Jerry Cotton Sammelband 33 - Jerry Cotton - E-Book

Jerry Cotton Sammelband 33 E-Book

Jerry Cotton

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Beschreibung

Sammelband 33: Fünf actiongeladene Fälle und über 300 Seiten Spannung zum Sparpreis!
G-Man Jerry Cotton hat dem organisierten Verbrechen den Krieg erklärt! Von New York aus jagt der sympathische FBI-Agent Gangster und das organisierte Verbrechen, und schreckt dabei vor nichts zurück!

Damit ist er überaus erfolgreich: Mit über 3000 gelösten Fällen und einer Gesamtauflage von über 850 Millionen Exemplaren zählt er unbestritten zu den erfolgreichsten und bekanntesten internationalen Krimihelden überhaupt! Und er hat noch längst nicht vor, in Rente zu gehen!

In diesem Sammelband sind 5 Krimis um den "besten Mann beim FBI" enthalten:
2940: Todesfalle Field Office
2941: Die Zeit läuft ab
2942: Das letzte Level ist der Tod
2943: Viele Täter sind des Opfers Tod
2944: Rache ist ein seltsames Spiel

Jerry Cotton ist Kult - und das nicht nur wegen seines roten Jaguars E-Type.

Jetzt herunterladen und garantiert nicht langweilen!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 697

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Impressum

BASTEI LÜBBE AG Vollständige eBook-Ausgaben der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgaben Für die Originalausgaben: Copyright © 2013 by Bastei Lübbe AG, Köln Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller Verantwortlich für den Inhalt Für diese Ausgabe: Copyright © 2021 by Bastei Lübbe AG, Köln Covermotive von © shutterstock: Flik47 | Nebosja Kontic ISBN 978-3-7517-0198-3 www.bastei.de www.luebbe.de www.lesejury.de

Jerry Cotton

Jerry Cotton Sammelband 33

Inhalt

Jerry CottonJerry Cotton - Folge 2940Phil und ich waren gerade dabei in unserem Büro den "Papierkram" zu erledigen, der längst nichts mehr mit "Papier" zu tun hatte, aber immer noch so genannt wurde, als eine heftige Explosion das Gebäude erschütterte. Und dann brach die Hölle los. Als sich die Staubwolken gelegt hatten und die Brände gelöscht waren, blieben zwei Tote und über dreißig Verletzte Agents zurück...Jetzt lesen
Jerry Cotton - Folge 2941June Clark saß gefesselt auf einer Pritsche, an einem Ort, den sie nicht kannte. Ihre Augen starrten angstvoll auf einen Monitor, auf dem die letzten Minuten ihres Lebens heruntertickten. Sie befand sich in den Händen einer skrupellosen Bande, die schon zwei Menschen umgebracht hatte, weil ihre erpresserischen Forderungen nicht erfüllt worden waren...Jetzt lesen
Jerry Cotton - Folge 2942Es war selbst für New York ein ungewöhnlicher Anblick. Im Hudson schwamm eine Leiche und auf dieser war eine große goldglänzende Vogelpuppe befestigt. Wirklich schlimm war, dass die Leiche der Sohn von Shi Quiang war, dem mächtigsten Triaden-Boss der Stadt. Er wollte Rache und wir den Mörder festnehmen, doch dazu mussten wir uns durch sämtliche Level eines Computerspiels kämpfen, um schließlich dem Tod Aug in Aug gegenübertreten zu können ...Jetzt lesen
Jerry Cotton - Folge 2943Der Großindustrielle Donald Weatherman aus Kalifornien wurde in seinem Hotelzimmer in New York tot aufgefunden. Vergiftet. Wie es bei einem Mann in seiner Position nicht anders zu erwarten war, hatte er genug Feinde, die für einen Mord in Frage kamen. Phil und ich machten uns an die Arbeit, eine Spur zu dem Mörder zu finden, wobei unser einziger Anhaltspunkt die Videoaufzeichnung einer Frau war, die zur Tatzeit den Lift auf der Etage von Weathermans Zimmer verließ ...Jetzt lesen
Jerry Cotton - Folge 2944Laura Darro, eine Profilerin aus unserem Field Office, war eines Tages verschwunden. Die Nachforschungen ergaben, dass wir es höchst wahrscheinlich mit einem Entführungsfall zu tun hatten. Doch die Zeit verrann und wir erhielten kein Lebenszeichen von Laura Darro. Durch Zufall stießen Phil und ich auf den 30 Jahre alten Fall eines Serienmörders, der "Brooklyn Golem" genannt und nie gefasst worden war. Eins seiner Opfer war Vittorio Darro gewesen, Lauras Vater ...Jetzt lesen

Inhalt

Cover

Impressum

Todesfalle Field Office

Jerry Cotton aktuell

Vorschau

Todesfalle Field Office

»Hatte ich dir den Brief des Staatsanwalts gegeben, den er uns bezüglich Edward Blake geschickt hatte?«, fragte Phil und schaute suchend in der Schublade seines Schreibtischs nach.

Ich schüttelte den Kopf. »Nein, den müsstest du haben. Du hast ihn mir gezeigt und dann wieder an dich genommen.«

»Dann muss ich wohl weitersuchen«, meinte Phil. »Ich dachte, ich hätte ihn bereits abgeheftet, aber da, wo er sein soll, ist er nicht.«

Ich wollte gerade etwas erwidern, als es einen ohrenbetäubenden Knall gab und unser gesamtes Büro erschüttert wurde. Die Tür flog auf und wir wurden kräftig durchgeschüttelt.

»Was war das?«, fragte Phil mit Entsetzen in den Augen.

»Eine Explosion!«, antwortete ich. »Und zwar eine ziemlich heftige.«

Und das an einem Ort, wo so etwas nie hätte passieren sollen: im FBI Field Office in New York!

Wenige Sekunden später ertönte der Feueralarm.

»Schnell, wir müssen nachsehen, was los ist!«, stieß ich aus.

Wurde das FBI von Terroristen angegriffen? Wir verließen unser Büro und schauten uns um.

»Zu Mister High!«, sagte ich und lief los.

Die Luft war voller Staub. Dann kamen uns die ersten Personen entgegen.

»Was war das? Was ist passiert?«, fragte eine junge Frau, die in der Verwaltung arbeitete.

»Keine Ahnung«, sagte ich. »Verlassen Sie sofort das Gebäude.«

Sie nickte kurz und rannte dann zum Treppenhaus.

Phil und ich arbeiteten uns weiter vor. Innerlich schauderte mir vor dem, was uns erwarten würde. Die Explosion war, soweit ich es beurteilen konnte, aus der Richtung von Mr Highs Büro gekommen. Eine Explosion im 23. Stock des Bundesgebäudes. Etwas, das eigentlich nie hätte passieren dürfen. Wie war es möglich, dass eine Bombe trotz all der Sicherheitsmaßnahmen ins Field Office gelangen konnte?

Als wir das Büro fast erreicht hatten, kam uns ein taumelnder Agent entgegen, Terence Miller. Er blutete am Kopf.

»Hallo, Jerry«, schrie er mich an. »Was ist hier los?«

»Keine Ahnung«, antwortete ich.

Aber er konnte mich nicht verstehen. Offenbar hatte sein Gehör gelitten. Ich schaute mir seinen Kopf kurz an, legte seine Hand auf die Stelle, die ich als Wunde identifiziert hatte, und machte ihm mit Zeichen klar, dass er über die Treppe nach unten gehen sollte.

Schnell folgte ich Phil, der schon vorgegangen war. Er beugte sich über jemanden, den ich zuerst nicht erkennen konnte. Dann sah ich, dass es sich um Helen handelte. Ein Schock durchfuhr meinen Körper. Nein, nicht Helen!

Dann sah ich, dass sie ihre Augen öffnete und sich ihr Brustkorb hob und senkte. Sie lebte also.

»Hallo, Phil«, sagte sie mit schwacher Stimme. »Was ist mit Mister High? Geht es ihm gut?«

Phil deutete mit dem Kopf zum Büro unseres Chefs. Ich schaute nach. Im Büro sah es chaotisch aus: Bilder waren von den Wänden gefallen, Stühle umgeworfen worden und überall lagen Papiere herum. Die Scheibe war teilweise zerbrochen und Glassplitter lagen auf dem Boden verstreut, einige steckten auch in den Wänden.

Mr High war nicht zu sehen. Allerdings war das Loch in der Scheibe groß genug, dass ein erwachsener Mann hindurchgepasst hätte. Mir stockte der Atem. Wenn sich Mr High zum Zeitpunkt der Explosion in seinem Büro befunden hatte, dann wäre es möglich, dass er durch den Sog, der auf die Druckwelle folgte, nach draußen geschleudert worden war! Nein, bloß das nicht!

Ich ging zum Fenster und schaute nach draußen. Unten auf dem Platz vor dem Gebäude befanden sich Dutzende von Menschen, von denen die meisten davonliefen, um sich in Sicherheit zu bringen. Ich konnte nicht erkennen, ob sich Mr Highs lebloser Körper dort unten befand. Daher entschloss ich mich, hier oben zu bleiben und zu helfen, wo ich konnte.

Als ich das Büro verlassen hatte, sah ich Helen, die von Phil gestützt wurde.

»Ich bringe sie runter«, sagte Phil und ging mit ihr langsam in Richtung Treppenhaus.

»Gut, wir bleiben telefonisch in Kontakt«, erwiderte ich. »Gib mir Bescheid, wenn du nähere Informationen hast über das, was passiert ist.«

Phil nickte und ging weiter.

