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Mehrere Agents, die für uns in Lateinamerika und Afrika im Einsatz waren, wurden ermordet. Ein Motiv war zunächst nicht zu erkennen. Klar war nur, dass hier kein gewöhnlicher Verbrecher am Werk war, sondern dass der Mörder in jedem Land, in dem er seine Taten verübte, Unterstützung von den kriminellen Organisationen vor Ort erhielt. Es gelang uns, dem Täter näher zu kommen. Schließlich stellte sich heraus, dass hinter diesen Kriminellen eine Macht stand. Sie verfolgte einen Masterplan, der weit über alles hinausging, was wir uns vorstellen konnten. Die Angelegenheit wurde zu einem Fall für die Sicherheitspolitik der Vereinigten Staaten. Wir waren gezwungen, gegen alle Regeln der Diplomatie und internationaler Gesetze zu handeln. Und damit gerieten wir selbst ins Fadenkreuz der Hintermänner!
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Seitenzahl: 142
Veröffentlichungsjahr: 2025
Cover
Mörderische Dienstleistung
Vorschau
Impressum
Mörderische Dienstleistung
Attaché Agent William Hill stand vor der Tür im siebzehnten Stockwerk des Justizpalasts und drückte die Klinke hinunter. Abgeschlossen. Er hatte nun schon das dritte Mal geklopft, aber niemand öffnete ihm.
Anscheinend hatte es einen Irrtum gegeben, als man ihr hierhergebeten hatte, um etwas mit dem hiesigen Staatsanwalt zu besprechen.
Verärgert ging er zur nächsten Tür und versuchte es dort. Ebenfalls abgeschlossen. Es schien, dass hier um diese Uhrzeit niemand mehr arbeitete. Er drehte sich um und kehrte zurück zu den Fahrstühlen. Direkt daneben stand ein Flurfenster offen, das ihm einen grandiosen Ausblick auf das beleuchtete nächtliche Brasilia, der pulsierenden Hauptstadt Brasiliens, und auf das gegenüberliegende Botschaftsgebäude seiner Heimat bot.
Er warf einen Blick aus dem Fenster und genoss den kühlen Abendwind, der durch den Flur zog. Im nächsten Moment spürte er, wie er von hinten gepackt und in die Fensteröffnung gedrückt wurde. Geistesgegenwärtig hielt er sich am Fensterrahmen fest. Bevor er sich nach dem Angreifer umsehen konnte, packte der ihn bei einem Bein und hob ihn über das Sims. William Hill verlor das Gleichgewicht und kippte nach vorne.
Das Letzte, was er sah, war eine Ledermaske mit Augenschlitzen, aus denen ihn tiefschwarze Augen ansahen. Dann fiel er ins Endlose.
»Zwei Todesfälle innerhalb einiger Wochen können ein Zufall sein«, meinte Mr High und sah uns ernst an, »aber drei sind eine Serie.«
»Wie sind die Attaché Agents denn zu Tode gekommen?«, wollte Phil wissen.
»Der Kollege in Pretoria ist vor drei Wochen an einem Schlangenbiss gestorben«, führte unser Chef aus. »Er war mit Kollegen aus der Botschaft auf einem Kurztrip in den Busch unterwegs. Unser Mann in Addis Abeba ertrank vor vier Tagen im Tanasee, einem der größten Seen Afrikas. Sein Boot war gekentert, bis zum nächsten Ufer hätte er einige Meilen gehabt.«
Phil hob eine Braue.
»Leider war der Kollege nicht mehr der Jüngste, sonst hätte er es vielleicht geschafft. Was er dort gesucht hat und ob er allein war oder nicht, wissen wir nicht. Und unser drittes Opfer, William Hill, war in Brasilia stationiert. Er ist gestern Abend aus einem Fenster des Justizpalasts gefallen, der unserer Botschaft direkt gegenüber liegt. Der ermittelnden brasilianischen Polizeibehörde nach hatte er Depressionen, doch das konnten mir unsere Ärzte nicht bestätigen. Eine reine Schutzbehauptung der örtlichen Polizei, die den Fall möglichst schnell abschließen will. Was er im Justizpalast zu tun hatte, konnten mir unsere Kollegen vor Ort allerdings auch nicht mitteilen.«
»Gab es irgendwelche Verbindungen zwischen den Kollegen?«, schaltete sich Kristen Steele ein, die hinzuzuziehen der Chef vorgeschlagen hatte. »Außer dass sie alle drei vor Ort für unser Land tätig waren?«
Mr High schüttelte den Kopf. »Wie Sie sicher wissen, sind die Legats des FBI im Ausland weltweit mit Unterstützung der Gastgeberländer für die Aufdeckung und Prävention krimineller Aktivitäten zuständig, die unserem Land gefährlich werden könnten. Sie fungieren dort als Frühwarnsystem, um zu verhindern, dass sich Kriminalität und Terrorismus über die jeweiligen Landesgrenzen hinweg ausbreiten und die internationale Sicherheit gefährden.«
Kristen nickte.
