Jetzt esse ich nur noch Pflanzen! - Andreas Mütsch - E-Book

Jetzt esse ich nur noch Pflanzen! E-Book

Andreas Mütsch

4,9

Beschreibung

Kann man sich wirklich ganz ohne tierische Produkte ernähren? Wie fühlt man sich dabei? Welche Probleme stellen sich in den Weg? Und wie wirkt sich das alles auf die Gesundheit aus? Der Autor wagt das Experiment und beschließt, freiwillig einen Monat lang auf alle tierischen Produkte zu verzichten und vegan zu leben. In diesem Buch begleiten wir ihn auf seinem Weg. Ein Monat voller neuer Eindrücke und Erlebnisse, vorbei an den Regalen der Supermärkte, in denen alles mögliche und unmögliche Tierische lauert, durch Wald und Flur, durch Alltag, Bürostress und Verwandtenbesuch. Bis am Ende feststeht: Jawohl, es funktioniert und bietet sogar viele Vorteile. Ein kurzweiliger und sehr persönlicher Einblick in eine Zeit, in der sich mehr als nur die Ernährung verbessert.

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Für meine Eltern.

Ohne Eure Unterstützung

wäre das Experiment nicht gelungen.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Gedanken und Vorbereitungen

Tag 1: Es geht los

Tag 2: Vegan in Beruf und Alltag

Tag 3: Die Macht der Sprache

Tag 4: Kurzer Durchhänger

Tag 5: Wieder auf dem Weg

Tag 6: Ein Montag

ohne

Kopfweh

Tag 7: Kollege knabbert Keks

Tag 8: Normalität

Tag 9: Messbare Auswirkungen

Tag 10: Volles Programm

Tag 11: Hochs und Tiefs in der Küche

Tag 12: Kein Pudding zum Nachtisch

Tag 13: Noch mehr Positives

Tag 14: Der verschwundene Fleck

Tag 15: Die acht Nahrungsgruppen

Tag 16: Halbzeit

Tag 17: Brot und Tofu

Tag 18: Backwahn mit Auslauf

Tag 19: Wieder auf Besuch

Tag 20: Ein veganer Schwabe

Tag 21: Voll auf Empfang

Tag 22: Blutdruck im Keller

Tag 23: Hochs und Tiefs

Tag 24: Belohnung am Abend

Tag 25: Das Wetter meint es gut

Tag 26: Süßkartoffel und Bratlinge

Tag 27: Kleiner Rückfall

Tag 28: Wieder mal Einkaufen

Tag 29: Alles normal

Tag 30: High and Low

Tag 31: Zielgerade

Ende – oder Anfang?

Zwei Wochen später: Ziel erreicht

Zwei Monate später: Wieder Student

Zwei Jahre später: Immer noch vegan

Statt eines Nachworts

Anhang

Die Rezepte zum Buch

Haferkekse

Veganer Hefezopf

Schnelles Wokgericht

Vegane Sauerbratensoße

Quellen und weiterführende Literatur

Wichtige Hinweise

Vorwort

Diese Sammlung von Tagebucheinträgen entstand im Mai 2013, als ich beschloss, einen Monat lang vegan zu leben.

Heute, mehr als zwei Jahre später, weiß ich, dass das genau die richtige Entscheidung war. Ich bin bei der veganen Ernährung geblieben und ich fühle mich sehr gut damit.

Hier nun ein Rückblick auf die ersten Tage, mit denen alles begann. Viel Spaß beim Lesen!

Stuttgart, im September 2015

Gedanken und Vorbereitungen

Jetzt sitze ich also hier am Vorabend des ersten Mai und überlege mir, was mich da ab morgen wohl erwartet: Den ersten Mai habe ich mir als Starttag gewählt, um einen Monat lang vegan zu leben.

Der Mai ist dieses Jahr deshalb so günstig, weil er diesmal vier Feiertage und zwei Brückentage enthält, so dass ich sechs Tage nicht zur Arbeit muss und zu Hause kochen kann.

