Jerry Cotton Sammelband 13 - Jerry Cotton - E-Book

Jerry Cotton Sammelband 13 E-Book

Jerry Cotton

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Beschreibung

Sammelband 13: Fünf actiongeladene Fälle und über 300 Seiten Spannung zum Sparpreis!

G-Man Jerry Cotton hat dem organisierten Verbrechen den Krieg erklärt! Von New York aus jagt der sympathische FBI-Agent Gangster und das organisierte Verbrechen, und schreckt dabei vor nichts zurück!

Damit ist er überaus erfolgreich: Mit über 3000 gelösten Fällen und einer Gesamtauflage von über 850 Millionen Exemplaren zählt er unbestritten zu den erfolgreichsten und bekanntesten internationalen Krimihelden überhaupt! Und er hat noch längst nicht vor, in Rente zu gehen!

In diesem Sammelband sind 5 Krimis um den "besten Mann beim FBI" enthalten:

2840: Die Maske der Ehrbarkeit

2841: Tod auf Rezept

2842: Toter Maulwurf

2843: Neun Millimeter Blei

2844: Gefahr aus dem Netz

Jerry Cotton ist Kult - und das nicht nur wegen seines roten Jaguars E-Type.

Jetzt herunterladen und garantiert nicht langweilen!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 668

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Impressum

BASTEI ENTERTAINMENT Vollständige eBook-Ausgaben der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgaben Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG Für die Originalausgaben: Copyright © 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller Verantwortlich für den Inhalt Für diese Ausgabe: Copyright © 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln Covermotive von © shutterstock: Flik47 | lfH ISBN 978-3-7325-7023-2

Jerry Cotton

Jerry Cotton Sammelband 13 - Krimi-Serie

Inhalt

Jerry CottonJerry Cotton - Folge 2840George McAlister, Kopf der McAlister-Familie und millionenschwerer Geschäftsmann, war tot. Im Schlaf mit einem Kissen erstickt - und das im Haus seiner Tochter. Natürlich legten Phil und ich unser Hauptaugenmerk auf die "üblichen Verdächtigen", aber bei denen war nichts zu holen. Kurz darauf standen wir vor der nächsten Leiche und die Sache wurde komplizierter als wir es uns hätten träumen lassen ...Jetzt lesen
Jerry Cotton - Folge 2841Die Leiche der Journalistin Josephine Ashton führte uns zu einem Pharmakonzern und dessen Verbindungen in die höchsten Kreise der Politik. Der Fall war brisant und erforderte jede Menge Fingerspitzengefühl. Zumindest von unserer Seite, während unsere Gegner eher den Holzhammer bevorzugten, um ihre menschenverachtenden Pläne durchzusetzen...Jetzt lesen
Jerry Cotton - Folge 2842Roger Lane war ein Sensationsreporter, der vor keinem dreckigen Winkelzug zurückschreckte, um an Informationen zu kommen. Mich wunderte es eigentlich nicht, dass man ihn eines Morgens erschossen in einer dunklen Ecke von Brooklyn fand. Phil und ich nahmen die Ermittlungen auf und gewannen schnell den Eindruck, dass halb New York wohl ein Motiv hatte, Roger Lane umzubringen...Jetzt lesen
Jerry Cotton - Folge 2843Es war kaum zu glauben. Ein achtjähriger Knirps hatte in der Schule einem Mitschüler eine geladene Pistole für drei Dollar fünfzig verkauft - und niemand hatte etwas davon bemerkt. Nun, was hatten wir vom FBI damit zu tun? Eigentlich nichts, bis die SRD bei der Untersuchung der Waffe herausfand, dass damit vor zwei Jahren in Kanada eine Frau erschossen worden war...Jetzt lesen
Jerry Cotton - Folge 2844Zwei brutal ermordete Hacker führten uns auf eine Spur ins Internet, doch dort versandete sie bald. Auch die Computerspezialisten des FBI kamen nicht weiter. Wir mussten irgendwie die Mauer des Schweigens, die die Hacker-Community umgab, aufbrechen. Als uns das gelang, war es ein Wettlauf mit der Zeit, den wir im Reich der Bits und Bytes zu verlieren drohten...Jetzt lesen

Inhalt

Cover

Impressum

Die Maske der Ehrbarkeit

Vorschau

Die Maske der Ehrbarkeit

Es war bereits nach Mitternacht, als George McAlister in seinem Bett erwachte. Er öffnete seine Augen und starrte in die Dunkelheit. Irgendetwas hatte ihn geweckt. Er drehte sich auf den Rücken und öffnete die Augen. Während seine linke Hand nach dem Schalter der Nachttischlampe suchte, vernahm er plötzlich einen Lufthauch. Sekundenbruchteile später spürte er, wie ihm etwas ins Gesicht gedrückt wurde und ihm den Atem raubte.

Er versuchte den Kopf zur Seite zu drehen, was aber misslang. Seine Schreie wurden von dem Kissen über seinem Kopf verschluckt. Fast zwei Minuten dauerte sein Todeskampf.

George McAlister, Kopf der McAlister-Familie und millionenschwerer Geschäftsmann, war tot.

Der Tag begann für Phil und mich ganz normal. Nachdem ich meinen Partner am üblichen Treffpunkt abgeholt hatte, fuhren wir Richtung Federal Plaza zum FBI Field Office.

Phil blätterte auf seinem Tablet-PC und las Zeitung. »Britney Spears und Paris Hilton haben sich in Las Vegas getroffen«, berichtete er. »Sie wollten mit den Tigern von Siegfried und Roy ziemlich gewagte Werbeaufnahmen machen. Ob sich das gewagt dabei auf die gefährlichen Tiere oder eher die knappe Bekleidung der Damen bezieht, wird im Text aber nicht erwähnt.«

»Wenn diese Meldung die Titelseiten der Zeitungen ziert, ist wohl nichts Schlimmes passiert«, sagte ich und bog rechts ab. »Immer wenn es keine Katastrophe gegeben hat, greifen die Herren Zeitungsverleger auf irgendwelche Celebritys zurück.«

Inzwischen waren wir in der Parkgarage des Field Office angelangt und ich hatte den Jaguar abgestellt. Wir gingen zum Fahrstuhl und fuhren zu unserem Büro.

Phil hatte gerade seinen Computer eingeschaltet, da klingelte mein Handy.

»Es ist das Büro von Mister High«, sagte ich, nachdem ich auf das Display gesehen hatte, und ging dran.

»Guten Morgen, Jerry«, begrüßte mich Helen.

»Ja, einen schönen guten Morgen«, sagte ich.

»Mister High möchte euch in seinem Büro sehen«, fuhr sie fort. »Gibt wohl Probleme in der High Society. Genaues weiß ich nicht.«

»Wir machen uns sofort auf den Weg«, entgegnete ich.

Sie bestätigte und unterbrach die Verbindung.

»Dann wollen wir mal«, sagte Phil und zog das Sakko, das er gerade über seinen Stuhl gehängt hatte, wieder an.

Als wir Mr Highs Büro erreicht hatten, stellte Helen gerade eine Kanne Kaffee und drei Tassen auf den Tisch. Es roch hervorragend.

»Guten Morgen, Sir«, begrüßte ich unseren Chef. Phil tat es mir gleich.

»Guten Morgen«, sagte Mr High und bat uns Platz zu nehmen. »Ich habe gerade einen Anruf vom NYPD erhalten. George McAlister ist ermordet worden. Im Haus seiner Tochter auf Staten Island.«

»Der McAlister, der für seine wohltätige Ader bekannt ist?«, fragte Phil.

»Genau der McAlister«, antwortete Mr High. »Ich hatte gerade die Information vom NYPD bekommen, da rief auch schon der Bürgermeister an. Er wollte, dass ich den Fall meinen besten Agents übertrage und dafür sorge, dass er schnell aufgeklärt wird. Da McAlister auf Long Island wohnte und in New York ermordet wurde, fällt die Aufklärung ohnehin in unseren Zuständigkeitsbereich.«

»Haben die beiden sich gekannt – ich meine, McAlister und der Bürgermeister?«, fragte ich.

Mr High nickte. »Ja, offensichtlich besser, als ich dachte. Der Bürgermeister erwähnte, dass sich vor allem die Frauen der beiden gut verstanden hatten. Mistress McAlister ist allerdings vor zwei Jahren im Ausland überraschend erkrankt und gestorben – George McAlister war Witwer.«

»Wir werden den Fall mit der üblichen Sorgfalt behandeln und dafür sorgen, dass der Täter nicht ungestraft davonkommt«, versprach ich Mr High.

»Davon bin ich überzeugt«, sagte er.

Wir klärten noch ein paar Details, dann verließen Phil und ich das Büro.

»Ich bin gespannt, was uns am Tatort erwartet«, sagte Phil. »Die McAlisters sind ein ziemlich reicher Clan.«

»Und jetzt, wo das Clan-Oberhaupt tot ist, wird wahrscheinlich die Schlacht ums Erbe losgehen«, sagte ich. »Hoffentlich hat er ein eindeutiges Testament hinterlassen.«

»Zum Glück haben wir damit nichts zu tun«, bemerkte Phil. »Damit sollen sich die Juristen auseinandersetzen.«

Wir fuhren zur Tiefgarage und stiegen in den Jaguar. Das Fahrtziel war die Edinboro Road auf Staten Island, eine gute Wohngegend unweit des The Latourette Country Club. Wir fuhren nach Brooklyn und dann von dort über die Verrazano Narrows Bridge nach Staten Island.

***

Phil nutzte die Fahrt, um erste Recherchen zur familiären Situation der McAlisters anzustellen.

»George McAlister hinterlässt drei Kinder – einen Sohn, James McAlister, und zwei Töchter, Gretchen und Valerie McAlister. Und natürlich eine Reihe von Firmen, die grob geschätzt zweihundert Millionen Dollar wert sind. Der Mord hat im Haus der jüngeren Tochter, Gretchen McAlister, stattgefunden. Offensichtlich hat das Opfer dort übernachtet.«

»Dann wird die Tochter wahrscheinlich noch vor Ort sein«, sagte ich.

