Jerry Cotton 3526 - Jerry Cotton - E-Book

Jerry Cotton 3526 E-Book

Jerry Cotton

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Beschreibung

Ich erhielt einen mysteriösen Anruf. Der Mann am Telefon wollte sich mit mir treffen, angeblich, um ein Verbrechen zu melden. Als Phil und ich den Treffpunkt erreichten, wurde der Mann vor unseren Augen niedergeschossen. Der Schütze konnte unerkannt fliehen. Sein Opfer brachte noch das Wort "Entführung" heraus, bevor es am Tatort starb. Die Spuren führten auf einen Campus. Daher schickten wir unseren jungen Kollegen Dr Ben Bruckner wegen seines jugendlichen Aussehens undercover in den Außeneinsatz. Ihm blieb nicht viel Zeit, die Schulbank zu drücken, denn es dauerte nicht lange, bis er ebenfalls in die Hände des Mörders fiel ...

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Seitenzahl: 137

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

Back to School

Vorschau

Impressum

Back to School

Der Informant hatte verlangt, dass ich mich allein mit ihm vor dem Goldstein Theatre in Queens traf. Ich wusste nicht einmal, was er mir mitteilen wollte, deshalb hatte ich meinen Partner Phil Decker als Rückendeckung mitgenommen.

Noch hielt sich Phil im Hintergrund, während ich vor dem geöffneten Gittertor stand. Ich beobachtete den Eingang des Theaters. Der anonyme Anrufer, der mich hierherbestellt hatte, ließ sich nicht blicken.

Da klingelte mein Handy. Ich nahm den Anruf entgegen.

»Ja? Wo sind Sie?«, fragte ich.

»Hinter Ihnen, Agent Cotton. Schauen Sie auf die andere Straßenseite.«

Ich drehte mich um. »Dort ist nur eine Tankstelle.«

Schließlich erkannte ich eine Person, die mir von gegenüber zuwinkte. Der Mann befand sich in einem unbeleuchteten Bereich vor einem Backsteingebäude. Dort war es so dunkel, dass ich ihn ohne seinen auffallend gelben Hoodie, den er trug, wahrscheinlich übersehen hätte.

Er unterbrach die Verbindung und steckte sein Handy in die Kängurutasche seines Kapuzenpullis zurück.

Ich wollte den Kissena Boulevard überqueren und ließ einen kleinen weißen Truck an mir vorbei, der gerade langsam die Straße entlangrollte.

Und genau in dem Moment, in dem mir der Lastwagen die Sicht auf den Mann im gelben Hoodie nahm, hörte ich den Schuss!

Instinktiv griff ich zu meiner Waffe und riss sie aus dem Gürtelholster.

Der Truck schien in wahrem Schneckentempo an mir vorbeizuschleichen. Ich lief daher hinter ihm herum, und als ich wieder freies Sichtfeld auf die andere Straßenseite hatte, sah ich den Mann vor dem Backsteingebäude auf dem Gehsteig liegen.

Ich lief auf ihn zu und versuchte dabei, die Umgebung im Auge zu behalten. Immerhin befand ich mich jetzt völlig ungeschützt auf offener Straße und konnte somit leicht das nächste Ziel des Schützen werden.

»Jerry, Deckung!«, hörte ich da auch schon die Stimme meines Partners hinter mir.

Ich ließ mich zu Boden fallen. Es hatten mich nur noch wenige Yards von dem Getroffenen getrennt, sodass ich fast neben ihm zu liegen kam.

Er sah mich aus großen angsterfüllten Augen an. Der Mann war noch sehr jung, höchstens zwanzig.

Dann hörte ich den nächsten Schuss, und ein glühend heißes Ziehen jagte über meine rechte Wade. Endlich sah ich den Schützen. Er befand sich nur wenige Yards vor mir am anderen Ende des Lattenzauns, der das kleine Backsteingebäude neben uns begrenzte.

Auf dem Bauch liegend, riss ich meine Pistole hoch, doch der Gegner war klar im Vorteil. Er hatte seine Waffe bereits auf mich angelegt und gab zwei weitere Schüsse in meine Richtung ab, bevor ich ihn überhaupt aufs Korn nehmen konnte. Ich zuckte zusammen und hielt den Kopf unten.

Phil gab mir Rückendeckung und feuerte im Laufen einige Projektile ab. Ich konnte nicht sehen, ob es ihm gelungen war, den Schützen zu treffen.