Ich ging zum nächsten Büro und schaute mich dort um. Es sah nicht viel anders aus als bei Mr High, und auch hier befand sich niemand. Entsprechend arbeitete ich mich weiter vor, bis ich den bewegungslosen Körper einer Frau erblickte, der auf dem Boden eines der Büros lag. Als ich genauer hinschaute, sah ich, dass sie flach atmete, also noch lebte.

Sie blutete am Kopf und an mehreren anderen Stellen. Als ich mich zu ihr hinunterbeugte, sah ich ihren Mitarbeiterausweis: Susan Whiteman vom Controlling. Sie arbeitete erst ein paar Monate auf dieser Etage. Sicher hatte sie nicht damit gerechnet, dass ihr hier so etwas passieren könnte. Niemand von uns hatte das.

Ich sprach sie mit ihrem Namen an. Ihre Augenlider flackerten, dann, nach einer Weile, öffnete sie sie leicht.

»Oh, verdammt, was ist passiert?«, fragte sie und schien durch mich hindurchzuschauen.

»Es gab eine Explosion«, antwortete ich. »Wie geht es Ihnen? Haben Sie Schmerzen? Können Sie sich bewegen?«

Aus den Augenwinkeln heraus sah ich, wie sie ihre Arme und Beine bewegte. Das war ein gutes Zeichen.

»Ganz ruhig«, fuhr ich fort. »Keine schnellen Bewegungen. Wir müssen sichergehen, dass Sie sich nichts gebrochen haben.«

Sie schien mich nicht zu hören, denn sie versuchte aufzustehen. Wahrscheinlich war ihr Gehör in Mitleidenschaft gezogen worden, genau wie das des Agents, der Phil und mir kurz zuvor begegnet war. Ihre Bewegungen waren ein wenig unkoordiniert, aber sie schien sich nichts gebrochen zu haben. Ich führte sie in Richtung des Treppenhauses, wo mir ein Rettungsteam der Feuerwehr entgegenkam.

»Sie ist verletzt, können Sie sie nach unten bringen?«, fragte ich den Mann, der vor mir stand.

»Wird erledigt«, antwortete der. »Sie sollten auch mitkommen, Sir, wir erledigen das hier schon.«

Ich schüttelte den Kopf. »Nein, mir geht es gut, ich habe nichts abbekommen. Ich werde Ihnen helfen und dafür sorgen, dass die gesamte Etage evakuiert wird. Wissen Sie, was passiert ist?«

»Es gab eine Explosion, eine Etage tiefer, da sieht es aus wie auf einem Schlachtfeld«, antwortete er und half dann Miss Whiteman die Treppe hinunter.

Eine Explosion, klar, aber wie war der Sprengsatz in das Gebäude gelangt? Und wenn sich das Zentrum eine Etage tiefer befunden hatte, warum waren dann auch im 23. Stock Fenster zu Bruch gegangen und Menschen verletzt worden? Die Betondecke, die den 22. und den 23. Stock voneinander trennte, war nicht durchbrochen worden. Also hatte sich das Zentrum der Explosion womöglich außerhalb des Gebäudes befunden, an der Seite, wo sich das Büro von Mr High befand.

Ich schob diese Gedanken beiseite, denn jetzt war es wichtig, all jenen zu helfen, die verletzt worden waren. Um die Hintergründe und Ursachen des Anschlags konnten wir uns später noch kümmern.

Zusammen mit dem Rettungsteam arbeitete ich mich durch die Korridore und Büros der Etage und half den Verletzten. Es dauerte etwa eine halbe Stunde, bis wir alle Verletzten gefunden hatten. Phil war inzwischen zurückgekehrt und half mit.

Von Mr High fehlte zunächst jede Spur. Dann plötzlich, als ich gerade wieder beim Treppenhaus ankam, sah ich ihn.

Er kam sofort auf Phil und mich zu. »Wie ich sehe, geht es Ihnen gut. Können Sie mir einen kurzen Schadensbericht geben?«

»Es gibt auf dieser Etage eine ganze Menge Verletzte, meist aber mit weniger schweren Verletzungen. Helen hat auch was abbekommen, es geht ihr aber den Umständen entsprechend gut. Todesfälle sind hier keine zu beklagen«, antwortete ich.

Er nickte. »Mit Helen hatte ich schon gesprochen, sie ist jetzt auf dem Weg ins Krankenhaus.«

»Gut, dass Sie nicht in Ihrem Büro waren, Sir, das sieht ziemlich mitgenommen aus«, sagte Phil. »Wir hatten uns schon Sorgen gemacht.«

»Ja, da habe ich wohl Glück gehabt«, meinte unser Chef und blickte finster drein. »Eine Etage tiefer sieht es schlimmer aus. Scheint so, als wäre dort ein Sprengsatz, wahrscheinlich von einer Rakete, explodiert. Mindestens ein Agent ist tot, mehrere sind schwer verletzt.«

»Verdammt!«, fluchte Phil. »Wie konnte das passieren?«

»Das werden wir herausfinden, und wir werden die Verantwortlichen finden und vor Gericht bringen«, sagte Mr High ernst. »Aber jetzt müssen wir erst einmal retten, wen wir retten können. Gemäß der ersten Einschätzung eines Sachverständigen sind die tragenden Elemente des Gebäudes nicht beschädigt, es besteht also keine Einsturzgefahr. Wie kommen Sie mit der Versorgung der Verletzten voran?«

»Gut, auf dieser Etage ist niemand mehr, wir haben alles abgesucht«, berichtete ich.

»In Ordnung, dann bleiben Sie hier, bis ich ein paar Agents vorbeigeschickt habe, die hier die Stellung halten«, wies Mr High an. »Ich will nicht, dass irgendwelche unbefugten Personen Zugang zu diesem Stockwerk erhalten.«

»Wird erledigt, Sir«, bestätigte ich.

Er ging die Treppe hinunter.

Phil schaute mich an und verzog das Gesicht. »Da hat uns jemand voll erwischt.«

»Sieht so aus«, erwiderte ich. »Wobei wir noch Glück gehabt haben, dass die Rakete oder was auch immer es war nicht in unserem Stockwerk eingeschlagen ist.«

»Dafür hatten die Kollegen vom 22. Stock weniger Glück«, murmelte Phil.

Ich nickte schweigend. Phil hatte recht – ein toter Agent. Mr High hatte nicht gesagt, wer es war. Aber um wen es sich auch immer handelte: Er war einer von uns gewesen.

Wir warteten, bis die von Mr High angekündigten Agents eintrafen, und gingen dann über das Treppenhaus zur 22. Etage hinunter.

;

Dort sah es weitaus schlimmer aus als im 23. Stock. Die Explosion hatte enormen Schaden angerichtet. Türen waren aus der Verankerung gerissen, Fenster zerborsten. Zwei Fotografen hielten die Szenerie fest. Auf dem Boden eines der Büros, das sich fast genau unter dem von Mr High befand, lag unter einer weißen Decke der leblose Körper eines Menschen. Aufgrund der Silhouette schloss ich darauf, dass es sich um einen Mann handelte.

»Ist er schon identifiziert worden?«, fragte ich einen der Fotografen.

Der schaute mich mit erschüttertem Blick an. »Dan Mosby, das war sein Büro.«

»Dan?«, fragte Phil, als wollte er es nicht glauben. »Verdammt, er war ein alter Hase, der auf der Straße viele Male dem Tod entkommen ist. Und jetzt hat es ihn hier erwischt, in seinem Büro.«

»Ja, das ist wahr«, sagte ich.

Einen Moment lang standen wir nur still da und zollten ihm für das, was er geleistet hatte, Respekt. Dann verließen wir das Büro und schauten uns weiter um.

Die Verletzten, von denen es viele gegeben haben musste, waren schon abtransportiert worden. Nur die Blutspritzer zeugten davon, dass es einige gewesen sein mussten. Ich hoffte, dass niemand schwer verletzt worden war.

»Hier, hier drüben!«, rief jemand.

Wir eilten zu ihm, genauso wie zwei Feuerwehrmänner.

»Was ist?«, fragte ich.

»Da unten, da liegt jemand«, antwortete er und deutete auf einen Schreibtisch, der sich zusammen mit anderen Möbelstücken und Gegenständen auf dem Boden eines Büros befand, das nicht weit von Mosbys entfernt war.

Dort, unter der Platte des Schreibtischs, lag tatsächlich jemand. Nur ein bewegungsloser Arm schaute darunter hervor. Wir machten uns daran, die Gegenstände und den Schreibtisch zur Seite zu räumen, und legten den leblosen Körper eines jungen Mannes frei, den ich nicht kannte.

»Das ist Theodore Mixter«, sagte jemand. »Ist erst vor zwei Monaten von Quantico hierher versetzt worden. Ein guter Mann.«

Noch ein toter Agent. Mir schnürte sich die Kehle zu. Ich hoffte, dass es der Letzte war, den dieses Schicksal ereilt hatte. Gleichzeitig stieg in mir eine enorme, unkontrollierbare Wut hoch auf denjenigen, der für all das verantwortlich war. Ich wusste, dass ich einen klaren Kopf behalten musste, war darin geschult, meine Emotionen zu beherrschen, aber in diesem Moment fühlte ich nur das unbändige Verlangen nach Rache.

Wir halfen den Rettungskräften, so gut wir konnten. Zum Glück wurde keine weitere Leiche gefunden. Mosby und Mixter waren die Einzigen, die bei dem Anschlag zu Tode gekommen waren. Die genaue Zahl der Verletzten war zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekannt, es waren aber Dutzende.

Wir erhielten einen Anruf von Mr High, er wollte, dass wir uns im 18. Stock in einem Konferenzraum einfanden. Wir gingen sofort hinunter und betraten den großen Raum, der die Explosion ohne Schaden überstanden hatte. Hier schien die Welt des FBI noch in Ordnung zu sein.