»Darüber habe ich keine Informationen vorliegen«, sagte Phil.

Wir erreichten die Villa in der Edinboro Road nach etwas mehr als einer Stunde. Rund um das Anwesen wimmelte es von Reportern, Fotografen, Paparazzi und Nachrichtensprechern. Für sie war der Mord ein gefundenes Fressen.

»Wenn der Täter außerhalb der Absperrung irgendwelche Spuren hinterlassen hat, dann hat die Meute sie sicherlich schon vernichtet«, sagte Phil in abschätzigem Tonfall.

Ich parkte den Jaguar eine Viertelmeile vom Anwesen entfernt. Den Rest des Weges legten wir zu Fuß zurück. Es war ein angenehm warmer Spätsommertag. Ein paar Schäfchenwolken waren am Himmel zu sehen und vom Atlantik wehte eine leichte Brise herüber.

»Wie alt war McAlister?«, fragte ich Phil.

Er überlegte kurz. »Dreiundfünfzig Jahre. Ein ziemlich früher Tod, wenn du mich fragst. Und das bei all dem Geld, das er besessen hat.«

»Vielleicht wegen all des Geldes«, bemerkte ich.

Natürlich war Geld in solch einem Fall ein hervorragendes Tatmotiv. Wir mussten auf jeden Fall herausfinden, wer von McAlisters Tod finanziell profitieren würde.

Kurz bevor wir die Absperrung des NYPD, die sich rund um das Anwesen zog, erreicht hatten, kam eine Reporterin auf uns zugestürmt und hielt mir ein Mikrofon ins Gesicht. Sie wurde von einem bulligen Kameramann mit dunklem Haar verfolgt.

»Sind Sie die zuständigen Detectives? Untersuchen Sie den Fall? Was ist geschehen?«, stellte sie mehrere Fragen direkt hintereinander.

»Das erfahren Sie alles bei der Pressekonferenz«, antwortete ich und bemühte mich, freundlich dreinzuschauen.

»Und die Kinder von McAlister? Werden sie verdächtigt? Wie wird Gretchen mit dem Verlust fertig?«, fragte sie weiter.

»Kein Kommentar«, sagte ich und wandte mich von ihr ab.

Als sie merkte, dass ich nicht bereit war, mit ihr zu reden, schaute sie in die Kamera und sagte: »Offenbar hält die Polizei die gewonnenen Informationen unter Verschluss. Das deutet klar auf eine Verschwörung hin. Bleiben Sie dran. Wir informieren Sie live vom Geschehen hier in Staten Island.«

Phil zeigte einen genervten Gesichtsausdruck, sagte aber nichts.

Wir erreichten die Absperrung. Ein junger Cop ließ uns passieren, nachdem wir unsere Marken gezeigt hatten.

»Mann, die veranstalten ja einen ganz schönen Wirbel«, sagte er zu uns.

»Ja, so ist das, wenn es sich um ein prominentes Mordopfer handelt«, sagte Phil.

Wir nahmen uns nicht die Zeit, länger mit ihm zu sprechen, sondern gingen geradewegs über die gepflasterte Auffahrt auf die weit geöffnete Haustür zu. Sie war zweiflügelig und aus edlem, dunkelbraunem Holz – und so breit, dass sogar ein Auto durchgepasst hätte.

Im Haus wimmelte es von Cops und Mitarbeitern der Crime Scene Unit. Wir waren gerade eingetreten, da kam auch schon ein Detective vom NYPD auf uns zu.

»Cotton und Decker, nicht wahr?«, fragte er uns.

»Korrekt«, bestätigte ich.

»Sie sind mir schon angekündigt worden«, fuhr er fort und reichte erst mir und dann Phil die Hand und stellte sich vor. »Denzel Grey. Schade, dass das FBI den Fall übernimmt, hätte mich schon gern selbst auf die Suche nach dem Täter gemacht. McAlister war ein guter Mann. Er hat es nicht verdient, so zu sterben.«

»Das ist wahr«, sagte ich. »Aber glauben Sie mir – derjenige, der das getan hat, wird nicht ungeschoren davonkommen.«

»Ja, bei Ihnen ist der Fall in guten Händen, da bin ich sicher«, sagte der Detective.

»Was können Sie uns bisher sagen?«, fragte Phil.

Grey räusperte sich. »Gestern gab es eine Familienfeier, im engsten Kreis. Ein paar gute Freunde waren auch dabei. Wurde wohl spät. George McAlister ist anschließend nicht nach Long Island zurückgefahren, sondern hat hier in einem der Gästezimmer übernachtet. Irgendwann in der Nacht hat sich jemand zu seinem Zimmer Zutritt verschafft und ihn mit einem Kissen erstickt. Den genauen Todeszeitpunkt weiß ich noch nicht – die Gerichtsmedizinerin ist aber schon da. Die Leute von der Crime Scene Unit sind vor etwa einer halben Stunde eingetroffen.«

»Gute Zusammenfassung«, lobte Phil. »Haben Sie eine Liste derjenigen, die gestern bei der Feier anwesend waren?«

Grey nickte und blätterte in seinem Notizblock. »Natürlich. Es waren insgesamt neun Personen. Die beiden Töchter des Ermordeten, Valerie und Gretchen McAlister. Der Letztgenannten gehört das Haus. James McAlister, Sohn von Mister McAlister, und seine Ehefrau, Nikoletta McAlister. Der Verlobte von Gretchen McAlister, Patrick Thompson, und der Freund von Valerie McAlister, Donald Ruster. Nicht zu vergessen auch zwei Freunde von George McAlister, Tom Durban und Will Fatigue. Und natürlich das Opfer selbst.«

»Und kein Butler, Koch oder anderes Dienstpersonal?«, fragte Phil.

»Oh, danach habe ich gar nicht explizit gefragt«, antwortete Grey.

»Kein Problem, ist ja auch nicht unbedingt üblich. Wir überprüfen das, wenn wir die Dame des Hauses befragen«, sagte ich.

»Das ist gut«, sagte Grey. »Gemäß der Aussage von Valerie McAlister haben Tom Durban, Will Fatigue sowie James McAlister und seine Frau das Haus am späten Abend verlassen. Die anderen haben hier übernachtet. Gretchen McAlister hat ihren Vater heute früh tot in seinem Zimmer aufgefunden.«

»Ich habe draußen Kameras bemerkt«, sagte Phil. »Haben Sie die Aufnahmen schon sichergestellt?«

»Nein, noch nicht«, antwortete Grey. »Darum wollte sich die Crime Scene Unit kümmern.«

»Gibt es sonst noch etwas Wichtiges?«, fragte Phil.

»Die Familie wartet im Wohnzimmer, gleich hier im Erdgeschoss. Das wäre alles«, antwortete Grey.

***

Als wir das weitläufige Wohnzimmer erreichten, spürte ich die Spannung, die in der Luft lag. Die beiden Frauen, die auf dem modernen Ledersofa saßen, hielten sich an den Händen und machten einen verheulten Eindruck. Die eine war hellblond, bei der anderen ging die Haarfarbe mehr ins Rötliche. Aber sie hatten viele ähnliche Gesichtszüge. Offensichtlich waren das die Schwestern Gretchen und Valerie McAlister. Einer der Männer, ein ziemlich großer und elegant gekleideter Typ, bewegte sich nervös vor dem Kamin auf und ab. Der andere, mit braunen Haaren und eher leger gekleidet, saß in einem Sessel in der Nähe der beiden Damen.

Alle Augenpaare richteten sich auf uns, als wir den Raum betraten.

Phil stellte uns vor. »Meine Damen und Herren, wir sind die Special Agents Cotton und Decker und mit der Aufklärung dessen, was heute Nacht hier geschehen ist, betraut. Wir möchten Ihnen zunächst unser tief empfundenes Beileid für den Verlust, den Sie erlitten haben, zum Ausdruck bringen.«

Er ließ ihnen ein paar Sekunden und sprach dann weiter. »Unser Kollege vom New York Police Department hat Ihnen bereits ein paar Fragen gestellt. Wir möchten Sie bitten, das Haus nicht zu verlassen, bis wir mit Ihnen gesprochen haben.«

»In Ordnung«, sagte die blonde Frau auf der Couch.

»Wie lange wird das etwa dauern?«, fragte der Mann am Kamin mit leicht zitternder Stimme.

»Vielleicht eine Stunde«, sagte ich. »Wir werden uns bemühen, Sie nicht länger als nötig aufzuhalten. Aber bevor wir mit den Befragungen beginnen, wollen wir erst den Tatort in Augenschein nehmen.«

»Wir warten selbstverständlich, bis Sie wieder da sind«, sagte der Mann in dem Sessel.

Zusammen mit Phil verließ ich das Wohnzimmer und fragte einen der Mitarbeiter der Crime Scene Unit nach dem zuständigen Forensiker.

»Das ist Dr. Gassettes«, sagte er freundlich. »Wahrscheinlich ist sie oben, habe sie gerade noch dort gesehen.«

Ich bedankte mich und folgte Phil die breite Treppe hinauf. Die Stufen bestanden aus weißem Marmor.

»Nicht übel, die Einrichtung«, bemerkte Phil.

»Irgendetwas muss man mit dem Geld ja anfangen, wenn man genug davon hat«, sagte ich.

Oben angekommen kam uns Dr. Gassettes entgegen.

»Guten Morgen«, begrüßte sie uns. »Hab mir gleich gedacht, dass ihr den Fall bekommt.«

»Gut geraten«, sagte Phil.

»Das war nicht geraten, sondern einzig und allein weibliche Intuition«, antwortete sie und warf ihm einen lässigen Blick zu, der mir ein Lächeln entlockte.

