Jerry Cotton Sonder-Edition 47 - Jerry Cotton - E-Book

Jerry Cotton Sonder-Edition 47 E-Book

Jerry Cotton

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Beschreibung

Am Anfang stand ein dreister Bankraub in New Jersey, bei dem die Gangster 600.000 Dollar erbeuteten. Phil und ich nahmen die Ermittlungen auf und stießen auf etwas Unglaubliches. Anscheinend hatten die bis aufs Blut verfeindeten Gangs von Lucky Orvieto und Harry Blake bei dem Raub zusammengearbeitet. Orvieto und Blake, die Anführer der Gangs, waren vor einiger Zeit ermordet worden und nun schien jemand beide Gangs unter seiner Kontrolle zu haben...

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Seitenzahl: 185

Veröffentlichungsjahr: 2017

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Inhalt

Cover

Impressum

Der Boss, den keiner kannte

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: shutterstock/Anneka

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-4359-5

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Der Boss, den keiner kannte

1963 startete der Bastei Verlag die Jerry Cotton Taschenbücher in Ergänzung zu der Heftromanserie, die zu diesem Zeitpunkt schon in der zweiten Auflage war.

Damals fragte der Klappentext der Taschenbücher noch: Wer ist G-man Jerry Cotton? Und gab auch gleich die Antwort:

»Er ist ein breitschultriger, gutaussehender FBI-Beamter, der sein Leben dem Kampf gegen Gangster gewidmet hat. Durch seinen Mut und seine Entschlossenheit hat er die Herzen von Millionen Lesern in mehr als 40 Ländern erobert.«

Die Jerry Cotton Sonder-Edition bringt die Romane der Taschenbücher alle zwei Wochen in einer Ausgabe.

Es ist eine Reise durch die Zeit der frühen 60er Jahre bis in das neue Jahrtausend.

1

Um die Gefahr von Überfällen auf Lohngeldtransporte auszuschalten, sind viele amerikanische Firmen zur bargeldlosen Lohn- und Gehaltszahlung übergegangen. Die Banken wissen schon, dass an keinem Tag im Monat höhere Auszahlungen fällig sind als am Ersten. Sie decken sich deshalb um diesen Zeitpunkt mit ausreichend Bargeld ein. Auch die National City Bank in Newark, New Jersey, nur einige Meilen von New York entfernt, macht darin keine Ausnahme.

Der übliche Betrieb war in Gang.

Wie ein Springbrunnen ergoss sich plötzlich ein Schwall Wasser quer über die Zufahrtstraße zur Bank und schien kein Ende zu nehmen. Ein paar Arbeiter in blauen Overalls jagten hin und her.

»Rohrbruch«, sagten sie zu den Fußgängern, die zur Bank strebten. »Wenn Sie ein paar Minuten warten, haben wir es unter Kontrolle.«

Geduldig beobachteten die Bankbesucher von erhöhten Stufen aus, wie die emsigen Arbeiter mit Schraubenschlüsseln und Pumpen die ein paar Zoll hohe Flut zu bannen suchten.

50 Yards hinter der anderen Seite des Bankeingangs leitete ein Verkehrspolizist die Wagen in eine Nebenstraße. Den Fußgängern verwehrte eine quer über die Straße gezogene Absperrung das Weitergehen.

»Wir müssen das Wasser in die nächste Schleuse umleiten«, erklärte einer der Arbeiter. »In zehn Minuten ist alles okay.«

Kein Besucher konnte die Bank von außen betreten. In der Schalterhalle herrschte noch emsiger Betrieb. Wer sein Geld an der Kasse in Empfang genommen hatte, begab sich in die Eingangshalle, um auf die Straße zu gelangen.

Hier stand ein Mann, der sich als Bankbeamter ausgab. »Vor dem Ausgang ist ein Wasserrohr gebrochen«, sagte er bedauernd. »Darf ich Sie bitten, den Weg durch den Keller zu nehmen?«

Niemand zögerte, die Treppe nach unten zu benutzen. Es dauerte keine fünf Minuten, bis ein Pulk von 60 Bankbesuchern den Marsch nach unten angetreten hatte. Kein Laut kam mehr von dort, denn sie sahen sich, als sie um eine Ecke gebogen waren, plötzlich dem Lauf einer Maschinenpistole gegenüber.

