JIM SHANNON Band 27: Shannon und die Flusspiraten - John F. Beck - E-Book
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JIM SHANNON Band 27: Shannon und die Flusspiraten E-Book

John F. Beck

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Beschreibung

Jim Shannon ist und bleibt ein Satteltramp. Bei einer Rast wird er Zeuge, wie ein junges Paar auf dem Big Muddy vor den Flusspiraten flüchtet. Er zieht den Schwerverletzten aus dem Wasser und verspricht ihm vor dessen Tod, die vergoldete Uhr, die der Sterbende ihm anvertraut, auf jeden Fall dem Mädchen zu übergeben, das er so innig liebt – Cindy. Obwohl die Flusspiraten im Moment die Herren des Missouri sind, skrupellos und weder Feind noch Freund fürchten müssen, wissen sie, dass sie eigentlich Verlorene sind, für die es kein Zurück mehr gibt. Shannon macht sich auf den Weg … und das rettende Ufer ist nah – jedoch nicht für alle! Der Umfang dieses Buches entspricht 172 Taschenbuchseiten.

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John F. Beck

 

 

JIM SHANNON

Spieler, Held und Gunman

 

 

 

Band 27

 

Shannon und die Flusspiraten

 

 

 

 

 

Edition Bärenklau

 

 

Impressum

 

 

Copyright © by Author/Edition Bärenklau 

Cover: © Layout by Steve Mayer nach Motiven, 2022

 

Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau.

 

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

 

Alle Rechte vorbehalten

Inhaltsverzeichnis

Impressum 

Das Buch 

1. Kapitel 

2. Kapitel 

3. Kapitel 

4. Kapitel 

5. Kapitel 

6. Kapitel 

7. Kapitel 

8. Kapitel 

9. Kapitel 

10. Kapitel 

11. Kapitel 

12. Kapitel 

13. Kapitel 

14. Kapitel 

15. Kapitel 

16. Kapitel 

17. Kapitel 

18. Kapitel 

19. Kapitel 

20. Kapitel 

 

Das Buch

 

 

Jim Shannon ist und bleibt ein Satteltramp. Bei einer Rast wird er Zeuge, wie ein junges Paar auf dem Big Muddy vor den Flusspiraten flüchtet.

Er zieht den Schwerverletzten aus dem Wasser und verspricht ihm vor dessen Tod, die vergoldete Uhr, die der Sterbende ihm anvertraut, auf jeden Fall dem Mädchen zu übergeben, das er so innig liebt – Cindy.

Obwohl die Flusspiraten im Moment die Herren des Missouri sind, skrupellos und weder Feind noch Freund fürchten müssen, wissen sie, dass sie eigentlich Verlorene sind, für die es kein Zurück mehr gibt.

Shannon macht sich auf den Weg … und das rettende Ufer ist nah – jedoch nicht für alle!

 

 

***

 

 

1. Kapitel

 

Der peitschende Knall des Schusses riss Shannon aus dem Schlaf. Er war sofort hellwach und mit dem 44er Colt in der Faust auf den Beinen. Der Atem einer unbekannten Gefahr erfüllte die kühle Nacht. Das Lagerfeuer war herabgebrannt. Das struppige braune Pferd hatte den Kopf gehoben. Es sog mit geblähten Nüstern die von moosigem Wassergeruch gesättigte Luft ein. Geräusche kamen vom Fluss. Vorsichtig bog Shannon die Zweige eines Weidenbusches auseinander und spähte auf das breite, mondbeschienene Band des Big Muddy. Shannons schmales, kantiges Gesicht mit der Schussnarbe an der rechten Schläfe spannte sich, als er das Boot sah, das führerlos in der Strömung trieb. Ein zerbrochenes Ruder schwamm weitab auf dem von Licht und Schattenstreifen überlagerten Wasser. Der Kahn, in dem ein Mädchen und ein junger Mann kauerten, trieb auf ein klobiges, schwarzes Etwas zu, das stromabwärts wie ein gefährliches Flussungeheuer auftauchte. Mündungsfeuer blitzte von dort. Der Knall weittragender Gewehre rollte über das einsame Land am Missouri.

