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Mateo Flores, ein mexikanischer Drogenboss, wurde aus einem Gefängnis in Mexiko befreit. In den Wochen darauf wurden mehrere Beamte der Polícia Federal ermordet, die an der Zerschlagung seines Kartells beteiligt gewesen waren. Dem FBI fiel bei der Leiche eines Getöteten eine unvollständige Liste in die Hände, auf der die Namen der damaligen Beamten des PF und des FBI standen. Es war zu befürchten, dass Phil und ich ebenfalls auf der Todesliste gelandet waren und nun um unser Leben bangen mussten ...
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Seitenzahl: 138
Veröffentlichungsjahr: 2024
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Die Todesliste
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Impressum
Die Todesliste
Das Tor des Gefängnisses in Mezquitillo nahe Mexico City zerbarst in tausend Stücke. Mauerteile und Holzstücke flogen über die Straße und zertrümmerten die Fensterscheiben des Cafés, in dem der Gefängnisdirektor mit seinem Stellvertreter gerade zur Mittagspause saß.
Ein Stein traf den stellvertretenden Direktor am Kopf und ließ ihn ohnmächtig zu Boden sinken. Der Direktor wurde von der Wucht der Explosion ebenfalls zu Boden geworfen, blieb aber unverletzt. Geistesgegenwärtig raffte er sich auf, zog seine Dienstpistole und feuerte auf das gepanzerte Fahrzeug, das durch die Lücke brach.
Ohne jeden Erfolg.
Alles, was er erkennen konnte, bevor der Wagen eine Straße weiter vor ihm verschwand, war ein Gesicht, das sich kurz in der Scheibe der Beifahrertür zeigte.
Es war das überheblich grinsende Gesicht von Mateo Flores, seines Zeichens Mafiaboss und seit zehn Jahren prominentester Gefangener seiner Einrichtung.
An diesem Morgen erhielt ich einen Anruf von einem Kollegen, der mir mitteilte, dass man in der letzten Nacht einen mexikanischen Staatsbürger und bekannten Drogendealer tot hinter einem Nachtklub in Manhattan gefunden hatte. Als man den Mann für die routinemäßige Obduktion vorbereitete, hatte der Gerichtsmediziner in der Jackentasche des Toten eine Liste gefunden mit insgesamt fünfzehn Namen darauf. Die meisten waren die von Angehörigen der mexikanischen Polícia Federal, aber es standen auch drei amerikanische darauf, unter anderem der von Phil und mir.
»Ich dachte, das würde Sie interessieren«, meinte der Kollege.
»Da haben Sie richtig vermutet«, erwiderte ich. »Die Namen auf der Liste gehören zu einem Fall, an dem wir vor ungefähr zehn Jahren gearbeitet haben. Es ging um die Zerschlagung des Flores-Kartells, das einen guten Teil der mexikanischen Mafia dominierte. Es gelang uns damals, eine mexikanisch-amerikanische Unit auf Zeit zu organisieren. Wir konnten alle Verbindungen des Kartells diesseits und jenseits der Grenze aufdecken und fast alle Beteiligten verhaften.«
»Und genau darum geht es wohl«, sagte der Kollege. »Wir haben hier mal ein wenig recherchiert und herausbekommen, dass der Boss des Kartells, Mateo Flores, vor drei Monaten aus dem Gefängnis in Mezquitillo befreit wurde. Seitdem sind drei Beamte der PF, die ebenfalls auf der Liste stehen, ermordet worden. Anzunehmen, dass der getötete Drogendealer zu Flores' Gang gehörte. Aber es gibt noch etwas anderes.«
»Raus damit«, bat ich.
»Es ist eben eine Liste. Ein Stück Papier, auf dem Namen stehen, besser, ein Teil eines Stücks Papier. Das Papier ist nämlich halb verbrannt, wir haben also nur ungefähr die Hälfte der Namen, die auf der Liste stehen könnten, eher noch ein paar weniger, und ...«
»... es ist zu vermuten, dass weitere Namen unserer eigenen Leute darauf zu finden waren«, vervollständigte ich den Satz.