Der Mann, der sie hielt, sah genauso aus, als verstehe er keinen Spaß.

»Verhalten Sie sich ruhig!«, sagte er nachdrücklich, »in ein paar Minuten können Sie das Haus verlassen. Wer sich bewegt, wird erschossen!«

Von einer Sekunde zur anderen wandelte sich in der Schalterhalle das Bild. Es waren rund 20 Männer, die bis dahin mit Geldwechseln, Ausschreiben von Schecks und ähnlichen Beschäftigungen den Eindruck harmloser Bankkunden gemacht hatten.

Plötzlich war die Hölle los. Ehe sie sich versahen, hatte jeder der drei Kassierer eine Pistole vor der Brust.

»Hands up! Keine Bewegung oder ich schieße!«

Der Ton war so deutlich, dass keiner der drei Widerstand wagte. Automatisch rissen sie die Arme in die Höhe. Keiner riskierte es, den Fuß auf den Alarmknopf zu setzen, der die Sirenen ausgelöst hätte, denn die Gangster sahen nicht so aus, als machten sie leere Worte.

Im gleichen Augenblick hatte ein vierter Gangster ein paar echte Kunden, die sich noch in der Halle aufhielten, zusammengetrieben. Sie traten den Weg in den Keller zu ihren Leidensgenossen an.

Die anderen Verbrecher gingen nach einem festen Plan vor. Jeder hielt ein oder zwei der Bankangestellten in Schach. Niemand wagte, sich zu rühren.

Durch die gesicherten Schalteröffnungen ragten zwei Maschinenpistolen in den Officeraum. In ihrem Schutz wurde in zwei oder drei Minuten jeder Bankangestellte mit Handschellen gefesselt.

Die Gangster hielten sich nicht mit Kleingeld auf. In ein paar Aktentaschen und Koffern verschwanden bündelweise die Scheine, die zur Auszahlung bereitlagen oder sich in den Safes befanden. Kein einziger Schuss war gefallen.

Da vom Bankpersonal kein Widerstand mehr kommen konnte, verließen die Gangster harmlos und wie normale Bankbesucher das Gebäude durch den Haupteingang; Niemand ahnte, dass sie in ihren Taschen den gesamten Bargeldbestand der Bank mit sich trugen. Vor den echten Kunden im Keller schlug der Gangster mit der Maschinenpistole das eiserne Tor zu, damit der Rückzug nicht gestört wurde.

Während an der einen Seite des Bankeingangs noch immer das Wasser auf die Straße strömte, waren plötzlich die Arbeiter verschwunden. Der Policeman, der den Verkehr umgeleitet hatte, zog sich zurück. Gespannt warteten die Menschen darauf, dass der Eingang in die Bank endlich freigegeben würde. Aber nichts geschah.

Als die immer ungeduldiger werdenden Bankbesucher schließlich ohne Rücksicht auf die Absperrungen vordrangen, waren noch einmal fünf Minuten vergangen.

Zwei Stunden später riefen die Zeitungsverkäufer am Broadway die neueste Schlagzeile aus: Perfekter Bankraub in Newark. Gangster spurlos entkommen, 600.000 Dollar verschwunden.

2

Ich saß gerade im Astor Roof, dem Open Air-Restaurant auf dem Dach vom Sheraton Astor Hotel, wo ich mich mit Phil zum Lunch verabredet hatte.

Als Phil mit ein paar Minuten Verspätung eintrudelte, schwenkte er die Zeitung, die noch druckfeucht war, in der Hand. Ich überflog den Bericht.

»Das sieht nach Großalarm aus, Jerry«, meinte Phil. »Hoffentlich lässt er uns noch Zeit zum Essen«, sagte ich, denn ich hatte eben erst bestellt.

Aber da kam der Kellner bereits zu mir. Er kennt mich, weil ich schon einige Male das Astor Roof besucht habe. »Sorry, Mister Cotton«, sagte er leise und diskret, damit keiner der anderen Gäste es hären konnte. »Sie werden am Telefon verlangt.«

Phil warf mir einen vielsagenden Blick zu. Ich trabte zur Telefonzelle.

