John Sinclair 2343 - Marlene Klein - E-Book

John Sinclair 2343 E-Book

Marlene Klein

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Beschreibung

Ein Forscher-Team hatte eine sensationelle Entdeckung gemacht und war in Amarna auf die Grabkammer der über 3.300 Jahre verschollenen Pharaonengemahlin Anchesenamun gestoßen. Eine Inschrift auf der Wand aber warnte ausdrücklich davor, die Kammer zu öffnen, da sich in ihr nicht nur - die untote - Anchesenamun, sondern auch ein Vampir namens Beket-Aton sowie der Hohepriester, Magier und Vampir Nefer-Aton befänden.
So hatte man mich, John Sinclair, um Hilfe gebeten. Noch bevor die ägyptischen Beamten und ich Amarna aber erreichten, erfuhr ich, dass meine Freundin Amy Zayed von Visionen heimgesucht wurde, in denen sie sich selbst in einem dunklen Gewölbe in Ägypten gesehen hatte - samt einer weiblichen Leiche.
Zufall? Kaum. Bloß bekam ich keine Zeit, darüber nachzudenken. Von Gier getrieben hatten zwei Forscher die Kammer geöffnet, sodass die Verwirklichung einer uralten, unheilvollen Prophezeiung bereits ihren Lauf nahm ...


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Seitenzahl: 138

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Inhalt

Cover

Angst um Amy

Briefe aus der Gruft

Vorschau

Impressum

Angst um Amy

Von Marlene Klein

Suko hatte Amy Zayed in die Arme genommen. Nach ihrer letzten Vision hatten sich ihre Emotionen in einem verzweifelten Schrei entladen. Sie hatte Suko nur noch in knappen Worten schildern können, welche Bilder ihren Geist geflutet hatten, dann war sie weinend zusammengebrochen. An seine Brust gelehnt, bebte ihr Körper im Rhythmus ihres Schluchzens.

Inmitten des hektischen Flughafens von Kairo beachtete niemand die beiden. Und so waren Suko und Amy in all dem Trubel doch irgendwie allein ...

Was geschah hier mit der Ägypterin? Wer sendete ihr diese Botschaften? Wer wollte sie so nach Amarna locken – und zu welchem Zweck?

John Sinclair hatte Suko von der Inschrift erzählt. Er wusste also, was sie in Amarna erwarten würde, und, ja, natürlich hatte er vor, Amy zu beschützen. Vor dem Vampir Beket-Amun, vor dem Vampir, Magier und Hohepriester Nefer-Aton und vor der untoten Anchesenamun.

Amy hatte betont, dass dort nur der Körper der Pharaonengemahlin mordete, ihr Geist, ihre Seele aber nichts damit zu tun hatte. Wenn das so war, dann kam eine vierte Instanz hinzu, vor der er Amy beschützen musste: Anchesenamuns Seele, die noch irgendwo getrennt von ihrem Körper existierte, wo auch immer das sein mochte. Diese Frau hatte schon zu Lebzeiten ihre eigenen Pläne verfolgt, unwahrscheinlich, dass sich das nach ihrem Tod geändert hatte.

Suko war kein Historiker, kannte Anchesenamun nicht gut genug, um über sie urteilen zu können, vielleicht konnten das selbst die Experten aufgrund der dürftigen Funde nicht. Doch was, wenn ihr Geist nicht so freundlich war, wie von Amy behauptet? Und was, wenn sie einen neuen Wirtskörper suchte, um unabhängig von den Plänen Nefer-Atons wiederaufzuerstehen?

Wenn das hier der Fall war, wenn die Visionen von ihr ausgingen und nichts weiter waren, als ein Lockruf einer machtbesessenen, durchtriebenen Frau, die vor 3.300 Jahren gestorben war und deren Seele bis heute keine Ruhe fand, dann war Amy in großer Gefahr!

Es war noch nicht lange her, da hatte John mit ansehen müssen, wie Lilitu, einer von Liliths Engeln der Unzucht und Hurerei, in den Körper von Jane Collins gefahren war. Könnte so etwas erneut mit Amy und der Seele der intriganten Pharaonengemahlin geschehen? Wäre Amy dann noch sie selbst? Oder ihr Körper lediglich ein neues Gefäß für die Seele von Anchsenamun?

Dann würde Amy Zayed, so wie ihre Freunde sie kannten und schätzten, aufhören zu existieren. Vielleicht nicht sofort, vielleicht würde ihr eigenes Ich nur langsam und Stück für Stück von der anderen übernommen. Und war ein solches Schicksal, bewusst mitzuerleben, wie man immer mehr aufhörte, man selbst zu sein und zu einer anderen Persönlichkeit wurde, nicht sogar schlimmer als ein schneller Tod?!

