Julia Extra Band 193 - Kathryn Ross - E-Book

Julia Extra Band 193 E-Book

Kathryn Ross

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Beschreibung

Haley nimmt einen Job bei dem Kinderbuchautor Sam Winton an, um herauszufinden, ob er der Vater ihres kleinen Neffen ist. Hätte sie geahnt, welch starke erotische Anziehungskraft dieser charmante Mann auf sie ausübt - niemals wäre sie in sein Haus gezogen. Kaum noch kann sie seinen heißen Verführungsversuchen widerstehen...

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Seitenzahl: 732

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Valerie Parv, Moyra Tarling, Alison Fraser, Kathryn Ross

Julia Extra Band 0193

IMPRESSUM

Julia Extra Band 0193 erscheint in der Harlequin Enterprises GmbH

Redaktion und Verlag:

Postfach 301161, 20304 Hamburg

Telefon: 040/60 09 09-361

Fax: 040/60 09 09-469

E-Mail: [email protected]

Geschäftsführung:

Thomas Beckmann

Redaktionsleitung:

Claudia Wuttke (v.l.S.d.P.)

Produktion:

Christel Borges

Grafik:

Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

©

2001 by Valerie Parv Originaltitel: „Booties And The Beast” erschienen bei: Silhouette Books, Toronto in der Reihe: ROMANCE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: SAS

©

2000 by Moyra Tarling Originaltitel: „Denim & Diamond” erschienen bei: Silhouette Books, Toronto in der Reihe: ROMANCE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Ruth Landmann

©

2000 by Alison Fraser Originaltitel: „Her Sister’s Baby” erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London in der Reihe: MODERN ROMANCE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: SAS

©

2000 by Kathryn Ross Originaltitel: „Bride By Deception” erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London in der Reihe: MODERN ROMANCE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Esther Voss

©

Deutsche Erstausgabe in der Reihe Julia Extra Band 0193 Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg

Veröffentlicht im ePub Format im 12/2012 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

eBook-Produktion: readbox, Dortmund

ISBN 978-3-95446-056-4

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

CORA Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:

ROMANA, BIANCA, BACCARA, TIFFANY, MYSTERY, MYLADY, HISTORICAL

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Valerie Parv

Bist du der Vater?

1. KAPITEL

Jetzt, da Haley Glen vor dem Tor zu Sam Wintons Villa stand, war sie gar nicht mehr sicher, ob ihr Plan tatsächlich so gut war. Denn sie verspürte das dringende Bedürfnis, diesen Mann bei den Schultern zu packen und so lange zu schütteln, bis er zugab, dass er der Vater des kleinen Jungen ihrer Schwester war.

Joel war jetzt sechs Monate alt, und Ellen seit fünf Monaten tot. Trotzdem war dies die erste Gelegenheit für Haley, diesen Mann überhaupt zu Gesicht zu bekommen. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass ihr im letzten Moment noch die Nerven durchgehen würden.

Sie musste sich daran erinnern, wie viel Überredungskunst es sie gekostet hatte, ihre Freundin Miranda Holt dazu zu bringen, ihr diesen Termin zu übertragen. Wenn sie jetzt kniff, würde sie nicht nur Ellen und das Baby, sondern auch ihre Freundin im Stich lassen.

Ihr blieb also gar nichts anderes übrig, als diese Geschichte durchzuziehen. Selbst wenn sie daran ersticken sollte.

Mit einem schweren Seufzer streckte sie die Hand aus und drückte den Knopf der Sprechanlage. Immerhin konnte sie ein wenig von ihrer Frustration ablassen, indem sie den Finger länger auf dem Klingelknopf ließ, als die Höflichkeit es erlaubte.

Irgendwo auf dem großen Anwesen schlug laut heulend ein Hund an, dann hörte sie eine ärgerliche Stimme durch den kleinen Lautsprecher.

“Schon gut, schon gut! Sie müssen ja nicht gleich die Mauer einreißen. Wer sind Sie, und was wollen Sie?”

Sie verkniff sich den bissigen Kommentar, der ihr auf der Zunge lag, und flötete zuckersüß: “Ich bin Haley Glen von der HomeBody-Agentur und habe einen Termin mit Sam Winton hinsichtlich des angeforderten Haus-Sitters.”

“Ich bin Winton. Wo ist Miranda?”

Normalerweise hätte Miranda, die Eigentümerin der HomeBody-Agentur, einen so wichtigen Klienten wie Sam Winton persönlich aufgesucht, und Sam Winton wusste das auch. “Sie wurde aufgehalten. Sie musste …” Haley merkte, wie ihr Ärger wuchs, und sie sparte sich den Rest zu Mirandas Entschuldigung. “Wäre es nicht besser, darüber zu reden, wenn wir uns gegenüberstehen? Oder ziehen Sie es vor, dieses Vorstellungsgespräch über die Sprechanlage zu führen?”

Ein lautes Summen ertönte, als die großen schmiedeeisernen Torflügel aufschwangen. Haley stieg in ihren Wagen. Sie war kaum durch das Tor gefahren, als sich die Flügel hinter ihr auch schon wieder schlossen. Ihr Verstand lieferte ihr die Erklärung, dass sie höchstwahrscheinlich eine Art Sensor überfahren hatte, der den Schließmechanismus auslöste, aber ihr Gefühl gaukelte ihr vor, hinter ihr wären Gefängnistore ins Schloss gefallen.

Sie fuhr die Auffahrt entlang bis zu einem beeindruckenden großen Gebäude im Kolonialstil, hielt an und stieg aus. Im gleichen Moment bemerkte sie aus den Augenwinkeln eine Bewegung.

