John Sinclair 2458 - Marlene Klein - E-Book

John Sinclair 2458 E-Book

Marlene Klein

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Beschreibung

Corvin Hades ist Student - und er hat seine Dissertation über drei Vampir-Artefakte geschrieben, die den Legenden nach aus einem Blutsauger einen Super-Vampir machen können! Als er seinem Doktorvater die Arbeit vorlegt, ahnt er nicht, dass der in Kontakt mit einer echten Vampirin steht - der blonden Bestie Justine Cavallo! Die hat es auf die drei Artefakte abgesehen, denn sie will selbst zu diesem Super-Vampir werden! Damit beginnt für Corvin Hades der Weg ins Verderben und in die Finsternis!

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Seitenzahl: 140

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

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Untreues Blut

Grüße aus der Gruft

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Impressum

Cover

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsbeginn

Impressum

Untreues Blut

(Teil 1 von 2)

von Marlene Klein

Suko und ich kannten Justine Cavallo schon seit einiger Zeit. Die blonde Bestie war eine Vampirin, die jedoch selbst Vampire jagte. Das hatte uns häufig zu Verbündeten gemacht.

Doch als wir zuletzt mit der Cavallo zu tun hatten, zeigte sie ihr wahres Gesicht. Und es war ihr gelungen, den Mantel der Schattenhexe Assunga an sich zu nehmen, was sie noch mächtiger machte.

Jetzt war Justine nach London zurückgekehrt. Denn der Mantel der Schattenhexe reichte ihr nicht. Sie wollte zur Super-Vampirin werden ...

»Hm, hm, hm, hm ...«

Franklin Stuart, Professor für Anthropologie an der University of London, blätterte zum wiederholten Male in der bisher 247 Seiten umfassenden Doktorarbeit von Corvin Hades.

Corvin, der mit schweißnassen Händen vor ihm saß, wusste, dass sein Doktorvater bereits jedes Wort kannte. Er hatte Stuart die Unterlagen zum ersten Mal vor über vier Wochen in Papierform ausgehändigt, heute wollten sie besprechen, was es an der Arbeit unter Umständen zu verbessern gab.

Für Corvin war diese Arbeit wichtig. Der Lebensinhalt der letzten drei Jahre. Franklin Stuart hingegen schien eher ... belustigt.

Corvin schlug das Herz bis zum Hals. Was, um Himmels willen, störte den Professor? Er hatte das Thema abgesegnet, und sie standen in sehr engem E-Mail-Kontakt. Immer wieder hatte er zwischenzeitlich den Professor darüber informiert, welche Fakten er aufnehmen wollte und welche Themen er wissenschaftlich untersuchte.

Warum saß er nun vor ihm, lächelte oder grinste sogar in sich hinein und zog die linke Augenbraue ständig skeptisch nach oben?

Corvin bemühte sich, die Fassung zu bewahren. Immer wieder ballte er die Hände zu Fäusten und löste sie wieder. Er war angespannt, nervös. Die halb langen, dunklen Locken fielen ihm über die Augen.

Es war bereits nach 20 Uhr, und es war still geworden auf dem Campus. Corvin hörte überlaut das Ticken der Wanduhr in Franklin Stuarts Büro, begleitet von dem Rascheln des Papiers, wenn Stuart wieder mal eine Seite umschlug.

Franklin Stuart nahm schließlich die Brille ab und steckte sie in die Brusttasche seines karierten Hemds. Er legte den Papierstapel ordentlich vor sich zurecht, bevor er seine Hände gefaltet darauf bettete und seinen Studenten ansah.

Stuarts Gesicht war hager, die Augen lagen tief in den Höhlen. Durch die dicken Tränensäcke machte er immer einen etwas müden Eindruck, was jedoch täuschte. Er hatte die sechzig schon überschritten, doch er war topfit. Mental wie auch physisch.

Stuart nagte überlegend an der Oberlippe und strich dann mit einer Hand über das umfassende Werk. Das Deckblatt zierte nur der Titel: ›Vampirismus und seine soziologischen und kulturellen Folgen in Südosteuropa‹.

Corvin, sonst nicht auf den Mund gefallen, sagte nichts. Zwischen den Männern herrschte Schweigen. Nur die Uhr an der Wand wollte einfach nicht aufhören, übermäßig laut zu ticken, und zeigte an, dass die Zeit auch in diesem Moment in dem kleinen Büro in der University of London nicht eingefroren war, auch wenn es Corvin so schien.