»Mr High möchte Sie sprechen«, sagte das Girl in unserer Zentrale, als ich mich gemeldet hatte. Nun wusste ich ziemlich genau, was die Stunde geschlagen hatte.

»Bin schon unterwegs nach Newark«, sagte ich lakonisch, als unser Chef sich meldete.

»Können Sie hellsehen, Jerry?«, fragte er überrascht.

»Nein, Chef, aber Zeitung lesen.«

»Um so besser, dann wissen Sie ja Bescheid. Die City Police ist überzeugt davon, dass die Gangsterbande aus New York gekommen ist.«

»Ich fahre gleich los«, sagte ich und gab die Hoffnung auf mein Essen auf, »und nehme Phil mit.«

Mr High war einverstanden, und ich ging an unseren Tisch zurück. »Wir müssen weg«, sagte ich zu Phil, der gerade bei dem Kellner ein Steak bestellen wollte.

Zum Glück hatte ich meinen roten Jaguar in der Nähe des Hotels parken können, so dass wir nicht erst einen Fußmarsch machen mussten. Wir schwangen uns hinein, ich fuhr los und schaltete Rotlicht und Sirene an.

Ich steuerte die Canal Street an und folgte der Strecke durch den Holland Tunnel, der unter dem Hudson hindurchführt. So erreichte ich am schnellsten den Highway nach Newark.

»Wenn die Zeitung«, sagte Phil, der den Bericht ausführlich studiert hatte, »nicht den Mund etwas zu voll genommen hat, dann haben wir es mit einer großen Gang zu tun. Es sieht so aus, als ob dreißig Gangster an dem Unternehmen beteiligt waren.«

»Klasse«, sagte ich zufrieden, »besser kann es gar nicht sein. Bei so vielen Beteiligten gibt es am ehesten eine undichte Stelle.«

»Aber«, wandte Phil ein, »bis wir alle 30 hinter Schloss und Riegel haben, sind die Bucks spurlos verschwunden.«

»Ich überlege mir die ganze Zeit, wer einen solchen Plan ausgeheckt haben könnte. Wenn Lucky Orvieto nicht seit ein paar Wochen tot wäre, hätte ich auf ihn getippt.«

Phil nickte zustimmend. »Ich fürchte«, meinte er, »es war ein Irrtum, wenn wir glaubten, mit dem Tod von Orvieto und Harry Blake wäre die Macht der Gangs gebrochen. So ein dreistes Gangsterstück wie dieses hat es lange nicht mehr gegeben.«

Das schien auch die Meinung der Öffentlichkeit zu sein. Denn als wir vor der National City Bank anlangten, standen die Leute aufgeregt herum. Sie gafften Phil und mich und ganz besonders meinen Jaguar an, als ob wir Filmstars wären.

»Du lieber Himmel«, jammerte ein grauhaariger gepflegter Gentleman, »nun geben Sie doch endlich die Schalter wieder frei! Die Leute denken ja, wir haben Konkurs angesagt!«

Sein Gegenüber war ein alter Bekannter von mir, Lieutenant Herbert Hines, der die ersten Untersuchungen der City Police geleitet hatte.

»Wir müssen warten, bis die Kollegen vom FBI hier sind«, erklärte Hines eben dem aufgeregten älteren Herrn, der offensichtlich der Direktor der Bank war.

Die beiden standen mitten im Schalterraum, der sonst gespensterhaft leer war. Ehe der Direktor erneut jammern konnte, trat ich heran.

»Hallo, Jerry«, sagte Lieutenant Hines erfreut, als er mich sah, und nickte Phil zu.

»Sind Sie die erwarteten G-men?«, wollte der Direktor wissen. Als ich bejahte, fiel er mit einem Wortschwall über mich her. Ich begriff, dass die aufgeregte Menschenmenge vor den Toren der Bank zum Teil aus Kunden bestand, die endlich ihr Monatsgehalt in Empfang nehmen wollten.

»Haben Sie denn überhaupt noch genug Geld?«, fragte ich neugierig.

