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Sammelband 9: Fünf actiongeladene Fälle und über 300 Seiten Spannung zum Sparpreis!
G-Man Jerry Cotton hat dem organisierten Verbrechen den Krieg erklärt! Von New York aus jagt der sympathische FBI-Agent Gangster und das organisierte Verbrechen, und schreckt dabei vor nichts zurück!
Damit ist er überaus erfolgreich: Mit über 3000 gelösten Fällen und einer Gesamtauflage von über 850 Millionen Exemplaren zählt er unbestritten zu den erfolgreichsten und bekanntesten internationalen Krimihelden überhaupt! Und er hat noch längst nicht vor, in Rente zu gehen!
In diesem Sammelband sind 5 Krimis um den "besten Mann beim FBI" enthalten:
2820: Opfer können keine Rache nehmen
2821: Tote vergeben nie
2822: Rache hat kein Verfallsdatum
2823: Die Macht des Schweigens
2824: Hinter der Maske der Schönheit
Jerry Cotton ist Kult - und das nicht nur wegen seines roten Jaguars E-Type.
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Seitenzahl: 661
Veröffentlichungsjahr: 2018
Jerry Cotton
Jerry Cotton Sammelband 9 - Krimi-Serie
Cover
Impressum
Opfer können keine Rache nehmen
Vorschau
Opfer können keine Rache nehmen
Mit mürrischem Gesichtsausdruck zog Lenny den Müllcontainer aus der Seitengasse zur Straße, wo gleich sein Kollege mit dem Wagen eintreffen würde. Er hasste diese Container, die immer überquollen und sich kaum noch bewegen ließen.
»Mach schon, du blödes Ding!«, fauchte er erbost.
Lenny versetzte dem störrischen Container einen Stoß, der daraufhin zu kippen drohte. Erschrocken sprang der Müllmann einen Schritt zurück. Doch es fiel nur ein Teil des Inhalts auf die Straße. Er wollte gerade erleichtert aufseufzen, als ihm die bleiche Hand auffiel.
Phil nahm den Funkruf an, der uns in die Houston Street umleitete. Wir waren vorher zu einem Gespräch mit einem Zeugen in der Nähe gewesen, mit dessen Aussage wir den vorherigen Fall abschließen konnten.
»Die Kollegen vom NYPD bitten um unseren Besuch«, scherzte Phil.
Wir trafen wenige Minuten später an der Absperrung ein. Dort nahm uns ein nervöser Detective in Empfang, der vermutlich noch nicht lange im Job war.
»Der Leichnam liegt neben dem Container, Agent Cotton. Stan, das ist mein Partner, wollte unbedingt Ihre Meinung einholen«, drückte er sich umständlich aus.
Ich fing den belustigten Seitenblick meines Partners auf, den ich geflissentlich ignorierte. Es gehörte nicht zum üblichen Verhalten eines erfahrenen Detectives, sich eine zweite Meinung beim FBI einzuholen. Der Partner erwies sich als ähnlich jung wie der andere Detective, und langsam ahnte ich etwas. Bei den Zusammenstellungen der Ermittlerteams kam es seit einiger Zeit zu diesen Konstellationen, da zu spät neue Kräfte ins Revier geholt wurden. Oft gingen erfahrene Teams zeitgleich in Pension, sodass man keinen alten Hasen mit einem Anfänger von der Akademie zusammenarbeiten lassen konnte.
»Special Agent Cotton vom FBI. Das ist mein Partner, Special Agent Decker. Sie haben uns um Unterstützung gebeten.«
Der junge Detective löste seinen Blick von dem Techniker, der soeben den Müll neben dem Leichnam sondierte.
»Detective Culver. Einer unserer Kollegen glaubt den Toten zu kennen. Sollte seine Annahme korrekt sein, dürfte uns eine mächtige Sauerei erwarten«, erklärte er.
In der Nähe des Containers stand ein grauhaariger Officer, der grimmig nickte. Ich trat zu ihm, um mit dem erfahrenen Cop zu sprechen.
»Sie kennen den Toten, Officer?«
Er wiegte zweifelnd den Kopf.
»Hundertprozentig sicher bin ich mir zwar nicht, aber es könnte der Sohn von Herman Leeds sein.«
Als er den Namen des berüchtigten Gangsters nannte, schaute ich ihn überrascht an.
»Wir sprechen von dem Gangsterboss Leeds?«, fragte ich vorsichtshalber nach.
Der Cop nickte und ging dann neben dem Leichnam in die Hocke, um die weiße Plane ein Stück zurückzuziehen. Er achtete sorgsam darauf, mit seinem Körper das Gesicht des Toten gegen die vielen Kameraleute abzuschirmen. Phil und ich warfen einen Blick darauf und fanden die Annahme des Cops bestätigt. Der Tote aus dem Müllcontainer war eindeutig Conrad Leeds.
»Sie haben recht, Officer. Das ist Conrad, der Sohn von Herman Leeds. Irgendeine Idee, was hinter dem Mord stecken könnte?«
Der grauhaarige Cop zuckte ratlos die Schultern, während die beiden Detectives nervös von einem Fuß auf den anderen traten. Es war ihnen anzusehen, wie unangenehm die ganze Situation für sie war.
»Es war gut, dass Sie uns angerufen haben. Können Sie mich mit Ihrem Revierleiter verbinden? Das FBI übernimmt die Ermittlungen, Detective«, erlöste ich sie.
***
Eine Stunde später sprachen wir mit Mr High über den Mordfall Leeds.
»Selbst wenn es kein Krieg zwischen den Mafiafamilien sein sollte, dürfte die Ermittlung uns einige neue Aufschlüsse über Leeds’ Organisation einbringen«, teilte er meine Einschätzung.
Am Nachmittag erreichte ich Herman Leeds, der sich nur widerwillig auf ein Treffen in seinem Büro einließ. Kurz nach fünf Uhr am Nachmittag fuhren wir in die Seventh Avenue in der Nähe des Broadway Building. In einem der Bürohochhäuser befand sich Leeds’ Büro für internationale Übersetzungen. Als seriöses Aushängeschild unterhielt Leeds dieses Übersetzungsbüro, in dem zwei Dutzend Fremdsprachenkorrespondenten alle Arten von Dokumentationen bearbeiteten.
»Mister Leeds bittet noch ein wenig um Geduld. Sobald die Besprechung beendet ist, wird er Sie empfangen«, erklärte uns die Empfangssekretärin.
Wir setzten uns daher in eine Ecke, die für Kunden als Wartelounge vorgesehen war. Phil schenkte uns Kaffee ein, der in einem kleinen Automaten zubereitet wurde. Während wir an unseren Bechern nippten, beobachteten wir die kommenden und gehenden Besucher des Übersetzungsbüros.
»Clevere Tarnung. Leeds kann permanent in- und ausländische Besucher empfangen, ohne dadurch Verdacht zu erregen«, kommentierte ich das Geschehen.
Diese internationale Ausrichtung seiner Tätigkeiten war ein Grund dafür, weshalb Leeds’ Organisation beim FBI weit oben auf der Liste der gefährlichen Gruppierungen stand. Es gab einige Hinweise, dass der skrupellose Mann auch nicht vor Geschäften mit Terroristen zurückschreckte.
»Agent Cotton, Agent Decker?«
Ein ganz in Schwarz gekleideter Mann schaute zu uns hinab.
»Special Agent Cotton«, stellte ich mich vor.
Die braunen Augen unter den halblangen mittelblonden Haaren warfen einen prüfenden Blick auf unsere Legitimationen, bevor er uns mit einer Geste zum Mitkommen aufforderte.
»Mister Leeds kann Sie jetzt empfangen. Der brutale Mord an Conrad hat natürlich den gesamten Tagesablauf durcheinandergewirbelt, wie Sie sich vermutlich denken können. Gibt es denn schon konkrete Hinweise auf den Täter?«, wandte der Mann sich an mich.
»Darüber kann ich Ihnen keine Auskunft geben. Mit wem haben wir eigentlich das Vergnügen?«, wies ich den Frager in seine Schranken.
Der Mann schaute mich amüsiert an.
»Mein Name ist Felix Sidewood, Agent Cotton. Ich berate Mister Leeds in allen Fragen der Sicherheit«, stellte sich vor.
Die vage Umschreibung seines Tätigkeitsfeldes ließ mir reichlich Spielraum für Interpretationen. Nach der offiziellen Vorstellung setzten wir unseren Weg fort, der uns in ein nüchtern eingerichtetes Büro mit Kirschholzmöbeln brachte.
»Das sind die Agents Cotton und Decker vom FBI, Herman.«
Sidewood deutete bei der Namensnennung auf uns, bevor er sich lässig an einen der Schränke mit Akten lehnte. Herman Leeds erhob sich aus seinem Schreibtischstuhl und trat dicht vor uns. Seine grauen Augen waren von einem Netzwerk roter Äderchen umgeben. Sollte er um seinen Sohn geweint haben?
»Gibt es einen speziellen Grund, wieso das FBI die Ermittlungen übernommen hat?«, wollte er wissen.
Offenbar war Leeds kein Mann großer Förmlichkeiten, wenn er so direkt auf sein Ziel zusteuerte.
»Wir möchten rechtzeitig einem möglichen Krieg in der Unterwelt entgegensteuern, Mister Leeds. Reicht Ihnen das als Antwort?«, entgegnete ich kühl.
