Josef in Ägypten - Johann Meierlohr - E-Book

Josef in Ägypten E-Book

Johann Meierlohr

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Beschreibung

In der Bibel wird der Aufstieg eines hebräischen Sklaven in ein hohes Regierungsamt beschrieben, den seine Brüder der Sklaverei auslieferten. Er ist der erste Jude in einer staatstragenden Funktion noch vor Moses, welcher den sittlichen Kodex für die Nachkommen Abrahams festlegte. Beide waren am Hofe des Pharao tätig.

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Johann Meierlohr

Josef in Ägypten

© 2023 Johann Meierlohr

ISBN Softcover:  978-3-384-01040-7

ISBN Hardcover:  978-3-384-01041-4

ISBN E-Book:      978-3-384-01042-1

Druck und Distribution

im Auftrag des Autors:

tredition GmbH,

Heinz-Beusen-Stieg 5,

22926 Ahrensburg

Germany

Das Werk, einschließlich seiner Teile,

ist urheberrechtlich geschützt.

Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich.

Jede Verwertung ist ohne seine

Zustimmung unzulässig.

Die Publikation und Verbreitung

erfolgen im Auftrag des Autors,

zu erreichen unter

tredition GmbH,

Abteilung „Impressumservice“,

Heinz-Beusen-Stieg 5,

22926 Ahrensburg,

Deutschland

Inhalt

Cover

Titelblatt

Urheberrechte

Vorwort

Die Hebräer in Ägypten

Übersicht der Handlung und Personen

Übersicht der Szenen

Personen und kurze Charakterisierung

Erster Akt / Szene Eins

Erster Akt / Szene Zwei

Erster Akt / Szene Drei

Erster Akt / Szene Vier

Erster Akt / Szene Fünf

Zweiter Akt / Szene Eins

Zweiter Akt / Szene Zwei

Zweiter Akt / Szene Drei

Zweiter Akt / Szene Vier

Dritter Akt / Szene Eins

Dritter Akt, Szene Zwei

Dritter Akt / Szene Drei

Dritter Akt, Szene Vier

Dritter Akt, Szene Fünf

Vierter Akt, Szene Eins

Vierter Akt, Szene Zwei

Vierter Akt, Szene Drei

Vierter Akt, Szene Vier

Fünfter Akt, Szene Eins

Fünfter Akt, Szene Zwei

Fünfter Akt, Szene Drei

Fünfter Akt, Szene Vier

Fünfter Akt, Szene Fünf

Fünfter Akt, Szene Sechs

Nachwort

Josef in Ägypten

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Titelblatt

Urheberrechte

Vorwort

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Josef in Ägypten

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Vorwort

Das vergangene Jahrhundert war ein extrem ereignisreicher Zeitabschnitt in der Geschichte der Menschheit. So viele Umwälzungen gab es nicht mehr seit der Sintflut vor etwa 10.000 Jahren, als dieser Globus durch eine kosmische Katastrophe auf einen archaischen Zustand zurück geworfen wurde. Die politische Ordnung wurde weltweit innerhalb von weniger als hundert Jahren auf den Kopf gestellt. Die Lebensgewohnheiten unterscheiden sich heute grundlegend von denen früherer Generationen, jedenfalls in den Industrienationen. Von diesen Turbulenzen wurde auch das „Auserwählte Volk Gottes“ erfasst in einer Intensität, die das Denken und Fühlen seiner Angehörigen bis heute traumatisiert. Dem Schock des Holocausts folgte die Gründung des Staates Israel schon wenige Jahre später, nachdem die Juden fast zweitausend Jahre in alle Winde zerstreut in anderen Kulturen leben mussten. Dieses Diaspora-Dasein war die Folge eines Aufstandes unter Kaiser Hadrian. Damals mussten alle Israeliten ihre Heimat zwischen dem Jordan und dem Mittelmeer verlassen.