Alles würde sich in Amarna entscheiden. Er, Suko, würde an ihrer Seite sein, egal, was geschah! Denn er musste zugeben, in diesen Minuten mitten auf dem Flughafen von Kairo hatte er Angst um Amy Zayed!

Die stundenlange Fahrt durch eine dunkle Wüstennacht lag so gut wie hinter uns. Die ägyptische Regierung hatte mich angefordert, weil in einer Katakombe unterhalb der Ruine des ehemaligen Aton-Tempels in Amarna eine zugemauerte Kammer entdeckt worden war. Die lange Inschrift auf der Wand warnte inbrünstig davor, sie zu öffnen, dahinter sollten sich ein Vampir namens Beket-Aton, der Hohepriester, Magier und Vampir Nefer-Aton sowie die untote Pharaonengemahlin Anchesenamun befinden. Seit einem fehlgeschlagenen Ritual im alten Ägypten vor inzwischen 3.300 Jahren, das die Tote zurück ins Leben hatte holen sollen, war sie dazu verdammt, am Tag als Zombie Menschen zu töten und bei Sonnenuntergang wieder in ihren totenähnlichen Zustand zurückzufallen.

Obwohl man mich zur Öffnung der Kammer vorsichtshalber aus London hatte einfliegen lassen, hatten sich zwei der Archäologen über die Anweisung des Grabungsleiters Farouk al-Hamsi und die eindringliche Warnung hinweggesetzt und die Mauer eingerissen. Leider hatten sie am eigenen Leib erfahren müssen, dass jede einzelne Hieroglyphe der Wahrheit entsprach. Als Vampire waren sie ins Camp zurückgekehrt. Ihre ehemaligen Kollegen rund um den emeritierten Cambridge-Professor Barry Kemp hatten eine Vampirin, die Japanerin Tanaka Mitsukobe, stellen und vernichten können. Von dem zweiten Vampir, dem Franzosen Yves Belmond, fehlte derzeit noch jede Spur.

Sukos Anruf erreichte mich, als wir Amarna erreichten. Tariq Fattah, der unnahbare Vertreter des Ministeriums für Altertümer, lenkte den SUV, Farouk al-Hamsi, Ausgrabungsleiter hier in Amarna, saß auf dem Beifahrersitz.

Ich hatte versucht, im Fond wenigstens etwas Schlaf auf der Fahrt von Kairo in die Ruinenstadt zu finden, was mir nur halbwegs gelungen war. Farouk telefonierte immer wieder mit seinen Mitarbeitern und ließ sich auf den neuesten Stand bringen.

Ich tauschte mich mit Suko aus, der mit unserer Freundin Amy Zayed ebenfalls von London aus unterwegs nach Amarna war, nachdem Amy in London in einer Vision die tote Pharaonengemahlin in ihrer unfreiwilligen Grabkammer gesehen hatte. Die beiden hatten es inzwischen bis zum Flughafen in Kairo geschafft. Mit dem Handy am Ohr nahm ich die außergewöhnliche Umgebung nur bedingt wahr, war allerdings so fasziniert, dass ich versuchte, mich auf Sukos Bericht und die Landschaft gleichermaßen zu konzentrieren.

Amy hatte am Flughafen von Kairo gleich zweimal eine Art Vision von Anchesenamun gehabt. Nach ihrer Aussage war die ehemals schöne Pharaonengemahlin mit Sonnenaufgang aus ihrem untoten Zustand erwacht und hatte die Grabkammer verlassen. Wie fast jeder Zombie folgte sie ausschließlich einem Grundinstinkt: dem, zu töten. Bei Amys zweitem mentalen Kontakt hatte sie hilflos miterleben müssen, wie die Untote einen unschuldigen Mann köpfte, woraufhin unsere Freundin den halben Airport zusammen geschrien hatte.

Ich wusste von Farouk, dass einer seiner Kollegen sich von der Gruppe getrennt hatte, um das islamische Morgengebet zu verrichten. Wahrscheinlich war der Mann nun tot. Schlechte Nachrichten, die ich Farouk aber nicht vorenthalten durfte.