Dann erkannte Shannon die Umrisse eines großen, schnittigen Flussdampfers mit den üblichen übereinander gestaffelten Decks und einem mächtigen, halbüberdachten Schaufelrad an der Seite. Der ganze Steamer war von den obersten Aufbauten bis zur Wasserlinie pechschwarz angestrichen. Nur am Bug leuchtete der Name ›Black Hawk‹ in steilen weißen Lettern. Keine Laterne brannte auf den Decks. Etwas Unheimliches, Drohendes ging von diesem Schiff aus, das ohne Positionslampen, ohne ein einziges erleuchtetes Fenster, nur vom Gischten des Schaufelrads und dem Stampfen der Maschinen begleitet, aus der Dunkelheit glitt. Im bleichen Schein des Mondes, der über die Baumwipfel am gegenüberliegenden Ufer lugte, sah der Flussdampfer wie ein gespenstischer schwimmender Sarg aus.

Dunkle Gestalten mit matt blinkenden Gewehren drängten sich an der vorderen Reling des Mittel- und Maschinendecks. Das unheimliche Schiff hielt Kurs auf das hilflos treibende Boot, in dem sich die schlanke, hell gekleidete Gestalt des Mädchens schwankend aufrichtete. Mondlicht glänzte auf dem blonden Haar, das ein schmales, bleiches Gesicht umrahmte. Schmale Hände umklammerten einen klobigen, viel zu schweren Colt.

»Spring ins Wasser, Steve!«, schrie das Girl verzweifelt. »Sie werden dich töten, wenn sie dich erwischen. Flieh! Versuch, das Ufer zu erreichen!«

Kugeln klatschten neben dem Kahn ins Wasser. Er schwankte heftig, als die kräftige Gestalt des jungen Mannes hochzuckte und mit einem Hechtsprung im Fluss verschwand. Sofort waren die Deckränder der ›Black Hawk‹ wieder in Schwaden von Pulverdampf gehüllt, aus dem orangefarbene Blitze stachen. Der Colt in den Händen des blonden Mädchens brüllte auf. Der Rückstoß war so heftig, dass sie taumelte und die Waffe in den Missouri fiel. Schluchzend sank das junge Geschöpf auf die Knie.

Zehn Schritte vom Kahn entfernt kam der Flüchtende hoch. Er schwamm mit kräftigen Stößen, das nasse Gesicht von Anstrengung und Todesangst verzerrt. Verzweifelt versuchte er die buschbewachsene Landzunge zu erreichen, auf der Shannon sich mit funkelnden Augen im Gebüsch verbarg.

Kugeln von der ›Black Hawk‹ pfiffen ihm nach. Der Schwimmer bäumte sich auf. Sein heiserer Schrei schmerzte in Shannons Ohren. Sekundenlang schien das Wasser um ihn herum zu brodeln, dann war er wieder weg.

»Steve!«, schrie das Mädchen gellend. Es sah aus, als wollte sie sich ebenfalls in den Fluss stürzen. Da schoben sich die düsteren Aufbauten des Flussdampfers wie der Rumpf eines schwimmenden Ungeheuers neben sie. Drei Männer sprangen über die Reling des Maschinendecks zu ihr ins Boot. Zwei hielten sie fest, der dritte ergriff ein Seil, das ihm vom Deck zugeworfen wurde. Jetzt erst sah Shannon, dass sie alle maskiert waren. Jeder trug eine schwarze Kapuze mit Augenschlitzen über dem Kopf.

»Lasst mich los, ihr Mörder! Ich will nicht zurück! Tötet mich doch, ihr Teufel!« Die Blonde wehrte sich verzweifelt.

Inzwischen stieß auf halber Strecke zwischen Schiff und Ufer der Kopf des Flüchtenden kurz aus den silbrig glänzenden Fluten und versank abermals.

Shannon verlor keine Sekunde. Mit einem Griff öffnete er den Coltgurt und schleuderte ihn weg. Er brach wie ein Panther durch das Ufergestrüpp. Eine große, schlanke Gestalt voll geballter Kraft und Geschmeidigkeit. Ein stahlharter, wagemutiger Kämpfer, der nicht lange überlegte, wenn ein Mensch in Lebensgefahr war. Das kalte Wasser des Missouri schlug klatschend über ihm zusammen. Sofort spürte er die Strömung, die ihn packte und abtrieb.

Er schwamm ein Stück unter Wasser. Als er hochkam, hörte er wütende raue Stimmen von den Decks des Banditenschiffs. Dann krachten Schüsse. Silberne Fontänen sprangen neben ihm hoch. Shannon tauchte wieder. Eine Bewegung war vor ihm. Ein dunkler Körper, der verzweifelt an die Oberfläche zu gelangen versuchte. Shannon hielt auf ihn zu. Er schwamm um den Verwundeten herum und packte ihn von hinten. Der Körper des Mannes verkrampfte sich. Seine Finger krallten sich in Shannons Arm.