»Natürlich haben wir sofort von unserer Zentrale in New York neues Bargeld angefordert.«

»In einer halben Stunde«, versprach ich ihm, »können Sie ihre Schalter wieder öffnen. Bis dahin muss ich ein genaues Bild bekommen, wie der Überfall verlief.«

Lieutenant Hines führte mich herum. Ich gab inzwischen Phil einen Wink, dass er ein Gespräch mit den Angestellten der Bank beginnen sollte.

»Ich begreife nicht«, sagte ich, »dass weder der Direktor noch einer der anderen Angestellten im Obergeschoß etwas von dem ganzen Überfall gemerkt haben.«

»Ich habe erfahren, dass genau zur Stunde des Überfalls eine Sitzung im Obergeschoß stattfand«, sagte Hines.

»Mann, Hines«, rief ich aus, »das ist doch der Beweis! Das müssen die Gangster von einem Angestellten gewusst haben. Hätten sie sich sonst so viel Zeit gelassen?«

»Es ist die wöchentliche Routinesitzung, Jerry. Ich wette, halb Newark weiß von diesem Termin. Dazu brauchten die Gangster keinen Komplizen aus dem Personal.«

Phil kam heran. »Was hältst du davon, Jerry?«, fragte er. »Das Girl, das gewöhnlich den Kassierern behilflich ist, hat sich ausgerechnet heute wegen Krankheit entschuldigen lassen.«

»Merkwürdiger Zufall«, murmelte ich und warf Hines einen Blick zu. »So krank, dass sie zu einem Verhör hierher kommen könnte, wird sie hoffentlich nicht sein.«

»Im Gegenteil«, grinste Phil, »sie meldet sich nicht am Telefon in ihrer Wohnung. Ich habe eben versucht, sie hierher zu zitieren.«

»Da stimmt etwas nicht«, sagte ich sofort.

»Das habe ich auch gedacht«, erklärte Phil. »Ich fahre sofort hin.«

»Hoffentlich kommst du nicht zu spät«, sagte ich.

Hines gab einem seiner Leute einen Wink, dass er Phil in die Wohnung des Girls bringen sollte.

***

Highway Nummer 24 führt von Newark in westlicher Richtung nach Morristown. Nur ein paar Meilen von dieser Stadt entfernt liegt der bekannte National Historical Park von Morristown. Bestimmt hatte er noch nie so seltsame Besucher gehabt, wie sie jetzt in einem Dutzend Wagen aus verschiedenen Richtungen hier anlangten.

»Der Boss hat wirklich den richtigen Riecher gehabt«, knurrte Bob Higgins anerkennend am Steuer seines Ford zu dem neben ihm sitzenden Livio Montanelli, dem die Gangster den Spitznamen Playboy gegeben hatten, weil er in Kleidung und Benehmen auf die vornehme Tour machte.

»Ja«, nickte der Playboy, während er sich umsah. »Hier vermutet uns niemand.«

Sie steuerten die Stelle an, die Steve Connor als Treffpunkt bestimmt hatte. Ihr Wagen war der erste, der dort anlangte, aber sie blieben nicht lange allein.

Als Steve Connor, dessen Chrysler von seinem Gorilla George Halliday gesteuert wurde, eintraf, hielt er sich nicht lange bei der Vorrede auf. »Los, Leute«, kommandierte er, »jeder lädt die Bucks bei mir ab. Sobald ich mit dem Geld in unserem Hauptquartier in New York bin, erhält jeder von euch seinen Anteil.«

Die ersten Taschen, randvoll gefüllt mit Dollarnoten, wanderten in den Kofferraum seines Wagens, der für diesen Zweck einen doppelten Boden erhalten hatte.

Nur Bob Higgins zögerte. »Warum nicht gleich hier teilen, Steve?«, fragte er misstrauisch. »Wenn die Bullen dich auf der Fahrt nach New York schnappen, ist alles weg.«

Steve Connors Stirn bewölkte sich. »Jetzt ist keine Zeit für ein Palaver«, sagte er kalt. »Wir haben den Plan abgesprochen, und du warst einverstanden.«

»Aber das Risiko ist viel zu groß, wenn du allein die Bucks bei dir hast!«, wandte Higgins ein.

