Jerry Cotton 3513 - Jerry Cotton - E-Book

Jerry Cotton 3513 E-Book

Jerry Cotton

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Beschreibung

Der Mord an Harold Cummings, einem Prediger der Kirche der letzten Wahrheit, war bereits das dritte Attentat auf einen Angehörigen dieser puritanischen Sekte. Die ersten beiden Verbrechen waren in Jersey City und Vermont geschehen. Die Kirche in Jersey City stand außerdem unter dem Verdacht, als Verteilerstation von Fentanyl gedient zu haben. Es lag nahe, dass es zwischen den Morden einen Zusammenhang gab. Damit übernahmen wir vom FBI den Fall, bei dem mehr als eine zwielichtige Gestalt unseren Weg kreuzte ...

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Seitenzahl: 124

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Inhalt

Cover

Auch ein Prediger kann sterben

Vorschau

Impressum

Auch ein Prediger kann sterben

Regen tropfte auf die Fensterscheiben und sorgte für eine verschwommene Sicht. Alle paar Minuten musste Edgar Walters den Scheibenwischer betätigen, damit er den Eingang des Restaurants im Auge behalten konnte.

Seit einer Stunde saß er hier und langweilte sich. Ihm blieb nichts anderes übrig, als die wenigen Passanten zu beobachten, die sich trotz des schlechten Wetters auf der Straße sehen ließen. Spät war es nicht, nicht einmal zehn Uhr nachts. Keine Zeit also, in der halb New York bereits im Bett lag.

Ein Paar verließ das Restaurant, eine junge Frau und ein Mann im besten Alter. Vater und Tochter? Reicher Geschäftsmann mit Seitensprung? Die Frau sah zumindest nicht so aus, als schwebte sie verliebt im siebten Himmel. Sie trug ein kurzes Paillettenkleid, das viel Haut aufblitzen ließ. Für ihre sehr schmale Hüfte waren die Beine zu muskulös. Basketball oder Tennis?, überlegte Walters und versuchte, sich die junge Frau in dem jeweiligen Sportdress vorzustellen.

Erst jetzt erkannte er Harold Cummings in dem Mann, für dessen Ermordung er bereits die Hälfte seines Lohns kassiert hatte.

Die Tür des Restaurants öffnete sich.

Harold Cummings drängte heraus.

Seine massige Figur füllte den Ausgang fast vollständig aus. Seine Präsenz zwang die beiden, die drei Stufen freizugeben, die vom Restaurant zum Gehsteig führten. Sie waren stehen geblieben und prüften mit den Händen den Regen. Vermutlich überlegten sie, ob sie ein Taxi heranwinken sollten. Die junge Frau schüttelte den Kopf.

Walters warf einen Blick auf den Beifahrersitz und überzeugte sich davon, dass seine 38er Automatic bereitlag. Er ließ die Scheibe auf der Beifahrerseite hinunterfahren, ehe er den Wagen bewegte.

Harold Cummings hatte inzwischen die drei Stufen bewältigt. Am Fuß der Treppe blickte er zum Eingang zurück. Er wartete auf seine Begleitung.

Edgar Walters war das nur recht, so hielt sich der Kollateralschaden in Grenzen.

In langsamem Tempo nahm er die Kurve aus der Parkbucht und rollte ebenso langsam die Straße entlang auf das Restaurant zu.

Vor dem Eingang gab es eine Parklücke, also freies Schussfeld.

Cummings stand mit dem Rücken zu ihm. Die Frau trat gerade ins Freie. Ein Kellner hielt einen aufgespannten Regenschirm über ihren Kopf.

Für eine Sekunde bremste Walters den Wagen. Dann zerriss das Geräusch des Schusses die abendliche Ruhe.

Detective Costa erschien exakt dreizehn Minuten nach dem Schuss an dem Tatort in der 47th Street. Sergeant Shrieve, der mit ihm den Nachtdienst teilte, sorgte mit Warnlicht, aber ohne Horn für freie Fahrt. Auf den Straßen herrschte selbst nachts dichter Verkehr.

Eine Menschentraube ließ den Schauplatz des Verbrechens schon von Weitem erkennen.