Der Hund, zu dem das Baskerville-Geheul offensichtlich gehört hatte, kam mit irrsinnigem Tempo um eine Hausecke gerannt, der Kies der Auffahrt spritzte unter seinen riesigen Pfoten auf. Haley hatte gerade noch Zeit, sich fluchtartig in ihr Auto zurückzuziehen, als dieser Hund von der Größe eines Kalbs auch schon die Vorderpfoten auf die geschlossene Wagentür legte und laut bellend die riesigen Reißzähne bleckte.

“Aus, Dougal! Bei Fuß!”

Der Befehl ertönte mit der Lautstärke und dem Tonfall eines Feldwebels, deshalb überraschte es Haley auch nicht, dass das große Tier sofort gehorchte und sich wie der Blitz von ihrem Wagenfenster zurückzog. Wahrscheinlich hätte sie ebenso schnell gehorcht, hätte der Befehl ihr gegolten. Jetzt erst merkte sie, dass sie zitterte, und sie fragte sich, ob das nun an dem plötzlichen Auftauchen des Hundes lag – oder an dem seines Herrn. Erleichtert sah Haley, wie der Hund sich ganz zahm neben seinem Herrn und Meister auf die Hinterpfoten setzte.

Der Mann, der jetzt am Ende der breiten Freitreppe stand, war Sam Winton selbst. Haley erkannte ihn, sie hatte Fotos von ihm auf seinen Büchern gesehen. Allerdings hatten diese Fotos seine Erscheinung in natura weder einfangen können noch wurden sie ihm gerecht.

Eigentlich hatte sie sich bisher noch keine Gedanken darüber gemacht, wie man sich einen Kinderbuchautor vorzustellen hatte, aber sie wusste mit Sicherheit, dass sie einen solch vitalen Mann nicht erwartet hatte. Ihn schien eine Aura von purer Energie zu umgeben, von Macht und Kraft. Seine Haut war sonnengebräunt, und sein Haar genauso schwarz wie Joels, nur eben dichter. Im Nacken kräuselten sich widerspenstige Locken, wie bei den mittelalterlichen Rittern, die man aus den Filmen kannte. Allerdings trug dieser Ritter hier keine eiserne Rüstung, sondern ein cremefarbenes Polo-Shirt und schwarze, lässige Hosen.

Ihre Schwester hatte ihm den Spitznamen “das Biest” verpasst, doch Haley musste zugeben, dass nichts an ihm “biestig” oder gar Angst einflößend wirkte. Er war größer, als sie erwartet hatte, mindestens einen halben Kopf größer als sie. Und er hatte eine großartige Figur – nicht die übertriebenen Muskelpakete eines Bodybuilders, aber die Statur eines Menschen, der auf sich achtete und sich nicht gehen ließ.

Das Einschüchterndste an ihm war im Moment die tiefe Falte, die auf seiner Stirn stand und bis zu den blauesten Augen, die Haley je gesehen hatte, hinunterreichte. Und ihr zweifelnder Blick auf den Hund vertiefte diese Falte nur noch.

“Sie können aussteigen. Er wird Ihnen nichts tun.”

Vorsichtig öffnete sie die Tür, da war Sam Winton auch schon bei ihr und ergriff ihre Hand. Ein Stromstoß durchzuckte sie bei der Berührung. Pure Energie, sie hatte es ja schon vermutet. Alarmiert versuchte sie ihre Hand zurückzuziehen. “Was machen Sie denn da …?”

Er hielt Dougal ihre Hand vor die Nase, damit der Hund sie beschnüffeln konnte. Misstrauisch fragte sie sich, ob Dougal nun mit einem Biss ihre Hand vom Gelenk abtrennen würde. Fähig war er dazu bestimmt. Doch dann hörte sie Sam Winton sagen: “Freund, Dougal, Freund.”

Der Hund wedelte zuerst nur zögernd mit dem Schwanz, doch dann stellte er die Rute in die Höhe, und das begeisterte Wedeln schien gar nicht mehr aufhören zu wollen. Als er dann Haleys Hand ausgiebig mit seiner rauen Zunge leckte, konnte Haley sich endlich entspannen. Mit der anderen Hand kraulte sie kräftig das drahtige Fell hinter seinen Ohren, was Dougal ausgiebig genoss. “Guter Hund, braver Hund”, lächelte sie und wunderte sich gleichzeitig, wie sie vor diesem übermütigen struppigen Kerl überhaupt Angst hatte haben können.

Sam nickte zufrieden. “Sie kennen sich mit Hunden aus?”

“Ich liebe Hunde. Als Kind hatte ich einen australischen Terrier, Buddy.” Sam Winton hielt noch immer ihre Hand, und das machte es irgendwie schwierig für sie, sich zu konzentrieren.

Ihm schien das allerdings nicht aufzufallen. “Sie sind aber regelrecht aus der Haut gefahren, als Dougal auftauchte.”

Natürlich hatte er ihren wenig würdevollen Rückzug beobachten müssen! Damit befand sie sich in einer noch schwächeren Position. “Immerhin musste ich davon ausgehen, dass es sich um einen Wachhund handelt, der darauf abgerichtet ist, Eindringlingen an die Kehle zu gehen”, versuchte sie das letzte bisschen Würde zu verteidigen.

Sam Winton gab endlich ihre Hand frei – und seltsam, sie verspürte plötzlich so etwas wie Enttäuschung. Ein Gefühl, das sie sich entschieden verbot.

“Tja, Dougal sollte eigentlich ein Wachhund werden, aber es ist eher davon auszugehen, dass er Eindringlinge zu Tode leckt – vor lauter Freude, dass er Gesellschaft hat.”

Ein Gefühl, das scheinbar nicht von seinem Herrchen geteilt wird, dachte sie und fragte sich, wieso sie darauf kam. “Lassen sich denn oft Eindringlinge auf diesem Anwesen finden?”, fragte sie.

“Nein, schließlich ist Dougal da. Aber jetzt verschwinde wieder”, redete er mit dem Hund. “Geh und such deinen Knochen.”

