JIM SHANNON Band 26: Shannon und das Spieler-Girl - John F. Beck - E-Book
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JIM SHANNON Band 26: Shannon und das Spieler-Girl E-Book

John F. Beck

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Beschreibung

Jim Shannon ist mit der hübschen Mexikanerin Juana auf dem Weg nach Rockwells, um dort ihren Bruder Diego zu treffen. Bei einem Zwischenstopp trachtet man nach Jims Leben und er legt seinen miesen Widersacher, von Notwehr getrieben, um. Dessen Bruder schwört Rache und verfolgt Shannon gnadenlos. Von blindwütigem Hass angetrieben, führt der vertriebene Rancher Nick Pascoe mit seinen Leuten einen erbitterten Kampf gegen den geldgierigen Wynnfield, der die Ranchergegend »Davis Mountains« in eine riesige Kupfermine verwandeln will. Der Umfang dieses Buches entspricht 184 Taschenbuchseiten.

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John F. Beck

 

 

JIM SHANNON

Spieler, Held und Gunman

 

 

 

Band 26

 

Shannon und das Spieler-Girl

 

 

 

 

 

Edition Bärenklau

 

 

Impressum

 

 

Copyright © by Author/Edition Bärenklau 

Cover: © Layout by Steve Mayer nach Motiven, 2022

 

Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau.

 

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

 

Alle Rechte vorbehalten

Inhaltsverzeichnis

Impressum 

Das Buch 

1. Kapitel 

2. Kapitel 

3. Kapitel 

4. Kapitel 

5. Kapitel 

6. Kapitel 

7. Kapitel 

8. Kapitel 

9. Kapitel 

10. Kapitel 

11. Kapitel 

12. Kapitel 

13. Kapitel 

14. Kapitel 

15. Kapitel 

16. Kapitel 

17. Kapitel 

18. Kapitel 

19. Kapitel 

20. Kapitel 

21. Kapitel 

22. Kapitel 

23. Kapitel 

24. Kapitel 

25. Kapitel 

26. Kapitel 

 

Das Buch

 

 

Jim Shannon ist mit der hübschen Mexikanerin Juana auf dem Weg nach Rockwells, um dort ihren Bruder Diego zu treffen. Bei einem Zwischenstopp trachtet man nach Jims Leben und er legt seinen miesen Widersacher, von Notwehr getrieben, um. Dessen Bruder schwört Rache und verfolgt Shannon gnadenlos.

Von blindwütigem Hass angetrieben, führt der vertriebene Rancher Nick Pascoe mit seinen Leuten einen erbitterten Kampf gegen den geldgierigen Wynnfield, der die Ranchergegend »Davis Mountains« in eine riesige Kupfermine verwandeln will. 

 

 

***

 

 

1. Kapitel

 

Das Grab war sechs Fuß lang und drei Fuß tief. An seiner Schmalseite war ein aus Pflöcken zusammengenageltes Kreuz in die Erde getrieben, mit einem Holzschild daran, auf dem Shannon seinen eigenen Namen las. Die brutheiße Stille über Ortegas einsamer Pferdewechselstation war auf einmal noch viel bedrückender als zuvor, als Shannon und Juana aus der Postkutsche gestiegen waren. Eine Stille, die nun vom leisen Klirren im Sand schleifender Sporenräder hinter ihnen durchbrochen wurde. Shannon spürte den Druck der Hand der jungen, schönen Mexikanerin auf seinem Arm, als er sich langsam umdrehte. Der Platz zwischen den armseligen, mit Erdschollen gedeckten Lehmhütten war wie leergefegt. Hinter den Gebäuden dämmerte die blaue Silhouette der Davis Mountains in der Ferne. Die staubbedeckte Concord-Kutsche stand ohne Gespann in der grellen Texassonne. Neben ihr ein großer, sehniger Mann mit scharfgeschnittenem Gesicht und kalten, hellen Augen. Augen, in denen Shannon sein Todesurteil las.

Ein dünnes schwarzes Zigarillo steckte zwischen den kräftigen Zähnen des Fremden. Der lange, offene Staubmantel war über den Kolben des tiefgeschnallten 45er Colts zurückgeschoben. Das Holster – tief ausgeschnitten, unten offen – war mit dünnen Lederriemen an seinem Oberschenkel festgebunden. Winzige Kerben bedeckten den Kolben der Waffe. Jede Kerbe bedeutete ein ausgelöschtes Menschenleben.

