JIM SHANNON Band 23: Shannon und der Coltmarshal - John F. Beck - E-Book
SONDERANGEBOT

JIM SHANNON Band 23: Shannon und der Coltmarshal E-Book

John F. Beck

0,0
2,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 2,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Jim Shannon wird Zeuge eines Banküberfalls der legendären DOBBIN-Bande, bei dem auch die Bankierstochter entführt wird. Er versucht, die Frau zu befreien und die Bande dingfest zu machen. Doch allein scheint das unmöglich zu sein. Zusammen mit Marshal Kirkland verfolgt er die Verbrecher quer durch das Land, gerät dabei immer wieder in Hinterhalte, bis er Link Dobbin in eine Falle lockt … Der Umfang dieses Buches entspricht 176 Taschenbuchseiten.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



 

 

 

 

John F. Beck

 

 

JIM SHANNON

Spieler, Held und Gunman

 

 

 

Band 23

 

Shannon und der Coltmarshal

 

 

 

 

 

Edition Bärenklau

 

 

Impressum

 

 

Copyright © by Author/Edition Bärenklau 

Cover: © Layout by Steve Mayer, Illustration Edward Martin, Schottlsnd, 2022

 

Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau.

 

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

 

Alle Rechte vorbehalten

Inhaltsverzeichnis

Impressum 

Das Buch 

1. Kapitel 

2. Kapitel 

3. Kapitel 

4. Kapitel 

5. Kapitel 

6. Kapitel 

7. Kapitel 

8. Kapitel 

9. Kapitel 

10. Kapitel 

11. Kapitel 

12. Kapitel 

13. Kapitel 

14. Kapitel 

15. Kapitel 

16. Kapitel 

 

Das Buch

 

Jim Shannon wird Zeuge eines Banküberfalls der legendären DOBBIN-Bande, bei dem auch die Bankierstochter entführt wird. Jim versucht, die Frau zu befreien und die Bande dingfest zu machen.

In Zusammenarbeit mit Marshal Kirkland verfolgt er die Verbrecher und stellt Link Dobbin eine Falle …

 

 

***

 

 

1. Kapitel

 

Dunkle Regenwolken brauten sich über der südlichen Kansas-Prärie zusammen. Im Saloon wurde es so finster, dass der Keeper die Petroleumlampe über dem Spieltisch in der Ecke anzündete. Shannon teilte gerade mit flinken Fingern ein neues Pokerblatt aus, als der erste Schuss fiel. Die Kugel zertrümmerte ein Fenster, und pfiff knapp an Shannons schmalem, kantigem Gesicht vorbei. Die beiden Männer an Shannons Tisch fluchten erschrocken. Während Shannon aufsprang und den 44er Army Colt zog, brach auf der Main Street von Coldwater die Hölle los. Schüsse krachten. Menschen schrien. Das Dröhnen von Hufen erfüllte die Luft. Reiter jagten in wildem Galopp die Straße herab.

»Überfall! Sie haben die Bank ausgeraubt!«, kreischte eine hysterische Frauenstimme.

Shannon rannte zum zerschossenen Fenster. Er war schnell und geschmeidig wie eine Raubkatze. Ein großer, schlanker Mann mit Muskeln und Sehnen wie aus Stahl. Ein Mann, dessen einfache Reitertracht Spuren eines langen Aufenthalts in der Wildnis aufwies. Er war nach Coldwater gekommen, um hier für ein paar Tage Ruhe und Entspannung zu finden. Vielleicht auch, um der gähnenden Leere in seinen Taschen mit ein paar scharfen Pokerrunden abzuhelfen. Daraus schien nun nichts zu werden.

Die Schwingtüren des Saloons flogen auf. Ein stämmiger, schnurrbärtiger Mann taumelte herein, einen Revolver in der kraftlos herabhängenden Faust. An seiner ärmellosen Weste blinkte ein fünfzackiger Stern. Zwei Handbreit darüber klaffte das Einschussloch einer Revolverkugel.

»Deckung, Leute! Bleibt, wo ihr seid! Es ist Link Dobbin mit seiner Bande!«

Er stieß gegen einen Tisch, wischte ein leeres Glas von der Platte und stürzte mit einem dumpfen Stöhnen zu Boden. Der Keeper rannte zu ihm.