Bei dem Zauberwörtchen “Knochen” zuckten die Schlappohren kurz hoch, dann drehte Dougal sich gehorsam um und trottete in die Richtung davon, aus der er gekommen war.

“Sollen wir dann hineingehen?” Sam deutete auf die Treppe.

Sein plötzlich so geschäftsmäßiger Ton vertrieb sämtliche Vertrautheit, die durch die kleine Szene mit dem Hund aufgekeimt war. Haley fragte sich, ob er vielleicht ahnte, wer sie war, doch dann beruhigte sie sich. Seine Distanz rührte nur daher, dass sie auch nicht gerade überfreundlich gewesen war. Wenn sie ihn besser kennenlernen wollte, würde sie so nie weiterkommen. Außerdem hatte sie Miranda versprochen, sich zu benehmen.

“Ich muss mich entschuldigen, falls ich vorhin unhöflich gewirkt haben sollte”, schluckte sie ihren Stolz.

“Nun, Sie waren ganz eindeutig unhöflich, aber nicht völlig ohne Grund.”

Das ist immerhin die Andeutung einer Entschuldigung, und mehr werde ich wohl von ihm nicht erwarten können, sagte sie sich, während sie ihm in das große alte Haus folgte.

Er führte sie durch eine geräumige Halle unter einem großen runden Bogen hindurch, vorbei an einem großzügigen, mit Antiquitäten eingerichteten Wohnzimmer. Als sie an einer offen stehenden Tür vorbeikamen, konnte Haley gerade noch erkennen, dass es sich um das Schlafzimmer handelte, mit einem riesigen Doppelbett, bevor er die Tür mit einer knappen Bewegung zuzog. Den zerwühlten Laken nach zu urteilen schlief er entweder sehr unruhig, oder aber er frönte einem ausgiebigen Vergnügen auf dieser Fläche.

Der Gedanke verwirrte sie. Sie fragte sich, warum es schwieriger für sie war, sich diesen Mann als “Biest” vorzustellen denn als sexuell agilen Athleten, für den ihre Schwester nur eine seiner vielen Trophäen gewesen war. Aber beide Vorstellungen führten sie auf ein Gebiet, mit dem sie nicht vorhatte, sich zu beschäftigen. Sein Privatleben hatte nichts mit dem Grund zu tun, aus dem sie hier war.

Er öffnete jetzt eine schwere Tür, die in ein großes Bücherzimmer führte, dessen Wände mit Regalen bedeckt waren, die aber lange nicht ausreichten, um die vielen Bände zu fassen. Ein Großteil der Bücher waren Nachschlagewerke zu den verschiedensten Wissensgebieten und Lexika, wie Haley feststellte. An einer Seite stand eine Tür offen, die den Blick in das nächste Zimmer freigab. Es musste sein Arbeitszimmer sein, wie Computer, Drucker, Kopierer und andere technische Einrichtungen vermuten ließen. Auf seinem Schreibtisch herrschte absolutes Chaos. Ein Umstand, der sie überraschte. Er schien ihr wie ein Mann, der sein Leben mit militärischer Präzision führte.

“Nehmen Sie Platz.” Er deutete auf das schwere Ledersofa.

Eisgraue Tierhaare, die auf dem weichen Leder lagen, deuteten darauf hin, dass Dougal ihm oft hier Gesellschaft leistete, während er arbeitete. Die Vorstellung gefiel ihr so gut, dass sie viel milder gestimmt war, doch dann nahm sie sich zusammen. Na schön, er erlaubte seinem Hund also, auf einem kostbaren Möbelstück zu liegen. Das machte Sam Winton nicht weniger zu einem “Biest”.

“Kaffee?”, hörte sie ihn fragen, als sie sich vorsichtig auf die Kante des Sofas niederließ. Wahrscheinlich glaubte er, sie hätte Angst, Hundehaare auf ihr Kostüm zu bekommen, und dass sie deshalb so angespannt auf der Kante herumrutschte. Würde er den wahren Grund für ihre Nervosität kennen, würde er wahrscheinlich seinen Hund rufen, damit dieser sie bis zum Tor geleitete.

“Danke, ja.” Sie hatte zwar nicht vorgehabt, mit Sam Winton ein Plauderstündchen abzuhalten, aber die Flüssigkeit würde ihrer trockenen Kehle nur guttun. “Schwarz, bitte.”

“Sehr vernünftig”, murmelte er, und auf ihr Stirnrunzeln hin erklärte er: “Schwarz ist die einzig vernünftige Art, einen anständigen Kaffee zu trinken. Ich lasse mir meinen Kaffee von der Kona-Küste in Hawaii einfliegen.”

“Wie angenehm für Sie.” Sie hatte nicht verhindern können, dass sich ein beißender Ton in diese Worte einschlich. Sie musste jeden Penny zweimal umdrehen, um für sich und Baby Joel sorgen zu können, während er die finanziellen Mittel besaß, sich seinen Kaffee einfliegen zu lassen. Ihre Ersparnisse waren dabei draufgegangen, Ellen die letzten Lebensmonate so angenehm wie möglich zu gestalten und die Arztrechnungen zu bezahlen, die die Versicherung nicht übernommen hatte. Nicht, dass ihr das leidtat, aber pleite sein hatte sich in letzter Zeit zu einem chronischen Zustand entwickelt.

Als Computerconsultant verdiente sie eigentlich nicht schlecht, aber seit Ellens Tod musste sie sich um Joel kümmern, und das ließ ihr nur sehr eingeschränkt Zeit, um Aufträge zu übernehmen. Deshalb war sie auch sofort auf Mirandas Angebot eingegangen, für einige Zeit in ihrer Agentur zu arbeiten. Erstens konnte Haley Joel mit ins Büro nehmen, und zweitens war das regelmäßige Einkommen sehr beruhigend, wenn es darum ging, Rechnungen zu bezahlen.

