Jungschar XXL - Beate Hofmann - E-Book

Jungschar XXL E-Book

Beate Hofmann

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Beschreibung

Jungschar XXL ist ein zeitgemäßes Modell christlicher Arbeit mit Kindern, das sich an den veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen orientiert. Altersgemäße Kleingruppenarbeit wird mit einem attraktiven Rahmenprogramm für die Großgruppe verknüpft. Die Autoren beschreiben ihre Erfahrungen mit dieser neuen Konzeption und stellen sie in 12 Praxisentwürfen vor. Jungschar ist eine Mischung aus Singen, Erzählen, Spielen und Andacht. Diese 12 Entwürfe für variable Kleingruppen und flexible Zeitrahmen bieten Kindern Erlebnisräume. Biblische Geschichten - frech erzählt aus dem Rabenschnabel - werden in kurzen Spielszenen originell umgesetzt und mit kreativen Vertiefungsangeboten, Spielen und Liedern kombiniert. Jeder Entwurf umfasst die Vorbereitung für das Mitarbeiterteam, Plenum und Anspiel, Programmideen für die Kleingruppe mit kreativen Spielentwürfen, Schlussplenum, Lied und Materialhinweisen. Praktisches Know-how, fundiertes Wissen und wertvolle Impulse für die Arbeit mit Kindern.

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IMPRESSUM

© 1. Auflage 2010

buch+musik ejw-service gmbh, Stuttgart

All rights reserved.

ISBN Buch 978-3-86687-038-3

ISBN E-Book 978-3-86687-124-3

Gestaltung: buch+musik, Fred Peper

Illustrationen: Jörg Peter, Wetter, www.comiczeichner.de

Inhalt

A GRUNDLAGEN

1. Kinder stark machen – einleitende Gedanken

2. Jungschar – was ist das?

3. Jungschar – wohin?

3.1. Kleine Gruppen – wenig Kinder

3.2. Angebotsvielfalt und Zeitmangel

3.3. Schule verändert sich

4. Jungschar XXL als erweitertes Praxismodell

4.1. Jungschar XXL – was ist gemeint?

4.2. Ablaufplan exemplarisch

4.3. Teamwork beim XXL-Modell

5. Rudi Rabowski – biblische Geschichten aus dem Schnabel eines Raben

5.1. Rudi Rabowski stellt sich vor

5.2. Rudi Rabowski im Plenum – eine methodische Einführung

6. Rudi und das Bibeltheater – so wird es spannender

6.1. Methodisches zum Spiel

6.2. Probe mit Spaß und wenig Zeitaufwand

6.3. „Goldene Regeln“ beim Theater für Kinder

7. Kleingruppen – biblische Geschichten mit Kindern entdecken

7.1. Raumgestaltung

7.2. Mitarbeitende

7.3. Impuls / Türöffner

7.4. Anschaulichkeit

7.5. Gesprächsführung

7.6. Ende gut – alles gut

B PRAXISENTWÜRFE

Aufbau der Praxisentwürfe

1. Rudi und der dankbare Samariter – Thema Dankbarkeit

(Lukas 17, 11–19; Die Heilung der 10 Aussätzigen)

2. Rudi und der ungewöhnliche Gesang – Thema Gebet in der Not

(Apostelgeschichte 16, 22; Paulus und Silas im Gefängnis in Philippi)

3. Rudi in Betanien – Thema Tod und Leben

(Johannes 11, 1–44; Die Auferweckung des Lazarus)

4. Rudi regt sich auf – Thema Lebensfreude und miteinander teilen

(Matthäus 19, 16–26; Jesus und der reiche Jüngling)

5. Rudi und der große Auftrag – Thema Mut haben

(Josua 1 und 3; Josua führt das Volk Israel über den Jordan)

6. Rudi und der neugierige Ausländer – Thema Taufe

(Apostelgeschichte 8, 26–39; Der Kämmerer aus dem Morgenland)

7. Rudi und der Kranke am Teich Betesda – Thema schwach sein

(Johannes 5, 1–18; Heilung des Kranken am Teich Betesda)