Zornig schlug er mit seinem Telefon auf das Armaturenbrett vor ihm. Kurze Zeit starrte er einfach mit resigniertem Blick ins Leere. Der Tod eines weiteren Kollegen nach Yves Belmond und Tanaka Mituskobe schien ihn schwer zu treffen. Obwohl unsere Ankunft unmittelbar bevorstand, wählte Farouk die Nummer eines seiner Mitarbeiter, vermutlich die seines Vorgängers Barry Kemp, den ich bisher nur aus seinen Erzählungen kannte. Gerne hätte ich unsere Ankunft auf den letzten Metern beschleunigt, denn ich fühlte, dass die Zeit drängte. Ich konnte nur hoffen, dass die untote Königsgemahlin nicht vor uns am Grabungshaus ankam.

Die Grabungsstätte war nicht so spektakulär wie die der riesigen Pyramiden. Hier sah man niedrigere Mauern so weit das Auge reichte auf einem Gelände verteilt, das schier kein Ende nehmen wollte. In nicht allzu großer Entfernung standen zwei haushohe Pylonen, eine relativ komplett erhalten, von der anderen stand nur noch der ausladende Sockel. Wir erreichten das Grabungshaus, Quartier für die Wissenschaftler und Forschungszentrum zugleich.

Ein Pickup-Truck und ein offener Kastenwagen, der offensichtlich schon bessere Zeiten erlebt hatte, standen vor dem Haus – und eine weibliche, nackte Gestalt! Schwarze, lange Haare wehten im Wind, umspielten ihre Brüste und die schlanke Figur: die untote Anchesenamun!

Bewaffnet mit zwei goldenen Krummschwertern, die sie in der linken Hand hielt, denn die rechte war mit einer Trophäe belegt: an den Haaren hielt sie den abgeschlagenen Schädel ihres letzten Opfers. Noch immer tropfte Blut aus dem Halsstumpf in den Sand. Der Zombie hatte die Gebäudeansammlung des sogenannten Grabungshauses fest im Blick, allem voran eine grüne Tür, die verschlossen war.

Wie so oft in meinem Leben, geschahen nun mehrere Dinge gleichzeitig!

Zum einen öffnete sich die große, grün gestrichene Holztür des Grabungshauses. Eine kleine Gruppe Menschen trat heraus, allen voran ein älterer Mann mit weißem Bart, hellen Haaren und einer goldenen Nickelbrille.

Ohne ihn zu kennen, sah er für mich wie ein typischer Cambridge-Professor aus. In seiner Hand hielt er ein Handy, gerade wollte er einen Anruf annehmen, es konnte sich also nur um Barry Kemp handeln. Denn bei uns im Auto tutete das Freizeichen aus Farouks Handy. Durch sein Handy abgelenkt sah er erst auf, als die Menschen hinter ihm beim Anblick des weiblichen Zombies mit dem an den Haaren baumelnden Schädel zu schreien begannen.

Tariq Fattah bremste den Wagen so heftig, dass der Sand aufspritzte und ich in den Gurt gedrückt wurde. Trotzdem sprangen Farouk und ich aus dem SUV, kaum dass das Fahrzeug stand. Durch mein Hemd drang ein bläulicher Schimmer, das Auge des Re auf meinem Kreuz leuchtete auf, als Warnung, vor der altägyptischen, schwarzen Magie, die die stolze, untote Anchesenamun am Leben hielt.

Wie ein Fanal des Todes stand sie auf dem Wüstensand auf einer kleinen Anhöhe in der Morgensonne und blickte zum Grabungshaus hinab. Ich zog mein Kreuz aus meinem Hemd hervor, sodass es nun offen auf meiner Brust lag. Obwohl ich den Anblick des leuchtenden Auge des Re nur sehr selten hatte, konnte ich ihm nicht weiter Beachtung schenken, die Beretta flog förmlich in meine Hand und ich legte auf Anchesenamun an, die wohl nur darauf gewartet hatte, dass sich die Tür des Grabungshauses öffnete.

Sie ließ den Schädel fallen, der durch den Sand die Unebenheit hinunter direkt bis vor die Füße seiner ehemaligen Kollegen kullerte, was erneute Schreckensschreie hervorrief. Lediglich Barry Kemp blieb auffallend ruhig, während er den Weg des Kopfes mit seinen Blicken verfolgte.

Anchesenamun hob drohend die Krummschwerter und ließ sie geschickt kreisen. Anscheinend wollte sie sich wohl auf die Gruppe stürzen, die soeben das schützende Haus verlassen hatte, hielt jedoch inne, als sie mich und mein Kreuz entdeckte.

Mein Gott, ich blickte einer altägyptischen Pharaonengemahlin in das von Verwesung gezeichnete Gesicht! Und ich wollte sie endgültig in ihr Pharaonen-Grab bringen! Doch bevor ich abdrücken konnte, sprang Farouk in meine Schussbahn, das Entsetzen stand ihm ins Gesicht geschrieben und er schrie nur ein Wort: »Nein!«

War der Mann lebensmüde? »Aus dem Weg, Farouk!«, zischte ich ihm entgegen, die Waffe bewegte ich keinen Millimeter.