Herman zog scharf die Luft ein, während sein Adlatus ein ironisches Grinsen aufsetzte. Felix Sidewood kümmerte sich anscheinend wenig um seinen Ruf und nahm es daher gelassen auf, wenn wir ihn als Gangster titulierten.
»Warum sollte der Mord an Conrad einen Krieg in der Unterwelt auslösen?«, wollte sein Boss erfahren.
Herman überragte uns um einiges. Da er sich aber wie viele sehr hoch gewachsene Menschen unbewusst niederbeugte, befand sich sein Gesicht auf Augenhöhe. Ich konnte in seinen Augen den lauernden Ausdruck erkennen, der mich vorsichtig agieren ließ. Mir kam es so vor, als ob Leeds uns aushorchen wollte.
»Wir müssen nicht lange um den heißen Brei herumreden, Mister Leeds. Es ist uns bekannt, welcher Art von Geschäften Sie nachgehen. Wurde Ihr Sohn möglicherweise das Opfer einer geschäftlichen Auseinandersetzung?«, ging ich es direkt an.
Ein wütender Ausdruck glomm in den grauen Augen auf, doch schnell unterdrückte Leeds den Wutanfall. Er wandte sich abrupt um.
»Es gibt keine Motive in dieser Richtung. Egal worauf Sie anspielen, Agent Cotton, meine Geschäfte stehen in keiner Verbindung mit dem Mord an Conrad«, wies Herman meine Vermutungen zurück.
Er setzte sich wieder in den Schreibtischstuhl und legte die Unterarme auf den Tisch. Sein Blick verlor sich zwischen den darauf verteilten Papieren, was mich stutzen ließ. Ganz offensichtlich unterschätzte ich die väterlichen Gefühle, denn Herman war schwer erschüttert.
»Haben Sie einen anderen Verdacht, Sir?«, fragte Phil.
Nach kurzem Nachdenken schüttelte Leeds stumm den Kopf. Mein Blick wanderte zu Sidewood, der bisher schweigend dem Gespräch gefolgt war.
»Und Sie? Als Sicherheitsberater sollte Ihnen doch ein Gedanke gekommen sein, Mister Sidewood«, wandte ich mich an den Mann in Schwarz.
»Das habe ich Felix auch schon gefragt, Agent Cotton. Er weiß nichts«, übernahm Leeds die Antwort.
Normalerweise hätte ich dennoch auf einer Beantwortung meiner Frage durch Sidewood bestanden, doch mich verwunderte das fast lethargische Verhalten seines Bosses.
»Gab es irgendwelche Drohungen, denen Sie eventuell zu wenig Beachtung geschenkt haben?«, fragte Phil nach.
»No, Agent Decker. Es gab keine Drohungen oder irgendwelche ungewöhnlichen Vorkommnisse, die sich jetzt in einem anderen Licht präsentieren. Das macht den Mord ja so schwer nachvollziehbar«, sagte Felix.
In seiner Stimme meinte ich einen Anflug von Resignation zu vernehmen. Sidewood war solchen Überlegungen demnach also nachgegangen, ohne eine Spur zu finden. Wir stellten viele Fragen, die uns mehr Einblick in das Leben von Conrad bringen sollten. Er hatte sich um Übersetzungen gekümmert, die für den mittel- und südamerikanischen Markt gedacht waren. Dabei sollte es sich bevorzugt um Gebrauchsanweisungen handeln, die aus verschiedenen Sprachen in Spanisch oder Portugiesisch übersetzt werden mussten.
An dieser Stelle tauschten Phil und ich einen Blick aus. Falls wir nicht völlig falsch lagen in Bezug auf die wahren Geschäfte von Leeds, ging es bei diesen Tätigkeiten um Drogen. Ich nahm mir vor, später mit den Kollegen der DEA über dieses Thema zu sprechen. Sollte Conrad sich in diesem Umfeld getummelt haben, konnte das Motiv für seinen Tod auch dort zu finden sein. Nach etwas über einer Stunde verabschiedeten wir uns von Leeds.
»Informieren Sie uns sofort, falls es Neuigkeiten gibt. Es wäre sehr unklug, wenn Sie eigene Anstrengungen zur Aufklärung unternehmen sollten. Haben Sie mich verstanden?«
Mein Blick fixierte den weiterhin lässig auftretenden Sidewood. Er bedachte mich mit einem ironischen Lächeln.
»Meine Aufgabe liegt in der Beratung, Agent Cotton. Alles andere überlasse ich selbstverständlich den Behörden.«
Phil und ich verließen das Büro, um im Jaguar die Erkenntnisse aus dem Gespräch zu diskutieren.
»Auf mich wirkte Leeds total geschockt, Jerry. Es scheint ihm tatsächlich ein Rätsel zu sein, warum man seinen Sohn ermordet hat«, legte Phil sich fest.
Ich erhob keine Einwände. Dafür ging mir ein völlig anderer Gedanke durch den Kopf.
»Die Aufgabenbeschreibung von Conrad lässt doch vermuten, dass er für den Drogenhandel mit Mittel- und Südamerika zuständig ist. Wir fragen die Kollegen der DEA, ob es aktuell einen Krieg um diese Gebiete gibt«, weihte ich meinen Partner ein.
***
Der beißende Geruch der verschiedenen Chemikalien, die im Obduktionssaal regelmäßig zur Anwendung kamen, reizte Victors Nase schon lange nicht mehr. Es war vielmehr der Geruch, mit dem der Rechtsmediziner seine größten Erfolge verband. Der ehemalige Chirurg hatte den Wechsel in die Pathologie vollzogen, nachdem ihm kein Rechtsmediziner den überraschenden Tod eines seiner Patienten hatte erklären können. Im Laufe der vergangenen Jahre hatte sich der mittelgroße schlanke Mediziner einen hervorragenden Ruf als Experte aufgebaut. Die Anfrage aus New York erfüllte Victor mit besonderer Freude, seitdem er mehrfach mit Agent Cotton und dessen Partner an unterschiedlichen Fällen gearbeitet hatte.
»Da steht man wenigstens nie nur im Obduktionssaal herum«, murmelte Victor fröhlich vor sich hin.
Es war spät am Abend. Der introvertierte Blunt schätzte die Abgeschiedenheit der Sektion zu dieser Tageszeit, da er bei seiner Arbeit dann seine geliebte englische Lyrik rezitieren konnte. Dieser Spleen kam bei vielen Kollegen nicht gut an.
»Na, sieh mal einer an.«
Victor hatte diverse Abstriche vom gesamten Körper des Toten angefertigt und ins Labor des kriminaltechnischen Instituts übermittelt. Als er jetzt die Auswertung vorliegen hatte, staunte Victor über die Ergebnisse.
»Das ist das Sekret einer texanischen Diamantklapperschlange, während dieser Abstrich definitiv von einem Schwarzleguan stammt.«
Diese merkwürdige Mischung solch unterschiedlicher Sekrete war damit noch nicht abgeschlossen, was Victors Neugier zusätzlich anfachte. Wie konnten so unterschiedliche Sekrete auf einen menschlichen Leichnam gelangen? Bevor der Rechtsmediziner seine Ergebnisse weitermelden würde, wollte er dieser Sache auf den Grund gehen.
»Gut, dass ihr mich angefordert habt. Damit käme kein durchschnittlicher Rechtsmediziner klar«, murmelte Victor.
Er verfügte über ein ausgeprägtes Ego, was durch seine anhaltenden Erfolge nicht gemindert wurde. Dr. Blunt war zu Recht eine Koryphäe auf seinem Gebiet. Während er ein Gedicht mit voll tönender Stimme aufsagte, sammelte Victor weitere Daten über die unterschiedlichen Tiere. Er wollte wissen, ob ein Mensch diese Sekrete quasi auf normalem Weg übertragen bekommen könnte. Als Victor diese Möglichkeit ausschließen konnte, änderte er nach kurzem Grübeln sein Suchmuster.
»Vielleicht existieren alle diese Tiere ja in einem der New Yorker Zoos«, ging er einer Intuition nach.
Irgendwann schaute ein Wachmann zur Tür hinein, aber als Victor auch auf die zweite Nachfrage nicht reagierte, zog der Mann mit verärgertem Gesichtsausdruck den Kopf zurück. Der Pathologe war viel zu sehr von seinen Recherchen gefesselt, um die Störung überhaupt zur Kenntnis zu nehmen.
***
Die Anfrage bei der DEA lag uns am nächsten Tag vor, doch es deutete sich kein Motiv für den Mord an Conrad Leeds an.
»Die Kollegen sehen in ihm zwar einen sehr aktiven Drogenhändler, nur von irgendwelchen Schwierigkeiten ist ihnen nichts bekannt«, fasste ich das Ergebnis zusammen.
Damit war ein möglicher Ansatz erledigt. In diesem Augenblick entdeckte ich den vorläufigen Bericht aus der Rechtsmedizin, was mir automatisch ein Grinsen entlockte.
»He, bist du auf etwas gestoßen?«, fragte Phil voller Neugier.
Ich erklärte meine gute Laune, denn normalerweise brachten uns die Ergebnisse von Dr. Blunt immer ein erhebliches Stück voran.
»Das war es aber nicht, was ich erwartet hatte«, räumte ich wenige Minuten später ein.
Der oft anstrengende Rechtsmediziner präsentierte eine sehr umfassende Sammlung von Daten, die er jedoch am Schluss nicht wie gewohnt mit einem gezielten Hinweis abschloss.
