Jerry Cotton Sonder-Edition 57 - Jerry Cotton - E-Book

Jerry Cotton Sonder-Edition 57 E-Book

Jerry Cotton

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Beschreibung

Sie waren ein Team rücksichtsloser Gangster. Aber der rücksichtsloseste war ihr Boss Ritchie Finch. Ein Menschenleben galt ihm nichts. Er hatte schon vier Morde auf dem Gewissen. Warum sollte er ausgerechnet mich verschonen? Eiskalt baute er eine Falle für mich auf - Finch, die Bestie von Brooklyn ...

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EPUB

Seitenzahl: 169

Veröffentlichungsjahr: 2017

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Inhalt

Cover

Impressum

Die Bestie von Brooklyn

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelfoto: Gianni Crispino

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-5060-9

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Die Bestie von Brooklyn

1963 startete der Bastei Verlag die Jerry Cotton Taschenbücher in Ergänzung zu der Heftromanserie, die zu diesem Zeitpunkt schon in der zweiten Auflage war.

Damals fragte der Klappentext der Taschenbücher noch: Wer ist G-man Jerry Cotton? Und gab auch gleich die Antwort:

»Er ist ein breitschultriger, gutaussehender FBI-Beamter, der sein Leben dem Kampf gegen Gangster gewidmet hat. Durch seinen Mut und seine Entschlossenheit hat er die Herzen von Millionen Lesern in mehr als 40 Ländern erobert.«

Die Jerry Cotton Sonder-Edition bringt die Romane der Taschenbücher alle zwei Wochen in einer Ausgabe.

Es ist eine Reise durch die Zeit der frühen 60er Jahre bis in das neue Jahrtausend.

1

»Da sieht man es«, sagte der Mann im blauen Overall giftig. »Einen roten Jaguar muss man unter seinem Allerwertesten haben, um vom Wachmann Hutchins entgegen allen Dienstvorschriften morgens um halb fünf durch eine gesperrte Einfahrt auf das Flughafengelände gelassen zu werden! Wie viel Trinkgeld hat dir dieser Playboy mit seiner Puppe …«

»Idiot«, rief Wachmann Hutchins. »Der Playboy ist ’n Federal Agent. Und die Puppe, die du angeblich gesehen hast, ist ebenfalls ’n Fed. Außerdem war der Jaguar als FBI-Fahrzeug angemeldet. Und jetzt hau ab!«

Der Overallträger kaute plötzlich viel langsamer auf seinem Kaugummi.

»FBI …?«, murmelte er, dann noch einmal: »FBI?« Und diesmal klang es erschreckt.

Danach entfernte sich der Overallmann schnell.

Wachmann Rod Hutchins schüttelte nur den Kopf. Säuberlich malte er die vorgeschriebene Eintragung über den Vorgang ins Wachbuch. Den Overallmann erwähnte er nicht. In dieser letzten halben Stunde seiner Nachtschicht war er viel zu müde dazu, sich den Kopf über derlei Nebensächlichkeiten zu zerbrechen.

***

»Auch das noch!«, klagte mein Freund und Kollege Phil.

»Was?«, fragte ich.

»Ich hab gehofft, du würdest durch die Haupteinfahrt fahren«, sagte er knurrend.

»Du solltest langsam den Kennedy Airport so gut kennen, dass du keinen besonderen Wert mehr auf den Anblick des …«

Mit einer heftigen Handbewegung winkte Phil ab. »Du bist zwar ein Provinzler aus Harpers Village im finstersten Winkel von Connecticut, aber du solltest doch allmählich gemerkt haben, dass sich in der Empfangshalle eine Snackbar befindet. Dort hätte ich bedauernswerter Mensch, der gerade von seinem angeblich besten Freund mitten in der Nacht aus dem Bett geworfen wurde …«

»Da ist die Maschine schon«, sagte ich, ohne auf Phils Gejammer einzugehen.

»Wer ist wo?«, fragte Phil finster.

