Jerry Cotton 3558 - Jerry Cotton - E-Book

Jerry Cotton 3558 E-Book

Jerry Cotton

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Beschreibung

Es war ein Mord wie eine Hinrichtung. Jemand war spätabends in das Büro von Jim Turner eingedrungen, hatte den Immobilienmakler an einen Stuhl gefesselt und erschossen. Schnell fanden wir heraus, dass der Mann gerade dabei gewesen war, sein Geschäftsfeld zu erweitern, und Geld in den Bau einer Mall investiert hatte. War er Konkurrenten auf die Füße getreten? Anonyme Drohungen, die Turner erhalten hatte, sprachen dafür. Der Fall bekam eine neue Richtung, als ich einer Journalistin begegnete, die neue Hinweise für mich hatte. Dafür wollte die Frau allerdings eine Gegenleistung ...

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Seitenzahl: 144

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

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Ich und die Unbekannte

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Impressum

Cover

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsbeginn

Impressum

Ich und die Unbekannte

Was war das?

Jim Turner blickte von den Papieren auf, die er gerade durcharbeitete. Es war schon spät, fast Mitternacht. Hinter den riesigen Fenstern des Büros war die beleuchtete Skyline von Manhattan jenseits des Hudson River zu sehen.

Turner lauschte. Er war sich sicher, ein Geräusch gehört zu haben. Jetzt war es wieder still. Um diese Zeit war niemand sonst in der Büroetage, die seine Immobilienmaklerfirma beherbergte.

Turner hörte Schritte, die sich rasch näherten. Die Bürotür öffnete sich.

Das Türblatt schwang auf und zeigte den Eingang in den dunklen Flur.

Niemand war zu sehen.

»Welling, sind Sie das?«, rief Turner und stand auf.

Sein Geschäftsführer Marc Welling war der Einzige, dem er zutraute, um diese Zeit noch mal in die Firma zu kommen.

Spielte jemand Spielchen mit ihm?

Oder war es jemand von der Putzkolonne? Die erschien eigentlich erst am frühen Morgen gegen vier. Und der Doorman, der unten Nachtdienst schob, hatte in den Firmenetagen nichts zu suchen.

Turner blieb vor der Tür stehen. Alles war still. Er trat einen Schritt auf den unbeleuchteten Gang. Mehr als zwei, drei Yards weit konnte man hier nicht sehen.

Er wollte den Lichtschalter betätigen. Dazu kam es nicht mehr.

Jemand schoss aus dem Dunkel auf ihn zu und drängte ihn in sein Büro zurück. Turner spürte, wie ihn etwas Metallisches in den Bauch stach. Man musste kein Experte sein, um zu verstehen, dass es sich dabei um eine Pistole handelte.

»Was wollen Sie? Ich ...«

Turner kam nicht dazu, dem Eindringling klarzumachen, dass es bei ihm nichts zu stehlen gab. Sie hatten kein Bargeld in der Firma. Und er selbst hatte gerade mal zwanzig Dollar in der Tasche. Und seine Kreditkarten, klar.

Etwas explodierte an seinem Kopf. Der Schlag war so gewaltig, dass er ins Straucheln geriet und auf dem Teppichboden aufschlug. Alles um ihn herum wurde dunkel.

»Bitte nehmen Sie Platz«, sagte Mr High und deutete auf die Besprechungsecke in seinem Büro. Seine Miene war ernst.

In den Händen hielt er ein paar Blätter. Auf die zwei Yards Entfernung hin konnte ich das Logo des Jersey City Police Department erkennen. Worum es genau ging, allerdings nicht.

Es war früher Morgen. Phil und ich waren gerade erst zum Dienst erschienen, da hatte uns der Chef schon zu sich gerufen. Natürlich waren wir der Aufforderung sofort nachgekommen. Der Kaffee von Mr Highs Vorzimmerdame Helen stand bereit. Ich nahm einen Schluck und genoss die belebende Wirkung.

»Heute Nacht hat es in Jersey City einen Mordfall gegeben, der über die Grenzen zwischen New Jersey und New York hinwegreicht«, erklärte Mr High. »Der Tote ist ein gewisser Jim Turner. Ein New Yorker, der drüben in Jersey seine Firma hat. Er wurde in seinem Büro erschossen. Die Reinigungskräfte, die frühmorgens durch die Etagen gehen, haben ihn gefunden.«

Der Chef legte uns die Blätter hin. Sie enthielten den Bericht des Tatortteams. Ein gewisser Lieutenant Detective Miller hatte es geleitet. Ich überflog die Einzelheiten, die besagten, dass Turner allein in seinem Büro gewesen war, als die Tat geschah. Dann schlug ich eine Seite um. Da waren die Fotos von Turners Leiche, die die Kollegen gemacht hatten. Der Tote saß gefesselt auf einem Stuhl, der durch die Wucht des Geschosses nach hinten gekippt war. Die Kugel hatte ihn mitten im Gesicht getroffen.