»Wir haben die Fälle der drei Verstorbenen und ihre eventuellen persönlichen Beziehungen untereinander gecheckt. Nicht der kleinste Hinweis, dass sie oder ihre aktuellen Fälle etwas miteinander zu tun haben könnten. Deshalb halte ich es für das Beste, dass Sie sich persönlich vor Ort ein Bild machen.«
»Wann?«, erkundigte ich mich.
»Ihr Flug mit einer Maschine der Marines geht in vier Stunden vom John F. Kennedy Airport aus direkt nach Pretoria. Von dort aus fliegen Sie nach Addis Abeba und dann nach Brasilia. Ich erwarte tägliche Berichte.«
Die nächsten Tage verbrachten Kristen, Phil und ich damit, Freunde, Kollegen und Verwandte der Verstorbenen in den Botschaften zu befragen, in denen unsere Opfer nicht nur gearbeitet, sondern auch mit ihren Familien gewohnt hatten. Und am Ende waren wir genau so schlau wie vorher. Nur dass man nun, wo es außer Frage stand, dass es beim Tod der Attaché Agents nicht mit rechten Dingen zugegangen war, zweifelsfrei die Löcher in den Geschichten entdecken konnte, die eines auf jeden Fall ausschlossen: dass es sich hier um eine ungewöhnliche Häufung von Zufällen handelte.
Bob Hunter, der Attaché Agent in Pretoria, wies zwar Spuren eines Schlangenbisses auf, ein Biologe bestätigte uns aber, dass die Schlange, die ihn gebissen hatte, in der Umgebung gar nicht vorkam. Es handelte sich um eine Hornviper, die nur im Wüstensand ihre Heimat fand und in keinem Dschungel der Welt zu Hause war.
Henry Brown, der angeblich mit seinem Boot gekentert war, wies, nachdem wir auf einer zweiten Obduktion bestanden und die Leiche wieder aus ihrem Grab hatten holen lassen, Spuren von Gewaltanwendung auf. Nicht besonders deutliche, aber doch gut sichtbare Prellungen, die nicht von dem Boot oder sonst einem Gegenstand, wie man sie üblicherweise in Seen fand, stammen konnten.
Und William Hill, der Agent der Suizid verübt haben sollte, hatte sich am Abend seines Todes mit den Worten von einem Kollegen verabschiedet, dass er mit einem Staatsanwalt einen Termin im Justizministerium habe. Der Staatsanwalt war an diesem Tag jedoch gar nicht in Brasilia gewesen, sondern auf einer Dienstreise in Paraguay.
Und wir waren gerade dabei, in einem Hotel in der Nähe der amerikanischen Botschaft unsere Sachen zu packen, um die Heimreise anzutreten, als uns die Nachricht erreichte, dass Jonathan Baker, ein Attaché Agent, in Panama City einen Autounfall gehabt hatte. Der Mann lag in einem Krankenhaus und wurde von der Polizei überwacht.
Keine vier Stunden später landeten wir mit unserem Flieger auf dem Flughafen von Tocumen, knappe zwanzig Meilen außerhalb von Panama City.
Baker lag im Hospital Nacional am Rand von Panama City. Während Phil in unserer Botschaft mit dem Botschafter redete, begaben Kristen und ich uns auf den Weg ins Krankenhaus.
Der Kollege befand sich auf der Intensivstation, und der behandelnde Arzt machte uns unmissverständlich klar, dass er die nächsten Stunden nicht überleben würde. Ein Lastwagen hatte das Auto des Agents mitten auf dem Causeway, einer der am stärksten befahrenen Straße in Panama City, seitlich gerammt, über die Straße hinweg gegen die Hauswand einer Lagerhalle gedrückt und den Wagen wie in einer Schrottpresse zerquetscht.
Es hatte drei Schweißer und ein paar Stunden gedauert, bis man den Mann aus dem Auto gerettet hatte. Und wie sich der Arzt ausdrückte, grenzte es an ein Wunder, dass er überhaupt noch lebte.
