Jerry Cotton 3063 - Jerry Cotton - E-Book

Jerry Cotton 3063 E-Book

Jerry Cotton

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Beschreibung

Kurz vor Weihnachten brannte in Washington ein Kindergarten. Eine Betreuerin starb, und viele Kinder erlitten schwere Rauchvergiftungen. Da der Kindergarten ein Projekt des Senats war, betraute Mr High Phil und mich mit der Untersuchung, um sicherzustellen, dass keine Fehler gemacht wurden. Es stellte sich heraus, dass die Brandursache ein defektes Spielzeug gewesen war - und damit wäre die Sache eigentlich erledigt gewesen. Doch kurz darauf saß der Chef der Herstellerfirma in Mr Highs Büro und die Sache sah auf einmal ganz anders aus ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Falsche Beweise

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Film: »Straße der Rache«/ddp-images

E-Book-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-2676-5

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Falsche Beweise

»Daniya«, schrie die Kindergärtnerin aus Leibeskräften und ein Hustenanfall schüttelte sie. Der Rauch im Gebäude war beißend und sie konnte ihre Hand nicht vor den Augen erkennen.

»Daniya, Schätzchen, wo bist du«, rief sie wieder, denn die Kleine war nicht draußen bei den Kindern gewesen, die man bereits aus dem brennenden Haus gebracht hatte. Würde das fünfjährige Mädchen noch länger in diesem Rauch bleiben, dann erstickte es. Sandra rannte zu dem Spielzimmer und riss die Tür auf.

Die Rauchgasexplosion, die genau in dem Moment erfolgte, als Sauerstoff in das Zimmer kam, riss Sandra von den Beinen. Der Feuerball rollte über sie hinüber, doch das bekam sie nicht mehr mit, denn die erste Druckwelle hatte sie bereits getötet.

Washington war tief verschneit und erinnerte mich mit den geschmückten und dekorierten Straßen an New York zur Weihnachtszeit. Es war der vierundzwanzigste Dezember und wie immer um diese Jahreszeit angenehm ruhig im Büro.

Phil und ich nutzten die Zeit, um unsere Schreibtische von Altlasten zu befreien und die Berge ausstehender Spesenberichte endlich in Angriff zu nehmen. Wie es schien, waren alle in Weihnachtsstimmung. Selbst Dorothy Taylor, die manchmal etwas unterkühlte Assistentin von Mr High, hatte uns heute selbstgebackene Plätzchen mitgebracht.

Doch viel wichtiger war, dass sogar die Kriminellen eine Pause einlegten, und daher hatten wir keinen aktuellen Fall und beteten, dass auch keiner plötzlich reinkam. Phil und ich wollten uns mit Rick Webster, einem unserer Field-Office-Leiter aus Detroit, und seiner Frau Eve am sechsundzwanzigsten Dezember in Aspen zum Skifahren treffen. Die beiden waren für uns gute Freunde geworden und wir planten schon eine ganze Weile, die Feiertage gemeinsam zu verbringen.

»Jerry«, meinte Phil und hatte seinen Kopf in mein Büro gesteckt. »Mr High will uns in seinem Büro sehen. Hoffentlich nur um frohe Weihnachten zu wünschen oder uns ein paar Weihnachtsgeschenke zu überreichen«, meinte er sarkastisch und ich schüttelte automatisch den Kopf. Wir gingen sofort rüber, aber Dorothy hielt uns vor seiner verschlossenen Tür auf.

»Moment, ich rufe schnell an, ob Sie schon reingehen können. Meines Wissens ist der Senator noch bei ihm«, sagte sie und griff nach dem Telefon. Phil sah mich skeptisch an und mir schwante schon, dass wir uns vom Skifahren verabschieden konnten.

»Okay, Sie können reingehen«, meinte Dorothy, als sie aufgelegt hatte.

Wir begrüßten Senator Wilder und setzten uns zu den beiden an den Besprechungstisch. »Jerry, Phil, ich möchte, dass Sie sich in den nächsten Tagen noch eine Sache ansehen. Ich weiß, Sie haben Urlaub geplant, doch es ist enorm wichtig.« Mr High sah uns mit ernster Miene an.

»Natürlich, Sir, kein Problem, um was geht es?«, erwiderte ich für uns beide.