Eine Objektivierung der viertausend Jahre langen Geschichte dieses Volkes ist kaum möglich, weil die Juden die meiste Zeit ohne eigene Staatlichkeit unter fremden Völkern leben mussten oder Palästina der eigen Souveränität beraubt war. Abraham bekam von Jahwe den Auftrag, ein ihm ergebenes Volk zu gründen, das anderen Völkern als Vorbild dienen sollte. Es dauerte aber fast tausend Jahre, bis die Nachfahren einen eigenen Staat gründen konnten. Außer dem Alten Testament gibt es so gut wie keine Quellen über diesen Zeitraum. Da die diesbezüglichen Passagen erst nach der Staatsgründung niedergeschrieben wurden, haben sich dank der Jahrhunderte währenden mündlichen Überlieferung Legenden und Tatsachen so sehr vermischt, dass die Historiker nur mühsam die Realität heraus lesen können.

In diesen tausend Jahren gelangten nur zwei Männer in staatstragende Stellungen und zwar in Ägypten, das bereits über eine Hochkultur verfügte. Ein gewisser Josef wurde in das Reich am Nil verschleppt und machte dort auf wundersame Art Karriere. Um ihn rankt sich dieses Bühnenstück. Sie spielte sich in der fünfhundert Jahre währenden Periode zwischen Abraham und Moses ab, vermutlich im zweiten Drittel dieses Zeitabschnitts. In ihm gab es noch keinen festen Kodex für das Leben der Juden. Lediglich der Glaube an den einen wahren Gott und der gemeinsame Stammvater waren die Merkmale, die sie von den anderen Völkerschaften unterschieden. Als der Bevölkerungsdruck in Kanaan immer mehr zunahm, wanderten viele Juden nach Ägypten aus, weil dort die Lebensbedingungen besser waren. Sie mussten sich am Nil aber dem sehr strengen Kodex unterwerfen, der das öffentliche und private Leben regelte. Der war mit der vielköpfigen Götterwelt des Pharaonenstaates verknüpft. Die konsequente Ablehnung dieses Götterkultes führte zwangsläufig zu Auseinandersetzungen mit der einflussreichen Priesterschaft.

Erst Moses gab den Juden einen eigenen Sittenkodex. Auf sein Leben und Wirken wird im nächsten Kapitel eingegangen. Es vergingen weitere 500 Jahre, bis sich die Juden im Siedlungsgebiet zwischen Jordan und Mittelmeer durchsetzen konnten gegenüber den anderen Völkerschaften, die dort lebten. Unter dem dritten König Salomon erreichte der jüdische Staat bereits vor rund dreitausend Jahren seinen Höhepunkt, dem die Vertreter dieses Volkes bis heute nachtrauern. Dieser tatkräftige Herrscher wollte dem neuen Staat zu internationaler Geltung verhelfen und ließ eine Flotte von Schiffen für die Seefahrt im Roten Meer bauen. Dadurch brachte er die Kaufleute im Königreich Saba gegen sich auf, die ihr Monopol in Gefahr sahen. Ihre gerissene Königin Bilkit, die legendäre Königin von Saba, entschärfte den Konflikt, indem sie den Juden den wenig lukrativen Handel mit Massengütern überließ. Der einträgliche Handel mit Luxusgütern blieb eine Domäne der Sabäer. Das ehrgeizige Projekt der Juden scheiterte schon nach kurzer Zeit. Den Juden fehlten erfahrene Handwerker für den Bau von Schiffen mit der damals kurzen Lebenszeit von etwa zehn Jahren und das nötige Bauholz.

Außerdem spaltete sich Erek Israel (Großisrael) einige Jahrzehnte später in zwei Staaten. Neun der zwölf hebräischen Stämme schlossen sich zum Nordstaat zusammen, der sich Israel nannte. Nur zwei Stämme im Süden hielten dem Haus Juda die Treue. Nach etwa 250 Jahren geriet Israel unter assyrischen Einfluss und musste Tribut zahlen. Noch härter traf es dreißig Jahre später Judäa beim nächsten Feldzug des mächtigen Staates an Euphrat und Tigris. Jerusalem wurde weitgehend zerstört einschließlich des herrlichen Salomonischen Tempels. Die Oberschicht wurde nach Mesopotamien entführt, um Aufständen vorzubeugen. Die Babylonische Gefangenschaft hat bis heute tiefe Spuren im Bewusstsein der Juden hinterlassen.