Die letzten Tage waren ausgefüllt mit Vorbereitungen. Ich habe alle Supermärkte in der Nähe abgeklappert, um herauszufinden, wo die veganen Produkte stehen und was überhaupt anboten wird. Wo steht die Sojamilch? Wo gibt es Tofu? Ist die Hafermilch hier oder dort billiger und wer hat welches Nuss-Mus zu welchem Preis?

Dabei habe ich viel erfahren über Inhaltsstoffe der verschiedensten Produkte. Es ist unglaublich in wie vielen pflanzlichen Margarinen doch Joghurt, Milch- oder Molkepulver steckt.

Ich war in Biomärkten, um Seitan, Quinoa und Amaranth zu besorgen, habe vergeblich versucht Agar-Agar zu bekommen – »Was ist denn das? So was haben wir nicht!« – und habe beim Gemüsekauf wieder nur auf Preis, Herkunftsland und Verpackungsgröße und natürlich nicht auf Bioqualität geachtet.

Bei den Teigwaren dagegen muss man einfach nur im Regal eine Etage tiefer zugreifen. Dort liegen die Teigwaren ohne Ei und man hat dabei sogar Auswahl. Kartoffeln und Reis sind sowieso immer auf Vorrat im Haus.

Im Flur stehen jetzt drei Einkaufskörbe mit veganer Grundausstattung, und der Kühlschrank ist mit Gemüse und Milchalternativen vollgestopft.

Warum habe ich überhaupt vor, dieses Experiment zu wagen? Kann man überhaupt ›wagen‹ sagen? Schließlich gibt es doch in den Biomärkten ganze Regale voll veganer Lebensmittel und jede Menge Leute, die schon jahrelang einen veganen Lebensstil pflegen.

Angefangen hat alles damit, dass in Dianas Yogablog im Internet [2], den ich ab und zu lese, die Top-Fünf der veganen Kochbücher vorgestellt wurden. Eines davon habe ich ein paar Tage später auf der Stuttgarter Frühlingsmesse gesehen, wo auf der Yoga-Expo überall der Hauch alternativer und gesunder Lebensweise in der Luft lag.

Vegan – vereinfacht gesagt ›vegetarisch ohne Milch und Ei‹ oder ›ich esse nichts von Tieren‹ – begann, mich zu interessieren.

Jetzt sitze ich also hier, ausgerüstet mit drei veganen Kochbüchern und stapelweisen Ausdrucken aus dem Internet. Ich lese über veganen Ersatz von Eiern, Milch und Butter bis hin zum Tipp, beim Bäcker des Vertrauens nachzufragen, ob das Blech auch wirklich nicht mit Butter eingefettet wurde – ist das nicht etwas übertrieben?

Andererseits habe ich in den letzten Tagen unglaublich schreckliche Bilder und Videos aus Schlachthöfen gesehen, habe Berichte über die dortigen Zustände und Arbeitsweisen gehört und weiß jetzt, dass für ein Kilogramm Fleisch ganze achtzehn Kilogramm Getreide und über 15.000 Liter Wasser für Aufzucht und Verarbeitung benötigt werden. Hinzu kommt der Pferdefleischskandal der letzten Monate.

Irgendwann war dann der Punkt erreicht, wo ich mir dachte: ›Nein, dabei kannst Du nicht mehr mitmachen. Es kann doch nicht sein, dass auf dieser Erde Kinder verhungern, weil das Getreide aus ihrem Land in die reichen Länder verkauft wird, um dort Nutztiere zu mästen!‹

Wenn dann aber zwei Kinder überleben, weil ich Veganer bin, und beide Fleischesser werden, dann war doch alles vergebens und es ist sogar alles noch schlimmer, oder?

Wie auch immer. Einen Monat lang vegan zu leben werde ich hoffentlich überstehen. Vielleicht tut sich ja auf körperlicher und geistiger Ebene wirklich etwas in dieser Zeit – einen Versuch scheint es mir jedenfalls wert.