Shannon spähte durch das zerschossene Fenster auf die von Staub- und Pulverdampfschwaden vernebelte Straße. Die vorbeijagenden Reiter waren drohende Schemen. Mündungsblitze beleuchteten die angespannten verkniffenen Gesichter über den flatternden Mähnen. Es waren sieben, acht Mann, die wild nach allen Seiten schossen. Ein ohrenbetäubendes Krachen, Knirschen und Splittern vermischte sich mit den gellenden Schreien der flüchtenden Passanten und dem heiseren Gebrüll der Banditen. Entlang der Straße zerplatzten Fensterscheiben und Vordachlaternen.

Der Eingang der Bank stand weit offen. Eine reglose, verkrümmte Gestalt lag auf den Stufen. Ein Dutzend Yard hinter dem vorausdonnernden dichtgeschlossenen Rudel tauchte ein einzelner Reiter in den wallenden grauen Schleiern auf.

»Dobbin, du Teufel, jetzt bist du dran!«, brüllte eine wütende Männerstimme.

»Nicht schießen!«, schrie ein anderer. »Er hat Eileen! Um Himmels willen, weg mit dem Gewehr, Sanders!«

Shannons Finger lag am Abzug. Aber er ließ die Waffe sinken, als er die schmale hellgekleidete Gestalt einer jungen Frau erkannte, die der Anführer der Banditen vor sich auf dem galoppierenden Pferd hielt. Er preschte dicht am Bluebird Saloon vorbei. Ein großer, hagerer, bärtiger Mann mit Geiernase und wild brennenden Augen, die geradeaus starrten. Sein langer gelber Staubmantel bauschte sich im Reitwind. Für den Bruchteil einer Sekunde sah Shannon noch das entsetzensbleiche schmale Gesicht der jungen Gefangenen, sah ihre aufgerissenen, vor Schreck verdunkelten Augen, dann war das Pferd schon vorbei.

Ein höhnisches Lachen schmerzte Shannon in den Ohren. Dann krachte ein Schuss, und ein Mann mit einem Gewehr in den Fäusten taumelte aus einer Lücke zwischen den verwitterten Brettergebäuden. Langsam sank er auf dem hölzernen Gehsteig auf die Knie, während sich der von den wirbelnden Hufen hochgerissene Staub wie ein Vorhang hinter dem fliehenden Banditen schloss.

»Dad!« Der verzweifelte Schrei der Geisel war nur mehr ein schwacher Hauch im sich entfernenden Hufgetrappel. Shannon war es, als würden ihn die verzweifelten Augen des Mädchens noch immer durch den Staub und die sich verdichtende Dämmerung anflehen. Er stieß den Colt in die Halfter und ging zur Tür.

»Sagt dem Doc Bescheid!«, drang die Stimme des Keepers hinter ihm heraus. »Den Sheriff hat’s schlimm erwischt!«

Die Fahrbahn lag wie leergefegt, als der Staub sich senkte. Noch immer hing der Name Dobbin wie eine unheilvolle Drohung über der kleinen Präriestadt. Es dauerte eine Weile, bis sich die entsetzten Bewohner auf die Vorbauten und Gehsteige wagten. Schlurfende Tritte kamen aus der ausgeplünderten Bank. Alle Blicke hefteten sich auf den schwitzenden rundlichen Mann im zerknitterten Stadtanzug, der wie verloren mitten auf der Main Street stehenblieb. Es war Toynbee, der Bankier. Sein rundes fleischiges Gesicht war ohne Farbe. Er presste eine Hand auf sein Herz und atmete heftig. Seine Stimme klang halb erstickt.

»Mein Gott, warum steht ihr herum und tut nichts? Ihr habt es doch gesehen! Er hat meine Tochter mitgenommen. Er hat Eileen. Reitet doch! Jagt ihn! Holt Eileen zurück!«

Niemand bewegte sich. Niemand sprach. Der graue Himmel schien auf die Dächer zu drücken. Das Stöhnen der Verwundeten betonte noch das beklemmende Schweigen. Der Doc, ein schmächtiger, grauhaariger Mann mit einer schwarzen Ledertasche, hastete über die Straße zum Saloon.

»Schafft die Verwundeten her! Beeilt euch!« Die Pendeltüren klappten hinter ihm zu. Es war eine Stimmung wie auf einem Schlachtfeld. Die Männer waren froh, etwas tun zu können, als sie die Verletzten in den Saloon trugen. Alle vermieden es, Toynbee anzusehen, der noch immer mitten auf der Main Street stand. Er hielt einen Vorbeihastenden am Ärmel fest.