»Das ist der Stand der Dinge«, erwiderte der Kollege. »Was Sie daraus machen, überlasse ich Ihnen.«
»Wenn ich es richtig verstanden habe«, meinte Phil, als er wenig später eine Fotokopie der Liste in Händen hielt, »handelt es sich hier nicht um eine Liste für Geburtstagseinladungen. Wir müssen damit rechnen, dass sich jeder, der darauf steht, in Todesgefahr befindet.«
»Zum Glück dürfte es kein Problem für uns sein, die Liste mithilfe unserer Dateien zu vervollständigen«, meinte ich. »Wir haben damals die Akten geführt, alle Namen dürften ...«
Ich unterbrach mich selbst, weil in diesem Moment die von mir gesuchte Datei auf meinem Bildschirm aufploppte. Ich druckte sie aus und legte sie neben die Fotokopie auf Phils Tisch.
Und es war, wie ich es für mich schon aus der Erinnerung rekonstruiert hatte. Zusätzlich zu den fünfzehn Namen auf der halb verbrannten Liste waren weitere vierzehn Kollegen an der damaligen Unit beteiligt gewesen. Allesamt FBI Agents, mit den Kollegen von der PF insgesamt also neunundzwanzig Männer und Frauen, die in höchster Gefahr schwebten, darunter Phil und ich.
»Mein Gott«, Phil stöhnte, »da kommt ja ein D-Zug auf uns zu gerast.«
Ich nickte nur und wählte bereits die Handynummer von Rodrigo Vazquez, dem damaligen Leiter des mexikanischen Teils der Unit mit Sitz in Mexico City.
»Jerry«, kam es nach einigen Sekunden aus der Leitung, »wie schön, nach so langer Zeit von dir zu hören. Wenn du jetzt nicht angerufen hättest, hätte ich es in einigen Stunden getan. Ich nehme an, es geht um unsere damalige Zusammenarbeit im Fall Mateo Flores.«
»Du bist also schon informiert?«, fragte ich, ohne auf seine freundliche Begrüßung einzugehen. »Warum sind wir nicht auch sofort informiert worden?«
Vazquez stieß einen tiefen Seufzer aus.
»Mexikanische Bürokratie«, erwiderte er. »Selbst ich wüsste bis jetzt noch nicht alles, wenn ich mich nicht seit Tagen drangehängt hätte. Der Tod von drei damaligen Kollegen hat mich stutzig werden lassen. Ich vermutete sofort einen Zusammenhang mit Flores. Aber unser eigener Polizeipräsident hat sich geweigert, mir Auskunft zu erteilen.«
»Verstehe.«
»Es sei nicht mehr meine Angelegenheit, hat er mir mitteilen lassen. Erst auf Druck unseres Bürgermeisters hin habe ich erfahren, wo Flores zuletzt inhaftiert war, und es hat noch mal einen Tag und eine weitere Intervention des Bürgermeisters gebraucht, bis mir jemand bestätigte, dass und wie ihm die Flucht gelang. Drei Aufseher haben sich offensichtlich bestechen lassen. Sie haben das Gefängnistor gesprengt und sind mit einem Gefangenentransporter geflüchtet. Der Bürgermeister persönlich hat mich damit beauftragt, eine neue Unit zu bilden, um Flores wieder einzufangen. Ich hätte dich also gleich angerufen und um erneute Unterstützung gebeten.«
Ich sagte das Wiederaufleben unserer Unit zu und berichtete Vazquez über die Existenz der Liste, woraufhin er sich ähnlich entsetzt zeigte wie ich.
»Teufel«, sagte er. »Das wusste ich noch nicht. Eine Todesliste! Dann müssen wir wohl mit weiteren Anschlägen auf unsere Beamte rechnen.«
»So sieht es aus«, sagte ich. »Was gedenkst du zu tun?«
»Wir sind gerade dabei, eine Razzia in einem Wohnblock am Rand der Stadt vorzubereiten, wo sich Flores angeblich inzwischen aufhalten soll.«
»Dann werden Phil und ich uns sofort einen Flieger aussuchen, der uns möglichst schnell zu dir bringt, damit wir auch ein paar Worte mit ihm reden können«, entschied ich spontan, was bei Vazquez auf ungeteilte Zustimmung stieß.
Und keine halbe Stunde später machten Phil und ich uns auf den Weg nach Mexico City, um an der Razzia teilzunehmen, in der Hoffnung, dass das dann schon das Ende dieses Spuks sein würde.