Beschwichtigend legte Shannon seine Rechte auf die Hand der jungen schwarzhaarigen Frau, mit der er auf dem Weg nach Rockwells war, um dort ihren Bruder Diego zu treffen. Mit einer lässigen Kopfbewegung wies er auf das offene Grab.

»Deine Idee, Mister?«

Der Sehnige lächelte hart.

»Ich musste ein bisschen mit dem Schießeisen nachhelfen. Aber dann hättest du sehen sollen, wie Ortega geschwitzt und geschuftet hat. Sag der Muchacha, sie soll zu den Pferden gehen, die dort am Korral stehen. Ich bring sie schon nach Rockwells. Du, Shannon, bleibst hier.«

»Ich glaube nicht, dass ich das tun werde. Aber wie kommst du überhaupt darauf?«

»Ich bin Jeff Mallory. Ich hab eine alte Rechnung mit dem Bruder deiner Querida zu begleichen.«

Er nahm das Zigarillo aus dem Mund und deutete damit auf die Frau an Shannons Seite. »Wenn ich sie habe, werde ich auch Diego Perez bekommen, der sich mit Nick Pascoes Leuten in den Davis Mountains verkrochen hat. Eine einfache Rechnung, nicht wahr? Ich werde diesmal auch nicht bezahlt dafür, dass ich ihn endlich zur Hölle schicke. Dieser verdammte Mexikaner hat den Fehler gemacht, sich im Kampf um die Kupfervorkommen in den Davis Mountains auf die falsche Seite zu stellen – auf die Verliererseite!« Er lachte hart.

Shannon spürte, wie sich Juanas Haltung verkrampfte.

»Diego hat aufgehört, als Revolvermann zu reiten!«, rief sie atemlos. »Wir wollen mit ihm in die Berge, um dort Mustangs zu fangen und eine Pferderanch aufzubauen.«

»Du irrst dich, Muchacha. Dein Bruder hat sein Eisen an Nick Pascoe, diesen verdammten dickschädligen Rebellen vermietet. Er kann wohl nicht anders. Er wird immer ein Pistolero sein – bis ich ihn töte. Das wird bald geschehen. Denn Gordon Wynnfield hat seine Hand auf die Davis Mountains gelegt, und ich stehe in seinem Sold.«

»Wir haben nichts damit zu tun!«, rief Juana.

Mallory zuckte die Achseln.

»Du bist mein Köder für Diego, und ich glaub nicht, dass dein Freund Shannon ohne Kampf auf dich verzichtet.«

»Woher hast du gewusst, dass du uns hier treffen würdest?«, fragte Shannon ruhig.

Mallory lächelte kalt.

»Ich hab den Boten erwischt, den Perez euch schicken wollte, um euch vor Wynnfield zu warnen. Der Bursche hat mir noch ’ne Menge erzählt, bevor ich ihn dort hinschickte, wo auch du bald sein wirst, Shannon. Sag der Muchacha, sie soll zur Seite gehen. Ich schieße nicht auf Weiber.«

»Ich glaub nicht, dass es dir viel ausmachen würde«, erwiderte Shannon hart. »Aber tu, was er will, Juana. Geh zur Seite.«

»Jim, ich will nicht, dass du schon wieder für mich und Diego kämpfen musst wie in Manzano!«

Lachend warf der helläugige Revolvermann das halbgerauchte Zigarillo weg.

»Es geht nicht darum, was du willst, Muchacha. Ich lasse ihm keine Wahl. Geh zu den Pferden. Vergiss ihn.«

Sanft, aber entschieden schob Shannon die junge schlanke Mexikanerin zur Seite. Er blickte Mallory furchtlos an.

»Wieviel bezahlt dieser Wynnfield dir dafür?«

»Genug«, lächelte der Revolverschwinger mit blitzenden Zähnen.

Plötzlich hielt er seinen langläufigen Colt in der Faust und schoss.

Juanas Aufschrei versank im ohrenbetäubenden Krachen. Es waren zwei Schüsse, die wie einer dröhnten. Pulverdampf brodelte vor Shannons blitzschnell nach vorn gedrehten, von einer 44er Kugel durchschlagenen Holster. Für zwei, drei Sekunden wirkte die Szene wie versteinert. Es schien, als hätten sich beide Gegner verfehlt. Reglos standen sie sich gegenüber.