8. Rudi und das dicke Versprechen – Thema wenn man sich überschätzt

(Johannes 21, 1–17; Petrus verleugnet Jesus)

9. Rudi und der stumme Mann – Thema Wünsche: Gott kennt deine Träume

(Lukas 1, 10–25; Zacharias im Tempel)

10. Rudi und der Kleine – Thema klein und wichtig: Gott wählt dich!

(1. Samuel 16, 1–13; Die Berufung des David durch Samuel)

11. Rudi und die Sterndeuter – Thema Weihnachten: Sternstunde!

(Matthäus 2, 1–12; Die Sterndeuter auf dem Weg zur Krippe)

12. Rudi und der Lichtblick – Thema Weihnachten: Fürchtet euch nicht!

(Lukas 2, 8–20; Engel erscheinen den Hirten auf dem Feld)

C ANHANG

Die Autoren

A

GRUNDLAGEN

Einige Basisinfos

1.

Kinder stark machen – einleitende Gedanken

„Oh Gott, es ist eine traurige Zeit. Mein Vater will für eine Weile wegziehen, denn er hat sich mit meiner Mutter gestritten. Hilf mir, das durchzustehen.“

Ein neunjähriges Mädchen schrieb dieses Gebet anonym für unsere Gebetskiste in der Jungschar. Es hat mich stark bewegt. Traurige Zeiten gibt es in vielfältiger Weise und fast jedes Kind kennt Zeiten der Traurigkeit und Einsamkeit. Trennung der Eltern, Krankheit, Beziehungsabbrüche durch Wohnortwechsel, Ärger in der Schule, Ausgrenzung unter Gleichaltrigen – es gibt viele belastende Situationen für Kinder. Eltern, Familie, Lehrer und auch die Gesellschaft wünschen sich starke Kinder. Wir wollen Persönlichkeiten, die durch Zeiten der Trauer gestärkt hindurch kommen, die dem Leben mit Neugier, Freude und Zuversicht begegnen. Doch das geht nicht indem man Kindern Hindernisse aus dem Weg räumt.

Was macht Kinder stark?

Wir können sie nicht nur schützen, sondern wir möchten sie stützen und begleiten. Es ist gut, wenn sie in – oder außerhalb – der Familie Menschen haben, denen sie vertrauen. Die Trauer aushalten, mittragen oder Rat geben, wenn sie danach gefragt werden. Kinder brauchen Orte, an denen sie angenommen und willkommen sind. Tiefe Stärkung erfahren Kinder (wie auch Erwachsene) aus dem Vertrauen in Gottes liebevolle Nähe. Wir sind davon überzeugt, dass eine tragfähige Gemeinschaft und eine positive Glaubensentwicklung Kinder stark machen. Deshalb brauchen wir immer wieder attraktive Angebote, in denen Kinder Gemeinschaft erleben, biblische Geschichten auf kindgemäße Art vermittelt bekommen und ihren Glauben entwickeln können.

Jungschar XXL ist ein zeitgemäßes Modell christlicher Arbeit mit Kindern, das sich an den veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen orientiert.

In sieben Punkten wird dieses Modell für die Arbeit mit 6- bis 13-jährigen Kindern vorgestellt. Sieben als symbolische Zahl ist nicht zufällig gewählt. Hier soll ein Schöpfungsprozess deutlich werden. Wir freuen uns, wenn dieses Buch zur Reflexion bestehender und zur Schaffung neuer Angebote für Kinder innerhalb der Kirche anregt.

Wichtig erscheint uns im Autorenteam, dass sich Menschen für Kinder engagieren, Zeit, Ideen und viel Liebe investieren. Mit diesem Praxisbuch wollen wir diese Menschen unterstützen. Gemeinsam wollen wir Kinder stark für das Leben machen, indem sie sich von Gott geborgen, getragen und beflügelt wissen.

Ein Gedicht von Nora

(7 Jahre alt)

Stark geliebt.

Wer hat mich eigentlich lieb?

Ja, so fragen viele Kinder,

denn sie wissen nicht,

wer ihr richtiger Vater ist.

Sie fürchten sich in der Dunkelheit.

Doch ich glaube an dich

und gehe durch die dunklen Gassen

und fürchte mich nicht.