Ein Parkplatz in der Nähe fand sich glücklicherweise. Fast gleichzeitig rauschte ein Rettungswagen heran und hielt dicht neben ihrem Dienstwagen.

Die Sanitäter rannten zu dem Mann am Boden, als Costa aus dem Fahrzeug stieg.

Er verschaffte sich einen Überblick. Auf dem Gehsteig, gleich an der untersten Stufe der Treppe, die zu dem Restaurant führte, lag unübersehbar ein Toter, der Körper auf dem Asphalt, Kopf und Schulter auf der ersten Treppenstufe. Zwei Cops waren bereits vor Ort. Einer bewachte die Leiche vor der neugierigen Menge, während der zweite, eine Beamtin, eine Frau zu beruhigen versuchte.

Im Minutentakt fuhren weitere Einsatzfahrzeuge vor.

Costa wies sich aus. Der Streifenpolizist neben der Leiche winkte ihn heran.

»Das sieht nach einem Profi aus«, begrüßte der Mann ihn. »Der Tote weist nur ein Einschussloch auf, von hinten erschossen. Er muss sofort tot gewesen sein. Das deckt sich mit den Zeugenaussagen. Ich habe vorsichtshalber ein paar Fotos gemacht.«

Costa schenkte dem jungen Kollegen ein anerkennendes Lächeln und warf einen forschenden Blick auf den Toten. Das Gesicht kam ihm irgendwie bekannt vor. »Weiß man schon, wer das Opfer ist?«

»Ja. Der Mann war in Begleitung. Die Lady bei meiner Kollegin ist seine Gattin.«

Die Spurensicherung nahm ihre Arbeit auf. Der Krankenwagen verließ den Tatort, er machte Platz für den Bestatter, der schon in der Straße wartete. Die Einfahrt in die 47th Street war für den Einsatz großräumig abgesperrt worden.

Detective Costa stellte sich der Ehefrau des Ermordeten vor. »Mein aufrichtiges Beileid. Leider muss ich Ihnen einige Fragen stellen. Sie sind ...?«

»Das ist Abigail Cummings«, erklärte der weibliche Cop. »Harold Cummings war Prediger. Er leitete die Kirche der letzten Wahrheit in New York«

»Aha, deshalb kommt er mir so bekannt vor«, entfuhr es Costa. Seine Gedanken überschlugen sich. Die Polizeiberichte der letzten Zeit drängten sich in sein Bewusstsein.

»Er stand einer Freikirche vor, einer selbstständigen Kirche«, ergänzte die Streifenpolizistin.

Costa sog die Luft scharf durch die Nase ein. Er ahnte, dass ihm der Fall entzogen werden würde.

Ein Tränenanfall schüttelte Cummings' Frau. Sie griff nach einem Taschentuch und tupfte sich die Wangen ab.

Costa bemühte sich um einen warmen Ton in der Stimme. »Fühlen Sie sich dazu in der Lage, mir einige Fragen zu beantworten?«

Die Frau rang um Beherrschung. Sie wirkte verwirrt, doch die Tränen waren versiegt. Die würden zurückkehren, sobald sie mit ihren Gedanken allein war.

»Es ging alles so schnell«, sagte sie. »Ich trat aus dem Restaurant, und in diesem Augenblick fiel der Schuss. Ich stand im Licht und das Fahrzeug im Dunkeln.«

»Der Schütze saß in einem Fahrzeug?«, vergewisserte sich Costa.

Die Frau nickte.

»Sie haben also nichts gesehen?«

»Nein. Ich dachte ja nicht an so etwas ...« Sie stockte. »Der Knall hat mich im ersten Moment nur erschreckt, dann sah ich plötzlich Harold. Sein Gehirn spritzte mir entgegen. Der Kellner hielt blitzschnell den Schirm hoch, sodass ich nicht getroffen wurde. Da konnte ich überhaupt nichts mehr sehen ...«

»Der Kellner hat auch nichts gesehen«, sagte die Streifenpolizistin. »Wo ist er überhaupt?«

»Da bin ich«, sagte eine Stimme hinter ihnen.

»Sie haben schnell reagiert«, stellte Costa fest.