Ein paar der Gangster murmelten zustimmend. Sie waren nicht sicher, ob sie auf Connors Wort zählen konnten.

»Hört auf!«, schrie Connor wütend. »Ihr alle kennt den Plan, und nichts wird geändert. Marsch, Higgins, her mit deiner Mappe! Wenn ihr noch lange zögert, sind die Bullen hier.«

Mürrisch schob sich Higgins heran und leerte die Mappe in den Kofferraum. »Das sag ich dir, Connor«, knurrte er verbissen. »Wenn du uns reinlegen willst, erwürg ich dich notfalls direkt vor den Bullen.«

»Unsinn«, wischte Connor die Bemerkung weg. »Haut ab, so schnell ihr könnt! Aber bringt vorher eure Gesichter in Ordnung! Möchte wetten, dass die Cops bereits Ausschau halten nach dem Make-up, mit dem wir uns getarnt haben.«

Er selbst hatte Verkleidung, Perücke und Sonnenbrille, in der er den Überfall auf die Bank geleitet hatte, bereits abgelegt, aber einige Gangster trugen noch falsche Bärte, angemalte Narben und andere Kennzeichen, die die Verfolger irreführen sollten. Hastig gingen sie jetzt daran, ihr normales Äußeres wieder herzustellen. Dann sprangen die Motoren an.

Mit einem Blick überschaute Steve Connors seine Gang. »Hast du Fred Wynn und Benny Warrens gesehen?«, erkundigte er sich bei seinem Gorilla.

»Nicht hier«, sagte dieser knapp.

Die ersten Wagen entfernten sich, um den vereinbarten Rückweg nach New York anzutreten, jeder auf einer anderen Strecke.

»Damned«, schimpfte Steve Connor vor sich hin, »haben die Dummköpfe sich etwa schnappen lassen?« Nervös blickte Connor auf seine Armbanduhr.

Aber nirgends war eine Spur von dem schwarzen Chevy zu sehen, in dem Wynn und Warrens von Newark gestartet waren. Was hatte das zu bedeuten?

Unruhig lief Connor hin und her. Er konnte nicht abfahren, bevor er nicht die ganze Beute der Gang vereinnahmt hatte. Aber mit jeder Minute, die er wartete, wurde es brenzliger für ihn.

»Wenn sie nun in die eigene Tasche gearbeitet haben?«, fragte Halliday zweifelnd.

Connor stieß einen hässlichen Fluch aus. »Ich habe Wynn nie über den Weg getraut«, zischte er zwischen den Zähnen, denn noch immer war keine Spur des überfälligen Chevy zu sehen.

Der Gorilla ballte die Fäuste. »Diese Hunde!«, fluchte er. »Vermasseln uns das ganze Ding!«

»Fünf Minuten warte ich noch«, kündigte Connor an.

Aber auch die fünf Minuten verrannen, ohne dass sich der noch ausstehende Wagen blicken ließ.

***

Wynn war, wie es der Plan vorsah, von Newark auf den New Jersey Turnpike eingebogen, von wo er bei Piscataway rechts abbiegen sollte. Aber der schwarze Chevy war noch keine vier Meilen gefahren, als Warrens neben ihm gedankenvoll fragte: »Was meinst du, Fred, wie viele Bucks haben wir in dem Koffer hinter uns?«

»Mindestens hunderttausend«, war Wynns Antwort.

Warrens rechnete einen Augenblick. »Das Zehnfache von dem«, sagte er dann bedeutungsvoll, »was jeder von uns bekommen soll. Zehntausend lumpige Bucks für einen Coup, wie er nie wiederkommt.«

Es schien, als ob Wynn bereits ähnliche Gedanken gehabt hatte. »Wenn wir teilen«, antwortete er lauernd, »kommen fünfzigtausend auf jeden von uns.«

Die beiden wechselten einen vielsagenden Blick. »Genug für jeden«, stellte Warrens fest, »um irgendwo an der Westküste ein neues Leben zu beginnen.«

»Der Boss wird uns hetzen und killen«, meinte Wynn. »Du weißt, was er angekündigt hat.«