Nach der Rückkehr in die Heimat gründeten sie einen neuen Staat, der aber nie die Ausmaße und Blütezeit erreichte wie zu Salomons Zeiten. Um 300 v. Chr. war es mit der Eigenstaatlichkeit schon wieder vorbei, als Alexander der Große die politische Landschaft im Nahen und Mittleren Osten umkrempelte. Palästina geriet unter den Einfluss Ägyptens und später Syriens. Dank des Vordringens der Römer in Kleinasien konnten die Juden dieses Joch abschütteln und etwa hundert Jahre lang die Unabhängigkeit wahren, ehe der Feldherr Pompejus das Land besetzte. Während des Bürgerkriegs nach der Ermordung von Cäsar konnte der Halbjude Herodes die Herrschaft an sich bringen. Er versuchte ohne Erfolg, Palästina in das florierende Wirtschaftssystem des Römischen Reiches einzugliedern. Unter Kaiser Nero lehnten sich die Juden gegen Rom auf, das für alle Provinzen die Friedenspflicht ausgerufen hatte. Der Aufruhr wurde in jahrelangen Kämpfen erbarmungslos niedergeschlagen. Ein halbes Jahrhundert später führte ein weiterer Aufstand zur Vertreibung der Juden aus der Heimat. Heidnische Völkerschaften sickerten ein und ersetzten die Vertriebenen. Erst nach dem Zerfall des Osmanischen Reiches am Ende des 1. Weltkrieges konnten die Juden in das Land ihrer Väter zurück kehren. Seither tobt dort ein erbitterter Streit um die notariellen Besitzrechte, der das politische Klima am Jordan vergiftet.

Der Staat Israel hat einen schweren Stand im Nahen Osten. Er konnte zwar in mehreren Kriegen die militärische Vorherrschaft in der Region am Jordan erringen, versäumte es aber, das Erreichte durch Verträge mit den Nachbarstaaten abzusichern. Die internationale Einflussnahme auf die streitenden Parteien ist in den letzten zwei Jahrzehnten auf ein Minimum gesunken und zu einem Ritual verkommen. Was wird aus dem Judenstaat, wenn die Rückendeckung durch die USA eines Tages nachlässt? Eine Krise des Dollars könnte schon bald alle anderen Themen der US-Politik in den Hintergrund drängen. Die Wahl des afrostämmigen Obama zeigt doch, dass die Herrlichkeit der weißen Mehrheit im Land der angeblich unbegrenzten Möglichkeiten schwindet. Neues Ungemach für das „Auserwählte Volk Gottes“ ist wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit.

Wegen der recht kurzen Zeit der Eigenstaatlichkeit spielte es in der Weltgeschichte eine untergeordnete Rolle. Eine kulturelle Ausstrahlung auf andere Völker kam nicht zustande. Der lebendige und wahre Gott musste sich eine andere Strategie einfallen lassen, um sein Streben nach mehr Humanität und und vor allem den Monotheismus zu verwirklichen. Sie führte zur Gründung des Christentums, das nach und nach die heidnischen Götterwelten verdrängte. Neue Auseindersetzungen waren die Folge, da der Hohe Rat der Juden die Kreuzigung des Religionsstifters dem römischen Landpfleger Pilatus abtrotzte. Dieser Umstand wurde im Mittelalter gern als Vorwand für Judenverfolgungen benutzt. In Wirklichkeit hatten sie oft monetäre Ursachen. Das spanische Königspaar Ferdinand und Isabella verjagte nach dem Sieg über die Mauren die Juden aus dem Land, um die drückenden Staatsschulden zu reduzieren. Ähnlich verfuhr auch Maria Theresia nach dem kostspieligen Erbfolgekrieg um die Krone im Habsburgischen Reich.