»Folgt mir!«, sagte sie und ging auf eines der hinteren Zimmer auf dem langgestreckten Flur zu.

Sie führte uns zu dem Raum, in dem George McAlister ermordet worden war. Es sah alles recht aufgeräumt auf. Das Einzige, was den schönen Eindruck, den das Zimmer machte, störte, war die kreideweiße Leiche des Mannes, der mit aufgerissenen Augen im Bett lag.

»Das war ausnahmsweise mal ein sauberer Mord«, sagte Dr. Gassettes und spielte darauf an, dass nirgendwo Blut zu sehen war. »Auch wenn das für das Opfer keinen großen Unterschied macht. Tot ist tot.«

»Wobei ein sauberer Mord wie dieser für die Forensik nicht unbedingt von Vorteil ist, oder?«, fragte Phil.

»Wegen der fehlenden Spuren?«, stellte Dr. Gassettes als Gegenfrage.

Phil nickte.

»Das stimmt natürlich«, sagte sie. »Wobei auch hier eine Menge Kraft aufgewendet wurde und somit Spuren vorhanden sein könnten. Der Täter hat dem Opfer ein Kissen ins Gesicht gedrückt, während es sich mit Händen und Füßen gewehrt hat. Da ist ein Kontakt zwischen Täter und Opfer eigentlich üblich. Wir haben Proben genommen, müssen die aber erst im Labor untersuchen, um etwas Genaues sagen zu können.«

»Also haben wir mit etwas Glück DNA-Spuren vom Täter?«, fragte ich.

»Mit etwas Glück«, kam die Antwort. »Wenn er allerdings ein Profi war, Handschuhe und feste Kleidung getragen hat, dann könnten wir auch leer ausgehen.«

»Dann wollen wir hoffen, dass es kein Profi war«, bemerkte Phil

Dr. Gassettes verzog ihr Gesicht. »Ich bezweifle, dass sich diese Hoffnung erfüllt. Wir haben keine Einbruchspuren gefunden. Und wie ich gerade gehört habe, ist das Überwachungssystem – inklusive aller Kameras – gestern Nacht ausgefallen. Das ist nicht die Handschrift eines Amateurs. Entweder war der Täter einer der Leute, die gestern Abend im Haus waren und somit leichten Zugang zu den Räumlichkeiten und der Alarmanlage hatten, oder es war ein Vollblut-Profi.«

»Hört sich schlüssig an«, sagte ich. »Wie steht es mit der Tatzeit?«

»Gegen zwei Uhr morgens«, antwortete Dr. Gassettes. »Plus/minus zwanzig Minuten.«

»Sind schon DNA-Proben der vier Leute unten genommen worden?«, fragte ich weiter.

Dr. Gassettes schüttelte den Kopf. »Soweit ich weiß, nicht. Sie müssen aber zustimmen, sonst benötigen wir einen Gerichtsbeschluss. Das andere Problem ist, dass ein paar Haare der Verwandten, die wir hier im Zimmer finden, keine große Beweiskraft haben, da sie auch vorher hier gewesen sein könnten. Das sieht anders aus, wenn das Opfer den Täter gekratzt und Hautreste unter den Fingernägeln hat.«

»Womit wir wieder bei der Hoffnung wären«, bemerkte Phil.

»Wobei ein echter Profi sicher versucht hätte, die Hautreste zu vermeiden«, sagte ich.

»Ihr seht schon, dass wir erst ein paar Untersuchungen anstellen müssen, bevor wir Gewissheit haben«, sagte Dr. Gassettes. »Ich will sehen, dass ich mich ranhalte. Aber zwei unserer Labortechniker sind gerade krankgeschrieben und einer ist auf Hawaii. Wenn die verbliebenen Fachkräfte Überstunden machen, kann ich heute vielleicht die ersten Ergebnisse liefern.«

Phil grinste. »Willkommen im Club.«

Überstunden waren für uns so normal wie der morgendliche Kaffee von Helen.

Dr. Gassettes zeigte ein schwaches Lächeln. »Gut, ich rufe euch an, sobald ich was habe.«

Wir verabschiedeten uns und gingen zum Überwachungsraum. Er befand sich ebenfalls im ersten Stock. Ein Techniker der Crime Scene Unit war dort an der Arbeit.

Der Raum selbst war etwa zweimal drei Meter groß. An der einen Seite hingen zwölf Flachbildschirme, die verschiedene Bereiche der Umgebung des Hauses und der Eingangsbereiche zeigten.

»Schöne Hightech«, bemerkte Phil.

»Ja, so was hätte ich bei mir auch gerne«, sagte der Techniker. »Die Anlage ist vom Feinsten. Soweit ich es sehen konnte, gibt es außerhalb des Hauses keinen toten Winkel. Jeder, der sich dem Haus nähert, wird von den Kameras erfasst. Und das alles in Full High Definition, also beste Auflösung.«

Phil schaute in seine begeisternd flackernden Augen. »Aber anscheinend hat das System gestern Abend ausgesetzt, nicht wahr?«

Der Techniker nickte. »Ja, sieht so aus. Die Aufzeichnungen gehen bis ein Uhr zweiundzwanzig. Dann ist Sendepause. Danach war das System deaktiviert – bis ich es wieder hochgefahren habe.«

Ich schaute ihn an. »Wissen Sie schon, wie es deaktiviert wurde? Oder wer es gemacht hat?«

Er schüttelte den Kopf. »Nein, keine Ahnung. Daran arbeite ich gerade. Aber wer auch immer es war, er hatte entweder Zugang zu diesem Raum, irgendeine Art von Fernsteuerung oder er kannte sich mit dem System gut aus.«

»Und es ist ausgeschlossen, dass das System einfach ausgefallen ist?«, fragte Phil.

Der Techniker lächelte. »Ja, absolut. Es verfügt über eine autarke Stromversorgung, die es selbst dann noch mit Energie versorgt, wenn überall im Haus die Lampen ausgehen. Das war kein Zufall. Da hat jemand dran gedreht. Ich muss nur noch rausfinden, wie er es angestellt hat.«

»Na, dann viel Erfolg«, sagte ich.

Wir verließen den Überwachungsraum und gingen in Richtung Treppe.

»Dr. Gassettes hat recht«, sagte Phil. »Entweder ein Vollblut-Profi oder jemand aus dem engsten Kreis. Und für die Letztgenannten hätte ich auch schon ein Motiv.«

Ich schaute ihn ernst an. »Ich auch: Geld.«

***

George McAlister war ein reicher Mann, millionenschwer, und ein Mäzen, der viele öffentliche Einrichtungen unterstützte. Seinen Kindern ging es augenscheinlich auch nicht schlecht. Aber manchen Leuten war das, was sie erhielten, nicht genug. Somit waren die Kinder des Ermordeten – Gretchen, Valerie und James McAlister – automatisch verdächtig. Ebenso – und vielleicht sogar noch mehr – deren Lebenspartner.

Gretchen und Valerie warteten mit ihren Partnern im Wohnzimmer.

»Da sind Sie ja endlich«, sagte der große, mittelblonde Mann, der vorhin nervös vor dem Kamin auf und ab gegangen war, als Phil und ich das Zimmer betraten.

»Ja, da sind wir«, erwiderte Phil. »Und Sie haben jetzt unsere volle Aufmerksamkeit.«

»Wie ist Ihr Name?«, fragte ich den Mann.

»Patrick Thompson, ich bin der Verlobte von Gretchen«, antwortete er.

Die blonde Frau auf der Couch nickte zustimmend. »Ja, und wir haben beide die ganze Nacht hier im Haus verbracht, wenn Sie das fragen wollten – zusammen, im gleichen Zimmer.«

»Dann sind Sie Valerie McAlister?«, fragte ich die rotblonde Frau, die neben Gretchen McAlister saß.

Sie nickte. »Ja, die bin ich.«

Ihr Gesicht sah verheult aus. Ich hatte den Eindruck, dass die ganze Angelegenheit sie mehr mitnahm als Gretchen McAlister.

Der leger gekleidete, hagere Mann mit braunen Haaren erhob sich vom Sessel und ging zu Valerie, um sie in den Arm zu nehmen. »Das wird schon wieder, Schatz.«

»Dann sind Sie Donald Ruster?«, fragte Phil.

»Das ist richtig«, antwortete er.

»Und Sie alle haben sich, zusammen mit George McAlister, die ganze Nacht im Haus aufgehalten?«, fragte ich.

Sie nickten.

»War sonst noch jemand anwesend? Dienstpersonal vielleicht?«, fragte Phil.

Gretchen McAlister schüttelte den Kopf. »Nein, das Küchenpersonal ist gegen zehn gegangen. Und mein Bruder, seine Frau und die beiden Freunde von Dad haben das Haus gegen elf verlassen. Wir haben uns dann zu fünft noch ein wenig unterhalten und sind anschließend schlafen gegangen.«

»Und Sie haben sich danach nicht noch einmal getroffen, auf dem Flur vielleicht?«, fragte ich.

Alle schüttelten den Kopf.

»Jedes Schlafzimmer hier im Haus verfügt über ein eigenes Bad. Wir mussten also nicht mehr raus auf den Flur«, sagte Gretchen McAlister.

»Gemäß dem aktuellen Erkenntnisstand hat der Mord gegen zwei Uhr stattgefunden. Hat irgendjemand von Ihnen zu dieser Zeit etwas Außergewöhnliches bemerkt?«, fragte Phil.

»Nein, da haben wir schon geschlafen – zumindest ich«, antwortete Gretchen McAlister.

»Ich auch«, fügte Patrick Thompson hinzu.

Valerie McAlister wurde rot im Gesicht. »Wir haben noch ein wenig … Sie wissen schon. Ich weiß aber nicht mehr, wie lange. Wurde ziemlich spät, glaube ich.«

»Wir sind erst gegen halb drei eingeschlafen, glaube ich«, sagte Donald Ruster.

