Jerry Cotton Sammelband 23 - Jerry Cotton - E-Book

Jerry Cotton Sammelband 23 E-Book

Jerry Cotton

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Beschreibung

Sammelband 23: Fünf actiongeladene Fälle und über 300 Seiten Spannung zum Sparpreis!

G-Man Jerry Cotton hat dem organisierten Verbrechen den Krieg erklärt! Von New York aus jagt der sympathische FBI-Agent Gangster und das organisierte Verbrechen, und schreckt dabei vor nichts zurück!

Damit ist er überaus erfolgreich: Mit über 3000 gelösten Fällen und einer Gesamtauflage von über 850 Millionen Exemplaren zählt er unbestritten zu den erfolgreichsten und bekanntesten internationalen Krimihelden überhaupt! Und er hat noch längst nicht vor, in Rente zu gehen!

In diesem Sammelband sind 5 Krimis um den "besten Mann beim FBI" enthalten:

2890: In den Maschen des World Wide Web
2891: Das Geschäft heiligt die Mittel
2892: Der Tod kommt nie zu spät
2893: Madison Avenue Mörder
2894: Niemand stirbt für sich allein

Jerry Cotton ist Kult - und das nicht nur wegen seines roten Jaguars E-Type.

Jetzt herunterladen und garantiert nicht langweilen!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 660

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Impressum

BASTEI ENTERTAINMENT Vollständige eBook-Ausgaben der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgaben Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG Für die Originalausgaben: Copyright © 2012 by Bastei Lübbe AG, Köln Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller Verantwortlich für den Inhalt Für diese Ausgabe: Copyright © 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln Covermotive von © shutterstock: Flik47 | yexelA ISBN 978-3-7325-8767-4

Jerry Cotton

Jerry Cotton Sammelband 23 - Krimi-Serie

Inhalt

Jerry CottonJerry Cotton - Folge 2890Wir standen in der Bronx vor den Resten einer niedergebrannten Lagerhalle, die eigentlich hätte leer sein sollen. Doch in den Trümmern fanden die Männer des FDNY die Überreste von fast 100 Computern - und eine Leiche. Unsere Computerspezialisten machten sich daran, zu rekonstruieren, was möglich war, während Phil und ich versuchten die Identität des Toten zu klären. Schon bald gab es Hinweise auf ein Projekt, das die Weltwirtschaft lahm legen sollte. Egal, was es war, wir vom FBI mussten es stoppen ...Jetzt lesen
Jerry Cotton - Folge 2891Patrick Hallburn, ein Mitglied der obersten Oberschicht von New York, hatte auf dem Grundstück seiner Villa auf Long Island einen Einbrecher erschossen. Phil und ich wurden mit der Untersuchung betraut und stießen bald auf ein paar Ungereimtheiten. So hatte Hallburn zum Zeitpunkt der Tat eine Million Dollar in bar im Haus. Angeblich um ein Geschenk für seine Frau zu kaufen. Als wir intensiver in die Machenschaften der High Society eintauchten, blieb uns beiden die Luft weg...Jetzt lesen
Jerry Cotton - Folge 2892Wir schauten Mr High betroffen an. Der Assistant Director hatte uns gerade mitgeteilt, dass Steve, der sich auf einer Europol-Tagung in Den Haag befand, bei einem Attentat schwer verletzt worden war und mit dem Tod rang. Mr High schickte uns nach Den Haag, wo wir um jeden Preis die Täter dingfest machen sollten. Bald stellte sich heraus, dass dieser Preis möglicherweise unser eigenes Leben sein konnte ...Jetzt lesen
Jerry Cotton - Folge 2893Maurice Foreman, Art Director bei der angesehenen Werbeagentur PP&V war vergiftet in seiner Wohnung gefunden worden. Der Todeszeitpunkt legte nahe, dass nur vier Personen für seinen Tod verantwortlich sein konnten: Seine Frau Laureen, seine Kollegen Peter Bishop und Colem O'Mighy, sowie die junge Grafikerin Janie Fox. Doch keiner von ihnen hatte auf den ersten Blick ein Motiv. Das änderte sich aber schnell, als Phil und ich einen Blick hinter die glamouröse Fassade des Werbegeschäfts warfen-Jetzt lesen
Jerry Cotton - Folge 2894Wir standen vor der Leiche der 20-jährigen Studentin Gillian O'Farrell. Sie war von dem Dach eines Hauses zu Tode gestürzt und schon die erste Untersuchung des Arztes vor Ort ergab, dass jemand nachgeholfen hatte. Ihre Freundin, Deana Shubert, war verschwunden. Die ganze Sache war ziemlich undurchsichtig. Erst als Phil und ich erfuhren, wer Deana Shubert war, bekam alles einen Sinn - leider keinen erfreulichen. Deana war die Tochter des Gefängnisdirektors von Rickers Island-Jetzt lesen

Inhalt

Cover

Impressum

In den Maschen des World Wide Web

Jerry Cotton aktuell

Vorschau

In den Maschen des World Wide Web

Die teilweise abgebrannte Lagerhalle in der westlichen Bronx bot ein Bild der Zerstörung. Ein großer Teil der Halle war vor wenigen Tagen niedergebrannt, inklusive der darin befindlichen Computerausrüstung. An sich wäre die Angelegenheit eher etwas für Versicherungsagenten gewesen, wären da nicht die drei Aspekte, die das FBI auf den Plan gerufen hatten: Zum einen hatte ein bisher Unbekannter im Feuer den Tod gefunden. Dann: Die Halle sollte eigentlich leer sein und nicht voller Computer. Und: Auf einem der Computer, die das Feuer verschont hatte, waren Hinweise auf einen terroristischen Anschlag gefunden worden!

»Ganz toll, dass man zehn Tage gebraucht hat, um einen Teil der Daten von den sichergestellten Computern zu analysieren«, beschwerte sich Phil. »Die Verantwortlichen können sich jetzt schon auf der anderen Seite der Erdkugel befinden.«

»Die Angelegenheit war von der Scientific Research Division eben nicht als Fall mit hoher Priorität eingestuft worden«, sagte ich. »Wir sind ja auch erst informiert worden, als es Hinweise auf einen geplanten terroristischen Anschlag gegeben hat.«

»Was sich jetzt wohl erledigt hat«, meinte Phil und zeigte mit der Hand auf die Halle. »Von hier aus wird sich niemand mehr in irgendwelche Server reinhacken.«

»Nein, das mit Sicherheit nicht«, sagte der leicht fettleibige Mann von Mitte fünfzig, der auf uns zukam, und stellte sich vor. »Justin Doohan, wir hatten telefoniert.«

»Das Feuer hat hier ganz schön gewütet«, bemerkte ich.

Doohan nickte. »Ja, das kann man sagen. Wobei ich schon viele Lagerhallen gesehen habe, die wie diese hier endeten. Der Besitzer kann von Glück sagen, dass wenigstens ein Teil der hier befindlichen Waren verschont geblieben ist. Aber wieso interessiert sich das FBI für den Fall? Ist das nicht eher Sache des NYPD? Oder war der Tote ein VIP?«

»Nein, er ist bisher nicht identifiziert worden«, antwortete ich. »Da wir uns in einer laufenden Ermittlung befinden, können wir aktuell keine konkreten Angaben machen. Was uns interessiert, ist die Brandursache. Zwar haben wir den Bericht gelesen, wir würden uns aber gern vor Ort ein Bild machen.«

»Kein Problem«, antwortete Doohan. »Die Crime Scene Unit hat das Areal bereits untersucht, wir können uns also frei bewegen.«

Er ging voran, wir folgten ihm. Nach ein paar Schritten zeigte er auf einen verkohlten Kasten, dessen ursprüngliche Form man kaum noch erkennen konnte. »Das ist der Verteilerkasten für die Stromzufuhr – oder er war es zumindest. Von hier hat sich das Feuer ausgebreitet. Wir haben keine Spur eines Brandbeschleunigers gefunden. Ich gehe davon aus, dass die ganzen Computer, die in der Halle gestanden haben, an diesem Verteiler angeschlossen waren, man aber die Leitungen und Sicherungen nicht entsprechend dimensioniert hat. Die Dinger ziehen ganz schön viel Saft, wenn sie laufen. Durch die Überlastung ist im Verteilerkasten Hitze entstanden und schließlich der Brand ausgebrochen, der sich ungehindert in der Halle ausgebreitet hat.«

»Es gibt keine Anzeichen dafür, dass jemand versucht hat den Brand zu löschen?«, fragte Phil.

Doohan schüttelte den Kopf. »Nein, nichts. Erst als die Kollegen hier waren, wurde gelöscht. So konnte wenigstens ein Teil der Computer gerettet werden. Der Schaden liegt wahrscheinlich im fünf- oder sechsstelligen Bereich, hängt natürlich auch davon ab, was für Daten auf den Computern gespeichert waren. Aber darum muss sich die Versicherung kümmern.«

»Wenn das Zeug versichert war«, meinte Phil. »Aktuell sieht es nicht so aus. Oder haben Sie andere Informationen?«

»Nein, ich dachte nur, äh, nahm nur an, dass jemand, der hier eine Serverfarm betreibt, die auch versichert. Ist doch so üblich, oder?«, sagte Doohan.

»Sollte man annehmen«, sagte ich. »Aber in der Praxis ist nicht immer alles so, wie man es erwartet. Um noch mal auf Ihren Bericht zurückzukommen: Es handelt sich definitiv nicht um Brandstiftung?«

»Nein, dafür gibt es keinen Hinweis. Der Brand war nicht beabsichtigt. Hat die Eigentümer wahrscheinlich auch ganz schön überrascht«, antwortete der Experte des FDNY.