Statt einer Antwort begann er fremdländisch anmutende Worte zu murmeln, die mich nur entfernt an das mir einigermaßen vertraute Arabisch erinnerten. Sie klangen dunkel und monoton, wie eine Beschwörung. Und was für mich wie ein Wunder wirkte, geschah: Anchesenamun ließ ihre Waffen sinken.

Mit demütig gesenktem Haupt trat sie vor Farouk und sank vor ihm auf die Knie, als wäre er seit Jahrtausenden ihr alleiniger Meister, nur mit dem Unterschied, dass sich die beiden zum ersten Mal gegenüberstanden. Dieser legte ihr liebevoll eine Hand auf die vom Tod gezeichnete Wange.

»Geliebte Anchesenamun ... meine Königin«, flüsterte er ehrfürchtig, sein Blick voller Bewunderung auf die Untote vor ihm gerichtet.

Die Gefahr schien fürs erste gebannt. Auch ich nahm die Beretta herunter und steckte sie weg, allerdings war ich skeptisch und somit vorsichtig. Mein Kreuz gab noch immer diesen bläulichen Schimmer, ausgehend vom Auge des Re, ab.

Ich sah mich um, acht Personen standen im Halbkreis. Die Grabungsmitglieder, die soeben ins Freie getreten waren, standen verängstigt, schockiert und dicht gedrängt beieinander. Farouk ergriff wieder das Wort. Beschwichtigend hob er die Arme.

»So«, begann er gedehnt, »jetzt beruhigen wir uns alle mal ein bisschen. Anchesenamun wird uns nichts tun! Sie wird wieder leben! Eine Nachfahrin ihrer Blutlinie ist auf dem Weg hierher. Und mit einem einzigen Tropfen ihres pharaonischen Blutes wird es möglich sein, Anchesenamun zu retten und zurück ins Leben zu bringen. 3.300 Jahre nach ihrem eigentlichen Tod. Wie lange habe ich von diesem Tag geträumt? Heute! Heute wird er endlich wahr!«

Mir fiel es wie Schuppen von den Augen: Diese Nachfahrin, von der Farouk gesprochen hatte, konnte niemand anderes als Amy Zayed sein! Das musste der Grund sein, weshalb ausgerechnet sie diese Visionen ereilt hatten. Sie war eine Nachfahrin Anchesenamuns und somit auch von Pharao Echnaton. Ausgerechnet mit ihrer Hilfe, wollte Farouk Anchesenamun zum Leben erwecken! Deswegen hatte er so interessiert im Auto nach Amy gefragt.

Diese Visionen, die Amy hatte, die kamen doch nicht von Farouk al-Hamsi, das traute ich ihm nicht zu. Von der Pharaonengemahlin selbst? Einem seelenlosen Zombie? Unwahrscheinlich, das traute ich einem Zombie nicht zu. Noch lagen nicht alle Puzzleteile auf dem Tisch.

Aber ich spürte, dass ich der Lösung schon sehr nahe war. Wie hatte Farouk es eben geschafft, den blutdürstigen Zombie unter seine Kontrolle zu bringen? Und was hatte er mit der lebenden Anchesenamun vor? Handelte er aus purer Menschlichkeit? Wollte er die Möglichkeit ergreifen, eine Tote zurück in ein normales Leben zu holen? Oder gar aus historischem Interesse?

So, wie er sie angesprochen hatte, kam er mir fast ein wenig ... verliebt vor ... ich war mir sicher, dass noch mehr dahintersteckte, und vermutete, dass mir die Lösung nicht gefallen würde.

Irgendetwas war hier im Gange, dass nicht koscher war, und der mir bis soeben sehr sympathische Farouk al-Hamsi war darin verwickelt, wenn nicht sogar einer der Hauptakteure.

Mein Magen sendete dumpfe Signale, und die hatten nichts mit Hunger zu tun, sondern bedeuteten eine ganz miese Vorahnung. Irgendetwas stimmte hier nicht.

Der ältere Mann mit den schlohweißen, wilden Haaren, von dem ich vermutete, dass er Barry Kemp war, trat einen Schritt auf uns zu. Er schien noch Respekt vor der untoten Königsgemahlin zu haben und nicht zuletzt vor Farouk al-Hamsi selbst.