Früh am nächsten Morgen kamen wir in Mexico City an. Obwohl ich schon des Öfteren in der Ciudad de Mexico gewesen war, warf ich auf unserer Fahrt vom Flughafen immer wieder einen Blick zu den berühmten Zwillingsvulkanen Popocatepetl und Iztaccíhuatl sowie zu den Ausläufern der Sierra Nevada, die durch das dichte Straßennetz für kurze Zeit sichtbar wurden. Und wie immer wurde dieser wunderbare Ausblick auch heute durch den ständig herrschenden Smog in der Hauptstadt Mexikos beeinträchtigt.
Vazquez wartete vor dem Hauptquartier der Polícia Federal auf uns, gemeinsam mit einer fünfzig Mann starken Truppe in gepanzerten Fahrzeugen, denen keine Mauer widerstehen würde.
Wir begrüßten uns herzlich, aber knapp, und ich konnte nicht umhin zu bemerken, dass sich mein mexikanischer Freund in den letzten zehn Jahren kaum verändert hatte. Er war nach wie vor der sehnige Athlet mit den bis zu den Ellenbogen hochgerollten Hemdsärmeln und dem auffällig nach oben gebogenem Oberlippenbart, an dem er zwischendurch herumfummelte. Ein Zeichen nicht von Nervosität, wie ich von damals wusste, sondern von einem wachen Geist, der sich selbst immer drei bis vier Schritte voraus war und mit dem Drehen und Zupfen an dem Haar seine Denkbewegungen dirigierte.
»Alles bereit!«, rief Vazquez, öffnete uns die Tür zu seinem gepanzerten Wagen, ließ uns einsteigen, sprang auf den Fahrersitz und ging sofort aufs Gas.
Staub wirbelte auf, die anderen Fahrzeuge schlossen sich uns an, und keine zehn Minuten später waren wir auf der Straße nach Colonia Condesa, wo der Wohnblock lag, in dem sich Flores mit seinen Männern aufhalten sollte.
Auf dem Weg tauschten wir noch einmal unsere Informationen aus. Vazquez hatte den Braten sofort gerochen, als er von den drei getöteten Federales gehört hatte. Es kam für ihn nur Flores als Täter beziehungsweise Auftraggeber infrage. Vor zwei Tagen hatte er dann den Hinweis auf Flores' Aufenthaltsort erhalten und die Razzia vorbereitet. Außerdem hatte er seit unserem Telefonat alles in die Wege geleitet, um herauszufinden, wer diese Liste erstellt und den Gangstern in die Hände gespielt hatte.
»Wie ich schon erwähnte, haben wir die volle Unterstützung unseres Bürgermeisters Joao Gomez«, sagte Vazquez. »Ich kenne ihn seit meiner Beförderung zum hiesigen Leiter der Unit. Alle Maßnahmen, die wir unternehmen, bespreche ich direkt mit ihm und nur mit ihm.«
»Und euer Polizeipräsident?«, hakte ich nach. »Du sagtest, dass er dir nicht gerade zur Seite stand. Haben wir zu erwarten, dass er uns Steine in den Weg legt?«
»Das kann ich mir nicht vorstellen«, meinte Vazquez. »Carlos Bernal, der Polizeipräsident, und Bürgermeister Gomez sind sich nicht gerade grün, wie man bei euch wohl so sagt. Gomez ist ein Mann des Gesetzes, auch Bernal präsentiert sich gerne als harter Hund, hat in der Vergangenheit aber im Hintergrund immer mal ein Auge zugedrückt, wenn es um die großen Clans ging. Er stand damals im Verdacht, Geld aus dem kriminellen Milieu erhalten zu haben. Es konnte nie etwas bewiesen werden, weder von wem noch um wie viel es sich gehandelt hatte. Trotzdem hält es der Bürgermeister für eine gute Idee, wenn wir nicht Bernal, sondern ihm direkt unterstellt sind.«
»Wäre schon interessant zu erfahren, warum die Liste halb verbrannt war«, murmelte Phil, der neben mir und Vazquez auf dem breiten Vordersitz saß und sich am Griff des Handschuhfachs festhielt, um nicht durch die rasante Fahrt von einer Seite zur anderen geschleudert zu werden.
