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Mit einem Lächeln auf den Lippen betrachtete sie den leblosen Mann, der neben ihr auf der Bank saß. Der Park würde bald schließen, sodass trotz des lauen Sommerabends fast niemand mehr unterwegs war.
Sollte dennoch jemand an ihnen vorbeilaufen, würde die Person denken, der Mann schliefe. Der Kopf war nach hinten gefallen, der Mund offen.
Unwillentlich musste sie kichern. Apropos offener Mund, dem Typen war fast die Kinnlade runtergekippt, als er gesehen hatte, dass sie sein Date war. Er hatte jemand anders erwartet.
Selbst wenn er seine Abscheu nicht so deutlich zur Schau gestellt hätte, hätte sie ihn nicht am Leben gelassen. Sie hatte schließlich einen Plan.
Es hatte ihr gefallen, ihm den Garaus zu machen. Nun würde sie ihr Werk vollenden und dann zu Bett gehen oder vielleicht noch ihre Lieblingsserie im Fernsehen schauen.
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Seitenzahl: 127
Veröffentlichungsjahr: 2024
Cover
Mitten ins Herz
Vorschau
Impressum
Mitten ins Herz
Mit einem Lächeln auf den Lippen betrachtete sie den leblosen Mann, der neben ihr auf der Bank saß. Der Park würde bald schließen, sodass trotz des lauen Sommerabends fast niemand mehr unterwegs war.
Sollte dennoch jemand an ihnen vorbeilaufen, würde die Person denken, der Mann schliefe. Der Kopf war nach hinten gefallen, der Mund offen.
Unwillentlich musste sie kichern. Apropos offener Mund, dem Typen war fast die Kinnlade runtergekippt, als er gesehen hatte, dass sie sein Date war. Er hatte jemand anders erwartet.
Selbst wenn er seine Abscheu nicht so deutlich zur Schau gestellt hätte, hätte sie ihn nicht am Leben gelassen. Sie hatte schließlich einen Plan.
Es hatte ihr gefallen, ihm den Garaus zu machen. Nun würde sie ihr Werk vollenden und dann zu Bett gehen oder vielleicht noch ihre Lieblingsserie im Fernsehen schauen.
Detective Hank Snyder stellte den Ventilator auf die höchste Stufe. Er holte er auf dem Flur des Polizeireviers eine Coke aus dem Automaten. Zurück in seinem Büro legte er sich die kalte Dose für eine Weile in den Nacken, bevor er sie öffnete.
Er schaltete das Radio an, platzierte die Füße auf dem Schreibtisch und ließ das kühle süße Nass seine Kehle laufen. Als der Sprecher die Oldiesendung ansagte, wegen der er eingeschaltet hatte, grunzte er wohlig und langte in die Chipstüte, die er zuvor geöffnet hatte. So konnte man auch sein Geld verdienen.
Als ersten Song spielten sie Blue Suede Shoes. Snyder wippte mit den Füßen im Takt und griff erneut in die Chipstüte. Das Telefon klingelte.
Na klar, wenn er es sich mal gemütlich machte. Snyder seufzte, stellte das Radio aus und nahm das Gespräch an. Wie er befürchtet hatte, war das das Ende seines geruhsamen Abends.
Kurze Zeit später fand er sich im Prospect Park wieder, wo der Parkwächter auf einer Bank eine leblose Person entdeckt hatte.
Er zog sich einen Schutzanzug über und näherte sich dem Fundort. Der Vollmond erhellte die Szenerie in gespenstischer Weise.
»Er sieht aus, als würde er schlafen«, äußerte Snyder.
»Der Schein trügt«, erwiderte der Mann, der sich gerade noch an dem Toten auf der Bank zu schaffen gemacht hatte, und jetzt seine Latexhandschuhe auszog. »Emilio Espinosa«, sagte er und nickte in Snyders Richtung. »Ich bin der Notarzt. Und ich kann Ihnen versichern, dass der Mann mausetot ist.«
»Haben Sie eine Ahnung, wie er ums Leben gekommen ist?«, wollte Snyder wissen.