2.

Jungschar – was ist das?

Seit zwei Jahren bin ich wieder live dabei. Ich halte Jungschar, wöchentlich, zusammen mit vier jugendlichen Mitarbeiterinnen. Jeden Mittwoch kommen fünfundzwanzig Mädchen im Grundschulalter ins Gemeindehaus. Da gibt es schon mal Platzprobleme – aber das ist ein angenehmes und leicht lösbares Problem. Was lockt die Mädchen trotz vollem Terminkalender und zahlreichen anderen Angeboten in diese Gruppe?

Wir haben Gemeinschaft, singen witzige oder tiefsinnige Lieder und haben jede Menge Spaß. Das Zentrale jedoch ist unser Erzählkreis mit anschließendem Gebetskreis. Hier bekommt jedes Kind Achtung, Wertschätzung und den Freiraum, etwas Persönliches einzubringen. Andere hören zu, sind fasziniert von den Erfahrungen, trauern mit um ein verstorbenes Haustier, freuen sich über Geburtstage oder gelungene Noten und wissen diese Lebenserfahrungen letztlich geborgen im Gebet vor Gott. Gebetskärtchen mit selbst formulierten Texten der Kinder werden begeistert gezogen. Fünf Kinder dürfen stellvertretend lesen und eine von uns Mitarbeiterinnen bindet das Erzählte in einem frei formulierten Gebet zusammen. Wir sind gemeinsam auf dem Weg des Glaubens unterwegs. Biblische Geschichten spielen wir den Kindern in kurzen Anspielen vor. Danach ist Raum für kreative Vertiefung oder auch ein spannendes Geländespiel.

Damit sind wir sehr nah dran an den Wurzeln der Jungschararbeit. Ein Kanon aus Singen, Erzählen, Spielen und Andacht soll den Kindern die schönste Stunde der Woche bescheren.

Der Name Jungschar entstand in der Zeit des ersten Weltkrieges. Anlässlich des Geburtstages des württembergischen Königs gab es eine Parade, bei der die Knabenabteilungen des Stuttgarter CVJM mitliefen und als „Jungschar-Regiment“ vorgestellt wurden. Der Name blieb, die Bedeutung hat sich inzwischen vielfach erweitert.

Es gibt Minijungscharen für die Altersgruppe 6 bis 7 Jahre, traditionelle Gruppen für das Alter 8 bis 13, koedukative und geschlechtshomogene Gruppen. Die Anzahl der teilnehmenden Kinder schwankt zwischen 5 und 15. Nur wenige Gruppen haben mehr Mitglieder. Abhängig ist die Form und Gruppengröße von vielen Faktoren (Mitarbeiterteam, Kontinuität, Programm, örtliche Tradition etc.).

„Mein Kind kommt ja gerne in die Mädchengruppe, aber was ist das eigentlich, eine Jungschar?“, so fragte mich neulich eine Mutter. Offensichtlich ist sie nicht die einzige, die diesen Begriff nicht kennt. Wer nicht aus der traditionellen kirchlichen Arbeit oder aus einem CVJM kommt, für den deutet der Begriff eher auf eine Jungengruppe als auf ein spezielles Angebot für Kinder hin.

Im 2007 vom Comenius-Institut herausgegebenen „Handbuch – Arbeit mit Kindern – evangelische Perspektiven“, immerhin ein Buch mit 583 Seiten, findet sich kein Verweis auf die Jungschararbeit. Da gibt es unter der Rubrik „Evangelische Arbeit mit Kindern“ alles von A bis Z, aber keine Jungschar. Sehr merkwürdig, wenn man die gleichzeitig erschienene Statistik des ejw „Jugendarbeit in Zahlen“ dazu heranzieht. Hier wird die Jungschararbeit zahlenmäßig mit insgesamt 3.300 Gruppen als häufigster Gruppentyp evangelischer Kinder- und Jugendarbeit ausgewiesen. Circa ein Drittel der Gruppen ist koedukativ, ein Drittel nur für Mädchen und ein Drittel nur für Jungen. 86 % aller evangelischen Kirchengemeinden haben mindestens eine Jungschar. Das umfasst allein in Württemberg 42.675 Kinder im Alter von 6 bis 13 Jahren.