Die Geschichte des jüdischen Volkes ist im wesentlichen dank des Alten Testaments der Nachwelt überliefert worden. Die neutrale Geschichtsschreibung hat aber ziemliche Mühe, die darin enthaltenen Ausführungen in ihr Weltbild einzuordnen. Wundersame und realitätsnahe Schilderungen sind bunt gemischt. Das kommt der Mentalität der Rabbiner und christlichen Theologen entgegen. Deren Denken ist sehr gottbezogen. Sie sind geradezu süchtig nach Jenseits-Erfahrungen. Eine eher nüchterne Sicht der Dinge ist ihnen suspekt. Sie berufen sich gern auf den Willen Gottes, dem sie sich verpflichtet fühlen. Deshalb darf kein Jota der Bibel verloren gehen.

Die Hebräer in Ägypten

Als Abraham den Auftrag bekam, das „Auserwählte Volk Gottes“ ins Leben zu rufen, stellte sich das Problem des Siedlungsgebietes für das neue Volk. Alle einigermaßen ertragreichen Gebiete im Nahen Osten waren nämlich schon besiedelt. Jahwe gab deshalb den Rat, sich zwischen dem Grenzfluss Ägyptens und dem Euphrat niederzulassen. Doch dieses Gebiet besteht hauptsächlich aus Wüsten und Steppen. Abraham und seine Nachkommen mieden deshalb diese Region. Der Stammvater ließ sich schließlich westlich des Toten Meeres nieder und fristete ein eher bescheidenes Dasein, indem er sich von einer Herde Ziegen und Schafe ernährte. Es gab hier aber schon Siedler mit einer ähnlichen Lebensweise. Der Platz wurde deshalb schon bald für die Nachkommen Abrahams zu klein. Aus diesem Grund wanderten immer mehr Hebräer nach Ägypten aus. Dort gab es einen prosperierenden Staat mit wesentlich besseren Lebensbedingungen. Die Landwirtschaft am Nil erzeugte derartige Mengen an Lebens- und Futtermitteln, dass sich die Einwohner einen gehobenen Fleischkonsum leisten konnten. Die „Fleischtöpfe Ägyptens“ waren der besondere Stolz des Pharaonenstaates neben vielen Prachtbauten.

Der hatte aber eine Schattenseite, die den Einwanderern oft erst hinterher bewusst wurde. Die Staatlichkeit bringt zwangsläufig eine gewisse Domestizierung der Einwohner mit sich. Wie viel davon darf es sein? Welche Einschränkungen der persönlichen Freiheit sind damit verbunden? Diese Frage ist bis heute nicht entschieden, auch nicht im fortschrittlichen Europa. Das führt immer wieder zu Reibereien in der Gesellschaft. Im Pharaonenstaat war es mit der persönlichen Freiheit nicht weit her. Mehr als vierzig Ge- und Verbote regelten das Leben im Staat und in der Familie. Ebenso viele Gottheiten wachten über die Einhaltung dieser Regeln. Das hatte ein einflussreiches Priestertum zur Folge. Aber auch der Staat hatte seine Bürger fest im Griff. An seiner Spitze stand der Pharao, der sich auf ein Heer von Beamten stützte und über eine starke Armee verfügte. Er war allerdings in ein Korsett von religiösen und staatlichen Vorschriften gezwängt, die seine Entscheidungsfreiheit stark einengten. Dieser hohe Grad an Domestizierung war der Preis für die Hochkultur am Nil und wurde von der einheimischen Bevölkerung hingenommen.

Das gilt auch für die Arbeitslast. Der Staat und die Priesterkaste frönten einer enormen Bauwut. Dutzende von Tempeln mussten errichtet werden, dazu Paläste für den Herrscher und seine hochrangigen Vertreter. Die Werkzeuge und Arbeitsmittel waren damals noch recht primitiv. Deshalb musste ein Heer von Arbeitskräften mobilisiert werden. Das geschah nach einer einfachen Methode. Alle arbeitsfähigen Männer im Staat mussten sich Jahr für Jahr eine bestimmte Zeit auf einer der vielen Baustellen ohne Lohn bei freier Kost und Logis einfinden oder auf eigene Kosten einen Ersatzmann stellen. Diese Form der Beschaffung von Arbeitskräften nennt man Fronarbeit. Sie wird heutzutage sehr negativ gesehen, nicht zuletzt durch den massiven Einsatz von Zwangsarbeitern in der Nazizeit.