»Ich helf dir, Amigo. Halt dich fest!«

Shannon hatte keine Zeit für einen Blick auf die ›Black Hawk‹. Ein Brausen füllte seine Ohren. War es der Fluss oder sein eigenes heftig pulsierendes Blut? Er keuchte vor Anstrengung, als er mit dem Verwundeten zum Ufer zurückschwamm. Die Gewehre dröhnten abermals. Dann eine wilde Stimme.

»Nehmt das Boot, verdammt noch mal! Setzt ihnen nach! Bringt sie mir tot oder lebendig!«

Shannon biss die Zähne zusammen. Der Körper des Verwundeten wurde schwerer, drohte wegzusacken. Der Mann hatte die Besinnung verloren. Die Strömung zerrte an Shannon. Die nasse Kleidung, die vollgesogenen Stiefel behinderten ihn. Nicht aufgeben! Die Kerle, die hinter ihm her waren, kannten kein Mitleid! Es wäre närrisch gewesen, auf Hilfe von einem zufällig vorbeikommenden Steamer zu hoffen. Es waren nicht mehr so viele Schiffe wie noch vor sechs, sieben Jahren auf dem Big Muddy unterwegs. Die große Epoche der schwimmenden Flusspaläste ging allmählich ihrem Ende zu, seit immer mehr Schienenstränge und Wagentrails das Indianer und Büffelland durchschnitten. Außerdem würde kein Kapitän in so einer gespenstischen Nebelnacht riskieren, seinen Dampfer auf Grund zu setzen oder von einem entwurzelten Baum gerammt zu werden.

Shannons Muskeln schmerzten, als er endlich festen Grund unter den Füßen spürte. Die schwarze Mauer des Uferwalds war vor ihm. Dahinter reihten sich die mondbeschienenen kargen Hügel von South Dakota, ehemaliges Siouxland. Shannon warf einen Blick auf den Strom, ehe er den Verwundeten ins verfilzte Buschwerk schleifte. Kräftige Ruderschläge trieben den Kahn, in dem sieben Mann Platz gefunden hatten, auf die Landzunge zu. Die Riemen stammten von Bord der ›Black Hawk‹. Vier Maskierte ruderten, die anderen hielten ihre Gewehre und Revolver Schussbereit. Shannon verzog sauer den Mund. Sieben Schießeisen, und er hatte nicht mal seinen Colt, nur das Bowiemesser im Stiefel.

Er kniete bei dem jungen Mann nieder, der keuchend die Augen aufschlug. Mondlicht sickerte zwischen die Zweige auf sein erschöpftes Gesicht. »Ich bin Jim Shannon, Amigo. Und du?«

»Steve Conally … Wo ist Cindy? Was haben diese Teufel mit ihr gemacht?« Er wollte sich aufsetzen. Shannon drückte ihn zurück.

»Nur ruhig, Steve. Sie werden gleich da sein. Beiß die Zähne zusammen, mein Junge. Wir müssen versuchen …«

»Gib dir keine Mühe, Mann!«, keuchte Conally. »Mich hat’s schlimm erwischt. Das brennt wie die Hölle. Lass mich hier liegen. Flieh! Bring dich in Sicherheit, bevor sie auch dich schnappen. Sie schrecken vor nichts mehr zurück.«

»Wer sind diese Männer, Steve?«

Ein Zucken auf dem vor Schmerz und Verzweiflung gezeichneten Gesicht.

»Flusspiraten! Ich hab zu ihnen gehört, wollte nicht mehr mitmachen … Cindy …«

Shannon hob ruckartig den Kopf, als er das Knirschen von Kies unter dem auflaufenden Boot hörte. Gleichzeitig kam das verräterische Wiehern seines Braunen vom Lagerplatz. Dann eine harte Stimme.

»Bleib hier, Clem, pass auf den Kahn auf! Grat, Fess und Wade, nehmt die Fackeln! Wir bleiben immer zu zweien beisammen. Der Kerl, der Steve aus dem Fluss gefischt hat, kann noch nicht weit sein. Lasst ihm keine Chance! Ihr wisst, was auf dem Spiel steht. Schießt sofort, wenn sich irgendwo was rührt!«

Eine kraftlose Hand war an Shannons Arm. »Warte nicht! Glaub mir, sie lassen niemand am Leben, der ihnen gefährlich werden kann.«

Steve Conallys Atem wurde schwächer. Er drückte Shannon etwas Rundes, Metallisches in die Hand. Es war eine vergoldete Taschenuhr. Shannon, der den Deckel aufschnappen ließ, sah das Bild eines jungen, hübschen Mädchens auf der Innenseite.