Und wie sagte doch heute ein Geschäftskollege so schön, übrigens der Einzige, der außer meiner Familie und ein paar engen Verwandten von meinem Vorhaben weiß: »Du kannst ja jederzeit wieder aufhören.«

Nun habe ich gerade mein letztes fleischhaltiges Essen beendet, eine Scheibe Putenfleischkäse mit Backofen-Pommes und Tomaten-Gurken-Salat. Wann werde ich wieder Fleisch essen? Nächste Woche, wenn ich – wie ich befürchte – das Ganze aus Frust abbreche? Im Juni, wenn das mir selbst auferlegte Pflichtprogramm von einem Monat Dauer absolviert ist? Nie mehr? Wer weiß …

Nachher gibt es noch eine Tasse Kaffee mit der letzten Kuhmilch - was für ein Glück, dass Kaffee vegan ist! Der würde mir wirklich fehlen.

Morgen früh werde ich mich als Erstes wiegen und vermessen und dann alle nicht-veganen Lebensmittel in eine Kiste packen und was nicht haltbar ist entsorgen.

Was will ich mit dieser Aktion eigentlich erreichen? Na ja, der Bauchspeck sollte weg, meine alte Jeans sollte wieder passen, aber das ist sooo klischeehaft.

Was noch? Vielleicht wirkt sich die Ernährungsumstellung positiv auf meine Gesundheit aus. Der Blutdruck sollte runter, das Sodbrennen besser werden und vor allem das Montagskopfweh verschwinden. (Ein ganz seltsamer Effekt, den ich schon in der fünften Klasse beobachten konnte: Fast jeden Montag zwischen zehn und vierzehn Uhr bekomme ich Kopfschmerzen, die sich im Laufe des Nachmittags verschlimmern und meist erst gegen acht Uhr abends oder erst am nächsten Morgen wieder abklingen. Fallen sie einmal aus, so habe ich garantiert dienstags Kopfweh, außer ich hatte bereits am Sonntag.)

In erster Linie bin ich einfach neugierig, ob ich durchhalte und was passiert. Zählt das als Ziel? Ich glaube, ja. Aber damit es ein messbares Ziel gibt, lege ich nun also hochoffiziell fest: Ich will fünf Kilogramm abnehmen und mein Bauchumfang soll wieder zweistellig sein.

Tag 1: Es geht los

Gott sei Dank! Ich glaube, das Schlimmste für heute ist überstanden: die Vorher-Fotos. Beim Überspielen auf den PC stelle ich fest, dass irgendjemand in den letzten Jahren meinen Körper gegen ein als Mehlsack getarntes Weinfass ausgetauscht hat.

Ich beschließe, die Fotos im sicher verschlüsselten Bereich der Festplatte abzuspeichern – nur für alle Fälle.

Auch die weitere Datenaufnahme zeigt: zu schwer und zu dick. Immerhin, im letzten halben Jahr habe ich mein Gewicht von 96 Kilogramm gehalten und der Bauchumfang ist mit 103 Zentimetern etwas geringer als befürchtet, so dass mein Ziel nicht völlig unerreichbar scheint.

Die weiteren Daten sind gemischt: Der Blutdruck vor der Tabletteneinnahme ist mit 143/86 bei 53 Puls für mich akzeptabel, aber bei 187cm Körpergröße erreiche ich einen BMI von 27,5 – schlecht; und mein Körperfettanteil laut Waage ist mit 29,4 Prozent katastrophal.

Immerhin ist mein Blutzuckerwert im grünen Bereich. Es war wahrscheinlich doch die richtige Entscheidung, etwas in meinem Leben zu ändern.

Bis jetzt war es total einfach, vegan zu leben. Aber nun gibt es das erste Frühstück. Ich entscheide mich für ein Müsli aus Haferflocken, Maisflocken, Amaranth und Trockenfrüchten, dazu noch Sojamilch mit Schokogeschmack.

Ich bin schon gespannt, ob ich zu den Personen gehöre, die eine Sojaunverträglichkeit haben. Na ja, das wird man dann im Laufe des Tages sehen – oder hören – oder riechen – oder alles zusammen.

Zwei Tassen Kaffee gibt es weiterhin morgens, jetzt halt mit Sojamilch Natur statt Kuhmilch. Den Kaffee lasse ich mir nicht nehmen, zumal Kaffee meiner Meinung nach ein zu schlechtes Image hat. Ich muss nur in Zukunft darauf achten, fair produzierten Kaffee zu kaufen.