Dann spürte ich Phils warme Handfläche beruhigend auf meiner Schulter.

»Bleib liegen, Jerry«, keuchte er. »Du bist verletzt. Ich nehme die Verfolgung auf.«

Er sprang auf und setzte dem Schützen nach, der inzwischen um die Ecke verschwunden war.

Verletzt? Ich?

Trotz Phils gut gemeintem Rat wollte ich aufstehen. Doch mein rechtes Bein gab unter mir nach. Auf der Seite liegend, betrachtete ich die kleine Blutlache, die sich neben mir ausbreitete.

Eine Stunde zuvor

Ich schaute verdrossen aus dem Fenster unseres Büros im dreiundzwanzigsten Stock des Federal Building auf die Straße hinunter. Das, was ich von da oben erblickte, vertrieb mir jegliche Lust auf die Heimfahrt.

Es war bereits dunkel geworden, und es regnete in Strömen. Der Regen legte mal wieder den Verkehr in der Stadt lahm. Stoßstange an Stoßstange schoben sich die Autokolonnen im Schritttempo durch die Straßen. Der Nachhauseweg wäre unter diesen Umständen wahrlich kein Vergnügen. Da nutzte es auch nichts, dass mein Jaguar in der Tiefgarage mit einem 575 PS starken Motor ausgerüstet war.

Dann würde ich die Zeit lieber dazu nutzen, Akten durchzuarbeiten und Berichte über die zuletzt abgeschlossenen Fälle zu schreiben.

Seufzend drehte ich mich vom Fenster weg und setzte mich an meinen Schreibtisch. Mein Partner Phil hatte sich vor einer Stunde in den Feierabend verabschiedet, und ich erlebte gerade einen der seltenen Momente, in denen sich unser Vorgesetzter Mr High nicht mehr im Gebäude aufhielt.

Ich redete mir selbst ein, die Ruhe im Büro zu genießen, und rief mein zuletzt bearbeitetes Dokument auf, als diese Ruhe durch das Läuten meines Telefons unterbrochen wurde. An der Nummer auf dem Display konnte ich erkennen, dass jemand aus der Telefonzentrale anrief, und der Ringruf automatisch an meine Durchwahl zugestellt worden war.

»Special Agent Cotton«, meldete ich mich.

»Mein Name ist West, von der Telefonzentrale, Sir«, antwortete eine jung klingende Männerstimme.

»Was kann ich für Sie tun, Mister West?«

»Ich habe einen seltsamen Anruf in der Leitung, Agent. Der Mann behauptet, er habe ein Verbrechen zu melden, und möchte nur mit einem Special Agent vom FBI darüber sprechen.«

Ich bekam sofort jenes unangenehme Grummeln im Magen, das sich manchmal vor schwerwiegenden Ereignissen ankündigte. Ich hatte so eine Ahnung, dass die bisherige Ruhe schlagartig ein Ende haben würde.

»Bitte stellen Sie durch«, bat ich West von der Telefonzentrale auf.

»Danke, Agent«, hörte ich ihn sagen, bevor ein leises Klickgeräusch signalisierte, dass ich nun den genannten Anrufer in der Leitung hatte.

»Special Agent Cotton«, wiederholte ich. »Was kann ich für Sie tun?«

»Sind Sie vom FBI?«, fragte mich eine weitere jung klingende Männerstimme aufgeregt.

»Ja. Ich bin Special Agent Cotton. Dürfte ich auch Ihren Namen erfahren?«

»Später vielleicht. Ich ... ich rufe an, weil ich ein Verbrechen melden möchte. Können wir uns irgendwo treffen? Ich brauche Polizeischutz.«

»Polizeischutz? Können Sie mir nicht wenigstens sagen, worum ...?«

»Nein«, unterbrach er mich. »Bitte nehmen Sie es mir nicht übel. Wo können wir uns treffen?«

»Machen Sie einen Vorschlag.«

»Könnten wir uns am Kupferberg Center treffen? Sagen wir, in etwa einer Stunde?«

»In Queens?« Ich stand mit dem Hörer in der Hand auf und machte zwei Schritte zurück ans Fenster. Immer noch schoben sich die Blechkolonnen durch die verstopften Straßen. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich das in einer Stunde schaffe. Bei dem derzeitigen Verkehrsaufkommen wird das länger dauern. Soll ich Ihnen vielleicht einen Streifenwagen schicken?«

