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Sammelband 41: Fünf actiongeladene Fälle und über 300 Seiten Spannung zum Sparpreis!
G-Man Jerry Cotton hat dem organisierten Verbrechen den Krieg erklärt! Von New York aus jagt der sympathische FBI-Agent Gangster und das organisierte Verbrechen, und schreckt dabei vor nichts zurück!
Damit ist er überaus erfolgreich: Mit über 3000 gelösten Fällen und einer Gesamtauflage von über 850 Millionen Exemplaren zählt er unbestritten zu den erfolgreichsten und bekanntesten internationalen Krimihelden überhaupt! Und er hat noch längst nicht vor, in Rente zu gehen!
In diesem Sammelband sind 5 Krimis um den "besten Mann beim FBI" enthalten:
2980: Der Tod zahlt den letzten Drink
2981: Gebrandmarkt!
2982: Der Schlaf der Toten
2983: Unschuldig bis in den Tod
2984: Der Spanner und die Hure
Jerry Cotton ist Kult - und das nicht nur wegen seines roten Jaguars E-Type.
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Seitenzahl: 696
Veröffentlichungsjahr: 2022
BASTEI LÜBBE AG
Vollständige eBook-Ausgaben der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgaben
Für die Originalausgaben:
Copyright © 2014 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Für diese Ausgabe:
Copyright © 2022 by Bastei Lübbe AG, Köln
Covermotive von © shutterstock: stockcreations | lfH
ISBN 978-3-7517-2978-2
www.bastei.de
www.luebbe.de
www.lesejury.de
Cover
Impressum
Inhalt
Jerry Cotton 2980
Der Tod zahlt den letzten Drink
Jerry Cotton aktuell
Jerry Cotton 2981
Gebrandmarkt!
Jerry Cotton aktuell
Jerry Cotton 2982
Der Schlaf der Toten
Jerry Cotton aktuell
Jerry Cotton 2983
Unschuldig bis in den Tod
Jerry Cotton aktuell
Jerry Cotton 2984
Der Spanner und die Hure
Jerry Cotton aktuell
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Contents
Der Tod zahlt den letzten Drink
»Du bist echt charmant«, sagte Mariah Pertrano und nahm einen Schluck von dem Drink, den ihr Gegenüber ihr bestellt hatte, als sie kurz in der Toilette des Clubs gewesen war.
»Und du bist wirklich zuckersüß«, erwiderte der Mann mit dem vollen, dunklen Haar und lächelte.
Es dauerte nicht lange, da wurde Mariah schwindlig, sie wurde müde und gähnte. »Oh verdammt, ich habe letzte Nacht nicht viel Schlaf gekriegt, jetzt rächt sich das.«
»Wenn du willst, können wir zu mir fahren, da können wir Spaß haben und du kannst dich anschließend ausschlafen.«
Sie lächelte. »Nicht so schnell, Cowboy, wir haben uns ja gerade erst kennengelernt. Ich würde lieber …«
Sie hielt inne, schwankte. Er stand auf, kam ihr zu Hilfe und stützte sie. »Besser, wir gehen jetzt.«
Er warf ein paar Dollarnoten auf den Tisch und stützte sie, während beide in Richtung Ausgang gingen.
»Alles okay?«, fragte eine Kellnerin, die gerade vorbeikam.
»Ja, geht schon, sie braucht nur etwas frische Luft«, antwortete der Mann und brachte sein Opfer nach draußen, vor den Club.
Phil und ich waren undercover unterwegs, um einen Drogenkurier zu beschatten. Um nicht aufzufallen, saßen wir an verschiedenen Tischen im Devil’s Inn , einem exklusiven Nachtclub im Norden von Manhattan. Unser Mann war keine große Nummer, würde uns aber, so hofften wir, zu seinem Lieferanten führen, über den wir dann der Hierarchie der Drogendealer weiter nach oben folgen wollten, um den Kopf der Organisation zur Strecke zu bringen.
Unsere Zielperson amüsierte sich gerade mit einer jungen Frau und war nicht sehr aufmerksam. Allerdings galt das Devil’s Inn als Ort der Kontaktaufnahme und wurde auch von Swingern frequentiert. Das führte dazu, dass ich nicht lange ohne Begleitung an meinem Tisch sitzen blieb. Eine dunkelhaarige Schönheit von Anfang dreißig kam auf mich zu, lächelte charmant und sprach mich an.
»Hallo, schöner Mann«, sagte sie. »Zu so später Stunde noch allein?«
»Wie es scheint, nicht mehr lange«, erwiderte ich.
Ich hatte nichts gegen etwas Gesellschaft, wenn es für meine Tarnung vorteilhaft war. Außerdem gefiel sie mir.
»Ich heiße Sheila«, sagte sie und nahm mir gegenüber Platz.
»Ben«, sagte ich. »Ben Borg.«
»Oh«, meinte sie. »Gab es da nicht mal einen Tennisspieler?«
»Ja, den gab es«, erwiderte ich. »Bin aber nicht mit ihm verwandt. Und mein Aufschlag ist nicht so gut wie der seine.«
Sheila lächelte. »Ach, was soll’s, es gibt viele Qualitäten, die ich an einem Mann schätze, und Tennis gehört nicht unbedingt dazu. Aber Sie treiben doch Sport, oder? Sie sehen recht durchtrainiert aus.«
»Sicher, man muss sich ja fit halten«, führte ich den Smalltalk weiter und fragte: »Und Sie? Was führt Sie um diese Zeit an einen solchen Ort wie diesen hier?«
»Das Abenteuer«, lächelte sie charmant. »Und die Aussicht, einen Mann wie Sie kennenzulernen.«
Wir flirteten ein wenig, sie war eine angenehme Person, also machte es mir nichts aus. Ich versuchte das Gespräch in die Länge zu ziehen, bestellte ihr etwas zu trinken und beobachtete unsere Zielperson unauffällig weiter so.
Eigentlich hätte an dem Abend alles nach Plan laufen können, doch dann sah ich etwas, das alles veränderte. Gut zehn Meter von uns entfernt saßen ein Mann und eine Frau an einem der kleinen Tische. Sie stand auf, ging weg und verließ mein Gesichtsfeld. Dann kam eine Kellnerin und brachte den beiden etwas zu trinken. Bis dahin nichts Besonderes.
Doch dann schaute der Mann sich vorsichtig um und streckte seinen Arm aus, sodass sich seine Hand über ihrem Glas befand. Nicht lange, aber lange genug, dass ich den Verdacht hatte, dass dort etwas nicht mit rechten Dingen zuging.
Da ich mir nicht sicher war, dass er wirklich etwas in ihren Drink gegeben hatte, und die Observation nicht wegen einer Vermutung gefährden wollte, unternahm ich zunächst nichts, sondern beobachtete weiter.
»Ziemlich warm hier drin«, sagte Sheila und zog ihre kurze Jacke aus, sodass ihre unbedeckten Arme und Schultern zur Geltung kamen.
Sie sah wirklich gut aus und wenn ich nicht gerade am Arbeiten gewesen wäre, hätte ich sie gerne näher kennengelernt. Aber so musste ich schauen, wie weit ich gehen konnte.
»Ja, ganz schön heiß«, sagte ich. »Die haben wohl Probleme mit der Klimaanlage.«
»Angeblich sind die Clubs ja deshalb so warm, damit die Leute mehr trinken«, bemerkte meine Gesprächspartnerin. »Aber ich glaube, das ist nicht der einzige Grund. Wahrscheinlich wollen die Clubbesitzer auch, dass die Frauen sich wohl fühlen und mehr Haut zeigen. Das ist dem Umsatz sicher ebenso zuträglich.«
»Keine schlechte Idee«, sagte ich. »Sie wissen ja viel über die geheimen Regeln der Clubbesitzer. Kennen Sie einen persönlich?«
Sie nahm ihr Glas, trank einen Schluck und holte tief Luft. »Oh ja, das ist eine der Perioden aus meinem Leben, an die ich eigentlich nicht so gerne erinnert werde. Ein Ex von mir hatte einen ähnlichen Laden wie den hier, nur etwas kleiner, auf der Lower East Side. Mit dem Club lief es gut, mit der Beziehung leider nicht.«
»So ist das Leben«, sagte ich und sah, wie die Frau, in deren Drink der dunkelhaarige Mann gerade etwas hineingetan hatte, zurückkam.
Sie wirkte fröhlich, etwas ausgelassen, hatte wohl schon etwas getrunken. Ich konnte nicht hören, was die beiden sprachen, sah aber, wie sie flirteten. Während ich noch ein paar Worte mit meiner Gesprächspartnerin wechselte und die Zielperson unserer Observation im Auge behielt, schaute ich hin und wieder zu dem Pärchen hinüber.
Es dauerte nur ein paar Minuten, da lachte sie nicht mehr, es schien ihr nicht gut zu gehen. Das bestätigte meinen Verdacht. Er redete mit ihr, stand dann auf und half ihr hoch. Zusammen gingen sie, nachdem er Geld für die Drinks auf den Tisch gelegt hatte, in Richtung Ausgang.
Eine Kellnerin sprach die beiden an. Einen Moment lang hatte ich die Hoffnung, dass man die beiden aufhalten würde und ich nicht gezwungen war, einzugreifen und die Observation zu unterbrechen. Aber so viel Glück hatte ich an diesem Abend nicht. Die beiden gingen weiter zum Ausgang, wobei sie mehr torkelte als ging.
Ich wusste, was folgen würde. Er hatte ihr eine Droge verabreicht, wahrscheinlich würde sie gleich bewusstlos werden. Dann konnte er mit ihr machen, was er wollte, seine wenig ehrbaren Fantasien ausleben. Das durfte ich nicht zulassen.