»Liegt vielleicht ein Fall von Tierschmuggel vor?«
Phils Vermutung ließ Erinnerungen an einen ähnlich gelagerten Fall in mir aufsteigen. Es gab beim NYPD eine Spezialeinheit, die sich ausschließlich mit diesem Phänomen beschäftigte. Als ich den Lieutenant am Telefon hatte, konfrontierte ich ihn mit der Auswertung aus der Pathologie.
»Das passt nur bedingt, Jerry. Einen Schwarzleguan kannst du zum Beispiel ohne Weiteres auf dem legalen Weg erwerben. Die Sammlung der Tiere weist meines Erachtens nicht auf einen Schmuggler hin.«
Trotz seiner eher negativen Einschätzung würde der Lieutenant sich nach Conrad Leeds erkundigen, da er selbst Gewissheit erhalten wollte. Es gab reichlich Arbeit für die Spezialeinheit, auch ohne den Einstieg einer neuen Organisation in den lukrativen Markt mit exotischen Tieren.
»Vermutlich ist das eine Sackgasse, Jerry. Wenn es aber keinen Krieg gibt beziehungsweise Conrad nicht mit exotischen Tieren handelt, wird es langsam mysteriös. Findest du nicht?«
Ich musste meinem Partner leider zustimmen. Es war eine merkwürdige Situation, in der wir uns befanden. Da es sich bei einem Mordopfer um den kriminellen Sohn eines Gangsterbosses handelte, sollten sich eigentlich bessere Hinweise ergeben. Doch Conrad Leeds erwies sich in dieser Hinsicht als ein außergewöhnliches Opfer. Der Lieutenant rief mich eine Stunde später zurück, um endgültig alle Spekulationen in Hinblick auf Tierschmuggel zu beenden.
»Leeds hat definitiv keine Aktien im Schmuggelgeschäft mit Tieren, Jerry. Sorry, aber da müsst ihr euren Mörder in einer anderen Ecke suchen«, nahm er mir die winzige Hoffnung.
Schließlich erlöste uns ein Anruf eines Informanten aus dieser unschönen Lage. Phil und ich setzten uns umgehend in den roten Flitzer und fuhren zum Central Park. An einem der Eiswagen erwartete uns der Informant, der sein Einkommen als Reinigungskraft im Park durch gelegentliche Tipps aufbesserte. Der Central Park war eben nicht nur die grüne Lunge von Manhattan, sondern auch ein beliebter Treffpunkt aller möglichen kriminellen Elemente. Jason war zufällig einmal Zeuge einer Unterhaltung geworden, die er dann ans FBI weitergab.
»Hallo, Jason. Ihr Anruf klang interessant. Hoffentlich ist er es auch«, begrüßte ich ihn.
Wie immer tat er sehr geheimnisvoll, witterte hinter jedem Besucher einen gefährlichen Gangster.
»Ich möchte nicht hier darüber reden, Leute. Die Männer von Sidewood müssen nicht mitbekommen, wenn ich mit dem FBI rede.«
War ich anfangs noch ein wenig skeptisch gewesen, horchte ich bei diesem Namen auf.
»Felix Sidewood? Meinen Sie seine Männer, Jason?«
Mit einer ängstlichen Geste legte der Mann im dunkelgrünen Overall seinen Zeigefinger über die schmalen Lippen. Seufzend ergab ich mich und folgte Jason in den Schuppen, in dem er seine Werkzeuge aufbewahrte. Die Ausdünstungen raubten einem fast den Atem, aber an Lüften war überhaupt nicht zu denken. Jason drängte uns in den kleinen Raum, um hinter sich dann die Tür fest zu verschließen.
***
»So, hier geht es. Sidewood hat eine ganze Armee seiner Leute in den Park geschickt. Die drehen jeden Stein um. Jeder Fixer wird in die Mangel genommen, ohne dass einer weiß, wozu es gut sein soll«, stieß Jason hervor.
Ich sah verwundert von dem Informanten zu meinem Partner, der genauso ratlos mit den Schultern zuckte.
»Wonach fragen Sidewoods Männer denn?«, ging ich die Sache von einer anderen Seite an.
Jason machte ein unglückliches Gesicht. Scheinbar flößten ihm Sidewoods Leute sehr viel Angst ein.
»Das kann ich euch nicht sagen, Jerry. Ich würde ja, aber ich weiß es selbst nicht«, stotterte Jason.
Es gab nur einen Weg, wie wir an diese Information gelangen konnten.
»Sie können uns aber zeigen, mit wem Sidewoods Männer gesprochen haben. Das können Sie doch, oder?«
Jason wand sich ein wenig, doch ihm lag viel daran, uns als wertvoller Informant im Gedächtnis zu bleiben. Er grübelte einige Sekunden darüber nach, wie er es am besten anstellen konnte. Jason wollte nicht auffliegen, daher sollte sein Tipp möglichst unauffällig erfolgen. Schließlich griff er sich eine kleine Handkarre, einen Stock mit einem Greifwerkzeug und nickte uns zu.
»Ich wollte zwar erst morgen die Tour über die Grünanlagen machen, aber das wissen die Typen ja nicht. Dort, wo ich stehen bleibe und etwas aufhebe, um es in diesen Behälter zu werfen, findet ihr die von Sidewoods Männern befragten Fixer«, erklärte er mit wichtiger Miene.
Mit einem Lächeln folgten wir dem eifrigen Jason, dessen Karre durch ein leises Quietschen auffiel. Während er zügig über die Wege marschierte, ließen Phil und ich uns ein wenig zurückfallen. Wir mussten fast zehn Minuten traben, bevor Jason erstmals anhielt und ein Stück Papier aus einem Gebüsch zog. Mit übertriebener Geste beförderte er das Stück Abfall in den Behälter auf seinem Karren.
»Jetzt könnte er genauso gut mit seinem Werkzeug auf das Gebüsch zeigen«, lachte Phil.
Ich winkte Jason zu und machte eine Geste, dass er in der Nähe bleiben sollte. Wir konnten nicht wissen, ob wir gleich bei der ersten Befragung auf eine brauchbare Quelle stoßen würden. Nachdem wir das Gebüsch umkreist hatten, fanden wir eine alte Hütte, in der es vor langer Zeit einmal Ansichtskarten des Parks zu kaufen gegeben hatte. Die Außenwände waren mit Graffiti aller Art überzogen. Die Tür klemmte ein wenig, als Phil sie aufstieß. Im Inneren der Hütte beleuchtete eine Campinglampe die bleichen Gesichter der vier Männer sowie zwei Frauen unbestimmten Alters.
»He, das ist unser Platz«, beschwerte sich einer der Männer.
Er kämpfte sich mühsam auf die Beine und stakste auf uns zu. Vermutlich wollte er uns einschüchtern, doch wie sinnlos sein Unterfangen war, erkannte er wenige Augenblicke später.
»He, ihr seid doch schon hier gewesen. Was ist mit dem Stoff, den ihr uns bringen wolltet«, änderte der Mann sein Vorhaben.
Verblüfft starrte ich ihn an, doch zum Glück reagierte Phil schneller.
»Euer Tipp taugt nichts, Mann. Wir haben dir gesagt, was passiert, wenn man uns aufs Kreuz legen will«, drohte er mit harter Stimme.
Jetzt wurde auch mir der Irrtum des Mannes bewusst. Offenbar verwechselte er uns mit den Männern von Sidewood.
»Wie bitte? Dann habt ihr euch nicht richtig umgesehen. Der Club ist dort. Ehrenwort!«
Leichte Panik mischte sich in die Stimme des Mannes, der einen letzten Schritt auf uns zu gemacht hatte. Ich konnte in seinem Gesicht ablesen, wie das Erkennen sich breitmachte.
»Ihr gehört nicht zu denen«, ächzte er auf.
Bevor einer von uns reagieren konnte, stürmte der Mann zwischen uns hindurch auf die Tür zu. Er riss sie auf und torkelte hinaus in den Park. Blitzschnell setzten wir nach, um alle Informationen aus dem Obdachlosen herauszukitzeln. Von welchem Club hatte er gesprochen? Wo konnten wir diesen ominösen Club finden? Diese Fragen schossen mir durch den Kopf, während wir hinter dem Mann mit dem völlig verdreckten Armeeparka herrannten.
»Vorsicht, Jerry!«
Mehrere Schüsse krachten, während wir uns in Deckung warfen. Zu meinem Entsetzen erkannte der Obdachlose die Gefahr nicht, sondern rannte weiter.
»Deckung! Gehen Sie doch in Deckung«, brüllte ich los.
Doch meine Warnung kam zu spät. Auf einmal blieb der Flüchtige stehen, machte zwei oder drei Schritte rückwärts. Dann fiel er auf die Seite, nachdem eine weitere Kugel in seinen Körper eingeschlagen war.
»Ich gehe da lang.«
Phil deutete in östliche Richtung, wo er sich durchs Gebüsch schlagen wollte. Genau wie er hielt ich längst die SIG in der Hand. Während mein Partner zwischen den Büschen abtauchte, nutzte ich jeden Baum oder Busch, um näher an den Obdachlosen zu kommen. Schließlich konnte ich seinen Arm packen und den Verletzten in Deckung ziehen. Weitere Schüsse fielen, doch keine der Kugeln traf ihn oder mich.
»Ganz ruhig. Der Krankenwagen ist bereits auf dem Weg hierher«, redete ich dem Verletzten gut zu.
Seine Beobachtungen mussten von enormer Wichtigkeit sein, wenn die Killer den Mann unbedingt aus dem Weg schaffen wollten.