Als wir das Krankenzimmer betraten, verabreichte eine Schwester dem Patienten gerade eine neue Dosis Morphium, sodass er zumindest für ein paar Minuten in der Lage war, mit uns zu reden.
Wir setzten uns an sein Krankenbett und warteten, bis das Morphium wirkte, dann fragten wir vorsichtig nach, was passiert war.
Entweder lag es an der Droge oder daran, dass es mit dem Kollegen bald zu Ende ging, er bekam kaum ein deutliches Wort heraus, erwähnte mehrmals, dass es nicht seine Schuld gewesen sei und dass er es zu spät bemerkt habe.
Wir dachten, er meinte den Unfall, und versuchten ihn dahingehend zu beruhigen, dass er nichts dafür könne, dass es höchstwahrscheinlich die volle Absicht des Lastwagenfahrers gewesen sei, der sich sofort nach dem Crash aus dem Staub gemacht hatte. Ein Attentat, wie wir ihm vorsichtig klarzumachen versuchten, ohne ihn allzu sehr aufzuregen.
Baker versuchte, den Kopf zu heben und uns anzusehen, was ihm nicht gelang. Kristen fasste ihn vorsichtig im Nacken und hob seinen Kopf an, sodass er uns in die Augen sehen konnte.
»Nicht meine Schuld ...«, hustete er uns mehr, als dass er sprach, entgegen. »Nicht meine ... Zu spät bemerkt. Alle gut versteckt ... Keine Akten ... nichts her, weil ...«
Ein Krampfanfall unterbrach seine Bemühungen, den Satz zu beenden. An den Geräten, die um sein Krankenbett herum aufgestellt waren und es aussehen ließen wie das Innere eines Raumschiffs, blinkten gleichzeitig Dutzende von Lichtern auf, und wir konnten hören, wie sich vom Flur her rasche Schritte näherten.
»Welche Akten?«, hakte ich eilig nach, bevor sich die Tür hinter uns öffnen würde.
»Alle ...«, stammelte der Kollege. »... mit Lagos telefoniert. Erst gestern ... Das gleiche ... Geben nichts her ... Lagos ... Überall ...«
Da spürte ich die Hand einer Schwester auf meiner Schulter. Ich drehte mich um und erntete einen Blick, der einen wilden Stier ausgebremst hätte.
»Ihre Zeit ist um, Mister«, sagte sie. »Und seine ist es auch, wie Sie sicher bemerkt haben. Also lassen Sie ihm die paar Minuten, die er noch hat.«
»Und der Botschafter konnte rein gar nichts zur Aufklärung beitragen?«, fragte ich Phil, nachdem wir ihm berichtet hatten, was wir herausbekommen hatten.
»Null.« Phil setzte den Pappbecher mit Kaffee ab, den Kristen ihm aus der Tapasbar mitgebracht hatte, vor der wir auf ihn gewartet hatten. »Die Attaché Agents sind ihm zwar nominell unterstellt, arbeiten aber mehr mit den lokalen Behörden der Gastgeberländer zusammen, während die Botschafter ja eher, na ja, sagen wir mal, die Botschafter sind eher auf der Seite des politischen Geplänkels aktiv. Empfänge und vertrauliche Gespräche in Konzertlogen, während die Kollegen lieber mit den Polizeibehörden des jeweiligen Landes im Dreck spielen.«
Ich seufzte und sah auf meine Uhr.
Phil bemerkte den Blick und schaute hoch in den strahlend blauen Himmel über Panama City. Wir saßen auf einer Bank vor der Bar, die sich direkt am Flughafen von Panama befand. Über uns kreuzten sich die Kondensstreifen der Flugzeuge im makellos blauen Himmel.
»Wann kommt denn unser Shuttle nach Lagos?«, wollte er wissen.
»In einer knappen Stunde geht es los«, antwortete Kristen. »Wir haben mit Jamie Peterson, unserem Agent in Nigeria, telefoniert und ihm unsere Ankunft angekündigt.«
»Habt ihr ihn denn schon gefragt, worum es bei dem Gespräch mit unserem verstorbenen Kollegen ging?«, wollte Phil wissen.
»Nein«, sagte ich. »Wir müssen davon ausgehen, dass alle Leitungen, die von den Botschaften in alle Welt führen, abgehört werden. Anders ist es nicht zu erklären, dass der Attentäter so schnell reagierte, nachdem unsere Kollegen irgendetwas entdeckt hatten.«
Phil nickte verstehend.