Ich nahm mein Handy heraus und schickte Phil eine Nachricht. Dann stand ich auf, zog ein paar Scheine aus der Tasche und legte sie auf den Tisch, wobei ich meiner Gesprächspartnerin sagte: »Sorry, ein Notfall, ich muss in die Klinik. Das ist der Fluch meines Lebens – wenn ich eine charmante Frau kennenlerne, ruft die Pflicht.«
»Oh, Sie sind Arzt?«, fragte sie, griff in ihre Tasche und zog eine Karte heraus. »Rufen Sie mich doch an, wenn Sie wieder frei haben.«
Sie fasste mich am Sakko, zog mich langsam, aber bestimmt herunter und gab mir einen Kuss auf die Wange.
»Hört sich vielversprechend an«, sagte ich, lächelte und ging dann zum Ausgang.
Kurz bevor ich ihn erreicht hatte, drehte ich mich noch einmal um und schaute zu Sheila. Wir lächelten uns an, dann ging ich weiter.
***
Draußen war es dunkel, die Sonne war schon vor mehr als einer Stunde untergegangen. Ich schaute mich um, um den Mann und die Frau zu finden. Links war niemand zu sehen, rechts auch nicht – doch, ich konnte die Silhouette der beiden gerade noch erkennen, bevor sie hinter einem Haus verschwunden waren.
Mit schnellen Schritten ging ich los, in die Richtung, in der ich die beiden ausgemacht hatte. Ich erreichte einen schlecht beleuchteten Parkplatz. Ich strengte mich an, die Dunkelheit zu durchdringen. Plötzlich hörte ich, wie die Tür eines Autos geöffnet wurde. Schnell eilte ich in die Richtung und konnte sehen, wie sich der Mann in den Wagen beugte. Von ihr war nichts zu sehen, wahrscheinlich befand sie sich schon im Fahrzeug.
»Hey, Mister, FBI, bleiben Sie stehen!«, rief ich in seine Richtung.
Ich sah ihn zusammenzucken. Und dann machte er eine Bewegung, die ich schon so oft gesehen hatte, dass ich genau wusste, was sie bedeutete.
Geistesgegenwärtig sprang ich zur Seite. Das war mein Glück, denn Sekundenbruchteile später flog eine Kugel an mir vorbei. Hätte ich mich nicht bewegt, wäre ich getroffen worden.
Fast automatisch zog ich meine Waffe.
»Ergeben Sie sich und legen Sie Ihre Waffe auf den Boden!«, rief ich und wiederholte noch einmal, dass ich vom FBI war.
Die Reaktion war eine Salve von Kugeln, die schlecht gezielt abgefeuert wurden und mich ebenfalls verfehlten. Ich überlegte blitzschnell, wie ich vorgehen sollte. Verstärkung anzufordern würde zu lange dauern. Es war schnelles Handeln gefragt, bevor er flüchtete oder – schlimmer noch – seinem Opfer etwas antat.
Ohne ein Geräusch zu verursachen, veränderte ich meine Position. Mein Plan war, einen Warnschuss auf ihn abzugeben und ihn so zur Vernunft zu bringen. Sollte die Warnung nicht funktionieren, blieb mir immer noch Plan B.
»Komm raus, du FBI-Bulle!«, rief der Mann, wobei er ziemlich aufgeregt klang.
Ich verfolgte weiter meinen Plan, suchte mir eine gute Position, stand blitzschnell auf, visierte den Boden vor seinen Füßen an und schoss.
Offenbar hatte der Mann damit gerechnet, dass ich direkt auf ihn zielte, und sich genau im gleichen Augenblick zu Boden geworfen, wo er jetzt regungslos liegen blieb.
Auf den Knall meines Schusses folgte eine unangenehme Stille. Ich wusste nicht, ob ich ihn getroffen hatte oder nicht. War er wirklich verletzt oder stellte er sich nur so, um mich näher an sich heranzulocken und dann zu schießen? Ich konnte seine Waffe nicht genau sehen, nur den dunklen Umriss seines Körpers. Sicherheitshalber ging ich in Deckung, beobachtete ihn aber weiter.
»Was ist los?«, hörte ich Phils Stimme aus der Dunkelheit.
»Ich glaube, ich habe ihn erwischt, bin aber nicht sicher«, sagte ich.
Phil ging neben mir in Deckung. »Wer ist er? Und warum gab es ein Feuergefecht?«
»Er hat seiner Begleitung irgendwas ins Glas getan und sie abgeschleppt, als sie bewusstlos wurde«, antwortete ich. »Als ich ihn hier auf dem Parkplatz stellen wollte, hat er auf mich geschossen.«
»Date Rape«, sagte Phil.
Ich nickte. »Wobei es dazu nicht gekommen ist.«
»Wollen wir nachschauen, was mit ihm ist?«, fragte Phil. »Wenn du mir Deckung gibst, schleiche ich mich von der Seite an ihn heran.«
»Gut, geh los, ich richte seine Aufmerksamkeit auf mich, du hast eine Minute«, sagte ich.
Phil setzte sich leise in Bewegung, verschwand hinter den parkenden Autos. Ich schaute auf die Uhr. Eine Minute – konnte eine ziemlich lange Zeit sein, wenn man wartete.
Nachdem die Minute vergangen war, schaute ich zu dem Mann, der weiterhin bewegungslos auf dem Boden lag, und rief: »Geben Sie auf, hier ist das FBI!«
Als keine Reaktion erfolgte, leuchtete ich ihn mit meiner kleinen Taschenlampe an. Ich sah, wie eine dunkle Gestalt von der Seite auf ihn zukam – Phil. Er schob die Waffe, die auf dem Boden lag, zur Seite und drehte den Kopf des Mannes ein Stück zur Seite.
»Er ist tot«, rief Phil mir zu.
»Verdammt!«, fluchte ich. »Das hat mir noch gefehlt!«
Ich stand auf und ging zu den beiden. »Und was ist mit der Frau? Lebt sie noch?«
Phil ging zu ihr, fühlte ihren Puls und nickte. »Ja, sie ist nur bewusstlos. Wir sollten einen Krankenwagen kommen lassen – und die Crime Scene Unit.«
»Ja, das wäre besser«, sagte ich und nahm mein Handy, um das FBI Field Office zu informieren und die entsprechende Unterstützung anzufordern.
Ich sprach auch mit Mr High, um ihm mitzuteilen, dass die Observierung eine unplanmäßige Unterbrechung erfahren hatte.
»Sind Sie in Ordnung?«, war seine erste Frage, nachdem ich ihm erzählt hatte, was vorgefallen war.
»Ja, Sir, ich schon«, antwortete ich. »Im Gegensatz zu dem Mann.«
»Haben Sie ihn schon identifiziert?«, fragte Mr High.
»Einen Augenblick, Phil durchsucht gerade seine Kleidung«, antwortete ich.
Phil fand die Brieftasche des Mannes, öffnete sie und schaute mich ernst an. »Das ist Frank Brown, der Sohn von Alfonso Brown.«
Mein Hals schnürte sich zu. Verdammt, das bedeutete Ärger.
»Wer ist es?«, fragte Mr High, der Phil wohl nicht gehört hatte.
»Frank Brown«, antwortete ich. »Der Sohn des Mafia-Bosses Alfonso Brown!«
Mr High schwieg einen Augenblick. Er wusste ebenso gut wie ich, dass das Ärger bedeuten würde. Die Brown-Familie war eine der letzten italienischer Abstammung, die in New York ihr Unwesen trieb. Sie hatten ihre ursprünglichen Geschäftsfelder der Prostitution, des Glücksspiels und des Drogenhandels inzwischen heruntergefahren und verdienten viel Geld mit Grundstücksspekulationen. Offiziell handelte es sich um ehrbare Immobilienmakler, die allerdings auch vor Körperverletzung und Mord nicht zurückschreckten, um ihre Ziele zu erreichen. Dazu beschäftigten sie eine Reihe von Schlägern und Hitmen.
»Ich schicke Joe und Les vorbei, sie sollen den Vorfall untersuchen«, sagte Mr High. »Bleiben Sie vor Ort und warten Sie auf sie. Danach sollten Sie ins Field Office kommen. Dort können Sie Ihren Bericht erstellen, ebenso Phil.«
»Wird erledigt, Sir«, bestätigte ich.
»Das wird bestimmt Ärger geben«, meinte Phil. »Alfonso Brown ist nicht gerade für sein Verständnis berühmt.«
»Ja, er wird das sicher nicht einfach auf sich beruhen lassen«, stimmte ich Phil zu. »Sobald das hier bekannt wird, muss ich auf der Hut sein. Die Tatsache, dass ich für das FBI arbeite, wird ihn in diesem speziellen Fall nicht davon abhalten, seine Bluthunde auf mich zu hetzen.«
Phil schaute nachdenklich drein. »Vielleicht wäre es besser, wenn du erst einmal ein paar Tage von der Straße verschwindest.«
»Das werde ich wohl müssen«, erwiderte ich. »Wobei mir das nicht gefällt. Ich habe keine Lust, irgendwo herumzusitzen und darauf zu warten, dass ich mir von irgendeinem Hitman eine Kugel einfange. Es wäre sicher besser, in die Offensive zu gehen.«
»Sicher, aber dazu brauchen wir einen Plan«, sagte Phil. »Und den sollten wir in Ruhe ausarbeiten können. Aber wie auch immer, was hat Mister High gesagt?«
»Joe und Les übernehmen die Ermittlungen und wir sollen ins Field Office fahren«, antwortete ich. »Mann, ich hatte schon so ein komisches Gefühl, als ich den Kerl zum ersten Mal im Club gesehen habe.«
»Das wird schon«, versuchte Phil mich zu beruhigen. »Die Frau macht ihre Aussage, wir finden das Betäubungsmittel in ihrem Blut und vielleicht auch in seiner Tasche, die Crime Scene Unit bestätigt deine Aussage und peng – alles klar. Dann nehmen wir uns Alfonso Brown vor.«
Ich nickte, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass es nicht so einfach laufen würde. Gerade hatte ich einen Mann erschossen, aus Notwehr zwar, aber das Resultat war dasselbe. Er war tot. Auch wenn er der Sohn eines Mafia-Bosses war. Frank Brown war durch einen dummen Zufall gestorben, eigentlich, weil er meinem Warnschuss ausweichen wollte.