»Wenn ich daran denke, dass mein Vater ein paar Zimmer weiter ermordet wurde, während Donald und ich …«, sagte Valerie McAlister, während ein Schwall von Tränen ihre Wangen herunterlief.

»Es ist nicht eure Schuld«, versuchte ihre Schwester sie zu beruhigen, was aber nicht viel half.

»Wer von Ihnen hat Zugang zum Überwachungsraum?«, fragte ich ein paar Sekunden später.

Gretchen McAlister wandte sich von ihrer Schwester ab. »Patrick und ich haben einen Schlüssel. Und ich glaube, dass noch einer im Schlüsselkasten unten hängt.«

»Und außer Ihnen hat keiner der Anwesenden oder Ihrer Familie und Freunde den Raum jemals betreten?«, wollte ich wissen.

»Ich kann nicht ausschließen, dass mal jemand anders dort drin war. Wir haben das Haus vor zwei Jahren komplett umgebaut und danach natürlich allen unseren Verwandten und Freunden die Einrichtung gezeigt«, antwortete Gretchen McAlister. »Einigen bestimmt auch den Überwachungsraum. Aber warum fragen Sie? Verdächtigen Sie etwa jemanden aus der Familie?«

Ihre Lippen zitterten, als sie das sagte. Sie schien auf einmal ziemlich aufgeregt zu sein.

»Wir prüfen nur alle Möglichkeiten«, sagte ich ruhig. »Um auf Nummer sicher zu gehen und damit Ihre Unschuld außer Frage steht, würden wir gerne DNA-Proben von Ihnen nehmen lassen. Geht das in Ordnung?«

Ich registrierte ein leichtes Zögern. Gretchen McAlister nickte schließlich und die anderen drei taten es ihr gleich. Offenbar war sie diejenige, zu der die anderen aufschauten.

Mich beschlich ein schrecklicher Verdacht. Was, wenn sie alle gemeinsame Sache gemacht hatten? Die Tat gemeinsam geplant und dann vielleicht sogar zusammen durchgeführt hatten? Ziemlich verwerflich und ruchlos, aber möglich. Ich entschied mich dafür, diese Theorie erst einmal für mich zu behalten und den Anwesenden gegenüber nichts davon zu erwähnen.

»Das ist sehr gut«, sagte ich.

»Hatte Mister McAlister irgendwelche Feinde? Jemanden, der ihm nach dem Leben getrachtet haben könnte? Eine Person, mit der er Meinungsverschiedenheiten hatte?«, fragte Phil.

»Feinde?«, stieß Gretchen McAlister aus. »Das kann gut sein. Mein Vater war Geschäftsmann, und ein guter dazu. Das führt oft zu Neid. Und er war kein besonders diplomatischer Typ. Wenn ihm etwas nicht passte, dann sagte er das auch. Aber konkrete Namen kann ich Ihnen nicht nennen. Dad hat selten etwas über seine geschäftlichen Aktivitäten verlauten lassen. Er sagte, das wollte er von der Familie fernhalten. Auch was das Thema Politik anbetraf. Und bezüglich der Meinungsverschiedenheiten, nun ja.«

Sie stockte und warf ihrem Verlobten einen fragenden Blick zu.

»Ja, wir hatten gestern Abend Streit«, sagte dieser. »Sogar ziemlich heftig. George konnte einen ganz schön auf die Palme bringen mit seinen teilweise recht altmodischen Ansichten.«

Phil schaute ihn ernst an. »Und worum ging es gestern Abend konkret?«

Thompson schaute peinlich berührt drein. »Ich betreibe einige Internet-Portale, und George gefiel das nicht.«

»Weil er etwas gegen das Internet hatte?«, bohrte Phil weiter.

»Nein«, antwortete Thompson. »Es geht mehr um die Art der Sites, die ich betreibe. Und dabei war es ihm egal, dass ich damit gutes Geld verdiene.«

»Um was für Sites handelt es sich dabei konkret?«, wollte ich wissen.

Thompson zögerte ein wenig, bevor er antwortete. »Ich bin in verschiedenen Bereichen aktiv. Internet-Pokern, erotische Kontakte und ein Hardcore-Portal. Aber das ist alles ganz legal. Vielleicht nicht so ganz moralisch, aber völlig legal.«

»Aber Mister McAlister gefielen diese Themen nicht?«, fragte ich weiter.

»Nein, er nannte mich einen Cyber-Zuhälter«, antwortete Patrick Thompson. »Und deswegen haben wir uns gestern in die Haare gekriegt. Er sagte, er wollte nicht, dass ich Gretchen heirate, solange ich diese Portale betreibe. Ziemlich verbohrt, wenn Sie mich fragen.«

»Bei seiner Prominenz kann ich diesen Gesichtspunkt gut verstehen«, sagte ich.

»Aber die Portale bringen gutes Geld. Das wollte er einfach nicht verstehen. Das Internet ist die Zukunft«, argumentierte Thompson.

»Vielleicht sollten Sie dann auf so was wie Facebook umsatteln«, bemerkte Phil.

Thompson winkte ab. »Von wegen Facebook – das ist wieder nur so ein Hype. In ein paar Jahren kräht niemand mehr danach. Ich investiere lieber in Bereiche, die langfristig ausgerichtet sind.«

»Wie Glücksspiel und Pornographie«, sagte ich. »Aber lassen wir das. Kommen wir zurück zum eigentlichen Thema unseres Gesprächs. Wir würden Ihre Aussage gerne etwas später im FBI-Gebäude aufnehmen, ganz offiziell. Wäre Ihnen drei Uhr recht?«

Die beiden Frauen nickten.

»Ich habe eigentlich ein paar Termine, aber die muss ich unter den gegebenen Umständen sowieso absagen«, antwortete Donald Ruster.

»Drei Uhr geht klar«, bestätigte Patrick Thompson.

***

Wir verabschiedeten uns von den vieren und schauten uns noch etwas im Haus um. Dabei nahmen wir auch die Umgebung in Augenschein, um nachvollziehen zu können, von wo sich ein potenzieller Eindringling Zugang zum Haus verschafft haben könnte.

»Wir sollten überprüfen, ob der Sohn von McAlister auch einen Schlüssel zum Haus hat«, sagte Phil. »Auf jeden Fall sollten wir ihn nicht von der Liste der Verdächtigen streichen, bis wir wissen, ob er ein Alibi hat.«

»Wahrscheinlich war er um die Zeit mit seiner Frau Nikoletta zusammen«, sagte ich. »Wir sollten die beiden für heute Nachmittag vorladen. Ebenso Tom Durban und Will Fatigue, die Freunde von George McAlister, die gestern im Haus waren. Vielleicht haben sie nützliche Hinweise für uns.«

Phil ging um die Ecke des Hauses und rief plötzlich nach mir.

»Schau mal hier«, sagte er, als ich aufgeschlossen hatte, und zeigte auf ein kleines Kellerfenster. Es war knapp einen halben Meter hoch und etwa achtzig Zentimeter breit.

Phil drückte gegen das Fenster und es öffnete sich.

»War nur angelehnt«, sagte er. »Und es ist groß genug für einen stabilen Mann.«

»Ich checke mit den Leuten von der Crime Scene Unit, ob sie hier und im Keller schon Proben genommen haben«, sagte ich und ging ins Haus, um mich zu erkundigen.

Offenbar war das nicht der Fall. Phil und ich warteten, bis alle Spuren gesichert waren, und versuchten dann, durch das Kellerfenster ins Haus zu gelangen. Es war nicht besonders schwierig.

»Normalerweise sollte das Fenster von innen verschlossen sein«, sagte ich und zeigte auf den Fenstergriff.

»Vielleicht hat jemand es extra offen gelassen, um jemand anderem die Möglichkeit zu verschaffen, ins Gebäude einzudringen, ohne Krach zu machen. Das Fenster ist nicht durch die Alarmanlage gesichert«, meinte Phil.

Wir gingen durch den Keller in Richtung Treppenhaus und fanden uns bald im Eingangsbereich des Hauses wieder.

»Von hier unten hätte jemand vielleicht sogar das Überwachungssystem deaktivieren können«, sagte Phil. »Ich sage mal dem Mitarbeiter von der Crime Scene Unit oben im Überwachungsraum Bescheid. Vielleicht kann er herausfinden, ob das möglich ist.«

Phil ging nach oben und brachte den Mann mit.

»Danke für den Hinweis. Ich schaue mich hier mal um und leite die Ergebnisse meiner Untersuchung dann an Sie weiter«, sagte der Techniker.

»Am besten über Dr. Gassettes«, erwiderte ich. »Dann haben wir nur einen Ansprechpartner.«

Er nickte und machte sich daran, den Kellerbereich zu untersuchen.

»Wir sollten in die Zentrale fahren und Mister High informieren«, schlug ich vor.

»Und bei den Teilnehmern der gestrigen Feier einen Background-Check vornehmen«, fügte Phil hinzu.

***

Wir waren noch unterwegs, als Mr High anrief. Bei dieser Gelegenheit koordinierten wir die Vorladung der Zeugen. Und wir kündigten unser Erscheinen für den ersten ausführlichen Bericht an.

Als wir in Mr Highs Vorzimmer ankamen, schaute uns Helen traurig an. »Schlimme Sache, das mit George McAlister. Muss ein guter Mann gewesen sein.«

»Soweit wir wissen, ja«, antwortete ich.

Sie nickte und führte uns dann ins Büro von Mr High. Er stand am Fenster und schaute nach draußen.

Als wir eingetreten waren, drehte er sich um. »Wie läuft die Ermittlung? Gibt es schon eindeutige Hinweise auf den Täter?«

Wir legten ihm im Detail dar, was wir bisher herausgefunden hatten. Er hörte interessiert zu und unterbrach uns nicht.