»Da ist was im Gange«, orakelte er. »Etwas, was tatsächlich ›überall‹ zu sein scheint, wie unser armer Kollege euch noch mitteilen konnte. Irgendjemand versucht, unsere internationalen Verbindungen zu kappen, die wir durch die Attaché Agents haben.«
»Jep«, stimmte ich ihm zu und stand auf, weil ich nicht mehr hier herumsitzen und warten konnte. »Und es dürfte schon klar sein, dass der Killer nicht allein ist. Irgendeiner der wirklich großen Player auf der Welt versucht, uns in die Suppe zu spucken, und wir müssen herausfinden, wer das ist, bevor es wirklich losgeht.«
»Was meinst du damit?«, fragte Phil, während er aufstand und seinen Kaffeebecher im nächsten Abfalleimer entsorgte.
»Ich meine«, antwortete ich, »dass all diese Morde an unseren Attachés nur das Vorspiel sind zum eigentlichen Plan unseres Gegners. Wenn es nur um die Agents ginge, dann ist nicht ersichtlich, wo das Motiv für die Morde liegen könnte. Ich denke, da ist etwas in Vorbereitung, was um einiges größer ist, als wir es bis jetzt auch nur ahnen können.«
Ein Treffen in der Botschaft, wie Peterson es vorgeschlagen hatte, hatten wir abgelehnt. Zu gefährlich erschien uns das angesichts der Tatsache, dass unser Killer bisher nicht davor zurückgeschreckt hatte, auch in nächster Nähe der Botschaften zuzuschlagen. Ein mit dem Attaché Agent befreundeter Nigerianer hatte uns deshalb für das Treffen sein Haus an einer Lagune am Rand der Stadt zur Verfügung gestellt. Die Villa, nicht mehr als fünfzig Yards vom Meer entfernt, war von einer sechs Fuß hohen Mauer umgeben.
Ein Doorman öffnete uns das Tor zum Innenhof und ließ uns hinein. Wir wussten, dass das kein unnötiger Luxus, sondern Standard in der Mittelklasse der Bevölkerung von Lagos war, handelte es sich doch um die Stadt mit einer der höchsten Kriminalitätsraten der Welt. Die hohe Mauer und die ständige Anwesenheit einer Wache garantierten hier wenigstens ein Mindestmaß an Sicherheit vor Entführungen und anschließender Erpressung von Lösegeld, dem Volkssport nigerianischer Krimineller.
Wir setzten uns ins Wohnzimmer, in dem ein riesiger Fernseher den Raum dominierte. Wie bei den meisten nigerianischen Haushalten üblich, lief der Fernseher ununterbrochen den ganzen Tag. Da außer uns, abgesehen von dem Doorman, niemand im Haus war, stellte Peterson den Ton leise, zog die Vorhänge vors Fenster und setzte sich zu uns an den Tisch.
»Können Sie uns sagen, was genau Baker mit Ihnen besprochen hat in Ihrem letzten Telefonat?«, wollte ich wissen, nachdem wir ihm erklärt hatten, worum es ging.
»Wir haben überhaupt nur das eine Mal miteinander telefoniert«, erklärte Peterson. »Ich hatte vorgestern Abend eine Mail von ihm erhalten, dass er mir etwas Wichtiges mitzuteilen habe. Ich war unterwegs, deshalb konnte ich erst gestern Morgen reagieren und habe ihn angerufen. Er schien nervös und teilte mir mit, dass ich mich in höchster Gefahr befinde. Ich sei der Nächste auf der Liste der Attentäter, die schon mehrere Kollegen auf dem Gewissen hätten.«
»Das hört sich alles recht schwammig an«, sagte Phil. »Gab es nichts Konkretes, was er Ihnen sagen konnte?«
»Nur dass mein Leben in Gefahr sei, mehr nicht. Er wollte noch am selben Tag mit jemandem reden, der mehr wüsste. Dazu ist es ja wohl nicht mehr gekommen.«
»Mit wem wollte er reden?«, schaltete ich mich wieder ein.
»Auch das wollte er mir zunächst nicht sagen«, antwortete Peterson. »Aber er deutete an, dass es eine Verbindung mit dem Import von Zucker, Kaffee und anderen Produkten von Panama aus nach Nigeria gehe. Ein Geschäftsmann in Panama habe ihm erzählt, dass seine Regierung scharfe Restriktionen dahingehend plane, den Handel mit Nigeria einzuschränken. Ich nehme mal an, dass er sich mit diesem Geschäftsmann treffen wollte. Die Akten geben nichts her, wie mein Kollege in Panama ganz richtig bemerkt hat, weil einfach nichts über irgendwelche geplanten Handelsembargos in unseren Akten zu finden ist.«
Wir sahen uns alle verdutzt an.