Mehr als 10.000 meist junge Menschen engagieren sich wöchentlich für diese Kinder als Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Ich finde, Jungschararbeit verdient jede Menge Beachtung!

Folgende Punkte sind Kernaussagen, die wir in der Jungschar für Kinder mit Leben füllen wollen:

Werteerziehung und Herzensbildung

Jungschar will Kinder stark machen. Die Kinder erfahren Begleitung im Leben und auf ihrem Glaubensweg. Jungschar ist Werteerziehung und Herzensbildung für Kinder gleichermaßen.

Glaube wird vorgelebt und erlebt

Glaube wächst in dem Maße, in dem Kinder positive Lebensbilder und persönlich praktizierten Glauben erfahren. Jungschar ist ein Ort, an dem Kinder biblischen Geschichten auf der Spur sind und handlungsorientiert erfahren, was es bedeutet, von Gottes Liebe getragen zu sein. Wir können voneinander lernen, denn Kinder haben oft einen sehr ursprünglichen und klaren Blick für das, was zählt.

Lebenskraft entwickeln

Soziale Nähe, tragfähige Beziehung, Zuwendung und Echtheit – das sind Wurzeln, aus denen Grundvertrauen und Lebensmut erwachsen. Nicht immer erfahren das Kinder in ihren Familien. Wie gut, wenn die Gruppe hier ausgleichen und Halt bieten kann.

Kostet nichts und ist dennoch gut!

Das Thema „Kinderarmut“ macht die Runde durch die Medien. Jungschar ist ein ganz praktischer Baustein dagegen. Dieses kostenlose Angebot von CVJM und Kirchengemeinden ist offen für alle Kinder. Schade, wenn dies nicht bekannt wird.

Doch Jungschargruppen brauchen Investition. Räume und Materialien, vor allem aber Menschen, die Zeit investieren. Mitarbeitende zu finden, die wöchentlich verbindlich dabei sind, ist schwierig. Gerade eine Kombination aus verlässlichen, älteren Mitarbeitern und jungen, engagierten Menschen ist für die Kinder genial. Je mehr Mitarbeiter sich zusammentun, desto leichter wird die Vorbereitung für den Einzelnen und desto mehr Spaß macht das Ganze.

Kirche als Erlebnisraum für Kinder

Jungscharen fristen oft ein Nischendasein in alten Gemeindehauskellern, argwöhnisch beäugt, ob die Kinder nicht wieder zu viel Dreck machen. So kann das nicht funktionieren, wenn wir uns eine wachsende Kirche wünschen. Wir brauchen eine Lobby für Kinder. Menschen, die ein Ja zu aller Lebendigkeit, Mühe und Innovationsfreude von Kindern haben. Wie schön, wenn Jungschargruppen erleben, dass der Kirchenraum vom Glauben erzählt. Eine Kirchenübernachtung oder eine erlebnisreiche ChurchNight für Kinder kann ganze Familien aktivieren. Wer Gemeinde bauen will, muss bei den Kindern beginnen. Jungschar hat nicht ausgedient, aber diese Gruppenarbeit mit Kindern muss sich verändern, nach den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen fragen und nach vorne denken.

Stark für Kinder?

Ja, wir können viel bewegen. Mit neuen Jungschar-Modellen angesichts einer sich wandelnden Schullandschaft. Mit Schulungen für Erwachsene, die sich wieder in der Arbeit mit Kindern engagieren möchten, mit Wertschätzung für ehrenamtliches Engagement und mit einem offenen Herzen für Kinder.

3.

Jungschar – wohin?

Die aktuelle Situation der Arbeit mit Kindern ist sehr unterschiedlich. Einige Gemeinden werden mit ihren Angeboten fast überlaufen (Abenteuerland-Modelle, Kinderbibelwochen und -tage, Singkids-Angebote). Andere profitieren von gewachsenen Ortsstrukturen und dem örtlichen „Monopol“ in der Angebotspalette für Kinder. Vor allem aber im städtischen Raum geht die Gruppenarbeit mit Kindern ebenso wie der Kindergottesdienst oft stark zurück. Hier einige Beobachtungen, die zwar erklären, aber noch keine neue Zielrichtung liefern können.