Wir besprachen noch ein paar Details und er führte uns auf dem Gelände herum. Dann verabschiedete er sich und ließ Phil und mich zurück.

»Also war der Brand doch Zufall – und die Typen, die das hier installiert haben, hatten das nicht geplant«, sagte Phil.

Ich nickte. »Ja, die haben Pech gehabt – genauso wie der Typ, der sich in der Halle befunden hat und vom Feuer überrascht wurde.«

»Pech für die, Glück für uns«, sagte Phil. »Denn jetzt sind wir auf die Gruppe aufmerksam geworden und können den Übeltätern das Handwerk legen.«

»Genauso ist es«, entgegnete ich. »Lass uns ins Büro fahren – hier haben wir alles gesehen.«

***

»Wie schätzen Sie das Gefahrenpotenzial ein?«, fragte uns Mr High, als wir in seinem Büro angekommen waren.

»Das ist schwer zu sagen, Sir«, antwortete ich. »Wir wissen im Moment weder, wer die Halle genutzt oder den Anschlag geplant hatte, noch, was das genaue Angriffsziel war. Der Hinweis, den wir von der Scientific Research Division erhalten haben, weist auf eine terroristische Aktion im Internet hin. Das allein sollte uns genügen.«

Mr High nickte. »All die Dinge, die wir nicht wissen, veranlassen mich dazu, die Sache ernst zu nehmen – und zwar so lange, bis das Gegenteil bewiesen ist. Sie werden die Angelegenheit weiter verfolgen. Ich stelle Ihnen die Agents Browder und Nawrath zur Verfügung. Deren Fachwissen wird Ihnen helfen, den Fall schnell zu lösen.«

»Das hört sich gut an, Sir«, sagte ich.

Mr High stand auf. »Halten Sie mich auf dem Laufenden. Ich möchte informiert werden, wenn sich etwas Neues ergibt. Und falls Sie weitere Ressourcen benötigen, dann kümmere ich mich darum. Wir sollten die Angelegenheit nicht unterschätzen.«

»Vielleicht haben wir Glück und der Schaden durch das Feuer war so groß, dass die Gruppe keine Ressourcen mehr hat, um zuzuschlagen«, bemerkte Phil.

»Das ist gut möglich«, stimmte Mr High zu. »Aber auch dann brauchen wir Gewissheit.«

»Wir kümmern uns darum«, sagte ich.

Damit verließen Phil und ich das Büro. Wir gingen direkt in die Abteilung, in der Browder und Nawrath beschäftigt waren. Dort angekommen, merkte man sofort, dass man eine andere Welt betreten hatte, denn hier war alles voller Computer und anderer technischer Geräte.

Agent Nawrath kniete auf dem Boden und bewegte sich unter einen Tisch.

»So viel zum Konzept vom kabellosen Büro«, fluchte er verhalten und kam kurz darauf wieder zum Vorschein.

»Das wird wohl noch ein paar Jahre dauern«, sagte Phil und lächelte.

»Ja, wahrscheinlich«, bestätigte Michael Nawrath. »Wäre für uns auf jeden Fall einfacher, wenn wir nicht immer mit all diesen Kabeln hantieren müssten. Aber egal – schön, dass ihr da seid. Mister High hat uns schon informiert und wir haben gerade eine Ladung Computer bekommen – die Geräte, die den Brand im Lagerhaus wahrscheinlich überlebt haben.«

»Wahrscheinlich?«, fragte ich.

»Wir konnten noch nicht alle testen«, sagte Ben Browder, der gerade zur Tür hereinkam. »Kann sein, dass die Hitze einige der Geräte zerstört hat. Die Computer an sich sind dabei für uns weniger von Interesse als die Festplatten. Ich hoffe, dass die noch intakt sind, sonst müssen wir aufwendigere Maßnahmen ergreifen, um die Daten wiederzugewinnen.«

Er gab erst mir und dann Phil die Hand.

»Mister High hat euch umfassend informiert?«, fragte ich.

»Denke schon«, antwortete Agent Nawrath. »Zumindest mündlich. Brand in Lagerhalle, unbekannte Leiche, Hinweis auf einen Internet-Anschlag auf einem der Computer. Die Akten des Falles haben wir allerdings noch nicht gesichtet.«

»Das solltet ihr noch«, sagte ich. »Euer Job ist es, die Daten der Computer wiederzugewinnen und herauszufinden, wozu die Serverfarm eingesetzt werden sollte. Idealerweise solltet ihr in Erfahrung bringen, wer wann was genau geplant hatte. Phil und ich gehen derweil den anderen Spuren nach. Wenn ein Team etwas herausfindet, informiert es das andere Team – übliche Vorgehensweise also.«

»Geht klar«, meinte Agent Browder und setzte sich.

»Gemäß dem, was wir wissen, befanden sich in dem Lagerhaus mehrere hundert Computer«, meinte Agent Nawrath. »Für eine Serverfarm ist das nicht unbedingt viel, andererseits ist es eine ganz schöne Rechenpower. Und je nach Zweck muss das Zeug jemand mit entsprechendem Know-how installiert haben. Ihr solltet also nach einem Netzwerkspezialisten oder Programmierer suchen.«

»Machen wir«, sagte Phil. »Vielleicht landen wir ja schon einen Treffer, wenn wir den Toten identifiziert bekommen.«

»Darum kümmern wir uns als Erstes«, sagte ich zu Phil.

***

Als wir in unserem Büro waren, kontaktierten wir Dr. Janice Drakenhart, die mit der forensischen Analyse der Beweismittel in unserem Fall betraut war und sich den Toten noch mal vornehmen sollte.

»Hallo, Janice, guten Morgen«, begrüßte ich sie.

»Hallo, Jerry, gut, dass du dich meldest«, erwiderte sie.

»Ich bin auch da«, bemerkte Phil.

»Hatte ich mir schon gedacht«, sagte Dr. Drakenhart. »Wenn ihr euch per Bildtelefon melden würdet, hätte ich das auch gesehen.«

»Hattest du schon Gelegenheit, dir den Toten aus dem Lagerhaus genauer anzusehen?«, fragte ich.

»Ja, hatte ich«, antwortete sie. »Hat aber nicht sehr viel gebracht. Nach wie vor kann ich euch sagen, dass er männlich, weiß und Mitte dreißig war, etwa eins achtzig groß. Das war’s aber auch schon. Der DNA-Abgleich mit verschiedenen Datenbanken hat nichts ergeben. Das heißt, dass es an euch liegt, mir DNA-Proben zur Verfügung zu stellen, die ich mit denen des Toten vergleichen kann.«

»Schade, ich hatte mir etwas mehr erhofft«, sagte ich. »Aber gut, wir melden uns, wenn wir was haben.«

»Geht klar«, antwortete sie und legte auf.

»Das war nicht sehr hilfreich«, meinte Phil. »Wo setzen wir jetzt an? Sollen wir die Vermisstenmeldungen der letzten Zeit durchgehen?«

»Guter Vorschlag«, erwiderte ich. »Konzentrieren wir uns dabei zuerst auf den Raum New York. Wenn wir da nichts finden, erweitern wir den Bereich.«

»Dann legen wir mal los«, sagte Phil und machte sich an die Arbeit.

Er besorgte sich die entsprechenden Informationen per Computer.

»Sieht nicht gut aus«, sagte er nach einer Weile. »Zumindest nicht im Raum New York. Es sind eine Menge Leute um die zwanzig verschwunden, Männer wie Frauen. Aber im letzten Monat war niemand dabei, der weiß, männlich und Mitte dreißig war.«

»Und wie sieht es im weiteren Umfeld aus?«, fragte ich.

Phil machte sich an die Arbeit, das zu überprüfen. Diesmal hatten wir drei Treffer, einen Mann aus Boston, einen aus New Haven und einen aus Atlantic City. Wir kontaktierten die entsprechenden Polizeidienststellen und stellten Recherchen über die Vermissten an. Aber keiner von ihnen hatte irgendeine Verbindung nach New York, war in der Computerbranche tätig oder passte sonst irgendwie ins Bild.

»Ich denke, das ist nicht der richtige Ansatzpunkt«, sagte ich schließlich.

»Ganz meine Meinung«, sagte Phil. »Falls wir im Verlauf der Ermittlungen Anhaltspunkte erhalten, die auf einen der vermissten Männer hinweisen, können wir das weiter verfolgen. Und wo machen wir jetzt weiter?«

»Beim Eigentümer der Lagerhalle«, antwortete ich. »Vielleicht kann der uns Angaben über den Mieter machen. In den Akten steht nichts darüber. Entweder hat sich niemand die Mühe gemacht zu fragen oder es einfach nicht genauer erwähnt.«

Phil schlug die Akte auf. »Immerhin ist der Eigentümer verzeichnet. Eine Firma mit Sitz in Brooklyn, Coolprice Industries. Der Geschäftsführer heißt Victor Hammerhead. Hier ist auch eine Telefonnummer notiert.«

»Ich würde mich gern persönlich mit ihm unterhalten«, sagte ich.

»Dann rufe ich an und stelle sicher, dass er in der Firma ist und wir nicht umsonst nach Brooklyn fahren«, sagte Phil.

Ich nickte zustimmend und er führte ein Gespräch mit der Sekretärin von Mister Hammerhead, die bestätigte, dass er sich die nächsten Stunden im Firmengebäude aufhalten würde.

Wir verließen unser Büro, gaben Browder und Nawrath Bescheid und machten uns mit dem Jaguar auf den Weg in Richtung Brooklyn.

***

Wir brauchten fast eine Stunde bis zum Firmensitz von Coolprice Industries. Die Firmenzentrale befand sich in einem relativ modernen Gebäude im Süden von Brooklyn, in einem fünfstöckigen Bau auf der Coney Island Avenue. Die Gegend war eher mittelmäßig, wenn auch sauber. Ich konnte keine Graffiti oder dergleichen ausmachen und die Bürgersteige sahen aufgeräumt aus.