Espinosa zuckte mit den Schultern. »Es gibt keine Spuren von Gewalteinwirkung. Ich würde daher auf Herzinfarkt tippen. Da ich das nicht mit Sicherheit sagen kann, halte ich es für angebracht, die Leiche in die Gerichtsmedizin zu überführen.«
»Sie können die Einwirkung Dritter also nicht ausschließen?«, fragte Snyder.
»Das kann ich nicht«, antwortete Espinosa, »zumal der Mann noch sehr jung für einen Herzinfarkt ist.«
»Okay«, sagte Snyder und griff zum Telefon.
Kurze Zeit später wimmelte es rund um den Fundort von Cops und Angehörigen der Spurensicherung. Letztere ließen keinen Inch im Umkreis von zwanzig Yards außer Acht, während die Cops ihrerseits das Terrain sondierten.
Einer von ihnen, der aussah, als wäre er gerade erst mit der Highschool fertig geworden, kam zögernd auf Snyder zu. »Ich habe etwas gesehen.«
»Das ist schön«, erwiderte Snyder und rollte innerlich mit den Augen. Diesen Anfängern musste man immer alles aus der Nase ziehen. »Und was haben Sie gesehen?«
Der junge Cop bedeutete Snyder, ihm zu folgen, und führte ihn zu einem Mülleimer, der am Rand der Bank stand, auf der man den Toten gefunden hatte. Er leuchtete mit einer Taschenlampe hinein.
Snyder bot sich das Bild einer Voodoopuppe, in deren linke Brustseite eine Nadel gebohrt war. Die Puppe sah nicht aus, als wäre sie einfach in den Mülleimer geworfen worden, zu ordentlich war ihre Position mit dem Gesicht nach oben und einer weißen Serviette unter ihr.
»Gut gemacht«, sagte Snyder und schlug dem jungen Cop anerkennend auf die Schulter. Er wandte er sich an ein Mitglied der Spurensicherung und bat es, den Mülleimer nebst Voodoopuppe aus sämtlichen Perspektiven zu fotografieren. Als dieses Werk vollbracht war, zog sich Snyder Einweghandschuhe über und verstaute die Puppe sorgfältig in einem Beweismittelbeutel.
Er sah auf die Uhr. Mit der Oldiesendung würde es nichts mehr werden. Dann eben nächste Woche.
Als sie nach Hause kam, streifte sie die Schuhe von den Füßen und schleuderte sie in eine Ecke des Flurs. Was sie getan hatte, war anstrengend gewesen, aber auch wunderbar. Denn bald würde sich die andere in die Hände der Justiz begeben müssen und dort bleiben. Für immer.
Sie kochte sich einen Kamillentee und holte ihre Aufzeichnungen aus dem Fach im Sofa. Anschließend legte sie sich auf die Polster und begann zum x-ten Mal, die Zeilen, die sie an die andere gerichtet hatte und die diese niemals zu sehen bekommen würde, zu lesen.
Ich bin hässlich, und du bist schön. Das war schon immer so. Bereits in der Elementary School. Der kleine Johnny, der nette Bill, alle wollten ihre Eistüte mit dir teilen, während ich mir von meinem Taschengeld höchstens mal einen Lolly leisten konnte, der mir die Pause versüßte, die ich mit mir allein verbrachte.
In der Highschool ging es weiter, du warst die Schöne, Umworbene, ich das hässliche Entlein, mit dem sich niemand gerne sehen ließ. Nachdem auch du mich erst einmal ignoriert hast, wolltest du plötzlich meine beste Freundin sein und hast ständig so getan, als wäre es dir nicht bewusst, dass wir Beauty and the Beast waren – du die Schöne, ich die hässliche Kreatur. Angebettelt hast du mich, damit wir zusammen etwas unternehmen. Klubbesuche, Stunden im Eiscafé, Rollerskating. Heute weiß ich, dass das alles nur Mittel zum Zweck war, damit du dir das holen konntest, was du haben wolltest.