»Wir wollten uns gleich auf die Befragungen vorbereiten«, sagte Phil. »Vielleicht ergibt eine Background-Recherche bei den Gästen der gestrigen Feier ein Motiv.«

»Ich habe inzwischen James McAlister und seine Frau herbestellen lassen. Sie kommen um vier. Tom Durban hat einen Termin um fünf, Will Fatigue wurde noch nicht erreicht«, sagte Mr High.

»Das ist gut, dann können wir alle heute vernehmen – hoffentlich auch Fatigue«, sagte Phil. »So kompakt ist mir das lieber.«

Wir besprachen noch ein paar Details mit Mr High und gingen dann in unser Büro.

»Bereit für die Recherchearbeit?«, fragte ich Phil.

Er verzog das Gesicht. »Muss ja wohl sein.«

»Bin gespannt, was wir finden«, sagte ich und setzte mich an meinen Computer. »Ich nehme mir das National Crime Information Center vor. Mal sehen, ob einer vorbestraft oder sonst strafrechtlich aufgefallen ist.«

»Dann suche ich im Internet«, sagte Phil und legte los.

Wir hatten etwa eine Stunde gearbeitet, da hörte ich Phils Magen knurren. Ein Blick auf die Uhr zeigte mir, dass es schon fast zwölf war.

»Zeit fürs Essen«, sagte ich. »Am besten bestellen wir was, dann geht nicht so viel Zeit verloren. Worauf hast du Appetit?«

Phil überlegte kurz und strich mit seiner Hand über die Bauchgegend. »Ein Steak wäre nicht schlecht. Am besten noch leicht blutig.«

»Da hat ein neuer Laden aufgemacht, mal sehen, ob sie um diese Zeit auch liefern«, sagte ich und suchte in der Schublade meines Schreibtischs nach dem entsprechenden Werbeflyer. »Hier ist es ja. Ab zwölf Uhr. Dann schau mal, was du haben willst.«

Ich reichte ihm den Flyer und er überflog die verschiedenen Angebote in Windeseile.

»Menü Nummer vier«, sagte er. »Und die Gemüseplatte dazu.«

»Hört sich gut an«, sagte ich und bestellte das Essen telefonisch.

»Was hast du bisher gefunden?«, fragte Phil.

»Nicht viel«, antwortete ich. »Gretchen McAlister hat nur ein halbes Dutzend Strafzettel wegen zu schnellen Fahrens. Ihre Schwester ist vor vier Jahren mal mit Gras erwischt worden, es kam aber nicht zu einer Anklage – war nur eine kleine Menge. Vielleicht hatte ihr Vater auch die Hände im Spiel. James McAlister sieht sauber aus. Seine Frau Nikoletta stammt aus Ungarn, die beiden haben vor zwei Jahren geheiratet. Seitdem ist sie nicht auffällig geworden. Die anderen sind auch sauber – mit Ausnahme von Patrick Thompson. Der hatte ein paar Anzeigen und Anklagen, einmal soll er sogar was mit einer Minderjährigen gehabt haben. Er hat den Prozess aber gewonnen und wurde somit nicht verurteilt. George McAlister ist in den letzten Jahren in keiner Weise straffällig geworden. Vor knapp dreißig Jahren gab es ein paar Vorfälle wegen Trunkenheit am Steuer und auch mal wegen einer Schlägerei. Sonst habe ich nichts.«

»Da ist meine Ausbeute besser«, meinte Phil. »Beginnen wir mit dem Highlight: Miss Gretchen McAlister, bei der Boulevard-Presse vor ein paar Jahren besser bekannt gewesen als Die Paris Hilton von New York. War ein ziemlich heißer Feger und hat kaum eine Party ausgelassen. Im Internet finden sich eine Menge Fotos, wo sie der Mittelpunkt des Geschehens ist – und das teilweise minimal bekleidet. Es existieren auch Artikel, gemäß denen ihr Vater viel Geld dafür bezahlt hat, einige höchst unseriöse und freizügige Fotos aufzukaufen, damit sie nicht veröffentlicht werden.«

»Das würde seine Reaktion auf die Internet-Portale von Patrick Thompson erklären«, bemerkte ich.

»Absolut«, stimmte Phil mir zu. »Vor etwa vier Jahren gab es einen scharfen Cut – die beste Freundin von Gretchen war an einer neuen Designer-Droge gestorben. Etwa so wie der Schauspieler River Phoenix. Da hat Gretchen die Notbremse gezogen und ihr Leben von Grund auf geändert. Seitdem ist die Presse viel weniger an ihr interessiert, aber dafür führt sie bestimmt auch ein weitaus entspannteres Leben.«

»Man kann eben nicht alles haben«, scherzte ich. »Gibt es sonst irgendwelche sachdienlichen Hinweise über sie? Ein eifersüchtiger Lover, der sich an ihr oder ihrer Familie rächen will? Oder schwerwiegende finanzielle Probleme, die durch eine Erbschaft gelöst werden würden?«

Phil schüttelte den Kopf. »Nein, nichts dergleichen. Mein Gefühl sagt mir aber, dass George McAlister nicht der Typ war, der seine Kinder finanziell kurz gehalten hat. Das Haus, in dem Gretchen und ihr Verlobter wohnen, gehörte früher ihm. Er hat es vor etwa zwei Jahren an Gretchen überschrieben, zusammen mit einem Barvermögen, über dessen Höhe in der Presse aber nur spekuliert wird. Ich habe die entsprechenden Anfragen über die finanzielle Situation von Gretchen und den anderen Gästen der gestrigen Feier bereits losgeschickt. Die Antworten sollten wir bald erhalten.«

»Und wie schaut es mit den anderen aus?«, fragte ich. »Valerie McAlister machte nicht den Eindruck, eine Partylöwin gewesen zu sein.«

»Na ja, manchmal trügt der Schein«, sagte Phil. »Immerhin hat sie der Tod ihres Vaters schwer getroffen. Auch sie hatte mal eine wilde Phase, war aber nicht so prominent wie ihre Schwester. Dauerte auch nur ein paar Monate. Danach widmete sie sich ihren Studien, Archäologie war ihr Hauptfach, glaube ich. Sonst habe ich nichts Auffälliges gefunden. Patrick Thompson und Donald Ruster erlangten erst durch ihre Beziehungen zu den Schwestern Prominenz. Über ihr Leben vorher ist nicht viel zu finden. Aber seit sie mit den Schwestern zusammen sind, gehören sie zu den begehrtesten Männern New Yorks – zumindest sagt das die Presse.«

»Keine Skandale oder so etwas? Stalker? Streitereien?«, wollte ich wissen.

»Nein, Fehlanzeige. James McAlister scheint auch sauber zu sein. Er tritt in der Öffentlichkeit kaum auf und war auch wohl nie ein Partylöwe. Ich habe dann auch noch Tom Durban und Will Fatigue durchleuchtet. Beide kennen George McAlister schon seit mehr als zwanzig Jahren. Haben auch schon gemeinsame Geschäfte abgewickelt. Die beiden sind aber weder straffällig geworden noch sonst irgendwie negativ aufgefallen. Alle drei Freunde sind Mitglieder im The Latourette Country Club. Aber das ist in der Gegend fast jeder, der etwas mehr Geld auf dem Konto hat.«

Ich überlegte. »Vielleicht wäre das eine gute Anlaufstelle für Ermittlungen. Aber letztlich haben wir keinen konkreten Hinweis, der uns weiterbringt.«

»Ja, so sieht es aus«, sagte Phil und lehnte sich im Stuhl zurück.

»Wo stehen wir also: Wir haben einen ermordeten Millionär, der sich kurz vor seinem gewaltsamen Ableben mit dem Verlobten seiner Tochter über dessen wenig moralische Geschäfte gestritten hat. Und das abgeschaltete Überwachungssystem«, rekapitulierte ich.

»Und aufgrund der Tatsache, dass McAlister wirklich reich war, Geld als Motiv«, fügte Phil hinzu.

»Aber nur hypothetisch, denn bisher haben wir nicht feststellen können, ob sich einer der Erben in finanziellen Schwierigkeiten befindet«, sagte ich.

»Vielleicht wollte McAlister sein Testament ändern«, überlegte Phil laut.

»Ja, das sollten wir überprüfen«, sagte ich.

Wir erstellten eine Liste von Fragen, die wir den verschiedenen geladenen Zeugen stellen wollten, um uns auf die Vernehmungen vorzubereiten. Anschließend recherchierten wir weiter.

***

Kurz vor drei erhielten wir einen Anruf von Dr. Gassettes.

»Ich habe gute und schlechte Nachrichten«, hörten wir sie über die Freisprecheinrichtung in unserem Büro sagen.

»Erst die schlechte«, sagte Phil ohne zu zögern.

Dr. Gassettes räusperte sich. »Wir konnten beim Opfer keine fremde DNA feststellen. Zwar sind Abwehrverletzungen vorhanden, doch hat McAlister den Täter offenbar nicht erwischt, sondern nur seine Kleidung. Auch sonst konnten wir im Zimmer außer ein paar blonden Haaren, die wahrscheinlich von Gretchen McAlister stammen, keine DNA sicherstellen. Diese Haare stimmen mit einer Haarprobe aus Gretchen McAlisters Bad überein. Da es ihr Haus ist, sind die Spuren für euch sicher irrelevant.«

»Damit ist der DNA-Test bei den Zeugen überflüssig«, sagte Phil enttäuscht.

Ich schaute ihn an. »Außer wir nutzen ihn aus strategischen Gründen. Der Täter weiß wahrscheinlich nicht, dass er keine Spuren hinterlassen hat. Falls sich jemand weigert, eine DNA-Probe abzugeben, könnte das ein Hinweis sein.«

Phil nickte zustimmend. »Und was ist die gute Nachricht?«

»Wir konnten auf dem Kissen, das benutzt wurde, um das Opfer zu ersticken, den Abdruck der Hände des Täters sichtbar machen«, sagte Dr. Gassettes mit unverkennbarem Stolz.

»Tatsächlich?«, fragte ich.