Es dauerte nicht lange, bis der Rettungswagen kam. Phil notierte sich den Namen der bewusstlosen Frau – Mariah Pertrano. Dann wurde sie vom Rettungsarzt versorgt und in den Wagen gebracht, der sie in das nächste Krankenhaus fahren würde.
»Sie sollte Polizeischutz haben«, sagte ich zu Phil. »Es könnte sein, dass die Familie Brown nicht will, dass sie etwas Negatives über Frank Brown aussagt.«
»Darum kümmere ich mich schon«, versprach Phil und nahm sein Handy heraus, mit dem er Mr High den Namen des Krankenhauses mitteilte, in das Miss Pertrano gebracht wurde.
Mr High hatte bereits den gleichen Gedanken gehabt wie ich und zwei Agents abgestellt, die sich um den Schutz der jungen Frau kümmern würden.
»Dann sollten wir jetzt auf Joe, Les und die Crime Scene Unit warten«, sagte Phil.
Ich schaute ihn an. »Hast du von deinem Platz im Club Frank Brown und Miss Pertrano sehen können?«
Er schüttelte den Kopf. »Nein, leider nicht. Entsprechend kann ich dazu nichts sagen. Gab es im Club jemanden, der es gesehen haben könnte?«
»Eine der Kellnerinnen«, erinnerte ich mich. »Ihr ist wohl aufgefallen, dass es Miss Pertrano schlecht ging, als sie mit Brown den Club verlassen hat – sie sollte auf jeden Fall befragt werden. Sonst wüsste ich niemanden.«
Phil nickte. »Gut, wir sagen Joe und Les Bescheid, damit sie sich darum kümmern können. Hoffentlich brauchen sie nicht zu lange.«
»Ja, hoffentlich«, sagte ich.
***
Als Erstes traf das Team der Crime Scene Unit ein. Es wurde von Dr. Hammertson geleitet, einem älteren Pathologen, der erst vor ein paar Monaten von Boston nach New York versetzt worden war. Für seine fast sechzig Jahre war er körperlich gut drauf, was aber nicht unbedingt für seine geistige Einstellung galt. Phil und er hatten sich schon einmal in die Haare gekriegt, weil sie bezüglich des Vorgehens bei einem Mordfall nicht einer Meinung waren.
»Irgendwie scheinen wir heute eine kleine Pechsträhne zu haben«, meinte Phil. »Warum muss denn ausgerechnet der hier auftauchen?«
»Ganz ruhig«, sagte ich. »Lass uns professionell bleiben, dann läuft das schon.«
Phil verzog das Gesicht. »Da bin ich mir nicht so sicher.«
Dr. Hammertson kam auf uns zu und unterdrückte ein Gähnen. »Hallo, was ist denn hier los? Es soll eine Leiche geben. Haben Sie die Tat beobachtet?«
»Beobachtet ist nicht der richtige Ausdruck«, erwiderte ich. »Ich war derjenige, der geschossen hat.«
»Oh«, sagte Dr. Hammertson überrascht und schaute in Richtung der Leiche. »Ich hoffe, er war einer von den Bösen.«
»Auf jeden Fall hatte er eine Waffe, mit der er vorher auf Jerry geschossen hat«, mischte sich Phil ein.
»So, so«, sagte Dr. Hammertson. »Das werden wir untersuchen. Wenn der Mann geschossen hat, werden wir das bestätigen können.«
»Wieso wenn?«, fragte Phil leicht aufgebracht.
Dr. Hammertson schaute ihn vorwurfsvoll an. »Ich bin nicht hier, um Aussagen aufzunehmen, sondern um zu rekonstruieren, was geschehen ist.«
»Schon in Ordnung«, sagte ich ruhig und fasste Phils Arm, um ihn zu beruhigen. »Machen Sie Ihren Job genauso, wie es nötig ist. Mein Partner wollte Ihnen nur helfend unter die Arme greifen. Wenn Sie wollen, schildere ich Ihnen, was geschehen ist, und Sie können das mit Ihren Untersuchungen vergleichen.«
Dr. Hammertson warf Phil einen strafenden Blick zu, schaute dann mich an und erwiderte: »Gut, warum nicht, erzählen Sie mal Ihre Version dessen, was sich hier abgespielt hat.«
Ich schilderte ihm, was geschehen war, wo ich gestanden hatte und all das, und er hörte aufmerksam zu.
Als ich damit fertig war, sagte er: »Danke für Ihre ausführliche Darlegung, wir werden uns jetzt an die Arbeit machen – es wäre besser, wenn Sie das Gelände verlassen, um hier nichts mehr zu kontaminieren.«
»Wir sind schon weg«, sagte Phil, packte mich und wir verließen den Bereich.
»Hoffentlich macht er seinen Job gut«, sagte Phil, als wir außerhalb des Parkplatzes und außer Hörweite waren. »Nicht, dass du aufgrund eines Fehlers der Crime Scene Unit Probleme bekommst.«
»Er ist zwar nicht gerade unser Freund, aber was man so über ihn hört, soll er ziemlich gründlich sein«, sagte ich. »Vertrauen wir also darauf, dass alles gut läuft.«
Wir warteten noch gut eine Viertelstunde, dann erschienen Joe und Les. Sie parkten ihren Wagen direkt neben uns und stiegen aus.
Joe machte ein grimmiges Gesicht. »Agent Cotton, Sie sind verhaftet!«
Ich schaute ihn ungläubig an und sah dann, dass er lächelte. »Sorry, das konnte ich mir nicht verkneifen.«
»Im Moment sind wir nicht zu Späßen aufgelegt«, sagte Phil ernst.
»Ist ja gut«, entschuldigte Joe sich. »Mister High hat uns ein kurzes Briefing gegeben und gesagt, dass wir den Tod von Frank Brown untersuchen sollen. Du hast ihn erwischt, Jerry?«
Ich nickte und erzählte den beiden, was vorgefallen war.
Les schaute sich um. »Nicht viel los hier, schwer zu sagen, ob jemand was gesehen hat. Du hast niemanden bemerkt?«
»Nein, niemanden«, antwortete ich und schüttelte den Kopf.
»Gut, dann werden wir sehen, was mit der Leiche ist und anschließend im Devil’s Inn nachfragen, wäre gut, wenn du uns die Kellnerin zeigen könntest, damit wir die richtige befragen.«
»Kein Problem«, sagte ich.
»Okay, dann bis gleich«, sagte Les und ging zusammen mit Joe zu Dr. Hammertson.
Als sie zurückkamen, begleitete ich sie ins Devil’s Inn , wo ich ihnen die Kellnerin, die Frank Brown und Mariah Pertrano beim Gehen angesprochen hatte, zeigte. Danach ging ich wieder ins Freie, wo Phil auf mich wartete.
»Wollen wir?«, fragte er.
Ich nickte. »Ja, fahren wir los!«
Wir gingen zu dem Wagen, den uns die Fahrbereitschaft zur Verfügung gestellt hatte, und fuhren los. Da die Straßen recht leer waren, erreichten wir das FBI Field Office relativ schnell.
***
Als wir Mr Highs Büro erreicht hatten, trafen wir Helen, die noch arbeitete.
Sie schaute mich mitfühlend an. »Guten Abend, ihr seht etwas mitgenommen aus.«
»Das gehört teilweise zu unserem Undercover-Job«, erwiderte Phil.
»Und liegt teilweise an dem, was heute alles schiefgegangen ist«, fügte ich hinzu.
»Habe schon davon gehört«, sagte Helen. »Er ist in seinem Büro und wartet auf euch.«
»Dann wollen wir ihn besser nicht länger warten lassen«, sagte ich und klopfte an der Tür zum Büro unseres Chefs.
Wir traten ein und Mr High schaute uns mit ernster Miene an. Er machte sich Sorgen, das war unverkennbar.
»Guten Abend, Sir«, sagte ich.
»Guten Abend, nehmen Sie bitte Platz. Einen Moment noch«, erwiderte er und wandte seinen Blick wieder dem Bildschirm seines Computers zu.
Wir setzten uns und warteten, bis er mit seiner Arbeit fertig war.
»Die Observierung musste also unterbrochen werden«, sagte er schließlich. »Hat der Kurier etwas gemerkt? Gab es irgendwelche Hinweise darauf?«
»Bisher sieht es nicht so aus«, antwortete Phil.