Der hohe Arbeitsdruck im Pharaonenstaat missfiel den Einwanderern aus Kanaan. Sie waren das lockere Leben als Hirten gewohnt und über den Stress im Land am Nil entsetzt. Ein Teil von ihnen hat sich wahrscheinlich mit dieser Tatsache abgefunden, andere haderten mit ihrem Schicksal. Das gilt vor allem für jene, welche die meiste Zeit auf den Baustellen verbrachten. Wer es sich leisten konnte, stellte nämlich einen Ersatzmann für die Fronarbeit. Das führte unweigerlich zu einer Klassengesellschaft. Die Ablehnung der vielköpfigen Götterwelt Ägyptens durch die hebräische Minderheit förderte die Aversion zwischen diesen Einwanderern und den Einheimischen. Die Pharaonen scheinen sich eine Zeit lang eher neutral verhalten zu haben. Eine fundierte Aussage fällt schwer, weil die hebräische Minderheit in den Darstellungen der ägyptischen Kunst und in den Schrifttafeln keine Rolle spielt. Die Ausführungen im Alten Testament dürften zu einseitig geraten sein. Die hohe Domestizierung und das ungewohnte Arbeitspensum galten nämlich auch für die einheimische Bevölkerung. Deshalb hatte man bei Hofe für die Klagen der Hebräer wenig Verständnis.

Die Situation spitzte sich um 1500 v. Chr. zu, als sich Moses zum Anwalt seiner Blutsbrüder machte. Dank glücklicher Umstände war er am Hof des Pharao aufgewachsen und gehörte zur Herrscherfamilie samt deren Privilegien. Er entwickelte einen eigenen Sittenkodex für die hebräische Minderheit. Seine Zehn Gebote waren der einheimischen Priesterschaft zu lasch und deshalb ein Dorn im Auge. Dazu kamen noch neumodische Gesetze in Bezug auf die Ernährung und die Hygiene. Diese Reinheitsgebote nehmen orthodoxe Juden noch heute ernst. Den Pharao störte diese andersartige Sittlichkeit der beschnittenen Untertanen weniger. Ihn ärgerten vor allem die persönlichen Anschuldigungen des undankbaren Ziehsohnes. In eher unregelmäßigen Zeitabständen suchten Katastrophen und Seuchen das Land am Nil heim. Man führte das auf die Uneinigkeit der vielen Götter zurück, die zeitweise den Menschen zürnten. Der Pharao musste sie deshalb gnädig stimmen. Moses behauptete mit großer Hartnäckigkeit, diese Plagen seien das Werk des Gottes Jahwe wegen der schlechten Behandlung und Unterdrückung seiner Anhänger im Pharaonenstaat. Der Herrscher am Nil nahm diese Anschuldigungen lange Zeit hin. Erst nach der siebten Heimsuchung ließ er die hebräische Minderheit ziehen, sagt die Bibel. Mit Moses an der Spitze zog man der ersehnten Freiheit entgegen hinaus auf den Sinai. Dort überkam die Auswanderer schnell die Ernüchterung. In dieser unfruchtbaren Gegend starben die meisten schon bald einen elenden Tod durch Hunger, Durst oder Strapazen. Vierzig Jahre sollen sie in dieser trostlosen Gegend herum geirrt sein.

Nüchtern betrachtet stellt sich die Frage, ob tatsächlich alle Hebräer auf einen Schlag die Gegend am Nil verlassen haben und warum? Wurden sie vertrieben, um den inneren Frieden des Pharaonenstaates aufrecht erhalten zu können oder gingen sie freiwillig? Es ging ja nicht allen Hebräern schlecht am Nil.