Wir betraten das Gebäude und befanden uns in einer kleinen Eingangshalle. Eine Rezeption oder einen Pförtner gab es nicht. Ein Schild zeigte die verschiedenen Firmen, die im Gebäude logierten. Coolprice Industries fanden wir im dritten Stockwerk, das wir über die Treppe erreichten.

Hier gab es eine kleine Rezeption mit einer nett aussehenden Frau hinter einer Art Schreibtisch aus Glas, dunklem Holz und grauem Stein. Das Ganze wirkte avantgardistisch und passte nicht so recht zu dem schnöden Bürotrakt, der sich dahinter befand.

»Guten Tag, zu wem möchten Sie?«, fragte die Dame und lächelte freundlich.

Sie war etwa dreißig Jahre alt, machte einen vertrauenerweckenden Eindruck. In ihren schwarzen Haaren, die sie zu einem Zopf gebunden hatte, befand sich ein rotes Tuch oder etwas dergleichen, das gut zum Rest ihrer Kleidung passte. Offenbar hatte sie Geschmack.

»Wir sind die Agents Cotton und Decker vom FBI New York«, stellte Phil uns vor. »Und wir würden gern mit Mister Hammerhead, dem Geschäftsführer, sprechen.«

»Sehr gern«, sagte die Frau. »Um was geht es?«

»Um den Brand in der Lagerhalle«, antwortete Phil.

»Ach so, verstehe«, sagte sie und telefonierte mit jemandem.

Ich nahm an, dass sie Hammerhead über unsere Ankunft informierte.

»Er kommt sofort«, sagte sie. »Darf ich Ihnen einen Kaffee anbieten oder etwas anderes zu trinken?«

»Das ist nett, aber nein danke«, sagte Phil. »Wir bleiben wohl nicht lange.«

Sie nickte verständnisvoll, sagte aber nichts mehr.

Ein ziemlich stabiler Mann kam aus einer der Türen weiter hinten, schaute zu uns rüber und kam dann auf uns zu. Er wog bestimmt zweihundert Pfund und machte einen durchtrainierten Eindruck. Seine leicht ergrauten Haare ließen darauf schließen, dass er nicht mehr der Jüngste war. Ich schätzte ihn auf knapp fünfzig.

»Hallo, ich bin Victor Hammerhead. Sie wollten zu mir, nicht wahr?«, sagte er und reichte uns die Hand zur Begrüßung.

»Das ist richtig«, bestätigte ich, schüttelte ihm die Hand und stellte uns vor.

»Wie mir meine Sekretärin mitteilte, geht es um die abgebrannte Lagerhalle der Firma. Wollen Sie mich bitte in mein Büro begleiten?«

Er zeigte uns den Weg und wir gingen zusammen in das eher zweckmäßig als ästhetisch eingerichtete Büro. Es war rund fünfzehn Quadratmeter groß, voller Regale, auf denen mengenweise Bücher und Ordner standen. Auf seinem Schreibtisch stapelten sich eine Menge Papiere. Und es gab drei Computermonitore, die so aufgestellt waren, dass er sie von seinem Sitzplatz sehen konnte.

»Nehmen Sie doch Platz«, sagte er und deutete auf die beiden Bürostühle, die sich vor dem Schreibtisch befanden. Er selbst setzte sich hinter den Schreibtisch.

»Die Lagerhalle«, eröffnete ich das Gespräch, »ist schon länger im Besitz Ihrer Firma, nicht wahr?«

Hammerhead nickte. »Ja, so ist es. Seit sieben Jahren etwa, plus/minus ein paar Monate. Wir hatten sie damals als Kapitalanlage übernommen, war ein günstiges Angebot, das sich rechnete. Der damalige Eigentümer hatte Konkurs angemeldet und wir haben die Halle günstig bekommen. Sie war vermietet und wir konnten den Kredit bereits nach fünf Jahren vollständig tilgen. Ein gutes Geschäft also.«

»In dem Bericht, den wir erhalten haben, war kein Mieter erwähnt. In der Halle wurde aber eine enorme Zahl von Computern gefunden, eine kleine Serverfarm. Hatten Sie die Halle nun selbst genutzt oder war sie vermietet?«, war meine nächste Frage.

Er schüttelte den Kopf. »Weder noch. Sie war bis vor einem Jahr vermietet. Dann hat der damalige Mieter gekündigt und ist ausgezogen. Da wir ein reines Verwaltungsunternehmen sind, brauchen wir für unseren Eigenbedarf keine Lagerhalle. Wir hatten also die Optionen zu vermieten oder zu verkaufen. Daher haben wir zuerst einen Mieter gesucht. Das hat aber nicht geklappt. Nachdem die Immobilienblase geplatzt ist, findet man in der Gegend nicht mehr so schnell einen Mieter. Dann wollten wir verkaufen – was sich jetzt erübrigt hat. Zumindest, was die Halle betrifft. Das Grundstück können wir ja nach wie vor anbieten.«

»Die Halle ist also, soviel Ihnen bekannt ist, nicht genutzt worden?«, fragte Phil.

»Ja, das ist richtig«, antwortete Hammerhead. »Ich war ziemlich überrascht, als man mir erzählte, dass dort Computerequipment gefunden worden ist. Es geht ja dabei auch um den Versicherungsschaden. Da uns nur die Halle gehört, nicht aber die Geräte, die sich darin befanden, bezieht sich unser Schaden allein auf die abgebrannte Halle an sich. Die Leute von der Versicherung wollten das natürlich genau wissen, daher habe ich mich in den letzten Tagen durch die entsprechenden Akten gewühlt. Die Halle hätte eigentlich leer sein sollen.«

»Wer von Ihrer Firma hat Zugang zu der Halle? Zu den Schlüsseln?«, fragte ich.

»Peter Veststom ist für die Verwaltung der lokalen Immobilien zuständig. Der hat natürlich auch einen Schlüssel. Wie er mir sagte, hat er eine Maklerfirma mit dem Verkauf beauftragt. Am besten reden Sie darüber mit ihm. Grundsätzlich wäre es möglich, dass auch andere Mitarbeiter an die Schlüssel gekommen sind. Ich würde es aber keinem zutrauen, hinter unserem Rücken und ohne Genehmigung so etwas durchzuziehen«, antwortete er.

»Dann benötigen wir eine Aufstellung all Ihrer Mitarbeiter, auch derjenigen, die innerhalb der letzten zwei Jahre für Coolprice Industries tätig waren«, sagte Phil.

Hammerhead nickte. »Kein Problem, darum wird sich meine Sekretärin kümmern. Ich bin auch interessiert daran zu erfahren, wer sich da einfach in einem unserer Gebäude eingenistet hat.«

»Sobald wir konkrete Informationen haben und diese freigeben können, werden wir Sie entsprechend unterrichten«, sagte ich.

Hammerhead nickte zufrieden.

»Gibt es in Ihrer Firma einen Mitarbeiter, der sich mit Computernetzwerken auskennt? Einen Systemadministrator?«, wollte ich wissen.

»Nein, das erledigt eine externe Firma«, antwortete er. »Ist günstiger.«

Wir stellten ihm noch ein paar Fragen, die aber keine interessanten Informationen zutage förderten. Dann beauftragte er seine Sekretärin damit, uns die gewünschten Mitarbeiterdaten zur Verfügung zu stellen, und brachte uns zum Büro von Peter Veststom.

»Peter, die beiden Herren sind vom FBI und haben ein paar Fragen bezüglich der abgebrannten Halle. Ich möchte, dass Sie ihnen bei ihren Ermittlungen behilflich sind und jede nur denkbare Unterstützung geben, die sie wünschen«, sagte Hammerhead in bestimmtem Ton zu seinem Mitarbeiter.

»FBI?«, fragte Veststom überrascht und schluckte. »Natürlich, klar, wird erledigt.«

»Wenn Sie noch etwas brauchen – ich bin in meinem Büro«, sagte Hammerhead und ließ uns allein.

Veststom war etwas unsicher. »Ja, äh, nehmen Sie doch Platz. Oder wollen Sie lieber stehen? Wie Sie wollen. Was kann ich für Sie tun?«

»Mister Hammerhead sagte uns, dass Sie sich um den Verkauf der Halle gekümmert hätten«, begann ich die Befragung. »Seit wann haben Sie daran gearbeitet?«

»Am Verkauf? Etwa ein halbes Jahr«, antwortete er. »Vorher war der Plan zu vermieten. Hat aber nicht hingehauen. Daher wurde die ursprüngliche Entscheidung revidiert und ich sollte einen Käufer finden.«

»Haben Sie dabei selbst Besichtigungen durchgeführt?«, fragte Phil.

»Weniger«, kam die Antwort. »Ich war vielleicht drei- oder viermal bei der Halle. Dann habe ich das Objekt einer Maklerfirma aus der Bronx übergeben. Ich habe insgesamt zwölf Objekte zu verwalten und da dies das einzige in der Bronx war, fand ich es besser, den Auftrag einer externen Firma zu übertragen. War auch besser – ich konnte mich um wichtigere Projekte kümmern. Die Halle war für uns finanziell betrachtet von eher geringer Bedeutung.«

»Wann waren Sie das letzte Mal vor Ort?«, fragte ich.

Veststom fasste sich ans Kinn. »Gute Frage. Ich würde sagen, das ist etwa vier Monate her – so in etwa. Dann hat die Maklerfirma übernommen.«

»Und bei Ihrer letzten Besichtigung – da war die Halle noch leer, nicht wahr?«, fragte ich weiter.