»Ich glaube, es ist besser, Senator Wilder fasst die Angelegenheit für Sie zusammen.« Senator Wilder war recht jung für sein Amt, er leitete den Kongress und war damit direkt für Washington D.C. verantwortlich, da der District of Columbia keine eigene Senatorenvertretung im Kongress hatte. Er war als liberaler Demokrat in letzter Zeit besonders für die Rechte von ethnischen Minderheiten eingetreten.

»Meine Herren«, begann er mit müder Stimme, »Sie haben gestern Abend bestimmt von dem verheerenden Brand in der Kindertagesstätte hier in Washington gehört. Eine der Kindergärtnerinnen wurde dabei getötet und viele Kinder erlitten Rauchvergiftungen und werden noch im Krankenhaus behandelt.«

Er seufzte und schüttelte den Kopf. »Dieser Kindergarten war ein umstrittenes Projekt, da es sich um eine wohltätige Einrichtung handelte, die Kinder mit Migrationshintergrund betreuen sollte. Das Gebäude wurde in einem Stadtteil errichtet, der kaum einen Ausländeranteil hat. Sie können sich vorstellen, dass es von Seiten der Anwohner Bedenken und Beschwerden gab. Wir haben das Projekt jedoch sehr bewusst dort angesiedelt, um diese Mitbürger zu integrieren«, sagte er und sah uns an.

»Sie vermuten einen Anschlag auf die Kindertagesstätte?«, fragte Phil, wie immer sehr direkt. Der Kongressmann hob die Hände, die Geste wirkte etwas verzweifelt.

»Ich bete, dass es nicht so ist. Die Medien haben sich bereits darauf gestürzt und mutmaßen alles Mögliche.«

»Aber die Brandexperten der Feuerwehr werden das doch schnell klären können«, warf ich ein, und die Bemerkung hatte nichts damit zu tun, dass ich doch noch auf meinen Skiurlaub hoffte. Ich konnte mir nur nicht vorstellen, wie wir in der Sache eine Hilfe sein konnten.

»Das stimmt zwar, doch ich möchte nicht, dass das normale Polizeirevier in dem Stadtteil die Untersuchungen übernimmt. Ich will für die Eltern der Kinder ein klares Zeichen setzen, wie ernst wir so etwas nehmen. Lassen Sie mich ehrlich sein: Die Angelegenheit ist ein Politikum, daher muss ich das FBI einschalten und ich möchte, dass Ihre Organisation die Sache auf einer hohen Ebene klärt. Wenn ich sagen kann, dass zwei Inspektoren sich um die Brandermittlung kümmern, hinterlässt das in den Köpfen der Menschen eine ganz klare Aussage, nämlich, dass wir uns so etwas nicht bieten lassen.«

Mir leuchtete ein, warum es ihm so wichtig war, und außerdem war mir der Mann mit seiner direkten Art sehr sympathisch. Auch Phil nickte zustimmend.

»Gut, dann schlage ich vor, Sie fahren jetzt gleich zu der Brandstelle und sprechen mit den Experten vor Ort«, schlug Mr High vor und wir standen sofort auf.

***

Es war schwierig, in der Nähe des Kindergartens zu parken, da die ganze Straße noch vereist war von den Löscharbeiten. Daher gingen wir ein ganzes Stück zu Fuß und mussten höllisch aufpassen, nicht auf der Mischung aus Schneematsch und Eis auszurutschen.

Joel Denner, der Chef der Brandexperten des Washingtoner FD, war bereits vor Ort. Wie es schien, hatte Senator Wilder auch beim Fire Department die besten Leute angefordert. Wir kannten Joel, der uns schon bei einigen Ermittlungen unterstützt hatte.

»Jerry, Phil«, meinte er, zog einen Handschuh aus und schüttelte uns die Hand.

»Und haben Sie schon eine Idee, wie das Feuer ausbrach, Joel?«, kam ich gleich zur Sache. Er führte uns zu einem Van der Feuerwehr und drückte uns Gummistiefel in die Hand. »Na, kommen Sie mal mit rein, dann zeige ich Ihnen wenigstens, wo es meiner Meinung nach ausgebrochen ist.«

Wir gingen durch die verrußten Räume. Im Eingangsbereich der Kita sah es gar nicht so schlimm aus, doch als wir zu einem großen Raum am Ende des Gebäudes kamen, sah die Sache schon anders aus. Hier hatte das Feuer regelrecht getobt.