Wollte Moses einen eigenen Staat für die Nachkommen Abrahams schaffen mit einer neuen Zeitordnung in Form der Sieben-Tage-Woche? Dann blieb nur die Auswanderung. Aber wo wollte er ihn errichten? Jenseits des Jordan wäre genug Platz vorhanden gewesen. Aber dort fehlte jegliche Infrastruktur. Sollte es diese Absicht gegeben haben, dann ist sie gründlich misslungen. Kein einziger Auswanderer kam dort an, heißt es in der Bibel.

Eine zweite Welle von reiselustigen Juden erreichte vierzig Jahre später die Oase Jericho mit einer üppigen Vegetation, die von einer wasserreiche Quelle profitierte. Im Freudentaumel ließen die Ankömmlinge ihren Gott Jawhe eine Woche lang hochleben. Angeblich sind beim Klang der Posaunen die Stadtmauern eingestürzt. In Wahrheit waren diese schon vorher verfallen. Die Einwohner von Jericho hatten die Stadt knapp tausend Jahre vorher verlassen aus Verzweiflung. Diese überkam schon bald auch die neuen Siedler. Es kamen nämlich keine Kinder mehr zur Welt. Zum Glück lebte damals ein Prophet, der die Ursache erkannte. Er ließ Salz in die Quelle schütten. Das führte zum Absterben jener Süßwasserbakterien, welche die Unfruchtbarkeit verursachten. Nun stand einem Babyboom nichts mehr im Wege. Es vergingen aber mehrere Hundert Jahre, ehe die Juden nach mehreren Kriegen die Herrschaft zwischen Jordan und Mittelmeer erringen konnten. König Salomon konnte sich in der neuen Macht sonnen.

Übersicht der Handlung und Personen

Dieses Bühnenstück stützt sich auf eine recht wundersame Geschichte aus dem Alten Testament. Neidische Brüder überlassen ihren Blutsverwandten einem fliegenden Händler, der ihn nach Ägypten bringt und als Sklaven verkauft. Das erste „Arbeitsverhältnis“ endet abrupt wegen einer missglückten Affäre mit der liebeshungrigen „Chefin“. Dem zweiten „Arbeitgeber“ schadet er durch ein Missgeschick, das ihn ins Grübeln bringt. Er findet die Lösung für ein drängendes Problem. Den Pharao beunruhigen seltsame Träume, die das Eheglück bei Hofe trüben. Dank des hebräischen Traumdeuters kommt es wieder ins Lot. Die steile Karriere desselben stiftet allerdings einige Verwirrung, doch der Pharao hält ihm die Stange und zieht schließlich Nutzen aus seiner „Ausdauer“. Zuletzt kommt es zu einem Wiedersehen der verfeindeten Brüder, das versöhnlich endet. Diese Handlung weicht in eingen Punkten von der biblischen Version ab.

Das Bühnenstück besteht aus fünf Akten:

• Der erste Akt schildert den sozialen Absturz des Hauptdarstellers.

• Im zweiten Alt wird die „weiche Landung“ als Sklave in einem vornehmen Haus beschrieben.

• Der dritte Akt hat die Qualifizierung für die kommende Karriere zum Inhalt.

• Im vierten Akt geht es um die Protektion für den Sklaven.

• Der fünfte Akt beschäftigt sich mit der steilen Karriere des Hauptdarstellers und dem Ende des Familiendramas.

Übersicht der Szenen

Akt/Szene: Kurze Inhaltsangabe

1.1: Die Spannungen in der Familie des Witwers Jakob.

1.2: Streit der Brüder auf dem Feld.

1.3: Ein fliegender Händler überlistet die erzürnten Brüder.

1.4: Das böse Erwachen am anderen Morgen.

1.5: Josefs Brüder führen ihren Vater hinters Licht.

2.1: Sklavenhandel auf einem Hinterhof.

2.2: Frau Potifar berichtet dem Ehemann vom neuen Sklaven.

2.3: Beschäftigung und Belehrung durch die Kammerzofe.

2.4: Die Hausherrin will den unschuldigen Sklaven verführen.

3.1: Verkauf des Sklaven an den Getreidehändler Hassan.

3.2: Der Sklave erfährt von seinem neuen Arbeitsplatz.