Mr High nickte. »Gut, wir werden die Observierung von zwei anderen Agents fortsetzen lassen. Das zu diesem Fall. Die dringendere Situation betrifft Frank Brown und seinen Vater beziehungsweise die Reaktion, die wir von ihm zu erwarten haben.«
»Ich habe Jerry schon vorgeschlagen, sich in Schutzhaft zu begeben«, sagte Phil. »Aber er hat sich natürlich geweigert.«
»Verstecken ist nicht mein Weg, mit einer solchen Situation umzugehen«, erklärte ich. »Das bedeutet nicht, dass ich als Zielscheibe herumlaufen will, aber untertauchen werde ich auch nicht. Brown hat das Feuer eröffnet, auf einen FBI-Agent, und musste die Konsequenzen tragen. Es war nicht meine Absicht, ihn zu töten, aber es ist leider geschehen.«
»Das ist das Risiko, das jeder eingeht, der eine Waffe trägt und sie benutzt«, sagte Phil. »Wir gehen dieses Risiko jeden verdammten Tag ein. Ich bin froh, dass es Brown erwischt hat und nicht Jerry.«
»Das bin ich auch«, stimmte Mr High zu. »Das Problem ist nur, dass einige versuchen könnten, die Tatsachen zu verdrehen, vor allem natürlich die Brown-Familie. Daher sollten wir bei der Behandlung des Falles mit äußerster Gründlichkeit vorgehen. Das schließt die Untersuchung der Crime Scene Unit mit ein, die bereits im Gange ist. Wir werden auch Miss Pertrano untersuchen und ihre Aussage aufnehmen. Joe und Les haben die Anweisung, die Aussagen möglicher Zeugen aufzunehmen. Gab es am Tatort oder in der Nähe Videoüberwachung?«
»Auf dem Parkplatz ist uns nichts Derartiges aufgefallen«, antwortete Phil. »Vielleicht im Club.«
Mr High nickte. »Wie gesagt, darum werden sich Joe und Les kümmern. Die andere Priorität ist Jerrys Sicherheit. Ich werde zwei Agents abstellen, die in der Nähe Ihres Apartments Stellung beziehen werden – falls Brown ungebetene Gäste schickt.«
»Nichts dagegen einzuwenden«, sagte ich. »Wobei es sicher noch ein paar Stunden dauern wird, bis er reagiert.«
»Wahrscheinlich«, sagte Mr High und klang besorgt. »Wir sollten dennoch kein Risiko eingehen. Die Agents sind bereits vor Ort. Darüber hinaus sollten Sie für die nächsten Tage auf den Jaguar verzichten, er ist zu auffällig. Ich gehe gerade die Informationen, die wir über Alfonso Brown vorliegen haben, durch. Er ist ein ziemlich emotionaler Mensch und nicht gerade zimperlich. Während er seine Kinder einerseits hart anpackt, so vergöttert er sie auf der anderen Seite auch. Für mich ist klar, dass er Rache für den Tod seines Sohnes nehmen wollen wird, keine Frage. Und dabei wird er sich nicht auf das Gesetz verlassen, sondern die Angelegenheit selbst in die Hand nehmen.«
»Darauf werde ich vorbereitet sein«, sagte ich ernst.
Wir besprachen noch ein paar weniger relevante Details, dann verließ ich zusammen mit Phil das Büro.
»Ich denke, ich bringe dich nach Hause und werde dann Joe und Les helfen«, sagte Phil. »Sechs Augen sehen mehr als vier. Aber zuerst fahren wir zu dir. Wir können den Wagen nehmen, den uns die Fahrbereitschaft für die Observation zur Verfügung gestellt hat. Ich glaube nicht, dass den jemand gesehen hat.«
»Mir ist niemand aufgefallen«, stimmte ich Phil zu.
Wir gingen kurz in unserem Büro vorbei, dann von dort aus in Richtung Tiefgarage, wo wir den Wagen geparkt hatten. Unterwegs trafen wir Sarah Hunter.
»Hallo, Jerry, hallo, Phil«, grüßte sie uns und schaute mich mit sorgenvollem Blick an. »Ich habe das mit Brown gehört.«
»Spricht sich aber schnell herum«, sagte ich.
»Ja, so eine Nachricht verbreitet sich schnell«, erwiderte sie. »Wird nicht lange dauern, bis Alfonso Brown reagieren wird. Bis du vorbereitet?«
Ich nickte. »Ja, so gut es den Umständen entsprechend geht. Mach dir keine Sorgen, wir haben schon schlimmere Sachen überlebt.«
Sie zwang sich zu lächeln. »Ja, das haben wir. Pass trotzdem auf dich auf!«
Sie klopfte mir auf die Schulter, dann gingen wir weiter. Ich drehte mich noch mal um und sah, dass sie mir nachsah. Ja, sie machte sich wirklich Sorgen.
»Wenn hier alle Bescheid wissen, dann weiß es Alfonso Brown inzwischen bestimmt auch«, meinte Phil. »Wir sollten uns beeilen.«
Als wir kurz darauf die Tiefgarage erreicht hatten, stiegen wir sofort in den Wagen und fuhren los. Wie üblich saß ich am Steuer. Die nächsten Stunden und Tage würden hart werden, das war mir klar. Ich unterdrückte das aufkommende Gefühl von Unruhe und fuhr weiter.
***
Alfonso Brown saß seit fast einer Stunde in seinem Büro, das sich auf der ersten Etage seines Hauses auf Staten Island befand. Er saß unruhig in seinem Lederstuhl und wartete … wartete auf eine Bestätigung der Nachricht, die er vor gut einer Stunde erhalten hatte: Sein Sohn, Frank, sollte tot sein. Erschossen. Alfonso Brown konnte es nicht fassen, nicht glauben. Wer konnte so verrückt sein, seinem Sohn etwas anzutun?
Während er unterschwellige Trauer fühlte, dominierte eine andere Emotion sein Wesen – Zorn! Wie eine Bombe, die darauf wartete zu explodieren, saß er da, rührte sich kaum und dachte nach. Bisher war die Informationslage zu dünn gewesen, als dass er ein Ziel, ein Ventil für seinen Zorn hätte auswählen können.
Es klopfte an der Tür zu seinem Büro. Ein eher schmächtiger Mann trat ein. Er schaute Brown kurz an, senkte dann aber seinen Blick. Er kannte seinen Boss und wusste, dass er in seinem derzeitigen Zustand unberechenbar war.
»Also, Michael, was ist los? Stimmt es, dass mein Sohn tot ist? Was ist passiert?«, stieß Brown grollend aus.
Michael Duisser, Sekretär von Brown, blieb in sicherem Abstand stehen. »Es ist wahr, Frank ist tot. Er wurde erschossen. Angeblich, als er versuchte, eine Frau zu vergewaltigen.«
Brown erhob sich und schritt langsam auf Duisser zu. »Vergewaltigen? Mein Sohn? So etwas hatte Frank nicht nötig. Lüge! Wer war es, wer hat meinem Frank das angetan?«
»Ein FBI-Agent namens Jerry Cotton«, antwortet Duisser. »Er hat Frank beobachtet und ihn aufhalten wollen. Frank hat dann wohl seine Waffe gezogen und …«
»In diesem Land hat jeder das Recht, sich zu verteidigen«, grollte Brown. »Amerika ist ein freies Land, das Land der Mutigen und Tapferen. Und mein Sohn war mutig und tapfer, nicht wahr, Michael?«
»Ja, ja, das war er«, beeilte sich Duisser zuzustimmen, während seine Stimme ängstlich zitterte.
»Jerry Cotton«, wiederholte Brown verächtlich. Er stand auf und trat auf Duisser zu. »Ich will, dass dieser Mann gefunden wird und dann … dann soll er leiden, Angst erleiden, und genau das fühlen, was Frank gefühlt hat. Hast du das verstanden?«
»Ja, absolut«, bestätigte Duisser und wich dem Blick Browns aus.
Der musterte seinen Mitarbeiter genau und sah in ihm plötzlich ein Ventil für seine Wut. Ohne Ankündigung schlug er zu, traf Duisser im Bauch, worauf dieser zu Boden ging und sich vor Schmerzen krümmte. Aber Brown hörte nicht auf. Er trat nach Duisser, immer und immer wieder, so lange, bis die Schreie des Mannes auf dem Boden verstummt waren.
Ja, das hatte gut getan, aber das Gefühl würde nur von kurzer Dauer sein. Brown wollte mehr, er wollte Rache: Er wollte den Tod von Jerry Cotton!
***
»Schlaf dich erst mal aus«, sagte Phil. »Ich rufe dich am Morgen an.«
»Ja, danke«, sagte ich und stieg aus.
Phil verließ das Auto ebenfalls und setzte sich auf den Fahrersitz. Er winkte mir zu und wartete, bis ich im Haus war, dann fuhr er los.
Der Doorman musterte mich überrascht. »Guten Abend, Mister Cotton. Heute ohne Wagen unterwegs?«
»Ein Freund hat mich gebracht«, sagte ich. »Falls irgendjemand nach mir fragt, geben Sie mir bitte Bescheid, okay? Es könnte sein, dass in der nächsten Zeit ein paar Anfragen kommen.«
»Gibt es Ärger?«, fragte der Doorman und musterte mich genau.
»Könnte sein«, antwortete ich. »Passen Sie gut auf und informieren Sie mich oder die Kontaktnummer des FBI, wenn Sie etwas bemerkten, das Ihnen verdächtig erscheint.«
»Natürlich, Sir«, antwortete er aus seiner verglasten Kabine heraus.
Ich ging zum Fahrstuhl und wartete. Fahrstühle – potenzielle Todesfallen, aus denen es kein Entrinnen gab. Nein, es war besser, die Treppe zu nehmen. Ein wenig sportliche Betätigung würde mir ohnehin gut tun und mir helfen, einen klareren Kopf zu bekommen.
