, die zeigte, wie ein leicht bekleideter Mann eine fast nackte Frau erwürgte. Auf dem Timecode waren Tattag und Uhrzeit ersichtlich. Zwar war die Bildqualität nicht die allerbeste, doch es war eindeutig zu erkennen, dass es sich bei dem Mann um mich, Jerry Cotton, handelte. Und damit begann die gnadenlose Jagd auf mich!


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Seitenzahl: 138

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Inhalt

Cover

Jagd auf Jerry Cotton

Vorschau

Impressum

Jagd auf Jerry Cotton

Mein ist die Rache, spricht der Herr, ich will vergelten. Mit diesen Worten im Kopf schnitt der Mann der jungen Frau die Kehle durch. Sie musste nicht lange leiden, das Mittel, das er ihr verabreicht hatte, bevor sie ihn mit in ihr Bett genommen hatte, tat seine Wirkung. In dem Moment, in dem sie sich noch einmal aufbäumte, wich auch schon alles Leben aus ihr.

Der Mann rollte die Tote von sich hinunter und bedeckte den Köper mit einem Teil der kunstseidenen Bettdecke. Mit dem anderen Teil wischte er sich das Blut von der Brust. Fast tat die Frau ihm leid. Sie konnte ja nichts dafür.

Schuld war nur der andere. Er, der dafür gesorgt hatte, dass alles verloren gegangen war, dass nichts mehr übrig war.

Wie du mir, so ich dir. Auch das stand in der Bibel. Der Mann lehnte sich an den Bettgiebel und saß für zwei, drei Minuten ganz still, wohlwissend, dass die versteckte Kamera jeden seiner Atemzüge aufzeichnete.

Auch du wirst alles verlieren, Jerry Cotton.

Officer Frank Walker streckte sich genüsslich auf seinem Bürostuhl aus und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. »Schade, dass wir Dienst haben. Ich würde gerne ein Bierchen mit dir zischen, während wir uns diese Show ansehen.«

»Geht mir auch so«, antwortete Walkers Kollege Teddy Martin. »Bin mächtig gespannt, was das für eine brisante Sache ist, in die das Mitglied einer Bundesbehörde verwickelt sein soll.«

In Ermangelung eines Bierchens nippte Frank Walker an einem Glas Mineralwasser. »Und ich erst. Muss ein großes Ding sein. In den letzten drei Tagen haben sie den Trailer zu der Sendung gefühlte zehnmal am Tag gezeigt, so oft wie noch nie. Ich schätze, dass da einer von unserem hochgelobten FBI mit drinsteckt, sonst würden sie nicht so ein Tamtam machen.«

Bevor Walkers Kollege antworten konnte, ertönte der Jingle der bekannten Carpenter Show.

Walker hob die Hand. »Es geht los.«

In gewohnt reißerischer Manier sagte der Moderator Ewald Carpenter die Themen seiner Sendung an und präsentierte dann einige mehr oder weniger interessante Filmchen, bevor es in die Werbepause ging.

Officer Walker gähnte. »Bis jetzt reißt mich da nichts vom Hocker. Ich geh mal aufs Klo.«

Als Walker wieder in das gemeinsame Büro zurückkehrte, wedelte sein Kollege hektisch mit der Hand. »Liebe Güte, wie lange brauchst du denn? Der Hauptbeitrag kommt jetzt. Sei still, und setz dich hin.«

»Grundgütiger!«, rief Walker, als er sah, was er sah.

Phil und ich schafften es gerade noch rechtzeitig zu dem TV-Termin, zu dem der Chef uns eingeladen hatte. Fast hätte uns die Tatsache, dass wir wieder einmal unseren Informanten Leo Fish aus den Klauen der Mafia hatten retten müssen, einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Sämtliche im Dienst befindlichen Kollegen nebst Mr. High saßen bereits im großen Meetingraum. Es war Prime Time, kurz vor sieben, und gleich würde die Carpenter Show beginnen. Das Format des selbst ernannten investigativen Journalisten Ewald Carpenter war außerordentlich beliebt. Mein Fall war die Show nicht, zu reißerisch und wahrscheinlich nicht immer seriös.

