Jerry Cotton 3032 - Jerry Cotton - E-Book

Jerry Cotton 3032 E-Book

Jerry Cotton

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Beschreibung

Mr High erreichte ein Anruf aus London, vom FBI-Verbindungsmann in der dortigen Botschaft. Was er zu berichten hatte, klang sehr merkwürdig. Zwei junge Amerikaner waren im Lake District mit durchgeschnittener Kehle gefunden worden und ihre beiden ebenfalls amerikanischen Begleiter waren verschwunden. Noch seltsamer war, dass sich nicht die Polizei um den Fall kümmerte, sondern der MI 6. Phil und ich begaben uns nach England und stellten schnell zwei Dinge fest: Erstens waren wir unwillkommen und zweitens führten alle Spuren schon nach kurzer Zeit ins Nichts...

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Inhalt

Cover

Impressum

Ticket in den Tod

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Film: »Verdammte heilige Stadt«/ddp-images

E-Book-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-1537-0

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Ticket in den Tod

Constable Scott trottete mürrisch über die Ennerdale Bridge und bog in den Feldweg ein. »Jetzt rennt nicht so!«, schrie er den aufgeregten Jungen hinterher, die schon wieder vorgelaufen waren.

»Da ist es«, beteuerte der kleine Tommy abgehetzt und zeigte die Böschung hinunter.

Kaum war Constable Gavin Scott einen Schritt in den Graben getreten, rutschte er auf dem nassen Gras aus, verlor das Gleichgewicht und rollte hinunter.

»Diese verdammten Bengel«, fluchte er und schob sich seinen Helm aus dem Gesicht. Doch dann sah er auf seine blutverschmierten Hände – und die grauenvoll verstümmelte Leiche einer jungen Frau, in deren Blutlache er kopfüber gelandet war.

Agent Turner schüttelte wütend den Kopf, nachdem der Officer des MI6 sein Büro in der amerikanischen Botschaft in London verlassen hatte. Dem MI6 hatte man den Spitznamen The Circus gegeben, und genau das war er auch, ein verdammter Zirkus, dachte David Turner und sah auf die Armbanduhr.

Es war 17 Uhr, was bedeutete, dass es in Washington gerade Mittag war und damit eine gute Zeit anzurufen. Er tippte die Kurzwahl des FBI Headquarter und ließ sich durchstellen.

»High«, meldete sich sein Ansprechpartner.

»Assistant Director High, hier spricht Agent David Turner aus London, erinnern Sie sich an mich?«, fragte Turner.

»David, welch eine Überraschung! Es ist lange her. Sie sind jetzt in England gelandet?«, fragte Mr High erfreut, denn er hatte den Agent als jungen Mann kennengelernt und wusste schon damals, dass David Turner eine große Karriere beim FBI bevorstand.

»Ja, Sir, ich halte unsere Stellung hier in der amerikanischen Botschaft. Gratuliere zu Ihrer Beförderung, Sir«, erwiderte Agent Turner.

»Das ist schon eine ganze Weile her. Sie rufen doch nicht deshalb an. Was kann ich für Sie tun, David?«

»Wir haben hier in England eine etwas heikle Geschichte, und bevor ich mich offiziell an das Headquarter wende, dachte ich mir, es ist besser, kurz mit Ihnen zu sprechen.«

»Um was geht es, David?«

»Sir, heute Morgen wurden zwei Leichen im Nordwesten, im Lake District, gefunden. Es handelt sich um zwei amerikanische Studenten, ihnen wurden die Kehlen durchgeschnitten. Wie Sie sich vorstellen können, hat das in der ländlichen Gegend für einen ziemlichen Tumult gesorgt. Wir arbeiten immer sehr gut mit der englischen Polizei zusammen und eigentlich hätte ein DCI der Metropolitan Police heute in der Botschaft erscheinen müssen, um uns zu informieren. Das ist der übliche Prozess, doch statt eines Detective Chief Inspector kam vor einer Stunde ein Intelligence Officer des MI6 zu mir«, erläuterte Agent Turner.

»Geheimdienst?«, fragte Mr High eher rhetorisch.