Ich habe übrigens schon bald, nachdem es passiert ist, aufgehört mich zu ritzen. Ich bin ja nicht blöd und werfe wegen einer Schlampe wie dir mein Leben weg. Deswegen ziehe ich dir auch nicht einfach eins über den Schädel. Wegen dir gehe ich bestimmt nicht ins Gefängnis, meine Schöne. Dort wirst du landen. Darauf freue ich mich.
Während sie durch das TV-Programm zappte, dachte sie an den leblosen Mann neben sich auf der Bank. Als Typ war er gar nicht mal so übel gewesen, aber als Mensch genauso ein Miststück wie die anderen seiner Gattung. »Sie hier?«, stammelte er. Ja genau, ich bin es, das hässliche Entlein. Die Schöne, die du erwartet hast, hatte leider keine Ahnung von eurer Verabredung.
Er war nicht nur genauso mies wie die anderen, sondern genauso dämlich. Glaubte ihr tatsächlich, dass sie ihn einem Kusstest unterziehen müsste, weil die andere angeblich nur Männer daten wollte, die besonders gut im Küssen waren. Wie blöd konnte man sein?
Freiwillig hatte er die Augen geschlossen und den Mund mit den vollen Lippen geöffnet. Das letzte Mal in seinem Leben.
Als Phil und ich das Field Office betraten, waren wir bester Laune. Wir hatten einen Urlaubsantrag gestellt, der genehmigt worden war, und planten einen Trip auf die Bahamas. Einfach mal die Seele baumeln lassen, schwimmen, schnorcheln und entspannen. Die Vorfreude war riesig.
Ein Teil meiner Euphorie schwand, als Helen um die Ecke bog und nach dem Morgengruß die bekannten Worte »Mister High möchte euch sehen« äußerte.
Wir folgten ihr ins Büro des Chefs, wo er uns bereits erwartete und uns Plätze am Besprechungstisch anbot. Er setzte sich zu uns, faltete die Hände, legte das Kinn darauf und sah uns ernst an.
»Jerry, Phil, es tut mir leid, ich glaube, ich werde wieder einmal Ihre Urlaubspläne durchkreuzen müssen.«
Mein Partner und ich ließen uns die Enttäuschung nicht anmerken.
»Ich habe lange nachgedacht«, fuhr Mr. High fort, »aber es geht nicht anders. Steve und Zeerookah müssen noch bis zum Prozess auf diesen Kronzeugen aufpassen, der gegen hochkarätige Angehörige des Mobs aussagen will. Und Joe und Les sind kurz davor, die Explosionsserie in Yonkers aufzuklären.«
»Das heißt, es gibt einen neuen Fall, den wir übernehmen sollen?«, fragte Phil.
Mr. High nickte. »Genauso ist es.«
»Kein Problem«, erwiderte Phil. »Auf die Bahamas können wir uns auch begeben, nachdem dieser Fall beendet sein wird.«
Mr. High lächelte.
»Das FBI wird selbstverständlich die Stornokosten für Ihre Tickets und Ihre Unterkunft übernehmen.« Er wurde ernst. »Wir haben mal wieder eine Serie von Morden in New York.«
Phil stöhnte. »Nein, bitte nicht schon wieder ein Serienkiller.«
»Doch, Phil, so leid es mir tut«, sagte Mr. High. »Wir haben definitiv einen Serienkiller. In den letzten zehn Tagen wurden drei Leichen in New Yorker Parks aufgefunden. Das Szenario war immer gleich, keine sichtbaren äußeren Verletzungen. Und in jedem Fall wurde unweit der Leiche eine Voodoopuppe mit einer Nadel in der linken Brusthälfte gefunden.«
»Du liebe Güte«, meinte Phil, »das kann ja heiter werden.«
»Ich habe bei den zuständigen Revieren des NYPD die digitalen Akten für Sie angefordert«, sagte Mr. High. »Sie müssten bereits da sein oder in Kürze eintreffen.«
Phil erhob sich. »Na, dann wollen wir mal.«
»Danke«, sagte Mr. High. »Und vergessen Sie nicht, Helen Ihre Reiseunterlagen zu geben, damit sie sich um das Finanzielle kümmern kann.«
Als Phil und ich unsere Rechner hochfuhren, waren zwei der drei Akten des NYPD bereits eingetroffen. Die dritte folgte kurz darauf.