Die ganze Woche über hatte der Sender die Fernsehzuschauer mit einem Trailer bombardiert, in dem davon die Rede war, dass es diesmal um einen besonders brisanten Fall gehe, in den das Mitglied einer Bundesbehörde verwickelt sei. Daher hatte der Chef uns zusammengetrommelt, damit wir uns die Sendung gemeinsam ansahen.

»Wirklich sympathisch ist der Bursche mir nicht«, sagte Steve Dillaggio, als der Moderator Ewald Carpenter die Themen der Sendung ankündigte. »Ich finde, er hat etwas Verschlagenes.« Ich konnte nicht das Gegenteil behaupten.

Wie zu erwarten, hatten sich die Macher der Sendung den brisanten Hauptbeitrag bis fast zum Ende aufgehoben, sodass wir uns zunächst durch einen Bericht über die derzeitige Schimpansenpopulation des Central Park Zoo, Putztipps für die Jahreszeit und einen Beitrag über die Gefährlichkeit von Schönheitsoperationen kämpfen mussten, während Steve verlauten ließ, dass er gleich einschlafe. Danach folgte ein ellenlanger Werbeblock.

Endlich sagte Carpenter den avisierten brisanten Beitrag an, auf den wir alle gespannt waren. Es folgten Bilder einer Videoaufzeichnung, die, untermalt von dramatischer Musik, zunächst nur als Schemen zu erkennen waren und schließlich deutlich wurden. Dann war ohne Zweifel in dem Film ein Mann mit nacktem Oberkörper zu erkennen, der einer jungen Frau mit einem Messer die Kehle durchschnitt. Ich hielt den Atem an. Der Mann war ich.

Im Meetingraum herrschte gespenstische Stille, während die Szene mit mir in der Hauptrolle mehrmals wiederholt wurde, der Sprecher im Off immer wieder meinen Namen nannte und darauf hinwies, dass es sich bei der ermordeten Frau um eine Angestellte des Escortservices Esprit handele. Als Carpenter wieder ins Bild kam, ritt er darauf herum, dass ihm diese Information sowie die Aufnahme aus vertraulicher und seriöser Quelle zugespielt worden seien.

Phil war der Erste, der die Sprache wiederfand. »Na, die vertrauliche Quelle möchte ich mal sehen. Die war bestimmt auch schon bei uns oder beim NYPD zu Gast.«

Unser junger Kollege Ben Bruckner, zweifacher Doktor und IT-Genie reckte und streckte sich betont gelangweilt auf seinem Stuhl.

»Wieder so ein dämlicher Deepfake«, sagte er und schob sich eine Handvoll Lakritze in den Mund.

Mr. High erhob sich. »Wir wissen, dass Sie damit nichts zu tun haben, Jerry. Dennoch ist das eine üble Sache, da wir davon ausgehen müssen, dass real eine Frau umgebracht wurde, auch wenn Sie nicht der Mörder sind. Außerdem«, er zögerte, »Sie werden Ihre Unschuld sicherlich beweisen können, Jerry, aber ich befürchte, dass bis dahin alles seinen gewohnten Gang geht.«

Ich hatte nicht die Gelegenheit, den Chef zu fragen, was genau er damit meinte, denn kaum hatte er den Satz beendet, flog die Tür auf und vier Beamte des NYPD stürmten den Raum, zwei davon mit vorgehaltener Waffe. Die anderen beiden warfen mich zu Boden, drehten mir die Arme auf den Rücken und legten mir Handschellen an.

Mr. High hob beschwichtigend die Hände. »Ich bitte Sie, Agent Cotton ist kein Schwerverbrecher.«

»Das hat vorhin im TV anders ausgesehen«, keuchte einer der Cops, die neben mir knieten, ein blutjunger Kerl, auf dessen Stirn eine Ader pochte und dem der Stress deutlich anzusehen war. Er hatte augenscheinlich noch nicht allzu oft jemanden festgenommen.

Ben, der ungefähr im gleichen Alter war wie der junge Cop, kam zu uns herüber und kniete sich neben den Mann.