»Farouk, ich verstehe noch nicht ganz, was du vorhast, aber egal, was es ist, es ist Wahnsinn. Komm zur Vernunft. Anchsenamun ist tot, sieh sie dir an!«

»Noch, Barry, noch! Aber das wird sich noch heute ändern!« Es klang wie eine Proklamation.

In diesem Moment hörte ich die Motorengeräusche gleich mehrerer Wagen. Auf demselben staubigen Weg, den wir vor wenigen Minuten genommen hatten, fuhren gleich drei dunkle Fahrzeuge auf das Gelände. Ohne Rücksicht auf die antiken Schätze zu nehmen, die hier eventuell noch im Sand verborgen waren, fuhren sie in großem Bogen um uns herum und umkreisten uns. Sie stoppen im Halbkreis um unsere kleine, illustre Versammlung, die Türen wurden aufgestoßen, und aus jedem Auto sprangen gleich vier junge, muskelbepackte Kerle vom Typ »skrupelloser Söldner«.

Als ob ihr spektakulärer Auftritt in einer Art Armee-Uniform allein nicht gereicht hätte, zückte jeder von ihnen eine Maschinenpistole und richtete sie auf alle Anwesenden, außer auf Farouk al-Hamsi und Anchesenamun.

Die Geschichte wurde immer ominöser. Instinktiv taten Tariq Fattah und ich das, was in der Regel jeder tut, der in dieser Art und Weise bedroht wird: wir hoben die Hände.

»So! Wenn ich euch bitten dürfte, eure Handys bei meinen freundlichen Mitarbeitern abzugeben? Ich möchte verhindern, dass Miss Zayed es sich noch anders überlegt. Und Sinclair, bitte ebenso alles, was Sie an Waffen mit sich führen. Nicht zu vergessen: Ihr Kreuz! Anchsenamun wird auf keinen Fall von Ihnen vernichtet, sondern heute noch auferstehen. Eine reine Vorsichtsmaßnahme, das verstehen Sie sicherlich!«

Ich überlegte, ob ich irgendeine Chance hatte, mich gegen diese Anweisung zur Wehr zu setzten. Hier stand ein ganzes Expeditionsteam vor dem Grabungshaus, Ihnen allen stand der Schock ins Gesicht geschrieben. Kaum war die Gefahr durch die untote Anchesenamun gebannt, blickten sie in die Läufe von einem Dutzend Schnellfeuerwaffen. Dass ihr Freund und Kollege Farouk anscheinend der Anführer dieser Mördertruppe war, verschärfte die Situation zusätzlich.

Die Maschinenpistolentypen sammelten alle Handys ein. Auf mich trat ein junger Mann mit extrem kurzen Haaren zu. Er war durchtrainiert, breite Schultern, schmale Hüften. Sein Bizeps war so dick, dass die kurzen Ärmel des Camouflage-Hemds in den Oberarm schnitten. Ich suchte seinen Blick, sah ihm direkt in die braunen Augen. Keine Spur von Empathie mir oder den anderen gegenüber war darin zu finden. Sein Blick war eiskalt und unnahbar. Er war der Typ, der ohne zu fragen Befehle befolgte.

Als ich ihm nicht schnell genug reagierte, stieß er mir leicht den Lauf seiner Maschinenpistole in die Seite. Ich verstand die Drohung. Gerne trennte ich mich nie von meinem Talisman, auch jetzt nicht. Doch im Moment hatte ich keine andere Wahl. Ich zog mir die Kette über den Kopf und drückte es ihm in die offene Hand. Da er darauf nicht reagierte, schien dieser Söldnertrupp aus ganz normalen Menschen zu bestehen.

Ich hätte gedacht, dass er nun sich meinem Nebenmann zuwenden würde, doch er starrte mich noch immer finster an. Seine offene Hand, auf der mein Kreuz lag, hatte er noch nicht zurückgezogen. Offenbar wusste er, dass ich noch mehr Waffen besaß. Ich schluckte meinen Ärger hinunter, Diskussionen an dieser Stelle würde ich nur verlieren können und war gar nicht erst bereit, mich darauf einzulassen. Stattdessen versuchte ich es nun auch mit einem Pokerface.

Ich holte erneut die Beretta aus dem Halfter und auch den recht sperrigen Bumerang, den ich in meinen Gürtel gesteckt hatte. Ich pokerte hoch, aber ich unterschlug den silbernen Nagel in meiner Hosentasche. Ich verzog dabei keine Miene, denn ich war mir sicher, würde dieser Kerl mit seinem geschulten Blick auch nur das allerkleinste Zeichen der Unsicherheit in meinem Verhalten oder meinen Augen sehen, würde er mich filzen und ich wäre auch noch meine letzte Waffe los gewesen.