»Er wurde vorher gefesselt?«, wunderte sich mein Partner und stellte seine Kaffeetasse ab. Bei so einem Anblick verging einem sogar die Lust auf Helens legendär gutes Heißgetränk.

»Sieht nach einer Hinrichtung aus«, sagte ich.

Mr High nickte. »So sehe ich das auch. Es war kein Raubmord, kein Überfall, bei dem etwas erbeutet werden sollte. Jemand hatte eine Rechnung mit Turner offen. Und die wurde durch den Mord bezahlt. Wir kennen so etwas aus dem Bereich des organisieren Verbrechens. Und das ist der zweite Grund, warum wir den Fall übernehmen.«

Ich nickte. Phil war anzusehen, dass auch er verstand, was das bedeutete. Nämlich nichts Geringeres, als dass wir den ersten Toten in einem Mafiakrieg zu beklagen hatten, der bald eskalieren konnte, und das über die Grenze hinweg, die der Hudson River darstellte.

»Ich habe Ben beauftragt, sämtliche Hintergründe über Turner zu ermitteln, die wir kriegen können. Er wird mit seinen digitalen Methoden sicher bis zum Vormittag erste Ergebnisse liefern. Sie beide fahren rüber nach Jersey City und setzen die Ermittlungen des dortigen Police Department fort. Wir müssen herausfinden, was dahintersteckt, und zwar schnell.«

Die Dokumente, die Mr High uns gezeigt hatte, befanden sich bereits in elektronischer Form auf unseren Handys und dem Tablet, das zur Ausstattung meines Jaguar F-Type 75 R gehörte. Kaum waren wir losgefahren, griff Phil zum Telefon und rief besagten Lieutenant Miller an. Mein Partner hatte das Handy mit der Soundanlage gekoppelt, so konnte ich das Gespräch mithören.

Wir erfuhren, dass Miller noch am Tatort war und es dort zwei Personen gab, die wir befragen konnten. Turners Sekretärin Dorothy Sanders und seinen Geschäftsführer Marc Welling.

»Und was ist mit Leuten wie einem Doorman oder Wachpersonal?«, fragte Phil. »Die wären sicher auch wichtig.«

»Da haben Sie recht, Agent Decker«, sagte Miller. »Aber das ist ja jetzt Ihr Fall. Kommen Sie her, dann machen wir eine ordentliche Übergabe.« Er lachte. »Nein, das war ein Scherz. Wir haben schon mit dem Doorman gesprochen. Wenn Sie mich fragen, ist dieses Bürogebäude in dieser Nacht so löchrig gewesen wie ein Schweizer Käse. Der Täter hatte es nicht besonders schwer, hier reinzukommen.«

Was er damit meinte, erfuhren wir, nachdem wir im Lincoln Tunnel den Hudson unterquert und die Adresse von Turners Firma erreicht hatten. Sie befand sich in der River Street in einem Hochhaus, das wie ein gewaltiger Glaskasten aussah, nur einen Block vom Flussufer entfernt.

»Da oben hat man sicher einen prächtigen Ausblick«, sagte Phil.

»Die lenkt einen nur vom Arbeiten ab«, erwiderte ich und stellte den Jaguar zwischen den Polizeifahrzeugen ab, die sich vor dem Eingang drängten.

Ein Mann in Zivil mit dunklem Dreitagebart kam auf uns zu und begrüßte uns. Es war Miller.

»Ich habe Sie gleich erkannt«, sagte er. »So einen Wagen fährt ja sonst kaum jemand.«

Wir betraten das Gebäude, in dem uns eine große Lobby empfing. Links waren die Aufzüge, rechts ein Tresen. Dahinter saß ein blasser Mann in blauer Uniformjacke. Wir erfuhren, dass sein Name Fielding war und er in der Nacht Dienst gehabt hatte.

»Mister Fielding hat zugegeben, dass er nicht besonders gut darauf geachtet hat, wer hier reinkam«, sagte Miller, »und dass die Glastür am Eingang offen stand, obwohl sie nach Vorschrift ab zweiundzwanzig Uhr abgeschlossen zu sein hat.«

»Das war ein Versehen«, sagte Fielding. »Ich habe gedacht, ich hätte abgeschlossen, aber ...«

Miller unterbrach ihn. »Und dann hat er sich nicht am Tresen aufgehalten, sondern nebenan in einem Aufenthaltsraum am Laptop Filme gestreamt.«

Fielding verstummte und blickte schuldbewusst vor sich hin.