Zwar hatten Haleys Mutter und ihr Stiefvater, Greg, ebenfalls versucht zu helfen, aber sehr vermögend waren die beiden auch nicht. Und es wurmte sie, jetzt herauszufinden, dass Sam Winton durchaus hätte helfen können, wenn er nur gewollt hätte.

“Entnehme ich Ihren Worten, dass Sie keinen hawaiianischen Kaffee mögen?”, riss seine Stimme sie in die Gegenwart zurück.

“Nein … nein, ich sagte, dass er sehr angenehm ist”, improvisierte sie. Plötzlich überkam sie das Gefühl, sofort verschwinden zu müssen, bevor sie sich gehen ließ und ihm irgendetwas an den Kopf warf. Was hatte sie sich davon erhofft, Sam Winton persönlich zu treffen? Als Ellen ihm damals eröffnet hatte, dass sie ein Kind von ihm erwartete, hatte er sie ja auch nicht mit offenen Armen empfangen. Im Gegenteil. Laut Ellen hatte er jegliche Verantwortung vehement bestritten und Ellen mehr oder weniger vor die Tür gesetzt.

Die schmerzlichen Erinnerungen kamen zurück. Ellens Tumor war schon über ein Jahr in Remission, als sie als Illustratorin für Sam Winton zu arbeiten begann. Keiner konnte sagen, ob dieser Zustand stabil geblieben wäre, wäre Ellen nicht schwanger geworden – nachdem Haley nun Sam Winton gesehen hatte, zweifelte sie keine Sekunde mehr daran, dass er Joels Vater war – fest stand allerdings, dass die Schwangerschaft keine gesundheitsfördernde Wirkung gehabt hatte. Nur einen Monat nachdem sie Joel zur Welt gebracht hatte, war Ellen gestorben. Allein die Freude und das Glück, die sie in den Augen ihrer Schwester gesehen hatte, konnte Haley ein wenig über den Verlust ihrer Schwester hinweghelfen. Sie wusste, Ellen hätte es nicht anders gewollt.

Nur Sams Reaktion hatte sie sich anders erhofft. Ellen war am Boden zerstört gewesen über seine Ablehnung. Sie war so sicher gewesen, dass sie nie schwanger werden könnte, nach all den Medikamenten und Behandlungen, die sie über sich hatte ergehen lassen müssen. Deshalb hatte sie auch keine Schutzmaßnahmen für nötig gehalten. Zwar hatte Ellen Haley keine Details erzählt, aber so wie es aussah, hatte Sam Winton offensichtlich auch keine getroffen. Außerdem konnte Sam ihre Schwester nicht gut gekannt haben, wenn er behauptete, das Kind müsse von einem anderen Mann stammen. Wahrscheinlich bildete er sich sogar ein, Ellen hätte sich ihm nur hingegeben, weil er reich und berühmt war. Aber Haley wusste, dass Ellen sich aus einem akuten Gefühl von Angst und Einsamkeit mit Sam eingelassen hatte – sie hatte auf die Resultate der letzten Kontrolluntersuchung gewartet.

Und Sam, so hatte Ellen erzählt, hatte an jenem Tag seine Scheidungspapiere per Post erhalten. Verständlicherweise hatten beide keine große Lust gehabt zu arbeiten. Sie suchten Trost und fanden ihn in den Armen des anderen. Sam hatte zwar nicht wissen können, warum Ellen Trost brauchte, aber er hatte gespürt, dass sie ihn ebenso dringend brauchte wie er sie. Und dabei war dann Joel entstanden.

Haley konnte weder ihrer Schwester noch Sam Winton einen Vorwurf machen. Ellen ging durch die Hölle, und es war kein Wunder, dass sie versuchte, am Leben festzuhalten. Und Sam Winton hielt es schwarz auf weiß in den Händen, dass seine Ehe endgültig zerbrochen war.

Haley wusste aus eigener Erfahrung, wie schmerzhaft es war, einsehen zu müssen, dass die Beziehung zu einem anderen Menschen zu Ende war. Sie war für ein paar Monate mit Richard Cross, einem Geschäftspartner, zusammen gewesen, und sie war gerade zu der Überzeugung gekommen, dass sie sich näherkamen und immer besser verstanden, als Richard sie vor die Wahl stellte: entweder er oder das Baby.

Die Wahl war ihr nicht schwergefallen, auch wenn sie gemeint hatte, ihre Welt würde zusammenbrechen. Es tat ihr auch keineswegs leid, dass sie sich für das Baby entschieden hatte. Trotzdem schmerzte es noch.

Sie hatte nichts tun können, um Richard zu halten, selbst wenn sie es nach diesem grausamen Ultimatum gewollt hätte. Aber in Bezug auf Sam Winton konnte sie etwas tun. Sie hielt ihm seine kaltherzige Verweigerung, Verantwortung zu übernehmen, vor.

Dieser Gedanke machte ihren Kopf wieder klar. Sie hatte hier etwas zu erledigen, vor allem Mirandas Auftrag. Haley öffnete ihren Aktenkoffer und nahm einige Papiere heraus. “Wenn ich es recht bedenke, verzichte ich lieber auf den Kaffee und komme zum eigentlichen Anlass meines Besuches.”

Sam zuckte nur mit den Schultern. “Wie Sie meinen. Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, wenn ich mir eine Tasse genehmige. Ich arbeite jetzt seit fünf Uhr morgens, ich brauche einen Kaffee.”