»Nein, das wäre zu auffällig. Sie kommen doch in Zivil, oder?«

»Nun, ich trage keine Uniform, wenn Sie das meinen«, sagte ich, und mir kam mein roter Jaguar in der Tiefgarage in den Sinn. Für verdeckte Aktionen war nicht nur die markante Farbe meines Autos ungeeignet. Daher würde ich mir für die Fahrt nach Queens lieber einen unauffälligeren Wagen aus der Fahrbereitschaft leihen. »Werden Sie verfolgt?«

»Das kann ich zumindest nicht ausschließen.«

»Gut, ich mache mich auf den Weg. Woran erkenne ich Sie?«

»Kommen Sie einfach zum Eingang des Kupferberg Center, und rufen Sie mich an, wenn Sie da sind. Meine Nummer haben Sie sicher auf dem Display, oder?«

»Ja. Sollten Sie den Standort wechseln oder sich bedroht fühlen, erreichen Sie mich über die Nummer, die Sie vorhin angerufen haben. Die Telefonzentrale stellt Sie zu mir durch.«

»Vielen Dank, Agent Cotton.«

Er legte auf.

Ich meldete mich in der Telefonzentrale und bat darum, mir den Anrufer auf mein Diensthandy umzuleiten, sollte er sich wieder melden. Gleichzeitig gab ich in Auftrag, man möge ausforschen, wem die Handynummer gehörte und von wo der Mann angerufen hatte.

Im Anschluss wählte ich die Nummer meines Chefs Mr High, um ihn über den ungeplanten Einsatz in Kenntnis zu setzen.

Auf dem Weg in die Tiefgarage erreichte ich meinen Freund und Partner Phil Decker auf seinem Handy.

Auch ihn unterrichtete ich über den abendlichen Ausflug nach Queens.

»Warte einen Moment, Jerry«, sagte er. »Ich kann ihn zehn Minuten bei dir sein.«

»Zehn Minuten? Ich dachte, du wärst vor einer Stunde nach Hause gefahren.«

Dass er nicht zu Hause war, hatte ich mir schon gedacht. Die typischen Hintergrundgeräusche einer Bar drangen an mein Ohr.

Die Verbindung brach ab, als ich mit dem Lift in der Tiefgarage angekommen war. Während ich mit der Fahrbereitschaft die Formalitäten abwickelte, um mir einen Dienstwagen zu leihen, traf Phil ein.

Wir setzten uns in einen dunklen Ford Interceptor.

»Ich bin nicht weit gekommen«, sagte Phil. »Die Subway hatte einen Defekt, und als es mir zu viele Menschen am Bahnsteig wurden, kehrte ich um, um die Wartezeit in einer Bar zu überbrücken.«

»Na, du bist mir ein Freund. Du hättest ruhig ins Büro zurückkommen und mir bei den Berichten helfen können.«

»Das kannst du viel besser, Jerry. Du hattest doch immer schon so eine erzählerische Ader.«

Im Wagen klärte ich ihn über den Anruf auf, den ich vor wenigen Minuten erhalten hatte.

Trotz eingeschaltetem Warnlicht und Sirene kamen wir nur quälend langsam durch die Straßen.

»O Mann. So schaffen wir es ja nicht einmal in einer Stunde bis nach Queens«, jammerte Phil.

»Das habe ich dem Anrufer auch gesagt, aber er wollte nicht, dass ich ihm einen Streifenwagen schicke.«

»Glaubst du, ist da überhaupt irgendetwas dran?«

»Ja. Ich habe da ein ganz mieses Gefühl. Der Mann klang zwar sehr aufgeregt, doch es schien ihm ernst zu sein.«

»Welches Verbrechen er uns melden wollte, hat er dir nicht gesagt? Wer weiß, ob das überhaupt etwas fürs FBI ist?«

»Hören wir uns einfach mal an, was er zu sagen hat.« Ich lenkte den Wagen in eine weniger befahrene Straße. »Wir können später immer noch das NYPD oder sonst wen informieren. Oder hattest du was Besseres vor, als dich von mir nach Queens kutschieren zu lassen?«

»Du, Jerry, dort in der Bar, da war so eine blonde ...«

»Hör auf mit deinem Jägerlatein«, unterbrach ich ihn und lachte.

Nachdem wir die Brooklyn Bridge hinter uns gelassen hatten, wurde der Verkehr lockerer. Zumindest kamen wir ab jetzt ohne Warnlicht und Sirene weiter.