3.1. Kleine Gruppen – wenig Kinder

Kleine und kleinste Gruppen machen viele Programmangebote unattraktiv. Kinderangebote leben von der Vielfalt und Dynamik einer Gruppe. Aber auch in der Kirche und deren Angeboten wird der demografische Wandel unserer Gesellschaft spürbar.

Die Kinderzahlen gehen stetig zurück. Somit wird die Zielgruppe von vielen Gruppierungen unserer Gesellschaft stark umworben. Dies wird deutlich, wenn man die Angebote von Musikvereinen, Sportvereinen, etc. analysiert. Kinder werden zum kostbaren „Nachwuchsgut“.

3.2. Angebotsvielfalt und Zeitmangel

Das zunehmende Angebot wird äußerst attraktiv an die Zielgruppe gebracht. Banken laden die Jüngsten zu Festen, Ausfahrten in Freizeitparks, etc. ein. Krankenkassen bieten attraktive Veranstaltungen. Sportvereine und Jugendfeuerwehr locken mit interessanten Programmen. Wenn dann noch Englisch für die Kleinen, „fit für die Schule-Kurse“ oder das Programm der Musikschulen hinzukommt, kann man sich die Qual der Wahl für manche Familien vorstellen.

Eltern sind vielfach besorgt um die Zukunft ihrer Kinder. Der berufliche Werdegang beginnt gedanklich im Kindergarten. Das Kind soll wettbewerbsfähig sein in einer kälter und härter werdenden Gesellschaft.

Da muss der Nutzen von kirchlichen Angeboten sehr deutlich formuliert werden – allein aus Tradition wird bald niemand mehr sein Kind zu solchen Angeboten schicken. Zeit wird nicht nur bei Erwachsenen zum kostbaren Gut. Auch jüngere Kinder verfügen nur noch selten über unverplante Zeiten. Wir alle stehen unter dem Stress uns zwischen vielen unterschiedlichen Optionen entscheiden zu müssen. Wie kann Jungschar deutlich machen, dass gerade die unverzweckte Zeit des Gemeinschaftserlebens, das Entdecken biblischer Geschichten und die Entwicklung eines eigenen Glaubens wichtig sind?

3.3. Schule verändert sich

Ganz wesentlichen Einfluss auf die Jungschararbeit haben die Veränderungen im gesamten Schulbereich. Sie betreffen teilnehmende Kinder wie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gleichermaßen.

Die Ganztagesschule kommt mittlerweile auch für den Grundschulbereich. Zumindest die verlässliche Grundschule mit einer enormen Palette an zusätzlichen Arbeitsgemeinschaften (AGs) und nachmittäglichen Angeboten ist an vielen Orten Realität. Die Kinder haben einen randvollen Wochenplan. So ist es nicht verwunderlich, wenn unspezifische Angebote von den Eltern nicht unterstützt werden.

Hinzu kommt das achtjährige Gymnasium, welches eine Komprimierung des Lernens und eine zeitliche Ausweitung der schulischen Anwesenheit für die Schüler mit sich bringt. Jugendliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben immer weniger Freiraum für ein ehrenamtliches Engagement. Eine wöchentliche Jungschar zu halten erfordert nicht nur die Zeit zur Durchführung, sondern auch Vorbereitung, Gespräche mit Eltern und oftmals die Beteiligung an zusätzlichen Aktionen wie Jungschartage oder Freizeiten.

Dies führt zu einem akuten Mitarbeitermangel in vielen Gemeinden. Außerdem ist die Verweildauer in der Jugendarbeit ebenfalls kürzer geworden. Nach ihrem Schulabschluss verlassen viele Jugendliche den Ort, um eine Ausbildung oder ein Studium zu beginnen. Wenn der Einstieg in die verantwortliche Mitarbeit nach der Konfirmation und einem oder zwei Jugendleiterschulungen beginnt, so bleiben oft nur zwei bis drei Jahre für ein konkretes Engagement in einer Gruppe. In ländlichen Gegenden kommen lange Anfahrtswege hinzu, die das Zeitbudget für ein außerschulisches Engagement begrenzen.