»Ein Reflex«, sagte der Mann. »Der Schirm hätte wohl keine Kugel aufhalten können, wenn der Attentäter ein weiteres Mal geschossen hätte.«

»Weshalb hätte er schießen sollen?«, fragte Costa. »Es sieht ja so aus, als hätte er gezielt auf Cummings gewartet.«

»Na«, meinte der Kellner, »das lag irgendwie nahe. Wenn er den Mann erschießt, könnte er es ja auch auf die Frau abgesehen haben. Immerhin sind sie eine Familie.«

Bloß die Frau steht nicht in der Öffentlichkeit, dachte Costa, behielt den Gedanken jedoch für sich.

Ich holte Phil mit meinem roten Flitzer an der üblichen Straßenecke ab.

Als er in den Jaguar stieg, sah ich ihm an, dass ihn Mr High ebenso unsanft aus dem Schlummer gerissen hatte wie mich.

»Schon wieder einer«, sagte er und ließ sich in den Sitz neben mir fallen.

»Hast du wenigstens deinen Morgenkaffee genossen?«

»Von wegen. Mister High klang so eilig, dass er mich am liebsten im Pyjama zu sich gerufen hätte. – He, wohin sind wir unterwegs? Da entlang geht es nicht zum Field Office.«

»Das hast du richtig erkannt. Der Chef schickt uns gleich zum Revier in der 51st Street.«

»Hat er dir nähere Informationen zukommen lassen? Mir gegenüber hat er geschwiegen wie ein Grab.«

»Eigentlich solltest du dir denken können, worum es geht.«

»Richtungskampf in den Freikirchen oder Rauschgift?«, vermutete Phil.

Auf diese Möglichkeiten musste mein Freund stoßen. Immerhin ermittelten wir seit einer Woche im Umfeld der Sekten. Auch wenn man es nicht glauben wollte, selbst in diesem erlauchten Kreis frommer Männer gab es Meinungsverschiedenheiten, die anscheinend nicht anders gelöst werden konnten, als dass man vollendete Tatsachen schaffte.

Vollendete Tatsachen bedeuteten in diesem Zusammenhang tote Männer führender Köpfe innerhalb der Kirche der letzten Wahrheit.

Auf den ersten Blick sah die Sache einfach aus. Zwei Strömungen kämpften gegeneinander. In welche Richtung sollte sich Kirche entwickeln? Welchen Aspekten des modernen Lebens sollte in der Auslegung der Regeln Rechnung getragen werden?

Ließ sich das Problem auf eine kircheninterne Frage reduzieren? Oder lag es ganz woanders? Entwickelte sich hier gar eine Organisation, die in das große Geschäft einsteigen wollte? Die Kirche stand unter dem Verdacht, dass sie unter dem Deckmantel der Religion einen schwunghaften Handel mit Fentanyl und anderen Opioiden betrieb.

Das waren die Fragen, die uns beschäftigten. Der Richtungskampf schwelte seit längerer Zeit. Wenn der führende Kopf der einen Richtung ermordet wurde, sollte jemand aus der rivalisierenden Strömung dafür verantwortlich sein. Klang logisch? War es nicht. Zum einen sah die Sache viel zu eindeutig aus, zum anderen war sie nicht so leicht zu beweisen, solange wir nicht die grundlegende Frage beantwortet hatten: Welches Motiv hatte zu den Morden geführt?

Die wichtigste Frage, die wir bei der Suche nach dem Mörder zu lösen hatten, war, ob es sich um einen Glaubensstreit handelte oder ob geschäftliche oder persönliche Motive dahintersteckten.

Der Mord, der Mr High auf den Plan gerufen hatte, war der dritte in diesem Umfeld.

Der Morgenverkehr war wie gewohnt. Manchmal dachte ich, dass wir zu Fuß schneller ans Ziel gelangen würden, doch mein Job ließ es nicht zu, ohne fahrbaren Untersatz zum Dienst zu erscheinen. Gott sei Dank gab es vor dem Polizeirevier für Dienstwagen vorgesehene Abstellplätze, sodass ich mir wenigstens keine Gedanken um die Parkplatzsuche machen musste.

»Detective Costa erwartet unseren Besuch«, sagte ich beim Empfang und wies mich aus.