Ich deutete durch die Frontscheibe meines Jaguars nach oben zum graublauen Morgenhimmel.

»Oh Mann …«, schnaufte Phil verzweifelt.

»Was ist?«, brummte ich.

»Fährst du mich etwa mitten in der Nacht an diesen Platz, um mir eine Boeing 707 zu zeigen?«

»Nein«, sagte ich geduldig. »Würdest du nicht schon seit der Abfahrt von zu Hause über dein versäumtes Frühstück und den fehlenden Kaffee jammern, wüsstest du, dass wir zum Schutz von 2 Millionen Dollar hier sind.«

»Aha«, sagte er nur und tat verständnisvoll, obwohl er nichts verstand.

Ich hatte selbst alles erst durch den nächtlichen Anruf unseres Chefs erfahren. Und der Chef wiederum war kurz vorher von der Geschäftsleitung der Universum Airways Incorporated benachrichtigt worden.

Wir näherten uns der Endstation für den Jaguar, mit dem wir nicht auf das Rollfeld durften.

Mr High, unser Chef, hatte mit der UAI, der Universum Airways Inc., vereinbart, dass wir den Wagen im Frachthof der Gesellschaft abstellen und von dort mit einem der knallgelben Gepäckwagen auf das Rollfeld fahren sollten.

Phil beließ es natürlich nicht bei seiner angeblich verständnisvollen Bemerkung, zumal ich darauf nichts mehr geantwortet hatte.

»Du redest heute wie der Fleckenwasserverkäufer im Lichthof von Woolworth«, knurrte er. »Pausenlos und ohne Atem zu holen.«

»Kürzlich wurde hier eine Bargeldsendung in Höhe von 650.000 Dollar gestohlen«, erinnerte ich ihn.

»Stand in allen Zeitungen«, sagte er und nickte.

»Das Geld ist bis heute spurlos verschwunden«, fuhr ich fort, »und es konnte nie geklärt werden, wie das geschehen ist. Es lag in einem Flugzeugtresor, aber dieser Tresor war leer, als die Maschine hier gelandet ist.«

»Richtig«, bestätigte Phil.

»Kurz darauf verschwand eine weitere Sendung im Wert von rund 800.000 Dollar. Unter den gleichen Umständen«, berichtete ich, während ich den Jaguar im Frachthof auf einen Parkplatz abstellte.

Ein Mann kam auf unseren Wagen zu. »Morgen, Jungs«, sagte er. »Die Herren vom FBI?«

Da wir nicht mehr sehr viel Zeit hatten, beantwortete ich die Frage mit meinem Dienstausweis.

»Ich bin Jacobs«, sagte der Mann, »der Schichtleiter der Frachtabfertigung. Die Geschäftsleitung hat mich unterrichtet. Nehmen Sie es mir nicht übel, aber ich glaube, dass man Sie umsonst bemüht hat.«

»Warum?«, fragte Phil verdutzt.

»Na ja, von hier bis zum Empfänger in der City kann nichts passieren, denn wir haben einen gepanzerten und mit allen Schikanen ausgestatteten Wagen für diesen Transport. Deshalb halte ich es nicht für gut, dass Sie das Wertpaket mitnehmen sollen.«

»Sind Sie sicher, dass es noch vorhanden ist?«, fragte ich.

»Natürlich. Das Paket ist im Tresor der Maschine. Dessen Käpt’n hat es noch vor zehn Minuten bestätigt.«

»Woher kommt die Maschine?«

»Istanbul. Mit zwei Zwischenlandungen, die ohne besondere Vorkommnisse überstanden wurden. Die Maschine landet auf Position 28, sobald sie Erlaubnis hat.«

»Ist sie das?«, fragte ich und deutete auf die 707 über uns.

Er nickte. »Ja. Sie bleibt noch in der Luft.«

»Wie lange noch?«, fragte Phil.

»Sechs Minuten. Wir sind zu früh dran. Wollen Sie einen Kaffee?«

»Nichts dagegen«, sagte Phil.