»Der Boss wird froh sein, wenn ihn die Cops nicht schnappen. Amerika ist groß. Zwischen Frisco und Los Angeles gibt es stille Plätze genug, wo man untertauchen und neu anfangen kann. Kleine Kneipe oder so. Möchte wissen, wie uns da einer aufstöbern sollte.«

»Ich hab einen Bruder in Bakersfield«, fiel Wynn ein. »Er hat mir gesagt, ich kann jederzeit bei ihm einsteigen, wenn ich genügend Bucks mitbringe.«

Sie waren inzwischen an Woodbridge vorbei und näherten sich der Abzweigung von Piscataway. Ihr Gespräch wurde immer aufgeregter. Der Gedanke an die 100.000 Bucks, die ihnen mühelos in den Schoß gefallen waren, berauschte sie.

»Wirst du auch dichthalten, Fred?«, fragte Warrens misstrauisch.

»Aus mir bringt keiner was raus, Benny«, versicherte Wynn. »Weder die Bullen noch einer von der Gang. Und erst müssen sie uns aufgegabelt haben.«

»Das schaffen sie nicht, Fred!«, behauptete Warrens. »Wenn wir es klug anstellen, dann ist es, als wären wir vom Erdboden verschwunden.«

Die Abzweigung, die sie zum vereinbarten Treffpunkt geführt hätte, kam heran. Aber der schwarze Chevy blieb auf dem New Jersey Turnpike. Die beiden Gangster hatten andere Pläne.

***

Im Dienstwagen der City Police von Newark jagte Phil zu der Wohnung von Ann Milton, deren Krankheit am Tag des Bankraubs kein Zufall zu sein schien. Das Apartmenthaus, vor dem der Wagen zum Halten kam, war ein ziemlich großes Gebäude.

»Ich habe Miss Milton heute noch nicht gesehen«, erklärte der Hausmeister, bei dem sich Phil nach dem Girl erkundigte.

»Gehen Sie mit mir zu der Wohnung!«, ordnete Phil an und zeigte dem Mann seinen Dienstausweis, »aber nehmen Sie für alle Fälle den zweiten Schlüssel mit!«

Der Lift brachte sie ins 4. Stockwerk.

Obwohl Phil Sturm läutete, öffnete niemand.

»Machen Sie auf!«, bat Phil den Hausmeister.

Die kleine Wohnung bestand aus einem Wohnraum, einem Schlafzimmer und den Nebenräumen. Weder im Wohn- noch im Schlafzimmer war etwas von der Bewohnerin zu sehen.

Aber als Phil die Tür zum Baderaum aufriss, entdeckte er in der Badewanne, die fast bis zum Rand mit Wasser gefüllt war, eine leblose Gestalt. Der Hausmeister, der neben Phil eingetreten war, stieß einen entsetzten Schrei aus. Auf Phils Frage bestätigte er, dass die Tote niemand anders als Ann Milton war.

Phil fasste ins Wasser. Es war eiskalt. Offensichtlich hatte die junge Frau am Abend zuvor ein Bad genommen und war dabei eingeschlafen. So sah es jedenfalls aus. Aber auch das war ein Zufall, an den Phil nicht glauben konnte.

Zehn Minuten später begann die Mordkommission mit ihrer Arbeit. Der Doc beugte sich über die Tote in der Wanne. Zoll für Zoll tastete er den Kopf nach einer Verletzung oder Beule ab.

Dann zog er die Augenlider in die Höhe. »Schlafmittel«, sagte er lakonisch.

»Was bedeutet das?«, wollte Phil wissen.

»Die Frau hat unter der Einwirkung eines starken Schlafmittels gestanden, als sie ins Bad stieg«, erklärte der Doc.

»Könnte sie nicht auch bereits schlafend in die Wanne gelegt worden sein?«, erkundigte sich Phil.