»Ja, war sie. Die alte Firma, die vorher drin gewesen war, hat die ganze Ausrüstung mitgenommen und alles besenrein übergeben – wie es auch im Mietvertrag stand«, antwortete Veststom.

Seine Nervosität hatte etwas nachgelassen. Wahrscheinlich brauchte er einige Zeit, um mit Leuten, die er nicht kannte, warm zu werden – besonders mit FBI-Agents.

»Das bedeutet also, dass sowohl Sie wie auch die Leute von der Maklerfirma einen Schlüssel zur Halle und somit freien Zugang hatten?«, fragte Phil.

Veststom nickte. »Ja, das stimmt. Das ist ja in so einem Fall normal. Es gab ja auch nichts Wertvolles in der Halle, weshalb es wichtig gewesen wäre, den Zugang zu beschränken.«

»Wie Sie vielleicht wissen, haben wir in der Halle eine kleine Serverfarm gefunden«, sagte ich. »Bisher wissen wir nicht, wer sie dort installiert hat. Haben Sie eine Idee, wer das gewesen sein könnte? Vielleicht ein anderer Mitarbeiter? Oder gibt es jemanden, der die Halle vorübergehend jemandem überlassen haben könnte, ohne den Chef zu informieren?«

Er schüttelte den Kopf. »Nein, keine Ahnung. Zumindest nicht hier in der Firma. Ich meine, ja, möglich wäre es, theoretisch könnte jemand in mein Büro gelangt sein und die Schlüssel nachgemacht haben. Aber das sind Spezialanfertigungen. Die macht man nicht so einfach nach. Und ich habe schon nachgeschaut – die Schlüssel, die da sein sollten, sind da. Also kommt höchstens jemand bei der Maklerfirma in Frage – außer die Unbekannten haben sich mit Gewalt Zugang verschafft – dann kann es praktisch jeder gewesen sein.«

»Das ist korrekt«, stimmte ich zu. »Aber wäre das nicht aufgefallen – bei Besichtigungen?«

Veststom schaute nachdenklich drein. »Doch, schon, denke ich. Allerdings hielt sich die Nachfrage nach dem Objekt in Grenzen. Seit ich den Verkauf an die Maklerfirma übergeben habe, gab es nur vier Anfragen. Wie viele Besichtigungen durchgeführt worden sind, weiß ich nicht. Was ich genau weiß, ist, dass bisher niemand am Ankauf interessiert war.«

»Das engt die Suche ein«, meinte Phil. »Geben Sie uns bitte den Namen und die Adresse der Maklerfirma, dann werden wir dort nachfragen.«

»Kein Problem«, sagte Veststom, holte ein paar Papiere aus einer Ablage, schrieb etwas auf und reichte uns ein Blatt. »Hier ist es. Die Firma heißt General Real Estate und befindet sich etwa eine Meile von der Lagerhalle entfernt. Die Maklerin, die mit mir in Kontakt stand, war Emma Fielding. Die Nummer habe ich Ihnen auch aufgeschrieben.«

Phil nahm das Blatt entgegen und warf einen Blick darauf. »Danke.«

Wir verabschiedeten uns von Veststom und verließen sein Büro. Im Eingangsbereich der Firma angekommen, wandten wir uns an die Sekretärin von Mister Hammerhead, um die Liste der Mitarbeiter zu erhalten.

»Hier bitte, wie gewünscht«, sagte sie freundlich und reichte Phil eine dünne Mappe.

Er warf einen Blick hinein. »Ja, das sieht gut aus.«

Die Sekretärin fuhr sich mit der Hand durch das lange, mittelblonde Haar und lächelte Phil an. »Wenn Sie sonst noch etwas brauchen, melden Sie sich ruhig bei mir.«

»Das werde ich, keine Frage«, erwiderte er charmant.

»Vermissen Sie irgendeinen Ihrer Mitarbeiter? Ich meine, ist irgendjemand von denen auf der Liste seit ein paar Tagen verschwunden?«, fragte ich sie.

Sie verneinte das.

Dann verließen wir die Firma und gingen zurück zum Jaguar.

***

General Real Estate befand sich in einer alten Fabrikhalle, die zu einem Loft umgebaut worden war und neben Wohnungen auch einige Büros beherbergte. Die Firma hatte einen separaten Eingang, dessen Tür verschlossen war.

Phil klingelte und eine nette weibliche Stimme meldete sich. »Guten Tag, Sie wünschen?«

»Wir würden gern mit Miss Emma Fielding sprechen«, sagte er.

Der Türsummer ertönte und wir traten ein.

Eine junge, dynamisch wirkende Frau von Mitte zwanzig kam uns lächelnd entgegen. »Guten Tag, ich bin Emma Fielding. Schön, dass Sie bei uns vorbeischauen. Was kann ich für Sie tun?«

Phil zeigte ihr seine Dienstmarke. »Wir sind vom FBI New York, Agents Cotton und Decker, und haben ein paar Fragen an Sie. Können wir uns irgendwo ungestört unterhalten?«

Sie wirkte verdutzt. »FBI? Damit hätte ich jetzt nicht gerechnet. Na, dann muss ich Sie ja nicht fragen, wer uns empfohlen hat. Und was ist der Grund Ihres Besuchs? Habe ich etwa etwas ausgefressen, das die nationale Sicherheit bedroht?«

Wir folgten ihr zu einem Büro, traten ein und schlossen die Tür.

»Das ist eine gute Frage«, erwiderte ich. »Haben Sie?«

Sie machte eine abwehrende Bewegung mit der Hand. »Nein, nein, natürlich nicht, das war nur ein Scherz. Ich bin Maklerin. Wie sollte ich da etwas gemacht haben, das das FBI auf den Plan rufen würde?«

»Es geht um die Lagerhalle von Coolprice Industries, die vor ein paar Tagen abgebrannt ist«, sagte ich. »Ist es korrekt, dass Sie als Maklerin mit dem Verkauf dieses Objekts betraut waren?«

Sie nickte zustimmend. »Ja, das ist richtig. Aber das ist ja kein Grund, sie abzufackeln, oder? War es etwa Brandstiftung?«

»Wir interessieren uns mehr dafür, was in der Halle vor dem Brand gemacht wurde«, sagte Phil. »Wissen Sie, wer die Halle genutzt hat?«

»Genutzt?«, erwiderte sie überrascht. »Die war doch leer.«

»Nein, war sie nicht«, widersprach ich. »Jemand hatte dort eine Serverfarm eingerichtet, ein großes Computernetzwerk. Haben Sie eine Idee, wer das gewesen sein könnte?«

»Serverfarm? Nein, keine Ahnung«, sagte sie. »Ich habe noch nicht mal eine Idee, wer in eine ungenutzte Lagerhalle so etwas einbauen sollte und warum. Etwa, um Miete zu sparen?«

»Genau das versuchen wir herauszufinden«, sagte Phil. »Wann haben Sie die Halle das letzte Mal betreten?«

Sie überlegte kurz. »Das war vor etwa sechs Wochen, da hatte ich die letzte Besichtigung. Danach kamen zwar noch ein oder zwei Anfragen, aber niemand von denen wollte sich das Gebäude bisher anschauen, die haben nur das Exposé verlangt und sich dann nicht mehr gemeldet.«

»Besteht die Möglichkeit, dass einer Ihrer Kollegen die Halle genutzt hat? Ich meine, ohne Ihr Wissen?«, fragte Phil.

Sie richtete ihren Blick auf ihn. »Eigentlich nicht. Ich habe die Schlüssel in meinem Büro und das ist immer abgeschlossen, wenn ich nicht im Haus bin. Und das wäre auch für die anderen hier mehr als untypisch.«

»Sie werden verstehen, dass wir das überprüfen müssen – nur um sicherzugehen«, sagte ich. »Wer kann uns eine Liste der Mitarbeiter von General Real Estate geben?«

»Da fragen Sie am besten Betsy Miller, die ist die Chefin«, antwortete Miss Fielding. »Aber ich glaube wirklich nicht, dass jemand aus der Firma so was machen würde.«

»Und wir benötigen eine Liste der Kunden, die sich für den Kauf der Halle interessiert oder sie besichtigt haben«, fügte ich hinzu.

»In Ordnung, wie Sie wollen – die kann ich Ihnen in ein paar Minuten geben«, sagte sie.

»Das wäre nett«, bestätigte ich.

Wir ließen Miss Fielding allein, um ihr Gelegenheit zu geben, die Liste zusammenzustellen, und suchten Betsy Miller auf. Sie zeigte sich äußerst kooperativ und machte sich ebenfalls in unserem Sinne an die Arbeit. Gut eine Viertelstunde später hatten wir beide Listen in der Hand und überprüften, ob jemand von der Belegschaft in den letzten Tagen verschwunden war. Das wurde verneint. Auch hier erzielten wir bezüglich der Identität des verbrannten Mannes keinen Treffer.

Mit den neu gewonnenen Informationen machten wir uns auf den Weg ins Büro.

***

»Der Tote gehört weder zur Belegschaft von Coolprice Industries noch von General Real Estate«, informierten wir Mr High telefonisch, als wir in unserem Büro angekommen waren. »Wir haben uns die Listen der Angestellten geben lassen. Vielleicht ist jemand von denen vorbestraft oder sonst auffällig. Auch die Interessenten, die sich bei der Maklerfirma über die Halle informiert haben, könnten uns weiterbringen.«

Mr High bestätigte das und legte auf.