»Das da ist mein Kollege«, sagte er, während er auf mich zeigte, »und er bedeutet mir viel. Wenn Sie ihm nur ein Härchen krümmen oder zulassen, dass ihm ein Härchen gekrümmt wird, werde ich Sie persönlich dafür verantwortlich machen.« Ben erhob sich und zog sich die Krawatte gerade. »Und glauben Sie mir, ich habe nicht nur zwei Doktortitel, sondern auch den schwarzen Gürtel in Karate.«

Letzteres war zwar erstunken und erlogen, doch den jungen Cop schien das zu beeindrucken, rings um die pochende Ader stand ihm nun der Schweiß auf der Stirn. Unter anderen Umständen hätte mir die Situation vielleicht ein Lächeln entlockt. Gerade war mir jedoch nicht danach zumute. Den Bruchteil einer Sekunde später rissen mich die beiden Cops hoch und führten mich ab.

Auf dem Weg vorbei an meinen Kollegen sah ich ihre Blicke und wusste, sie würden alles dafür tun, dass ich so schnell wie möglich wieder auf freien Fuß kam.

Phil Decker ließ sich auf einen der Stühle im Meetingraum fallen. »Das ist jetzt eine richtig böse Sache. Es ist ernst.«

»Das ist es«, sagte Ben Bruckner und kauerte sich auf den Platz neben Phil. Er streckte den Rücken durch und schob das Kinn vor. »Aber dass das ein Deepfake ist, kann ich im Nullkommanichts beweisen, da bin ich mir sicher. Ich werde mich sofort an die Arbeit machen.«

Phil faltete die Hände über der Tischplatte. »Wir alle wissen, dass Jerry nichts Unrechtes getan hat. Wir alle wissen, dass dieser Film eine realistisch anmutende Fälschung, ein Deepfake ist. Das Problem ist, dass man uns das auch glauben muss.«

Ben sah Phil irritiert an. »Ich bin ziemlich gut in meinem Fach, Phil.«

Er lächelte. »Das weiß ich, Ben. Das Problem ist nur, dass unsere Richterschaft etwas überaltert ist, manche von den Herrschaften haben vielleicht von Deepfakes erst in letzter Zeit gehört, wenn überhaupt.«

»Da magst du recht haben, Phil«, sagte Ben und seufzte. »Was machen wir jetzt?«

»Gute alte Ermittlungsarbeit«, sagte Joe Brandenburg, der sich von seinem Stuhl erhoben hatte. »Eines ist klar, Jerry war es nicht, jemand will allerdings, dass alle denken, dass es Jerry war. Der- oder diejenige muss einen Grund haben, und diesen Grund gilt es zu finden. Und wenn wir den Grund gefunden haben, finden wir auch die Person.«

Phil lächelte. »Immer noch der Ex-Captain des NYPD.«

Joe lächelte zurück. »Wenn du so willst.«

»Die Sache hat nur einen Haken«, sagte Phil.

»Der da wäre?«

»Der Grund kann in meinen Augen nur Rache sein«, antwortete Phil. »Und es gibt eine Menge Leute, die Grund haben, sich an Jerry zu rächen. Eine Menge Leute, die er eines Verbrechens überführt hat. Eine Menge Leute, die er hinter Schloss und Riegel gebracht hat.«

Joe zuckte mit den Schultern. »Dann müssen wir eben die Spreu vom Weizen trennen. Wer hatte weniger Grund, wer mehr?«

»Klar ist, wir wissen alle, dass Jerry nichts getan hat, und wir ihm alle helfen wollen«, schaltete sich Joes Partner Les Bedell ein. »Das ist das Wichtigste im Moment. Die anderen Fälle, die wir auf den Tisch haben, können ein paar Tage warten, denke ich.«

»Das sehe ich auch so«, sagte Joe. »Dann sollten wir im Hinblick auf Jerrys Problem in allen Bereichen ermitteln und festlegen, wer sich um was kümmert. Ich würde mich schon mal opfern und anbieten, dass ich mich beim New Yorker Mob umhöre. Was meinst du Partner?«

Les nickte. »Absolut.«

»Ich würde gerne mal diesem windigen Journalisten auf den Zahn fühlen«, sagte Phil. »Dem, der das Ganze ins Rollen gebracht hat. Das mit der vertrauenswürdigen Quelle kann er mir dann gerne mal genauer erklären.«

»Ich bin ja immer hin und weg, wenn ich mich bei gewöhnlichen Verbrechern umhören kann«, sagte Zeerookah und betrachtete seine glänzenden Schuhspitzen.