Außer Mr High waren noch Joe Brandenburg, Les Bedell, June Clark, Blair Duvall und Steve Dillaggio anwesend. Phil und ich nahmen Platz, nachdem wir die Kollegen begrüßt hatten.

Die Stimmung war gedrückt. Das, was passiert war, hatte bei allen seine Wirkung hinterlassen. Es herrschte verbissenes Schweigen.

»Sie wissen alle, warum wir hier zusammengekommen sind«, fing Mr High mit ernster Miene an zu reden. »Auf das FBI New York, auf uns, ist gerade ein Anschlag verübt worden. Nach den Informationen, die uns bis jetzt vorliegen, haben dabei zwei Agents ihr Leben verloren, etwa dreißig Personen wurden – zum Teil schwer – verletzt. Wir haben bisher keinen Anhaltspunkt, wer den Anschlag ausgeführt oder initiiert hat. Es gab keine Vorwarnung und es hat sich auch noch niemand dazu bekannt. Wir sind schwer getroffen worden. Aber als FBI werden wir das nicht hinnehmen, sondern alles in unserer Macht Stehende unternehmen, um die Schuldigen zu finden. Ich werde jeden verfügbaren Agent auf diesen Fall ansetzen und wir werden nicht eher ruhen, bis alles geklärt ist.«

Er hielt kurz inne und die Anwesenden nickten zustimmend, sagten aber nichts.

Er schaute in meine Richtung. »Die Leitung der Ermittlungen werden Jerry und Phil übernehmen. Ich möchte, dass sie von jedem Agent unserer Behörde unterstützt werden. Soviel wir bisher aufgrund von Augenzeugenberichten wissen, wurde eine Rakete auf das Gebäude abgefeuert und hat ein Büro im 22. Stockwerk getroffen, das von Agent Dan Mosby, der bei der Explosion getötet wurde. Es ist gut möglich, dass er das Ziel dieses Anschlags war. Vielleicht hat der Schütze aber auch schlecht gezielt und statt meinem Büro das von Agent Mosby getroffen. Aber wie auch immer, das FBI ist in Alarmbereitschaft versetzt worden, und wir werden diesem Fall oberste Priorität einräumen.«

Ich nickte. »Natürlich, Sir. Ist schon bekannt, von wo die Rakete abgefeuert wurde?«

»Noch nicht«, antwortete Mr High. »Wir wissen, aus welcher Richtung sie kam, kennen also die ungefähre Flugbahn. Ich habe bereits einige Teams von Agents damit beauftragt, die in Frage kommenden Gebäude nach Spuren zu untersuchen und Befragungen durchzuführen. Mit den ersten Ergebnissen rechne ich in den nächsten Minuten.«

»Könnte es nicht sein, dass die Rakete aus der Luft abgefeuert wurde? Vielleicht von einem Hubschrauber?«, fragte June Clark.

»Die Flugüberwachung hat keine außergewöhnlichen Bewegungen im Luftraum über New York bemerkt«, antwortete Mr High. »Es ist zwar möglich, aber nicht sehr wahrscheinlich, dass die Rakete aus der Luft abgefeuert wurde.«

»Falls es sich um ein ferngesteuertes Modell gehandelt hat, könnte die Rakete auch von einem weit entfernten Ort gestartet worden sein«, meinte Blair Duvall.

»Das gilt es zu klären«, antwortete Mr High. »Die Crime Scene Unit ist zusammen mit Mitarbeitern unserer Behörde dabei, die verbliebenen Bestandteile der Rakete zu suchen, damit sie analysiert werden können. Dann erfahren wir hoffentlich, um welches Modell es sich gehandelt hat.«

»Wer auch immer es war – eine Rakete bekommt man nicht beim Dealer um die Ecke«, bemerkte Joe Brandenburg. »Wir sollten alle bekannten Waffenhändler, die an solch eine Waffe gekommen sein könnten, überprüfen.«

Mr High nickte. »Ja, das sollten wir. Sie und Les können dieser Spur nachgehen. Alle anderen Aktionen werden von Jerry und Phil koordiniert, wobei ich über alles informiert werden will.«

»Geht klar, Sir«, sagte Phil.

»Gut, dann machen Sie sich an die Arbeit!«, sagte Mr High und erhob sich.

Wir standen ebenfalls auf. Ich schaute Phil an. »Während Joe und Les die Waffenhändler durchleuchten, verteilen wir die anderen Aufgaben an die verschiedenen Teams. Wir sollten uns darauf konzentrieren herauszufinden, von wo die Rakete abgefeuert wurde.«

»Ja, schließen wir uns mit den Teams kurz, die daran arbeiten«, erwiderte er.

Wir legten los. Und ich schwor mir, die Täter zu finden – egal, was dafür nötig war.

;

Es dauerte nicht lange, bis wir von einem der Teams die Rückmeldung erhielten, dass die Abschussstelle gefunden worden war. Dabei handelte es sich um das Dach eines Hochhauses, das etwa eine halbe Meile Luftlinie vom FBI Field Office entfernt war. Einige Augenzeugen hatten beobachtet, wie von dort etwas abgeschossen worden war, konnten aber keine genaueren Angaben machen.

»Ich will, dass das Gebäude vollständig abgeriegelt wird und niemand rein- oder rauskommt!«, sagte ich dem Agent, der mich telefonisch informiert hatte.

»Wir kümmern uns darum, aber dazu werden wir Verstärkung benötigen, da es eine Menge Ein- und Ausgänge gibt«, erwiderte der Mann.

»Ich werde mich darum kümmern«, sicherte ich ihm zu. »Sorgen Sie auf jeden Fall dafür, dass niemand auf das Dach kommt und Spuren kontaminiert.«

»Wird erledigt, Sir«, kam die Bestätigung.

Dann beendeten wir das Gespräch.

»Los, fahren wir«, sagte ich zu Phil.

Wir machten uns auf den Weg zur Tiefgarage, wo der Jaguar stand, und fuhren los.

Phil informierte Mr High. »Sir, wir haben Meldung von einem der Teams bekommen, dass die Abschussstelle der Rakete gefunden wurde. Jerry und ich fahren gerade dort hin, aber wir benötigen Verstärkung, um das Gebäude zu sichern.«

»Ich schicke gleich mehrere Teams los«, antwortete Mr High und ließ sich von Phil die genaue Adresse des Hauses geben.

Nachdem das Gespräch der beiden beendet war, schaltete ich die Sirene ein und fuhr so schnell es ging weiter. Zwar war nicht damit zu rechnen, dass sich der oder die Täter noch in dem Gebäude befanden, doch arbeitete die Zeit gegen uns. Je länger die Ermittlungen dauerten, desto geringer waren die Chancen, dass wir den Täter erwischten.

Als wir unser Ziel erreicht hatten, parkte ich den Wagen und wir stiegen aus. Phil lief voran, ich folgte ihm. In dem Gebäude befanden sich viele verschiedene Firmen und im Eingangsbereich liefen eine Menge Leute herum. Ich schaute mich um und machte mehrere Kameras aus.

»Wir brauchen die Aufzeichnungen«, sagte ich zu Phil.

Er nickte.

Dann gingen wir zum Fahrstuhl, um nach oben zu fahren. Die Zeit, die verging, bis die Fahrstuhlkabine erschien und die Tür sich öffnete, kam mir wie eine kleine Ewigkeit vor. Dann endlich vernahm ich einen Signalton und die Tür öffnete sich. Drei Personen – ein Mann und zwei Frauen – stiegen aus, Phil und ich stiegen ein und fuhren nach oben.

Phil deutete auf die Kamera, die hinter einer kleinen Glasscheibe zu erkennen war. »Immerhin ist die Überwachung des Hauses recht gut. Wenn der Täter einen Fehler gemacht hat, können wir ihn über die Gesichtserkennung identifizieren.«

»Ja, wenn«, erwiderte ich.

Natürlich hoffte auch ich, dass wir auf diesem Wege Hinweise erhalten würden. Aber jemand, der es schaffte, sich eine Rakete zu beschaffen, und dann dreist genug war, sie gegen ein Bundesgebäude einzusetzen, war sicher intelligent genug, seine Identität zu verschleiern.

Als wir das oberste Stockwerk erreicht hatten, hielt der Fahrstuhl an, die Tür öffnete sich und wir stiegen aus. Um auf das Dach zu gelangen, mussten wir noch ein paar Treppenstufen hochsteigen.

Oben angekommen empfing uns der Agent, der uns informiert hatte.

»Das ging aber schnell«, sagte er überrascht.

»Ist vorteilhaft, wenn man sich nicht an die Geschwindigkeitsbeschränkungen halten muss«, bemerkte Phil. »Was haben Sie gefunden?«

Der Agent deutete auf den Rand des Daches. »Dort, da liegt die Abschussvorrichtung der Rakete. Der Täter hat sie zurückgelassen.«

Er führte uns zur angezeigten Stelle. »Liegt alles noch so da, wie wir es gefunden haben. Es wurde nichts angefasst.«

Auf dem Boden befand sich die Abschussvorrichtung einer Stinger-Rakete. Ich kannte das Modell, hatte es bereits mehrmals gesehen. Eigentlich handelte es sich um eine Boden-Luft-Rakete. Aber im vorliegenden Fall war das Geschoss gegen ein Gebäude eingesetzt worden.

»Gute Arbeit«, lobte ich den Agent. »Mit etwas Glück finden wir Fingerabdrücke. Haben Sie sonst noch etwas gefunden? Vielleicht Zigaretten? Reste von Essen oder Getränke?«

»Nein, leider nicht, hier oben sieht es ziemlich sauber aus, aber vielleicht findet die Crime Scene Unit DNA-Spuren«, antwortete der Agent.