Wir fuhren mit dem Aufzug nach oben.

»Der Täter muss mit den Räumlichkeiten vertraut gewesen sein«, sagte Miller, während wir in der Kabine standen. »Er hat sich so bewegt, dass es nur schemenhafte und unvollständige Aufnahmen von ihm aus den Überwachungskameras gibt. Sie sind völlig wertlos. Sie können sie sich ansehen, aber ich sage Ihnen gleich, das bringt nichts.«

Wir erreichten das oberste Stockwerk, passierten eine Glastür, auf der der Schriftzug JT REAL ESTATE prangte. Dann ging es einen Flur entlang bis zu Turners Büro.

Wir warfen einen Blick hinein. Phil hatte recht, die Aussicht war grandios. Man hatte ganz Manhattan vor Augen.

In einem Nebenraum erwarteten uns Marc Welling und Dorothy Sanders. Der Geschäftsführer war ein schwarzhaariger Mann Mitte vierzig, also etwas jünger als Turner. Sein Händedruck, mit dem er uns begrüßte, war fest. Seine Lippen waren aufeinandergepresst.

»Ich kann kaum glauben, was passiert ist«, sagte er. »Und um es gleich klarzustellen, ich habe keine Ahnung, wer das getan haben könnte.«

»Ein Immobilienmakler, der keine Rechnungen offen hat?«, fragte Phil. »Der keine Feinde hat? Klingt fast zu schön, um wahr zu sein.«

»Natürlich hatte Jim Feinde. Oder, besser gesagt, scharfe Konkurrenten. Doch welchen Sinn hat es, ihn umzubringen? Unsere Firma gibt es ja immer noch. Sie ist der eigentliche Konkurrent.«

Wir sprachen auch mit Dorothy Sanders, einer etwa vierzigjährigen Frau mit rötlich gefärbtem Haar. Der Hosenanzug, den sie trug, machte sie mindestens zehn Jahre älter. Auf mich wirkte sie wie eine strenge, biedere Lehrerin. Sie hatte ein Papiertaschentuch in der Hand, mit dem sie sich ab und zu die Augen abtupfte. Sie sagte, dass sie sich das Ganze nicht erklären konnte.

»Wir brauchen eine Liste aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieser Firma«, sagte ich.

Dorothy Sanders nickte. »Kein Problem, Agent Cotton. Es sind nicht viele. Außer uns beiden und Mister Turner drei.«

»Ich fürchte, Sie haben meinen Partner missverstanden«, sagte Phil. »Er meint nicht nur die aktuellen Beschäftigten, sondern auch die ehemaligen. JT Real Estate gibt es ja schon eine ganze Weile.«

Sie sah fragend zu Welling hin, der nickte. Dann verließ sie uns.

Wir gingen zur Routinearbeit über. Das bedeutete, dass wir die Leute von der Spurensicherung befragten, ob sie weitere Erkenntnisse hatten. Immerhin war die Patronenhülse aufgetaucht, sodass man nachforschen konnte, ob die verwendete Waffe schon einmal bei einem Verbrechen zum Einsatz gekommen war.

Die Tat war anhand der Spuren und der Verletzungen des Opfers leicht rekonstruierbar. Turner war zuerst durch einen Schlag mit einem stumpfen Gegenstand außer Gefecht gesetzt worden. Dann hatte man ihn gefesselt und erschossen. Von vorne.

»Er hat seinem eigenen Tod ins Auge geblickt«, kommentiere Miller.

Auch die Bilder aus der Überwachungskamera sahen wir uns an. Tatsächlich hatte sich der Täter seitlich in der rechten Ecke der Eingangstür vorbeigedrückt, sodass nur das Fragment eines dunklen Mantels sichtbar war. Der Mörder hatte nicht den Aufzug benutzt, sondern war über die Treppe hinaufgelangt. Vor den Kabinen waren ebenfalls Kameras, die ihn nicht eingefangen hatten.

»Sportlich unser Mann«, sagte Phil. »Oder unsere Frau. Wer sagt, dass der Mörder ein Mann war?«

»Vielleicht waren es mehrere«, meinte Miller. »Das herauszukriegen, ist ja nun Ihre Aufgabe, Agents. Ich ziehe mich mit meinen Leuten zurück.«

Wir bedankten uns. Kurz darauf übergab uns Dorothy Sanders ein paar Blätter mit der Mitarbeiterliste.