»Bradfield, helfen Sie mir! Rufen Sie Ihre Freunde zusammen. Ihr könnt Eileen doch nicht in den Händen dieser Schurken lassen!«

Der Mann riss sich los. »Tut mir leid, Sir! Es ist nicht mein Job, ein Aufgebot zusammenzustellen. Es würde sich ja doch kein Mann finden, um auf Dobbins Fährte zu reiten.« Er hastete weiter.

Verzweifelt starrte der Bankbesitzer in die Runde. Nach und nach begannen die Gestalten auf den Vorbauten und Gehsteigen zu verschwinden. Nur noch Shannon und die beiden Männer, mit denen er gepokert hatte, standen unter dem Vordach des Bluebird Saloon. Toynbees flackernder Blick heftete sich auf sie, dann ging er mit schleppenden Schritten los. Shannon merkte, wie die beiden Bürger unbehagliche Blicke tauschten.

»Hat ja doch keinen Zweck!«, murmelte der eine rau. »In spätestens einer halben Stunde wird der Regen nichts mehr von der Spur der Banditen übriglassen. Link Dobbin hat seinen Coup wieder mal auf die Stunde genau geplant.«

Mit den Händen in den Hosentaschen, die Schultern fröstelnd hochgezogen, trat er rasch in den Saloon zurück. Der andere räusperte sich verlegen, als Shannon keine Anstalten machte, sich vom Fleck zu rühren, sondern dem Bankier mit ausdrucksloser Miene entgegensah.

»Vielleicht hältst du uns jetzt für verdammte Feiglinge, Shannon. Aber wenn du dich in den letzten Monaten in Kansas aufgehalten hättest, würdest du anders denken. Seit fast einem Jahr ist keine Bank, keine Postkutsche, keine einsam gelegene Farm zwischen dem Cimarron und der Nebraskagrenze mehr vor Dobbin und seiner Bande sicher. Dobbins Fährte ist mit den Gräbern von Männern gesäumt, die sich einbildeten, ihn zur Strecke bringen zu können. Die besten Sheriffs, die gefährlichsten Kopfgeldjäger waren darunter. Aber Dobbin und seine Killer sind noch mit jedem fertig geworden. Toynbee ist verrückt, wenn er glaubt, dass er in Coldwater einen Mann findet, der sich auf Dobbins Spur setzt.«

»Er ist nicht verrückt, er hat nur Angst um seine Tochter«, entgegnete Shannon leise.

Der Mann neben ihm seufzte. »Niemand kann ihr mehr helfen, wenn Dobbin sie nicht freiwillig zurücklässt, nachdem er die Flucht geschafft hat. Glaub mir, Shannon, dieser Bandit ist ein Teufel.«

Hastig folgte er seinem Gefährten in den Saloon.

Toynbee blieb einige Yard vor der Veranda stehen. Sein Blick wanderte von den matt erhellten Fenstern zu Shannon, der sich nicht bewegte. Die alte Schussnarbe an Shannons rechter Schläfe schimmerte wie ein Kreidestrich. Toynbee schluckte. Er kannte Shannon nicht. Aber er spürte den Hauch von unerschütterlicher Ruhe und Gefährlichkeit, der von diesem großen schlanken Fremden mit dem tiefhängenden Colt ausging.

»Ich weiß, dass kein einzelner Mann eine Chance hat, es mit der Dobbin-Bande aufzunehmen. Ich will auch nicht, dass jemand versucht, den Halunken das geraubte Geld abzujagen. Ich möchte nur Eileen lebend und gesund Wiedersehen. Dafür bezahl ich jeden Preis.«

Schweigend ging Shannon die ausgetretenen Stufen hinab und band sein Pferd vom Zügelholm los. Er zog den Sattelgurt stramm. Toynbee kam zögernd näher. Seine Stimme zitterte.

»Werden Sie reiten?«

Nicht für Geld«, antwortete Shannon und schwang sich aufs Pferd.