»Ja, war gar nicht so einfach«, antwortete sie. »Unsere Jungs im Labor haben es aber hinbekommen. Offenbar hat der Täter Lederhandschuhe getragen, die mit einem speziellen Spray behandelt worden waren. Eine winzig kleine Menge dieser Substanz ist am Kissen haften geblieben. Das ergab dann den Abdruck einer ziemlich großen Hand. Allein von der Größe her würde ich sagen, dass der Täter ein Mann war.«

»Das ist eine gute Nachricht«, sagte ich. »Wann können wir eine Kopie der Abdrücke in Originalgröße haben?«

»Ist schon per E-Mail unterwegs«, antwortete Dr. Gassettes.

Phil setzte sich an seinen Computer und suchte nach der Datei. »Ja, ist schon da.«

Er druckte die Datei aus. Die Abdrücke waren so groß, dass auf jedes Blatt nur eine Hand passte.

»Ganz schöne Pranken«, bemerkte Phil. »Selbst wenn man bedenkt, dass der Mörder Handschuhe getragen hat.«

»Das ist auf jeden Fall hilfreich, danke, Emily«, sagte ich. »Hat euer Techniker schon herausgefunden, wie der Täter das Überwachungssystem außer Gefecht gesetzt hat?«

»Nein«, antwortete sie, »Aber er arbeitet dran. Ist ein Tüftler, der bekommt das bestimmt raus. Wenn ich was Neues habe, melde ich mich.«

»Geht klar, und vielen Dank für die schnelle Arbeit«, sagte ich zum Abschied.

Sie legte auf.

»Dann müssen wir keinen DNA-Test machen, sondern einen Hand-Test«, meinte Phil. »Wobei mir nicht aufgefallen war, dass Patrick Thompson oder Donald Ruster so große Hände haben.«

»Mir auch nicht, weshalb sie wohl aus dem Schneider sind«, sagte ich.

Gerade als gemeldet wurde, dass Gretchen McAlister mit ihrem Verlobten eingetroffen war, erhielt Phil über seinen Computer die gewünschten Finanzinformationen. Wir überflogen sie schnell. Wie es schien, hatten alle genug Geld auf ihren Konten, um sich keine großen Sorgen machen zu müssen.

Auffällig war nur, dass Patrick Thompson in den letzten zwei Wochen dreimal größere Mengen Bargeld abgehoben hatte.

»Genug Geld, um einen Auftragskiller zu bezahlen«, bemerkte Phil.

»Absolut«, sagte ich. »Er soll uns sagen, wofür er das Geld verwendet hat, und es nachweisen.«

Dann machten wir uns auf den Weg zu den Verhörzimmern.

***

Zuerst verhörten wir Gretchen McAlister – allein. Wir ließen sie noch einmal den Ablauf des gestrigen Abends schildern und sie ebenfalls aussagen, wie sie ihren Vater gefunden hatte.

»Ist Ihnen in der Zwischenzeit jemand eingefallen, der ein Motiv für den Mord an Ihrem Vater gehabt haben könnte?«, fragte Phil.

»Nein, ich habe mich das auch gefragt, aber mir ist niemand eingefallen, der so etwas Schreckliches tun könnte«, antwortete sie.

»Und was wäre, wenn es dem Täter nicht darum ging, Ihrem Vater etwas anzutun, sondern wenn er sich an Ihnen rächen wollte?«, brachte ich ein anderes Szenario ins Spiel.

Sie schaute mich überrascht an. »Sie meinen, jemand hätte meinen Vater getötet, um mich zu bestrafen?«

»Das wäre durchaus möglich«, sagte ich. »Fällt Ihnen jemand ein, der Sie so sehr hasst, dass er zu so etwas fähig wäre?«

Sie überlegte kurz. »Nein, wirklich nicht. Ich habe eigentlich keine Feinde.«

»Bei unseren Recherchen haben wir erfahren, dass Ihre beste Freundin vor ein paar Jahren an einer neuen Designer-Droge gestorben ist«, sagt ich. »Gibt es vielleicht einen Bekannten oder Verwandten in Ihrem Umfeld, der Sie für ihren Tod verantwortlich machen könnte?«

Sie zuckte zusammen. »Was? Sie meinen die Geschichte mit Janice Wheeler? Mein Gott, das ist ja schon Jahre her. Das war für alle Beteiligten ein ziemlicher Schock, ganz besonders für mich. Es war mehr ein glücklicher Zufall, dass ich das Zeug, das sie umgebracht hat, nicht auch probiert habe.«

»Ja, mit Drogen ist nicht zu spaßen. Man weiß nie, was die Hersteller da reinpanschen. Oft sogar Rattengift und andere toxische Substanzen«, bemerkte Phil. »Und das geht dann als Designer-Droge durch.«

»Hat irgendjemand Ihnen gegenüber jemals erwähnt, dass Sie an Miss Wheelers Tod schuld sind? Oder etwas in der Art angedeutet oder Sie dessen beschuldigt?«, fragte ich.

»Nein, nicht, dass ich wüsste«, sagte sie nach einer kurzen Gedankenpause. »Glauben Sie denn, dass nicht mein Vater das Ziel war, sondern ich?«

»Das ist nur ein mögliches Szenario«, antwortete ich und fügte hinzu: »Machen Sie sich jetzt bitte keine Vorwürfe, dass Sie seinen Tod mitverschuldet hätten. Mit unseren Fragen wollen wir nur sicherstellen, dass wir nichts übersehen.«

»Das verstehe ich«, sagte sie.

Wir beendeten die Vernehmung und führten sie aus dem Zimmer. Als Nächstes war ihr Verlobter, Patrick Thompson, an der Reihe. Er war – genau wie schon bei unserer Begegnung im Haus von Gretchen McAlister – nervös, konnte seine Hände nicht still halten und ließ seinen Blick durchs Zimmer schweifen, ohne irgendeine Stelle zu fixieren.

Wir ließen ihn schildern, was er seit der Feier gestern Abend erlebt und gesehen hatte, und gingen dann auf die drei Bargeld-Abhebungen von seinem Konto ein.

»Sie haben in den letzten zwei Wochen viel Bargeld benötigt, über fünfzigtausend Dollar«, sagte ich. »Was haben Sie damit gemacht?«

Er schluckte. Wahrscheinlich hatte er nicht damit gerechnet, dass wir ihn so genau unter die Lupe nehmen.

»Das war Geld für geschäftliche Angelegenheiten«, sagte er mit zurückhaltender Stimme.

Ich schaute ihn ernst an. »Es ist besser, Sie erzählen uns sofort, wofür Sie das Geld verwendet haben, und reden nicht lange um den heißen Brei herum.«

»Wieso interessieren Sie sich so für meine Geschäfte?«, unternahm er einen weiteren Versuch, die Frage nicht zu beantworten.

»Beantworten Sie einfach die Frage«, sagte Phil scharf.

Thompson rutschte nervös auf seinem Stuhl herum. »Aber Sie müssen mir versprechen, dass nichts davon diesen Raum verlässt. Nicht an die Presse und vor allem nicht an Gretchen.«

»Das kann ich Ihnen nicht versprechen«, sagte ich ernst. »Allerdings – wenn es für den vorliegenden Fall nicht relevant ist, sehen wir keinen Grund, es an die große Glocke zu hängen.«

»Ich habe Ihnen ja von meinen Internet-Portalen erzählt«, sagte er mit zitternder Stimme. »Offiziell habe ich mit diesen Sites nichts zu tun. Aus PR-Gründen. Daher wickle ich möglichst viele Transaktionen bar ab. Ich kann es mir nicht leisten, dass die Presse dahinterkommt, dass diese Portale mir gehören. Das könnte ich Gretchen und ihrer Familie nicht antun.«

»Verständlich«, sagte ich. »Und wozu haben Sie die fünfzigtausend Dollar konkret verwendet?«

Er zögerte. »Damit habe ich einen Regisseur und einen Schauspieler bezahlt.«

»Geht es bitte etwas konkreter«, sagte Phil, der genau wie ich merkte, dass das nur die halbe Wahrheit war.

Thompson räusperte sich. »Bisher habe ich die Hardcore-Filme, die auf meinem Portal angeboten werden, von irgendwelchen Produktionsfirmen geliehen oder gekauft. Um die Kosten zu reduzieren, habe ich vor gut einem Monat angefangen, selbst Filme zu produzieren, mit einem Regisseur hier in New York. Das Bargeld war zur Bezahlung seiner Crew und der Hardcore-Darsteller. Wobei ich eigentlich nur direkten Kontakt zu ihm habe. Wiederum aus PR-Gründen.«

Endlich war es raus. Thompson wollte tiefer ins Porno-Geschäft einsteigen – ohne dass Gretchen McAlister davon wusste. Aber was war mit George McAlister? Hatte er davon erfahren?

»Wusste Mister McAlister davon? Ich meine, dass Sie inzwischen selbst Filme produzieren?«, fragte ich.

Thompson schüttelte den Kopf. »Nein, davon hatte er keine Ahnung. Sonst wäre unsere Auseinandersetzung gestern bestimmt nicht so glimpflich abgelaufen.«

»Wir brauchen auf jeden Fall Name, Adresse und Kontaktdaten des Regisseurs, dem Sie das Geld gegeben haben«, sagte Phil routiniert.

»Kein Problem«, antwortete Thompson und holte sein Smartphone heraus.

Wir stellten ihm noch ein paar Fragen, er hatte aber nichts zu sagen, was für uns von Interesse war. Seine Aussage prüften wir später nach – das Geld war tatsächlich für eine Filmproduktion bestimmt. Und: Die Größe seiner Hand passte bei weitem nicht zu dem Abdruck, den wir von der Crime Scene Unit erhalten hatten. Er war also nicht der Täter.

Die Vernehmungen von Valerie McAlister und ihrem Freund Donald Ruster ergaben auch nichts Neues. Als wir mit ihnen fertig waren, kamen James McAlister und seine Frau Nikoletta an die Reihe. Wir befragten sie zusammen.