Er ging in sein Büro, und Haley hörte das Zischen einer Espressomaschine. Nun, darben tut er hier sicherlich nicht, dachte sie böse. Abgesehen von dem Luxus einer Espressomaschine in seinem Arbeitszimmer deuteten auch die alten Kupferstiche an den Wänden und das ausgewählt elegante Mobiliar keineswegs darauf hin, dass es Sam Winton schlecht ging. In Haley begann es zu brodeln. Wieso erlaubte Sam Winton es sich, in Luxus zu schwelgen, während sein Sohn gerade das Nötigste hatte?

Als Sam mit der Tasse in der Hand zurückkam, der ein wunderbares Aroma entströmte, bereute Haley ihre Ablehnung. Außerdem – wenn sie sich weiterhin so feindselig benahm, würde Sam Winton wahrscheinlich bald argwöhnisch werden und sich nach dem wahren Grund ihres Besuches fragen.

Sie hatte gewusst, Sam Winton aufzusuchen würde kein Spaziergang werden, aber sie hatte nicht erwartet, dass es ein solcher Gang nach Canossa werden würde. Sie musste die Trauer um ihre Schwester zurückstellen, durfte nicht an das letzte Jahr denken, in dem sie ihre Schwester gepflegt hatte. Jetzt galt es, alles für das Baby zu tun. Joel war ihr so ans Herz gewachsen, als wäre er ihr eigenes Kind. Und daher rührte ja auch ihre Wut auf Sam Winton. Sie konnte ihm gegenüber also gar nicht objektiv und kühl bleiben – obwohl sie genau das Miranda schuldig war. Also war es besser, die Sache so schnell wie möglich hinter sich zu bringen, bevor sie etwas sagte oder tat, das sie bereuen würde.

“Wenn wir dann den Auftrag besprechen könnten …”

Er kam zur Couch hinüber und setzte sich neben sie, so nah, dass sich ihre Beine fast berührten. “Nicht, bevor Sie mir nicht erklären, warum Sie so wütend auf mich sind.”

Diese unnötige Körpernähe war der letzte Tropfen. Trotzdem war es nicht Ärger, den sie im Moment verspürte. Nein, es war ein ganz anderes Gefühl, und es gefiel ihr noch weniger. “Wie kommen Sie darauf, dass ich wütend bin?” Sie hatte keine Ahnung wie, aber es gelang ihr tatsächlich, ihre Stimme kühl zu halten.

“Der Instinkt eines Schriftstellers”, antwortete er lässig. “Am liebsten würden Sie mir etwas an den Kopf werfen, und ich wüsste gern, warum. Bestimmt nicht, weil ich Sie über die Sprechanlage angeknurrt habe. Ich war gerade mitten in einer Szene, und Miranda hat Sie bestimmt vorgewarnt, dass ich dann nicht unbedingt nett bin, wenn ich gestört werde.”

Sie nickte wahrheitsgemäß. “Ja, und sie hat mir auch gesagt, dass Sie einer ihrer liebsten Kunden sind.”

Er lächelte. Und etwas Dramatisches passierte. Haley hatte das Gefühl, als hätte jemand die Sonne per Knopfdruck im Zimmer eingeschaltet. Nur mit Mühe riss sie sich zusammen. “Es ist ein persönliches Problem”, wehrte sie ab.

Die meisten Männer hätten sich von dem Wort “persönlich” abschrecken lassen, nicht aber Sam Winton. “‚Persönlich wie ‘einen Mann betreffend‘?”

Sie hatte den neugierigen Schriftsteller in ihm geweckt. Ein kapitaler Fehler. Zukünftig musste sie vorsichtiger sein. “Ich denke nicht, dass …”

“Genau das sage ich ja”, unterbrach er sie. “Sie können nicht klar denken, solange Ihre Gedanken bei einer völlig anderen Sache sind. Erinnere ich Sie vielleicht an den Mann, um den es geht?”

Wenn er wüsste, was er da sagte! Sie achtete sorgfältig auf eine ausdruckslose Miene. “Vielleicht.” Ein klares Nein hätte er ihr nie geglaubt, dazu besaß er zu viel Intuition.

“Das könnte diese unwillkürliche Feindseligkeit erklären”, murmelte er, mehr zu sich selbst. Dann lächelte er sie wieder an. “Entschuldigen Sie, aber es ist ein Hobby von mir, Leute zu analysieren – wie übrigens bei den meisten Schriftstellern.”

“Aber Sie sind doch Kinderbuchautor.”

Er sah beleidigt drein. “Meine Leser erwarten trotzdem glaubhafte Charaktere und Handlungen. Der einzige Unterschied liegt in der bewussten Auswahl des Vokabulars für das entsprechende Altersniveau.” Er zuckte die Schultern. “Aber wissen Sie, ich bin daran gewöhnt, dass Literatur für Kinder mit einem abwertenden Lächeln betrachtet wird. Haben Sie Kinder, Haley?”

“Ich wüsste nicht, was …”

“… Was mich das anginge?”, beendete er ihren Satz freundlich. “Sie haben wahrscheinlich recht, aber wenn wir zusammen Fragen erörtern wollen, sollten wir uns doch ein wenig besser kennenlernen, nicht wahr?”

Himmel, dieser Mann war ja so einnehmend! Wirklich beeindruckend. Kein Wunder, dass Ellen sich mit ihm eingelassen hatte. Aber sie, Haley, würde diesen Fehler nicht machen. “Alles, was Sie von mir zu wissen brauchen, ist, dass Miranda mich zu Ihnen geschickt hat, um Sie hinsichtlich Ihrer Wünsche zu befragen.”

“Richtig”, stimmte er zu. “Also, haben Sie Kinder?”

Er war unmöglich! “Ja”, fauchte sie, nur um endlich zum Thema kommen zu können.

“Jungen oder Mädchen?”

Für wie alt hielt er sie eigentlich? “Ein Junge. Immerhin bin ich erst dreiundzwanzig. Joel ist sechs Monate alt, also wird er Sie kaum um ein signiertes Buch bitten können.”