»Das sind ganz schön viele Namen«, meinte Phil, als er die Listen durchging. »Besonders bei Coolprice Industries. Die Maklerfirma ist ja kleiner, das sind nur ein Dutzend. Wenn wir die alle überprüfen wollen, brauchen wir ein paar Tage.«

Ich überlegte. »Gut, vielleicht können wir einen Teil delegieren. Und wir beginnen mit den Kunden, die das Objekt besichtigt haben oder Informationen darüber haben wollten. Vielleicht bringt uns das ja weiter.«

Phil nickte. »Der Plan gefällt mir besser. Das sind ja nicht viele. Die habe ich in einer halben Stunde durchgecheckt.«

Wir teilten die Namen auf und machten uns an die Arbeit. Bei zwei der Interessenten handelte es sich um größere Firmen, denen man es abnehmen konnte, sich wirklich für eine Lagerhalle zu interessieren. Es tauchten aber auch zwei Namen auf, die wir im Großraum New York nicht ausfindig machen konnten, was uns dazu veranlasste, diese Spuren weiter zu verfolgen.

Einer der beiden hatte eine Telefonnummer angegeben, von einem Handy.

»Rufen wir mal an«, sagte Phil und wählte die Nummer.

»Nur die Mailbox, kein Name«, sagte er nach einer kleinen Weile. »Ich werde veranlassen, dass die Position des Handys ermittelt wird.

Er kontaktierte die entsprechende Stelle beim FBI. Allerdings war das Ergebnis negativ – das Handy war seit Tagen nicht mehr aktiviert worden. Genauer gesagt seit zehn Tagen.

»Seit zehn Tagen?«, fragte ich nach. »Also seit dem Brand? Ist bei dem Toten ein Handy gefunden worden?«

»Davon stand nichts im Polizeibericht«, antwortete Phil.

»Wie auch immer«, sagte ich. »Kontaktieren wir die Telefongesellschaft. Wir müssen wissen, wer das Handy benutzt hat.«

Das war für uns kein großes Problem. Wir leiteten die entsprechende Anfrage weiter und erhielten kurz darauf die Antwort.

»Das Handy gehört einem gewissen Quentin Geddon. Ich schaue gleich mal nach, wer der Typ ist«, sagte Phil und gab eine Suchanfrage in den Computer ein. »Da ist er ja schon, Quentin Geddon, vierunddreißig Jahre alt, ledig, nicht vorbestraft, wohnt in New York und arbeitet als Reporter bei einer Zeitung, der Eastcoast Tribune.«

»Ein Reporter?«, fragte ich unwillkürlich nach. »Das hört sich interessant an. Wir sollten bei seiner Redaktion nachfragen. Steht da auch irgendein Hinweis darauf, dass er sich mit Computern oder Netzwerken auskennt?«

»Nein, nichts, aber das bedeutet nur, dass uns diesbezüglich keine Informationen vorliegen. Möglich ist es schon.«

»Dann sollten wir uns Mister Geddon persönlich vornehmen«, sagte ich. »Hast du die Adresse seiner Redaktion und die seiner Wohnung?«

»Ja, liegt alles vor«, antwortete Phil. »Die Zeitungsredaktion befindet sich hier in Manhattan, nicht weit entfernt. Wir könnten in einer Viertelstunde da sein.«

»Gut, statten wir den Leuten von der Zeitung einen Besuch ab«, sagte ich, stand auf und schnappte mir mein Sakko.

Das brauchte ich Phil nicht zweimal zu sagen. Wir verließen unser Büro, fuhren mit dem Fahrstuhl nach unten zur Tiefgarage und gingen zum Jaguar.

***

Am Empfang der Eastcoast Tribune begrüßte uns eine gut gestylte Dame mittleren Alters freundlich und fragte nach dem Grund unseres Erscheinens.

»Wir sind vom FBI und würden gerne mit Mister Geddon sprechen«, antwortete Phil.

Sie nickte. »Einen Moment, ich frage gleich nach, ob er im Haus ist.«

Nachdem sie ein paar Tasten gedrückt hatte, telefonierte sie mit jemandem und wandte sich dann wieder uns zu. »Tut mir leid, Mister Geddon ist nicht anwesend. Möchten Sie vielleicht jemanden aus seinem Ressort sprechen oder den Chefredakteur?«

»Ja, möchten wir«, sagte Phil.

Sie telefonierte wieder und sagte dann zu uns: »Jemand aus seinem Ressort wird sich gleich um Sie kümmern. Wenn Sie kurz warten würden …«

»Natürlich«, sagte Phil.

Wir nahmen auf einer in der Nähe befindlichen Couch Platz und warteten. Gut zwei Minuten später kam ein Mann von Mitte vierzig, mit strohblonden Haaren, der einen hellgrauen, leicht zerknitterten Anzug trug.

»Sie sind die Agents vom FBI?«, fragte er uns.

»Ja, die sind wir«, antwortete Phil und stand auf.

»Ich bin Ben Troister. Wir können uns in meinem Büro unterhalten«, sagte er.

Er ging voran und wir folgten ihm die Treppe hinauf in die zweite Etage. Dort ging es zu wie in einem Bienenstock. Gut ein Dutzend Männer und Frauen liefen scheinbar planlos herum.

Troister hatte unsere fragenden Gesichter gesehen. »Wir haben in einer halben Stunde Redaktionsschluss – dann geht die morgige Zeitung in den Druck. Vorher ist hier immer der Teufel los.«

»Ihnen scheint das aber nichts auszumachen«, meinte Phil.

»Das kommt daher, dass mein Artikel schon längst fertig und korrigiert ist«, antwortete er. »Aber je nach Ressort ist das nicht immer möglich. Insbesondere die Anzeigenabteilung bemüht sich immer noch, ein paar Dollar mehr zu verdienen und auch die letzten Aufträge noch unterzubringen. Ist verständlich – davon leben wir schließlich.«

Wir gingen in sein Büro und nahmen Platz.

»So, es geht also um Quentin. Hat er was ausgefressen?«, fragte Troister leicht amüsiert. »Das FBI schickt ja wohl nicht umsonst zwei Agents vorbei.«

»Das versuchen wir gerade herauszufinden«, antwortete ich. »Wir sind auf ihn gekommen, weil seine Telefonnummer bei einem Fall, den wir gerade untersuchen, aufgetaucht ist. Wissen Sie, wo er sich gerade aufhält?«

Troister schüttelte den Kopf. »Nein, keine Ahnung. Aber das ist bei Quentin nichts Besonderes. Er ist nicht die Art Journalist, die jeden Tag um acht im Büro erscheint, ganz und gar nicht. Er taucht gewöhnlich ein paar Wochen unter und zeigt sich dann mit zerrissenem Anzug, abgelaufenen Schuhen und einer tollen Story in der Tasche. Ja, so ist er. Ein Ausnahmetyp eben, aber ein verdammt guter Ermittler von heißen Storys.«

»Wie lange haben Sie ihn nicht mehr gesehen?«, fragte ich.

Troister überlegte. »Gute Frage, aber ich denke, es ist mindestens zwei Wochen her, dass er hier im Büro war.«

»Und wie sieht es mit telefonischem Kontakt aus? Hat er Sie angerufen? Oder sonst jemanden bei der Zeitungsredaktion?«, fragte ich weiter.

»Also mich auf jeden Fall nicht«, kam die Antwort. »Ich denke, dass er, wenn überhaupt, dann mit unserem Redakteur, Bruce Boxman, in Kontakt war. Aber das müssen Sie ihn fragen, davon habe ich keine Ahnung.«

»Das werden wir«, sagte ich. »Wissen Sie, woran Geddon gearbeitet hat? Hat er irgendetwas gesagt oder schon irgendwelche Texte geschrieben?«

»Sorry, keine Ahnung«, antwortete Troister und zuckte mit den Schultern. »Da bin ich echt überfragt. Ich gehe mal davon aus, dass er an einer heißen Sache dran war, weil er sich so lange nicht gezeigt hat. Aber genau weiß ich das nicht. Das fragen Sie besser den Redakteur – wobei ich nicht weiß, ob jetzt ein guter Zeitpunkt ist – Sie wissen ja, Redaktionsschluss und so.«

»Wir werden das schon mit ihm klären«, erwiderte ich. »Können Sie uns zu seinem Büro bringen?«

Troister nickte. »Klar, warum nicht.«

Er stand auf, ging los und wir folgten ihm.

Eine junge Frau lief mit hektischen Bewegungen und verzerrtem Gesichtsausdruck an uns vorbei und zwei Männer unterhielten sich aufgeregt über irgendein Problem mit dem Layout.

Troister führte uns zu einem Büro, in dem ein Mann hinter einem Schreibtisch saß und von drei Personen – der jungen Frau, die wir gerade gesehen hatten, und zwei anderen Damen – belagert wurde. Der Mann war schätzungsweise Mitte fünfzig, hatte eine Halbglatze und sah schlecht gelaunt aus.

»Na dann, viel Glück«, sagte Troister und verabschiedete sich.

Es dauerte nur eine halbe Minute, dann war der Redakteur wieder allein in seinem Büro. Gerade als wir eintreten wollten, kam ein Mann angerannt und wollte in das Büro.

Phil hielt ihn auf. »Einen Moment bitte, es dauert nicht lange.«

Wir betraten das Büro des Redakteurs und schlossen die Tür.

Er blickte auf. »Wer sind Sie denn und was wollen Sie?«

Phil zeigte seine Dienstmarke. »Special Agents Cotton und Decker vom FBI New York.«

Bevor der Redakteur aufbegehren konnte, fügte ich hinzu: »Mister Boxman, wir wissen, dass Sie etwas unter Druck stehen, deshalb wollen wir nicht viel von Ihrer Zeit in Anspruch nehmen. Wir sind eigentlich hier, um mit Quentin Geddon zu reden. Sein Kollege, Ben Troister, konnte uns nicht sagen, wann sich Geddon das letzte Mal gemeldet hat und woran er gerade arbeitet. Daher sind wir jetzt hier, bei Ihnen.«

»Geddon also«, knurrte der Redakteur und überlegte einen Augenblick, ob er unserer Aufforderung nachkommen oder aufbegehren sollte.