»Zunächst möchten wir Ihnen unser Beileid zu dem Verlust, den Sie erlitten haben, aussprechen und uns bedanken, dass Sie so schnell kommen konnten«, sagte ich mitfühlend.

»Danke«, erwiderte James McAlister nur.

Er war ein gut aussehender Mann mit blondem Haar und einer sportlichen Figur, groß gewachsen und trug einen eleganten schwarzen Anzug.

Seine Frau war eher zierlich und ein ganzes Stück kleiner als er. Sie hatte dunkelrotes Haar, das wahrscheinlich gefärbt war, und zierliche Hände.

»Wir möchten Sie bitten, die Vorkommnisse des gestrigen Abends im Detail zu schildern«, sagte ich zu den beiden.

Beide nickten. James McAlister ergriff das Wort und legte los. Seine Aussage stimmte mit denen, die wir bereits erhalten hatten, überein.

»Wir sind für unsere Verhältnisse recht früh gegangen, da meine Frau schwanger ist und sich nicht gut fühlte«, sagte er zum Schluss.

Ich schaute sie an. »In welchem Monat sind Sie?«

»Im dritten«, antwortete sie mit leichtem Akzent und schaute auf ihren Bauch herunter. »Man kann aber noch nicht viel erkennen.«

»Das kommt schon noch, Schatz«, sagte McAlister und ergriff ihre Hand.

»Wissen Sie von jemandem, der ein Motiv hatte, sich an Ihrem Vater zu rächen?«, fragte ich James McAlister.

Er schüttelte den Kopf. »Niemand Konkretes. Ich glaube, dass ihn in letzter Zeit etwas beunruhigt hat, wahrscheinlich hatte es mit seinen Geschäften zu tun. Aber er hat nichts dergleichen erwähnt. Als ich ihn vor ein paar Tagen mal darauf angesprochen hatte, wich er mir aus. Das war gemäß seiner eisernen Regel, Familie und Geschäft zu trennen.«

»Das ist interessant«, bemerkte ich. »Haben Sie denn eine Vermutung, was ihn beunruhigt hat?«

»Nein, keine Idee«, antwortete McAlister. »Wie gesagt, er hat nicht über seine Geschäfte gesprochen. Er hat nicht einmal darauf bestanden, dass ich sie nach seinem Ausscheiden aus dem aktiven Geschäftsleben übernehme. Stattdessen hat er meine Ambitionen, eine Kunstgalerie aufzubauen, immer unterstützt. In dieser Hinsicht war er äußerst tolerant.«

»Ja, und was die Familie betraf, war er äußerst fürsorglich«, sagte Mrs McAlister. »Er hat für unser zukünftiges Kind sogar schon einen Treuhandfonds eingerichtet und alles Nötige mit seinem Notar geklärt.«

Ihre Lippen bebten, als sie das sagte. Offenbar hatte sie der gewaltsame Tod ihres Schwiegervaters sehr mitgenommen.

Wir stellten den beiden weitere Fragen, erhielten auch den Namen und die Daten des Notars von George McAlister, erlangten aber sonst keine relevanten Erkenntnisse bezüglich des Falles.

***

Als wir uns von den beiden verabschiedet hatten, kam Tom Durban an die Reihe. Er war etwa im gleichen Alter wie George McAlister, hatte grau meliertes, volles Haar und war von ziemlich kräftiger Statur.

Bevor wir ihm die erste Frage stellen konnten, redete er los. »Schlimme Sache, das mit George. Haben Sie schon eine Spur? Wissen Sie, wer es war? Dem Typ würde ich gern eine Abreibung verpassen, die sich gewaschen hat!«

»Wie kommen Sie darauf, dass es ein Mann war?«, fragte Phil.

Durban vollführte eine Geste mit seinen Händen. »Das liegt ja wohl auf der Hand. George war nicht gerade schwach. Eine Frau hätte es kaum geschafft, ihn zu ersticken.«

»Sie kennen sich mit so was aus?«, fragte Phil weiter.

Unser Gesprächspartner schüttelte den Kopf. »Wie man’s nimmt. War früher bei den Special Forces. Aber das ist eine kleine Ewigkeit her. Da lernt man, Menschen zu töten. Früher hatte das einen gewissen Reiz, Teil so einer Truppe zu sein. Auch wenn ich heute immer noch stolz darauf bin, sehe ich das Ganze inzwischen mit anderen Augen. Aber um Ihre Frage zu beantworten: Ich weiß, was nötig ist, um einen Menschen zu töten. Und mit einer Frau wäre George auf jeden Fall fertig geworden.«

»Darf ich mal Ihre Hände sehen?«, sagte ich zu ihm.

»Klar«, sagte er und streckte sie aus.

Ich legte sie auf den Ausdruck der Handabdrücke des Mörders. Die Größe stimmte in etwa überein. Er kam also als Täter in Frage.

»Mister Durban, wo waren Sie gestern Nacht zwischen ein und drei Uhr?«, fragte ich.

Er schaute überrascht drein. »Sie glauben doch nicht etwa, dass ich etwas mit dem Mord zu tun habe?«

»Wir machen nur unseren Job und gehen auf Nummer sicher«, antwortete ich.

»Ich war in Nord-Manhattan«, antwortete er widerwillig.

»Könnten Sie das bitte etwas genauer ausführen?«, fragte ich.

»Muss das wirklich sein?«, stellte er als Gegenfrage. »Ich meine, ich bin ein alter Freund von George, Sie können nicht wirklich annehmen, dass ich etwas mit der Sache zu tun habe.«

»Wenn Sie kein Alibi haben, gehören Sie für uns automatisch zum Kreis der Verdächtigen. Deshalb sollten Sie besser mit uns kooperieren und uns alles, was Sie an diesem Abend gemacht haben, erzählen – auch wenn es vielleicht schwerfällt«, sagte ich.

»Ich war tatsächlich in Manhattan. Bin nach der kleinen Feier bei Gretchen direkt dorthin gefahren und die ganze Nacht dort geblieben«, sagte Durban schließlich nach einer kurzen Denkpause.

»Aber Sie wohnen doch im Süden von Manhattan?«, fragte Phil, der sich kurzerhand die Meldeadresse von Tom Durban aus seinen Notizen herausgesucht hatte.

»Ich hatte ein Date«, gestand Durban.

»Dann haben Sie also ein Alibi«, sagte ich.

»Ja«, antwortete er in einem Tonfall, der aussagte, dass die Sache damit für ihn erledigt sei.

»Und mit wem hatten Sie das Date?«, wollte ich wissen.

»Mit Dominique«, antwortete er.

»Dominique – und weiter?«, fragte ich.

»Weiß ich nicht«, kam die Antwort in gereiztem Tonfall. »Also gut, Sie lassen ja nicht locker. Ich … also, wissen Sie, seit meine Frau vor gut einem Jahr verstorben ist … gut, also ich war gestern bei einer Prostituierten. Habe sie schon ein paar Mal getroffen. Nette Frau. Sie nannte sich immer nur Dominique. Ich habe keine Ahnung, ob das ihr richtiger Name ist. Wo sie wohnt, weiß ich auch nicht. Wir haben uns im Hotel getroffen und dann habe ich ein Zimmer gemietet.«

»Aber Sie haben doch ihre Nummer?«, fragte Phil.

»Natürlich«, antwortete Durban.

»Na prima«, sagte Phil. »Dann rufen Sie sie bitte an und vereinbaren Sie einen Termin.«

»Ich habe schon ein Date, heute Abend um acht«, sagte er.

»Prima, das ist ja eine gute Gelegenheit, Ihr Alibi zu überprüfen«, meinte Phil ernst.

»Wenn es unbedingt sein muss«, sagte Durban trotzig.

»Es muss«, sagte ich. »Aber abgesehen davon: Haben Sie eine Ahnung, wer es auf George McAlister abgesehen haben könnte? Hat er Ihnen gegenüber irgendetwas erwähnt?«

»Da war tatsächlich etwas«, sagte Durban. »George hatte erwähnt, dass er an einer großen Sache dran wäre, wollte aber nicht sagen, worum es ging. Er meinte, das wäre noch zu früh.«

»Er hat also nichts Konkretes gesagt?«, fragte Phil nach.

»Nein, nichts. War für ihn auch nicht üblich, über etwas zu reden, das nicht klar war. Das war seine Art. Mit Vermutungen ging er nicht hausieren, nur mit Fakten.«

»Ein edler Charakterzug, möchte ich meinen«, sagte Phil.

»Ja, alte Schule«, erwiderte Durban. »George war ein guter Mann. Und sowohl privat wie auch geschäftlich hatte er einen Ehrenkodex. Und Menschenkenntnis. Er sagte immer: Wenn man einem Mann trauen kann, braucht man keinen Vertrag, und wenn man ihm nicht trauen kann, dann nützt auch ein Vertrag nichts.«

»Kommt mir irgendwie bekannt vor«, bemerkte ich.

Wir klärten noch ein paar Details mit Durban, wobei er keine weiteren relevanten Informationen von sich gab. Dann legten wir fest, wo wir uns um halb acht treffen würden – um sein Alibi zu überprüfen.

Als er das Verhörzimmer verlassen hatte, wollte ich von Phil wissen: »Was meinst du?«

»Schwer zu sagen«, antwortete er. »Mein Gefühl sagt mir, dass er nichts mit dem Mord zu tun hat. Aber solange sein Alibi nicht bestätigt ist, sollten wir ihn nicht von der Liste der Verdächtigen streichen.«

»Ganz meine Meinung«, sagte ich. »Dann wollen wir mal schauen, ob Will Fatigue schon angekommen ist.«

***

Phil holte uns Kaffee, während ich nachfragte. Fatigue war tatsächlich schon da. Ich trank einen Schluck Kaffee und ließ ihn zum Verhörzimmer bringen.