Ich ging ins Treppenhaus und dort mit großen Schritten nach oben. Es machte mir nicht viel aus, mein Puls erhöhte sich kaum merklich.
Oben angekommen hielt ich einen Moment lang inne und lauschte. Es war wenig zu hören, irgendwo lief ein Fernseher. Kein Hinweis darauf, dass mich jemand erwartete. Ich blieb trotzdem vorsichtig. Bereit, meine Waffe zu ziehen, öffnete ich die Tür vom Treppenhaus zum Flur und schaute mich um. Es war niemand zu sehen.
Vor meiner Wohnungstür angekommen zog ich meine Pistole, stellte mich neben die Tür und öffnete sie mit dem Schlüssel. Auch hier passierte nichts. Vorsichtshalber durchsuchte ich die Zimmer, zog die Vorhänge zu und machte nur ein paar wenige Lampen an, sodass mein Schatten von draußen nicht zu sehen war.
Normalerweise fühlte ich mich in meiner Wohnung sicher, doch an diesem Abend war das anders. Auch wenn mir meine Vernunft sagte, dass ich zumindest in dieser Nacht nichts zu befürchten hatte, blieb mein Adrenalinspiegel höher als sonst. Als ich schließlich zu Bett ging, ließ ich meine Waffe griffbereit liegen.
Ich versuchte einzuschlafen, lag aber sicher noch eine halbe Stunde lang wach. Dann, als ich es gerade geschafft hatte, riss mich das Klingeln meines Handys aus dem Schlaf. Blitzschnell griff ich danach und schaute auf das Display. Eine unbekannte Nummer. Wer konnte das sein? Um die Zeit?
»Hallo?«, sagte ich, ohne mich mit Namen zu melden.
»Hallo? Mehr haben Sie nicht zu sagen?«, ertönte die Stimme eines älteren Mannes.
»Wer ist da?«, fragte ich.
»Das werden Sie noch früh genug erfahren«, sagte der Mann. »Sie haben heute einen Fehler begangen, einen schweren Fehler. Sie wissen genau, was ich meine. Das wird nicht ohne Folgen bleiben, das sollte Ihnen klar sein. Ich an Ihrer Stelle würde mich in irgendein stinkendes Loch verkriechen und nie wieder herauskommen. Aber auch das würde Ihnen nichts nützen, weil ich Sie finden werde. Ich werde Sie finden, und wenn es das Letzte ist, was ich tue.«
Konnte er es sein? Alfonso Brown? Ich kannte ihn nicht persönlich und auch seine Stimme nicht. Damit, dass er selbst anrufen würde, hatte ich nicht gerechnet. Sollte ich mich entschuldigen? Nein, das würde er als Zeichen von Schwäche auslegen. Und sicher würde es ihn nicht von dem abbringen, was er vorhatte. Aber vielleicht könnte ich ihn dazu bringen, mit seinen Drohungen konkreter zu werden, damit wir etwas gegen ihn in der Hand hatten.
»Was genau wollen Sie mir damit sagen?«, fragte ich.
»Das wissen Sie genau«, erwiderte er. »Sie wissen, wer ich bin und was ich tun werde. Mehr muss ich nicht dazu sagen.«
Ohne mir die Möglichkeit zu geben, noch etwas zu sagen, beendete er das Gespräch.
»Na prima, dann weiß ich wenigstens, dass du Bescheid weißt«, sagte ich zu mir selbst.
***
Am nächsten Morgen erwachte ich zur üblichen Zeit. Diese Gewohnheit war schwer abzulegen. Vielleicht würde ich länger schlafen können, wenn ich ein paar Tage oder Wochen Urlaub hätte und nicht ins Büro musste.
Ich duschte kurz und bereitete mir dann ein ausgiebiges Frühstück zu. Mit Phil hatte ich abgemacht, dass wir uns nicht wie üblich treffen, sondern erst telefonieren würden. Tatsächlich klingelte mein Handy, als ich gerade mit dem Frühstück fertig war.
»Guten Morgen«, meldete sich Phil. »Und, wie geht es dir?«
»Den Umständen entsprechend nicht schlecht«, sagte ich. »Gestern Nacht habe ich einen Anruf bekommen – ich glaube, es war Brown.«
»Alfonso Brown?«, entgegnete Phil überrascht. »Was wollte der denn?«
»Dreimal darfst du raten«, antwortete ich. »Er war nicht sehr freundlich und hat mir gedroht.«
»Die Aufzeichnung des Gesprächs besorgen wir uns, dann haben wir was gegen ihn in der Hand«, sagte Phil. »Einen FBI-Agent zu bedrohen, damit könnten wir ihn ein paar Tage aus dem Verkehr ziehen.«
»Das bringt doch nichts«, dämpfte ich Phils Enthusiasmus. »Er hat nicht konkret gesagt, dass er mich töten will, er hat es nur nett umschrieben. Und wenn wir ihn dafür festnehmen, hetzt er uns seine Anwälte auf den Hals und ist ein paar Stunden später wieder frei.«
»Nett umschrieben?«, stieß Phil aus. »Mann, meinst du nicht, dass du das etwas zu locker nimmst?«
»Ist halt mein Galgenhumor«, sagte ich. »Aber nein, im Ernst, die Aufzeichnung könnte uns vielleicht nützlich sein, aber nicht allein, wir brauchen mehr, um ihm das Handwerk zu legen. Ich habe mir ein paar Gedanken gemacht. Die einzige Chance besteht darin, ihn aus dem Verkehr zu ziehen, und zwar komplett. Er ist ein Gangster, das wissen wir. Jetzt müssen wir es nur noch beweisen, dann können wir ihn verhaften.«
»Das wurde schon mehrfach versucht, aber er hat seinen Kopf immer wieder aus der Schlinge ziehen können«, meinte Phil. »Wieso glaubst du, dass wir schaffen, was unsere Kollegen von der Abteilung für organisiertes Verbrechen nicht geschafft haben?«
»Weil wir motivierter sind«, antwortete ich. »Hinzu kommt, dass Brown in die Situation emotional verwickelt ist. Und er will Rache. Das kann ihn dazu verleiten, Fehler zu machen.«
»Hört sich gut an«, meinte Phil. »Fragt sich nur, ob es sich in der Praxis auch so verhält.«
»Das werden wir sehen«, sagte ich. »Wie lief es mit den Ermittlungen? Habt ihr ein paar Zeugen gefunden, die etwas gesehen haben?«
»Dazu sollte ich dir eigentlich nichts sagen, aber da wir nicht wirklich was herausgefunden haben, kann ich ja auch nichts sagen. Es gibt niemanden, der deine Version bestätigen könnte. Das Einzige, was wir haben, ist die Aussage einer Kellnerin, die mit deiner übereinstimmt, und eine Videoaufzeichnung, wie Frank Brown mit seiner schwankenden Begleiterin den Club verlässt.«
»Und was ist mit Miss Pertrano?«, fragte ich.
»Die muss noch befragt werden«, antwortete Phil. »Darum werden sich Joe und Les im Laufe des Vormittags kümmern. Die beiden waren ziemlich lange unterwegs, um potenzielle Zeugen zu finden. Ich bin schon um vier im Bett gewesen, da waren die beiden noch auf den Beinen.«
»Danke«, sagte ich.
»Ach, ist ja selbstverständlich«, gab Phil zurück. »In dieser Angelegenheit steht das FBI geschlossen hinter dir. Du musst nur lange genug aus der Schusslinie bleiben, dann regeln wir das.«
»Netter Vorschlag«, erwiderte ich. »Aber du weißt, dass mir das nicht liegt. Auch wenn ein taktischer Rückzug manchmal sinnvoll sein mag, in diesem Fall werde ich nicht einfach rumsitzen und warten, bis ihr ihn erwischt oder er mich. Der Anruf gestern war eine Kriegserklärung, an mich und in gewisser Weise auch an das FBI. Ich weiß nicht, ob er bei mir Halt machen wird. Was, wenn er mich erwischt und nicht wirklich Genugtuung empfindet? Wer ist dann als Nächster dran? Nein, ich will aktiv daran mitarbeiten, den Kerl hinter Gitter zu bringen.«
»Gut, dann bleib vorerst zu Hause, ich fahre ins Büro und melde mich später wieder«, sagte Phil. »Oder soll ich dich abholen?«
»Nicht nötig, ich finde schon einen unauffälligen fahrbaren Untersatz«, sagte ich und beendete das Gespräch.
Vielleicht hatte Phil recht, vielleicht sollte ich Brown den Kollegen überlassen. Aber ganz ehrlich, das konnte ich einfach nicht. Ich wollte mich persönlich um ihn kümmern.
***
Die massive braune Holztür zum Büro von Alfonso Brown öffnete sich und eine attraktive junge Frau trat ein. Sie hatte mittellange, pechschwarze Haare, die in starkem Kontrast zu ihrer zarten, hellen Haut standen. Die zierlichen Züge von Nase und Lippen unterstrichen ihr gutes Aussehen, und man hätte sie einfach für eine normale, schöne junge Frau halten können, wären da nicht die Augen gewesen, die ab und zu gefährlich funkelten.
Sie trug ein kurzes schwarzes Kleid, das ihre schlanken weiblichen Formen gut betonte. Sie ging mit kleinen Schritten auf den Gangsterboss zu und blieb vor seinem Schreibtisch stehen.