Jugendliche, die selbst keine attraktive Jungschar- oder Kindergruppe erlebt haben, finden schwerer einen Zugang zu diesem Konzept.

In vielen Gemeinden wird die Frage laut, ob eine Kooperation mit Grundschulen nicht sinnvoll ist. Zu beobachten sind Jungschargruppen in der Mittagspause, Jungscharen als AG oder Jungscharen in Kooperation mit der Schule, aber im Gemeindehaus. Sinnvoll ist so eine Kooperation zwischen Schule und Jungschar für die Öffentlichkeitswirkung, für Finanzen und Werbung. Grenzen hat das Modell in Bezug auf die Verfügbarkeit von verbindlichen Mitarbeitern / Hauptamtlichen. Dagegen spricht vielfach die Frage nach dem Profil christlicher Kindergruppen und dem schulfreien, unverzweckten Raum für Kinder. Hier kann keine pauschale Empfehlung gegeben werden, sondern die örtlichen Gegebenheiten sind entscheidend.

4.

Jungschar XXL als erweitertes Praxismodell

Es gibt mittlerweile vielfältige, neue Angebote für Kinder. Weshalb also Jungschar XXL und was ist damit gemeint?

Kinder mögen Action, Spannung, Großgruppe, Spaß und lautstarke Lieder. Allerdings kennen viele Kinder nicht mehr das tiefe, innere Bedürfnis nach Gemeinschaft, Verlässlichkeit, Stille, Anteilnahme, persönlichen Erfahrungen. Dieses wird überdeckt oder überlagert. Erst eine behutsame, stetige positive Annäherung weckt den Wunsch nach mehr in den Kindern. Bei Jungschar XXL bietet sich Raum für alle diese Bedürfnisse und methodische Variationen.

Jungschar XXL ist altersgemäße Kleingruppenarbeit mit einem attraktiven Rahmenprogramm für die Großgruppe.

Hier liegt der Schatz der Gruppenarbeit im Gegenüber zur reinen Projektarbeit und zu tollen Aktionen begründet. Unser Anliegen ist es, mit diesem Buch Jungschar zu stärken, ohne in Traditionen zu verweilen.

4.1. Jungschar XXL – was ist gemeint?

Jungschar XXL greift die unglaublichen Vorzüge einer persönlichen und nahen Arbeit mit Kindern auf. Gleichzeitig will dieses Konzept auch Wege zu einem attraktiven Angebot mit umsetzbarem Mitarbeiterschlüssel aufzeigen.

Jungschar XXL bedeutet die Zusammenlegung verschiedener Altersgruppen, möglicherweise bestehender Jungschargruppen, auf einen gemeinsamen Zeitpunkt. Ausgehend von den Erfahrungen der Kinderbibelwoche wissen wir, dass Kinder im Grundschulalter bis zum frühen Sekundarstufenbereich (also von ca. 6 bis 12 Jahren) gemeinsam in einem Plenum Lieder, Aktion und ein ansprechendes Bibeltheater erleben können. Die teils negativen Erfahrungen von kleinsten Teilnehmerzahlen in der Jungschar werden durch das gemeinsame Plenum verändert. Dennoch bleibt eine altersgemäße Kleingruppe bestehen, die wiederum eine wirkliche Beziehungsarbeit ermöglicht.

Jungschar XXL hat einen Zeitrahmen, der den veränderten schulischen Bedingungen von Kindern wie Mitarbeitern entgegenkommt. Dafür bietet sich entweder der Freitagnachmittag oder der Samstagvormittag bzw. -nachmittag an.

Jungschar XXL dauert ca. 2 bis 2,5 Stunden und wird je nach Ort als wöchentliches Angebot die bisher einzeln stattfindenden Angebote ablösen. Es kann aber auch in anderen Intervallen durchgeführt werden. Denkbar sind monatliche Angebote oder vierteljährliche Angebote. Wichtig ist, dass sich das Konzept klar wiederholt und Kinder wie Mitarbeitende Sicherheit über den Ablauf haben.