»Das ist doch ein Wort«, meinte Steve Dillaggio. »Dann nehmen Zeery und ich uns das gemeine kriminelle Milieu vor und diesen Escortservice Esprit, wo der Mord passiert sein soll.«

Ben schüttete sich den Rest seiner Tüte Lakritze in den Mund. »Das alles klingt nach einem guten Plan. Ich liste derweil alle Punkte auf, an denen man erkennt, dass dieser Film ein Deepfake ist. Das ist eine meiner leichtesten Übungen.«

Nachdem sich die Runde aufgelöst hatte, folgte Phil Ben in sein Büro. »Willst du nicht nach Hause gehen, Ben? Morgen ist auch noch ein Tag.«

Ben runzelte die Stirn. »Das meinst du nicht ernst, Phil, oder?«

Phil schüttelte den Kopf. »Doch, Ben. Ich weiß, dass jede Minute zählt. Jerry wird im Gefängnis wenig Spaß haben. Abgesehen davon müssen wir unbedingt seine Unschuld beweisen. Ich dachte nur ... Du arbeitest so oft die halbe Nacht durch.«

Ben blickte ernst. »Vielleicht ist das in normalen Zeiten falsch, jetzt geht es um Jerry.«

»Das ist allerdings wahr«, sagte Phil. »Trotzdem, Ben, das muss mal gesagt werden: Du bist nicht nur ein Genie, sondern auch ein großartiger Kollege.«

Bevor sich die gewohnten hektischen Flecke auf Bens Hals und Gesicht ausbreiten konnten, die sich oft zeigten, wenn er im Mittelpunkt stand, öffnete sich die Tür zu Bens Büro und Mr. Highs Assistentin Helen erschien.

Sie sah ernst aus. »Kollegen, es hat sich ein Zeuge gemeldet.«

Ben klatschte in die Hände. »Tipptopp, ich sag's ja, Jerry ist aus dem Schneider.«

Helen schüttelte den Kopf. »Leider nicht, Ben. Es ist vielmehr das genaue Gegenteil. Auf diesem Film, der in der Show eingespielt wurde, waren ja durch den Timecode das Datum und die Uhrzeit zu erkennen. Der Zeuge behauptet, dass er Jerry eine halbe Stunde vor der Tat vor dem Haus gesehen hat, in dem sich der Escortservice befindet, wo der Mord stattfand.«

»Wahrscheinlich irgendein Bürschchen, das sich einbildet, es gäbe eine Belohnung für eine beliebige Zeugenaussage«, meinte Phil.

Helen schüttelte abermals den Kopf. »Leider auch das nicht. Der Zeuge ist Herbert Nash, ein bekannter Anwalt mit gutem Leumund, soweit mir bekannt ist.«

Phil erhob sich. »Das ist übel. Das ist sogar sehr, sehr übel. Aber ich hole Jerry raus aus diesem Schlamassel. Und wenn es das Letzte ist, was ich in diesem Leben tun werde.«

Phil Decker schaute auf die Uhr. Es war kurz nach halb zehn. Nicht mehr ganz früh, aber auch noch nicht ganz spät, sprich, eine Tageszeit, zu der man durchaus noch einen Zeugen besuchen konnte, der sich von selbst gemeldet hatte.

Phil holte einen Wagen aus der Fahrbereitschaft und machte sich auf den Weg zu der Adresse, die Ben Bruckner in Windeseile herausgefunden hatte. Unterwegs wurde ihm wieder einmal klar, dass er sich viel lieber von seinem Partner Jerry chauffieren ließ, als selbst zu fahren. Das lag zum Teil auch daran, dass er währenddessen gerne die technischen Geräte von Jerrys Jaguar wie den Bordcomputer bediente und so einiges per Handy managen konnte.

In Forest Hills angekommen, stellte Phil den Wagen vor einem pastellfarbenen Einfamilienhaus ab, das sich auf einem hübschen Grundstück befand, und klingelte an der Tür, die offensichtlich aus irgendeinem Edelholz bestand.

Er musste nicht lange warten, bis sich die Tür öffnete und eine aparte Frau mittleren Alters vor ihm stand.

»Mrs. Nash?«, fragte Phil.

Die Frau schenkte ihm ein Lächeln, das ziemlich umwerfend war. »Genau die. Und Sie?«

Phil Decker lächelte zurück.