»Hoffentlich«, sagte Phil.

Wir schauten uns auf dem Dach um. Von hier aus konnte man direkt zum FBI Field Office blicken. Es war ziemlich weit entfernt, aber ich konnte die Schäden an der Außenseite des Gebäudes erkennen. Man sah ganz deutlich, wo die Rakete eingeschlagen war.

Phil erhielt einen Telefonanruf und sprach mit jemandem.

»Die Verstärkung ist da«, informierte er mich anschließend. »Vorerst kommt niemand mehr aus dem Gebäude. Jeder, der es verlassen will, wird erfasst und befragt.«

»Gut, gehen wir nach unten und sehen wir, was wir dort ausrichten können«, sagte ich und ging zu der Stahltür, die das Treppenhaus mit dem Dach verband.

Wir hatten es noch nicht ganz erreicht, als die Tür aufgerissen wurde und zwei Personen heraustraten, eine adrett gekleidete junge Frau und ein Mann mit einer Kamera – Presseleute!

»Das Dach ist gesperrt, verlassen Sie es bitte wieder!«, sagte ich nachdrücklich.

»Ist das der Ort, von dem aus der Anschlag verübt wurde? Haben Sie schon einen Verdächtigen?«, fragte die Frau, ohne auf meine Worte zu reagieren.

Der Kameramann hatte sein Aufzeichnungsgerät in Position gebracht, wahrscheinlich zeichnete er bereits auf.

»Verlassen Sie bitte sofort das Dach!«, wiederholte ich bestimmt.

Noch immer machten die beiden keine Anstalten, meiner Anweisung zu folgen.

Während die Kamera auf mich gerichtet war, packte Phil den Kameramann und bewegte ihn sanft, aber bestimmt zur Tür und dann ins Treppenhaus. Als die beiden außer Sicht waren, hielt ich die junge Dame, die an mir vorbei wollte, auf.

»Machen Sie bitte keinen Ärger, das ist ein Tatort und Sie haben hier keinen Zutritt«, sagte ich.

»Also ist das die Stelle, von der der Anschlag verübt wurde?«, wiederholte sie ihre Frage.

Ich schnappte mir das Mikrofon, das sie in der Hand hielt, und schaltete es aus. »Wie heißen Sie?«

»Ich bin Lisa Morelli von Q105 TV«, antwortete sie.

»Miss Morelli, es ist noch nicht lange her, dass zwei meiner Kollegen getötet wurden«, sagte ich. »Daher würde ich es begrüßen, wenn Sie etwas Mitgefühl zeigen und meinen Anweisungen folgen würden.«

Sie schaute überrascht drein. »Sie kannten die Opfer?«

»Ja, in der Tat«, antwortete ich. »Beide waren FBI-Agents wie ich, Männer, die geschworen hatten, ihrem Land zu dienen. Und jetzt gehen Sie bitte. Sie werden sicherlich später bei der Pressekonferenz noch Gelegenheit haben, Fragen zu stellen.«

»Sorry, tut mir leid«, sagte sie und klang dabei ehrlich berührt. »Ich gehe.«

Ich gab ihr das Mikrofon zurück und sie verließ das Dach, gefolgt von mir.

Im Treppenhaus sagte sie zu ihrem Kameramann, dass er ihr nach unten folgen sollte. Er nickte und leistet keinen Widerstand.

»Als ob wir noch nicht genug um die Ohren hätten«, meinte Phil wenig erfreut.

»Ist schon gut«, sagte ich. »Sie machen nur ihren Job. Konzentrieren wir uns auf den unseren.«

;

Ich forderte ein Team der Crime Scene Unit an, dann fuhren wir nach unten, ins Erdgeschoss. Dort waren inzwischen einige Dutzend Personen zusammengekommen, die wenig erfreut darüber erschienen, dass sie das Gebäude nicht verlassen durften.

»Besser, wir kümmern uns schnell um sie, sonst wird es hier etwas eng«, meinte Phil. »Ich besorge uns erst einmal ein paar Räume, damit wir die Befragungen durchführen können.«

Während Phil jemanden suchte, der sich hier im Haus auskannte, schaute ich mich um. Die Frauen und Männer, die hier standen, sahen – abgesehen von den FBI-Agents – fast alle wie Büroangestellte aus. Es würde Stunden in Anspruch nehmen, sie alle zu befragen, wobei die Chance, dass wir dabei sachdienliche Informationen erhalten würden, eher gering war. Trotzdem war es für eine gründliche Ermittlung unabdingbar.

Phil und ich organisierten die Befragungen, nahmen aber nicht selbst daran teil. Das überließen wir anderen Agents. Als alles in die Wege geleitet war, verließen wir das Gebäude und fuhren zurück zum Field Office.

Der Platz vor dem Haus war inzwischen abgesperrt worden und es befanden sich dort eine Vielzahl von Cops und Agents – eine übliche Sicherheitsvorkehrung. Auch als wir in die Tiefgarage fahren wollten, wurden wir doppelt kontrolliert.

»Offenbar ging es dem Täter also nicht darum, möglichst viele Menschen zu töten, vielleicht nicht mal um Aufmerksamkeit. Er wollte dem FBI einen Schlag versetzen – oder jemandem innerhalb des FBI schaden oder ihn ausschalten«, gab Phil auf dem Weg nach oben zu bedenken.

»Die Rakete ist im Büro von Dan Mosby eingeschlagen«, überlegte ich laut. »Wissen wir schon, mit welchen Fällen er sich beschäftigt hat?«

»Die Informationen habe ich noch nicht erhalten, sie sollten aber in der Einsatzzentrale vorliegen«, antwortete Phil. »Wir sollten außerdem Dans Partner befragen, Hank Shieldman. Er befindet sich im Krankenhaus.«

»Dem statten wir später einen Besuch ab«, sagte ich. »Zuerst gehen wir in die Einsatzzentrale und sehen, wie es läuft und wo wir Fortschritte machen.«

Die Einsatzzentrale befand sich in dem Raum, in dem Mr High uns zuvor gebrieft hatte. Dort arbeiteten mehr als ein Dutzend Agents und Analytiker an dem Fall.

»Ah, da seid ihr ja endlich«, meinte Joe Brandenburg, als wir eingetreten waren, und winkte uns zu sich herüber. »Wir haben die Liste der Waffenhändler, die die Stinger für den Anschlag geliefert haben könnten, zusammengestellt. Jetzt arbeiten wir an einer Liste potenzieller Attentäter, die mit dem FBI noch eine Rechnung offen haben. Damit sind wir noch nicht fertig, das werden aber eine ganze Menge Namen sein.«

»Was nur ein Zeichen dafür ist, dass wir in der Unterwelt gehörig aufgeräumt haben«, meinte Phil. »Zum Glück sind von denen, die etwas gegen uns haben, nur die wenigsten in der Lage, sich eine solche Waffe zu beschaffen. Stinger-Raketen gibt es weder im Kaufhaus noch bei eBay.«

»Ich briefe eben die Leute«, sagte ich zu Phil, stellte mich in eine Position, wo mich jeder im Raum sehen konnte, und sagte mit lauter Stimme: »Wenn ich kurz um Ihre Aufmerksamkeit bitten dürfte!«

Die Leute hielten inne, unterbrachen ihre Gespräche und schauten mich an.

»Jeder von Ihnen weiß, was hier gerade passiert ist«, fing ich an. »Und Ihnen ist sicher auch die Tragweite dessen bewusst. Das FBI New York ist schwer getroffen worden. Wir wissen inzwischen, dass der Anschlag mit einer Stinger-Rakete ausgeführt wurde, die vom Dach eines Hochhauses abgefeuert wurde und das Büro unseres Kollegen Agent Dan Mosby getroffen hat. Sie alle arbeiten an dem Fall und gehen verschiedenen Spuren nach. Ich würde gerne hören, welche Fortschritte Sie bisher gemacht haben, sodass ich mir ein Bild vom aktuellen Stand der Ermittlungen machen kann.«

Ein junger Agent, Jonas Pocius, meldete sich. »Wir koordinieren die Untersuchung der Tatorte mit den verschiedenen Teams der Scientific Research Division. Nach wie vor warten wir noch auf die detaillierten Ergebnisse, es wurde aber schon bestätigt, dass die Rakete tatsächlich von dem gerade erwähnten Hochhaus abgeschossen wurde.«

Ich nickte. »Danke, dann haben wir diesbezüglich schon einmal Gewissheit.«

»Wir sollten uns mit den militärischen Einrichtungen, also Air Force, Army und Navy kurzschließen, vielleicht können die uns etwas über abhandengekommene Stinger-Raketen erzählen«, warf ein Mann von etwa vierzig ein, den ich nicht kannte, wahrscheinlich ein Analytiker. »Eventuell müssen wir ihnen ein wenig Dampf machen, damit sie kooperieren.«

»Gute Idee. Wenn wir herausfinden, woher die Waffe stammt, führt uns das vielleicht zu dem, der sie eingesetzt hat«, sagte ich. »Kümmern Sie sich darum!«

»Ich muss noch überprüfen, ob sich zur Tatzeit ein Satellit über New York befunden hat, das würde uns weiterhelfen«, fuhr der Analytiker fort. »Mit etwas Glück erfahren wir so mehr über den Täter.«

»Ja, bleiben Sie dran und sagen Sie Bescheid, falls Sie Unterstützung benötigen«, sagte ich.