Jungschar XXL hat einen großen Mitarbeiterpool und eignet sich daher sehr gut zur Schulung und Begleitung von Mitarbeitenden.

Die Mitarbeit erfolgt gabenorientiert. Die „Last“ der Verantwortung für die wöchentliche Gesamtvorbereitung und vor allem für ein biblisch fundiertes, altersgemäßes und attraktives Programm wird den jugendlichen Mitarbeitenden abgenommen. Aufgaben werden je nach Können neu verteilt und damit zu überschaubaren Einheiten. Parallel können junge Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als Trainees geschult und an ihre Aufgaben behutsam herangeführt werden. Ältere und jüngere Mitarbeitende werden gleichermaßen gebraucht. Ihre Stärken führen dann zum jeweiligen Arbeitsfeld.

Hier möchte ich aus dem Buch „Kinderbibeltage light – 7 erfolgreiche Modelle“, S. 6 zitieren: „Jugendliche sind für Kinder die lustigen und unkomplizierten Begleiter. Der Schwung von Konfirmanden sollte nicht unterschätzt werden. Es wäre schade, wenn diese nur zu „Hilfsmitarbeitern“ degradiert werden. Andererseits halte ich nichts von Zwangseinsätzen im Rahmen des Konfirmandenunterrichtes. Dies ist für die Arbeit mit Kindern die denkbar schlechteste Voraussetzung und kostet ältere Mitarbeiter meist mehr Nerven als die Zielgruppe selbst. Also bitte achtet auf freiwillige, gerne auch begrenzte Mitarbeit. Ältere Mitarbeiter und natürlich Mütter und Väter, die ihre Kinder in der Zielgruppe haben, sind ganz wichtig. Sie sind meist die Stütze im organisatorischen Bereich und achten auf die Details im Hintergrund. Außerdem haben sie ein Verantwortungsgefühl für das gesamte Projekt. Das kann besonders hilfreich sein, wenn es um Auf- und Abbau, Ansprache weiterer Mitarbeiter, Verknüpfung zur Kirchengemeinde etc. geht.

Achtet auf Männer und Jungs im Team! Dies ist in der Arbeit mit Kindern ein nicht zu unterschätzender Faktor. Meistens sind die Kinder von daheim, aus Kindergarten und Grundschule überwiegend die Betreuung durch Frauen gewöhnt. Dies führt zu einer ungebremsten Beliebtheit von Jugendlichen und Männern und steigert die Attraktivität des Mitarbeiterteams ungeheuer. Wo es nur sehr wenig Bereitschaft zur Mitarbeit gibt, sollten die Aufgaben ganz klar formuliert werden. Für konkrete Anfragen bekommt man viel schneller ein Ja. Es gibt Leute, die sich gerne nur um die Technik kümmern, Plakate gestalten oder zu Hause Kuchen backen. Andere warten nur darauf, angesprochen zu werden und kommen nie von allein. Sucht euch Verbündete unter den Hauptamtlichen. Welcher Pfarrer, Diakon oder Jugendreferent/in ist zu einer Mitarbeit bereit, ohne dass sie gleich die ganze Sache organisieren müssen.

Für jeden Mitarbeitenden gilt: „Wer immer zuständig ist, ist ständig zu!“ (K. Nagel).

In der Werbebranche gibt es Talentscouts. Für die Mitarbeit in unserem KiBiTag-Projekt geht es ebenfalls darum, Talente aufzustöbern. Das beginnt damit, Menschen wahrzunehmen und endet bei einer ganz zielorientierten Anfrage. So etwas geht nicht plötzlich. Es braucht Zeit, mal eine Cola oder einen Cappuccino zusammen zu trinken und Menschen, die mit ihrem Gebet solche Anfragen mittragen.“

Dem ist nichts Aktuelleres hinzuzufügen!

4.2. Ablaufplan exemplarisch

Seit 2003 wurde das XXL-Modell für die Jungschararbeit in Stuttgart (Distrikt Sillenbuch) durchgeführt. Hintergrund war die schwierige Situation der einzelnen Jungschargruppen und der Wunsch, eine Veranstaltung für Kinder zu entwickeln, die der Zielgruppe und den jugendlichen Mitarbeitern Spaß macht. Außerdem wollten wir den in Punkt 3 beschriebenen gesellschaftlichen Veränderungen aktiv gegenübertreten und die Angebote mehrerer Kirchengemeinden im städtischen Raum bündeln.