»Ja, Sir, und er war, wenn ich es einmal so ausdrücken darf, ziemlich zugeknöpft. Ich habe nur erfahren, dass es sich bei den Leichen um Ruth Denner und David Cole aus Washington handelt. Die beiden waren mit zwei weiteren jungen Leuten aus den Staaten in England unterwegs, Mia Damsey und Frank Winter«, ging Turner jetzt in die Einzelheiten und Mr High machte sich Notizen.

»Wie es scheint, sind die beiden von der Bildfläche verschwunden und der MI6 ließ durchblicken, dass man sie für die Mörder hält. Man hat das FBI offiziell gebeten, sich aus den Untersuchungen rauszuhalten. Sie begründeten es damit, dass es sich um Amerikaner handelt, die von Amerikanern auf englischem Hoheitsgebiet ermordet wurden.«

»Das könnte ich nachvollziehen, wenn es nicht ausgerechnet der englische Geheimdienst wäre, der Sie darum gebeten hätte«, erwiderte Mr High nachdenklich.

»Ganz genau, Sir, das dachte ich auch. Deshalb rufe ich bei Ihnen an, denn ich bin mir nicht sicher, wie ich das formell mit dem Bureau handhaben soll.« Ein paar Sekunden war es still am anderen Ende.

»Ich kümmere mich darum. Machen Sie jetzt erst einmal nichts weiter, bis ich mich bei Ihnen melde. Keine Sorge, David, mit dem Anruf bei mir haben Sie Ihre Pflicht getan. Wir werden von Washington aus Erkundigungen über die vier Personen einholen, und dann entscheiden wir über unser weiteres Vorgehen. Ich melde mich so schnell wie möglich wieder bei Ihnen.«

***

Phil und ich waren eigentlich nur kurz ins Büro gekommen, um einen Abschlussbericht fertig zu machen und danach schnellstens in unseren einwöchigen Urlaub, über den 4. Juli hinaus, zu verschwinden. Mein Partner stand schon ungeduldig am Fenster und wartete darauf, dass ich endlich die letzten Papiere in meinem Schreibtisch einschloss und ihn anschließend bei seiner Wohnung absetzen konnte.

Washington brodelte vor Hitze, schon der ganze Juni war unerträglich heiß gewesen. Phil konnte es kaum erwarten zu gehen, denn wie es schien, hatte er einen Trip nach Miami geplant und die Dame, die ihn begleiten würde, war gemäß seinen Schilderungen eine Sensation.

»Wirst du heute noch fertig?«, maulte er mich an und ich musste unwillkürlich grinsen.

»Auf geht’s, das lange Wochenende wartet«, meinte ich gerade, als sich die Tür öffnete und unser Chef hereinkam.

»Wir wollten soeben los, Sir«, entwich es Phil und er sah auf die Uhr. »Ich meine …«, stotterte er, als er den strafenden Blick von Mr High sah.

»Wollen Sie verreisen, Phil?«, fragte Mr High ernst.

»Ja, Sir«, erwiderte Phil.

»Das trifft sich gut, denn das werden Sie müssen«, erwiderte der Chef. Sofort waren wir in Alarmbereitschaft, denn der Ton, den Mr High anschlug, war mehr als nur dringlich. »Tut mir leid, wenn Sie Pläne gemacht hatten, doch Sie beide müssen nach England fliegen, Ihr Urlaub ist leider gestrichen.«

Der Chef fasste die Lage für uns zusammen, er berichtete über die Morde, den MI6 und Agent Turners Anruf gestern.

»Ich habe mich die letzten paar Stunden mit den Hintergrundinformationen beschäftigt«, meinte Mr High. »Agent Turner und ich hatten uns natürlich gewundert, warum der britische Geheimdienst ein solch großes Interesse an dem Fall hat, und ich denke, ich habe da so eine Ahnung. Mia Damsey, die Studentin, die verdächtigt und seit den Morden vermisst wird, ist die Tochter eines DEA-Agenten.«

»Die Drug Enforcement Administration – aber was haben die damit zu tun?«, unterbrach Phil Mr High.