June Clark meldete sich zu Wort. »Von einem Kollegen habe ich gerade erfahren, dass Dan Mosby und Hank Shieldman vor kurzem gegen einen Waffenhändler ermittelt haben. Sollte nicht schwer sein herauszufinden, um wen es sich dabei gehandelt hat. Vielleicht steckt er ja hinter dem Anschlag. Immerhin war das Ziel das Büro der beiden.«

»Shieldman ist schwer verletzt und wird gerade operiert«, informierte uns ein junger Agent namens Henry Solossos. »Ich gebe Bescheid, wenn ich was Neues erfahre.«

»Gut, bleib dran, wenn Hank ansprechbar ist, kann er uns vielleicht mit sachdienlichen Informationen weiterhelfen«, sagte ich. »Die Berichte, die Dan und Hank in den letzten Monaten geschrieben haben, sollten inzwischen durchgegangen werden.«

»Darum werde ich mich kümmern«, erwiderte Agent Solossos.

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Wir verbrachten noch etwa fünfzehn Minuten damit, die verschiedenen Ermittlungsaktionen zu koordinieren. Es kamen ein paar Theorien für die Hintergründe des Anschlags zur Sprache, aber keine konkreten Hinweise oder Spuren. Ich spornte die Frauen und Männer an, sich ins Zeug zu legen, und ließ sie dann weiter ihre Arbeit machen.

»Viel haben wir ja bis jetzt nicht«, bemerkte Phil säuerlich.

»Stimmt«, bestätigte ich. »Aber das, was wir inzwischen wissen, sollten wir Mister High mitteilen. Er hat auch gute Verbindungen zu anderen Behörden und kann bei den Streitkräften anfragen, ob die etwas über die Rakete wissen. Gehen wir zu ihm und … wo finden wir ihn eigentlich?«

»Er hat sich auf dieser Etage ein vorläufiges Büro eingerichtet, zwei Türen weiter«, meldete sich June Clark.

»Danke«, sagte ich und lächelte ihr zu.

Sie war wie immer eine große Hilfe. Sie erwiderte mein Lächeln, aber ich konnte sehen, dass ihr die aktuellen Ereignisse zu schaffen machten – wie allen anderen von uns auch.

Phil und ich gingen zum Büro von Mr High und waren erstaunt, Helen dort anzutreffen.

»Hallo, schon wieder aus dem Krankenhaus entlassen?«, fragte Phil überrascht.

Sie lächelte. »Die wollten mich nur auf eigene Verantwortung entlassen, und das habe ich dann auch akzeptiert – ich kann euch ja in einer solchen Situation nicht allein lassen.«

»Danke«, sagte ich ehrlich. »Wir wissen das zu schätzen.«

Sie nickte und ich konnte sehen, dass sich unter ihrem schwindenden Lächeln ganz andere Emotionen befanden, Schock und Trauer. Aber wahrscheinlich war es für sie das Beste, wieder aktiv am Geschehen teilzunehmen.

Mr High war nicht allein. Rund ein halbes Dutzend Agents befanden sich in seinem Büro. Phil und ich grüßten ihn. Er beendete das Briefing der anderen Agents, die daraufhin den Raum verließen. Dann gaben wir ihm einen kurzen Bericht über den Stand der Ermittlungen.

»Wir kommen also vorwärts – wenn auch langsam«, fasste er zusammen und schaute ernst drein. »Die Angelegenheit hat, wie erwartet, bereits größere Dimensionen angenommen. Von Washington kommen laufend neue Anordnungen, und die Presse überschlägt sich bei ihrer Berichterstattung. Ein Anschlag auf das FBI ist für die ein gefundenes Fressen. Assistant Director Homer ruft mich stündlich an und macht mir die Hölle heiß.«

»Mit anderen Worten, es pressiert«, meinte Phil.

Mr High nickte. »Absolut. Wir benötigen Ergebnisse, und zwar schnell.«

»In Ordnung Sir, wir bemühen uns darum.«

»Ich weiß«, erwiderte er.

In der Tat wusste er das. Ihm war aber auch klar, dass wir keine Wunder vollbringen konnten.

Mein Handy klingelte.

Joe Brandenburg war dran. »Ich habe gerade mit June gesprochen und wir haben etwas herausgefunden, das dich bestimmt interessiert. Dan und Hank haben vor kurzem einen gewissen Emilio Ramirez observiert und angefangen, gegen ihn zu ermitteln. Ramirez ist einer der Waffenhändler, die Les und ich auf unserer Liste haben.«

»Das ist äußerst interessant«, bestätigte ich. »Danke, Phil und ich werden der Sache nachgehen.«

»In Ordnung, wir setzen derweil unsere Recherchen fort und informieren euch, wenn wir wieder was finden«, sagte Joe und beendete das Gespräch.

Ich informierte Phil und Mr High.

»Den Typen sollten wir uns vornehmen«, meinte Phil. »Als Waffenhändler hat er die Möglichkeit, an eine Stinger-Rakete zu kommen, und er hat ein Motiv – Dan und Hank zum Schweigen zu bringen.«

»Auf jeden Fall ist es eine aussichtsreiche Spur«, stimmte Mr High zu. »Gehen Sie der Sache nach – mit dem nötigen Nachdruck. Gegenüber einem bekannten Waffenhändler müssen wir uns nicht in Zurückhaltung üben.«

»Wird erledigt, Sir«, sagte ich.

Wir verließen sein Büro und gingen zur Einsatzzentrale, wo wir Recherchen über Ramirez anstellten.

Phil setzte sich vor einen der dort installierten Computer und rief alle Informationen auf, die wir über den Mann finden konnten. »Emilio Jesus Ramirez, amerikanischer Staatsbürger kolumbianischer Herkunft. Offiziell ist er ein international tätiger Händler, der alles Mögliche im Programm hat, von Olivenöl bis hin zu Computern und Fahrzeugen. Verschiedene Ermittlungsbehörden gehen aber davon aus, dass er den größten Teil seines Umsatzes durch illegalen Waffenhandel erwirtschaftet. Er geht dabei ziemlich rabiat, aber gleichzeitig auch intelligent vor, sodass ihm bisher nichts nachgewiesen werden konnte. Vielleicht waren Dan und Hank an Informationen gelangt, die ihm gefährlich werden konnten.«

»Gut möglich«, überlegte ich laut. »Was wissen wir noch über ihn? Wie ist seine Organisation aufgebaut? Wo können wir ihn finden?«

»Ein paar Daten haben wir noch«, antwortete Phil. »Allerdings ist vieles davon nicht gesichert. Die Schätzungen über die Größe seiner Organisation schwanken zwischen fünfzig und zweihundert Mitgliedern. Das hängt wohl auch davon ab, wen man mitzählt. Er besitzt ein Netz von Unternehmen, wahrscheinlich, um so Gelder zu verschieben und Steuern zu sparen, und bestimmt auch, um die Einnahmen aus dem Waffenhandel irgendwie waschen zu können. Diese Firmen befinden sich vor allem an der Ostküste, nur eine hat ihren Sitz in Los Angeles. Die Zentrale ist hier in New York, in Brooklyn. Er hat dort ein Lager für seine Waren, und einiges deutet darauf hin, dass es sich dabei quasi um das Hauptquartier handelt.«

»Das ist doch schon mal was«, sagte ich.

»Wir sollten den Laden stürmen und auseinandernehmen«, meinte Phil. »Wir nehmen alle Leute fest und befragen sie, insbesondere Ramirez. Wenn er es war – wofür einiges spricht –, finden wir ihn dort vielleicht oder erfahren von den Leuten dort, wo er sich aufhält.«

»Hört sich an wie ein typischer Phil-Decker-Plan«, sagte ich und überlegte. »Aber du hast recht, in dieser speziellen Situation und mit den Indizien können wir sicherlich einen Durchsuchungsbefehl erhalten. Es ist bestimmt auch für die Moral der Leute gut, aktiv zu werden.«

»Besser hätte ich auch nicht argumentieren können«, meinte Phil. »Wen nehmen wir mit? Joe und Les? Oder ein paar mehr Männer?«

»Besser mehr«, antwortete ich. »Wenn Ramirez wirklich hinter dem Anschlag steckt, sollten wir ihn und seine Leute nicht unterschätzen. Ich will auf jeden Fall ein SWAT-Team dabeihaben und eine ganze Reihe erfahrener Agents – inklusive Joe und Les. Lass uns das gut vorbereiten und dann als schnelle Aktion über die Bühne bringen. Ich will, dass wir auf alle Eventualitäten vorbereitet sind.«

»Kein Problem«, meinte Phil. »Genauso hatte ich mir das vorgestellt. Kümmere du dich um die Männer, ich schaue, dass ich mehr über das Einsatzgebiet erfahre.«

Ich nickte und machte mich auf den Weg. Joe und Les traf ich zuerst. Sie waren Feuer und Flamme, dass sich ihnen endlich die Gelegenheit bot, etwas zu tun. Den anderen Agents, die ich ansprach – inklusive June Clark und Blair Duvall –, ging es genauso. Ich informierte auch Mr High und kontaktierte den Chef eines SWAT-Teams. Seine Männer befanden sich bereits in Alarmbereitschaft und fuhren schon wenige Minuten, nachdem ich sie informiert hatte, los.

Gemeinsam mit den anderen machten sich Phil und ich ebenfalls auf den Weg. Wir waren etwa ein Dutzend Agents.

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Den ersten Teil des Weges legten wir mit Sirenen und Warnlicht zurück. Dann, als wir Brooklyn erreicht hatten und dem Zielgebiet näher kamen, stellten wir die Sirenen ab und näherten uns der Lagerhalle von Ramirez quasi in Schleichfahrt.

»Noch drei Minuten, dann sind wir da«, sagte Phil.