»Meine Güte, das sieht ja aus, als ob eine Bombe hier hochgegangen ist«, meinte Phil, als wir den völlig zerstörten und ausgebrannten Raum betraten.

»War ja auch so ähnlich«, meinte Joel und wir wurden hellhörig. »Es gab eine Explosion, die auch die Kindergärtnerin tötete«, sagte er und zeigte auf den Boden vor der aus den Angeln gerissenen Tür. »Doch das war keine Bombe, es war ein Backdraft.«

»Ein Backdraft, ist das nicht so eine Art Stichflamme?«, fragte Phil.

»Na ja, nicht ganz«, erwiderte Joel höflich, auch wenn ich ihm ansah, dass er Phils Frage für etwas naiv hielt. »Eine eingeschränkte Belüftung eines Brandraumes kann zu einem Brand führen, bei dem große Mengen an Verbrennungsprodukten und unverbrannten Pyrolyseprodukten entstehen. Wenn die in ausreichender Menge vorhanden sind, kann das Schaffen einer Zugangsöffnung zu einer plötzlichen Durchzündung führen. Diese Durchzündung, die sich durch den Brandraum bewegt und aus der Öffnung herausschlägt, nennt man Backdraft«, erklärte er professionell. »Und noch einmal für den Laien: In diesem Raum fing es an zu brennen, wahrscheinlich erst ein Schwelbrand, der die Pyrolysegase freigesetzt hat, dann kam es zu sehr hohen Temperaturen, aber wenig Sauerstoff. Dadurch, dass die Kindergärtnerin die Tür öffnete, hat sich das Gas entzündet. Das wirkt wie eine riesige Explosion, und dann haben Sie Ihre Stichflamme, Phil.«

»Was wollte die Kindergärtnerin eigentlich noch hier drin?«, fragte ich Joel.

»Mir wurde gesagt, dass sie ein kleines Mädchen gesucht hat, doch das war längst draußen bei der Gruppe, in der Hektik hat man sie übersehen. Die junge Frau wollte das Kind retten.«

»Das muss ein furchtbarer Tod sein«, meinte Phil und wir gingen in den Raum.

»Es ging schnell, sie ist nicht verbrannt, die Druckwelle hat sie sofort getötet«, erwiderte Joel. Ich sah mir an, was von dem Raum noch übrig war, und kam schnell zu dem Schluss, dass es ein Spielzimmer war. Man konnte die kleinen Tische und Stühle noch erahnen. Joel Denner ging zielstrebig auf eine Ecke zu, in der besonders viele verbrannte und zerschmolzene Materialien lagen.

»In dieser Ecke fing das Feuer an«, meinte er und griff dann nach einem einzelnen Stück, das vielleicht einmal Plastik war. »Ich prüfe die Sachen jetzt erst einmal auf Brandbeschleuniger, aber sehen Sie sich das an.« Er hielt mir das Stück unter die Nase.

»Hier haben wir etwas Elektronisches, Kabel, und ich wette, das ist der Überrest eines Mikrochips. Wir haben hier zwar keine Bombenexplosion, aber es kann ein künstlich erzeugter Kurzschluss gewesen sein. Morgen kann ich Ihnen mehr dazu sagen.«

»Oder ein Unfall«, meinte Phil. Auch er hatte sich gebückt und zog etwas heraus, das man noch als Plüschteddybären identifizieren konnte. »Das war die Ecke mit den Spielzeugen, vielleicht hat ein ferngesteuertes Auto Feuer gefangen, weil es nicht ausgeschaltet wurde«, schlug er vor.

»Das können Sie vergessen. Alle elektrischen oder batteriebetriebenen Kinderspielzeuge sind so streng gesichert, dass es nicht zu Kurzschlüssen kommen kann. Überlegen Sie doch mal, Ihr Kind schüttet eine Tasse Kakao über ein solches Auto oder lässt einen Roboter die ganze Nacht unter der Bettdecke laufen. Wenn diese Spielzeuge nicht besonders gesichert wären, dann würde alle Nase lang etwas passieren«, klärte Joel uns wieder auf.