Schließlich rührte sich der Professor wieder. Mit einem Schnaufen lehnte er sich in einen Bürosessel zurück, zog die Brille wieder aus der Hemdtasche, setzte sie allerdings nicht auf, sondern klopfte damit auf der Arbeit seines Schützlings.

»Diese vampirischen Artefakte, die Sie beschreiben, Mr Hades, sind die alle echt?«

Corvin war erleichtert, dass das Schweigen gebrochen war und ihm eine Frage gestellt wurde, auf die er antworten konnte.

»Es geht weniger darum, ob sie echt sind oder nicht, Sir. Die Menschen in Rumänien, zumindest ein großer Teil davon, glauben wirklich an Vampire. Deswegen sind die Artefakte für sie auch echt. Für jeden anderen Menschen ist dieser Umhang, um ein Beispiel zu nennen, nur ein altes, von Motten zerfressenes Stück Stoff. Aber durch die Nähe zum Schloss Bran, dem echten Schloss Draculas, wird es zu Draculas Umhang. Ob sich der Träger wirklich in eine Fledermaus verwandeln kann, konnte ich leider nicht ausprobieren. Dazu müsste ich ein Vampir sein.« Corvin lächelte. »Der ich nicht bin.«

»Hm«, machte Stuart erneut. Es klang nicht wirklich überzeugt. »Und dieser Stein?«

»Kleine Mondsteine können Sie dort als Souvenir dort in jedem Laden für ein paar Lei kaufen. Oder auch von England aus im Netz bestellen, die kosten nur ein paar Pfund. Aber das Exemplar, das ich beschreibe, ist außergewöhnlich groß. Mondsteinen im Allgemeinen wird nachgesagt, die Intuition zu fördern, also die Fähigkeit, intuitiv die richtigen Entscheidungen zu treffen. Die Geschichte zu diesem Stein besagt, dass ein Vampir, der lange Jahre in Rumänien sein Unwesen trieb, nur aus dem Grund so lange überlebte, weil er diesen Stein besaß, der ihn spüren ließ, wo ihm Gefahr durch seine Häscher drohte. Vor rund vierhundert Jahren soll ein Mönch diesen Vampir vernichtet haben, weil er sich mit seinen Brüdern aufteilte und den Vampir aus verschiedenen Richtungen angriff. Der Vorteil der überstarken Intuition war dahin, und er ging den Vampirjägern in die Falle.«

»Und die Geschichte mit diesem Gehirn?« Die Mimik des Professors sprach Bände. Erneut zog er die Augenbrauen skeptisch zusammen.

»Es handelt sich dabei um das Gehirn von Bojan Srisrok, einem Vampir, der vor Jahrhunderten in der Nähe von Bukarest vernichtet wurde. Nachdem man ihn geköpft hatte, verbrannte man ihn, aber nicht sein Gehirn. Das brachte man zur Untersuchung in die Universität von Bukarest, wo es bis heute im Keller verwahrt wird.«

»Müsste es nicht zu Staub zerfallen?«, fragte Stuart.

Corvin fühlte sich zunehmend in die Ecke gedrängt. Er fuhr sich mit einer fast verzweifelten Geste durch das dunkelbraune Haar und rutschte auf seinem Besucherstuhl, der lange nicht so luxuriös und bequem war wie der Bürosessel seines Gastgebers, nach vorn, um eindringlicher auf seinen Doktorvater einzureden, der anscheinend nicht verstehen konnte oder wollte, worum es in seiner Arbeit ging. Aber zuerst wollte er doch auf die Frage des Professors eingehen.

»Bojan Srisrok verfiel nicht zu Staub, als man ihn köpfte, und sein Gehirn ist bis heute erhalten, ohne dass es dafür eine wissenschaftliche Erklärung gäbe. Denn Srisrok war ein ganz besonderer Vampir, mit nichts zu vergleichen. Die Legende besagt, dass ein anderer Vampir, der ein Teil dieses Gehirns isst, die Fähigkeiten dieses alten, sehr mächtigen Vampirs erhält.«

»Die da wären?«

»Immunität gegenüber Tageslicht. Die Möglichkeit zur Verwandlung in einen Raben.«

»Was Sie wiederum nicht nachprüfen konnten!«

Corvin stand kurz davor, die Geduld zu verlieren. Aber er musste sich zusammenreißen, denn hier ging es um seine Existenz. Trotzdem fiel seine Antwort harscher aus, als er es sich eigentlich hätte erlauben können.