Die erste Tasse schmeckt ungewohnt, aber die zweite doch tatsächlich besser als mit Kuhmilch. Hoffnung keimt auf.

Dann ein Blick nach draußen: Mist, es regnet. Dabei wollte ich zum Nordic Walking. Aber ich habe doch irgendwo noch eine Regenjacke? Und dann ziehe ich einfach die alten Laufschuhe an – dürfen Veganer eigentlich Lederschuhe tragen?

Zunächst geht es jedoch ans Ausmisten. In die ›verbotene Kiste‹ kommen allerlei Kekse, Schokolade und auch das Russisch Brot, auf dessen Zutatenliste Milchpulver auftaucht. Zusammen mit den Vollei-Nudeln und dem Zwieback ist die Kiste schnell übervoll.

Übrig bleiben nur die Nudeln aus Hartweizengrieß und das Dosenbrot aus der eisernen Reserve.

Inzwischen regnet es auch nicht mehr, also auf zur Nordic Walking Runde. Schwer ausgerüstet mit Schrittzähler, GPS-Tracker und Höhenmesser geht es in den Wald.

Meine ursprünglich geplante Route kann ich nicht laufen, weil sich auf dem Weg sechs Hunde und ihre Besitzer in die Wolle kriegen - blöde Viecher! Aber die Ersatzrunde ist auch schön: Eine doppelte Schleife um den kleinen Wald und eine Extraschlaufe über den Jägerweg und schon sind 10.000 Schritte in neunzig Minuten bewältigt.

Zum Mittagessen will ich unbedingt mal Quinoa probieren. Da ich kein Rezept finde, das mir hundertprozentig zusagt, kombiniere ich einfach zwei Rezepte und es gibt gefüllte Paprika mit Quinoa. Eigentlich ganz lecker, der Geschmack erinnert mich ein bisschen an Vollkornreis. Ich vermisse nichts Tierisches auf meinem Teller.

Leider sind inzwischen auch die Kopfschmerzen da, die ich oft bekomme, wenn ich nach längerer Pause mal wieder laufe. Kaffee hilft meist, doch halt! Was gibt es zum Kaffee dazu? Kekse und Kuchen sind nicht verfügbar, da immer mit Milchbestandteilen. Es muss was Veganes zum Kaffee her.

Ich durchsuche meine Rezeptbücher und finde ein Rezept für veganen Hefezopf mit Hafermilch und ohne Ei. Den backe ich mir!

Das Rezept ist ganz einfach und der Hefezopf gelingt auch wunderbar. Er kühlt allerdings so langsam ab, dass ich für den Kaffee improvisieren muss. Ich toaste eine Scheibe Vollkornbrot und bestreiche sie mit einer der Zartbittercremeprobeportionen aus dem Bioladen. Kommt definitiv auch auf die Merkliste!

Nachdem die Wäsche versorgt und die Küche wieder vorzeigbar ist, esse ich noch zwei Tomaten, etwas Gurke und eine weitere – diesmal aber unbelegte – Scheibe vom selbst gebackenen Brot mit Sesam. Glücklicherweise besitze und benutze ich schon seit Jahren eine Brotbackmaschine, um mein Brot selbst zu backen.

Und dann muss natürlich der Hefezopf probiert werden. Eine Testscheibe zu einem Espresso und es geht mir wieder gut. Der Hefezopf schmeckt mir ausgezeichnet. Jetzt habe ich wenigstens etwas zum Schlemmen für die Arbeit morgen.

Das war also der erste Tag. Hurra, ein Dreißigstel meines Experiments habe ich geschafft. Wenn ich mir jetzt noch das Zählen der Tage abgewöhnen kann, wird’s richtig gut.

Tag 2: Vegan in Beruf und Alltag

Heute ist also der erste vegane Arbeitstag. Viel wird sich tagsüber nicht ändern. Ich schmiere mir zwei Erdnussmusbrote, dazu eins mit veganer Zartbittercreme und packe zwei Äpfel und Müsli ein. Statt Joghurt gibt es dann heute zum Testen Reismilch.