Die Menschen in der Stationshütte, die mit angespannten, schweißbedeckten Gesichtern aus den dämmrigen Fensterluken spähten, warteten auf das erneute Aufbrüllen der Waffen. Plötzlich knickten Jeff Mallorys Beine durch. Mit einer halben Drehung schlug er schwer zu Boden. Müde ließ Shannon den Colt los.

»Jim, um Himmels willen, bist du verletzt?« Im nächsten Augenblick lag Juana bereits in Shannons Arm. Er hielt sie fest und dachte an die glückliche Zeit zurück, die sie in El Paso verlebt hatten, bis Diegos Brief sie erreicht hatte.

»Ich hab Angst, Jim«, flüsterte die junge Frau beklommen. »Angst davor, dass wir für Diego zu spät kommen. Ich verstehe nicht, dass er sich trotz aller Vorsätze wieder in eine Fehde auf Leben und Tod hineinziehen ließ.«

»Vielleicht blieb ihm so wenig eine Wahl wie mir eben. Wir werden ihn finden. Dann …« Shannon verstummte und blickte aus zusammengekniffenen Augen auf den Reiter, der jenseits der flimmernden Overland Road aus einer kakteenumsäumten Senke auftauchte und im Galopp heranraste. Wilde, anfeuernde Schreie mischten sich in das dumpfe Trommeln der wirbelnden Hufe. Shannon stellte sich rasch vor Juana. In der Hütte rührte sich nichts. Die Tür blieb geschlossen.

Der Reiter war ein junger, drahtiger Kerl mit fransenverzierter Antilopenlederjacke, seidenem buntem Halstuch, Silbersporen und einem weißen Stetson, der sicher den Monatslohn eines gewöhnlichen Weidereiters gekostet hatte. Der Kolben seines tief hängenden Revolvers war mit Elfenbeinschalen ausgelegt. Auf den ersten Blick wirkte der etwa zwanzigjährige Bursche wie ein Zirkuscowboy. Aber nur so lange, bis man seine Augen sah. Es waren die rastlosen, brennenden Augen des Fanatikers. Er zügelte seinen Braunen in einer Staubwolke, starrte mit verkniffener Miene auf Mallory hinab, dann auf Shannon und die Mexikanerin, schließlich auf das offene Grab. Mit einem Ruck schob er den Stetson nach hinten. Weizenblondes Haar ringelte sich in seine gebräunte Stirn.

»Verdammt, da bin ich also um ein Haar zu spät gekommen!«

Shannons Hand lag am Holster. Der junge Kerl blickte ihn wild an und deutete auf das Grabkreuz mit Shannons Namen.

»Bist du damit gemeint, he?«

»Ja, und wenn du sein Freund bist, dann zwing mich nicht dazu, auch noch auf dich zu schießen.«

»Sein Freund?« Ein heiseres Lachen brach aus der Kehle des Blonden. »Ich war hinter ihm her, ihn zu töten. Mein Name ist Randy Cooper. Ein Name, den du dir merken solltest, Shannon.« Er lachte wieder rissig auf, beugte sich jäh vor und starrte Shannon hart an. »Weißt du, wen du da erwischt hast, Hombre?«

»Er nannte sich Jeff Mallory.«

»Sagt dir das nichts? Nein? Zum Teufel, er galt als der schnellste Revolverschütze zwischen dem Rio Bravo und dem Indian Territory. Mann, du hast geschafft, wovon ich wochen- und monatelang geträumt hab! Du hast den schnellsten Coltschwinger von Texas erwischt! Nur noch ’ne Frage der Zeit, bis dein Name ebenso bekannt ist wie seiner.«

»Ich bin nicht scharf darauf.«

»Du wirst nichts dagegen tun können, Mister!«, lachte der Junge. »So was spricht sich verdammt schnell ’rum – vorausgesetzt, du lebst lange genug!« Plötzlich war ein Flackern in seinen blauen Augen. Er spornte das Pferd an und jagte wie irr einmal im Kreis um Shannon und Juana herum. Ein seltsames Grinsen zerrte an seinen schmalen Lippen, als er den Braunen wieder dicht vor Shannon zügelte.

»Von jetzt an werden ’ne Menge Leute hinter dir her sein, Amigo. Zum Beispiel Gordon Wynnfields Schießer, deren Boss du eben erledigt hast. Zum Beispiel Jeff Mallorys Bruder John, der früher selber mal ein bekannter Pistolero war. Und zum Beispiel ich!«

Er starrte Shannon an wie ein hungriger Wolf die Beute. Doch kein Muskel bewegte sich im kantigen Gesicht des hochgewachsenen, dunkelhaarigen Mannes.