Er schaute auf. »Und? Ist alles erledigt? So, wie ich es aufgetragen habe?«
Sie nickte dezent. »Ja, alles klar. War nicht besonders schwer. Die Hampelmänner vom FBI werden sich wundern.«
»Das ist gut«, sagte Brown. »Sehr gut.«
Die junge Frau ging um den Schreibtisch herum und setzte sich auf Browns Schoß, woraufhin sie den alten Mann mit traurigem Blick anschaute. »Es tut mir so leid, was mit Frank geschehen ist. Wenn ich bei ihm gewesen wäre, dann wäre das sicher nicht passiert. Ich hätte ihn beschützt!«
Tränen liefen ihr die Wangen herunter.
»Mach dir keine Vorwürfe, Schatz«, sagte Brown und strich ihr zärtlich übers Haar. »Frank hatte schon immer zu viel Temperament, hat schon immer vorschnell gehandelt und hat nie richtig auf sich achtgegeben. Meistens habe ich ihn aus den Schwierigkeiten, in die er sich damit gebracht hat, herausholen können, doch diesmal ist er offensichtlich an den Falschen geraten. Aber wie auch immer, wir werden unsere Rache bekommen.«
»Sicher, Daddy, das werden wir«, sagte Theresa Brown. »Und du hast ja immer noch mich. Ich werde dafür sorgen, dass der Mann, der Frank getötet hat, es für alle Ewigkeit bereuen wird.«
***
Nach Phils Anruf kontaktierte ich die beiden Agents, die vor dem Haus Wache schoben. Zwei altgediente Agents, die ihren Job beherrschten. Sie hatten bisher nichts Ungewöhnliches beobachtet. Anscheinend hatte Brown noch niemanden zu meiner Wohnung geschickt. Aber das war sicher nur eine Frage der Zeit.
Ich nahm mir ein Buch, merkte aber, wie ich langsam unruhig wurde. Einfach herumzusitzen entsprach einfach nicht meinem Naturell.
Als das Handy klingelte, sprang ich sofort auf und ging dran. Es war Mr High.
»Guten Morgen, Sir«, begrüßte ich ihn.
»Guten Morgen, Jerry«, sagte er. »Und? Kommen Sie mit der Situation gut klar?«
»Es geht, Sir, ich würde lieber aktiv sein, statt hier herumzusitzen«, erwiderte ich.
Mr High räusperte sich. »Gerade ist ein Inspector aus Washington eingetroffen, Joann Miller. Sie würde sich gern persönlich mit Ihnen unterhalten. Können Sie vorbeikommen, ohne Ihre Sicherheit zu sehr zu gefährden? Ich könnte einen Wagen schicken, um Sie abholen zu lassen.«
»Nein, kein Problem, ich weiß schon, wie ich das Haus verlassen kann, ohne dass es auffällt«, sagte ich. »Muss mich nur eben fertig machen und fahre dann los. Wird entsprechend etwas dauern.«
»Kein Problem, ich sage ihr, dass Sie sich gleich auf den Weg machen«, sagte Mr High und beendete das Gespräch.
Eine interne Ermittlerin aus Washington. Damit hatte ich nicht gerechnet. Offenbar maß man der Angelegenheit mehr Wichtigkeit bei, als ich gedacht hätte. Es hatte Vorteile, wenn sich jemand um die Ermittlungen kümmerte, der nicht aus New York war, man konnte ihm nicht vorwerfen, befangen zu sein. Doch gab es natürlich auch Nachteile. Noch hatte ich keine Ahnung, was mich erwarten würde. Den Namen Joann Miller hatte ich noch nie gehört.
Ich machte mich fertig und verließ mein Apartment. Anschließend klingelte ich bei einer Nachbarin, die auf der gleichen Etage wohnte wie ich, eine ältere Dame, die hier zusammen mit einem kleinen Hund lebte, den sie über alles vergötterte. Ich hatte ihr schon ein paar Mal geholfen und sie hatte mir gesagt, dass ich etwas bei ihr gut hätte. Das passte gut, denn ich hatte vor, sie um einen Gefallen zu bitten.
»Guten Morgen, Miss Vegas«, grüßte ich sie, als sie die Wohnungstür öffnete.
Sie lächelte mich an. »Hallo, Mister Cotton, schön, Sie zu sehen. Was kann ich für Sie tun?«
»Sie fahren doch einen kleinen Mini?«, erwiderte ich.
Sie nickte. »Ja, der steht unten in der Garage. Aber eigentlich fahre ich ihn nicht mehr so oft. Ist zwar ein schönes, schnuckeliges Auto, aber selbst fahren ist nicht mehr meine Sache, das mache ich nur noch, wenn es unbedingt sein muss. In der Regel nehme ich die U-Bahn, das ist einfacher.«
»Ja, das hatten Sie mir mal erzählt«, sagte ich. »Daher auch meine Bitte an Sie: Könnte ich mir Ihren Wagen ausleihen? Meinen kann ich gerade nicht benutzen und ich habe nur in der Stadt zu tun, da dachte ich, der flinke Mini von Miss Vegas wäre genau richtig.«
Sie lächelte. »Aber natürlich, Mister Cotton, sehr gern. Ich weiß, dass der Wagen bei Ihnen in guten Händen ist. Schließlich haben Sie ja nicht vor, damit Gangster zu jagen, oder?«
»Nein, das ist nicht der Plan«, entgegnete ich.
»Einen Moment, ich hole eben den Schlüssel«, sagte sie, verschwand mit langsamen Schritten in ihrem Apartment und kam eine gefühlte Ewigkeit später wieder. »So, da ist er. Viel Spaß mit meinem kleinen Liebling, ich glaube, er ist fast vollgetankt, sollte also kein Problem sein, wenn Sie nur in der Stadt unterwegs sind.«
»Vielen Dank«, sagte ich und schnappte mir den Schlüssel. »Ich werde gut auf ihn aufpassen.«
Auf dem Weg nach unten über das Treppenhaus begegnete mir niemand. Auch die Tiefgarage war menschenleer. Der Mini von Miss Vegas stand nur ein paar Meter von meinem Jaguar entfernt. Als ich in den kleinen Wagen einstieg, vermisste ich meine Luxuskarosse, wobei der Mini größer war, als ich erwartet hatte. Auch hatte der Motor viel mehr Power, als ich es ihm zugetraut hätte.
Auf der Straße angekommen schaute ich mich um und fuhr weiter. Abgesehen vom Wagen der FBI-Agents war nichts Auffälliges zu sehen. Browns Männer hielten sich offenbar noch zurück oder verfolgten eine andere Taktik, um mich zu erledigen.
Ich reihte mich in den Verkehr ein und hielt mich an die Geschwindigkeitsbegrenzungen, wobei ich einen anderen Weg als üblich wählte. Der kleine Wagen war fix und wendig, ich musste mich ein wenig an sein Fahrverhalten gewöhnen.
***
Als ich das FBI Field Office erreicht hatte, stellte ich den Mini in der Tiefgarage ab und ging auf direktem Wege zum Büro von Mr High. Helen begrüßte mich, wobei sie ein wenig besorgt schien.
»Nimm das mit Brown nicht so ernst, das kriegen wir schon hin«, sagte ich. »Da habe ich schon ganz andere Sachen überlebt.«
»Ich mache mir keine Sorgen wegen Brown«, erwiderte sie. »Na ja, eigentlich schon. Aber im Moment beschäftigt mich eher dieser Inspector aus Washington. Ich weiß nicht genau, aber irgendwie ist sie mir unsympathisch. Vielleicht, weil ich das Gefühl habe, dass Sie dich auf dem Kieker hat.«
»Mich?«, fragte ich erstaunt. »Hat sie etwas in der Art gesagt?«
Helen schüttelte den Kopf. »Nein, nicht direkt. Aber als sie deinen Namen erwähnte, da hatte ich ein merkwürdiges, unangenehmes Gefühl. Seid ihr euch schon mal über den Weg gelaufen?«
»Nicht, dass ich wüsste«, antwortete ich. »Aber wer weiß, vielleicht haben sich unsere Wege schon mal gekreuzt, ohne dass ich es gemerkt habe. Danke für den Hinweis. Ist sie noch bei Mister High im Büro?«
»Nein, sie wartet in eurem Büro«, antwortete Helen. »Hat darauf bestanden, dort Zugang zu bekommen. Na ja, sie hat ja die Befugnis dazu. Du sollst zu ihr kommen, wenn du da bist, das soll ich dir ausrichten.«
»Na denn, auf in die Höhle des Löwen«, sagte ich und ging zum Büro.
Die Tür war verschlossen. Ich öffnete sie und trat ein. Wie von Helen angekündigt, saß Joann Miller dort, an meinem Schreibtisch, auf meinem Platz.
Sie schaute auf und musterte mich ein wenig herablassend. »Ah, Agent Cotton. Klopfen Sie nie an, wenn Sie irgendwo eintreten?«
»Nicht, wenn es mein Büro ist«, erwiderte ich schlagfertig. »Inspector Miller, nehme ich an.«
»So ist es«, antwortete sie und stand auf. »Kommen Sie doch rein – in Ihr Büro!«
Sie war nicht sehr groß, etwa einen Kopf kleiner als ich, aber ihr Blick war eiskalt. Trotz ihrer eher zarten Statur war mir sofort klar, dass ich es hier mit jemandem zu tun hatte, der wusste, was er wollte, und gewillt war, mit Nachdruck an der Erreichung seiner Ziele zu arbeiten. Wenn sie mich auf dem Kieker hatte, dann sah es für mich nicht wirklich gut aus, denn obwohl sie eigentlich im gleichen Team spielte, war sie von der Internen Ermittlung, hatte also die Befugnis, mich zu suspendieren oder anderweitig zu schikanieren.
Ich ging auf sie zu und schüttelte ihr die Hand. Wir setzten uns.