»Nehmen Sie die Treppe in den ersten Stock«, sagte der Desk Sergeant. »Das geht schneller, als würden Sie erst den Lift holen. Gleich das erste Großraumbüro, fragen Sie dort weiter.« Er nickte mir zu, als hätte er damit bewiesen, dass die Polizeikräfte jeder Art in New York ohne Standesdünkel zusammenarbeiten konnten.

»Detective Costa?«, rief ich kurz darauf in das Büro hinein.

Antwort erhielt ich nicht, dafür wiesen uns zahlreiche ausgestreckte Hände die Richtung.

Costa hatte seinen Schreibtisch am anderen Ende. Nach der Begrüßung führte er uns in einen Besprechungsraum.

»Hier können wir uns in Ruhe unterhalten«, sagte er.

Hinter uns betrat ein weiterer Cop das Zimmer.

»Das ist Sergeant Shrieve. Er hat mich heute Nacht begleitet. Sie werden sicherlich auch ihm einige Fragen stellen wollen.«

»Welches Interesse hat das FBI eigentlich an diesem Mord?«, fragte der Sergeant.

»Neben der Person, die ermordet wurde, vor allem das Amt, das diese Person bekleidet hat«, antwortete ich.

»Harold Cummings war über jeden Verdacht erhaben«, meinte Costa. »Inwieweit er und seine Kirche in den Fentanylhandel involviert sind, ist noch nicht geklärt. Nachweisen konnten wir ihm nichts. Ich bin seinen Lebenslauf durchgegangen und habe alles auf meinem Schreibtisch, was über ihn aktenkundig ist. Bislang ist er nicht mit dem Gesetz in Konflikt geraten.«

»Sie kannten Cummings, bevor er ermordet wurde?«, fragte Phil.

»Kennen ist zu viel gesagt. Er stand in der Öffentlichkeit. Die Glaubensgemeinschaft, der er vorstand, besitzt zahlreiche Anhänger in gewissen Vierteln. Kennen dürfte ihn wohl jeder fünfte New Yorker.«

»Haben Sie etwas herausgefunden, das zu einem möglichen Motiv führen könnte?«, erkundigte ich mich.

Kopfschütteln war die erste Reaktion, dann sagte Shrieve unvermittelt: »In Vermont war doch irgendetwas. Ich erinnere mich.«

»Der Mordfall Hausner!«, platzte es aus Costa heraus.

»Ja, Hausner leitete die Kirche der letzten Wahrheit in Montpelier, Ferguson war Prediger in Jersey City«, sagte ich. »Beide sind tot. Erschossen. Sie waren unbescholtene Bürger. Cummings ist das dritte Opfer. Das weitaus prominenteste, denn er stand einer großen Kirche vor. Dagegen machten sich die Gemeinschaften in Jersey City und Vermont richtiggehend mickrig aus.«

Die Befragung erbrachte kein weiteres Ergebnis. Wir mussten mit unseren Ermittlungen bei null anfangen.

Das hieß, dass unser zweiter Weg uns an den Schauplatz der Tat führte.

Auf dem Asphalt waren noch die aufgesprühten Farbspuren zu erkennen, die die Spurensicherung hinterlassen hatte. Auf dem Gehweg brauchten wir nicht weiterzusuchen. Unsere Kollegen von der Spurensicherung hatten sicherlich gründlich gearbeitet.

Der Kellner, der Mrs Cummings mit dem Schirm in der Hand auf die Straße begleitet hatte, hieß Luigi Giannini. Wie sein Name verriet, stammten seine Vorfahren aus Italien. Seiner Sprache war das nicht mehr anzuhören.

»Ich kann Ihnen nichts Neues erzählen«, sagte Giannini. Er zählte zu den kleinen Männern, dafür neigte er zur Rundlichkeit. »Es hat geregnet, es war dunkel, und es ging alles so schnell.«

»Das haben wir aus dem Protokoll erfahren. Aber es wäre nett, wenn Sie uns alles noch einmal im Detail erzählen könnten«, bat ich.