»Club. In dem Haus mit der Bar«, kam es krächzend über seine Lippen.
In diesem Moment entdeckte ich einen der Schützen, der sich seitlich unserer Position näherte. Ich zielte sorgfältig und drückte dann den Abzug. Mit der zweiten Kugel traf ich den Mann, der mit einem Aufschrei in einen der Büsche stolperte. Damit war die unmittelbare Gefahr gebannt, sodass ich mich wieder umwandte.
»Das darf doch nicht wahr sein«, stieß ich hervor.
Mein Blick erfasste die Ruhe im Gesicht des toten Obdachlosen. Seine Verletzungen waren zu schwer gewesen. Wütend über die versäumte Chance, schob ich mich an das Gebüsch mit dem Schützen, den ich angeschossen hatte. Doch mehr als einige abgebrochene Äste sowie ein wenig Blut an einem Blatt fand ich nicht mehr. Der Angreifer musste die kurze Zeit genutzt haben, in der ich mich um den Obdachlosen bemüht hatte. Vorsichtig folgte ich seiner Spur, die durch kleine Blutstropfen am Boden gekennzeichnet war. Nach knapp einer Meile trat ich aus dem Gebüsch auf einen der vielen Parkplätze. Mein Partner stand bereits dort und telefonierte mit seinem Mobiltelefon.
»Es waren drei Männer, von denen einer gestützt werden musste. Sie sind mit einem blauen Ford Maverick geflohen«, teilte Phil mir in zwei Sätzen mit.
Er telefonierte mit den Cops, um die Fahndung umgehend anlaufen zu lassen.
»Die Spurensicherung ist bereits auf dem Weg, Jerry. Brauchen wir einen Rettungswagen?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Nein. Der Obdachlose ist leider tot, Phil. Er wurde von mehreren Kugeln getroffen und lebte nur noch kurz.«
Mein Partner fluchte.
»Ich konnte keinen der Männer erkennen. Du?«, fragte Phil.
Erneut konnte ich nur verneinen.
»Nein, aber dafür konnte der Obdachlose mir vor seinem Tod noch etwas sagen.«
Ich erzählte Phil von den letzten Worten des Erschossenen, was bei ihm jedoch keinen Begeisterungssturm auslöste.
»Das wird die berühmte Suche nach der Nadel im Heuhaufen, Jerry. Hast du eine Vorstellung, wie viele Clubs in Häusern mit einer Bar zu finden sind? Möglicherweise war der Mann auch verwirrt.«
Natürlich waren seine Einwände korrekt, aber ich wollte es nicht so leicht schlucken.
»Wir hören uns bei den anderen Fixern im Park um, Phil. Wenn einer von ihnen etwas wusste, müssen es auch andere mitbekommen haben«, blieb ich stur.
Als ein berittener Cop auf seinem Pferd eintraf, teilten wir ihn zur Aufsicht ein. Er sollte seine Kollegen sowie die Techniker der Spurensicherung einweisen, während Phil und ich mit einigen der anderen Obdachlosen reden wollten. Der Klang der Sirenen wurde immer lauter, was uns zur Eile antrieb.
»Wenn die Obdachlosen mitbekommen, wohin die Cops fahren, verdrücken die sich«, erkannte auch Phil die Gefahr.
Wir rannten über eine große Rasenfläche, bis wir wieder auf den Weg trafen, wo wir Jason zurückgelassen hatten.
Der Mann in seinem grünen Overall kam erst aus dem Gebüsch, nachdem er uns erkannt hatte.
»Was treibt ihr denn? Wer schießt denn hier?«
Es war für mich schwer zu unterscheiden, ob Jason aus Angst fragte oder Vorwürfe erhob.
»Jemand hat einen der Obdachlosen erschossen, der mit den Männern von Sidewood gesprochen hatte. Er wusste etwas und musste deshalb sterben. Bringen Sie uns schleunigst zu einem der anderen Treffpunkte«, machte ich es kurz.
Jason setzte zu einem Protest an, aber da schob ich ihn bereits nachdrücklich auf den Weg.
»Wir dürfen keine Zeit verlieren, Jason. Sobald es hier von Cops wimmelt, verschwinden die Obdachlosen doch alle«, erklärte ich mein grobes Verhalten.
Das leuchtete dem Informanten ein, daher beschleunigte er seine Schritte. Nach einer Dreiviertelmeile hielt er an einer kleineren Grünfläche an.
»Unter der Brücke dort hinten leben immer ein halbes Dutzend der Obdachlosen. Eigentlich müsste ich sie verjagen, wenn ich es bemerke, aber das mache ich nicht«, deutete Jason auf eine Steinbrücke.
»Wir melden uns wieder bei Ihnen. Danke.«
Schnell drückte ich dem Informanten die Dollarnoten in die Hand, um anschließend mit Phil über die Grünfläche zur Brücke zu rennen.
»He, was läuft denn da?«
Ich erkannte ebenfalls einen Mann, dessen Kleidung nicht zu einem Obdachlosen passte. Er trat unter der Brücke hervor, warf prüfende Blicke umher und zuckte bei unserem Anblick zusammen.
»Das ist Felix«, entfuhr es mir.
Die Sache nahm langsam ungewöhnliche Dimensionen an, wenn der angebliche Berater höchstpersönlich die Obdachlosen im Central Park befragte.
»FBI! Stehen bleiben.«
Er tat uns nicht den Gefallen, sondern hetzte mit langen Schritten davon.
***
An der Brücke trennten wir uns. Phil wollte nachsehen, ob sich noch Obdachlose darunter aufhielten, während ich dem fliehenden Sidewood folgte. Der Mann bewegte sich ungewöhnlich schnell durchs Gelände, baute unaufhaltsam seinen Vorsprung aus. Als ich ihn schließlich auf einer Kreuzung völlig aus den Augen verloren hatte, musste ich die Verfolgung abbrechen.
»Special Agent Cotton vom FBI.«
Vom Mobiltelefon aus informierte ich die Cops im Park, damit sie nach Sidewood Ausschau hielten. In Anbetracht des riesigen Geländes machte ich mir jedoch keine allzu große Hoffung darauf, dass er uns noch ins Netz ging. Als ich an der Brücke ankam, stand Phil mit verschlossener Miene ein kleines Stück abseits.
»Er ist mir entkommen, aber ich habe die Cops alarmiert. Was war da unten?«
Einen Moment glaubte ich, mein Partner hätte mir überhaupt nicht zugehört. Gerade als ich meine Frage wiederholen wollte, sprach Phil.
»Vier tote Obdachlose, Jerry. Sidewood oder wer immer das war hat sie eiskalt liquidiert«, kam es mit heiserer Stimme.
Mein Blick wanderte hinüber zur Brücke. Es war kaum zu glauben, was sich dort abgespielt haben musste. Innerhalb von zehn Minuten hatten Sidewood oder seine Killer fünf Menschen getötet.
»Wie? Erschossen kann Sidewood sie kaum haben, denn sonst hätten wir die Schüsse hören müssen«, fragte ich Phil.
Mein Partner stutzte, bevor er antwortete.
»Stimmt, Jerry. Daran hatte ich nicht gedacht. Die drei Männer und eine Frau wurden erschossen. Könnte Sidewood den Schalldämpfer abgeschraubt haben, nachdem er die Menschen ermordet hatte?«
Es war nicht klar, ob er mir die Frage stellte oder nur laut nachdachte.
»Theoretisch schon, aber überzeugt bin ich nicht davon«, antwortete ich trotzdem.
Da der zeitliche Ablauf bislang nicht geklärt war, hielt ich vorerst an Sidewood als Täter fest.
»Wenn er nicht geschossen hat, dann muss er uns seine Anwesenheit unter der Brücke erklären«, sagte ich.
Wir warteten am Tatort, bis drei Techniker eintrafen. Es war ein blutiger Nachmittag im Central Park geworden, worüber sich die Stadtverwaltung sicherlich sehr verärgert zeigen würde.
»Was willst du mit Sidewood machen?«, fragte Phil.
Meiner Ansicht nach wurde es Zeit, eine deutliche Botschaft an Leeds einschließlich seiner Vasallen zu übermitteln.
»Wir statten Leeds einen zweiten Besuch ab, um die Fronten zu klären«, teilte ich meinem Partner mit.
Phil fand die Idee hervorragend. Es lag ihm sehr viel daran, diese blutige Entwicklung im Keim zu ersticken. Also lenkte ich den roten Boliden erneut über die Seventh Avenue.
***
Im Inneren des Clubs herrschte beständiges Dämmerlicht, sodass niemand sagen konnte, ob es Tag oder Nacht war. Den Gästen kam es nur darauf an, zu ihren Vergnügungen zu kommen. Der Raum war riesig. Von der großen Theke an der westlichen Wandseite konnte Marvin ihn kaum überblicken. Der Barkeeper war durch seine permanente Geldnot in diesen bizarren Club geraten, doch mittlerweile genoss er seinen Job richtig.
Der Job im Club wurde weit besser bezahlt als seine früheren Beschäftigungen, weshalb er zu den zuverlässigsten Mitarbeitern zählte. Der Geschäftsführer vertraute Marvin mehr als den anderen Angestellten. Regelmäßig fand er sich am Tresen ein, trank seinen Wodka Sour und plauderte mit dem Barkeeper wie mit einem alten Freund.