Aber ich hatte keine andere Wahl, als meinem Freund den begehrten Kaffee noch einmal vorzuenthalten.

»Wir fahren lieber gleich hinaus, denn ich möchte dort sein, wenn die Maschine aufsetzt.«

Jacobs zuckte mit den Schultern. Er schien von unserem Auftrag nicht sehr begeistert zu sein.

Ich betrachtete ihn mir einen Moment. Er merkte es sofort.

»Sorry, Agents«, sagte er, »aber ich halte nicht viel davon, dass man Sie hier am Flughafen eingeschaltet hat. Und davon schon gar nichts.« Mit diesen Worten machte er eine wegwerfende Handbewegung zu meinem Jaguar hin. »Unser Transportwagen ist sicherer als dieser Flitzer. Der sieht ja ganz schön aus, aber …« Missbilligend rümpfte er die Nase.

Ich konnte mir eine Entgegnung nicht verkneifen. »Der Flitzer macht immerhin hundertsechzig Meilen, wenn’s sein muss. Gangster sind meistens etwas langsamer.«

»Vielleicht«, brummte er. »Nur vielleicht …«

***

Parkplatzwächter Fred Shull musterte misstrauisch die drei Männer, die soeben an seiner Bude vorbeigegangen waren.

Die Art, wie die Männer die Fahrzeuge musterten, machte Shull endgültig wach. Mühsam erhob er sich von seinem Stuhl, drehte sich um und öffnete die Tür. Bevor er hinaustrat, nahm er von einem Haken neben der Tür einen schweren Gummiknüppel. Er versteckte ihn unter seiner Jacke. Dann verließ er seine Bude.

Die drei Männer gingen etwa fünfzehn Yards von ihm entfernt langsam an den abgestellten Fahrzeugen vorbei. Keiner von ihnen drehte sich nach Shull um. Der Parkwächter war davon überzeugt, bis jetzt von den Männern nicht bemerkt worden zu sein.

Er konnte nicht hören, dass einer der drei leise sagte: »Achtung, der Tattergreis kommt!«

»Kommen lassen!«, murmelte eine zweite Stimme.

»Er wird Krach schlagen«, befürchtete der dritte Mann.

»Wenn schon«, meinte der zweite wieder.

Der erste, ein vierschrötiger Bursche, wurde wegen seiner Knollennase von seinen Komplizen einfach nur Nose – Nase – genannt.

Er lachte dreckig. »Wenn er Krach schlägt, schlagen auch wir. Aber keinen Krach, sondern zu, kapiert?«

»Halt’s Maul!«, zischte die Gestalt, die das Kommando über die Aktion hatte.

Schweigend gingen die drei Männer weiter und schauten angestrengt durch die Heckscheiben der abgestellten Wagen. Alle drei waren Amerikaner. Sie kannten die Eigenschaft vieler ihrer Landsleute, in geparkten Fahrzeugen die Schlüssel stecken zu lassen. So dauerte es auch nicht lange, bis der Mann mit der Knollennase stehen blieb.

»Hier«, sagte er kurz.

Auch die beiden anderen hielten an. Sie standen hinter dem lindgrünen Chrysler Newport und überzeugten sich, dass »Nose« richtig gesehen hatte.

Der Parkplatzwächter kam heran.

»Hallo, die Herren«, rief er.

Er war etwas außer Atem, was zum einen vom schnellen Gehen und zum anderen von seiner Aufregung herrührte. Offensichtlich waren diese Kerle Gangster, und gegen drei von solchen Typen half auch ein Gummiknüppel nicht viel.

»Hallo, Paps«, antwortete Ritchie Finch, der Anführer des Gangsterteams. Er sagte es, ohne den Wächter anzuschauen, denn Finch blickte in den Chrysler.

»Los, Jungs, steigt ein!«, befahl er seinen Komplizen. »Es ist schon verdammt spät. Ein paar Stunden Schlaf …«

»Stopp!«, sagte der alte Mann scharf.