Er entschied sich für den Weg des geringsten Widerstands, was auch in unserem Interesse lag.

»Zu Ihrer ersten Frage: Ich habe seit gut zwei Wochen nichts von Geddon gehört«, antwortete der Redakteur. »Es ist nicht ungewöhnlich, dass er längere Zeit untergetaucht ist. Allerdings sind zwei Wochen schon recht lang. Und was Ihre zweite Frage betrifft: Er war einer Sache auf der Spur, die mit Internet-Kriminalität zusammenhing. Genauere Informationen habe ich auch nicht. Aber er meinte, es ginge dabei um mehrere Millionen Dollar. Hörte sich interessant an. Aber mehr hat er mir bisher nicht verraten, nicht einmal eine kurze Zusammenfassung seiner bisherigen Recherchen habe ich erhalten.«

»Danke, das reicht uns schon«, sagte ich und drehte mich um, in Richtung Tür.

»Und wieso interessiert sich das FBI für Geddon? Hat er etwas ausgefressen? Oder ist er einer Regierungsverschwörung auf die Spur gekommen?«, fragte der Redakteur.

»Das würden wir auch gerne wissen«, gab ich eine Nichtantwort und verließ zusammen mit Phil sein Büro.

»Das passt doch zusammen«, meinte Phil, als wir das Gebäude verlassen hatten. »Geddon recherchiert als Reporter bezüglich einer Story, die mit Internet-Kriminalität zu tun hat, und verschwindet. Ob er der Typ ist, den das Feuer bis zur Unkenntlichkeit verbrannt hat?«

»Wäre gut möglich«, sagte ich. »Am besten schauen wir uns seine Wohnung an. Dort finden wir bestimmt ein paar DNA-Proben für einen Vergleich. Dann haben wir Gewissheit.«

»Vielleicht hat er dort auch ein paar Notizen oder Unterlagen bezüglich seiner Recherchen aufbewahrt«, meinte Phil.

»Also nichts wie los«, sagte ich.

***

Quentin Geddons Wohnung befand sich im Süden der Bronx, in einem Bereich, der an Manhattan grenzte und wegen seiner Lage bei den Leuten, die sich die hohen Mieten in Manhattan nicht leisten konnten, dort aber arbeiteten, begehrt war. Das Mehrfamilienhaus mit über zwanzig Wohnungen war von der Bausubstanz her ein wenig heruntergekommen, aber sauber.

Die Wohnung lag im dritten Stock. Auf unser Klingeln reagierte niemand, also war Geddon wahrscheinlich nicht zu Hause.

»Dann will ich mal zur Tat schreiten«, sagte Phil und holte sein Spezialwerkzeug heraus, um die Tür ohne Anwendung von Gewalt zu öffnen.

Als er die Tür genauer in Augenschein nahm, sagte er: »Moment mal, da stimmt was nicht!«

Er drückte gegen die Tür und sie öffnete sich. Jetzt fiel auch mir ein kleiner Riss im Bereich des Schlosses auf. Offenbar hatte sich jemand gewaltsam Zugang zur Wohnung verschafft, das aber gut kaschieren können.

Wir zogen unsere Waffen und schauten in die Wohnung. Es war still und dunkel.

»Mister Geddon? FBI, sind Sie zu Hause?«, fragte ich laut, erhielt aber keine Antwort.

Phil nickte mir zu und wir betraten die Wohnung. Er ging voran, ich folgte.

Es gab zwei Zimmer, ein Bad und eine Küche, das Apartment war also recht übersichtlich und nicht mehr als fünfzig Quadratmeter groß. Innerhalb weniger Sekunden wussten wir, dass die Wohnung leer war.

Aber das war nicht das Einzige, was uns auffiel. Jemand hatte die Wohnung verwüstet. Schubladen waren aus den Schränken gerissen worden, Kleidung, Zeitschriften und andere Dinge lagen verstreut auf dem Boden herum und die Regale waren leergefegt. Im Schlafzimmer waren die Kissen und Matratzen zerschnitten worden. Ganz klar: Hier hatte jemand etwas gesucht.

»Da sind wir wohl zu spät gekommen«, meinte Phil. »So ist das, wenn man zehn Tage zu spät auf einen Fall angesetzt wird.«

Ich nickte. »Ja, gut möglich, dass jemand in der Zwischenzeit hier war und herumgestöbert hat. Fragt sich nur, was er gesucht und ob er es gefunden hat.«

»Möglicherweise Computer«, meinte Phil und deutete auf einen Schreibtisch.

Dort waren Tastatur und Maus zu sehen, doch die Kabel führten ins Leere. Anhand eines Abdrucks auf dem weichen Teppich konnte man erahnen, dass dort ein Computer gestanden hatte.

»Sieht so aus«, sagte ich. »Geddon wusste also möglicherweise etwas, von dem jemand nicht wollte, dass es bekannt wird.«

»Und natürlich sind Geheimnisse bei Journalisten nicht gut aufgehoben«, fügte Phil hinzu.

Im Badezimmer fanden wir einen Kamm mit Haaren daran.

»Das sollte für einen DNA-Vergleich ausreichen«, sagte ich. »Die Crime Scene Unit soll die Wohnung unter die Lupe nehmen. Vielleicht haben die Täter etwas übersehen oder Spuren hinterlassen. Dann wären wir einen Schritt weiter.«

Phil informierte die Kollegen, die wenig später eintrafen. Die Wohnung befand sich nicht allzu weit von der Scientific Research Division entfernt.

»Ihr vermutet also, dass das die Wohnung des Mannes ist, der bei dem Feuer ums Leben kam?«, fragte uns Dr. Drakenhart, nachdem sie ihren Mitarbeitern Anweisungen gegeben hatte.

»Wäre gut möglich«, antwortete Phil. »Er ist seit mehr als zehn Tagen verschwunden, Alter, Geschlecht und Größe kommen hin. Und die Story, an der er dran war, passt zu der Geschichte mit der Serverfarm.«

»Dann wollen wir hoffen, dass die Täter keine Profis waren, denn dann finden wir bestimmt ein paar Hinweise«, sagte sie. »Ich gebe euch dann Bescheid. Das Büro von Geddon nehmen wir uns anschließend vor.«

»Geht klar«, sagte ich und verschwand mit Phil aus der Wohnung.

Wir befragten noch die anwesenden Nachbarn, aber keiner hatte etwas von einem Einbruch mitbekommen oder Leute gesehen, die nicht ins Haus gehörten. Die meisten kannten Geddon nicht besonders gut, außer einer Nachbarin, die gerade nach Hause kam, als wir uns auf den Weg machen wollten.

»Ist was passiert?«, fragte sie, während sie ihren Wohnungsschlüssel in der Hand hielt und vor ihrer Wohnungstür stehen blieb.

Sie wohnte auf der gleichen Etage wie Geddon.

»Sie wohnen hier?«, fragte Phil.

»Ja, gleich hier, wieso?«, erwiderte sie und zeigte auf das Klingelschild mit der Aufschrift Wilbur.

»Wir sind vom FBI New York und auf der Suche nach Quentin Geddon«, erklärte Phil. »Sie kennen ihn?«

Sie nickte und ihre Gesichtszüge wurden etwas beunruhigt. »Ja, ich kenne ihn. Ihm ist doch nichts passiert, oder?«

»Wollen wir in Ihre Wohnung gehen und das besprechen?«, fragte Phil.

»Ja, können wir«, antwortete sie, öffnete die Tür und trat ein.

Die Wohnung war ähnlich geschnitten wie die von Geddon und hatte auch in etwa die gleiche Größe. Aber sie war aufgeräumt.

»Nehmen Sie doch Platz«, sagte sie und deutete auf eine Couch im Wohnzimmer. Sie ging in die Küche und kam mit zwei Gläsern Wasser zurück.

»Alkohol dürfen Sie ja nicht trinken, wenn Sie im Dienst sind, nicht wahr?«

»Das ist richtig«, antwortete Phil.

Sie stellte die Gläser vor uns auf den Tisch und holte sich selbst auch ein Glas. Dann nahm sie Platz.

»Miss Wilbur, in welcher Beziehung stehen Sie zu Mister Geddon?«, fragte ich.

Sie blieb recht locker. »Na, wir sind Nachbarn, schon seit einiger Zeit, etwa zwei Jahre, würde ich sagen. Und da kennt man sich natürlich. Wenn man sich mal ein Paket Mehl leiht oder so. Also eigentlich kannte ich Quentin ganz gut. Wir hatten nämlich mal was laufen. Ist schon ein Dreivierteljahr her. War aber nichts von Dauer. Sie kennen das sicher, wenn man das ausprobiert, es ganz nett ist, aber für eine Beziehung einfach nicht reicht. Seitdem sind wir gute Freunde.«

»Erzählt er Ihnen manchmal von seinem Job? Für welche Artikel er recherchiert und so?«, fragte Phil.

»Eher weniger«, antwortete sie. »Er ist kein sehr redseliger Typ, wenn Sie verstehen, was ich meine. Eher der ruhige, stille Mann. Mit Worten kann er gut umgehen, aber nur, wenn er sie schreibt. Verbal ist er nicht unbedingt der Bringer. Aber ich kam damit gut klar. Die Typen, die einen immer nur zulabern, gehen mir eh auf den Keks. Da ist mir so einer wie Quentin um einiges lieber. Aber was seinen Job angeht – da hat er nur selten drüber geredet. Manchmal gab es ein paar Kommentare, wenn ihn etwas beschäftigt hat. Aber oft habe ich ihn auch ein paar Tage nicht gesehen. Er sagte dann nachher, dass er für Recherchen unterwegs war. Hat daraus dann eher ein Geheimnis gemacht.«

»Hat er erwähnt, woran er aktuell arbeitet?«, war meine nächste Frage.