»Cindy!«, stöhnte Steve. »Sag ihr, ich hab sie geliebt. Sag ihr, es tut mir leid, dass …« Seine Stimme wurde so leise, dass Shannon die Worte nicht mehr verstand. Kraftlos rutschte die Hand des jungen Mannes von seinem Arm.

Shannon beugte sich tief über ihn. »Steve! Wohin bringen sie sie?«

Fackelschein geisterte zwischen den Büschen. Zweige knackten. Kies knirschte unter klobigen Stiefeln.

»Wohin, Steve?«

Die Lippen des Verwundeten bewegten sich mühsam. Ein Name kam wie ein Hauch über sie.

»Rainford«

Shannons Herz verkrampfte sich, als sich das Mondlicht in Steves plötzlich leeren, glasigen Augen spiegelte. Er schloss die Faust um die vergoldete Uhr, die der Sterbende ihm anvertraut hatte, als hoffte er, Shannon würde sie dem Mädchen bringen, das er geliebt hatte. Cindy … Ein Name nur. Aber hinter diesem Namen stand ein ungewisses Schicksal. Shannon spähte wieder auf den leise vorbeirauschenden Fluss. Die Wasserfläche war leer, die ›Black Hawk‹ wie ein Spuk verschwunden. Einen Augenblick kam Shannon alles wie ein Alptraum vor. Aber da war die Uhr in seiner Hand. Da waren die näher kommenden Geräusche, dieselbe harte Stimme wie zuvor.

»Grat, Tobe, passt auf sein Pferd auf! Zu Fuß hat er keine Chance, von hier wegzukommen. Los, los, beeilt euch, Jungs!«

Shannon glitt seitlich ins Gebüsch. Rasch warf er sich nieder, als der zuckende Schein einer Fackel zwischen den Sträuchern herantastete. Männer mit schwarzen Tuchmasken vor den Gesichtern und Colts in den Fäusten tauchten vor ihm auf.

 

 

2. Kapitel

 

Schweigend schleppten die Vermummten das bleiche, etwa achtzehnjährige Mädchen in eine Kabine auf dem Mitteldeck des Piratenschiffes. Sie waren unberührt von den Tränen auf dem hübschen, von weizenblondem Haar umrahmten Gesicht, unberührt von der Verzweiflung in Cindys blauen Augen. Sie hatte jede Gegenwehr aufgegeben. Ihre schmalen Schultern zuckten hilflos. Aber als einer der Banditen an ein rundes Tischchen trat und den Docht der niedrig brennenden Petroleumlampe höher drehte, riss sie sich plötzlich los und zog dem anderen Kerl blitzschnell den Revolver aus dem Holster.

Der Lauf der Waffe schimmerte matt. Die beiden Kerle erstarrten. Die Augen hinter den Schlitzen der schwarzen Kapuzen blickten starr und erschrocken. Dann fuhr der große, breitschultrige Mann beim Tisch wütend herum.

»Zum Teufel, mach keinen Blödsinn, Cindy! Du wirst nicht auf uns schießen.«

»Ihr habt auch auf Steve geschossen! Rührt euch nicht! Lass die Hand von der Waffe, Bob, ich drück sonst ab!« Sie atmete heftig. Grelle Flecken erschienen auf ihren blassen Wangen. Im trüben Licht, das die einfach möblierte Kabine erhellte, wirkten ihre großen blauen Augen fast dunkel.

Die Maskierten tauschten einen Blick. Ihre Haltung spannte sich. Sie standen da wie sprungbereite Wölfe, jeden Augenblick bereit, sich auf das gestellte Wild zu stürzen. Keuchend wich Cindy vor ihnen zurück. Die Mündung der schweren Waffe zitterte zwar, aber auf die knappe Distanz konnte sie kaum danebenschießen. Schweres Atmen füllte den engen Raum, als sich das Mädchen entschlossen zur Tür bewegte. Der Breitschultrige schüttelte den Kopf.