Sam berührte ihre Ironie überhaupt nicht. “Ja, er ist noch ein bisschen jung dazu. Aber hoffentlich gibt es meine Bücher noch, wenn er alt genug ist.”

So kam sie nicht weiter. Sie ermahnte sich, an Miranda zu denken. “Ich bin sicher, Ihre Bücher werden noch auf dem Markt sein”, schmeichelte sie.

Aber er durchschaute ihre Taktik. “Dieser Mann, auf den Sie so wütend sind, ist das Joels Vater?”

Das konnte sie ohne zu zögern wahrheitsgemäß beantworten. “Ja.”

Sein Blick glitt zu ihrer rechten Hand. “Aber Sie sind nicht mit ihm verheiratet?”

Im Stillen verfluchte sie sich dafür, dass sie nicht daran gedacht und einen Ring übergestreift hatte. “Nicht, solange es sich irgendwie vermeiden lässt.”

Ihr Ausbruch überraschte ihn. “Interessant. Sie haben ein Kind, aber Sie wollen den Vater des Kindes nicht in Ihr Leben lassen.”

Es gefiel ihr nicht, dass das Gespräch von ihm in ganz andere Bahnen gelenkt wurde, als sie eigentlich geplant hatte. Ihre Absicht war es gewesen, so viel wie möglich über ihn herauszufinden, damit sie Joel Fragen nach seinem Vater beantworten konnte, wenn er alt genug war, sie zu stellen.

Außerdem störte es sie ungemein, dass ihr Körper einen eigenen Willen entwickelt zu haben schien. Sam saß ihr so nah, dass sein würziger, männlicher Duft ihre Sinne betörte. Es war ein frischer, herber Duft, lässig, selbstsicher, nicht so elegant und übertrieben gepflegt wie Richards. Der Vergleich hatte sich unwillkürlich aufgedrängt, und nur unwillig stellte sie die beiden Männer gegenüber. Von Sam Winton ging eine Ausstrahlung aus, so überwältigend, dass sie fast gefährlich, weil nicht einzuschätzen war. Richard hatte sie nie so aufgewühlt und durcheinandergebracht.

Ich habe ja auch nicht vor, mich mit Sam auf etwas einzulassen, ermahnte sie sich in Gedanken. Es ging hier weder um Richard noch um Sam, sondern einzig und allein um Joel. Also war es besser, in ihm “das Biest” zu sehen, und zwar eines, das sich nie in einen Prinzen zurückverwandeln würde.

“Nun, ich würde sagen”, drang seine Stimme in ihre Gedanken, “die Tatsache, dass Sie ein Kind haben, ist äußerst wichtig, wenn Sie auf das Haus aufpassen sollen, während ich auf Reisen bin.”

“Da handelt es sich wohl um ein Missverständnis”, erwiderte sie knapp. “Ich bin nur hier, um Ihre Vorstellungen in Erfahrung zu bringen. Ich werde den Job keineswegs selbst übernehmen.”

“Wieso nicht? Sie sind doch bei Miranda eingestellt, oder? Wo ist eigentlich die hübsche Rothaarige mit dem ansteckenden Lachen? Wie hieß sie noch – Donna?”

Es kümmerte sie nicht, dass er Mirandas rechte Hand Donna offensichtlich attraktiv fand – so sagte sie es sich zumindest. Trotzdem bereitete es ihr eine ungemeine Befriedigung, sagen zu können: “Ich arbeite nur als Urlaubsvertretung, bis Donna aus den Flitterwochen zurück ist. Einer von Mirandas Klienten hat sie wohl unwiderstehlich gefunden.”

Er war überrascht, das konnte sie an seiner Miene mit den hochgezogenen Augenbrauen erkennen. Geschieht ihm recht, sagte sie sich. Da hat er sich wohl was von Donna versprochen, und sie hat einem anderen den Vorzug gegeben. Jetzt konnte er mal von seiner eigenen bitteren Medizin schlucken.

Gleichzeitig aber gestand sie sich unangenehm berührt den Grund ein, woher diese bösartigen Gedanken kamen: Eifersucht. Wie würde es wohl sein, zum Objekt seiner Begierde zu werden?

“Aber sie kommt doch wieder zurück, oder?”

Gab dieser Mann denn nie auf? “Sie wird in ein paar Tagen zurück sein, mit ihrem frisch angetrauten Ehemann.” Sie betonte das Wort “Ehemann” besonders deutlich.

“Und was wird dann aus Ihnen?”

Hatte sie ihn vielleicht missverstanden? Sie hatte angenommen, dass sein Interesse Donna galt, aber … galt es etwa ihr? Sie brauchte und wollte sein Interesse nicht, allerdings fühlte sie sich mehr geschmeichelt, als angebracht war. “Sie wird ihre Stelle wieder übernehmen und ich meine.”

“Und die wäre?”

Sie wollte ihm nichts von sich erzählen, aber ihr schien gar keine andere Wahl zu bleiben. “Ich bin Computerconsultant und erstelle Systempläne für kleinere Firmen, mit denen sie Arbeitskraft und Computersysteme am effektivsten einsetzen können. Aber könnten wir jetzt bitte endlich …”

“Moment, lassen Sie mich nur eine Minute überlegen.” Er rieb sich nachdenklich das Kinn. Obwohl er sich heute Morgen rasiert haben musste, ließ sich schon wieder ein schwarzer Schatten auf dem Kinn erkennen, was ihm ein fast piratenhaftes Aussehen verlieh. “Also, wir haben da ein Organisationstalent mit Mirandas Empfehlung … Hm …”, murmelte er. Dann strahlte er sie an. “Sie sind genau die Person, die ich brauche. Wissen Sie, letzten Monat ist mein Assistent nach Simbabwe ausgewandert. Und da ich einen ziemlich engen Termin habe, hatte ich bisher noch keine Zeit, mich nach Ersatz umzusehen.”