 

 

2. Kapitel

 

Er verlor die Fährte der Banditen in einem Gewirr von Schluchten, Arroyos und Felsbrüchen acht Meilen südlich von Coldwater. Der Himmel schien plötzlich aufzureißen, um die Erde in einer Sintflut zu ertränken. Der Regen stürzte wie ein Wasserfall herab. Binnen Sekunden war jeder Hufabdruck fortgewischt. Wahre Sturzbäche flossen über Shannons Regenumhang. Er konnte keine fünf Yard weit sehen. Deshalb lenkte er seinen Cayusen unter eine überhängende Felswand und wartete, bis der Regen ein wenig nachließ, ehe er zäh und mit unerschütterlicher Entschlossenheit seinen Weg fortsetzte.

Er ritt die Strecke, die er an Dobbins Stelle eingeschlagen hätte, um etwaige Verfolger abzuschütteln. Jetzt war er wieder ganz der Mann der Wildnis. Der einsame Jäger, der sich von seinem in vielen Gefahren geschärften Instinkt leiten ließ.

Ringsum rauschte, plätscherte und sprudelte es zwischen den vom Regen glatt gewaschenen Felsen. Rinnsale, die Sand und Steine mitschwemmten, schossen an den stampfenden Hufen seines Braunen vorbei. Der Regen umhüllte Shannon wie ein grauer nasser Vorhang. Würden die Banditen versuchen, mit ihrer Beute ins Indian Territory zu entkommen oder plötzlich nach Westen in Richtung Colorado abbiegen? Unermüdlich tasteten Shannons dunkle Indianeraugen den steinigen Boden ab.

Da war ein frischer heller Kratzer an einem fest im Erdreich steckenden flachen Fels. Shannon erkannte vom Sattel aus, dass er von einem scharfkantigen Hufeisen stammte.

Er war auf dem richtigen Trail!

Seine Miene spannte sich. Seine Rechte schloss sich um den Hickorykolben des 44er Colts, der unter der Ölhaut trocken geblieben war. Vorsichtig folgte er den Windungen einer tief eingeschnittenen, von glitschigen Felsterrassen gesäumten Schlucht.

Ein paar Minuten später, als er hinter einem Felsknick hervorritt, traf ihn der Anblick der hellgekleideten schmalen Gestalt, die ein Dutzend Yard vor ihm mit dem Gesicht nach unten auf dem blanken Fels lag, wie ein Keulenhieb. Er saß wie versteinert im Sattel. Alle Farbe wich aus seinem Gesicht. Übelkeit stieg ihm in die Kehle.

Eileen!

Ihr blondes nasses Haar war fächerförmig ausgebreitet. Der Regen hatte alles Blut weggewaschen. Shannon hatte schon viel an sinnloser Gewalt und Grausamkeit erlebt, seit er vor vielen Jahren als heimatloser Wanderer über den Old Man River gekommen war. Aber der Tod dieser jungen Frau aus Coldwater war so unfassbar, dass sich sein Herz zusammenkrampfte.

»Glaub mir, Shannon, dieser Bandit ist ein Teufel«, hallte es in seinen Ohren nach. Er dachte an das verzweifelte Flehen in Toynbees Augen, und ein plötzlicher wilder Hass auf die Mörder erfüllte ihn. Langsam, mit grauem Gesicht, ritt er auf die Tote zu.

Der Regen hatte nachgelassen. Trübe Helligkeit sickerte auf den Grund der Schlucht.

Shannon wusste nicht, was ihn warnte. Das Klicken eines Steins, den auch der Regen losgewaschen haben konnte? Ein anderes verdächtiges Geräusch, das er im Unterbewusstsein aufnahm. Vielleicht war es auch nur der flüchtige Gedanke, dass er sich hier auf der Sohle der Schlucht wie in einer von der Natur geschaffenen, leicht abzuriegelnden Falle befand. Es war, als würde ein kalter Luftzug von den Felsterrassen herabstreichen.

Shannons Sinne waren hellwach. Drang da nicht ein leises metallisches Knacken durch das anhaltende Plätschern?

Shannon widerstand der Versuchung, das Pferd herumzureißen und zur Biegung zurückzujagen. Die Kugel aus einem Gewehr, das bereits auf ihn zielte, würde schneller sein. Er hatte nur noch eine Chance, wenn er die Banditen in Sicherheit wiegte und dann so schnell wie möglich in Deckung zu kommen versuchte. Alles hing davon ab, dass sie nicht schossen, bevor er die Tote erreichte und ihren Waffen ein regloses Ziel bot.