»Das mit dem Schirm passierte unbewusst.«

»Jeder Mann interessiert sich für Autos«, sagte Phil. »Können Sie uns keinen Hinweis geben, um welches Modell es sich bei dem Täterfahrzeug gehandelt haben könnte?«

»In der Nacht sehen alle Wagen gleich aus. Vielleicht war es ein Durchschnittsmodell von GM.«

»War Mister Cummings öfter zu Gast bei Ihnen?«, lenkte ich das Gespräch auf ein anderes Thema.

»Er hat uns zweimal im Monat besucht.«

»Er kannte demnach die Gegend«, murmelte ich.

Abigail Cummings, die Ehefrau des Opfers, machte einen gefassten Eindruck, als sie uns die Apartmenttür öffnete. Sie zitterte allerdings. Wir hatten Verständnis für ihre Unruhe. Der Mord musste ihr nahegegangen sein.

Sie bat uns herein, nachdem wir uns vorgestellt hatten. »Verzeihen Sie, ich bin immer noch ganz durcheinander. Darf ich Ihnen etwas anbieten?«

»Sehr nett, aber danke, wir werden Sie nicht allzu lange aufhalten«, sagte ich. »Ich verstehe, dass Ihnen momentan andere Dinge durch den Kopf gehen ...«

»Die Ablenkung hilft mir vielleicht mehr, als Sie ahnen.« Sie versuchte sich an einem Lächeln. Es gelang ihr, verschwand jedoch gleich wieder.

»Hat irgendetwas darauf hingedeutet, dass jemand Ihrem Mann nach dem Leben trachten wollte?«, fragte ich.

»Wenn man bedenkt, dass wir alle Gläubige im Sinne des gütigen Herrn sind, nein. Natürlich gab es innerhalb der Kirche Meinungsverschiedenheiten. Die Waffen in diesem Kampf sind Argumente. Kugeln zählen nicht dazu.«

»Leider hat sich diese Ansicht noch nicht allgemein durchgesetzt. Worum ging es bei diesen Meinungsverschiedenheiten?«, fragte ich weiter.

»Der Streit, wenn man es unbedingt so nennen will, ist über die Spenden ausgebrochen.« Mrs Cummings holte tief Luft. »Harold konnte sehr stur sein, er war der Chef. Was er sagte, hatte Gewicht. Da ließ er sich von niemandem von seiner Meinung abbringen. Deswegen tötet doch niemand, oder?«

»Morde wurden schon wegen der nichtigsten Sachen verübt«, sagte ich. »Wie war der Umgang der einzelnen Kirchen untereinander? Ging es dabei vorrangig um Glaubensfragen?«

»Nicht primär. Der Streit entzündete sich ganz banal am Geld. Wie könnte man es verteilen, sodass alle zufrieden waren?«

»Das heißt, wie wurde geteilt?«

»Wer spricht hier vom Teilen? Eine Kirche ist keine Aktiengesellschaft. Nur irgendwoher muss das Geld ja kommen.«

»Was geschah mit den Spendengeldern?«, fragte Phil.

»Darüber verfügt der Prediger. Natürlich erfüllt jede Kirche auch eine soziale Aufgabe. Nur das sind interne Probleme, die Sie weniger interessieren dürften.«

Mein Partner fuhr sich durchs Haar. »Demnach kann eine Kirche ein einträgliches Geschäft sein, da die Spenden das Privatvermögen des Predigers mehrt.«

»Wenn die Kirche über spendable Gläubige verfügt ... Interessiert Sie das wirklich?«

Phil nickte. »Jedes Detail kann wichtig sein.«

»In den letzten Monaten kam darüber ein Richtungsstreit auf«, sagte Mrs Cummings. »Mein Mann hat mir sogar von einer Schlägerei zwischen zwei Oberen erzählt, denen die Argumente ausgegangen waren.«

»Die Namen dieser Gentlemen wissen Sie zufälligerweise auch?«, fragte ich.

»Nein, aber wenn sie die anderen Gemeindeoberhäupter befragen, können sie Ihnen sicherlich Antwort geben.«

Jaspal Prasad saß auf der Rückbank seines Rolls-Royce, ein leeres Glas in der Hand. Der Tee war das Einzige, das ihn noch mit seiner Heimat Indien verband.