»Vielleicht gar nichts. Mia ist die Tochter von Carl Bennett, einem DEA-Agent, der für Mittel- und Südamerika zuständig ist. Sie lebt bei seiner geschiedenen Frau und hat den Mädchennamen ihrer Mutter angenommen. Doch dieser Frank Winter, der ebenfalls verschwunden ist, ist ein Geist. Er ist zwar mit einem amerikanischen Pass in England eingereist, doch er existiert nicht. Wir haben keine Daten über Frank Winter. Jerry, Phil, Sie finden raus, was es mit Mia Damsey auf sich hat, und Agent Turner wird Ihnen alle Informationen über Frank Winter aus England zukommen lassen. Ich kümmere mich um die DEA und versuche mit Carl Bennet, dem Vater, zu sprechen.«

»Ich nehme an, sofort«, versuchte Phil noch einmal kurz sein Glück und selbst unser Chef musste schmunzeln.

»Sofort, Phil! Jerry, Sie beide haben zwei Tage hier und fliegen am 4. Juli nach London. Dorothy hat Ihre Flüge bereits gebucht und auch alles in England arrangiert. Dr. Willson wird Sie vom Scientific Research Team in Quantico begleiten.«

»Ich glaube, ich telefoniere jetzt besser mit der Superfrau, die allein nach Miami fliegen muss«, meinte Phil, als unser Chef wieder gegangen war. »Sag mal, wie heiß ist es eigentlich im Juli in England?«, schob er hinterher, und an seinem Gesichtsausdruck sah ich, dass er Blut geleckt hatte. Dieser Fall und die britischen Inseln reizten ihn genauso sehr wie mich.

***

Auch wenn es schon 19 Uhr war, fuhren wir noch am selben Abend raus nach Arlington, einem Vorort von Washington. Ellen Damsey, die Ex-Frau von Carl Bennett und Mias Mutter, wohnte dort. Es war ein ziemlich gutes Viertel und das kleine Einfamilienhaus aus rotem Backstein war bestimmt nicht billig gewesen.

Da Ellen nach der Geburt von Mia vor zwanzig Jahren ihren Beruf als Sekretärin aufgegeben hatte und nur noch Hausfrau und Mutter gewesen war, ging ich davon aus, dass Agent Carl Bennett die Familie nach seiner Scheidung großzügig behandelt hatte.

Kein Mensch reagierte auf unser Klingeln, offensichtlich war Ellen Damsey nicht zu Hause. Etwas ratlos beschlossen wir, es einfach bei den Nachbarn zu versuchen. Gleich unser erster Versuch gelang, denn ihre direkte Nachbarin war eine gute Freundin von Ellen Damsey.

»Ich bin etwas besorgt, denn seit gestern ist Ellen verschwunden«, sagte sie uns, nachdem wir reingebeten und mit Eistee versorgt worden waren. Die Klimaanlage lief auf vollen Touren und wir beide kühlten im wahrsten Sinne des Wortes ab. Denn uns klebten die Hemden regelrecht am Körper, da wir wegen der Waffen unsere Sakkos nicht ausziehen konnten. In Sommern wie diesen war das immer ein Problem.

»Elli ist meine beste Freundin. Wenn sie verreisen wollte, hätte sie es mir gesagt. Ich verstehe das nicht, daher bin ich froh, dass Sie da sind. Denn ich wollte morgen zur Polizei«, sagte Sandy Johnson.

»Machen Sie sich keine Sorgen, Miss Johnson. Wir glauben, es ist alles in Ordnung, und kümmern uns darum. Ich hätte einige Fragen zu Mia, Ellens Tochter«, erklärte ich im Plauderton. Sie sah mich an und lächelte dann.

»Mia ist wirklich ein wunderbares Mädchen«, erwiderte Sandy. »Wissen Sie, Mia geht auf die Washington University, sie studiert Literaturwissenschaft und ist bereits Redakteurin der Studentenzeitung.«

»Wissen Sie, ob Mia gerade auf Reisen ist?«, fragte Phil vorsichtig.

»Ja, das stimmt. Sie ist in England, mit Ruth und David, ihren beiden besten Freunden. Die drei arbeiten alle bei der Zeitung und haben sich dieses Jahr vorgenommen, in England und Irland zu wandern. Ganz bezaubernde junge Leute«, sagte sie.

Obwohl Sandy Johnson maximal um die fünfzig war, wirkte sie eher wie eine Großmutter. Ich wunderte mich, was für ein Mensch Ellen Damsey sein musste, wenn Sandy sich als ihre beste Freundin bezeichnete, denn Ellen Damsey war noch nicht einmal vierzig Jahre alt.