»Wir müssen uns nach neuen Tieren umsehen. Heute fragte ein Kunde nach einer Schwarzen Witwe, weil sie so gut zu seinem Latexoverall passen würde.«
Marvin zog diesem irren Treiben den ganz normalen Sex in einem Bett oder auch einer Couch allemal vor, doch es waren gerade diese ausgefallenen Wünsche ihrer Kunden, die ihm sein gutes Gehalt sicherten.
»Kann ich irgendwie dabei helfen?«, fragte er daher pflichtschuldig.
Der Geschäftsführer hob verwundert den Blick.
»Du? Nein, dafür wird schon gesorgt. Falls du neben dem Job hinterm Tresen noch Geld verdienen musst, könntest du hinten bei den Tieren aushelfen«, lautete die Antwort des Geschäftsführers.
Marvin konnte immer Geld gebrauchen und deswegen sagte er sofort zu. Er verschwieg dem Geschäftsführer, wie sehr ihn viele der Schlangen oder Echsen in Wahrheit ängstigten. Irgendwie würde er schon damit klarkommen oder eine Aufgabe finden, wo er möglichst weit von den seltsamen Kreaturen wegbleiben konnte.
»Wie steht es mit den Vorräten?«
Die beiden Männer wechselten das Thema, um den Bestand hinter dem Tresen zu prüfen. Marvin konnte auf einen guten Vorrat verweisen, da er schon früher hinter einem Tresen gearbeitet hatte. Diese Erfahrung kam ihm im Club zugute, weshalb der Geschäftsführer auch an diesem Tag keinen Grund zur Beanstandung fand.
»Sehr gut, Marvin. Ich wäre echt zufrieden, wenn alle im Club ihren Job so ernst nehmen würden«, lobte er seinen Barkeeper.
Der lächelte dankbar, als der Geschäftsführer mit einem Nicken den Hocker räumte. Er würde jetzt eine seiner ausgiebigen Kontrollrunden starten.
Während die vielen leicht bekleideten Kellnerinnen die bestellten Drinks bei Marvin abholten, versank dieser in ein angenehmes Tagträumen. Sein Blick blieb an einer Frau hängen, die sich in ein hautenges Lederkleid mit vielen Reißverschlüssen gezwängt hatte. Um ihren Hals wand sich eine bunte Schlange. Dieser Anblick löste zwiespältige Empfindungen bei Marvin aus, der die Kurven der Frau unter dem Leder durchaus zu würdigen wusste. Gleichzeitig spürte er ein Kribbeln der Angst in der Magengrube, das durch die Schlange verursacht wurde.
»Ich bräuchte dieses Kribbeln jedenfalls nicht, um mit der Lady ins Bett zu steigen«, stellte er entschieden fest.
Auf der anderen Seite wusste Marvin aber auch, wie viele Abarten von sexueller Lust existierten. Die besonders ausgefallenen Varianten wurden nicht im großen Raum des Clubs zugelassen, denn dafür gab es spezielle Räumlichkeiten. Aus reiner Neugier war Marvin einmal in drei dieser Zimmer gegangen, nachdem er schon zwei Monate hinterm Tresen arbeitete. Was er dort zu sehen bekam, hatte dem Barkeeper gereicht, um weitere Besuche zu unterlassen.
»Dafür bin ich dann wohl zu normal veranlagt«, sagte er sich selbst.
Immerhin erlaubte Marvin sich solche Tagträume bei der Arbeit, in denen einige der hübschen Frauen eine wesentliche Rolle einnahmen.
***
Unser zweiter Besuch bei Herman Leeds ähnelte dem ersten auf eine verblüffende Art. Als uns Felix Sidewood abholte, staunte ich über so viel Dreistigkeit.
»Weiß Ihr Boss, wo Sie sich die letzten Stunden herumgetrieben haben?«, fragte ich anzüglich.
Felix schaute über die Schulter.
»Ja, natürlich. Wir hatten eine Besprechung mit verschiedenen Abteilungsleitern der Firma. Warum fragen Sie?«
Phil sah überrascht zu mir herüber, während ich meinerseits Sidewood anschaute.
»Sie wollen also behaupten, dass Sie keinen Ausflug in den Central Park unternommen haben?«, hakte ich nach.
Sidewood schüttelte verneinend den Kopf, während er uns ins Büro von Leeds führte.
»Gibt es Neuigkeiten, Agent Cotton?«, wollte der sofort wissen.
Ich kam genauso ohne Umwege auf den Anlass unseres Besuchs zu sprechen. Als ich Leeds mit dem Vorwurf konfrontierte, dass seine Leute auf der Suche nach Informationen mit brutaler Gewalt den Central Park unsicher machten, schoss dessen Blick zu Sidewood.
»Stimmt, Herman. Ich habe einen Tipp erhalten, dem ich nicht so ganz traue. Deswegen sollten einige meiner Leute der Sache nachgehen. Ich bedaure es, wenn sie zu forsch aufgetreten sind.«
Sein letzter Satz ging an mich.
»Vier Leichen bezeichnen Sie als zu forsch? Da wurden Menschen ermordet, Mister Sidewood! Und Sie wollen immer noch behaupten, die ganze Zeit hier gewesen zu sein?«, korrigierte ich mit aller Härte.
Er hob abwehrend beide Hände in die Höhe und sah zu seinem Boss hinüber.
»Felix war zusammen mit mir sowie sechs Abteilungsleitern in einem Meeting, Agent Cotton. Das dürfen Sie gerne nachprüfen. Warum unterstellen Sie Felix, dass er nicht dabei gewesen sein soll?«
Herman wirkte verärgert. Seine Reaktion erschien mir nicht gespielt zu sein, was Sidewoods Alibi untermauerte. Mehr als einen Mann in schwarzer Kleidung, der von der Figur her große Ähnlichkeit mit Felix aufwies, hatte ich nicht gesehen. Möglicherweise gab Leeds seinem Sicherheitsberater ein Alibi, aber ich war geneigt, es ihm abzukaufen.
»Ich möchte eine Liste mit allen Namen Ihrer Mitarbeiter, die mit der Aktion im Park beauftragt waren. Einer oder mehrere dieser Männer stehen unter dringendem Mordverdacht«, forderte ich von Sidewood.
Mit einem Nicken verließ er den Raum. Es war ein wenig überraschend, wie kooperativ Leeds und Sidewood sich zeigten.
»Ich weiß, was Sie und Ihre Kollegen von mir denken. Doch mit diesen Vorfällen haben wir nichts zu tun, Agent Cotton. Weder Felix noch ich sind für die Morde im Central Park verantwortlich. Wir wollen lediglich den Mörder meines Sohnes aufspüren helfen. Mehr nicht«, stellte Leeds fest.
»Dann sollten Sie Ihren Einfluss geltend machen, um solche Zwischenfälle wie im Central Park zu unterbinden. Unsere Ermittlungen werden dadurch nur behindert«, erwiderte Phil.
Herman breitete die Arme mit einer Geste der Hilflosigkeit aus.
»Sie überschätzen meine Möglichkeiten, Agent Decker. Glauben sie nicht, dass ich alles tun würde, um den Mörder von Conrad aufzuspüren?«
Seltsamerweise glaubte ich Leeds wenigstens in diesem Punkt.
»Vielleicht ist es nur aus dem Ruder gelaufen, Mister Leeds. Auf jeden Fall sollten Sie Felix und dessen Männer an die kurze Leine nehmen«, warnte ich den Gangsterboss.
Sein Sicherheitsberater kehrte im gleichen Augenblick ins Büro zurück, sodass er meinen abschließenden Satz mithörte. Seine Miene verfinsterte sich zwar, doch er blieb stumm. Mit einem Nicken nahm ich die Liste entgegen.
»Wir werden den Mörder Ihres Sohnes finden, Mister Leeds. Überlassen Sie uns die Nachforschungen, Sidewood. Passen Sie nur gut auf Ihren Arbeitgeber auf, dann kommen wir uns auch nicht in die Quere.«
Meine Worte sorgten dafür, dass beide Männer alarmiert die Stirn runzelten. Da ich nicht gewillt war weiterzudiskutieren, verabschiedete ich mich knapp. Zusammen mit Phil verließ ich das Bürogebäude. Als wir wieder im Jaguar saßen, überflog ich die Namen auf der Liste.
»Die sollten alle überprüft werden«, sagte ich meinem Partner.
Phil nickte zustimmend.
»Sehe ich auch so, Jerry. So wie du es formulierst, aber nicht durch uns. Was hast du also vor?«
Mir gingen die Worte nicht aus dem Kopf, die der im Sterben liegende Obdachlose geäußert hatte. Club? Bar?
»Wir versuchen den Club zu finden, über den der Obdachlose gesprochen hat. Wenn jemand im Sterben liegt, wird er kaum unwichtige Dinge ansprechen. Mit diesem Club muss es eine besondere Bewandtnis haben«, antwortete ich.
Phil schaute einige Sekunden nachdenklich durch die Windschutzscheibe.
»So weit stimme ich dir zu. Mir reichen nur die Angaben nicht, um eine vernünftige Suche starten zu können«, erhob er einen Einwand.
Darüber zerbrach ich mir schon geraume Zeit den Kopf, doch ich sah eine Möglichkeit.
»Wir müssen herausfinden, wo sich der Tote bevorzugt herumgetrieben hat. Er muss diesen Club zufällig entdeckt haben. Soweit ich weiß, bewegen die meisten Obdachlosen sich in einem begrenzten Bereich der Stadt. Sobald wir diesen Bereich kennen, beginnen wir dort mit der Suche«, erklärte ich es meinem Partner.