»Entschuldigen Sie, dass ich mich nicht gleich vorgestellt habe, Mrs. Nash. Ich bin Phil Decker, Special Agent beim FBI.« Er präsentierte der Frau seine Marke.

Mit einer entsprechenden Geste lud Mrs. Nash ihn ein einzutreten. »Möchten Sie auch ein Glas Limonade?«

»Das ist sehr freundlich, vielen Dank, aber nein. Ich würde gerne Ihren Mann sprechen.«

»Oh.« Mrs. Nash nippte an der Limonade, die sie in der Hand hielt. »Der ist leider nicht da.«

»Er ist nicht da? Das ist ausgesprochen schade. Wie gesagt, ich bin vom FBI. Und Ihr Mann hat sich uns als Zeuge in einer wichtigen Angelegenheit zur Verfügung gestellt, ich müsste ihn dringend sprechen. Ist er vielleicht in der Nähe? Wo befindet er sich jetzt?«

Mrs. Nash nahm einen weiteren Schluck von ihrem Getränk und seufzte.

»Beim Angeln. Wo auch sonst?« Sie hielt einen Moment inne und schaute Phil eindringlich an. »Wissen Sie was? Sie gefallen mir ganz gut. Ziehen Sie bitte Ihr Jackett aus.«

Phil Decker fühlte sich unwohl, aber für Jerry hätte er sich nicht nur seines Jacketts, sondern auch noch weiterer Kleidungsstücke entledigt. Also gehorchte er.

»Und nun Hemdsärmel hochrollen, Arm ausstrecken und Augen zu«, befahl sie Phil.

Phil streckte der Frau den Arm hin und schloss die Augen. Kurze Zeit später fühlte er eine kühle, kitzelnde, schwingende Bewegung auf seinem Unterarm. Ein Kugelschreiber.

Er öffnete die Augen und sah in die blauen von Mrs. Nash.

Die Frau lachte. »Mein Mann ist beim Angeln auf Long Island. Wir haben ein Ferienhaus in Montauk. Ich habe Ihnen gerade die Adresse auf den Unterarm geschrieben.«

Als sich Phil von dem weiblichen Spaßvogel verabschiedet hatte, war es bereits nach halb elf. Dennoch beschloss er, den Journalisten aufzusuchen, der seinen Partner Jerry Cotton in einem nicht gerade schmeichelhaften Licht präsentiert hatte.

Binnen einer knappen halben Stunde erreichte Phil Brooklyn, wo Ewald Carpenter in einem kleinen Haus wohnte, und klopfte an die Tür.

Kurz darauf öffnete der Journalist mit einem Glas Whisky in der Hand. Er wirkte entnervt. »Was wollen Sie um diese Uhrzeit? Ich kenne Sie nicht und möchte Sie auch nicht kennenlernen. Und ich gebe keine Autogramme, schon gar nicht mitten in der Nacht.«

Phil hielt Ewald Carpenter seinen Dienstausweis unter die Nase. »Agent Decker. Ich denke nicht, dass ich ein Autogramm von Ihnen gebrauchen kann. Eher ein paar kurze Antworten auf einige einfache Fragen.«

Sein Gegenüber nahm langsam einen Schluck aus dem Glas, offensichtlich, um Zeit zu gewinnen.

»Wenn es Ihnen jetzt schon zu spät ist, können Sie uns auch gerne morgen früh an der Federal Plaza besuchen«, fügte Phil hinzu. »Wir sind da flexibel.«

Widerwillig bat der Journalist Phil hinein und bedeutete ihm, sich auf ein Sofa zu setzen, das schon bessere Tage gesehen hatte. Überhaupt war die ganze Einrichtung des Wohnzimmers ziemlich schäbig, wenn man bedachte, dass Carpenter Starmoderator einer Sendung war, die in der Prime Time lief. Wahrscheinlich ließ sich von der einen Sendung nicht gut leben. Erst jetzt wurde Phil bewusst, dass er Carpenter noch in keinem anderen Format gesehen hatte.

Der Mann ging zu einer Hausbar, die in einem geöffneten Globus platziert war, und machte sich einen weiteren Whisky on the rocks zurecht.

»Auch was trinken?«, knurrte er.