3.3: Erste Kundenkontakte und Bekanntschaft mit der Familie eines Wagenlenkers.

3.4: Rendezvous mit der Sklavin des Wagenlenkers.

3.5: Verfahren zur dauerhaften Lagerung von Getreide.

4.1: Der Pharao träumt von sieben fetten Kühen.

4.2: Der Pharao träumt von sieben mageren Kühen.

4.3: Der Schatzmeister soll die Ehekrise beenden.

4.4: Josef versöhnt das Königspaar.

5.1: Eifersucht der Priester wegen des „Hebräers“.

5.2: Rivalität zwischen den Ministern für die Landwirtschaft.

5.3: Komplikationen bei der Einlagerung des Getreides.

5.4: Die befürchtete Hungersnot steht vor der Tür.

5.5: Josef sieht seine Brüder wieder.

5.6: Die versöhnten Brüder feiern das Wiedersehen.

Personen und kurze Charakterisierung

Vater Jakob

Der Witwer beschäftigt den minderjährigen Sohn Josef im Haushalt und will aus dem nachdenklichen Kind einen Vorbeter in der Synagoge machen zum Ärger der drei anderen Söhne, die harte Arbeit leisten müssen, um die Familie zu ernähren.

Josef

Das verwöhnte Nesthäkchen zeigt intellektuelle Fähigkeiten und leidet unter der fehlenden Mutterliebe, da die Mutter kurz nach seiner Geburt starb.

Samuel

Der älteste Sohn macht nur spärlich von seinem „Erstlingsrecht“ Gebrauch. Er will lieber durch sein Vorbild wirken. Auf Josef ist er nicht gut zu sprechen. Er hält ihn für ein Weichei und zweifelt an der Lebenstüchtigkeit dieses Nachzüglers.

Jonathan

Der zweitälteste Sohn hält sich meistens aus dem Brüderstreit heraus, um unnötigen Ärger zu vermeiden. Im Zweifelsfall solidarisiert er sich aber mit den arbeitenden Brüdern. Sein „Schattendasein“ nervt ihn dennoch. Er reagiert sich eher selten ab.

Ismael

Das dritte Kind neigt zu emotionalen Übertreibungen und giftet gern gegen den jüngsten Bruder, da bei dessen Geburt die Mutter starb und er sich an diese nicht mehr erinnern kann. Das dadurch entstandene Defizit an Zuwendung begünstigt die Aggressivität, die sich sogar gegen den Vater richtet.

Händler

Der durchtriebene Handelsreisende ist mit allen Wassern gewaschen und hält sich als Single nur mühsam über Wasser.

Fellache

Er hat den Zenit seiner Schaffenskraft hinter sich und sucht deshalb einen Sklaven für die beschwerliche Feldarbeit, der nicht zu teuer ist.

Agent

Er lebt davon, für Auftraggeber Sklaven zu besorgen, die erschwinglich sind und trotzdem den gestellten Anforderungen entsprechen.

Spekulant

Auf eigene Kosten betreibt er einen Zwischenhandel mit Sklaven, die nicht auf Anhieb zu vermitteln sind, aber genügend Perspektiven bieten.

Frau Potifar

Als Ehefrau des Schatzmeisters ist sie das süße Leben gewohnt, zumal sie früher einmal die Geliebte des Pharao war vor dessen Heirat. Ihr verdankt der Schatzmeister Posten und Gunst des Pharao.

Herr Potifar

Ihm geht der Liebeshunger der Gattin etwas auf die Nerven. Das liegt neben den anstrengenden Amtsgeschäften auch am Altersunterschied.

Zofe

Sie ist der verwöhnten und selbstbewussten Herrin bei der Körperpflege und beim Ankleiden behilflich. Ihre „wohlwollenden Gefühle“ für den recht jungen Sklaven unterdrückt sie vorsichtshalber.

Hassan

Als Hoflieferant genießt er das Vertrauen der besseren Gesellschaft und verdient am Gewürzhandel mehr als mit dem Massenprodukt Getreide.