Damit konnte Phil sich anfreunden, weshalb unser nächster Halt an einer der Suppenküchen in der Nähe des Central Park war.
***
Der tote Obdachlose war unter dem Namen Sammy bekannt. Der Helfer in der Suppenküche konnte uns mit einigen Details weiterhelfen, sodass Phil und ich die meisten Anlaufstellen dieses Sammy aufsuchen konnten.
»Sein Weg führt selten über die großen Straßen. Offenbar durchwühlte er viele der Müllcontainer von Restaurants nach Essbarem«, stellte Phil nach zwei Stunden fest.
Wir parkten an einer Gasse, deren Zugang von einem Truck blockiert war. Während wir warteten, gingen wir die bisherigen Erkenntnisse durch.
»Jetzt kennen wir Sammys Route. Bisher war nicht erkennbar, welche Bar oder welchen Club er gemeint haben könnte«, stellte ich resigniert fest.
Mit aufheulendem Motor setzte der Truck sich in Bewegung, sodass wir in die Gasse schauen konnten. Beim Anblick der Neonreklame verschlug es mir glatt die Sprache.
»Da hätten wir eine Bar«, staunte auch Phil.
Wir stiegen aus, um uns zunächst in der Gasse umzusehen. Es war jedoch eine ganz normale Verbindungsstraße zwischen zwei größeren Avenues, die von Unrat übersät und mit Containern vollgestellt war. Für einen Obdachlosen möglicherweise das Eldorado, doch für uns kein Ort zum Verweilen.
»Das ist die Hintertür der Bar. Lass uns lieber durch den Vordereingang reingehen«, schlug Phil vor.
Das taten wir auch. Es gab den üblichen Tresen, an dem vier Männer auf Hockern saßen. Als wir eintraten, streiften uns ihre Blicke, nur um gleich wieder von uns abzulassen. Diese Gäste waren mit sich selbst beschäftigt. Die Frau hinterm Tresen war im Alter irgendwo zwischen vierzig und fünfzig Jahren einzuordnen. Eine exakte Bestimmung war bei den schummrigen Lichtverhältnissen kaum möglich. Phil steuerte einen freien Tisch in der Ecke an, von wo aus wir die Bar genauso wie einen Teil der Straße überblicken konnten.
»Wir haben gehört, dass es hier im Haus auch einen tollen Club geben soll. Stimmt das?«
Phil sprach die Frau an, nachdem sie uns die beiden Tassen mit Kaffee serviert hatte. Ihr gelangweilter Blick blieb einen Moment an Phils Gesicht hängen.
»Club? Hier im Haus? Keine Ahnung, wer Ihnen diesen Unsinn erzählt hat«, sagte sie.
»Sicher? Vielleicht existiert dieser Club noch nicht so lange«, bohrte ich nach.
Die Bedienung taxierte unsere Anzüge. Offenbar war sie lange genug hinterm Tresen beschäftigt, um unsere Dienstmarken förmlich wittern zu können.
»Cops?«
Wir zeigten unsere Marken, was immerhin für ein Aufleuchten in ihren Augen sorgte.
»FBI? Hinter wem sind Sie denn her?«
Einer der Männer wandte sich leicht um. Er schien dem Gespräch mit erhöhter Aufmerksamkeit zu folgen, was auch Phil nicht entging. Unauffällig veränderte mein Partner seine Position so, dass er schnell auf die Beine kommen konnte.
»Hinter dem Mörder mehrerer Obdachloser, die vor wenigen Stunden im Park erschossen wurden«, gab ich bereitwillig Auskunft.
Während die Frau überrascht blinzelte, drehte der Mann am Tresen sich wieder zurück. Offenbar sah er keine Gefahr mehr in uns.
»Seit wann kommen denn Agents vom FBI, wenn es Obdachlose erwischt? Da kümmern sich kaum die normalen Cops drum«, staunte die Frau.
»Wenn jemand es für nötig erachtet, vier Obdachlose am helllichten Tag zu erschießen, weckt das immer unsere Neugier. Es gibt also keinen Club im Haus?«
Die Bedienung schüttelte erneut den Kopf. Ich drückte ihr das Geld für den Kaffee in die Hand, den wir nicht angerührt hatten. Als wir am Tresen entlanggingen, fing ich den forschenden Blick des Mannes auf, der zuvor unserem Gespräch gelauscht hatte. Intuitiv schaltete ich mein Mobiltelefon ein, um den Gästen die Bilder der ermordeten Obdachlosen zu zeigen.
»Kennt jemand von Ihnen einen dieser Menschen?«
***
Langsam ging ich von Gast zu Gast, bis ich bei dem Lauscher angekommen war. Er sah sich die Aufnahmen an und deutete auf Sammys Gesicht.
»Der arme Teufel war öfter hinten in der Gasse. Er hat sich für den Inhalt der Mülltonnen interessiert.«
Auf diese Antwort hatte ich gehofft, da sie mir den nötigen Anlass lieferte, den Mann aus der Bar zu lotsen.
»Dann würde ich Sie bitten, uns zu begleiten. Wir müssen Ihre Aussage zu Protokoll nehmen, nachdem Sie uns genau gezeigt haben, wo sich der Mann in der Gasse aufgehalten hat«, bat ich den Lauscher.
Er machte keine Probleme, sondern zahlte seine Drinks. Anschließend verließ er mit uns die Bar, um uns die Container in der Gasse zu zeigen.
»Danke, aber das war nur ein Vorwand. Als wir uns nach dem Club erkundigt haben, reagierten Sie so, als wenn Sie etwas darüber wüssten. Was ist es?«, fragte ich.
Der Lauscher nickte knapp. Er stellte sich als Thomas Richards vor, was er mit einem Führerschein belegen konnte.
»Stimmt. Es gibt so einen merkwürdigen Club in dieser Ecke, Agent Cotton. Ich selbst war noch nie da drin, aber es gibt viele Gerüchte darüber. Dort soll man alles bekommen, solange die Brieftasche gut bestückt ist. Sie verstehen, was ich meine?«
Es war nicht zu überhören, dass er einige Drinks intus hatte. Dennoch wirkte seine Aussage überzeugend auf mich, da sie sich mit den Angaben von Sammy deckte.
»Natürlich, Mister Richards. Wissen Sie denn, wo genau sich dieser Club befindet?«
Er druckste ein wenig herum, doch dann war er bereit, mit uns zu einem Haus zu fahren, in dem er den Club vermutete. Beim Anblick des roten Flitzers blieb er stehen und bewunderte den Oldtimer.
»Aus dem Fernsehen kenne ich immer nur die schwarzen SUV, mit denen die Agents durch die Stadt rasen. Das ist echt Ihr Dienstwagen?«, fragte er ungläubig.
Phil erbarmte sich des leicht angetrunkenen Mannes, indem er auf die schmale Rückbank kletterte. Voller Ehrfurcht lauschte Richards auf den Klang des Motors, bevor er sich leicht vorbeugte.
»He, das ist aber nicht die englische Version. Wenn mich meine Ohren nicht sehr täuschen, sitzt eine Viper-Maschine unter der Haube. Richtig?«
Jetzt war ich doch verwundert. Auf der Fahrt folgte dann die Erklärung für das besondere Gehör des Mannes, der aus Detroit nach New York umgesiedelt war.
»Bei uns gab es keine Arbeit mehr für einen Mechaniker, daher bin ich nach New York umgesiedelt. Jetzt warte ich Motoren von Windkrafträdern. Immerhin, es ist ein gut bezahlter Job.«
Es war ihm anzusehen, wie sehr er seine Arbeit in einem Automobilwerk vermisste. Drei Blocks von der Bar entfernt sollte ich an einer Kreuzung nach Osten abbiegen. Die Straßenzüge sahen immer schäbiger aus, was mir einige Sorgen bereitete. Lockte Thomas Richards uns eventuell gezielt in eine Falle?
»Da vorne ist das Haus, in dem ich den Club vermute«, sagte er einen halben Block später.
Ich lenkte die Raubkatze an die Seite, wobei ich sorgsam darauf achtete, den auffälligen Wagen hinter einem verbeulten Chevy zu verbergen.
»Warum gerade dieses Haus, Mister Richards?«
Auf dem Weg von seiner Arbeitsstätte zur Bar kam er regelmäßig durch diese Straße.
»Beim ersten Mal dachte ich, dass die Bar in diesem Haus sein müsste. Es kamen mehrere Männer heraus, die mächtig angetrunken waren. Doch als ich mich umsehen wollte, verscheuchten mich zwei Burschen, mit denen ich mich lieber nicht anlegen wollte«, erklärte der Mechaniker.
Seit diesem Erlebnis beobachtete Richards im Vorbeifahren, was sich am Haus so abspielte. Mehrfach waren ihm Männer aufgefallen, die wie zu einer Party gekleidet waren.
»Einmal waren auch Frauen in auffälliger Kleidung dabei. Als ich dann von einem Kollegen etwas über einen sehr speziellen Club hörte, fiel mir dieses Haus ein. Vermutlich täusche ich mich.«
Phils Gesichtsausdruck passte zu meinen eigenen Gedanken.
»Das werden wir überprüfen, Mister Richards. Sie haben uns sehr geholfen. Wir bringen Sie zurück in die Bar, wenn Sie wollen«, dankte ich dem Mechaniker.
Doch er wollte lieber zur U-Bahn-Station gebracht werden. Sein Wagen war defekt, weshalb er an diesem Tag mit der U-Bahn unterwegs war. Wir taten ihm den Gefallen, bevor wir in die Straße zurückfuhren.