»Mit ein wenig Glück wird Flores uns das in einer Stunde selbst erklären können«, sagte Vazquez. »Danach müssen wir uns wohl darum kümmern, ein paar Löcher in unserer beiden Behörden zu stopfen. Irgendwer muss Flores geholfen haben, diese Liste zu erstellen.«
»Deshalb ist es gut, wenn wir die Unit so oder so reanimieren«, meinte ich. »Unser bester IT-Spezialist ist schon dabei, die Aufenthalte aller auf der Liste befindlichen Personen zu recherchieren. Immerhin sind seit damals einige Jahre vergangen, und nicht alle sind noch bei uns in Lohn und Brot, sozusagen in der ganzen Welt verstreut. Trotzdem bin ich zuversichtlich, dass wir in ein, zwei Tagen alle an einem sicheren Ort unterbringen können.«
Der Wohnkomplex am Rand der Colonia Condesa war von stacheldrahtbewehrten Mauern umgeben. Es war allgemein bekannt, dass die rund zweihundert Einwohner des Gebäudes zur mexikanischen Mafia gehörten. Kinder, Ehefrauen, Großeltern und andere Angehörige fanden dort Unterschlupf vor dem Gesetz. Beschützt wurden sie von einer ganzen Armada von Schützen, die rund um das Gelände herum an frei stehenden Tischen, in Zelten und um brennende Ölfässer herumlungerten, scheinbar ohne jede Ordnung, aber allesamt schwer bewaffnet.
Unser Plan war so schlicht wie gefährlich. Unsere Karawane aus gepanzerten Fahrzeugen würde einfach durch diese Reihen rasen und an einer Stelle, die man vorher ausgekundschaftet und die sich als brüchig erwiesen hatte, durch die Mauer brechen und das Gebäude stürmen. Flores und seine Leute sollten sich unseren Informationen zufolge im dritten Stock des Gebäudes aufhalten. Alles hing davon ab, dass wir so schnell hinein- und wieder hinauskamen, dass die Gangster keine Möglichkeit hatten, organisiert zu handeln.
Wir rechneten damit, dass wir, angefangen mit dem Durchbruch, drei bis fünf Minuten hatten, bis unser Überraschungseffekt verpuffte und sich die Einwohner des Geländes sammeln könnten.
Jede Sekunde zählte, und um eventuell noch etwas mehr Zeit zu gewinnen, hatte Vazquez auf einem etwas abseits des Geländes gelegenen Schrottplatz in ein paar leeren Öltanks Sprengkörper anbringen lassen, die explodieren sollten, kurz bevor wir in Sichtweite der Bewacher gerieten. Der ungeheure Lärm, den die detonierenden Öltanks machen würden, so unsere Hoffnung, würde die Aufmerksamkeit der Bewohner ablenken und uns ohne größere Probleme zumindest ins Innere des Rattennests bringen.
Und unser Plan funktionierte.
Kurz bevor unsere ersten Fahrzeuge aus einer Seitenstraße auf den Vorplatz des Geländes donnerten, hörten wir in Abständen von nicht mehr als drei oder vier Sekunden sechs Explosionen, die das Viertel erbeben ließen.
Und noch bevor die letzte Explosion verklungen war, konnten wir beobachten, dass sämtliche Bewacher auf unserer Seite des Gebäudes ihre Plätze verließen und zur Rückseite des Geländes rannten. Das Fahrzeug, in dem Vazquez, Phil und ich saßen, rammte die Mauer und brach durch wie die Faust eines Mannes durch einen Pappkarton. Wir rasten über den Innenhof auf den Eingang des Gebäudes zu, gefolgt von den anderen Wagen, bretterten die drei Stufen auf die Eingangstür zu, durchbrachen auch dieses Hindernis und fuhren in die Eingangshalle hinein.
Als wir aus dem Wagen sprangen, sah ich, dass hinter uns mindestens drei oder vier weitere unserer Fahrzeuge ebenfalls in der Halle abbremsten und alle Männer heraussprangen. Schüsse fielen. Mehrere Gangster, die die Halle bewacht hatten, wurden getroffen. Andere konnten sich hinter Möbeln in Sicherheit bringen, wurden jedoch sofort unter Feuer genommen, während Vazquez, Phil und ich mit einem Dutzend unserer Männer schon die Treppe zum dritten Stock hochrannten. Von überall waren Schreie zu hören. Schüsse fielen, aber unser Ablenkungsmanöver schien seine Wirkung getan zu haben. Die meisten Stimmen, die wir hörten, drangen aus dem hinteren Teil des Gebäudes von draußen, ein deutliches Anzeichen dafür, dass sich fast alle Einwohner von den Explosionen auf dem Schrottplatz hatten ablenken lassen.