Kemal

Hassans Verkäufer versteht sich auf den Umgang mit anspruchsvollen und verwöhnten Kunden dank seiner vielen Jahre in diesem Geschäft. Sein Alter macht dem Chef des Hauses gewisse Sorgen.

Wagen-lenker

Er tritt selbst nicht in Erscheinung, wohl aber seine Frau und die Sklavin, mit der er ein Verhältnis hat.

Mecia

Die lebensbejahende Dame stammt aus Nubien und wurde dem Wagenlenker als Sklavin zugeteilt. Sie arbeitet im Haushalt und befriedigt die übertriebenen Ansprüche an das weibliche Geschlecht, die dem wackeren Wagenlenker eigen sind und der Ehefrau aus einer besseren Familie zu weit gehen.

Pharao

Er verkörpert den blühenden Staat Ägypten und soll die Götter gnädig stimmen, damit dem Land die berüchtigten „Plagen Ägyptens“ erspart bleiben, die über die Menschen am Nil hereinbrechen. Der Umgang mit der einflussreichen Priesterschaft erfordert sein ganzes diplomatisches Geschick.

Nefret

Die Königin vertritt bei Hofe vor allem die Interessen der Frauen und Kinder des prosperierenden Staates. Sie achtet sehr auf eine gleichberechtigte Stellung neben dem Pharao, obwohl diese mit der offiziellen Staatsräson nur schwer vereinbar ist.

Amunpriester

Der oberste Priester des Gottes Amun, ranghöchster Gott, lässt seinem Selbstbewusstsein fast immer freien Lauf und wähnt sich mit dem Herrscher am Nil auf einer Ebene. Das Herrscherpaar hat große Mühe, ihn im Zaum zu halten.

Isispriesterin

Sie fühlt sich dem ausgeglichenen Charakter der Göttin Isis verpflichtet, die bei der Königin besonders hoch im Kurs steht. Sie misstraut den Amunpriestern, weil deren übermütiger Gott der Isis nachstellt. Diese würde ihren göttlichen Status verlieren, wenn sie sich mit ihm einließe.

Baumeister

Er leitet die Baustellen des Pharao und ist für die sorgfältige Ausführung der Arbeiten verantwortlich. Die Ansprüche der Auftraggeber machen ihm sehr zu schaffen.

Viehminister

Er war lange Zeit für die ganze Landwirtschaft zuständig und nimmt die Halbierung seiner Kompetenzen zugunsten des hebräischen Aufsteigers übel. Widerwillig fügt er sich in sein Schicksal, das ihm immerhin etliche Sorgen erspart.

Dazu kommen noch etliche Nebenrollen, die den Handlungsablauf aber nicht beeinflussen, wie etwa namenlose Kunden.

Erster Akt / Szene Eins

Der alternde Vater schenkt dem jüngsten Sohn Josef im Übermaß seine Zuneigung, was bei den drei anderen Söhnen zu einer Abneigung gegen das Nesthäkchen führt. Samuel verteidigt eher halbherzig seinen Führungsanspruch als Ältester. Jonathan ist ein ziemlich sensibler Typ und geht der Verantwortung lieber aus dem Weg. Er eifert auch weniger als Ismael, der zu Wutausbrüchen neigt und nur selten frei von Emotionen ist, meist negativer Art.

Der Vater und seine Söhne Samuel, Jonathan, Ismael und Josef sitzen um den Tisch beim Essen.

Vater

Segne, Herr, diese Gaben, die wir zu uns nehmen werden, damit sie uns zum Wohle gereichen. Amen.

Samuel nimmt sich das ganze Stück Käse und schneidet eine Scheibe ab.

Josef

Musst du gleich alles an dich reißen, großer Bruder. Wir anderen haben auch Hunger.

Samuel

Sieh an, unser Kleinster kann es nicht erwarten, obwohl er heute keinen Handstrich gearbeitet hat.

Vater

Musst Du ihn kritisieren? Er saß stundenlang über den Büchern und las die Texte der Propheten.

Samuel

Er soll also ein Schriftgelehrter werden und anderen Leuten die Leviten lesen.

Jonath.