Auch der Regen hatte nachgelassen. Dennoch dauerte es insgesamt mehr als eine Stunde, bis wir in Queens eintrafen.

Die Kollegen von der Telefonzentrale meldeten, dass der Anruf von einem Prepaidhandy gekommen war, und mein Gesprächspartner daher über diesen Weg nicht identifiziert werden konnte. Immerhin war festgestellt worden, dass sein Standort während des Anrufs tatsächlich in Queens gewesen war.

Das Kupferberg Center for the Arts befand sich am Campus des Queens College und bestand aus mehreren Gebäuden wie dem Goldstein Theatre oder dem Colden Auditorium.

»Wo genau wollte er dich denn treffen?«, fragte Phil daher nicht unberechtigterweise, als wir die Kreuzung 61st Road und Reeves Avenue erreichten.

»Er sagte, ich solle ihn anrufen, wenn ich da sei.«

Ich blieb mit dem Auto vor einem weit geöffneten Gittertor stehen. Dahinter befanden sich Treppen, die zum Eingang des Colden Auditorium hinaufführten. Ich wählte die Nummer des Anrufers.

»Agent Cotton?«, fragte die nervöse Stimme.

»Ja. Ich bin hier, Mister ...«

Er ging nicht darauf ein und wollte mir seinen Namen noch immer nicht nennen.

»Sind Sie allein?«

»Ja«, log ich mit einem Seitenblick auf Phil. »Und jetzt ist endlich Schluss mit den Spielereien. Wo können wir uns treffen?«

Ich war im Schritttempo weitergefahren und registrierte, dass die Reeves Road komplett zugeparkt war. Wahrscheinlich fanden im Inneren der Gebäude zur selben Zeit Veranstaltungen statt.

Während ich mit dem jungen Mann sprach, hielten Phil und ich Ausschau nach einem Parkplatz sowie nach einer Person, bei der es sich um meinen Gesprächspartner handeln könnte.

»Ich bin mit Freunden im Goldstein Theatre. Ich habe mich nach draußen geschlichen, als ich Ihre Nummer am Display sah. Es wird auffallen, wenn ich zu lange wegbleibe. Können wir uns treffen?«

An der Kreuzung mit der 150th Street hatten wir Glück. Ein grauer SUV machte gerade eine Parklücke frei, die schnappte ich mir.

»Kein Problem. Ich bin in fünf Minuten da.« Ich würde zu Fuß die Strecke zurücklaufen müssen, die wir bei der Parkplatzsuche abgefahren waren.

Mein anonymer Gesprächspartner legte auf.

»Ich gehe voraus, Phil.«

Mehr Erklärungen waren für uns nicht notwendig.

Der Mann am Telefon hatte zwar darauf bestanden, dass ich allein kommen sollte, solch ein Einsatz wäre jedoch ohne Rückendeckung grob fahrlässig. Daher war es für Phil selbstverständlich, dass er mir mit einigem Abstand folgen würde.

Ich ging schnellen Schrittes und schaffte die Strecke unter fünf Minuten. Ich lief am Colden Auditorium vorbei um die Ecke und stand schließlich vor dem nächsten geöffneten Gittertor. Dahinter befand sich der Zugang zum Goldstein Theatre. Doch ich war hier ganz allein. Ich drehte mich im Kreis und sah mich um.

Da klingelte mein Handy. Ich nahm den Anruf entgegen.

»Ja? Wo sind Sie?«, fragte ich.

»Hinter Ihnen, Agent Cotton. Schauen Sie auf die andere Straßenseite.«

Ich drehte mich um. »Dort ist nur eine Tankstelle.«

Schließlich erkannte ich eine Person, die mir von der gegenüberliegenden Straßenseite aus zuwinkte.

Wenige Sekunden später lag ich neben dem niedergeschossenen Informanten auf dem Asphalt des Gehsteigs und beobachtete, wie mir das Blut aus einer Wunde am rechten Bein schoss. Ich zog mein Handy hervor und rief den Notruf an.

»FBI, Special Agent Cotton hier«, meldete ich mich. »Ich brauche dringend Verstärkung und einen Krankenwagen.«

»Verstanden, Sir. Wo befinden Sie sich?«

»Queens. Kissena Boulevard, neben einer Mobiltankstelle. Es gab einen Schusswechsel. Ein Mann Anfang zwanzig wurde angeschossen. Schwache Lebenszeichen. Täter befindet sich auf der Flucht. Verfolgung aufgenommen durch Special Agent Decker. Achtung, der Täter ist immer noch bewaffnet!«

»Gibt es weitere Verletzte, Agent Cotton?«

»Ja. Ich wurde ebenfalls angeschossen. Kann die Verfolgung nicht aufnehmen, kümmere mich um das Opfer.«

»Verstanden, Agent Cotton. Hilfe ist unterwegs.«

Ich steckte das Handy ein und robbte auf den verletzten Mann zu.