»Ich dachte, er war dein Feind.«

Randy Cooper lachte. »Wir sind einander nie begegnet. Ich war hinter ihm her, um zu beweisen, dass es in Texas einen Mann gibt, der besser mit dem Colt ist als der berühmte Jeff Mallory. Tut mir leid, Shannon, aber nun stehst du an Mallorys Stelle ganz oben auf der Liste – dort, wo mein Name bald stehen wird. Nämlich dann, wenn ich dich Mallory nachgeschickt habe.«

»Du bist verrückt!«, stieß Shannon scharf hervor. Seine dunklen Augen funkelten zornig. Aber Cooper lachte.

»Nenn es, wie du willst! Ich hab es mir nun mal in den Kopf gesetzt, der berühmteste Coltschwinger von Texas zu werden. Ich weiß, dass ich das Zeug dazu habe. Ich werde es dir beweisen. Wenn du willst – sofort.«

Shannon schüttelte den Kopf. »Die Friedhöfe sind voll von närrischen Burschen wie du einer bist, Randy.«

Er hatte kaum ausgesprochen, da hielt Cooper seinen Sechsschüsser in der nervigen Faust. Er jagte drei Kugeln so rasch hintereinander in das O von Shannons Namen auf dem Grabkreuz, dass es wie ein Schuss klang. Im nächsten Moment steckte die Waffe wieder in der Halfter. Randy Coopers Augen glühten wild.

»Glaubst du immer noch, dass ich vor dir auf dem Boothill lande?«

Jähe Müdigkeit überkam Shannon. Keine noch so eindringliche Mahnung konnte diesen wilden jungen Kerl zur Vernunft bringen. Vielleicht gehörte Randy zu der Sorte Männer, die nie begriffen, was es für ihn hieß, mit dem Colt in der Faust sein Leben zu verteidigen. Männer, die nichts dabei fanden, von der Waffe zu leben, für Geld zu töten oder dafür, dass sie berühmt wurden.

Revolverruhm! Das Wort war für Shannon wie ein Fluch. Er straffte sich und blickte den jungen blonden Reiter scharf an.

»Hau ab! Du wirst hier keinen Kampf bekommen. Verschwinde, bevor ich dich vom Pferd hole und dir den Hintern versohle!«

Coopers Grinsen wirkte gekünstelt.

»Wie du willst, Shannon. Aber glaub mir, ich komm zu meinem Kampf. Ich werde in Rockwells auf dich warten.«

 

 

2. Kapitel

 

Rockwells. In dem kleinen Zimmer im Obergeschoss von Corbins Hotel war es so still und stickig heiß wie in der ganzen Stadt. In der flimmernden Luft schienen die zerklüfteten, teilweise bewaldeten Hänge der Davis Mountains hinter den Dächern zum Greifen nahe. Shannon trat zu Juana, die am offenen Fenster stand und auf die gewaltigen grauen Felszinnen blickte, die den strahlend blauen Texashimmel zu durchbohren schienen. Er legte einen Arm um sie.

»Mach dir keine Sorgen um Diego. Er wird mit uns reiten. Es gibt auch anderswo Gegenden, wo wir Wildpferde fangen können.«

Sie lehnte ihren Kopf an ihn.

»Ich mach mir Sorgen um dich, Jim. Ich muss immerzu an Mallory denken und an das, was der junge Cooper sagte. Jim, ich fange an, daran zu zweifeln, dass es sich ein Mann wie du leisten kann, sich an eine Frau zu binden.«

Lächelnd drehte Shannon die schöne Mexikanerin zu sich herum. »Das klingt ja geradeso, als wollten Sie mir den Laufpass geben, Señorita Perez«, sagte er gespielt vorwurfsvoll.

Sie schlang ihre weichen Arme um seinen Nacken. Ihre dunklen mandelförmigen Augen, die ihn vom ersten Moment an fasziniert hatten, brannten sich in seine Seele.

»Ich werde nie aufhören, dich zu lieben, Jim«, antwortete sie leise.