Sie schüttelte den Kopf so heftig, dass ihre langen Haare durcheinandergerieten. »Nein, hat er nicht, und ich habe auch keine Ahnung, woran er gerade arbeitet. Aber was soll dieser ganze Zirkus überhaupt? Ist er in irgendetwas verwickelt? Ich meine, wenn das FBI auf den Plan gerufen wird, dann muss doch etwas los sein.«

Sie wurde nur etwas unruhig. Wahrscheinlich vermutete sie, dass Geddon etwas zugestoßen sein könnte.

»Im Moment wissen wir das selbst nicht so genau«, antwortete ich ausweichend. »Wir haben Mister Geddon bisher nicht erreichen können, um ihn selbst zu fragen. Daher haben wir ihn in seiner Wohnung gesucht, in die offenbar eingebrochen wurde. Daher der ganze Trubel.«

»Aha«, sagte sie skeptisch. »Und ihm ist sicher nichts passiert? Ich habe nämlich schon seit ein paar Tagen so ein komisches Gefühl.«

»Wenn wir etwas Konkretes herausfinden, informieren wir Sie gerne«, sagte ich.

»Das wäre nett«, sagte sie.

»Sie haben von dem Einbruch in Mister Geddons Wohnung nichts mitbekommen?«, wollte Phil wissen.

»Nein, gar nichts«, antwortete sie. »Sonst hätte ich die Polizei gerufen. Wir passen hier in der Nachbarschaft schon auf und helfen einander, das ist selbstverständlich.«

»Und es sind Ihnen in den letzten zehn bis vierzehn Tagen auch keine Personen aufgefallen, die nicht hier im Haus wohnten?«, hakte Phil weiter nach.

»Nein, zumindest nicht so, dass ich vermuten würde, dass es sich bei denen um Einbrecher handeln würde. Da hätte ich – wie gesagt – die Polizei gerufen.«

»Eine Frage noch«, sagte ich. »Wann haben Sie Mister Geddon das letzte Mal gesehen?«

Sie überlegte, langte nach ihrem Glas und nahm einen kräftigen Schluck. »Das ist etwa zwei Wochen her. Da war er wieder so aufgeregt – so wie immer, wenn er eine Story witterte. Er träumte davon, mal den Pulitzer-Preis zu gewinnen. Wahrscheinlich wie alle Journalisten. Aber worum es dabei ging, hat er mir nicht erzählt.«

»Vielen Dank für Ihre Unterstützung, dann wollen wir Sie nicht länger belästigen«, sagte ich und stand auf.

»Hier, meine Karte«, sagte sie und reichte sie mir. »Damit Sie mich erreichen können, wenn Sie was über Quentin wissen.«

Ich nahm die Karte und steckte sie ein. »Danke.«

Wir verließen ihre Wohnung, schauten kurz bei den Leuten der Crime Scene Unit vorbei und machten uns dann auf den Weg zurück ins Büro.

***

Im FBI Field Office angekommen erstatteten wir Mr High Bericht.

»Wann können wir mit den Ergebnissen des DNA-Tests rechnen?«, fragte er.

»Noch heute, sagt Dr. Drakenhart«, antwortete Phil und schaute auf die Uhr. »Wir wollten ohnehin noch ein paar Recherchen anstellen und mit Browder und Nawrath sprechen. Vielleicht sind sie mit der Analyse der Daten vorangekommen.«

Mr High nickte. »Gut, informieren Sie mich, sobald die Ergebnisse der Analyse vorliegen.«

Wir bestätigten das und verließen sein Büro. Nach einer obligatorischen Tasse Kaffee von Helen machten wir uns auf den Weg zu den beiden Computerspezialisten, die uns bei diesem Fall unterstützen.

Die beiden waren so sehr auf ihre Geräte konzentriert, dass sie erst gar nicht bemerkten, dass wir den Raum betreten hatten.

»Gibt es gute Nachrichten?«, fragte Phil.

Michael Nawrath fuhr überrascht herum und schaute uns an. »Ach, ihr seid’s. Nachrichten, ja, wir haben bereits zwei der insgesamt zwölf Computer, die das Feuer überlebt haben, unter die Lupe genommen. Und dabei einiges herausgefunden.«

Ben Browder drehte sich ebenfalls zu uns um. »Nicht so viel, wie wir gehofft hatten, aber bei solchen Jobs ist es immer schwer, die Arbeit exakt einzuschätzen. Man muss bedenken, dass die Daten ja nicht so aufbereitet sind, dass jemand anders versteht, worum es geht. Aber wir haben schon ein gutes Konzept, denke ich.«

Er schaute Agent Nawrath an und der stimmte ihm nickend zu.

»Dann lasst mal hören«, sagte Phil und setzte sich.

Ich tat es ihm gleich und wartete gespannt auf den Bericht der beiden Spezialisten.

»Anfangs war alles ein heilloses Durcheinander«, begann Agent Nawrath. »Aber das ist oft so, also nichts Besonderes. Klarer wurde das Ganze, als wir den zweiten Rechner analysiert haben. Da gab es viele Übereinstimmungen und Einstellungen, die nur einen Schluss zuließen.«

»Auf einen sehr wahrscheinlichen Schluss hinauslaufen«, verbesserte Agent Browder.

Agent Nawrath nickte. »Klar, das ist immer eine Sache von Wahrscheinlichkeit, aber wir kommen schon recht nah an eine definitive Schussfolgerung heran.«

»Ihr macht es echt spannend«, beschwerte sich Phil. »Also jetzt bitte konkret: Was habt ihr herausgefunden?«

Agent Nawrath räusperte sich. »Also, die beiden Rechner waren definitiv Teil eines Netzwerks. Das werden wir noch bestätigt finden, wenn wir die anderen Computer untersuchen. Und das Ziel dieses Netzwerks war es höchstwahrscheinlich, irgendeinen Angriff im Internet zu starten. Gemäß dem, was wir bisher wissen, muss es einen zentralen Computer gegeben haben, der all die anderen Rechner im Netzwerk steuerte. Schwer zu sagen, ob er bei dem Feuer zerstört wurde. Wäre ich einer der Hacker, hätte ich als Steuergerät ein Notebook gewählt. Und ein solches war gemäß dem uns vorliegenden Bericht nicht unter den Geräten, die gefunden wurden.«

»Das heißt, ihr könnt die These, dass ein Angriff aufs Internet geplant war, bestätigen, wisst aber nicht, was das Ziel ist«, fasste ich zusammen.

»Genau«, erwiderte Agent Browder.

»Gibt es denn irgendeinen Hinweis auf die Täter?«, fragte Phil.

Agent Nawrath lachte. »Die haben auf den beiden Computern nicht ihre Adresse und Telefonnummer hinterlassen, wenn du das meinst. Aber nein, zumindest bisher nicht. Vielleicht haben wir bei den Rechnern, die wir noch analysieren müssen, mehr Glück.«

»Das bestätigt also unseren Verdacht, hilft uns aber nicht viel weiter«, meinte Phil. »Wir wissen bisher nur, dass etwas geplant war, aber nicht, von wem und was das Angriffsziel ist.«

»Und wir haben keine Ahnung, ob die Aktion durch den Brand verhindert wurde oder nicht«, fügte ich hinzu. »Immerhin ist das schon zehn Tage her. Wäre es möglich, dass die Täter inzwischen ein neues Netzwerk aufgebaut haben?«

»Möglich schon«, antwortete Agent Browder. »Könnte zeitlich etwas knapp sein. Hinzu kommen die Kosten für die Hardware. Wobei wir diesbezüglich eine interessante Entdeckung gemacht haben: Die Computer waren allesamt gebraucht. Das bedeutet, dass die Täter sie nicht neu gekauft, sondern sich irgendwo für relativ wenig Geld beschafft haben. Na, und da haben wir eine Idee, woher.«

»Wir sind ganz Ohr«, sagte Phil.

»Na, über eBay«, sagte Agent Nawrath. »Die Typen haben die Rechner dort ersteigert. Dadurch haben sie sicherlich einiges an Geld gespart.«

»Das ist ein sehr interessanter Hinweis«, sagte ich. »Können wir herausfinden, wer die Computer ersteigert hat? Ob es nur eine Person war oder mehrere daran beteiligt waren?«

»Denke schon«, antwortete Agent Nawrath. »Wir wollten noch ein paar der anderen Rechner unter die Lupe nehmen, um weitere Hinweise zu finden. Ich glaube, dass die meisten Geräte aus verschiedenen Quellen stammen. Wir wollten das weiter prüfen und dann mit eBay abgleichen, um die Käufer zu ermitteln.«

»Ja, macht das«, sagte ich. »Das ist eine wirklich aussichtsreiche Spur, der auf jeden Fall nachgegangen werden muss.«

Agent Nawrath stöhnte. »Das bedeutet dann für uns also wieder Nachtschicht.«

»Ja, so ist das Leben, wenn man Computerspezialist beim FBI ist«, sagte Phil.

»Schaut, dass ihr bis morgen früh so viele Informationen wie möglich zusammentragen könnt. Wir werden dem dann nachgehen«, sagte ich.

Damit verließen Phil und ich den Raum.

***

Wir hatten gerade unser Büro erreicht und Platz genommen, als uns ein Anruf von Dr. Drakenhart erreichte.

»Hallo, ich habe so schnell gemacht, wie ich konnte«, sagte sie über die Freisprechanlage. »Ging aber nicht schneller.«

»Kein Problem, wir hatten ohnehin bis jetzt zu tun«, sagte ich und wartete gespannt auf ihren Bericht.