Die Cops hatten gute Arbeit geleistet, leider gab es bis auf die Tatsache, dass in der Nähe aller Opfer eine Voodoopuppe mit Nadel in der Brust gefunden worden war, keine verwertbaren Hinweise. Die Puppen hatte man auf Fingerabdrücke und Anhaftung von Fasern oder Haaren untersucht, war jedoch nicht fündig geworden.
Dass die Toten keine Papiere bei sich trugen und ihre Identität demnach nicht bekannt war, machte die Sache nicht besser.
Ich las mir die Aussagen der Ärzte durch, die die Opfer an den Tatorten untersucht hatten, und notierte mir die mutmaßlichen Todeszeitpunkte. Das würde später für die Alibis etwaiger Verdächtiger wichtig sein.
An den Opfern waren keine Spuren gefunden worden, die auf einen gewaltsamen Tod hindeuteten, wir mussten allerdings von Mord ausgehen. Drei Tote im gleichen Szenario, das konnte kein Zufall sein.
Phil runzelte die Stirn und dachte laut. »Wie hat er oder sie das bloß angestellt? Wie sind diese Männer getötet worden?«
»Das ist die Frage aller Fragen«, erwiderte ich. »Ich schicke jetzt erst mal die digitalen Akten an Ben weiter und bitte ihn herauszufinden, wer diese Männer sind.«
Wie aufs Stichwort flog die Tür zu unserem Büro auf, und unser jugendlich wirkender IT-Experte Dr. Ben Bruckner trat ein. Er war noch in voller Montur – Anzug, Krawatte, Aktenkoffer – und wirkte abgehetzt. »Entschuldigt bitte! Ich komme gerade aus Atlanta. Der Flieger hatte Verspätung.«
»Wie geht es deiner Grandma?«, wollte Phil wissen.
Ben lächelte. »Gut. Sogar sehr gut. Das ist ein Spitzenhaus, diese Seniorenresidenz. Meine Großtante überlegt bereits, ob sie zu ihrer Schwester zieht. Man fühlt sich dort wie in einem Hotel. So möchte ich auch mal wohnen, wenn ich alt bin.«
»Bis dahin hast du ja noch ein bisschen Zeit«, sagte ich.
Ben stellte den Aktenkoffer auf meinen Schreibtisch und versuchte, eine widerspenstige Haarsträhne zu bändigen, die ihm wiederholt in die Stirn fiel. »Ich habe gehört, euer Urlaub fällt ins Wasser, weil ein Serienmörder sein Unwesen treibt. Das tut mir leid. Kann ich euch helfen?«
»Und ob du das kannst«, sagte ich. »Ich habe dir gerade die digitalen Akten geschickt, die wir vom NYPD erhalten haben. Es sind drei Opfer, die in verschiedenen Parks gefunden worden und alle auf die gleiche Art und Weise ums Leben gekommen sind. Du wirst es gleich lesen. Das Dumme ist, dass wir keine Ahnung haben, wer die Toten sind. Keiner der Männer trug Papiere bei sich. Wir wären ein ganzes Stück weiter, wenn du ihre Identität herausfinden würdest.«
»Das mache ich gerne«, sagte Ben. »Und übrigens, wenn wir diesen Fall gelöst haben, lade ich euch zum Essen ein. Es ist der Wunsch meiner Granny. Sie hat mir aufgetragen, meine netten Kollegen auszuführen und mir für diesen Zweck etwas Geld zugesteckt. Als Gegenleistung möchte sie nur ein Selfie von uns dreien im Restaurant, das sie ihren Freundinnen zeigen darf.«
»Ein Selfie?«, fragte Phil.
Ben lachte. »Aber ja. Du hast keine Ahnung, wie viele Stunden die alte Lady am Smartphone verbringt. Ich glaube, sie schreibt sogar mit dem Postboten.«
»Und wie machen wir beide jetzt weiter?«, fragte Phil, als sich Ben zum Gehen wandte.