Ich nickte. Die übernächste Querstraße rechts hatten wir einen Treffpunkt vereinbart, dort sollte sich der Einsatzleiter des SWAT-Teams mit einem Teil seiner Männer befinden. Als ich mit dem Jaguar um die Ecke gefahren war, sah ich den Wagen des SWAT-Teams. Er stand zwischen zwei Häusern, wo er von der Hauptstraße aus nicht zu sehen war.

Ich parkte den Jaguar und stieg zusammen mit Phil aus. Wir gingen zum Kofferraum, legten unsere kugelsicheren Westen und den Rest der Ausrüstung an und gingen zum SWAT-Teamleiter, Horatio Denver, einem erfahrenen Mann, der sein Handwerk verstand.

Er begrüßte uns mit einem Nicken und deutete auf die Dächer zweier Häuser in der Gegend. »Meine Scharfschützen sind bereits in Position. Außerhalb des Gebäudes keine große Aktivität. Die Zielpersonen müssen sich drinnen aufhalten.«

»Sind Ihre anderen Männer einsatzbereit?«, fragte ich.

»Jederzeit«, antwortete er. »Wir sind wie die Pfadfinder allzeit bereit. Wenn Sie wollen, sind sie in dreißig Sekunden in Position, bereiten den Weg ins Gebäude und sind darauf gefasst, auf jedwede Gegenwehr zu reagieren.«

»Hervorragend«, sagte ich und schaute zu den anderen Agents.

Sie waren dabei, die letzten Vorbereitungen abzuschließen. June steckte ihre Zweitwaffe ein, Blair war bereits fertig, Joe unterhielt sich mit Les, die anderen waren bereit.

»Es geht gleich los«, sagte ich. »Kennt jeder seine Position und Aufgabe? Oder gibt es noch irgendwelche Fragen? Wenn ja, wäre jetzt ein guter Zeitpunkt, um sie zu stellen.«

Die Agents schüttelten die Köpfe.

Joe grinste verwegen. »Nein, Jerry, von uns aus kann’s losgehen.«

»Gut«, sagte ich. »Und wie bereits gesagt: Falls wir auf Gegenwehr stoßen, reagieren wir entsprechend. Ansonsten wird nur wie angemessen Gebrauch von der Waffe gemacht. Unser Ziel ist es, Emilio Ramirez und seine Männer lebend in Gewahrsam zu nehmen. Wir haben eine Menge Fragen und sie können sie uns vielleicht beantworten. Geht aber auf der anderen Seite auch kein Risiko ein.«

»Geht klar«, meine June ernst.

Ich schaute mir ihre Gesichter an. Sie waren entschlossen und bereit. Jeder Einzelne von ihnen hatte bereits solche Einsätze erlebt und mit Bravour gemeistert. Trotzdem wollte ich Vorsicht walten lassen. Mir war klar, dass der kleinste Fehler einen von ihnen das Leben kosten konnte. Und da ich den Einsatz leitete, war es meine Verantwortung, so etwas zu verhindern.

»Gut, dann legen wir jetzt los!«, sagte ich energisch.

Wir hatten drei Teams gebildet, die sich jetzt in Bewegung setzten. Team eins, in dem ich mich befand, ging frontal gegen das Gebäude an, direkt auf den Haupteingang zu. Team zwei, das von Phil angeführt wurde, bewegte sich auf den Nebeneingang zu. Und Team drei fuhr mit Wagen hinter die Lagerhalle, um einen eventuellen Fluchtversuch der Personen in der Fabrikhalle zu unterbinden.

Ich lief auf das Gebäude zu, vor mir waren zwei Mann des SWAT-Teams. Es war keine Bewegung innerhalb des Gebäudes zu sehen, nicht einmal ein Schatten. Ich hoffte, dass sie uns noch nicht entdeckt hatten.

Zu unserer Linken quietschten Autoreifen – Team drei war unterwegs und würde in wenigen Sekunden in Stellung sein.

Dann hatten wir die Backsteinmauer des Gebäudes erreicht. Ein Mann des SWAT-Teams platzierte Plastiksprengstoff an der eisernen Tür, die ins Gebäude führte, genug, um das Hindernis wegzupusten. Das dauerte nur wenige Sekunden. Dann stand er neben mir.

»Es kann losgehen«, sagte der junge Mann und hielt den Zünder in der Hand, bereit, ihn zu betätigen.

Mit einem Blick stellte ich sicher, dass alle in Position waren, nahe genug, um nach der Sprengung ins Gebäude einzudringen, und nicht zu nah, um von der Druckwelle der Explosion erfasst zu werden.

»Jetzt!«, sagte ich.

Der Mann betätigte den Zünder und sofort ertönte ein dumpfer Knall. Die schwere Eisentür wurde in das Gebäude geschleudert und fiel mit einem Krachen zu Boden.

»Los!«, rief ich und unsere Gruppe setzte sich in Bewegung.

Eine weitere Explosion ertönte – Team zwei hatte sich ebenfalls den Weg frei gemacht.

Mein Adrenalinspiegel schoss nach oben und ich folgte den beiden Männern des SWAT-Teams, die die Vorhut bildeten. Sie drangen in die Halle ein, schauten sich blitzschnell um und suchten Deckung und potenzielle Ziele.

Ich hielt meine entsicherte Waffe fest in der Hand und tat es ihnen gleich. Blitzschnell schaute ich mich in dem Bereich der Halle um, den ich einsehen konnte.

Zu meinem Erstaunen war außer unseren eigenen Leuten keine Menschenseele zu sehen. Es gab nur einige Paletten voller Güter, die ich nicht identifizieren konnte.

»Vorsicht, sie könnten sich hier irgendwo versteckt haben und uns erwarten!«, sagte June, die sich hinter mir befand.

Sie hatte recht. Vielleicht hatte man uns kommen sehen und schnell reagiert. Vielleicht – dieses Wort konnte alles bedeuten: ein leeres Gebäude genauso wie einen verzweifelten Mann mit einer Waffe, der kurz davor war, wild um sich zu schießen, oder auch einen Hinterhalt.

Ich blieb weiterhin wachsam, genau wie die anderen Mitglieder meines Teams.

»Kein Kontakt«, gab Phil über Funk durch.

»Hinter dem Gebäude tut sich auch nichts«, war der Leiter von Team drei zu hören.

»Weiter vorsichtig vorrücken und alle Räume durchsuchen«, sagte ich und folgte den beiden Männern der SWAT-Teams. Vorsichtig bewegten wir uns um die Paletten herum, um zu sehen, ob sich dort jemand versteckte. Doch das war nicht der Fall. Als Nächstes nahmen wir uns die angrenzenden Räume vor, einer nach dem anderen. Aber auch sie waren leer.

»Hier«, sagte June und deutete auf einen Teller Suppe, der auf einem Tisch stand.

Jemand hatte schon davon gegessen, das war leicht zu erkennen. Offenbar hatte er sein Essen unterbrochen.

»Die sind plötzlich aufgebrochen«, sagte June. »Aber schon vor einer Weile, das Essen ist kalt.«

»Dann sind sie ausgeflogen, bevor wir hier angekommen sind«, überlegte ich laut.

»Ob sie einen Tipp bekommen haben?«, fragte June.

»Möglich«, sagte ich. »Was bedeuten würde, dass wir eine undichte Stelle haben. Vielleicht gibt es aber auch einen anderen Grund, aus dem sie so schnell das Weite gesucht haben.«

Wenige Minuten später waren alle Räume im Erdgeschoss durchsucht worden, ohne dass wir jemanden angetroffen hätten. Weitere Stockwerke gab es nicht, blieb nur noch der Keller. Es führte eine breite Treppe mit Betonstufen nach unten. Dort versperrte uns eine Stahltür den Weg.

»Sollen wir sie sprengen?«, fragte ein Mann des SWAT-Teams. »Wir könnten das Schloss vielleicht knacken.«

»Versuchen Sie sich am Schloss, wenn das nicht klappt, können wir immer noch Sprengstoff einsetzen«, antwortete ich.

Der Mann nickte und machte sich an die Arbeit. Es dauerte nicht lange, dann hatte er das Schloss geknackt. Wir gingen in Position, machten uns bereit, dann öffnete er die Tür, die auf dem Boden schleifte und ein unangenehmes Quietschen verursachte.

Der Kellerbereich war stockfinster. Doch darauf waren wir vorbereitet und hatten Taschenlampen bereit. Ich hielt meine in der Hand, neben meiner Waffe, und folgte den Männern in das Kellergewölbe.

Es roch unangenehm nach einer Mischung aus Fisch, Maschinenöl und anderen Bestandteilen, die ich nicht genau zuordnen konnte. Auf jeden Fall hatte hier unten schon lange niemand mehr gelüftet.

Der Raum war etwa halb so groß wie die darüber befindliche Halle, voller Säulen aus Stein oder Beton, die die darüberliegende Decke stützten. Während die linke Seite fast völlig leer war, standen rechts massenweise Kartons und Paletten voller Holz und anderer Dinge herum. Wir durchsuchten den Keller, fanden aber auch hier niemanden.

»Der Kellerbereich ist sicher«, gab einer der Männer des SWAT-Teams über Funk durch.

»Dann sind sie also ausgeflogen«, meinte Phil über Funk. »Wir sind zu spät gekommen.«

»Sieht so aus«, bestätigte ich. »An alle: Die Zielpersonen befinden sich nicht im Gebäude. Bitte alles nach Spuren über ihren möglichen Aufenthaltsort durchsuchen!«

Ich bekam ein paar Bestätigungen und schaute mich dann selbst um.

Im Kellerbereich lagerten einige Waren, aber nichts Illegales, soweit ich es beurteilen konnte.