»Ich habe mal versucht,e ein fürchterlich heulendes Auto meines Sohns zum Durchbrennen zu bringen, weil er meine Frau und mich damit in den Wahnsinn trieb. Keine Chance, die Dinger sind widerstandsfähig und so gebaut, dass ein Kind es sogar mit in die Badewanne nehmen kann, ohne dass etwas passiert.«

»Und was haben Sie gemacht, Joel?«, meint Phil und schmunzelte ihn an.

»Na, was wohl – aufgeschraubt und ein Kabel durchgeschnitten. Es fuhr zwar noch, doch sehr leise, woraufhin mein Kleiner sehr kreativ wurde und jetzt wie eine Heulboje durchs Haus rennt, wenn das Auto fährt.« Er zuckte resigniert die Schultern.

»Es kann dennoch sein, dass jemand eines dieser Spielzeuge manipuliert hat: aufgeschraubt und absichtlich einen Wackelkontakt hergestellt«, meinte ich an meinen Partner gewandt, als wir wieder zu unserem Wagen gingen.

»Ich rufe bei Senator Wilder an und frage nach, woher das Spielzeug des Kindergartens stammte. So erfahren wir, was die Kinder in dem Spielzimmer hatten und ob elektronische Sachen dabei waren«, erwiderte Phil und ich nickte zustimmend.

***

»Ian, haben Sie sich die Verkaufszahlen von Playtronictoys mal angesehen?«, fragte der Geschäftsführer der Funtec Factory erbost seinen Marketingmanager. »Mit diesem Merchandisingvertrag von Willow-Films spielen die wieder ganz oben mit. Der Umsatz ihres Weihnachtsgeschäfts liegt um fünf Prozent höher als unserer. Wofür bezahle ich Sie eigentlich?«

»Sir, wer konnte denn ahnen, dass Sal Dobson noch einmal alles auf eine Karte setzen und so ungeheuer viel Geld für den Vertrag bieten würde? Meine Güte, wir alle dachten doch, dass er vollkommen pleite ist«, verteidigte sich Ian McIntosh.

Er sah seinen Chef an, der unruhig in dem Konferenzsaal auf und ab ging. Ian hatte schon geahnt, dass dieses Managementmeeting kein Zuckerschlecken werden würde, doch mit solch einer direkten Schuldzuweisung hatte er nicht gerechnet.

»Sie dachten also! Wissen Sie, Ian, das ist Ihr Problem. Sie meinen immer zu denken, doch im Endeffekt ruhen Sie sich in letzter Zeit auf Ihrem Bürostuhl aus. Ich will neue Ideen, ich will wissen, was unsere Kunden wollen – Umsatz, verdammt noch mal«, erwiderte der alte Inhaber erzürnt. »Passen Sie auf, ich gebe Ihnen vier Monate, dann haben Sie mit irgendeiner genialen Idee Playtronictoys vom Markt gefegt oder ich fege Sie aus Ihrem Büro. Ich will dieses Unternehmen am Boden sehen, damit wir es endlich übernehmen können.«

»Ja, natürlich, Mr Marl, ich setze mein ganzes Team sofort daran«, erwiderte Ian kleinlaut und spielte nervös mit dem Kuli in seinen Händen.

»Dann los, worauf warten Sie denn noch?«, erwiderte John Marl und war jetzt richtig laut geworden.

»Aber das Managementmeeting … als Direktor muss ich doch daran teilnehmen«, meinte Ian und sah in die Runde seiner Direktorenkollegen. Alle blickten unter sich, denn wenn John Marl laut wurde, dann zogen alle den Schwanz ein. Hier brauchte Ian nicht auf Unterstützung zu hoffen. Jeder war sich hier der Nächste.

»Raus, Sie haben Arbeit. Besser Sie kommen mir in nächster Zeit nicht unter die Augen, sonst überlege ich mir das mit den vier Monaten Schonfrist noch einmal.«

Sofort packte Ian seine Papiere zusammen und verließ den Besprechungsraum. Er schäumte, denn es war wirklich nicht seine Schuld. Vor acht Monaten war Playtronictoys am Ende, kurz davor, Konkurs anzumelden. John Marl selbst hatte in der Zeit ein feindliches Übernahmekonzept vorbereitet und sie waren nur noch Haaresbreite davon entfernt gewesen, das Konkurrenzunternehmen zu übernehmen.