***
Der Rechtsmediziner starrte verärgert auf den Telefonhörer. Seit mehr als einer Stunde versuchte Dr. Blunt mit Jerry Cotton in Verbindung zu treten, da er eine verblüffende Antwort auf die merkwürdigen Spurenanhaftungen gefunden hatte. Der findige Blunt nutzte eine spezielle Plattform im Internet, wo sich alle Benutzer anonym austauschen konnten. Auf seine sehr spezielle Anfrage erhielt der Rechtsmediziner eine Reihe von Antworten, wie er sie erwartet hatte. Doch eine Meldung ließ ihn aufhorchen. Es folgte ein intensiver Chat mit dem Nutzer, woraus eine Adresse im East Village resultierte.
»So kann man doch nicht vorankommen«, murrte Victor.
Er legte das Telefon weg, um sich mit hinter dem Kopf verschränkten Händen über seine Alternativen klar zu werden. Victor war kein sehr geduldiger Mensch, außer es betraf seine Arbeit an einem Leichnam. Sobald er jedoch darüber hinaus zum Warten verurteilt wurde, übernahm sehr schnell sein ausgeprägter Hang zum Aktionismus die Oberhand.
»Jerry? Folgende Informationen sollten Sie kennen.«
Victor sprach seine Nachricht auf die Mailbox des Agents, bevor er zu einer persönlichen Recherche in den Abend aufbrach. Er sagte sich immer wieder, dass er sich nur ein wenig vor Ort umsehen wollte, um den Wahrheitsgehalt seiner Information zu prüfen.
»Sind Sie sicher, dass ich Sie hier absetzen soll?«, fragte der Taxifahrer eine Stunde später.
Victor Blunt nickte mehrfach, nachdem er dem aufmerksamen Fahrer neben dem Fahrgeld ein anständiges Trinkgeld in die Hand gedrückt hatte. Schließlich stand er auf der Straße und schaute an den Fassaden der Mietshäuser entlang. Es gab sicherlich schönere Gegenden im Village, aber Victors Informationen führten ihn nun einmal in diese Straße. Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend marschierte der Rechtsmediziner los. Sein Ziel lag nur einen Block weiter südlich, aber Victor wollte sich dort unauffällig umsehen. Im Nachhinein fand er diese Vorsichtsmaßnahme bei weitem nicht mehr so gut, aber das Taxi war längst verschwunden.
»Na, suchst du vielleicht den besonderen Touch?«
Obwohl der Rechtsmediziner mit großer Anspannung über den Gehweg eilte, überraschte ihn die Frage der jungen Frau total. Victor hatte die Frau weder kommen sehen, noch war er auf eine solche Frage vorbereitet. Seine Reaktion fiel entsprechend aus, wie das Lächeln im Gesicht der jungen Frau belegte.
»He, du musst dich doch nicht schämen dafür. Ruben hat mir gesagt, dass heute einige neue Kunden eintreffen würden. Mein Name ist übrigens Daniela«, redete sie auf Victor ein.
Dessen Gedanken überschlugen sich, während er das Gehörte verarbeitete. Offenbar hatte jemand Daniela gezielt in der Nähe des Clubs positioniert, um die neuen Gäste einzufangen. Es blieb allerdings offen, ob Victor auf diesen Irrtum eingehen oder sich besser schnell aus dem Staub machen sollte.
»Hallo, Daniela. Ja, ich bin neu als Clubmitglied. Können Sie mir zeigen, wohin ich mich wenden muss?«, entschied er sich spontan.
Das Lächeln der jungen Frau vertiefte sich. Schwungvoll hakte sie sich bei dem einige Zentimeter kleineren Victor ein, um ihn dezent in die Richtung zu bringen, wo der geheime Club sich befand. Auf dem Weg plauderte sie fröhlich drauflos. Daniela sprach von den vielen Möglichkeiten, die der Club für seine Gäste bereithielt. Allein diese Schilderungen bestätigten dem Rechtsmediziner, dass der Club tatsächlich etwas mit dem Mord an Conrad Leeds zu tun haben könnte.
»So, da wären wir.«
Daniela blieb an dem rostigen Tor einer ehemaligen Fabrik stehen. Victor schielte zu dem verwitterten Schild neben dem Tor, doch in der Dunkelheit konnte er die Angaben darauf nicht entziffern.
»Wie bitte? Wo soll denn hier ein exklusiver Club sein?«
Es wurde Zeit, dass Victor seine Rolle beendete. Der Rechtsmediziner spürte auf einmal, in welche Gefahr er sich begab. Vermutlich wusste der Geschäftsführer des Clubs sehr genau, welche neuen Gäste eintreffen sollten. Es war eine Sache gewesen, die naive Daniela zu täuschen, aber mit cleveren und skrupellosen Gangstern wollte Victor sich nicht einlassen. Daniela schaute ihn bei seinem Ausbruch verwirrt an, bevor das Lächeln wieder ihr Gesicht erhellte.
»Wir sind vollkommen richtig hier. Der Zugang muss natürlich gut geschützt sein. Was eignet sich besser als eine verlassene Fabrik?«
Bevor Victor seinen Rückzug in die Tat umsetzen konnte, meldete sich eine tiefe Männerstimme vom Tor her.
»Alles in Ordnung, Daniela?«
Die junge Frau drückte dem Rechtsmediziner einen Kuss auf die Wange, winkte ihm zum Abschied fröhlich zu, bevor sie dem Aufpasser eine Antwort gab.
»Alles bestens. Das ist einer der neuen Gäste von Ruben. Bring ihn bitte rein, damit er sich nicht auf dem Gelände verläuft«, sagte sie.
Mit einem gekonnten Hüftschwung verschwand Daniela in der Dunkelheit, während Victor wohl oder übel seine Rolle weiterspielen musste.
»Kommen Sie bitte hier durch. Bleiben Sie einfach in meiner Nähe, dann kommen Sie heil in den Club«, übernahm der Aufpasser die Führung.
Gehorsam trabte Victor neben dem Mann über das Gelände, bis sie um die Ecke des Gebäudes bogen und vor einer rostigen Eisentreppe anhielten.
»Die Treppe sieht nur so aus, als wenn sie jeden Augenblick zusammenbricht. Keine Panik, das wird nicht passieren. Oben ist eine Klingel. Wenn Sie zwei Mal läuten, lässt man Sie in den Club. Viel Spaß, Mister.«
Mit diesen freundlichen Worten wandte der Aufpasser sich um und verschwand wieder um die Hausecke. Victor dachte im Traum nicht daran, den Anweisungen zu folgen. Jetzt war seine letzte Chance gekommen, diesem gefährlichen Alleingang ein Ende zu setzen.
»Diesen Club finde ich auf jeden Fall wieder. Mehr brauchen Jerry und Phil nicht, um der Sache auf den Grund zu gehen«, murmelte er leise.
Victor drehte sich um und huschte zur Hausecke. Vorsichtig spähte er um die Ecke, um den Aufpasser ausfindig zu machen. Der machte es dem Rechtsmediziner ausgesprochen leicht, denn er rauchte eine Zigarette, deren Glut weit sichtbar war.
»Rauchen gefährdet Ihre Gesundheit«, stellte Victor mit tadelnder Stimme fest.
Vorsichtig zog er seinen Kopf zurück. Victor wollte nicht über die freie Fläche vor dem Gebäude zur Straße zurückkehren, da ihm dort die Entdeckungsgefahr einfach zu hoch erschien. Sein Blick wanderte an der Wand entlang, um an einer verbeulten Stahltür hängen zu bleiben. Für einige Sekunden rief der Rechtsmediziner sich die Lage des Gebäudes vor ihm in Verbindung mit der Straße ins Gedächtnis. Wenn es Victor gelang, durch das Haus auf die andere Seite zu kommen, müsste es einen kurzen Weg zum Nachbargrundstück geben.
»Einen Versuch ist es wert«, machte er sich selbst Mut.
Schnell eilte Victor zur Stahltür und rüttelte an der Klinke. Da die Tür unverschlossen war, hätte er sich um ein Haar die Kante gegen den Kopf geschlagen, so schwungvoll zog er sie auf.
»Der Anfang wäre gemacht.«
Durch diesen Erfolg mutig geworden, schob Victor sich in den Gang hinter der Tür. Diese fiel ins Schloss, sodass auch das wenige Licht von draußen verloren ging. Auf einmal stand der Rechtsmediziner im Dunkeln, konnte sich vorerst nur auf sein Gehör verlassen. Prompt erreichte ein unheimliches Rascheln seine Ohren, was Victor zusammenzucken ließ.
»Ich hätte wenigstens eine Taschenlampe mitnehmen sollen. Amateur!«, schimpfte er mit sich selbst.
Für einen derartigen Ausflug in einem verlassenen Gebäude war Victor denkbar schlecht vorbereitet. Als Nichtraucher führte er nicht einmal ein Feuerzeug mit sich. Nach und nach gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit, die nicht so schwarz war, wie Victor zuerst angenommen hatte. Im schwachen Licht, das durch einige verdreckte Fenster fiel, suchte er sich seinen Weg.
»Das nächste Mal beherrscht du deine Ungeduld, mein Lieber. Deine Welt ist der Obduktionssaal und nicht irgendwelche Gegenden im East Village«, ging es Victor durch den Kopf.