Der Chrysler war vor etwa vier Stunden auf den Platz gekommen. Er gehörte Josuah Pepper, einem Geschäftsmann, den Fred Shull seit vielen Jahren kannte.

Ritchie Finch drehte sich herum und musterte scheinbar verblüfft den Parkwächter. »Was ist, Alter? Haben wir die Gebühr noch nicht bezahlt?«

»Sie wissen genau, was los ist! Der Wagen gehört Ihnen nicht.« Shull schwitzte. Er wusste, dass er gegen die drei Kerle keine Chance hatte. Andererseits konnte er nicht tatenlos zusehen, wie man den Wagen eines Stammkunden stahl. »Weg von dem Chrysler!«, sagte er warnend.

Ritchie Finch hob erstaunt den Kopf. »Ich bin dafür, dass wir uns gütlich einigen, Alter«, sagte er, denn er wollte bei dieser Aktion kein Aufsehen erregen. Die nächste Aufgabe war viel wichtiger.

Er fingerte in einer Tasche herum und holte eine Banknote heraus. Der Schein leuchtete in der Morgensonne, als Finch ihn dem alten Parkplatzwächter hinhielt.

»Nimm! Stimmt so!«, sagte der Gangster großzügig. Gleichzeitig riss Nose die Tür des Wagens auf.

»Weg da!«, befahl der alte Mann.

»Verdammt, Alter!«, knurrte Finch. »Das ist unser Wagen. Dein Kollege …«

»Irrtum, es ist Mister Peppers Wagen«, unterbrach ihn der Parkplatzwächter. »Er hat ihn vor vier Stunden …«

Weiter kam er nicht. Ritchie Finch hatte eingesehen, dass der Alte ein Hindernis war, das auf die weiche Tour nicht aus dem Weg geräumt werden konnte. Blitzschnell schaltete er um. Die Hand, die eben noch den Dollarschein gehalten hatte, zuckte hoch. Mit einem schnellen Griff fasste er den alten Mann am Kragen und riss ihn vorwärts.

Fred Shull war gegen die drei Verbrecher machtlos, selbst wenn er den Gummiknüppel, den er unter der Jacke trug, in der Hand gehabt hätte. Im Gegenteil. Durch den überraschenden Angriff wurde die Schlagwaffe sogar zum Verhängnis für den alten Mann.

Der plötzliche Ruck zwang Fred Shull, die Hände hochzureißen. Der Gummiknüppel rutschte unter der Jacke hervor. Noch bevor er auf die Erde fallen konnte, hatte Ritchie Finch ihn in der Hand.

Erbarmungslos schlug er zu.

Der Kehle des Parkplatzwächters entrang sich ein dumpfer, gurgelnder Laut. Wie vom Blitz getroffen, brach der alte Mann zusammen.

***

»Das passiert, wenn man nicht hören will, Alter«, sagte Nose kalt und beugte sich über den Mann.

Dann erschrak der Gangster. »Ritchie«, murmelte er gehetzt, »seine Augen … Sieh doch! Er ist hin! Mensch, Ritchie, mit einem einzigen Schlag …«

»Halt’s Maul!«

Finch sah auf den zusammengebrochenen alten Mann, dessen Augen ihn starr und leblos anblickten. Finch erkannte, dass er zu fest zugeschlagen hatte.

Er bedauerte nicht den Tod des alten Mannes. Es war nicht sein erstes Opfer. Aber er wusste, dass er die Leiche nicht an diesem Platz liegen lassen konnte. Sie würde vermutlich schnell gefunden werden.

»Los!«, schrillte Finchs Stimme. »Schnell in den Wagen mit ihm! Schnell! Und dann weg!«

Harry Miller, der dritte der Gangster, wich zurück. »Mit ’ner Leiche im Wagen sollen wir …?«

»Rein damit!« Finchs Stimme überschlug sich fast.

Nose fand es auch nicht sehr angenehm, mit der Leiche des erschlagenen Parkplatzwächters durch New York fahren zu müssen. Doch er wusste, weshalb Finch keine andere Lösung sah.