»Der Import von Kaffee?«, fragte ich. »Was hat das mit unserem Fall zu tun?«
Peterson zuckte mit den Schultern. »Bilaterale Handelsbeziehungen sind eines der großen Themen in den Botschaften rund um den Globus. Wir leben in einer globalisierten Welt. Da geht es um Milliarden und um das Wohl ganzer Volkswirtschaften.«
»Also Wirtschaftsverbrechen?«, murmelte Kristen. »Das könnte eine Erklärung dafür sein, dass es unsere Agents rund um die Welt trifft, ohne dass wir bisher einen Zusammenhang erkennen konnten. Und warum wissen unsere Botschafter nichts darüber? Sie wären doch die Ersten, wenn es um Wirtschaftspolitik geht.«
»Das müssen wir herausfinden«, sagte ich. »Am besten, wir stellen erst einmal fest, wer dieser Geschäftsmann ist, mit dem sich Baker treffen wollte, dann sehen wir vielleicht das Muster hinter der Mordserie.«
»Und ich rede mal ein Wörtchen mit unserem Botschafter hier in Lagos«, sagte Peterson und stand auf. »Vielleicht kann er uns etwas verraten, wenn ich ihn direkt auf diese angeblichen Restriktionen anspreche.«
Wir standen auf, und der Kollege geleitete uns aus dem Haus und zu unserem Mietwagen, der neben seinem Auto im Hof direkt vor dem eisernen Tor stand.
Der Doorman sprang von dem Hocker neben dem Tor, auf dem er gesessen hatte, auf und machte sich daran, das Tor zu öffnen, als ich ein Aufblitzen über der Mauer sah, von einem Dach eines der umliegenden Gebäude aus. Instinktiv stieß ich Peterson zur Seite. Aber es war um eine Millisekunde zu spät. Ein dumpfer Knall ertönte, Peterson griff sich an die Brust und sank in sich zusammen.
Ich sah wieder in die Richtung, aus der der Schuss gekommen war, und bemerkte eine Bewegung auf dem Dach. Ich entdeckte einen Hinterkopf und eine Schulter, die gerade aus meinem Blickwinkel verschwanden.
»Das Tor!«, schrie ich den Doorman an, der den Spalt der halb offenen Tür wieder schließen wollte. »Offen lassen!«
Dann zog ich meine Glock und sprang durch den Spalt nach draußen, auf die staubige Straße und hinüber zu dem Gebäude, von dem der Schuss gekommen war. Kristen war hinter mir und neben mir Phil. Wir rannten zu dem Haus, das ebenfalls von einer Mauer umgeben war. Ich machte ein Zeichen, und Phil lief rechts um das Gebäude herum, während sich Kristen links hielt.
Ich ging zum Eingangstor, sprang dagegen und war selbst mehr als überrascht, dass das Tor nachgab und sich nach innen hin öffnete. Ich rannte auf den Innenhof, sah aus den Augenwinkeln einen Mann neben einem Hocker liegen. Der Doorman, den es auf eben solch einem Hocker erwischt hatte, wie ihn auch unser Doorman benutzte.
Ich lief weiter zum Haus. Die Eingangstür stand offen. Ich bremste ein wenig, versicherte mich an der Tür, dass ich nicht in einen Hinterhalt geriet, und kam in eine Vorhalle, dann in ein Wohnzimmer, in dem ein Fernseher lief. Davor lagen zwei Tote. Eine männliche und eine weibliche Leiche.
Ich sah mich kurz um, hetzte dann eine Treppe hoch und gelangte auf einen Balkon und von dort aus auf das flache Dach des Gebäudes.
Ich sah Peterson auf dem Boden vor dem Hauses gegenüber liegen. Der Doorman beugte sich gerade über ihn und telefonierte hektisch mit jemandem. Ich nahm an, dass es sich bei seinem Gesprächspartner um den Hausherrn handelte, und kümmerte mich nicht weiter darum.
Ich sprintete zur anderen Seite des Dachs und hörte in diesem Moment Schüsse. Dann sah ich Kristen, die einige Straßenzüge weiter hinter einem geparktem SUV stand und ihr Magazin in Richtung eines halb zerfallenen Gebäudes auf der anderen Straßenseite entleerte.