Nach einer schier endlosen Zeit erreichte er einen Gang, an dessen Ende er eine Tür vermutete. Erleichterung erfasste den Rechtsmediziner, während seine Finger sich um den Türknauf legten. Victors Glückssträhne schien anzuhalten, denn auch diese Tür erwies sich als unverschlossen.
»Oh, mein Gott!«, entfuhr es Victor gleich darauf.
***
Mit einem Seufzer der Erleichterung stellte Kathy die Taschen ab, die mit den Aufdrucken der exklusivsten Boutiquen versehen waren.
»Bist du schon zurück, Darling?«
Sie streifte die Pumps von den Füßen, um barfuß ins Wohnzimmer zu laufen. Dort ging sie an den Beistelltisch, wo sie die Wodkaflasche aufmachte und sich ein Glas damit füllte. Als Kathy zwei Eiswürfel in die hochprozentige Flüssigkeit geworfen hatte, wandte sie sich um. Während sie am Wodka nippte, blieb ihr Blick an der halb geöffneten Tür zum Schlafzimmer hängen.
»Frank? Bist du da drin?«
Verblüfft eilte Kathy auf die Tür zu, die sie mit absoluter Sicherheit vorm Verlassen der Wohnung geschlossen hatte. Ihr Mann war zu dem Zeitpunkt schon lange in seiner Firma gewesen, wo er als Fondsmanager ein beachtliches Einkommen erzielte. Kathy stieß die Tür auf, blieb wie angewurzelt stehen und starrte auf das Bett. In einer grotesken Verkleidung lag eine Person auf dem zerwühlten Überwurf.
»Hallo? Wer sind Sie?«
Der Schrecken ließ Kathys Stimme heiser und zittrig klingen. Als die Gestalt sich weder rührte noch antwortete, trat sie ans Bettende. Dort hing ein Arm über den Rand, den Kathy anstieß. Als auch diese Berührung keine Reaktion auslöste, zog Kathy stärker und rief lauter.
»Sie können sich doch nicht einfach in unser Bett legen!«, beschimpfte sie die ganz in rotes Latex gekleidete Gestalt.
Mit einem Ruck stellte Kathy das leere Wodkaglas auf ihre Seite des Bettes auf den Nachttisch. Langsam wurde sie richtig wütend über diesen dreisten Einbrecher, der tief und fest schlief. Als auch weiteres Rütteln und Rufen ohne Erfolg blieb, traute Kathy sich und öffnete den Reißverschluss an der Gesichtsmaske. Als sie in das bleiche Gesicht des Mannes schaute, fuhr Kathy mit einem Aufschrei zurück. Sie schlug beide Hände vor den Mund und taumelte vom Bett weg.
»Frank? Oh, nein. Was ist passiert?«, stammelte sie immer wieder.
Ihr Gehirn benötigte einige Zeit, um die verwirrenden Details so weit zu ordnen, dass Kathy den Notruf wählen konnte.
»Kathy Duton. Mein Mann liegt tot in unserem Schlafzimmer«, meldete Kathy.
Der Officer in der Notrufzentrale entlockte ihr die erforderlichen Angaben, damit ein Streifenwagen zum Apartmenthaus fahren und die Cops die Angaben überprüfen konnten.
Als die beiden Officer in der Wohnung eintrafen, saß Kathy versteinert im Wohnzimmer. Auf Nachfrage der Cops deutete sie stumm zur Tür des Schlafzimmers, wo der eine Officer den Leichnam von Frank Duton fand.
***
Phil und ich hatten das Haus, in dem der Club sein sollte, bis in die Abendstunden beobachtet. Schließlich bat ich um Ablösung, da wir dringend Schlaf brauchten.
»Es gibt einige Hinweise, dass in dem Haus ungewöhnliche Dinge vor sich gehen. Die Kollegen bleiben weiter auf Beobachtungsposten«, teilte ich Mr High mit.
Unser Chef hatte uns am folgenden Tag zu einer Besprechung gebeten, zu der auch June mit ihrem Partner gekommen war. Beim Anblick der beiden Kollegen beschlich mich ein ungutes Gefühl.
»Gibt es weitere Tote?«, fragte ich.
June und Blair nickten, doch dann mussten wir uns auf die Besprechung konzentrieren. Nachdem ich meinen Bericht abgeschlossen hatte, schaute ich neugierig zum Chef.
»Es gab am gestrigen Abend einen weiteren Todesfall, der erstaunliche Parallelen zu Ihrem Fall aufweist. Bei dem Opfer handelt es sich um einen Fondsmanager mit dem Namen Frank Duton«, erklärte er.
Da der Tod offensichtlich keine natürliche Ursache haben konnte, wurde noch am Abend eine erste Obduktion veranlasst. Das war sehr ungewöhnlich angesichts der knappen Ressourcen der Pathologie.
»Wieso erfolgte die Obduktion so schnell, Sir? Ist das Opfer etwas Besonderes?«, fragte ich daher.
Unser Chef schüttelte den Kopf.
»Nein, Mister Duton ist einer von vielen Fondsmanagern der Wall Street. Es waren die Umstände seines Todes, die dafür gesorgt haben. Dr. Blunt hat eine entsprechende Anweisung ausgegeben, die in diesem Fall zum Tragen kam.«
Bei dem exzentrischen Rechtsmediziner wunderte ich mich nicht.
»Verstehe. Was hat Dr. Blunt entdeckt?«
Mr High sah mich mit einem seltsamen Ausdruck an, der sofort meine schlimmsten Befürchtungen auslöste.
»Dr. Blunt ist seit dem gestrigen Abend unauffindbar«, kam die erwartete Hiobsbotschaft.
Verwunderte Blicke wanderten über den Tisch hin und her. Es war sehr ungewöhnlich für Victor, wenn er die Eröffnung solcher Ergebnisse einem Kollegen überließ.
»Er hat mir einige Nachrichten hinterlassen, die ich nur kurz angehört habe. Scheinbar gibt es doch einen Ort in New York, wo diese Sammlung ungewöhnlicher Spuren an einem Körper auftreten kann. Ich wollte später mit Dr. Blunt darüber sprechen, da seine Ausführungen reichlich seltsam klingen«, teilte ich den Chef mit.
»Genau um diese Spuren geht es, Jerry. Am Leichnam von Frank Duton konnten exakt die gleichen Sekrete nachgewiesen werden.«
Wir hatten im Fall des ermordeten Conrad Lee bisher keinen brauchbaren Hinweis, woher diese Spuren kamen. Dr. Blunt sollte uns dabei helfen, aber nun war der Pathologe spurlos verschwunden, während in der Rechtsmedizin ein zweiter Leichnam für weitere Verwirrung sorgte.
»Weiß denn niemand im Institut, wohin Dr. Blunt gegangen sein kann?«, fragte June.
»Nein, leider nicht«, erwiderte Mr High.
Einige Sekunden schwiegen wir alle nachdenklich.
»Phil und ich werden den Doktor schon auftreiben. Möglicherweise trifft er sich mit einem dieser Spinner aus dem Internet.«
Mein Partner nickte zustimmend, sodass wir uns vorerst wieder um den zweiten Toten kümmerten.
»Gibt es eine Verbindung zwischen Conrad Leeds und Frank Duton?«, fragte Blair.
Da unser Chef bislang der Einzige am Tisch war, der über alle Details verfügte, richtete sich die Frage an ihn.
»Nein, Blair. Jedenfalls existiert keine offensichtliche Verbindung zwischen den beiden Opfern. Ich möchte, dass Sie und June die Ermittlungen im Fall Duton übernehmen. Stimmen Sie sich eng mit Jerry ab, damit mögliche Überschneidungen frühzeitig erkannt werden«, erteilte unser Chef klare Anweisungen.
Mir schwante Böses, als wir uns zu viert ins Büro setzten, um die Kollegen mit unseren bisherigen Erkenntnissen vertraut zu machen.
»Wenn diese Fälle tatsächlich zusammenhängen, dürfen wir uns auf verdammt komplizierte Ermittlungen gefasst machen«, brachte Blair es auf den Punkt.
Genau diese Befürchtung hatte ich auch.
***
June legte den Kopf in den Nacken, um an dem Hochhaus hinaufzuschauen. Sie war zusammen mit Blair in der Firma von Frank Duton gewesen, um mehr über den toten Fondsmanager zu erfahren. Es war deutlich geworden, dass Duton ein erfolgreicher Manager gewesen war, der aber sein Privatleben extrem abgeschirmt hatte.
»Wir ermitteln die ganze Zeit wie in einem Mordfall«, meldete Blair sich zu Wort.
Verblüfft lenkte June ihren Blick zu dem hochgewachsenen Farbigen, der mit einem grüblerischen Ausdruck durch die Glasscheibe auf die Angestellten im Foyer des Hochhauses schaute.
»Ja, natürlich. Wieso wundert dich das?«, fragte sie verständnislos.
Ihr Partner setzte es ihr auseinander.
»Weder bei Leeds noch bei Duton gibt es deutliche Hinweise auf Fremdeinwirkung. Während Jerry von Blunt im Fall Leeds immerhin einige Hinweise auf ein Gewaltverbrechen erhalten hat, gehen wir bei Duton einfach davon aus.«
Seine Argumentation war nicht unlogisch.
»Es fehlen noch die Analysen aus dem Kriminallabor, da gebe ich dir recht. Aber allein die Verkleidung Dutons in Kombination mit den verschiedenen Sekreten an seinem Leichnam reichen doch aus, um seinen Tod nicht als einen natürlichen Vorgang einzustufen«, fasste June zusammen.