Die bisher geschilderten Ereignisse seit Auftauchen des Trucks hatten sich in Wahrheit innerhalb weniger Sekunden abgespielt. Daher war es kaum verwunderlich, dass es erst jetzt einige Neugierige wagten, von der Tankstelle her auf uns zuzukommen.

»Kann ich Ihnen helfen, Sir?«, fragte mich eine mutige junge Frau.

»Gehen Sie lieber wieder zurück«, antwortete ich. »Der Schütze könnte noch in der Nähe sein.«

Die wasserblauen Augen des jungen Mannes, der mich hierherbestellt hatte, waren schreckgeweitet. Er lebte noch, aber es sah nicht gut für ihn aus.

Seine Haut wurde grau. Er versuchte, mir etwas zu sagen.

Sein gelber Hoodie war inzwischen fast vollständig rot geworden, sein Gesicht lag mit der linken Hälfte in einer Blutlache, die sich schnell ausbreitete.

»Wer sind Sie? Worum geht es?« Ich ahnte, dass uns nicht mehr viel Zeit zum Reden bleiben würde.

»Ich ... ich heiße, Sid... Sidney. Ich ... ich möchte ... ein ... ein Verbrechen ... melden.«

»Das sagten Sie schon, Sidney. Worum geht es?«

»Ent... Entführung.«

»Eine Entführung? Wer? Wo? Wer soll entführt werden? Sie? Sollten Sie entführt werden?«

Der junge Mann tat mir leid, doch ich musste unbedingt die Informationen haben. Ich befürchtete, dass es die Ambulanz nicht mehr rechtzeitig zu uns schaffen würde.

Ich hörte zwar schon aus der Ferne die Sirenen der Einsatzwagen, mit dem jungen Mann vor mir ging es jedoch schnell zu Ende.

»Sca...«, begann er.

Ein dünner Blutstrahl brach zwischen seinen Lippen hervor. Dann war es endgültig vorbei.

Nachdem die Rettungswagen eingetroffen waren, wurde ich sofort von den Sanitätern betreut. Bei dem jungen Mann neben mir konnte der Notarzt leider nur noch den Tod feststellen.

Ich wurde auf eine Trage gelegt und in einen Krankenwagen geschoben. Endlich tauchte mein Partner wieder auf. Ich hatte mir schon Sorgen um ihn gemacht.

»Wo bringen Sie ihn hin?«, fragte Phil und zeigte dem Notarzt seine ID Card.

»Ins Queens Hospital Center«, sagte der Arzt. Dieses Krankenhaus befand sich ganz in der Nähe.

»Phil?«, rief ich aus dem Wagen nach draußen.

Mein Partner steckte den Kopf ins Innere. »Wie geht es dir?«

»Ich bin bald wieder auf den Beinen«, sagte ich. »Was ist mit dem Schützen?«

»Ich habe ihn nicht erwischt. Er sprang in der 64th Avenue in einen blauen Ford Transit, und weg waren sie. Der Fahrer hat dort mit laufendem Motor gewartet, daher suchen wir mindestens zwei Personen, die hinter dem Anschlag stecken. Sie fuhren auf die 115th Street und von dort auf dem Expressway weiter nach Osten. Hast du noch etwas aus dem Opfer herausbekommen?«

»Er erwähnte eine Entführung. Das war alles. Dann starb er.«

»Sir, wir müssen weitermachen«, drängte der Arzt meinen Partner.

»Okay, Doc. Danke. Und bringen Sie meinen Partner bitte schnell auf die Beine. Er neigt dazu, es sich zu gut gehen zu lassen, wenn er dem Dienst länger fernbleibt.«

Phil zwinkerte mir frech zu, bevor ein Sanitäter die Heckklappen zuschlug.

Meine Wunde wurde schnell versorgt. Ich hatte Glück, denn die Kugel hatte die Rückseite meiner Wade nur oberflächlich gestreift. Eine junge schwarze Ärztin reinigte die Schramme und legte einen dicken Verband um meinen Unterschenkel.