»Fass an!«, knurrte er deshalb nur.

Miller musste gehorchen.

Shull wurde im Fond des Chrysler verstaut. Miller und Nose drängten sich ebenfalls in den Fond. Eine andere Möglichkeit blieb ihnen nicht, denn Finch saß bereits hinter dem Steuer und ließ den Wagen rückwärts von der Abstellfläche rollen.

Die Türen knallten zu, und dann heulte der starke Motor auf. Mit radierenden Reifen schoss der Chrysler vorwärts.

»Verdammt ungemütlich«, schimpfte Miller hinten. »Sollen wir vielleicht so bis Kennedy Airport sitzen bleiben?«

»Klar«, brummte Nose. »Oder haste ’ne andere Lösung?«

***

Die Maschine, auf die wir warteten, glitt im Landeanflug ständig tiefer. Zwei, höchstens drei Minuten konnte es noch dauern, ehe sie vor uns ausrollte.

»Es handelt sich um Brillanten und Edelsteine im Wert von fast genau 2 Millionen Dollar. Sie sind natürlich hoch versichert«, sagte Jacobs.

»Versteh ich nicht«, knurrte mein Freund. »Was haben wir damit zu tun? Ist etwa im Zuge der Regierungssparmaßnahmen das FBI an eine Versicherungsgesellschaft verkauft worden?«

Phil war an diesem sehr frühen Vormittag wirklich sehr schlecht gelaunt. Er liebt es nun mal nicht, im Morgengrauen aus dem Bett geklingelt und ohne eine anständige Tasse Kaffee in Marsch gesetzt zu werden. Lieber arbeitet er drei Tage und drei Nächte ohne Schlaf durch.

»Soviel ich weiß, steht unsere Firma noch unter der alten Leitung«, sagte ich. »Auch die Aufgaben sind noch die gleichen. Nur die Mitarbeiter offensichtlich nicht mehr. Ein gewisser Phil Decker zum Beispiel hat vergessen, dass es sich bei der letzten verschwundenen Sendung um Eigentum der Vereinigten Staaten handelte. Nach meinen bisherigen Erfahrungen also genau ein Fall für uns.«

»Mich wundert’s immer wieder, Jerry, dass du dein Gehirn schon am frühen Morgen so beanspruchen kannst. Wie machst du das?«

»Ich trinke nach Mitternacht keinen Whisky mehr, mein Lieber.«

»Aha, dann sag mir doch bitte, was das Verschwinden der letzten Sendung mit dem heutigen Fall zu tun hat!«

»Es waren auch Brillanten. Im Wert von 800.000 Dollar.«

»Und diesmal im Wert von 2 Millionen?«

»Private Sendung«, erklärte ich, »aber wegen ihres Werts für die Täter vom letzten Mal möglicherweise verlockend.«

Phil deutete auf die 707, die gerade aufgesetzt hatte.

Die Maschine rollte heran.

Zum letzten Mal heulten die Triebwerke auf. Die Geschwindigkeit des riesigen Vogels verringerte sich zusehends.

Trotzdem war sie noch so schnell, dass ich wieder einmal Gelegenheit hatte, die Geschicklichkeit des Piloten zu bewundern. Er lenkte die 707 von der Rollbahn und auf die zum Abstellplatz führende schmalere Betonpiste, als handelte es sich um einen wendigen Kompaktwagen.

Sogar Phil machte eine anerkennende Bemerkung.

Dann war der Vogel dicht vor uns und stoppte.

»Wir lassen erst die Passagiere von Bord gehen«, rief ich Phil zu.

Obwohl die Düsentriebwerke nur noch im Leerlauf orgelten, machten sie einen Höllenlärm.

Von einer Sekunde zur anderen war es dann unheimlich still. Die Maschinen standen. Und im gleichen Moment begann das immer wiederkehrende Ritual.

Plötzlich waren zahlreiche Menschen und Fahrzeuge mit der 707 beschäftigt, die vorher im Hintergrund gewartet hatten. Die Gangways wurden an das Flugzeug geschoben und die Luken geöffnet.