Daher sah Ian auch nicht die Notwendigkeit, ein übertrieben hohes Angebot für die Merchandisingrechte des Films Star Quest abzugeben. Die Funtec Factory und Playtronictoys waren die einzigen beiden Unternehmen, die mit Merchandising-Produkten in Serie gehen konnten. Woher der Geschäftsführer Sal Dobson plötzlich das Geld hatte, um ihn bei Willow-Films zu überbieten, war Ian schleierhaft.

»Verdammt noch mal«, entwich es ihm laut und seine Sekretärin sah ihn erstaunt an, als er an ihr vorbeiging und sich an seinen Schreibtisch setzte. Dabei war Ian nicht untätig geblieben. Gleich nachdem Willow-Films ihn davon unterrichtet hatte, dass Playtronictoys das Rennen gemacht hatte, war er eingeschritten und hatte sich Hilfe geholt, wie schon einmal.

Eine Hilfe, die ihn verdammt viel Geld gekostet hatte. Er nahm den Telefonhörer und tippte wutentbrannt die Nummer. Als sich sein Gesprächspartner meldete, ließ er seinem Unmut freien Lauf.

»Ich komme gerade aus einem Meeting mit dem Besitzer von Funtec Factory und kann froh sein, dass ich meinen Job noch habe«, beschwerte sich Ian McIntosh vehement. »Der Merchandisingvertrag und die Verkaufszahlen haben Playtronictoys wieder zu einem Hauptkonkurrenten gemacht. Meine Güte, vor acht Monaten wollten wir diese Firma aufkaufen, so marode war sie, und jetzt das. Wofür habe ich Ihnen denn eigentlich das viele Geld gezahlt? Damit Playtronictoys das Weihnachtsgeschäft mit einem fünfprozentig höheren Umsatz abschließt als wir?« Er hörte ein belustigtes Grunzen am anderen Ende.

»Ian«, erwiderte sein Telefonpartner gelassen. »Haben Sie ein wenig Geduld. Kurz nach Weihnachten werden Sie Playtronictoys geschenkt bekommen«, war alles, was sein Gesprächspartner sagte. »Ach, bevor ich es vergesse, frohe Weihnachten«, fügte er an und legte einfach auf.

***

Senator Wilder hatte sich schnell bei uns gemeldet und wir erfuhren, dass alle Spielzeuge dem Kindergarten gespendet worden waren. Wir hatten Glück, es waren nicht verschiedene Personen und Firmen, die wir jetzt abklappern mussten, denn die gesamte Lieferung war erst gestern Morgen von U-Play-2 geliefert worden.

Die Spielwarenkette hatte sich erst vor kurzem etabliert und genau wie ihr größter Konkurrent Filialen in den gesamten Vereinigten Staaten eröffnet. Solch eine prestigeträchtige Stiftung an einen Kindergarten, der von einem Senator unterstützt wurde, kam dem jungen Unternehmen als Public-Relations-Aktion sehr gelegen.

Da sich der Hauptsitz von U-Play-2 in Wayne, New Jersey befand, beschlossen wir hinzufahren und uns die Listen der Artikel wie auch jeweils ein Exemplar aller Spielzeuge zu besorgen. Mit dem Interceptor und Blaulicht konnten wir in zweieinhalb Stunden dort sein, und da morgen die Feiertage begannen, mussten wir das unbedingt heute noch erledigen.

Phil hatte von unterwegs angerufen und erfahren, dass man am Nachmittag mit den Familien der Angestellten die Betriebsweihnachtsfeier plante. Die Rezeptionistin hatte versucht ihn abzuwimmeln und gebeten, dass wir uns doch nach den Feiertagen wieder melden sollten, doch Phil ließ sich nicht eine Sekunde darauf ein.

So platzten wir zwei Stunden später in eine geschmückte Kantine, in der glückliche Kinder herumsprangen, Weihnachtsmusik aus Lautsprechern dröhnte und die Erwachsenen bereits glasige Augen vom Punsch hatten.

»Tut mir leid, aber was wollen Sie?«, fragte uns der angeheiterte Geschäftsführer, nachdem wir ihn endlich überredet hatten, in ein ruhiges Büro zu gehen. Ich erklärte es dem Mann. Er schüttelte den Kopf und wollte uns ebenfalls vertrösten.