Das erklärt zumindest das Chaos in seinem Arbeitszimmer, dachte sie. “So, wie ich Miranda verstanden habe, suchen Sie jemanden, der auf Ihr Haus achtgibt.”

“Ja, sicher, während ich mit meinem neuen Buch auf Tour gehe. Aber es wäre doch eine große Erleichterung für mich, zu wissen, dass diese Person sich auch um mein Büro kümmern könnte.”

Das ließ sich überhaupt nicht mit Mirandas Konzept vereinen. Hastig zog Haley einen Notizblock aus dem Aktenkoffer, auf dem sie sich alle Punkte aufgeschrieben hatte. “Diese Entscheidung liegt nicht bei mir”, setzte sie an, doch sie kam nicht weit.

“Nein, aber es liegt bei mir, zu entscheiden, wen ich für richtig halte, und wenn ich Miranda sage, dass Sie die Richtige dafür sind, wird sie sicher nichts dagegen haben. Schließlich weiß sie, dass ich gut zahle.” Er nannte eine Summe, die weit über Mirandas übliches Honorar hinausging. Selbst wenn man Mirandas Vermittlungsgebühr abrechnete, blieb immer noch ein Betrag, der viele von Haleys Problemen mit einem Schlag lösen könnte.

Das Hauptproblem würde es allerdings nicht lösen – nämlich die Tatsache, dass Sam Winton Joels Vater war. Trotzdem war das Angebot so verlockend, dass sie sich dabei ertappte, ernsthaft darüber nachzudenken. Außerdem würde ihr diese Arbeit mehr Einblicke in sein Leben geben können, als sie je erhofft hatte zu bekommen. Sicherlich wäre ihr ein regelmäßiger Kontakt zwischen Vater und Sohn lieber gewesen, aber der würde wohl nie zustande kommen, wenn Sam die Vaterschaft abstritt.

Haley kannte das Gefühl, wie es war, seinen Vater nicht richtig zu kennen. Heute noch war es ihr ein Rätsel, wie ihre Mutter, die zerstreuteste Person, die ihr je auf Erden begegnet war, es geschafft hatte, ihren Vater, einen geradlinigen, konservativen Geschichtsprofessor, dazu zu bringen, sie zu heiraten. Haley war sechs gewesen, als ihre Eltern sich getrennt hatten, und ihre Mutter hatte einen Insektenkundler geheiratet, der genauso exzentrisch war wie sie. Im Moment befanden sich die beiden auf irgendeiner Expedition im brasilianischen Dschungel, um Schmetterlinge zu fangen. Haley hatte sie zuletzt bei Ellens Beerdigung gesehen.

Ihre Mutter war geblieben, um Haley nach der Beerdigung zu helfen, aber innerhalb weniger Wochen hatte sie ein solches Chaos angerichtet, dass Haley zu der Überzeugung gekommen war, dass sie allein besser zurechtkam. Schließlich hatte sie ihre Mutter liebevoll dazu gedrängt, zu Greg in den Dschungel zurückzukehren, er brauche ihre Hilfe dringender als sie. Und sie hatte auch den Eindruck, dass ihre Mutter eigentlich erleichtert über diese Wendung gewesen war. Sie liebten einander, das stand außer Frage, aber die Art, wie sie ihr jeweiliges Leben führten, war einfach zu verschieden.

In der Art schlug sie nach ihrem Vater – geradlinig, organisiert, ordentlich. Allerdings war ihr Vater auch unfähig gewesen, Gefühle zu zeigen. Nachdem die Ehe ihrer Eltern geschieden worden war, hatte Haley als Teenager versucht, ihren Vater kennenzulernen, doch ihre Treffen waren immer recht steif und hölzern ausgefallen. Und als sie älter wurde, hatte Haley erkennen müssen, dass ihr Vater Königin Elizabeth von England besser kannte als seine eigene Tochter. Es schien, dass das Organisationstalent das Einzige war, das sie gemein hatten. Als er dann nach einem solchen Treffen zugegeben hatte, nichts vom Vatersein zu verstehen, und meinte, es sei besser, ohne ihn zurechtzukommen, hatte sie zwei Tage lang geheult wie ein kleines Kind. Dann hatte sie beschlossen, die Situation zu akzeptieren. Das Leben ging weiter. Trotzdem blieb die schwarze Wolke.

Und genau diese schwarze Wolke, die traurigen Erinnerungen, die Fragen, zu denen es nie eine Antwort geben würde, wollte sie Joel ersparen. Auch wenn das hieß, diese Stelle bei Sam anzunehmen.

Immerhin wusste sie genug über Sam Winton, dass er generell nicht leicht von seiner Meinung abzubringen war. Was bedeutete, dass er wahrscheinlich darauf pochen würde, Haley als Haus-Sitter einzustellen. Und schließlich konnte sie Miranda nicht im Stich lassen. Aber erst wollte sie absolut sicher sein, ob er nicht doch eine Alternative akzeptieren würde.

“Vielleicht sollten wir erst einmal die übliche Prozedur einhalten, damit wir Ihren Vorstellungen genau entsprechen können”, sagte sie also.

“Von mir aus”, brummte er. “Solange nach Durchgehen dieser Checkliste Ihr Name da unten auf dem Formular steht.”

Also las sie die Fragen vor, und er antwortete bereitwillig, während sie Kästchen abhakte und Kommentare auf Linien setzte. Als sie alle Fragen durchgegangen waren und sie den Fragebogen wieder zusammenfaltete, grinste er sie zufrieden an, und sie hatte das Gefühl, wie Butter in der Sonne zu zerlaufen. Sie musste sich daran erinnern, dass er “das Biest” war, sonst lief sie Gefahr, von seinem Charme und seiner Ausstrahlung wie von einer Flutwelle hinweggeschwemmt zu werden.