»Ich weiß auch nicht, Partner, unser einziger Anhaltspunkt ist die Sache mit den Voodoopuppen, also würde ich in diese Richtung ermitteln. Auch wenn ich im Moment keine Ahnung habe, wo wir damit beginnen sollen.«
Ben wandte sich um. »Die Voodooreligion entstand in Westafrika und kam dann über Sklaven, die vor allem aus Haiti stammten, nach Louisiana. Von dort aus bahnte sich Voodoo seinen Weg in andere Teile des Landes. Viele der in New York lebenden Haitianer betreiben diesen Kult.«
»Ich hatte vergessen, dass du ein wandelndes Lexikon bist, Doktor Doktor Ben Bruckner«, sagte ich.
Ben lächelte bescheiden. »Ach was, das habe ich irgendwo aufgeschnappt.«
Dann trollte er sich.
Ich setzte mich noch einmal an den Rechner und gab die Begriffe New York und Voodoo in die Suchmaschine ein. Es erschienen diverse Einträge von Voodoopriesterinnen und -priestern, deren Adressen sich tatsächlich vor allem in Little Haiti befanden.
Ich suchte auf gut Glück eine Priesterin mit dem wohlklingenden Namen Voodoo Priest Charlotte heraus und teilte meine Erkenntnisse mit Phil.
Er seufzte. »Von mir aus. Irgendwo müssen wir ja anfangen.«
Wir machten uns auf nach Little Haiti zu der im Internet angegebenen Adresse und fanden sofort einen Parkplatz in der Nähe von Voodoo Priest Charlottes' Studio. Es befand sich in der Clarendon Road in einem unscheinbaren, aber gepflegten Mietshaus, dem der indische Lebensmittelladen im Erdgeschoss mit seiner schreiend gelben Markise ein fröhliches Flair verlieh.
Durch einen Seiteneingang gelangten wir in ein stickiges Treppenhaus, in dem es intensiv nach Curry roch, und in den ersten Stock, wo sich laut Aufsteller nebst Pfeil vor dem indischen Laden Voodoo Priest Charlottes' Studio befand.
Auf unser Klopfen hin öffnete eine Frau, die vielleicht Mitte zwanzig sein mochte. Ihr Lächeln schien aufrichtig. »Es tut mir leid, ich denke, ich kann Ihnen nicht weiterhelfen. Sie haben keinen Termin ausgemacht.«
»Vielleicht können Sie uns trotzdem behilflich sein«, sagte Phil und zog seinen Dienstausweis hervor, den die junge Frau studierte.
»Na dann. Kommen Sie bitte herein.« Sie gab erst Phil und dann mir die Hand. »Charlotte Duval, Voodoopriesterin. Und Sie?«
»Entschuldigen Sie bitte«, sagte ich, »Agent Decker und Agent Cotton.«
Charlotte Duval lächelte und bedeutete uns, ihr zu folgen.
Im Inneren der Wohnung löste der Duft nach Süßkartoffeln und Gemüse den Currygeruch aus dem Treppenhaus ab. Charlotte Duval führte uns in ein aufgeräumtes Wohnzimmer, in dem nichts auf Voodoo hindeutete, und bat uns Plätze auf einem Sofa an.
»Ich helfe Ihnen gerne, wenn ich kann«, sagte sie. »Worum geht es denn?«
»Das ist gleichzeitig sehr einfach und sehr schwierig«, sagte ich und zog den Beweismittelbeutel mit der Voodoopuppe vom ersten Tatort aus der Jackentasche, verbarg sie jedoch vorerst in der geschlossenen Hand. »Wir hatten in den letzten zehn Tagen drei Morde in New York City. Das Setting ist immer gleich. Keine offensichtliche Todesursache, Fremdverschulden kann nicht nachgewiesen werden, aber an sämtlichen Tatorten fand sich eine Voodoopuppe mit Nadel in der linken Brust unweit des Opfers.« Ich öffnete die Hand und zeigte Charlotte Duval das beschriebene Objekt.