»Weil ich kein Vampir bin, Sir! Wie könnte ich vampirische Fähigkeiten nachprüfen? Aber, Sir, das ist nicht die Quintessenz meiner Arbeit! Es geht darum, dass ein Land, das zu den ärmsten in Europa zählt, sich auf alten Aberglauben besinnt und daraus touristisches Kapital schlägt.«

Corvin gestikulierte und ließ seine Hände rotieren.

»Verstehen Sie, Sir, das eine bedingt das andere«, fuhr er fort. »Der Glaube an Vampire zieht die Touristen an, die umso lieber kommen, je echter, je realistischer dieser Glaube erscheint. Wenn Sie an einer Führung durch Schloss Bran teilnehmen, sind Sie sich plötzlich nicht mehr so sicher, dass der ganze Hype auf einer fiktiven Geschichte von Bram Stoker beruht. Je mehr Artefakte auftauchen, echt oder nicht, desto fester wird der Glaube der Rumänen an Vampire, und auf einmal gelangt ein Irrglauben, der seit langem ausgerottet scheint, wieder zu neuer Blüte. Vampirismus ist dort ein Teil der Kultur. Wie bei uns ... keine Ahnung ... Fish and Chips oder der Nachmittagstee.«

Corvin hatte sich in Rage geredet. Nun atmete er tief durch und versuchte, sich zu beruhigen. Er sprach hier mit seinem Doktorvater. Er brauchte diesen Mann, wie sollte er sonst seine Promotion bekommen?

Er bemühte sich, seiner Stimme einen ruhigeren Klang zu geben, als er weitersprach. Schließlich wollte er hier und heute noch etwas Konstruktives erreichen.

»Gibt es irgendwelche Stellen, die ich ändern sollte, Sir? Fehlt Ihnen noch irgendwas? Oder soll ich irgendetwas weglassen?«

Franklin Stuart ging auf seine Fragen nicht ein. »Ihnen ist schon klar, dass ein Vampir für die Informationen in dieser Arbeit töten würde.«

Corvin gab ein Schnaufen von sich, das amüsiert klingen sollte. »Trotzdem kann ich ruhig schlafen, Sir, weil ich nämlich weiß, dass es keine Vampire gibt.«

»Sind Sie sich sicher, Mr Hades?«

»Absolut, Professor Stuart!«

Franklin Stuart beugte sich verschwörerisch vor und legte die gefalteten Hände erneut auf die vor ihm liegende Rohfassung der Dissertation. »Mr Hades, ich habe mir erlaubt, zu unserem Gespräch heute Abend eine Expertin auf dem Gebiet der Vampirologie hinzuzuziehen.«

Corvin war verblüfft. »Ach?«

»Die Dame müsste jeden Moment an meine Tür klopfen. Sie bat um einen Termin nach Sonnenuntergang, da sie sich im Sonnenlicht nur ungern bewegt, wenn es nicht sein muss.«

Corvin lächelte. »Das klingt fast so, als wäre sie selbst eine Vampirin, Professor Stuart.«

Franklin Stuart ließ Corvins Aussage im Raum stehen und kommentierte sie nicht weiter. In aller Seelenruhe zog er seine Schreibtischschublade auf und holte eine Pistole hervor.

Corvin war kein Waffenexperte, erkannte aber, dass sie recht modern war.

Ohne seinem verwirrten Studenten weiter Beachtung zu schenken, ließ der Professor das Magazin herausfahren und kontrollierte die Anzahl der Patronen darin. Keine fehlte, das Magazin war voll.

Er zog einen weiteren Gegenstand aus der Schublade, der einem Röhrchen glich. Erst als Franklin Stuart, wieder völlig ohne Eile, begann, es auf den Lauf der Pistole zu schrauben, erkannte Corvin, dass es sich um einen Schalldämpfer handelte.

Er unterdrückte ein Stöhnen. Dieser Mann mochte ein brillanter Wissenschaftler sein, doch er war offensichtlich verrückt.

Stuart entsicherte die Waffe und legte sie, geladen und schussbereit, auf Corvin Hades' Dissertationsarbeit.

»Haben Sie Träume, Mr Hades?«, fragte er und klang nun sehr väterlich.