»Können wir das mit Ihnen durchgehen?«, bat ich.

Sie nickte. Zu fast allen Namen auf der Liste konnte sie eine Anmerkung machen.

»Hier fehlt eine Adresse«, sagte ich und deutete auf den Eintrag einer gewissen Vanessa Harper. Die anderen lebten in New Jersey oder New York.

»Sie hat gekündigt, kurz nachdem ich hier vor einem Jahr angefangen habe«, sagte Dorothy Sanders. »Miss Harper lebt nicht mehr in den Staaten. Sie hat einen Geschäftsmann aus Europa kennengelernt, mit dem sie rübergegangen ist. Ich glaube, nach Schweden.« Den Namen des Mannes kannte sie nicht.

»Falls Ihnen noch etwas einfällt, kontaktieren Sie uns bitte«, sagte ich und gab ihr meine Visitenkarte.

Auch Welling bekam eine.

»Wer übernimmt denn nun die Firma?«, wollte ich von ihm wissen. Aus den Akten, die Phil auf der Herfahrt elektronisch gecheckt hatte, wussten wir, dass Turner eine Ehefrau namens Roseanne und einen erwachsenen Sohn namens Adam hinterließ.

»Das weiß ich nicht, Agent Cotton. Das muss ich mit Roseanne besprechen«, sagte Welling. »Sie ist mit ihrem Sohn übers Wochenende in Los Angeles und kommt erst heute im Lauf des Tages zurück. Formal werde ich die Geschäfte erst einmal weiterführen, denke ich.«

Ich fragte ihn nach dem Namen des Geschäftsmanns, den Vanessa Harper kennengelernt hatte, er kannte ihn nicht.

Wir bedankten uns und fuhren hinunter. Am Tresen hatte mittlerweile ein anderer Doorman Dienst. Fieldings Schicht war ohnehin zu Ende gewesen. Wahrscheinlich war es angesichts seiner Verfehlungen seine letzte.

Um Zeit zu sparen, fotografierte Phil die Mitarbeiterliste ab und schickte das Bild an Ben. Als unser IT-Spezialist hatte er die Möglichkeit, anhand von Handydaten und anderen digitalen Spuren vorab zu klären, ob sich jemand von den Mitarbeitern heute Nacht im Umfeld der Firma aufgehalten hatte.

Es war eine reine Formsache. Welcher Mörder nahm zu seiner Tat schon sein Handy mit? Andererseits lieferten heutzutage ja auch andere Dinge Spuren, die man zur Ortung verwenden konnte.

Autos, zum Beispiel.

Phil hatte das Material gerade übertragen, da klingelte mein Handy. Es war eine unbekannte Nummer. Ich meldete mich.

»Agent Cotton?« Die Stimme war leise. Es war die von Dorothy Sanders.

»Haben Sie noch eine Information für uns?«, fragte ich.

»Ja, aber ...«

»Gibt es ein Problem?«, hakte ich nach.

»Ich würde das ungern am Telefon besprechen. Und nicht in der Firma. Können wir uns irgendwo anders treffen? In einer Stunde?«

Natürlich gingen wir darauf ein.

Der Treffpunkt, den Turners Sekretärin vorschlug, befand sich ein gutes Stück weiter nördlich. Es war das War Memorial im Old Glory Park. Die Grünfläche erstreckte sich parallel zum Hudson auf einer Anhöhe. Von dort hatte man eine schöne Aussicht über die Skyline des Big Apple.

Auf einem freien Platz, der von einer Barriere von Büschen umstanden war, erhob sich eine kleine weiße Pyramide, die an die im Zweiten Weltkrieg gefallenen Soldaten der Gegend erinnerte. Ein niedriger Zaun umgab sie.

Wie verabredet, stellten wir uns zur vereinbarten Zeit dort hin.

Es vergingen keine zehn Sekunden, da löste sich Dorothy Sanders' Gestalt aus einem Pulk von Touristen und kam auf uns zu.

»Gehen wir zu einer der Bänke da vorne«, raunte sie, als sie uns passierte.

Die Sitzgelegenheiten befanden sich an der Brüstung am Rand der Anhöhe. Niemand nutzte sie. Das Wetter war zu kalt. Wir blieben vor einer stehen.