Ihre Lippen fanden sich zu einem langen leidenschaftlichen Kuss. Sie schmiegte sich eng an ihn, als er sie auf die Arme nahm und zu dem einfachen Bett trug, auf dem nur eine Wolldecke lag. Da klopfte es. Rasch löste sich Juana von ihm und wich ans Fenster zurück. Shannon verwünschte sich selbst dafür, weil seine erste instinktive Reaktion der Griff zur Waffe war. Auf dem Korridor stand eine junge blonde Frau, die eine spitzenbesetzte Mantilla über dem schulterfreien, tief ausgeschnittenen Kleid trug. Ihr bleiches Gesicht wirkte angespannt und gehetzt. Ihre graugrünen Augen flackerten.

»Sind Sie Shannon?«

»Ja, Ma’am. Kommen Sie bitte herein.« Sie zögerte, als er die Tür hinter ihr schloss. Ihr Blick schweifte von ihm zu Juana und wieder zurück.

»Ich wusste nicht, dass …«

»Sprechen Sie nur, Ma’am. Juana wird bald meine Frau sein«, lächelte der große, dunkelhaarige Mann, der lange Jahre als Satteltramp kreuz und quer durch den Westen geritten war, bis er Juana kennengelernt und sie und ihren Bruder aus der Gewalt einer gefährlichen Banditenhorde befreit hatte.

Die Stimme der blonden Fremden klang spröde. Ihre Worte versetzten Shannon einen Stich.

»Ich bin Loreen Mallory, die Frau von Jeff Mallorys Bruder John.«

Ein kalter Hauch füllte plötzlich das kleine Hotelzimmer. Die graugrünen Augen der Frau ließen Shannons schmales Gesicht mit der Schussnarbe an der rechten Schläfe nicht mehr los.

»Ich weiß, was auf Ortegas Station passiert ist. Der Kutscher erzählt es überall herum. Bald wird es die ganze Stadt wissen – auch John.«

Shannons Kehle war trocken.

»Glauben Sie mir, Ma’am, ich wollte diesen Kampf nicht. Aber Jeff ließ mir keine Wahl.«

Sie kam nahe an ihn heran, den Blick unverwandt auf ihn gerichtet. »Danach wird John nicht fragen. Er wird alles daransetzen, Sie zu töten.«

»Warum sagen Sie mir das, Ma’am?«

»Weil ich möchte, dass Sie Rockwells verlassen, bevor John heute Abend zurückkommt und Gelegenheit findet, mit dem Colt auf Sie loszugehen!«, stieß sie heftig hervor.

»Sie verlangen, dass ich wie ein Mörder fliehe, nur weil ich um mein Leben kämpfen muss?«

Loreen Mallory atmete tief durch. Ihr schmales, feingeschnittenes Gesicht, in dem es ein paar dunkle, herbe Linien gab, wurde hart. »Ich hätte es wissen müssen! Dieser verfluchte Revolvermannstolz. Er hat schon so viele ins Grab gebracht. Er wird auch Ihr Verhängnis, Shannon, auch wenn Sie es schaffen, John zu erschießen. Irgendwann kommt ja doch einer, der noch schneller ist als Sie. Das ist immer so.«

»Ich will keinen Kampf mit Ihrem Mann, Mrs. Mallory. Juana und ich sind hier, um ihren Bruder zu suchen. Sobald wir einen Anhaltspunkt haben, reiten wir fort.«

»Reiten Sie gleich, noch ehe die Sonne sinkt.«

»Wir haben eine lange Reise hinter uns. Wir brauchen Pferde und Proviant. Wir können Rockwells nicht vor morgen früh verlassen.«

Loreen trat zurück. Ihr Blick heftete sich auf die Mexikanerin beim Fenster.

»Bringen Sie ihn zur Vernunft, ehe es zu spät ist. John wird nicht ruhen, bis er dem Mann gegenübersteht, der Jeff getötet hat. Es gab eine Zeit, bevor ich Johns Frau wurde, da war er als Revolvermann ebenso bekannt und gefürchtet wie sein Bruder. Sagen Sie Shannon, er soll sich nicht einbilden, dass er nun unbesiegbar ist, weil er Jeff Mallory erwischt hat. Es könnte sonst sein, dass Sie bereits morgen an seinem Grab weinen.«

»Es ist Jims Entscheidung«, antwortete Juana leise. »Ich danke Ihnen dafür, dass Sie gekommen sind, Señora.«

Ein harter, feindseliger Zug legte sich um den Mund der blonden Frau.

»Sparen Sie sich das! Ich habe es weder für Sie noch für ihn getan!

---ENDE DER LESEPROBE---