»Ja, meinen Doktor zu machen.«

»Mein Traum ist die Unsterblichkeit, Mr Hades. Wussten Sie, dass ich auch schon in Rumänien war? Ist schon fast dreißig Jahre her, aber ich war da. Ich wollte damals selbst herausfinden, was es mit dem Vampirglauben dort und in anderen Ländern in Osteuropa auf sich hat. Interessante Arbeit, Mr Hades. Sehr interessante Thesen, die Sie dort aufstellen. Leider wird Ihr Traum für meinen Traum sterben müssen.«

Corvin war wie vor den Kopf gestoßen. »W-was ...?«, stammelte er. »Ich verstehe nicht, Sir ...«

Franklin Stuart hob die Pistole und zielte auf den Studenten.

Corvin sprang auf. Das war der Grund, weshalb die Kugel, die sich nur mit einem leisen Ploppen aus dem Lauf der Waffe löste, nicht seine Brust traf, sondern in Bauchhöhe in seinen Körper schlug.

Corvin wollte schreien vor Schmerz, der sich wie Feuer von seinem Unterbauch ausgehend durch seine Eingeweide fraß. Doch alles, was seine Kehle noch verließ, war ein heiseres Röcheln.

Er presste die Hände auf den Bauch, aber das Blut quoll unaufhaltsam zwischen seinen dünnen Fingern hervor. Seine Knie fingen an zu zittern, dann brach er vor Stuarts Schreibtisch zusammen.

In diesem Moment flog die Bürotür auf.

Noch war Corvins Blick klar. Nur war seine Sichtperspektive aufgrund seiner Lage am Boden eingeschränkt. So sah er zunächst nur Beine. Eindeutig weibliche Beine in einer engen, schwarzen Lederhose, die sich wie eine zweite Haut um die schlanken Waden schmiegte. Die Füße steckten in hochhakigen, ebenso schwarzen Lederstiefeln.

Er nahm die Anstrengung, die ihn diese Bewegung kostete, auf sich und hob leicht den Kopf, um den Rest der abendlichen Besucherin sehen zu können.

Das Lederoutfit setzte sich fort, und obwohl die Schmerzen seine Sinne benebelten, erkannte Corvin, dass es sich bei der Frau nicht um eine gewöhnliche Motorradfahrerin handelte.

Die Frau mit dem langen blonden Haar hatte er nie zuvor gesehen, doch die Aura, die sie ausstrahlte, hatte etwas Böses an sich.

»Du hast doch wohl nicht ohne mich angefangen, Stuart?«, flötete sie, als sie den Raum betrat und ihn sofort mit einer unglaublichen Präsenz ausfüllte. Mit wiegenden Schritten stolzierte sie hinein, direkt auf den Professor zu. Corvin beachtete sie nicht, mit einem großen Schritt überwand sie das noch lebende Hindernis vor dem Schreibtisch.

»Du bist zu spät, Justine«, stellte Franklin Stuart sachlich fest.

»Oh«, hauchte die Angesprochene. »Ich sagte dir doch, ich bin ein unartiges Mädchen. Ist das die Arbeit, von der du gesprochen hast?«

»Ja, und sie ist fantastisch. Corvin Hades hat in Rumänien und Bulgarien drei vampirische Artefakte entdeckt. Selbst wenn nur eins davon echt ist und entsprechend der Legende wirkt, werden wir die mächtigsten Vampire, die je auf Erden wandelten.«

»Wir, Frank?«, fragte die Frau, die Franklin Stuart mit Justine angesprochen hatte.

»So war es ausgemacht. Du machst mich zum Vampir, und danach bin ich so unsterblich wie du. Das ist der Preis dafür, dass ich dir die Dissertation übergebe. Exklusiv, wohlgemerkt. Corvin Hades wird sie nirgendwo mehr veröffentlichen können.«

Corvin, der sich vor dem Schreibtisch vor Schmerzen krümmte, lauschte unfreiwillig dem Gespräch. Einem Gespräch zwischen einer Vampirin und einem Professor, der unbedingt ein Vampir werden wollte. Einer Unterhaltung, die es doch gar nicht geben dürfte.

Doch zumindest in einem Punkt hatte Stuart recht: Corvin würde diese Arbeit sicherlich nicht mehr veröffentlichen. Es konnte nur noch eine Frage von Minuten sein, bis sein Körper dem Blutverlust und den Verletzungen der inneren Organe durch die Kugel nichts mehr entgegenzusetzen hatte und sein Herz aufhörte zu schlagen.

Corvin wunderte sich, warum er nicht längst ohnmächtig geworden war. Alles, wonach er sich in diesem Moment noch sehnte, war, dass diese verfluchten Schmerzen aufhörten. Auch wenn dies seinen Tod bedeutete und er in dem Wissen sterben würde, dass seine wissenschaftliche Arbeit der letzten Jahre zwei Blutsaugern zu einer Schreckensherrschaft verhelfen würde.