Er war ein eher schmächtiger Mann, vielleicht eins sechzig groß, hatte eine Halbglatze und weißgraues Haar. Das passte zu seinem Alter von zweiundsechzig Jahren. Er war um einiges älter als George McAlister und Tom Durban.

»Guten Tag, Mister Fatigue«, begrüßte ich ihn im Verhörzimmer und deutete auf Phil. »Das ist mein Kollege Phil Decker, ich bin Special Agent Jerry Cotton.«

Er nickte nur zur Bestätigung.

»Sie wissen ja, weshalb Sie hier sind?«, sagte ich.

»Ja, wegen George«, antwortete er knapp.

»Waren Sie beide gut befreundet?«, fragte Phil.

Er nickte. »Ziemlich gut. Wir kannten uns seit etwa zwanzig Jahren. Sind durch einiges zusammen durchgegangen. Vor allem geschäftlich. Haben uns wenn nötig unter die Arme gegriffen, vor allem er mir. Er war ein guter Mann. So zu sterben hat er nicht verdient.«

Seine Gesichtszüge verhärteten sich. Ich konnte sehen, wie es in ihm brodelte, wie er sich Mühe gab, seine Emotionen unter Kontrolle zu halten. Offenbar hatte ihn McAlisters Tod schwer getroffen.

»Laut Aussage der anderen Gäste haben Sie die Feier gestern Abend gegen elf Uhr verlassen, ist das richtig?«, fragte ich.

Er nickte. »Ja, das kommt in etwa hin. Tom und ich sind zusammen gegangen.«

»Und was haben Sie dann gemacht?«, fragte ich weiter.

»Ich bin nach Hause gefahren, habe zwischendurch in einem Supermarkt angehalten. War so gegen Mitternacht da, bis zum nächsten Morgen«, antwortete er.

»Kann das jemand bezeugen?«, wollte Phil wissen.

Er nickte. »Ja, meine Frau. Wir haben bis etwa zwei Uhr Fernsehen geguckt und sind dann schlafen gegangen. Wieso fragen Sie? Verdächtigen Sie etwa mich, etwas mit dem Mord zu tun zu haben?«

Sein Gesicht färbte sich lachsrot.

»Das sind nur Routinefragen, die wir in einem Fall wie diesem immer stellen«, entgegnete ich. »Haben Sie eine Idee, wer für den Mord an McAlister verantwortlich sein könnte?«

»Na ja, George war ein guter Geschäftsmann«, antwortete Fatigue. »Und so etwas erzeugt schon mal Neid. In den vielen Jahren, die wir uns kennen, gab es schon mal den einen oder anderen Konkurrenten, der sauer auf ihn war. Aber keiner hat damit gedroht, ihn umzubringen oder so.«

»Gab es in der letzten Zeit irgendwelche derartigen Vorkommnisse?«, fragte ich.

Er schüttelte den Kopf. »Nein, das liegt alles schon länger zurück, mindestens acht bis zehn Jahre. In letzter Zeit hatte er keine geschäftlichen Auseinandersetzungen, wobei – er hat sich in den letzten Jahren immer mehr politisch engagiert. Nachdem er geschäftlich alles erreicht hatte, was er wollte, sah er das als interessante Abwechslung an. Und er sagte, er wäre da an einer Sache dran, die ziemlich brisant wäre. Ja, stimmt, das hat er vor zwei Wochen erwähnt.«

Ich wurde neugierig. »Hat er jemals erwähnt, worum es dabei ging?«

»Nein, leider nicht«, kam die Antwort. »Er redete nicht über ungelegte Eier, sondern wartete, bis er zu einer Sache Fakten präsentieren konnte. Da war er eigen. Ich kann Ihnen diesbezüglich also nicht helfen.«

»Eine andere Frage«, sagte Phil. »Wie sieht es mit seiner Familie aus? Profitiert einer von seinen Verwandten von seinem Tod?«

»Natürlich hat George einiges zu vererben«, antwortete Fatigue. »Ich halte es aber für abwegig, seine Kinder zu verdächtigen. Er hat sich immer gut um sie gekümmert und sie haben ihn geliebt. Nein, das ist ausgeschlossen. Der Einzige, mit dem er immer wieder anderer Meinung war, ist Patrick Thompson, der Verlobte von Gretchen. Sie hatten sich gestern Abend wieder mal gestritten. Aber ich glaube nicht, dass Patrick zu so etwas fähig wäre, nein, das ist absurd. Wobei mir gerade einfällt – er hat vor gut einem halben Jahr erwähnt, dass er sein Testament ändern wollte. Ich weiß nicht, ob es bereits geschehen ist, aber er hatte etwas in der Richtung vor. Vielleicht reden Sie besser mit Steven Dutton, er ist der Notar der Familie McAlister und kann Ihnen vielleicht Auskunft geben.«

»Danke für den Hinweis«, sagte ich. »Dem werden wir auf jeden Fall nachgehen.«

Wir ließen Fatigue noch ein wenig über George McAlister, seine Geschäfte und Familie erzählen, um uns ein Bild machen zu können. Weiterhin überprüften wir sein Alibi und verglichen seine Hand mit dem Abdruck des Mörders. Offenbar konnten wir ihn als Täter ausschließen.

***

»Rekapitulieren wir«, sagte Phil. »Von all den Leuten, die wir bisher verhört haben, kommt gemäß Handabdruck höchstens Tom Durban als Täter in Frage. Und der hat angeblich ein Alibi.«

»Das wir heute Abend überprüfen werden«, fügte ich hinzu.

»Dann haben wir die Tatsache, dass McAlister vor einiger Zeit sein Testament ändern wollte, weshalb wir seinen Notar kontaktieren sollten«, fuhr Phil fort. »Wenn wir das Erbe als Motiv betrachten, besteht die Möglichkeit, dass einer aus der Familie jemanden beauftragt hat, McAlister zu ermorden.«

»Und dann wäre da noch die geheimnisvolle Sache, die McAlister seinen Freunden gegenüber erwähnt hat, ohne Details zu verraten«, sagte ich.

»Ja, das ist so ziemlich alles, was wir bisher haben«, sagte Phil.

»Nicht viel«, sagte ich. »Rufen wir doch beim Notar an.«

»Wird erledigt«, sagte Phil und suchte über seinen Computer die Nummer heraus.

Er versuchte es zuerst in der Kanzlei, wobei er die Freisprecheinrichtung des Bürotelefons aktiviert hatte.

»Sie sind mit der Kanzlei von Dr. Steven Dutton in Babylon auf Long Island verbunden. Zurzeit ist das Büro nicht besetzt. Hinterlassen Sie bitte eine Nachricht. In dringenden Fällen wählen Sie bitte 631-66699603. Vielen Dank.«

Phil notierte sich die Nummer und legte auf.

»Das ist sicher ein dringender Fall«, sagte er und wählte.

Nachdem der Signalton dreimal zu hören war, ging jemand ans Telefon. »Dr. Steven Dutton.«

»Guten Tag, Mister Dutton, hier spricht Special Agent Phil Decker vom FBI New York«, sagte Phil.

»FBI?«, fragte Dutton überrascht. »Was kann ich für Sie tun?«

Phil räusperte sich. »Es geht um Mister George McAlister. Haben Sie gehört, was passiert ist?«

»Nein, keine Ahnung. Was meinen Sie?«, kam die Gegenfrage.

»Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass Mister McAlister in der letzten Nacht ermordet wurde«, sagte Phil.

Dutton zögerte ein paar Sekunden. »Ermordet? McAlister? Das ist ja schrecklich. Was ist passiert?«

»Das versuchen wir gerade herauszufinden«, sagte Phil. »Bei unseren Ermittlungen sind wir darauf gestoßen, dass Mister McAlister sein Testament vor einigen Monaten ändern wollte. Jetzt wollten wir von Ihnen wissen, ob das ein Motiv für einen Mord sein könnte.«

»Gute Frage«, antwortete er. »Aber dazu kann ich Ihnen am Telefon nicht viel sagen. Zum einen habe ich den Inhalt des Testaments gerade nicht im Kopf, zum anderen unterliege ich in dieser Sache der Schweigepflicht. Ich benötige einen Totenschein und die Einwilligung der Hinterbliebenen, um Sie über den Inhalt des Testaments informieren zu können.«

»Das verstehe ich«, sagte Phil. »Können Sie uns denn sagen, wer vom Inhalt des Testaments Kenntnis hatte?«

»Soweit ich weiß, sollte von meiner Seite aus niemand über die Änderung des Testaments unterrichtet werden«, sagte Dutton. »Aber natürlich habe ich keine Kenntnis darüber, wen Mister McAlister darüber unterrichtet hat.«

»Ich denke, es ist am besten, wenn wir Sie in Ihrer Kanzlei aufsuchen und Sie uns das Testament zeigen«, sagte Phil.

»Wenn Sie die entsprechenden Unterlagen mitbringen, sehe ich da kein Problem«, kam die Antwort. »Ich bin aber erst morgen am späten Nachmittag wieder in Long Island, da ich gerade an einer Tagung in Los Angeles teilgenommen habe, die heute Mittag zu Ende war. Mein Flug geht erst morgen. Wie wäre es um fünf?«

»Hört sich gut an«, antwortete Phil und verabschiedete sich.

»Bin ja gespannt, was im Testament steht«, meinte Phil.

»Das bin ich auch«, sagte ich. »Aber das werden wir ja bald wissen. Wir müssen nur sicherstellen, dass wir ihm die entsprechenden Unterlagen zukommen lassen, sonst wird er mauern.«

»Ich kümmere mich darum«, sagte Phil und nahm den Hörer ab, um ein paar Gespräche zu führen.

Ein Blick auf die Uhr zeigte mir, dass längst Feierabend war. Bis zum Treffen mit Tom Durban und seinem Alibi war allerdings noch genug Zeit, um etwas zu essen.

»Mezzogiorno?«, fragte ich Phil.