Auf jeden Fall schien hier noch niemand von Ruths und Davids Tod gehört zu haben. Natürlich fragte ich mich sofort, ob Ellens ebenfalls mysteriöses Verschwinden nicht auch mit dem Fall zu tun hatte.

»Sind eigentlich nur die drei, ich meine Ruth, David und Mia, nach England geflogen?«, fragte Phil und versuchte sich unauffällig an Frank Winter heranzutasten.

»Ja, die drei sind vor zwei Wochen geflogen. Meine Güte, die jungen Leute waren so aufgeregt, Europa, das erste Mal«, erwiderte sie und dann kamen ihr scheinbar doch die ersten Zweifel, warum wir eigentlich danach fragten. »Es ist doch nichts passiert?«

»Nein«, log ich. »Sagen Sie, kennen Sie eigentlich Ellens Ex-Mann, Carl Bennett?« Miss Johnson sah mich kurz skeptisch an.

»Nein, ich kenne Mr Bennett nicht. Na ja, was Ellen sagte, war er bei irgendeiner Justizbehörde und reiste viel, aber eigentlich redet sie nicht gerne über ihn. Wissen Sie, ich glaube, Ellen hängt immer noch an ihm, doch Mia scheint ihn zu hassen. Sie ist ein junger Mensch, und wie wir immer sagen, wer nicht mindestens einmal im Leben ein Kommunist war, ist kein Mensch«, sagte sie und lachte dabei. »Solch junge Leute wollen einfach die Welt verbessern, und Mia ist eine von ihnen. Ich glaube, sie hat kein gutes Verhältnis zu ihrem Vater wegen seines Berufs. Sie hat ja auch wieder den Mädchennamen von Ellen angenommen.« Sie sah uns vielsagend an. »Na ja, Sie wissen schon, als junge Revolutionärin gibt man nicht gerne zu, dass der Vater für das Justizministerium arbeitet.«

»Sagt Ihnen der Name Frank Winter was?«, fragte ich jetzt sehr direkt.

»Nein, nie gehört.«

»Sind Sie sich sicher, dass Ruth, David und Mia nicht auch mit einem Frank Winter nach Europa gereist sind?«, präzisierte Phil.

»Nein, weder Ellen noch Mia haben diesen Namen erwähnt. Warum fragen Sie?«

***

Es hatte uns noch einen Eistee und eine Menge Ausreden gekostet, um Sandy Johnson so weit zu beruhigen, dass sie nicht andere Nachforschungen vorantreiben würde. Denn ein Eingreifen der Polizeibehörden konnten wir momentan nicht gebrauchen.

Phil und ich hatten uns den Rest des Abends in meiner Wohnung noch einige Biere gegönnt und über den Fall diskutiert. Da seine Flamme durch die überraschende Änderung des geplanten Urlaubs ziemlich verärgert war, hatte Phil kurzerhand auf meiner Couch übernachtet.

So brachen wir am anderen Morgen früh auf, um zur Washington University zu fahren, bevor jeder dort ins lange Wochenende verschwinden würde.

»Die drei Studenten haben den Frühlings-Term früher beendet, was bei den Literaturwissenschaftlern kein Problem ist, da alle Klausuren bereits geschrieben sind. Zum Sommer-Term werden sie wieder hier sein«, meinte der Dekan, als wir ihn auf die Reise ansprachen, denn eigentlich hatten die Studenten der University of Washington bis Mitte Juni Vorlesungen.

»Was für Studenten sind Mia, Ruth und David?«, fragte ich und wählte mit Absicht das Präsens. Der Dekan runzelte die Stirn.

»Alle drei sind hervorragende Studenten, doch leider ist ihr politisches Weltbild noch nicht gefestigt, wenn ich es einmal so ausdrücken darf. Sie haben sich gegen die Politik unserer Regierung und das Establishment verschworen und tun das nur zu gerne in der Studentenzeitung kund.«

Er hob die Hände, doch die Geste wirkte eher unbekümmert. »Wir lassen sie ihre Artikel schreiben, sollen sie sich lieber jetzt auf der philosophisch grünen Wiese von Marx tummeln, der reale Alltag holt sie spätestens nach dem Studium ein«, meinte der ältere Mann und lächelte weise.

»Um was geht es bei den Artikeln in der Zeitung?«, fragte ich, denn ich fragte mich, ob Mia und ihre Freunde diesen Frank Winter vielleicht über ihre politische Orientierung kennengelernt hatten.