Shannon biss die Zähne zusammen. Jeder Huftritt, jeder Yard, den das Pferd zurücklegte, wurde zu einer Belastungsprobe für seine Nerven. Er lauschte gespannt, aber kein Geräusch mehr verriet ihm, wo die Schurken steckten, mit wie vielen Gegnern er es zu tun hatte. Er wusste nur, dass es Kerle waren, die nicht davor zurückschreckten, eine wehrlose junge Frau zu erschießen. Die schlimmsten, abgebrühtesten Halunken, denen er je begegnet war.

Noch sieben Yard, noch sechs, fünf... Es war ein Ritt wie in einem Alptraum, von dem es keine Erlösung gab. Nie mehr würde Shannon diese helle schlaffe Gestalt auf dem regennassen Fels vergessen! Plötzlich schlug Shannon mit einem gellenden Schrei seinem Cayusen die Absätze gegen die Weichen. Wiehernd schnellte das Pferd vorwärts.

Schüsse donnerten. Mündungsfeuer zuckten von der Felskante rechts über ihm. Plötzlich war der Sattel des struppigen Braunen leer.

»Wir haben ihn!«, gellte ein triumphierender Schrei. Shannon wirbelte wie unter der Wucht mehrerer Treffer über den felsigen Boden - unverletzt. In dem Moment, als der Cayuse losgerannt war, hatte er sich seitwärts aus dem Sattel geschleudert. Er rollte sich hinter einen Felsblock. Der Colt glitt ihm von selbst in die zupackende Faust. Es war die eingefleischte Schnelligkeit eines Mannes, dessen Fluch es war, dass er immer wieder mit der Waffe sein Leben verteidigen musste.

Über dem hochschwingenden bläulichen Stahllauf sah er die beiden dunklen, halb vom Regen verwischten Gestalten, die am Rand der gegenüberliegenden Felsterrasse auftauchten. Ihre Karabiner zielten noch in die Schlucht. Rauch kräuselte vor den Mündungen. Bevor Shannon sie anrufen und feuern konnte, hallte Hufschlag von der nach Süden führenden Schluchtbiegung. Die Kerle auf der Felskante fuhren halb herum und stießen die Waffen hoch. Keiner brachte mehr eine Kugel aus dem Rohr. Schüsse rasten so blitzschnell hintereinander, dass keine Abstände herauszuhören waren.

Der Mann, der plötzlich auf der Bildfläche erschien, schoss mit ausgestreckter Hand vom galoppierenden Pferd aus. Eine hoch im Sattel aufgerichtete drohende Gestalt mit wehender schenkellanger Cordjacke. Ein silbernes Abzeichen blinkte an ihrem linken Aufschlag.

Ein Todesschütze! Ein Mann, der keine Chance vergab.

Im Bruchteil einer Sekunde, während das ohrenbetäubende Krachen jedes andere Geräusch verschluckte, begriff Shannon, dass der Fremde die ganze Zeit in der Nähe gewesen war. Kaltblütig hatte er darauf gewartet, dass Shannon die Halunken aus ihrer Deckung vor seinen Revolver lockte. Die Falle der Schurken, die Dobbin zurückgelassen hatte, um die Verfolger aufzuhalten, wurde ihr eigenes Verhängnis.

Alles war die Sache weniger Augenblicke. Ein schlaffer Körper wirbelte in die Tiefe. Die Gestalt des zweiten Banditen brach über der rissigen Felskante zusammen. Dann gellte ein hasserfüllter Schrei durch das Stakkato der heranwirbelnden Hufe.

»Kirkland, du verfluchter Hund!«

Die gedrungene Gestalt eines dritten Banditen wuchs über der Felskante empor. Ein Gewehr hämmerte. Ein heiserer Ruf und das durchdringende Wiehern eines tödlich getroffenen Pferdes vermischten sich mit den donnernden Echos.

Shannon schoss, sah wie der Bandit zusammenzuckte, sich krümmte, das Gewehr verlor und niedersank.

Shannon erhob sich. Er spürte die dünnen kalten Fäden des Regens auf dem Gesicht und fröstelte. Der Atem des Todes füllte die einsame Schlucht. Für einen Moment wünschte sich Shannon weit fort. Es war einer von den langen bitteren Augenblicken, in denen er sich alt, ausgebrannt und des Kämpfens völlig überdrüssig fühlte.

---ENDE DER LESEPROBE---