»Sei vernünftig, Cindy! Du gewinnst doch nichts mehr. Steve hat nur bekommen, was …«

»Sei still, Bob! Mein Gott, habt ihr denn gar kein Gefühl mehr? Wo ist Pike?«

»Ich bin hier, Cindy!« Die Tür flog auf. Der große, knochige Anführer der Flusspiraten, ebenfalls mit einer schwarzen Kapuze maskiert, stand im Rahmen. Unter seinem knielangen schwarzen Umhang lugte der rotbraune Kolben eines altmodischen schweren Navycolts hervor, den er ohne Holster trug, einfach vorn in den Gürtel geschoben.

Glitzernde Augen blickten furchtlos auf den herumzuckenden Revolver. Das Rauschen des großen Schaufelrads war wie abgeschnitten, als er ruhig die Tür schloss. Seine Stimme klang trotz der Maske, durch die sie ein wenig gedämpft wurde, hart und schneidend.

»Leg die Waffe weg, Cindy, dann wird dir nichts geschehen!«

»Niemals!«

»Du kannst nichts mehr für Steve tun. Gib Dave den Revolver zurück, dann …«

»Du unterschätzt mich, Pike!«, stieß das Mädchen heftig hervor. »Geh hinaus! Nimm das Sprachrohr und ruf die Leute zurück, die du an Land geschickt hast!«

»Du bist verrückt, Cindy, wenn du denkst …«

»Ich werde schießen, Pike, wenn du nicht tust, was ich verlange!«, unterbrach sie ihn entschlossen. Der große, knochige Maskierte stand da wie ein Fels. Seine funkelnden Augen verengten sich.

»Es ist zu spät. Steve kannte das Risiko. Er wusste, was dem blüht, der uns den Rücken zu kehren versucht, nachdem er alles über uns weiß. Wir haben viel zu verlieren.«

»Ihr denkt immer nur an euch!«, keuchte Cindy. »Aber Steve hatte es satt, bei euren Überfällen und Raubzügen mitzutun! Es machte ihn regelrecht krank, als ihr auch noch anfingt, jeden, der sich euch in den Weg stellte, niederzuschießen. Er wollte sich nicht damit abfinden, dass es für ihn zu spät zur Umkehr sein sollte. Und ich bestärkte ihn darin! Ja, Pike, ich war es, die immer wieder davon sprach, dass wir fliehen müssten! Ich hab ihn dazu gebracht. Und nun werd ich alles tun, ihm zu helfen!«

»Willst du, dass wir alle am Galgen enden?«, fragte der Anführer der Flusspiraten wild.

Cindys Augen blitzten. Ihre Mundwinkel zuckten.

»Ich will, dass Steve am Leben bleibt! Geh jetzt, Pike! Ruf die Männer vom Ufer herüber!«

Pike streckte die Hand nach der Türklinke aus, öffnete und wies auf die steilen Felswände, die nun anstelle des Uferwalds draußen im Mondlicht durchtränkten Nebel vorbeizogen.

»Ich sagte doch, es ist zu spät. Du hast nicht bemerkt, dass wir weitergefahren sind. Niemand wird mich hören, wenn ich rufe. Wir nehmen Grat und die anderen erst wieder auf dem Rückweg an Bord.«

Die Waffe in der Hand des blonden Mädchens zitterte heftiger.

»Du bist ein Teufel, Pike! Wie konntest du vergessen, dass Steve dein Freund war!«

»Besser, ein toter Freund, als ein lebendiger Verräter!«, erwiderte der Maskierte kalt. »Gib jetzt den Revolver her!«

»Ich sollte dich erschießen, Pike!«

»Deinen eigenen Bruder?« Der Schwarzgekleidete lachte hart. »Das bringst du nicht fertig. Ich kenn dich besser. Gib her!« Er ging mit festen Schritten so nahe an sie heran, dass der Revolver seine Brust berührte. Sein Blick bohrte sich in Cindys brennende dunkelblaue Augen, während er langsam die Hand hob. Sie war wie erstarrt, ihr weicher, mädchenhafter Mund zusammengepresst. Plötzlich schloss sich Pikes Faust hart um ihr Handgelenk und drückte die Waffe herab. Ein jähes Schluchzen schüttelte Cindy, als der Revolver auf die Bretter schlug.

 

 

3. Kapitel

 

Shannon hielt den Atem an, als die Banditen so nahe vorbeistampften, dass er mit der ausgestreckten Hand ihre Stiefel zu fassen bekommen hätte. Fackelschein tanzte auf den dichtbelaubten Zweigen, unter denen er lag.

---ENDE DER LESEPROBE---