Eine hübsche Stewardess trat auf die obere Plattform der vorderen Gangway, schloss einen Moment die Augen und atmete tief ein.

Phil musste beobachtet haben, dass mein Blick einen Moment auf dieser jungen Frau geruht hatte.

»Sie liebt die New Yorker Luft«, sagte er. »Siehst du, wie sie sich damit vollpumpt? Heirate sie, dann kann sie immer hierbleiben und auf den Duft der großen weiten Welt verzichten.«

»Okay«, sagte ich, »frag mal, ob sie mich will!«

Er wollte sich tatsächlich in Bewegung setzen. Ich erwischte gerade noch seinen Arm und hielt ihn fest.

»Später«, sagte ich. »Erst müssen wir unser Päckchen …«

»So, Gentlemen«, sagte eine Stimme hinter mir. Es war Jacobs. »Wir können jetzt an Bord gehen. Wollen Sie wirklich das Paket mitnehmen?«

Ich nickte. »Wir haben die entsprechende Anweisung. Selbst wenn wir nicht wollten, müssten wir den Transport übernehmen.«

»Meinetwegen«, knurrte er unzufrieden.

»Vielleicht ist das Paket überhaupt nicht mehr im Tresor«, ließ Phil verlauten, als wollte er Jacobs damit trösten.

Der wirkte betroffen.

»Unsere Piloten sind zuverlässig, Agent«, sagte er dann.

»Daran hat niemand gezweifelt, Mister Jacobs«, erwiderte Phil.

»Doch«, sagte Jacobs beleidigt. »Ich habe Ihnen vor wenigen Minuten gesagt, dass Flugkapitän Whitcombe kurz vor dem Landeanflug den Tresor noch einmal überprüft hat. Also …«

»Danach könnte jemand …«, setzte Phil an.

»Nein«, sagte Jacobs scharf. »Die Zeit hätte niemals ausgereicht, den Tresor anders als mit dem Schlüssel und unter Einstellung der richtigen Zahlenkombination zu öffnen.«

»Ist der Käpt’n der einzige Verantwortliche, der über Schlüssel und Kombination verfügt?«, fragte ich.

»Nein. Entsprechende Schlüssel und die Zahlenkombination befinden sich auch bei den Frachtleitern oder Filialdirektoren der Flugstrecke. Sie sind, wie auch hier bei mir, in versiegelten Umschlägen und dürfen nur verwendet werden, wenn der Kapitän nicht in der Lage ist, von seinem Schlüssel Gebrauch zu machen.«

»Danke für die Auskunft«, sagte ich, bevor wir die Stufen zur hinteren Luke der Maschine emporstiegen.

Als ich auf der vorletzten Stufe war, tauchte aus dem Inneren der Maschine eine breitschultrige Gestalt in der taubenblauen Uniform der UAI auf. Vier goldene Ärmelstreifen wiesen ihn als den Flugkapitän aus.

Phil und ich trugen zwar keine Uniformen, aber Whitcombe wusste Bescheid.

»Hallo«, sagte er fröhlich. »Sie sind die ersten leibhaftigen FBI-Agents, die ich bewusst sehe. Hoffentlich sind Sie mir nicht böse, dass Sie so früh hier herauskommen mussten. Aber ich kann am Flugplan leider nichts ändern. Das kleine Päckchen ist übrigens unversehrt!«

»Fein«, sagte ich und fügte zweifelnd hinzu: »Man wird ja nicht gerade von einem Päckchen sprechen können.«

Whitcombe schob die Unterlippe vor und zeigte mit den beachtlich großen Händen die Dimensionen eines mittelgroßen Waschpulverkartons an.

»Die Größe macht es nicht«, sagte Phil. »Es kommt mehr auf den Inhalt an. Sie kennen sicher den Wert?«

Whitcombe winkte lässig ab. »2 Millionen Dollar Versicherungswert.«

»Alltägliche Sache, was?«, fragte ich, als er uns voraus durch die jetzt menschenleere Maschine ging. Ich meinte es scherzhaft.