“Ich hatte recht, stimmt’s?”

Sie wusste nicht, was er meinte. “Womit?”

“Nach all dem Abhaken und Ausfüllen kommt am Ende heraus, dass Sie die perfekte Person für diesen Job sind, nicht wahr?”

“Woher wollen Sie das wissen? Sie kennen mich doch überhaupt nicht.” Und er würde sie auch nicht kennenlernen, wenn sie es irgendwie verhindern konnte. Sollte er sie mit Ellen in Verbindung bringen, würde er sie – und auch Joel – ebenso grausam behandeln wie ihre Schwester.

“Ich brauche Sie auch nicht zu kennen. Sie ziehen ein, wenn ich auf meine Tour gehe. Es wird gerade genug Zeit bleiben, um Ihnen die notwendigen Instruktionen zu geben, und dann haben Sie dieses Haus für sich allein.”

Sie hätte schwören mögen, dass da so etwas wie Enttäuschung in seiner Stimme mitschwang, aber dann sagte sie sich, dass ihre Nerven einfach nur überspannt waren. Die Situation war ja auch seltsam genug. “Ich hoffe nur, es macht Ihnen nichts aus, dass für die Zeit ein Baby mit hier im Haus leben wird.”

Sein Gesicht verdüsterte sich leicht. “Meine Schwester Jessie hat zwei kleine Kinder, das Haus ist also für Kleinkinder ausgestattet. Außerdem ist es kaum anzunehmen, dass ich bei meinem Beruf Kinder als Problem ansehe.”

Nur Joel ist ein Problem, dachte Haley gallig. “Ich könnte immer noch ablehnen, diese Stellung zu übernehmen.”

“Aber das werden Sie nicht.”

Sie hielt seinem durchdringenden Blick stand. “Was macht Sie da so sicher?”

“Weil Sie es Miranda nicht mit einem ihrer besten Kunden verscherzen wollen.”

Mit sinkendem Mut musste Haley sich eingestehen, dass er gewonnen hatte.

2. KAPITEL

Als Haley durch das große Tor zu Sams Villa fuhr, hatte sie das völlig unsinnige Gefühl, nach Hause zu kommen. Es konnte nur daran liegen, dass dies ihr zweiter Besuch war, und vor allem deshalb, weil Joel mit ihr im Wagen saß. Der Kofferraum war vollgepackt mit Koffern, Kinderwagen und mit allem Nötigen für das Baby.

Als sie beim Haus ankam, trat Sam gerade aus der Tür, Dougal an seiner Seite. Anstatt zu bellen, wedelte der große Hund diesmal unbändig mit dem Schwanz.

“Guten Morgen”, grüßte sie, als sie aus dem Wagen stieg, und ärgerte sich gleichzeitig maßlos über ihren Magen, der bei Sams Anblick Kapriolen schlug. Der Mann in der dunkelblauen Hose und dem hellen Sommerpullover, der da auf der Treppe stand, war genau der Typ Mann, der Haley gefiel – wenn sie denn dumm genug war, das zuzulassen.

Allerdings sah er so gereizt aus, wie sie sich fühlte. Vielleicht mag er ja keine Babys, dachte sie, während sie Joel aus dem Kindersitz hob. Aber das hätte er sich eben früher überlegen müssen, bevor er Ellen zur Mutter gemacht hatte.

“Sie kommen zu spät”, stellte er verärgert fest.

Haley sah mit gerunzelter Stirn zu ihm hin. Sein Ton verletzte sie. Sie fühlte sich schon so unprofessionell genug, zu einem Auftrag mit Kind und Kegel zu kommen. Sie war zu spät, weil Joel ihr beim Frühstück das Früchtemus auf ihre beste Bluse gespuckt hatte und sie sich hatte umziehen müssen. Aber das hatte sie nicht vor zu erwähnen. “Miranda sagte mir, dass Sie erst nachmittags abreisen. Es bleibt also genügend Zeit, um mir das Haus zu zeigen und mir alles zu erklären. Wenn Sie mir mein Zimmer zeigen wollen, kann ich Joel zu seinem Vormittagsschläfchen hinlegen, und dann können Sie mir die nötigen Anweisungen geben.”

Mit federnden Schritten kam er die Treppe herunter und starrte auf den voll beladenen Kofferraum. “All das Gepäck für nur zwei Wochen? Du lieber Himmel, was brauchen Sie denn, wenn Sie vier Wochen unterwegs sind?”

“Wenn man mit einem Kind reist, braucht man eben so viel.”

Das Lächeln auf seinem Gesicht verschwand in Sekundenbruchteilen. “Ja, dieses Wissen fehlt mir.” Er griff sich zwei der schwersten Koffer und ging mit energischen Schritten ins Haus voran.

Verblüfft über seine Reaktion, starrte Haley ihm nach. Was hatte sie denn Falsches gesagt? Verärgert, weil sie mit einem Kleinkind ankam, konnte er nicht sein, schließlich war das von Anfang an klar gewesen.

Allerdings schien es, als wolle er nichts mit Joel zu tun haben, ja, noch nicht einmal seine Anwesenheit anerkennen. “Er ist ein menschliches Wesen, wissen Sie?”, rief sie Sam wütend nach.

Mitten in der Bewegung hielt Sam inne und wandte ihr den Kopf zu. “Wie bitte?”

Bei seiner Miene wäre jedem mulmig geworden, aber jetzt war es zu spät, einen Rückzieher zu machen. “Sam, das ist Joel. Joel, das ist Sam. Sagen Sie Joel Guten Tag, Sam.”

Er sah aus, als würde er lieber nackt durch die Hölle gehen – ein Bild, das Haley ziemlich durcheinanderbrachte: Sam nackt … Aber das war ein Gebiet, auf das sie nicht zu gehen plante.

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