Wir erreichten den dritten Stock. Drei Männer rannten auf uns zu, schossen aus Maschinengewehren und wurden binnen Sekundenbruchteilen von uns ausgeschaltet. Wir erreichten die erste Wohnung und stießen die Tür auf. Sie war leer. Nicht einmal eine Maus hätte auf dem blank gewienertem Boden Nahrung gefunden. Ebenso die zweite Wohnung. Leer. Dann die dritte, vierte Wohnung. Allesamt so leer, wie sich inzwischen mein Magen anfühlte, weil sich in mir langsam die Erkenntnis breitmachte, dass wir in eine Falle gelaufen waren.
Obwohl wir nun alle ahnten, dass wir uns auf verlorenem Posten befanden und so schnell wie möglich hier verschwinden mussten, sprengten wir auch die fünfte und letzte Tür auf der Etage auf und stürmten, unsere Maschinengewehre im Anschlag, hinein.
Und dort, mitten im ersten Raum, auf dem vor Sauberkeit glänzendem Boden, stand ein Stuhl, und darauf lag ein Zettel.
Wir blieben stehen, sahen uns an, dann ging ich zu dem Stuhl und nahm den Zettel hoch.
Unter der Zeichnung einer Faust, deren Mittelfinger symbolträchtig hochgestreckt war, stand nur ein einziges Wort.
Reingelegt.
Zu unserem Glück hatten wir keine Toten auf unserer Seite zu beklagen, nachdem es uns gelungen war, uns aus dem Gebäude herauszukämpfen. Ein paar Leichtverletzte nur und der Verlust eines unserer Fahrzeuge, das die Gangster hatten kapern können. Ansonsten waren wir fast so schnell wieder hinausgelangt, wie wir hineingelangt waren.
Was viel schwerer wiegte, war die Blamage, die wir erlitten hatten. Hereingelegt von einem Informanten der PF, der natürlich nicht mehr aufzufinden war, waren wir wie die Schuljungen in eine Falle getappt.
»Warum haben die Bewohner des Blocks uns nicht einfach massakriert, wo sie uns schon auf dem Silbertablett hatten?«, stellte Phil die entscheidende Frage, nachdem wir uns zu einer Besprechung in Vazquez' Büro versammelt hatten. »Wenn es eine Falle gewesen wäre, die sie uns gestellt hätten, dann hätten sie sich nicht von den Explosionen ablenken lassen, oder sehe ich das falsch?«
»Genau richtig«, meinte unser mexikanischer Kollege und drehte nervös an seinem Bart. »Derjenige, der uns die Falle gestellt hat, gehört ganz offensichtlich nicht zu der Bande, die dort haust. Sonst ergäbe das alles gar keinen Sinn.«
»Es kann nur so sein, dass es Flores selbst war, der den Tipp lancierte«, stellte ich fest. »Er will wieder ins Geschäft einstiegen und konnte so zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Er schwächt potenzielle Gegner, indem er uns diese Burg stürmen lässt, und er hinterlässt uns eine Warnung, die deutlicher nicht ausfallen kann: Lasst euch nicht mit mir ein. Ich bin euch immer einen Schritt voraus und weiß, dass ihr hinter mir her seid!«
Die nächsten Tage verbrachten wir damit, zwei Dinge zu tun. Zum einen spürten wir alle auf unserer eigenen vollständigen Liste stehenden Personen auf und beorderten sie nach Mexico City beziehungsweise baten diejenigen, die nicht mehr im Polizeidienst standen, sich bei uns zu melden. Zu unserem Leidwesen mussten wir feststellen, dass insgesamt mit den drei getöteten Federals zwei weitere mexikanische Staatsangehörige nicht mehr auffindbar waren und wahrscheinlich auch zu den Opfern von Flores gezählt werden mussten.
Dann organisierten wir ein Safe House in Tacubya, einem Wohngebiet mit überwiegend immer noch recht imposanten Gebäuden aus der Kolonialzeit am Rand von Mexico City, wo wir uns mit allen Beteiligten treffen wollten.