»Nun«, sagte sie leise und mit einer merkwürdigen Betonung. »Ich bin hier wegen dem, was gestern Abend passiert ist. Sie haben Frank Brown erschossen, nicht wahr?«
Ich nickte. »Ja, das ist wahr, auch wenn es nicht meine Absicht war.«
»Das hat mir Ihr Chef, Mister High, auch versichert«, sagte sie. »Ich hatte auch nichts anderes von ihm erwartet. Sie sind ein gutes Team, nicht wahr?«
»Das sind wir«, antwortete ich.
»So, so«, erwiderte sie. »Und sicher wird Ihr Partner, Agent Decker, das auch bestätigen, nicht wahr?«, fragte sie weiter.
»Phil und ich sind schon lange Partner, aber ich kann keine Aussage für ihn machen. Sie sollten ihn befragen, wenn Sie etwas von ihm wissen wollen«, sagte ich ruhig.
»Das werde ich, zu gegebener Zeit«, erwiderte sie und musterte mich eine Weile lang, ohne etwas zu sagen.
»Ich nehme an, dass Sie noch einige Fragen haben«, sagte ich nach gut einer halben Minute, um das Schweigen zu brechen.
»Einen Moment noch bitte, ich versuche gerade, Sie einzuschätzen«, sagte sie.
Für mich hörte sich das nach psychologischem Hokuspokus an. Vielleicht versuchte sie auch nur, mich zu verunsichern oder auf die Palme zu bringen. Wie auch immer, ich spielte ihr Spiel mit und schaute sie an, ohne ihrem Blick auszuweichen. Das ging so etwa fünf Minuten weiter, bis sie es schließlich aufgab und wegschaute.
Ich sagte nichts, sie erst auch nichts, ich konnte aber erkennen, dass sie es als Niederlage empfand, meinem Blick nicht standgehalten zu haben. Überhaupt fand ich ihr ganzes Vorgehen etwas merkwürdig. Es wäre besser gewesen, wenn ich mich vor dem Treffen über sie informiert hätte. Aber dazu war es nun zu spät.
»Frank Brown, kommen wir zunächst auf ihn zu sprechen«, sagte sie. »Kannten Sie den Mann persönlich?«
»Nein, ich bin ihm nie zuvor begegnet«, antwortete ich wahrheitsgemäß. »Entsprechend hatte ich ihn auch nicht erkannt. Aber das hätte wahrscheinlich nicht viel an der Situation geändert. Die Tatsache, dass er der Sohn eines Mafiabosses ist, gibt ihm sicher nicht das Recht, eine Frau zu betäuben und dann zu vergewaltigen.«
»Ah ja, die Sache mit der versuchten Vergewaltigung«, sagte Inspector Miller. »Das war ja der Grund, aus dem Sie ihn verfolgt hatten, nicht wahr? Hat er Miss Pertrano denn vergewaltigt oder haben Sie gesehen, dass er es versucht hat?«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein, beobachtet habe ich das nicht, sondern nur die Hinweise, die darauf schließen ließen, dass er das vorhatte.«
»Also ist zum Zeitpunkt Ihres Eingreifens von Mister Frank Brown faktisch noch kein Verbrechen verübt worden, sehe ich das richtig?«, sagte sie und fixierte mich mit ihren kalten Augen.
»Keine Vergewaltigung, das ist korrekt«, bestätigte ich. »Dennoch habe ich gesehen, dass er ihr etwas in den Drink getan hat.«
»In einem schlecht beleuchteten Nachtclub«, fügte Inspector Miller hinzu. »Und das nahmen Sie als Anlass dafür, eine wichtige Observation zu unterbrechen und Mister Brown zu folgen.«
»Wurden in Miss Pertranos Blut denn keine Rückstände einer entsprechenden Droge gefunden?«, fragte ich.
Inspector Miller winkte ab. »Dazu kommen wir gleich. Ich wollte nur klären, unter was für fragwürdigen Umständen Sie eine wichtige FBI-Operation unterbrochen und tatsächlich sogar sabotiert haben, nur um einer Ahnung nachzugehen.«
»Ich würde das eher als kriminalistischen Instinkt bezeichnen«, erklärte ich meinen Standpunkt.
»Etwas anderes hätte ich nicht erwartet«, sagte sie. »Gut, kommen wir auf den Schusswechsel mit Mister Frank Brown zu sprechen. Wie kam es dazu?«
»Ich hatte die beiden verfolgt und gesehen, wie er die Frau in den Wagen legte, woraufhin ich mich als FBI-Agent zu erkennen gab«, antwortete ich. »Er hat sofort seine Waffe gezogen und auf mich geschossen.«
Sie schlug eine Akte auf. »Wir haben in der Tat Beweise dafür, dass mit seiner Waffe geschossen wurde, mehrmals sogar. Aber es gibt keinen Hinweis darauf, dass er zuerst geschossen hat.«
»Das mag sein«, erwiderte ich. »Aber wenn mich jemand ohne Vorwarnung unter Beschuss nimmt, mache ich mir normalerweise nicht viele Gedanken darüber, ob es Zeugen gibt, sondern versuche, mich zu verteidigen.«
»Wobei es im vorliegenden Fall eher nach einem Angriff aussieht«, konterte sie.
»War es aber nicht«, erwiderte ich und musste mich das erste Mal beherrschen, ruhig zu bleiben. »Ich weiß ja nicht, was Sie vorhaben oder welche Version Ihnen besser gefällt, aber es war so, wie ich es Ihnen geschildert habe. Als ich den Schuss auf Brown abfeuerte, habe ich auf den Boden vor seinen Füßen gezielt. Wäre er nicht nach vorne gesprungen, hätte ihn die Kugel verfehlt.«
»Hat sie aber nicht, sie hat ihn voll erwischt, der Mann war auf der Stelle tot!«, sagte Inspector Miller ernst. »Und soll ich Ihnen sagen, wie ich das sehe? Sie erkennen in dem Club den Sohn des Mafia-Bosses, den Sie zuvor auf irgendwelchen Fotos gesehen haben, hängen sich an ihn dran, weil Sie eine gute Gelegenheit sehen, ihn festzunehmen. Dann, auf dem Parkplatz, provozieren Sie ihn und schießen schließlich auf ihn, wobei Sie es so aussehen lassen, als hätte er zuerst geschossen. Wäre nicht das erste Mal, dass ein Cop so einen Mord vertuscht.«
»Wäre auch nicht das erste Mal, dass jemand von der Internen eine Situation falsch einschätzt«, sagte ich. »Es ist aber nett, dass Sie dabei noch den Konjunktiv benutzen und Ihre These nicht bereits als unumstößliche Wahrheit hinstellen.«
Sie lächelte. »Irgendwie habe ich das Gefühl, dass Sie die Angelegenheit nicht wirklich ernst nehmen.«
Ich beugte mich ein wenig nach vorne. »Nein, so ist es ganz und gar nicht. Ich habe gestern einen Menschen erschossen. Das ist etwas, das ich sehr ernst nehme, immer und jedes Mal, wenn es passiert. Und es ist ebenfalls etwas, mit dem ich leben muss, nicht Sie. Es ist nicht leicht, so etwas zu tun, und nicht einfach, damit zu leben. Aber wenn ich das nicht könnte, würde ich meinen Job nicht machen können. Sie werfen mir vor, Frank Miller vorsätzlich getötet zu haben, und diesen Vorwurf muss ich entschieden zurückweisen. Ich hatte nichts Derartiges im Sinn, als ich gestern den Club verlassen hatte und ihm gefolgt bin. Wäre es nach mir gegangen, hätte ich mit ihm geredet, die Fakten geklärt und ihn dann wahrscheinlich festgenommen. Aber dazu kam es nicht. Reden Sie doch mit Miss Pertrano, sie wird einiges von dem, was ich gesagt habe, bestätigen können.«
Inspector Miller schaute mich ernst an. »Ich habe bereits mit ihr geredet. Sie weiß nichts davon, dass Frank Brown sie unter Drogen gesetzt hat und sie dann vergewaltigen wollte. Tatsächlich sind die beiden schon seit ein paar Wochen zusammen, auch auf sexueller Ebene, es besteht also kein Grund, warum er ihr irgendetwas in ihren Drink geben sollte, um sie ins Bett zu kriegen.«
»Wie bitte?«, fragte ich erstaunt. »Das hat sie gesagt? Und was ist mit der Blutuntersuchung? Da muss doch etwas gefunden worden sein.«
»Ja, in dem Punkt haben Sie recht: Miss Pertrano wurde unter Drogen gesetzt. Allerdings lässt die Tatsache, dass Frank Miller ihr Freund war, es unwahrscheinlich erscheinen, dass er es gewesen ist. Tatsächlich habe ich vielmehr den Verdacht, dass es so aussehen sollte und jemand anders ihr die Droge verabreicht hat, nämlich Sie, Agent Cotton!«
»Wie bitte?«, stieß ich empört aus und sprang auf. »Das können Sie doch nicht ernst meinen. Warum sollte ich so etwas tun?«
»Um Frank Brown aus dem Verkehr zu ziehen«, erwiderte Inspector Miller kühl. »Das sehen Sie doch als Ihre Aufgabe an: jeden, den Sie für kriminell halten, aus dem Verkehr zu ziehen, egal mit welchen Mitteln. Wie sonst ließe sich eine solche Erfolgsquote wie die Ihre erklären?«
Jetzt endlich wurde mir klar, woher der Wind wehte. Inspector Joann Miller hatte meine Akte gelesen, gesehen, wie erfolgreich ich war, und wollte das gegen mich verwenden. Vielleicht war es Neid, vielleicht auch die Chance, sich zu profilieren, egal, sie hatte es auf mich abgesehen. Entsprechend hatte sie sich ein anderes Szenario ausgedacht, das nicht den Tatsachen entsprach, das aber so hätte geschehen sein können. Mir wurde ebenfalls klar, dass es nichts gab, was ich sagen konnte, um sie umzustimmen.