»Die Studentenzeitung nennt sich Exposure«, erwiderte der Dekan und rollte ein wenig mit den Augen. »Sie bevorzugen Verschwörungstheorien, kritisieren die Nahostpolitik der USA, echauffieren sich über Abhöraktionen der NSA, doch eigentlich bekommt jede Behörde ihr Fett weg, selbst das FBI«, meinte er salopp und dann sah er uns ernst an. »Warum stellen Sie mir eigentlich diese Fragen – haben die drei in England Schwierigkeiten?«

»Mia ist in England spurlos verschwunden. In solchen Fällen schaltet sich das FBI automatisch ein. Wir möchten Sie jedoch bitten, die Information vorerst vertraulich zu behandeln«, erwiderte ich reichlich formell. »Dekan Simmens, sagt Ihnen der Name Frank Winter etwas?«

»Nein, gar nichts. Sie sagen, die drei sind verschwunden. Hoffentlich haben sie sich nicht mit den falschen Leuten eingelassen, um wieder einmal einer ihrer verrückten Storys hinterherzujagen«, meinte der Dekan besorgt und ich ließ ihn erst einmal in dem Glauben, dass auch Ruth und David verschwunden waren.

Wir sprachen noch mit einigen der Professoren und Kommilitonen von Mia, doch erfuhren nichts Erwähnenswertes mehr. Daher fuhren wir wieder zurück ins Büro. Kaum angekommen, fing Dorothy uns ab.

Mr High wollte dringend mit uns sprechen, daher gingen wir direkt zu ihm. Der Chef lief unruhig vor seinem Schreibtisch hin und her. Er schien in Gedanken, und obwohl er wie immer sehr beherrscht wirkte, sagte die Falte zwischen seinen Augen etwas anderes.

»Was haben Sie erfahren?«, meinte er, nachdem wir uns an den kleinen Besprechungstisch gesetzt hatten. Ich fasste die Informationen kurz zusammen.

»Sir, mir gefällt nicht, dass Ellen Damsey auch verschwunden ist. Wir sollten eine Fahndung nach ihr rausgeben, falls ihr Ex-Mann uns nicht sagen kann, wo sie eventuell sein könnte«, beendete ich meine Ausführungen.

»Carl Bennett wird uns gar nichts sagen«, erwiderte Mr High und wir sahen ihn erstaunt an. »Ich hatte gerade eine Unterredung mit Bennetts Vorgesetzten bei der DEA. Man sagte mir, dass Carl Bennett auf einer Mission in Venezuela ist und nicht erreichbar.«

»Dann ist er undercover?«, fragte ich. Mr High hob seine Hände in einer Geste, die uns zu verstehen gab, dass er es selbst nicht wusste.

»Das wurde weder bestätigt noch dementiert. Doch man sagte mir ganz klar, dass die DEA Bennett nicht über die Situation informieren könne. Wie gesagt, er ist nicht erreichbar.«

Phil verzog den Mund. »Das gibt es doch nicht – selbst wenn er undercover ist, wird in solchen Situationen die Reißleine gezogen. Meine Güte, immerhin ist seine Tochter des Mordes verdächtig und genau wie ihre Mutter verschwunden. Da holt doch jeder verantwortliche Vorgesetzte seinen Agent zurück.«

»Sie haben vollkommen recht, Phil. Das dachte ich auch«, musste Mr High einräumen. »Doch von Seiten der DEA bekommen wir keinerlei Informationen, weder wo in Venezuela der Mann ist, noch an welchem Fall er arbeitet. Ich zweifle sogar an, dass man Carl Bennett überhaupt informiert.«

»Mr High, Sir, irgendetwas ist richtig faul an der Sache. Die DEA und auch der MI6 hüllen sich in Schweigen, obwohl wir zwei Tote und zwei Vermisste haben. Dass so gemauert wird, kennen wir nur, wenn es sich um eine terroristische Zelle handelt«, legte ich meine Gedanken dar. »Immerhin sind Mia und ihre Freunde eindeutig in die linksradikale Ecke einzusortieren. Vielleicht hat es ihnen nicht mehr genügt, nur Artikel zu schreiben, vielleicht wollten sie sich einer Terrorzelle anschließen.«