»Also«, fing sie an, »wir haben die Haare aus der Wohnung von Quentin Geddon und weitere DNA-Spuren mit der DNA der Leiche verglichen. Das Ergebnis ist positiv. Auch die Größe und andere Eigenschaften stimmen überein. Ohne dass ich mich jetzt in weitere Details verstricke: Bei dem Toten handelt es sich also mit Sicherheit um den Mann. Das ist klar.«

»Dann hätten wir das Rätsel um seinen Verbleib gelöst«, meinte Phil. »Auch wenn das nur eine unserer Fragen beantwortet. Wurden sonst irgendwelche Spuren gefunden? Etwas, das uns weiterhelfen könnte?«

»Es gab dort DNA von zwei weiteren Männern, weiß«, antwortete Dr. Drakenhart. »Wir haben die Daten mit den üblichen Datenbanken verglichen, aber nichts gefunden. Die Typen sind also nicht vorbestraft und auch nicht bei den Streitkräften etc. gewesen. Falls ihr jemand Konkretes habt, können wir natürlich einen DNA-Vergleich vornehmen.«

»Gut zu wissen«, sagte ich. »Wobei das auch Freunde von Geddon gewesen sein könnten.«

»Wäre natürlich möglich«, bestätigte Dr. Drakenhart. »Wir haben die genetischen Fingerabdrücke durch Haare in der Wohnung gefunden. Es ist noch nicht lange her, dass sie ausgefallen sind. Aber das ist kein eindeutiger Beweis dafür, dass die Haare denen gehört haben müssen, die die Wohnung auf den Kopf gestellt haben.«

»Zumindest ist es ein weiteres Teil in dem Puzzle, das wir gerade zusammenzusetzen versuchen«, sagte ich. »Und es hilft uns weiter. Gibt es sonst noch gute Nachrichten?«

Dr. Drakenhart räusperte sich. »Wir haben auch die Computer aus Geddons Büro sichergestellt. Sobald die Untersuchungen hier abgeschlossen sind, werden sie an euch überstellt. Morgen Vormittag, würde ich sagen.«

»Das reicht – Browder und Nawrath haben mit den anderen Computern noch alle Hände voll zu tun. Die legen extra eine Nachtschicht ein«, meinte Phil.

»Das beruhigt mich«, sagte Dr. Drakenhart. »Dann sind wir von der Scientific Research Division wenigstens nicht die Einzigen, die wegen dringender Fälle keinen Schlaf bekommen.«

»Da kann ich dich beruhigen, als FBI-Agent erreicht man das allgemein übliche Schlafpensum ebenso wenig«, sagte Phil und lächelte.

»Gut, dann bis morgen, und macht nicht mehr zu lange«, sagte Dr. Drakenhart und legte auf.

»Also hatten wir mit unserer Vermutung recht – der Tote in der Halle, das ist Geddon«, sagte Phil.

Ich holte die Visitenkarte heraus, die Diane Wilbur, die Nachbarin von Geddon, mir gegeben hatte. »Ich wünschte mir, es wäre nicht so. Dann müsste ich diesen Anruf jetzt nicht machen.«

Es war niemals angenehm, jemanden über den Tod eines Bekannten oder gar eines geliebten Menschen zu informieren – eine der weniger schönen Seiten unseres Jobs. Aber irgendjemand musste es tun.

»Soll ich das erledigen?«, fragte Phil, der merkte, dass mir das in diesem Fall schwerfiel.

Ich schüttelte den Kopf. »Nein, danke. Ich mach das schon.«

Während sich Phil an seinen Computer setzte und recherchierte, wählte ich die Nummer von Miss Wilbur. Es klingelte zweimal, dann ging sie dran.

»Ja, hallo, wer ist da?«, fragte sie neugierig.

»Hier ist Agent Cotton vom FBI New York. Wir haben uns vor ein paar Stunden in Ihrer Wohnung unterhalten«, beantwortete ich ihre Frage.

»Ja, ich erinnere mich«, sagte sie. »So schnell hätte ich Ihren Anruf gar nicht erwartet.« Dann stockte sie. »Es ist etwas geschehen. Mit Quentin, nicht wahr?«

»Ja, das stimmt«, bestätigte ich. »Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass Mister Geddon vor wenigen Tagen gestorben ist.«

Sie schwieg. Ich konnte hören, wie sie zu weinen anfing. Ein trauriges Wimmern, das sie zwar zu unterdrücken versuchte, aber nicht wirklich verhindern konnte. Zu stark war die Welle der Emotion, die sie in diesem Augenblick traf.

»Und Sie sind da ganz sicher? Ich meine, ist er identifiziert worden? Oder soll ich irgendwohin kommen?«, fragte sie ein paar Minuten später, noch immer stark mitgenommen.

»Wir sind ganz sicher«, antwortete ich. »Und nein, Sie müssen nicht vorbeikommen, um ihn zu identifizieren.«

Ich unterließ es, ihr zu sagen, dass nicht mehr genug von ihm übrig geblieben war, was für eine Identifikation herhalten könnte.

»Und wie ist das passiert?«, fragte sie. »Hat er leiden müssen? Oder ging es schnell?«, waren ihre nächsten Fragen.

»Über die Details können wir vielleicht später reden«, sagte ich, um sie zu schonen. »Ich wollte Sie nur über seinen Tod in Kenntnis setzen, weil Sie ihn so gut kannten. Wissen Sie, wer seine nächsten Verwandten sind, Eltern oder Geschwister?«

»Er hatte einen Bruder, ich glaube, der lebt irgendwo in Montana. Und eine Schwester, an der Westküste. Seine Eltern leben wohl nicht mehr«, antwortete sie.

»Danke, das sind wichtige Informationen für uns, ich werde mich darum kümmern, sie zu informieren«, antwortete ich.

Natürlich hätte ich die Informationen auch woanders herbekommen können. Aber ich wollte, dass sie den Eindruck bekam, etwas zu tun, was hilfreich war und unterstützte.

»Kommen Sie klar? Oder soll ich jemanden, der sich mit seelsorgerischer Unterstützung auskennt, bitten, mit Ihnen zu reden?«, fragte ich.

»Nein, nein danke«, erwiderte sie. »Das ist schon hart, aber ich denke, ich komme klar.«

»Das ist gut«, sagte ich. »Wenn Sie reden wollen, dann melden Sie sich ruhig.«

»Mache ich«, sagte sie. »Vielen Dank.«

Dann legte sie auf.

Ein Blick auf die Uhr zeigte mir, dass es kurz nach sieben war. Nicht zu spät, um die Angehörigen von Quentin Geddon zu informieren.

»Geddon hat einen Bruder und eine Schwester«, sagte ich. »Er lebt wahrscheinlich in Montana, sie an der Westküste. Kannst du mir die Telefonnummern heraussuchen?«

Phil nickte. »Kein Problem.«

Ein paar Minuten später sprach ich erst mit dem Bruder, dann mit der Schwester. Während der Bruder eher kühl und sachlich reagierte und seine Trauer im Griff hatte, zeigte sich die Schwester äußerst emotional. Erst wollte sie es nicht glauben, dann griff sie mich kurz an, worauf tiefe Trauer folgte.

Als ich die Gespräche beendet hatte, saß ich eine Weile schweigend da und starrte das Telefon an. Es war immer das Gleiche, man fühlte sich nach solchen Gesprächen einfach leer. Ich riss mich zusammen.

»Dann lass uns mal zu Werke gehen«, sagte ich und half Phil bei seinen Recherchen.

Gut eine Stunde später machten wir schließlich Feierabend.

»Wollen wir noch was essen gehen?«, fragte Phil. »Im Mezzogiorno den Tag ausklingen lassen?«

»Hört sich gut an«, antwortete ich. Etwas Abwechslung konnte ich gut vertragen.

Wir verließen das Büro und gingen zum Fahrstuhl, wo wir Joe Brandenburg und Les Bedell trafen. Auch die beiden wollten gerade Feierabend machen.

»War wieder ein langer Tag, nicht wahr?«, fragte Phil die beiden.

»Kann man sagen«, bestätigte Joe.

»Ja, gab aber auch schon längere«, meinte Les und lächelte verwegen.

»Habt ihr Lust, was essen zu gehen?«, fragte ich. »Wir wollen ins Mezzogiorno.«

»Warum nicht?«, meinte Les und schaute Joe an. »Was meinst du?«

»Bin dabei«, sagte er.

***

Als ich am nächsten Morgen erwachte, fühlte ich mich voller Tatendrang. Ich stand auf, sprang unter die Dusche und war wirklich wach. Erst in diesem Augenblick merkte ich, dass der Wecker noch nicht geklingelt hatte, weil ich früher als normal aufgestanden war.

Ich nutzte die Zeit, um ausgiebig zu frühstücken und im Internet zu surfen. Es gab ein paar interessante Nachrichten, aber nichts, was mit unserem Fall zu tun hatte. Anschließend machte ich mich auf den Weg und verließ meine Wohnung.

Ich fuhr mit dem Fahrstuhl direkt zur Tiefgarage hinunter und ging zum Jaguar. Da kam mir die Idee, dass ich den Wagen mal wieder ausfahren sollte, auf dem Highway oder vielleicht auf einer privaten Rennstrecke. Aber das hatte jetzt keine Priorität.

Den Treffpunkt mit Phil erreichte ich in der gewohnten Zeit und ohne irgendwelche Komplikationen. Auch wenn viele Autofahrer unterwegs waren, ging es ganz gut vorwärts.

»Taxi?«, fragte ich Phil, als er auf den Jaguar zukam.

»Ja, warum nicht?«, erwiderte er und stieg ein. »Bitte einmal zum FBI Field Office an der Federal Plaza.«