»Ohne weiteres. Aber das müssen Sie herausfinden, Agent. Ich kann Ihnen lediglich nach der Obduktion sagen, ob sie bereits schlief, als sie zu viel Wasser schluckte. Wie sie in die Wanne gekommen ist, kann ich Ihnen nicht verraten. Aber vielleicht schauen Sie sich einmal in der Wohnung um, ob es irgendwo ein Röhrchen mit einem Schlafmittel gibt, das Barbitursäure enthält.«

Wenn es ein Mord war, dann hatte der Täter an alles gedacht. Auf dem Nachttisch lag ein Röhrchen, das genau das enthielt, was der Doc vermutet hatte.

Aber da schoss Phil ein Gedanke durch den Kopf. Wie immer waren mit der Mordkommission auch die Fachleute für Fingerprints auf der Bildfläche erschienen. Sie hatten bereits das ganze Badezimmer mit ihrem Pulver betreut, aber stets die gleichen Abdrücke gefunden, die offensichtlich dem Opfer gehörten.

Phil holte den Experten ins Schlafzimmer. »Welche Abdrücke befinden sich auf diesem Röhrchen?«, erkundigte er sich.

Nach einer Minute blickte der Mann hoch. »Keine, Agent«, sagte er.

»Hier hat der Mörder einen Fehler gemacht«, sagte Phil zufrieden. »Können Sie sich vorstellen, dass die Frau Handschuhe überzieht, um eine Schlaftablette zu nehmen?«

»Bestimmt nicht«, bestätigte der Fingerprintexperte. »Da hat einer einen kleinen Trick probiert. Will der Toten das Röhrchen unterschieben, muss aber vorher seine eigenen Prints abwischen. Das ist ein Beweis, der helfen kann, einen Mann auf den elektrischen Stuhl zu bringen.«

Bevor die National City Bank wieder ihre Schalter öffnen konnte, knöpfte ich mir die drei Kassierer vor.

»Gentlemen«, sagte ich, »damit wir uns richtig verstehen: jede Note, die heute geraubt wurde, ist nummernmäßig bei Ihnen erfasst. Das ist es, was Sie den Reportern immer wieder erzählen müssen. Wenn die Gangster das hören, wird Ihnen der Spaß an dem geraubten Geld allmählich vergehen.«

»Das ist gut«, grinste Jefferson erleichtert. »Dann sitzen die Schurken also auf ihren sechshunderttausend Bucks und können sich nicht getrauen, sie auszugeben.«

»Aber«, wandte einer der drei Kassierer ein, »wenn sie merken, dass die Scheine überhaupt nicht notiert sind, wird das wenig helfen.«

»Darauf müssen wir’s ankommen lassen. Übrigens hoffe ich ohnehin, dass es nicht allzu lange dauert, bis wir die Gang gefasst haben.«

3

Mit einem wütenden Fluch schickte sich Steve Connor an, den National Historical Park zu verlassen. Er konnte es nicht riskieren, länger zu warten. Connor hatte noch eine Aufgabe, die er erfüllen musste. Während der Wartezeit hatte er aus dem Geldbestand in seinem Kofferraum einen Plastikbehälter mit 300.000 Bucks gefüllt.

Jetzt gab er seinem Gorilla Anweisung, sich noch einige Minuten zu gedulden. Er lenkte seinen Chrysler in einen etwas abseits liegenden Teil des Parks. Hier musste sich der Rest einer Ruine befinden.

Steve Connor brauchte sich nicht lange umzuschauen. Wie der Boss gesagt hatte, war ein Mauerstein an einer bestimmten Stelle der Ruine nur lose eingefügt. Connor hob ihn heraus, so dass er die tiefe Öffnung dahinter mit der Hand fühlen konnte.

Vorsichtig spähte er umher, als er den Plastikbehälter in die Vertiefung verschwinden ließ. Dann schob er hastig den Mauerstein wieder vor, presste ihn mit aller Kraft in die Lücke und sprang in seinen Wagen. Eine Minute später ließ er Halliday, den Gorilla, einsteigen und gab Gas.

Aber er wählte nicht den direkten Weg nach New York. Der war ihm viel zu gefährlich.

Pünktlich um acht Uhr abends läutete bei Connor das Telefon. Er hatte sich inzwischen schon daran gewöhnt, seine Anweisungen entgegenzunehmen.

»Yesterday«, sagte die gelassene Stimme am anderen Ende der Leitung betont kühl.