»Was ich Ihnen zu sagen habe, soll Mister Welling nicht erfahren«, sagte Turners Sekretärin, ohne uns anzusehen, und hielt den Blick Richtung Manhattan gerichtet. »Am Telefon wollte ich es auch nicht sagen. Ich wusste nicht, ob die Gespräche mit Ihnen irgendwie aufgezeichnet werden ...«

»Sie können uns vertrauen, Miss Sanders«, sagte Phil. »Was immer Sie uns sagen, bleibt erst mal unter uns. Hauptsache, es hilft, Mister Turners Mörder zu fassen.«

Sie nickte und biss sich auf die Unterlippe. Dann gab sie sich einen Ruck und atmete tief durch.

»Ich habe vor ein, zwei Wochen Mister Turners Notebook geöffnet und darin etwas gesehen.« Sie räusperte sich. »Mister Turner war gerade aus seinem Büro gegangen. Es dauert immer eine Weile, bis der Laptop in den Ruhezustand geht, in dem er verschlüsselt ist.«

»Was haben Sie gesehen?«, hakte ich nach. »Etwas, das uns weiterhilft?«

»Ich habe sein E-Mail-Programm geöffnet und stieß auf Mails, in denen er bedroht wurde.«

»Welche Art von Bedrohung?«, fragte Phil.

Sie wandte den Blick von der Skyline von Manhattan ab und sah uns verwundert an. »Können Sie sich das nicht vorstellen? Ganz schlimme Bedrohungen. Jemand trachtete ihm nach dem Leben. Und wie gesagt, es waren mehrere. Drei oder vier. Ich war total schockiert. Wie vom Donner gerührt stand ich da, bis Mister Turner zurückehrte und ich den Laptop schließen musste.«

»Und Sie haben keinen Absender lesen können?«, fragte ich. »Ist ein Name in den Nachrichten aufgetaucht? Wie lautete er genau?«

Sie schüttelte den Kopf. »Nein, kein Name. Und ich möchte den Text nicht wiedergeben. Er bestand zum Teil aus üblen Beschimpfungen und aus der Ankündigung, dass Turner nicht mehr lange zu leben habe. Ich möchte nicht, dass Mister Welling das erfährt. Dass ich an den Laptop gegangen bin, gehörte sich nicht und könnte streng genommen sogar zu meiner Kündigung führen.«

Ich wechselte einen Blick mit Phil. Uns war klar, dass das Gespräch nun eine delikate Wendung nehmen würde. Mein Partner übernahm es, die Weichen zu stellen, ohne dass es wie ein Vorwurf klang.

»Sie hatten sicher einen Grund, an Mister Turners Laptop zu gehen, oder?«, sagte er.

Sie gab ein Seufzen von sich.

»O ja, den hatte ich. Mister Turner und ich ...« Ein Zittern ging durch ihr Gesicht, und sie brach Tränen aus. Sie holte ein Papiertaschentuch hervor und tupfte sich die Augen ab.

Niemand beachtete uns.

»Ehrlich gesagt, wusste er nichts davon«, fuhr sie fort, nachdem sie sich gesammelt hatte. »Es ging von mir aus. Und Mister Turner ... Es wird gemunkelt, dass er Affären hatte trotz Ehefrau. Und ich habe das einfach nicht mehr ausgehalten. Ich wollte wissen, ob da was dran ist. Es war ein Fehler. Er hat mich sowieso nicht beachtet. Jedenfalls nicht auf diese Weise ...«

»Das bleibt auf jeden Fall unter uns«, sagte ich. »Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Fällt Ihnen denn nicht noch etwas anderes dazu ein? Wer könnte die Nachrichten geschrieben haben? Gab es einen Konkurrenten, mit dem Mister Turner besonders große Konflikte hatte? Hat sich in letzter Zeit irgendetwas in der Firma verändert? Ein neues Projekt, bei dem etwas ungewöhnlich war?«

Sie schniefte und steckte das Taschentuch weg. »Ja, ein Projekt gab es oder gibt es, Agent Cotton. Aber ich weiß nicht, ob das etwas damit zu tun hat. Es ist kein großes Geheimnis.«

»Sagen Sie uns einfach, was es ist«, bat ich sie.

»Okay.« Sie räusperte sich, bevor sie weitersprach. »Bisher hat Mister Turner nur mit Immobilien gehandelt. Seit einem Jahr ist er erstmals am Bau einer Immobilie beteiligt. Er hat eine Menge Geld investiert und ist damit einigen Geschäftsleuten in New Jersey auf die Füße getreten, die gerne selbst dort investiert hätten. Es hat da wohl ein ziemliches Hauen und Stechen gegeben, das Mister Turner gewonnen hat. Das Projekt ist sehr lukrativ. Es ist eine Mall oben in Englewood. Dort haben gerade die Bauarbeiten begonnen.«