Gerade wollte ich wieder nach oben gehen, als June mich zu sich herüberrief. »Jerry, schau mal hier!«

Ich ging zu ihr. Sie deutete auf die Wand hinter einem etwa zwei Meter hohen Stapel von Paletten. Dort war – wenn man genau hinschaute – eine Tür zu sehen.

»Das sollten wir uns ansehen«, sagte ich und rief ein paar Männer herbei.

Wir packten den Palettenstapel und schoben ihn ruckweise zur Seite, sodass die in der Wand eingelassene Tür vollends zum Vorschein kam.

»Schönes Versteck«, meinte einer der Agents.

Ich ließ die Tür öffnen. Wieder standen wir mit entsicherten Waffen bereit. Und wieder war der Raum hinter der Tür absolut leer.

June hob ein Stück Stoff hoch. Es hatte die typische Armee-Tarnfarbe. Zusätzlich befanden sich ein paar Buchstaben und Zahlen darauf.

»Vielleicht ein Hinweis auf das, was hier gelagert worden ist«, sagt sie und steckte es in einen kleinen Plastikbeutel. »Mal sehen, was das Labor rausfindet.«

»Gut, setzen wir unsere Suche fort«, sagte ich und hatte den Raum gerade verlassen, als Phil über Funk rief: »Sofort alle raus aus dem Gebäude! In fünfzig Sekunden fliegt hier alles in die Luft!«

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Die Mitglieder meines Teams schauten mich an. Sie alle hatten Phils Durchsage mitbekommen. Es dauerte keine Sekunde, da stürmten sie los, die Treppe hoch ins Erdgeschoss und dann weiter in Richtung Ausgang. Ich stellte sicher, dass niemand zurückblieb, aber das war nicht der Fall.

»Phil, was ist los?«, fragte ich über Funk, während wir noch auf dem Weg nach draußen waren.

»Sieht aus, als hätte uns jemand eine Überraschung hinterlassen«, antwortete er. »Eine Bombe mit Zeitzünder. In etwa dreißig Sekunden ist der Countdown vorbei. Besser, ihr seid bis dahin weit genug vom Gebäude entfernt.«

»Roger«, erwiderte ich nur und sprang ins Freie.

Ich sprintete in Richtung des nächsten Hauses, um mich dahinter in Sicherheit zu bringen. Da sah ich einen Passanten, der den Bürgerstein entlangschlenderte und uns überrascht anschaute.

»Verdammt, gehen Sie in Deckung!«, rief June ihm zu und änderte ihre Laufrichtung.

Sie brauchte gut zehn Sekunden, um zu ihm zu gelangen.

»Wie lange haben wir noch?«, fragte ich Phil über Funk.

»Etwa zehn Sekunden!«, antwortete er.

»June, schnell, nur noch wenige Sekunden, geht in Deckung!«, rief ich und beeilte mich, hinter das Haus zu kommen.

Ich sah, wie June den Mann, der sicherlich fünfzig Pfund mehr wog als sie selbst, packte und hinter das große Rad eines Trucks zog.

Keine Sekunde zu früh. Mit einem lauten Knall explodierte etwas in der alten Fabrikhalle. Die Druckwelle war so stark, dass die Fensterscheiben der gegenüberliegenden Häuser zerbarsten. Von der direkten Druckwelle wurde ich verschont, doch mich traf der Teil, der von irgendwelchen Häuserwänden reflektiert wurde, und warf mich zu Boden.

»Verdammt, das war knapp!«, stieß ich aus und fing an zu husten, weil ich zu viel Staub eingeatmet hatte.

Da fiel mir June ein. War sie unversehrt geblieben? Hatte sie hinter dem Truck genug Schutz vor der Druckwelle gehabt?

Ich stand auf und versuchte mich zu orientieren. Die Luft war voller Partikel, die die Sicht verminderten, ich konnte aber noch die Umrisse des Trucks erkennen. Ich lief los und schaute, was aus June und dem Passanten geworden war.

Die beiden lagen auf dem Boden und sahen ziemlich mitgenommen aus.

»June! June! Ist alles okay?«, fragte ich sie und beugte mich zu ihr herunter.

Sie bewegte sich langsam, drehte ihren Kopf in meine Richtung und öffnete die Augen, die wie zwei glänzende Sterne aus ihrem verstaubten Gesicht herausschauten.

»Oh, Mann, das war nicht nett«, stöhnte sie und hustete. »Wer auch immer das war, der bezahlt mir den nächsten Besuch beim Friseur.«

Ich reichte ihr meine Hand, die sie ergriff, dann zog ich sie hoch.

»Es geht schon – glaube ich«, sagte sie, klopfte ihre Kleidung ab und hustete weiter. »Was ist mit ihm?«

Sie zeigte auf den Passanten, dem sie wahrscheinlich das Leben gerettet hatte.

Er bewegte sich langsam, richtete sich auf und versuchte sich zu orientieren, schwankte, fiel hin und fing sich mit den Händen ab.

»Auf jeden Fall lebt er noch«, sagte ich zu June.

»Hier Cotton, an alle Teams, bitte um Meldung. Sind alle unversehrt oder gab es Verletzte?«, fragte ich über Funk nach.

»Alle Mitglieder von Team zwei wohlauf, wenn auch stinksauer«, meldete sich Phil.

»Team drei ist voll einsatzbereit«, kam eine weitere Meldung.

Ich wies die Teams an, sich zu sammeln, und wartete, bis alle bei meinem Team eingetroffen waren.

»Wo war der Sprengsatz?«, fragte ich Phil.

»In einem der Räume im Erdgeschoss, auf der rechten Seite«, antwortete er. »War eine ziemlich große Menge C4, die da in einer Kiste versteckt war.«

»Und der Auslöser?«, fragte ich. »Ein Zeitzünder?«

Phil nickte. »Ja, auf jeden Fall. Die Anzeige für den Countdown war nicht zu übersehen. Möglich, dass er gestartet wurde, als einer von uns die Kiste geöffnet hat. Könnte aber auch sein, dass jemand in der Nähe war und den Countdown aktiviert hat. So hätte er nach der Auslösung genug Zeit gehabt, um sich aus dem Staub zu machen.«

Ich überlegte. »Gut, wir gehen folgendermaßen vor: Team zwei kümmert sich um die Sicherung der Umgebung, sucht nach möglichen Verletzten und koordiniert die medizinische Versorgung. Team drei sucht in der Umgebung nach Verdächtigen oder Hinweisen auf Verdächtige, also alles, was mit der Explosion in Verbindung stehen könnte. Ich möchte, dass die Anwohner befragt und möglicherweise vorhandene Videoaufzeichnungen der Umgebung sichergestellt werden. Team eins bleibt bei mir. Wir kümmern uns um die Sicherung des Tatorts und die Fahndung nach Emilio Ramirez. Noch irgendwelche Fragen?«

Es gab keine Fragen. Team zwei und drei setzten sich in Bewegung. Die Mitglieder von Team eins blieben bei mir und warteten auf spezifische Anweisungen.

Ich schaute zu June. »Kannst du dich um die Fahndung nach Ramirez kümmern?«

»Wird erledigt«, antwortete sie und setzte sich in Richtung der Autos in Bewegung.

Ich schickte die anderen Mitglieder von Team eins los, um das Zentrum der Explosion abzusperren, und nahm mein Handy heraus, um Mr High zu informieren.

»Hallo, Jerry, ich habe schon von der Explosion gehört«, sagte er sofort, »aber noch keine Details erfahren. Was ist passiert? Sind alle Agents unverletzt?«

Ich gab ihm eine kurze Zusammenfassung der Ereignisse.

»Offenbar hat jemand vorausgesehen, dass wir Ramirez einen Besuch abstatten wollten, und uns einen entsprechenden Empfang bereitet«, überlegte er laut. »Und es gibt keine Spur von Ramirez oder seinen Männern?«

»Nein, bis jetzt nicht«, antwortete ich. »Ich habe einige Agents eingeteilt, um nach Hinweisen zu suchen und Zeugen zu befragen, vielleicht erfahren wir auf diesem Weg etwas.«

»Das wäre wünschenswert«, sagte Mr High. »Die Ergreifung von Emilio Ramirez hat höchste Priorität. Es ist gut, dass June sich um die Fahndung kümmert, ich werde ein paar weitere Agents darauf ansetzen, ihn zu finden.«

»Wenn wir hier fertig sind, schließe ich mich zusammen mit Phil ebenfalls der Suche an, Sir«, sagte ich.

»Gut, halten Sie mich auf dem Laufenden«, sagte er und legte auf.

Ich kontaktierte als Nächstes die Crime Scene Unit, besser gesagt Dr. Janice Drakenhart, die eine der dortigen Einheiten leitete.

»Hallo, Jerry. Interessierst du dich für einen der Fälle, die wir gerade bearbeiten?«, fragte sie in nettem Tonfall.

»Nein, eigentlich habe ich noch mehr Arbeit für euch«, sagte ich und schilderte ihr kurz, was vorgefallen war.

»Mann, da habt ihr aber verdammtes Glück gehabt«, sagte sie. »Ich trommle sofort meine Leute zusammen und dann machen wir uns auf den Weg. Wo genau in Brooklyn müssen wir hin?«

»Zur Flushing Avenue im Nordwesten von Brooklyn«, antwortete ich. »Wir sperren den Bereich gerade ab, aber es wäre gut, wenn ihr schnell hier sein könntet. Ein weiterer Bombenanschlag in New York – das wird die gesamte Presse der Ostküste auf den Plan rufen. Besser, wir handeln schnell.«

»Ich rufe meine Leute sofort zusammen«, versicherte sie mir und legte auf.