Er meinte es ernst. »Alltägliche Sache«, sagte er lässig. »Sie wissen ja, was allein dieser Vogel wert ist. Und dann denken Sie mal daran, wie hoch der Versicherungswert von neunundachtzig Passagieren ist! Nein, Agent, mit 2 Millionen kann man mir nicht imponieren. Abgesehen davon, dass es keine Rolle spielt, ob aus unserem Gepäck ein solches Päckchen oder nur ein Klappkinderwagen verschwindet. Der anschließende Zirkus ist immer der gleiche. Nur das Verhandeln mit Bundesagenten ist neu für mich.«

»Wenigstens etwas«, sagte Phil einsilbig.

»Eben«, antwortete Whitcombe. »Deshalb möchte ich jetzt doch noch Ihre Legitimationen sehen!«

Das jungenhafte Lächeln in seinem Gesicht war verschwunden, als er sich herumdrehte. Ich erkannte, dass er ein verteufelt harter Bursche war, wenn auch mit einem gewissen Charme. Und ich konnte mir denken, dass er auf ein solches 2-Millionen-Päckchen weitaus besser aufpasste, als er zugeben wollte.

Er prüfte genau unsere Dienstausweise.

»Okay«, sagte er nur, als er sie zurückreichte.

Dann drehte er sich um und stieß eine schmale Tür auf. Gegenüber dieser Tür war ein Tresor, der nicht den Eindruck machte, als könne man ihn in ein paar Minuten knacken.

»Unbeschädigt«, bemerkte Whitcombe.

Ich nickte nur.

»Die anderen Tresore waren nach Landung der Maschinen auch unbeschädigt, soviel ich gelesen habe«, brummte Phil.

Ich schaute ihn verwundert an. Er wusste also doch etwas mehr über die Fälle, als er bisher zugegeben hatte.

Noch mehr aber wunderte mich Whitcombes Antwort. »Kein Kommentar«, sagte er nämlich.

»Wieso kein Kommentar?«

»Kein Kommentar«, wiederholte er. »Dies ist meine Maschine und mein Tresor. Dafür bin ich allein verantwortlich!«

Er angelte einen Schlüsselbund aus der Tasche. Die kleinen Stahlschlüssel waren mit einer Kette an seinem Gürtel befestigt, wie ich sehen konnte. Ohne seinen Willen und ohne sein Wissen konnte sich niemand die Schlüssel »ausleihen«.

Er steckte einen schmalen Schlüssel in den gezackten Schlitz des Tresorschlosses. Mit bebenden Fingern stellte er dann die Zahlenkombination ein.

Zuerst die Achtundzwanzig.

Wir hörten es deutlich knacken.

Nach der Sechsundfünfzig ebenfalls. Und nach der Acht wieder. Die Achtundneunzig und die Achtundvierzig waren die beiden letzten Zahlen. Immer wieder klackte es leise, aber vernehmlich. Die Zuhaltungen des Schlosses lösten sich.

Dann drehte Kapitän Whitcombe den Schlüssel nach rechts.

Das heißt, er wollte ihn drehen.

2

»Und wenn diese FBI-Typen ’ne andere Strecke fahren?«, fragte Nose zeternd.

»Du sollst jetzt endlich dein verdammtes Maul halten!«, zischte Ritchie Finch über die rechte Schulter nach hinten. »Der Boss hat angeordnet, dass wir uns die FBI-Typen auf dem Shore Parkway schnappen. Also tun wir das. Klar?«

»He, Ritchie«, warf jetzt Harry Miller ein. »Ich meine, Nose hat gar nicht so unrecht. Wenn die Feds ’nen anderen Weg fahren, schnappen wir sie nich. Und wenn wir sie nich schnappen, dann kriegen wir Krach mit dem Boss und …«

»Unsinn«, sagte Finch. Aber es klang nicht sehr überzeugt.