»Wenn Sie das so sehen, haben wir uns nichts mehr zu sagen, nicht wahr?«, sagte ich.
Sie nickte. »Nein, im Moment nicht, Agent Cotton. Geben Sie mir bitte Ihre Waffe, den Dienstausweis und die Marke. Sie sind bis auf Weiteres suspendiert.«
Ich musste schlucken. Damit hatte ich nicht gerechnet. Was hatte sie vor? Wollte sie mich den Löwen zum Fraß vorwerfen? Ohne Waffe war ich kaum in der Lage, mich gegen Alfonso Brown und seine Helfershelfer zu wehren. Mir war aber klar, dass ich mich fügen musste. Also legte ich alles vor ihr auf den Tisch.
»Bitte«, sagte ich.
»Gut, Mister Cotton«, erwiderte sie und ließ den Titel »Agent« mit Absicht weg. »Ich werde Sie aus dem Gebäude bringen lassen. Verlassen Sie nicht die Stadt und bleiben Sie telefonisch erreichbar. Sie werden informiert, wenn Ihre Person gebraucht wird oder die Untersuchung abgeschlossen ist.«
»Weiß Mister High über meine Suspendierung Bescheid?«, fragte ich.
»Ich werde ihn gleich als Erstes darüber informieren, wenn meine Leute Sie aus dem Gebäude gebracht haben«, antwortete sie.
»Wenn das schon von Anfang an Ihre Absicht war, mich zu suspendieren, hätten Sie da nicht fairerweise Mister High sagen können, was Ihr Plan ist?«, fragte ich.
»Abgesehen davon, dass das meine Sache ist und ich Sie erst sprechen wollte – ja, hätte ich, habe ich aber nicht«, erwiderte sie kühl. »Wollen Sie noch etwas sagen, bevor Sie gehen? Vielleicht Ihre Aussage ändern?«
»Nein, absolut nicht«, antwortete ich. »Wo sind denn Ihre Leute?«
»Gleich da«, antwortete sie, nahm ihr Handy aus der Tasche und schickte eine Nachricht.
Kurz darauf erschienen zwei mir unbekannte Agents und führten mich weg, zur Tiefgarage, und achteten darauf, dass ich das Gebäude verließ.
»Na prima«, sagte ich, als ich den Wagen kurz vor dem FBI-Gebäude anhielt.
Ich nahm mein Handy heraus und rief Phil an.
»Hallo, und, wie lief es?«, fragte er direkt.
»Nicht besonders gut«, antwortete ich. »Wo bist du? Ich fahre jetzt wieder nach Hause. Können wir uns da treffen?«
»Ich könnte in einer guten Stunde da sein«, sagte Phil. »Reicht das?«
»Wird schon gehen«, sagte ich. »Lass dir nicht zu viel Zeit.«
»Geht klar«, sagte Phil. »Ist alles in Ordnung?«
»Darüber reden wir, wenn du da bist, bis gleich«, sagte ich und beendete das Gespräch. Ich wollte am Telefon nicht darüber reden.
Als Nächstes stellte ich mir die Frage, ob ich Mr High anrufen sollte. Ich ging davon aus, dass Miss Miller diesbezüglich die Wahrheit gesagt haben und ihn informieren würde. Somit würde er Bescheid wissen und ich konnte ihn später kontaktieren. Zunächst einmal musste ich hier weg, falls jemand das FBI-Gebäude beobachtete und mich gesehen haben sollte.
Ich war suspendiert worden. Es war nicht das erste Mal, ich kannte das Prozedere. Aber diesmal war gleichzeitig noch ein Gangsterboss hinter mir her, der sich an mir rächen wollte. Keine gute Zeit für eine Suspendierung, wirklich nicht.
***
Ich fuhr mit dem Mini in Richtung meines Apartments, wobei ich die Augen offenhielt. Dabei merkte ich nach einiger Zeit, dass mir ein silbergrauer Dodge folgte. Ich konnte die Umrisse von zwei Personen erkennen, nicht aber ihre Gesichter. Ich bog zweimal plötzlich ab, um zu überprüfen, ob ich mit meiner Vermutung recht hatte, und ja, sie blieben an mir dran.
Sie zu stellen war keine gute Option, da ich unbewaffnet war. Also entschied ich mich dafür, sie abzuhängen. Ich trat aufs Gaspedal und schlängelte mich durch den Verkehr, was mir mit dem relativ kleinen und wendigen Auto leichtfiel. Meine Verfolger blieben aber an mir dran. Immerhin konnten sie nicht aufholen.
Schließlich gerieten wir in zähflüssigen Verkehr. Gut zwanzig Minuten lang kamen sie genauso wie ich nur langsam vorwärts. Ich schaffte es aber auch nicht, sie abzuschütteln. Ich überlegte, ob ich Phil oder das NYPD um Hilfe bitten sollte, entschied mich aber, die Angelegenheit selbst zu regeln.
Als sich ein Bus zwischen mich und meine Verfolger schob und ich aus deren Gesichtsfeld verschwand, erkannte ich meine Chance. Ich fuhr blitzschnell in ein Parkhaus und versteckte mich dort. Sie folgten mir nicht – ich hatte sie abgehängt.
Den Mini meiner Nachbarin ließ ich im Parkhaus und ging zu Fuß weiter. Da es bis zu meinem Apartment noch ein ziemlich weiter Weg war, nahm ich die U-Bahn und erreichte schließlich gut eine Stunde später mein Ziel.
Phil wartete schon vor dem Haus auf mich.
»Du kommst zu Fuß?«, fragte er mich überrascht.
Ich nickte. »Ja, ich musste Verfolger abhängen, und bei dem Verkehr klappte das so am besten. Lass uns hochgehen.«
Wir gingen nach oben, in mein Apartment, wo ich Phil erzählte, was passiert war.
»Verdammt, wer ist die Frau?«, stieß er wütend aus, als ich fertig war. »Sie kann dich doch nicht so einfach suspendieren, das geht doch nicht.«
»Doch, kann sie, als Inspector hat sie die Befugnis dazu«, sagte ich kühl. »Wobei wir alles in unserer Macht Stehende unternehmen sollten, um die Suspendierung rückgängig zu machen. Ihre Version der Geschichte wäre ja theoretisch auch möglich. Es könnte genauso geschehen sein, abgesehen von einer Sache: Ich habe gesehen, wie Frank Brown Miss Pertrano etwas in den Drink getan hat. Wieso leugnet sie das jetzt und sagt, sie wäre seine Freundin? Das passt irgendwie nicht. Warst du bei der Befragung von Miss Pertrano dabei oder hast du das Protokoll gelesen?«
Phil schüttelte den Kopf. »Nein, habe ich nicht. Aber eines kann ich dir sagen: Da stimmt etwas nicht. Ich werde gleich Joe und Les anrufen und das klären.«
Phil rief die Kollegen an. Sie hatten Miss Pertrano noch nicht befragt, versprachen aber, das kurzfristig nachzuholen.
Kurz danach meldete sich Mr High. »Hallo, Jerry, sorry, dass ich erst jetzt anrufe, es gab ein paar dringende Angelegenheiten, um die ich mich kümmern musste.«
»Kein Problem, Sir«, sagte ich. »Inspector Miller hat Sie inzwischen über die Suspendierung informiert, nehme ich an.«
»Ja, das hat sie«, erwiderte er. »Allerdings erst, nachdem Sie schon außer Haus waren. Ich werde mich darum kümmern, dass das wieder rückgängig gemacht wird. Natürlich hat sie die Befugnis dazu, aber wie es scheint, ist sie auf einer Art persönlichem Rachefeldzug. Ich habe mich ein wenig über sie informiert, sie hat schon in Texas und Nevada Agents aufs Korn genommen und gegen sie ermittelt, was schließlich zu deren Entlassung geführt hat.«
»Dann ist es wohl nichts Persönliches«, überlegte ich laut. »Vielleicht hat sie was gegen erfolgreiche Männer, wer weiß. Bei mir wird sie damit nicht durchkommen. Ich habe mich im Fall Brown absolut korrekt verhalten. Unter normalen Umständen würde ich mir wegen der Sache auch keine Sorgen machen, aber jetzt, wo Brown hinter mir her ist, nimmt mir das die Möglichkeit, als Agent gegen ihn zu ermitteln.«
»Ja, Sie sollten sich ruhig verhalten, bis das geklärt ist«, schlug Mr High vor. »Wir können Sie in ein sicheres Haus bringen und die Angelegenheit regeln.«
»Danke, Sir, aber das möchte ich nicht«, war meine Antwort. »Ich kann nicht tagelang herumsitzen, während meine Kollegen daran arbeiten, die Situation für mich zu regeln.«
Mr High räusperte sich. »Diese Antwort hatte ich erwartet. Nun gut, tun Sie, was Sie tun müssen. Ich arbeite inzwischen daran, die Suspendierung aufheben zu lassen. Wie lange das dauert, kann ich nicht sagen, da Inspector Miller in Washington sehr gute Verbindungen hat und von oben protegiert wird. Das ist eher eine politische Sache als eine interne Ermittlung. Aber ich kümmere mich darum. Brauchen Sie sonst noch etwas?«