»Damit wäre das auch erledigt«, sagte ich zu mir selbst und ging zu der Stelle, an der vor wenigen Minuten noch die große Lagerhalle gestanden hatte.

Jetzt befand sich dort nur noch eine Ruine. Mehrere Seitenwände waren zusammengebrochen und das Dach komplett eingestürzt.

Ich ging zu June Clark.

»Alles in Ordnung?«, fragte ich sie.

Sie nickte. »Ja, die Fahndung nach Ramirez ist raus. Was machen wir jetzt?«

»Ihn finden«, antwortete ich bestimmt. »Übernimm hier die Leitung, ich werde mich mit Phil darum kümmern, Ramirez aufzuspüren.«

»Geht klar«, antwortete sie. »Obwohl ich lieber mitkommen würde.«

»Ich brauche hier vor Ort jemanden mit Führungsqualitäten«, sagte ich. »Du und Blair, ihr werdet das hinbekommen. Ich hoffe nur, dass die Explosion niemanden das Leben gekostet hat.«

»Bis jetzt habe ich nur von Verletzten gehört«, meinte June. »Aber das Team ist noch nicht damit fertig, die gesamten umliegenden Gebäude zu durchsuchen. Fliegende Glassplitter sind eine ziemlich unangenehme Sache, von der Druckwelle ganz zu schweigen. Aber darum kümmern wir uns schon – holt euch diesen Kerl und geht nicht zu vorsichtig mit ihm um.«

Ich lächelte. »Nein, das werden wir bestimmt nicht.«

Nachdem ich die verschiedenen Teams darüber informiert hatte, dass June jetzt vor Ort die Leitung oblag, machte ich mich mit Phil auf den Weg.

»Ramirez zu finden hat jetzt oberste Priorität«, sagte ich zu Phil. »Nach all dem, was er angestellt hat, ist er bestimmt irgendwo untergetaucht. Hast du eine Idee, wer uns erzählen könnte, wo er steckt?«

»Mal nachdenken«, meinte Phil. »Da kommen mir einige in den Sinn. In der Unterwelt war Ramirez bestimmt kein Unbekannter. Wie wäre es mit Jimmy Swift? Der kennt sich hier in Brooklyn gut aus und hat seine Finger in allen möglichen Geschäften. Könnte mir vorstellen, dass er Ramirez kennt.«

Ich öffnete die Fahrertür des Jaguar. »Ja, warum nicht, spielen wir eine Partie Golf.«

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Jimmy Swift war ein alter Bekannter von uns. Ein Mann, der in vielen Professionen zu Hause war – zumindest, wenn man dem, was er auf seine Visitenkarten schrieb, glauben konnte. Soviel ich wusste, war er früher mal als Finanzinvestor erfolgreich gewesen, hatte dann aber bei einem der vielen Börsencrashs der letzten Jahrzehnte fast alles verloren. Dann hatte er seine Geschäftsstrategie geändert und fädelte alle möglichen Geschäfte ein, ohne selbst zu investieren – das war ihm wohl zu riskant geworden.

Als Kunden für seine Geschäfte setzte er auf ein gut betuchtes Klientel, wie etwa die Mitglieder des exklusiven Dyker Beach Golfclub, im Westen von Brooklyn. Wer dort Mitglied war, hatte entweder richtig viel Geld auf der hohen Kante oder tat zumindest so. Auf jeden Fall war dort für jemanden wie Swift eine Menge Geld zu holen. Entsprechend hielt er sich fast immer dort auf und nutzte den Club quasi als sein Büro.

Wir fuhren dorthin, parkten den Jaguar auf dem clubeigenen Parkplatz und betraten das Hauptgebäude der Anlage. Es war ein modernes Haus, das wirklich etwas hermachte. Edelste Materialien wie Granit, Marmor und seltene Hölzer an den teilweise vertäfelten Wänden zeigten, dass hier das Geld lockersaß. Auch die Luxuskarossen auf dem Parkplatz unterstützten diesen Eindruck. Mein Jaguar passte gut dorthin und fiel bei all den britischen, deutschen und italienischen Autos nicht auf. Der einzige amerikanische Wagen war ein Hummer, der ebenfalls nicht billig war.

»Welcher davon wohl unserem guten Freund Swift gehört?«, meinte Phil.

»Zu seinem Ego würde der Hummer am besten passen«, sagte ich.

Wir betraten das Gebäude und gingen zum Bereich der Bar, der auch für Nichtmitglieder geöffnet war.

Ein gestriegelter Kellner kam auf uns zu und sagte: »Guten Tag, meine Herren. Kann ich Ihnen einen Platz anbieten?«

»Wir suchen einen Bekannten von uns, Mister Swift, ist er schon da?«, erwiderte ich.

Der Kellner lächelte freundlich und nickte. »Ja, ist er, wenn Sie mir bitte folgen würden.«

Er machte eine Kehrtwendung und setzte sich in Bewegung. Wir folgten ihm und erreichten kurz darauf einen etwas abseits stehenden Tisch, der vom Eingang aus nicht zu sehen war. Dort saß unser alter Bekannter.

Er hatte sich nur wenig verändert, trug immer noch gute Kleidung, nur waren die Falten in seinem Gesicht etwas tiefer geworden und das Haar etwas dünner. Nicht geändert hatte sich der überraschte Gesichtsausdruck, den er bekam, als er uns sah. Ihm fiel die Kinnlade herunter und er schaute uns eine ganze Sekunde lang mit offenem Mund an.

Dann fing er sich, setzte sein charmantes Lächeln auf und stand auf, um uns die Hände zu schütteln. »Mister Cotton, Mister Decker, schön, dass Sie es einrichten konnten, willkommen im Dyker Beach Golfclub.«

Wir spielten das Spiel mit, gaben ihm die Hand und setzten uns.

»Was möchten Sie trinken?«, fragte Swift.

»Ein Mineralwasser für mich«, antwortete Phil.

»Ich nehme ein Ginger Ale«, sagte ich.

Der Kellner nickte und entfernte sich.

Als er außer Sichtweite war, verschwand das Lächeln aus Swifts Gesicht. »Verdammt, was wollen Sie denn schon wieder? Haben Sie nicht genug mit den Terroristen zu tun, die gerade die Stadt unsicher machen? Ich bin ein ehrbarer Geschäftsmann und empfinde es als Belästigung, wenn Sie mich immer wieder bei meiner Arbeit unterbrechen.«

»Immer wieder«, wiederholte Phil grinsend. »Das letzte Mal waren wir vor einigen Monaten hier. Sie haben also keinen Grund, sich zu beschweren. Außerdem – was halten Sie davon, wenn wir Ihre sogenannte Arbeit einmal genauer unter die Lupe nehmen? Und wo wir schon beim Thema Arbeit sind – wie sieht es mit Ihrer Steuererklärung aus? Sie wissen ja, in letzter Zeit wird härter gegen Steuersünder vorgegangen. Was glauben Sie, was Ihnen blüht, wenn wir unseren Kollegen vom Internal Revenue Service einen Tipp geben?«

»Ich betreibe hier ein völlig legales Unternehmen«, sagte Swift steif, klang dabei aber alles andere als ehrlich. »Sie können mir nicht drohen.«

»Wir sind auch nicht hier, um Ihnen zu drohen«, sagte ich ernst. »Und mir ist ehrlich gesagt völlig egal, was Sie hier für eine Show abziehen. Sie wissen sicherlich schon, was heute passiert ist: Es gab einen Anschlag gegen das hiesige FBI Field Office. Dabei sind zwei Agents getötet und viele verletzt worden. Was wir von Ihnen wollen, sind Informationen, und zwar über einen Mann namens Emilio Ramirez. Und eines kann ich Ihnen fest versprechen: Wenn Sie uns irgendwelche Informationen über diesen Mann und seine Aktivitäten oder seinen Aufenthaltsort vorenthalten und wir das herausfinden, dann werden wir Sie sofort hinter Gitter bringen. Ist das klar?«

»Ja, ja, ist klar«, erwiderte Swift mit zitternder Stimme.

Er merkte, dass ich es ernst meinte. Das hier war kein normaler Fall. Es ging um das FBI. Entsprechend ging es für mich um etwas Persönliches. Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn ich mich um Abstand zu der Sache bemüht hätte, aber das konnte und wollte ich nicht.

»Dann legen Sie mal los, erzählen Sie, was Sie über den Kerl wissen!«, forderte Phil kühl.

Swift schluckte. »Ramirez, das ist kein netter Typ, das stimmt. Glauben Sie, dass er hinter dem Anschlag steckt?«

»Wir erwarteten Informationen, keine Fragen«, sagte ich und schaute ihn fordernd an.

»Ja, ja, ist gut«, sagte Swift und fuhr fort. »Es gibt über ihn eine Menge Gerüchte, die sicherlich teilweise wahr sind. So etwa, dass er im Handelsbereich tätig ist, aber nicht nur mit dem üblichen, legalen Sortiment. Wenn jemand genug zahlt, liefert Ramirez fast alles, vor allem Waffen. Und nicht nur die üblichen Pistolen oder Schnellfeuergewehre, sondern auch hochwertigeres Zeug wie Panzerfäuste, Minen und sogar Panzer. So genau kenne ich mich in dem Bereich nicht aus, aber Ramirez ist keiner der kleinen Waffenhändler, der spielt in einer anderen Liga. Soll wohl auch Connections zum Militär haben.«

»Interessant«, sagte ich, als Swift eine Pause einlegte. »Und was wissen Sie noch? Mit wem arbeitet er zusammen? Wo können wir ihn finden?«

»Er hat eine Lagerhalle, in der Nähe der Flushing Avenue, ein paar Meilen nördlich von hier«, antwortete Swift.