Justine lachte süffisant. »Hm, es ist kein Problem für mich, dich zu beißen, Frankie.« Ihre säuselnde Stimme wurde von einem Moment auf den anderen eiskalt, als sie zischte: »Aber sei gewiss, du wirst niemals ein Vampir! Wenn ich dir das Blut aussauge, dich deine Sinne verlassen und du hinübergleitest in den Tod, dann für immer. Dafür werde ich sorgen.«

Wieder hob Corvin stöhnend den Kopf, um besser sehen zu können.

Professor Stuart zielte mit seiner Pistole auf die Wiedergängerin und raffte in einem Anflug von Panik die ungebundenen Seiten der Dissertation zusammen. Die obersten Blätter lösten sich vom Stapel und flatterten zu Boden. Direkt in Corvins Blickfeld segelte sein Deckblatt. ›Vampirismus und seine soziologischen und kulturellen Folgen in Südosteuropa‹. Ein Hohn, wenn man bedachte, welche Folgen gerade der Vampirismus an der ehrbaren University of London im Moment für ihn persönlich hatte.

»Das war so nicht abgemacht!«, sagte Stuart.

»Ups, schon wieder ein Versprechen gebrochen«, entgegnete die Vampirin. »Wie gesagt: unartiges Mädchen.«

Die Vampirin stürmte auf den Professor zu.

Eine Kugel schlug in ihren Körper ein und ließ sie in ihrer Bewegung innehalten.

Doch nur für weniger als eine Sekunde. Mit einem weiteren Schritt war sie bei Franklin Stuart, warf ihn zurück und packte ihn an der Kehle.

Die Dissertation rutschte vom Schreibtisch, landete als Haufen loser Blätter direkt vor Corvin.

Die Pistole fiel zu Boden.

Die schlanke Blondine drückte den gestandenen Professor mühelos an die Wand. Fauchend öffnete sie die Lippen, und Corvin sah tatsächlich überlange Vampirfänge. Sie schleuderte den Männerkörper in die Ecke des Raums und somit aus Corvins Blickfeld.

Noch einmal konnte er Franklin Stuart schreien hören. Dann wurde es ruhig im Büro des Professors. Nur die vermaledeite Uhr, die tickte immer noch.

Zu diesem leisen Geräusch kamen weitere hinzu. Ein Schmatzen und Schlürfen, ab und an unterbrochen von einem genüsslichen Stöhnen. Es hatte eine gewisse Erotik. So als würde ein frisch verliebtes Paar sich abwechselnd küssen und Cocktails schlürfen.

Um Corvin Hades herum lagen die losen Blätter seiner Arbeit, die in den letzten Jahren sein Leben bestimmt hatte. Er durfte nicht zulassen, dass diese Vampirin durch seine Forschungsergebnisse noch mächtiger wurde. Er musste das unbedingt verhindern, auch wenn es wortwörtlich das Letzte war, was er in seinem Leben tun würde.

Diese blonde Bestie war noch immer damit beschäftigt, Franklin Stuart den Lebenssaft auszusaugen.

Corvin konzentrierte sich auf eine letzte Kraftanstrengung. Sein gesamter Körper schrie vor Schmerz, doch er ignorierte es. Zitternd fuhr seine rechte Hand in die Jackentasche. Corvin war Raucher. Eine menschliche Gattung, die immer mehr ausstarb.

Mit spitzen Fingern zog er ein Päckchen Zigaretten hervor. In der halb leeren Packung befand sich ein Feuerzeug. Er stöhnte, als er es endlich geschafft hatte, es aus dem Päckchen herauszupfriemeln. Er hielt es in seiner rechten Hand. Nun musste er sich nur noch kurz drehen, um das Feuerzeug dorthin zu führen, wo sich der größte Haufen der Blätter befand.

Er keuchte vor Anstrengung, Schweiß stand ihm auf die Stirn. Die Wunde brannte, als würde ein glühendes Stück Eisen in seinem Leib stecken.

Er entzündete das Benzinfeuerzeug und hielt die Flamme an das Papier. Schwarze Ränder bildeten sich, die Flamme zuckte, drohte zu erlöschen, um kurz darauf wieder größer zu werden.

Die Seiten brannten. Schnell breitete sich das Feuer aus und fraß sich durch die Arbeit.