Im Redaktionskreis der Zeitschrift „Jungscharleiter“ begegneten die Autoren einander und damit auch Rudi Rabowski dem Konzept von Jungschar XXL. Es entstand die Idee, mit diesen Geschichten als Inhalt eine besondere Form der Groß-Jungschar durchzuführen.

Mitarbeiter wurden über die bestehenden Jungschargruppen, die Kinderkirche, das örtliche Waldheim (Stadtranderholung) und durch konkrete Ansprache gefunden. Ein Klein-team bereitete die jeweilige Rudi-Geschichte inhaltlich vor.

• Eine Woche vor dem Jungschar XXL-Termin

Das Mitarbeitertreffen fand jeweils eine Woche vor dem eigentlichen Termin statt. Dort wurde gemeinsam der Bibeltext im Original sowie die Rudi-Geschichte gelesen. Der anschließende Gedankenaustausch erinnert an die Idee eines Jugendhauskreises. Hier liegt auf jeden Fall Potenzial und Gewinn für die jugendlichen Mitarbeiter. Bei dem Vortreffen wurden die Zuständigkeiten verteilt und in Kleingruppen der inhaltliche Teil vorbereitet.

• Am Abend vor dem Jungschar XXL-Termin

Die Theatergruppe traf sich am Abend vor dem Jungschar XXL-Termin in der Kirche zum Aufbau einer kleinen, originellen Kulisse und zum Probedurchlauf. Ebenso die Band und die Technik-Verantwortlichen.

Jungschar XXL fand viermal im Jahr am Samstagvormittag statt.

Zeitlicher Ablauf

9:30Mitarbeitertreffen (Impulsandacht, Gebet für die Aktion, Vorbereitung der Räume, letzte Absprachen)9:50Offenes Haus (Begrüßung der ersten Kinder, Musik, Namensschilder, persönlicher Empfang)10:00Plenum für alle (Musik, Moderation, Rudi Rabowski und Theaterszene, Mitmachaktionen für Kinder, Gruppeneinteilung)10:30Treffen in zwei bis drei Altersgruppen (Vertiefung der Geschichte, kreative Fortführung, Spiele, Gruppenfeeling und ca. 15 Minuten Imbiss – Zeitpunkt legt das Team intern fest)11:45Abschlussplenum (Musik, Gebet, Segen, Aufgreifen von Darbietungen etc. der Gruppen, Werbeplattform für weitere Angebote für Kinder in den Gemeinden)12:00Verabschiedung der Kinder mit Abschluss-Segenslied, Kontaktmöglichkeit zu Eltern Anschließend Aufräumaktion in allen Räumen12:30Auswertungsrunde und gemeinsames Mittagessen für Mitarbeiter13:30Schluss

4.3. Teamwork beim XXL-Modell

Nachfolgend möchte ich einige Team-Bereiche benennen, die man für ein Jungschar XXL-Konzept anfragen und mitunter auch beauftragen kann. Es ist durchaus wertschätzend und hilfreich, gesagt zu bekommen, welche Gaben jemand in mir entdeckt. Dies ist ein Aspekt von Mitarbeiterbegleitung und Wahrnehmung, den wir von Jesus lernen können. Umgekehrt werden Menschen, die von einem Projekt begeistert sind, auch eher auf uns zukommen und ihre Mitarbeit anbieten. Eltern, die ihre Kinder im Schlussplenum erleben, sind eher auf eine punktuelle Mitarbeit ansprechbar, als wenn sie die Kinder nur an der Tür in Empfang nehmen.

Die Mitarbeitersuche ist oft nicht einfach. Die nachfolgende Aufzählung bedeutet nicht, dass in jedem der Teams andere Personen sind. Ich habe hier lediglich verschiedene, mögliche Aufgabenschwerpunkte aufgeführt. Sie sollen die Fülle und Bandbreite von Beteiligung bei Jungschar XXL deutlich machen. Das Konzept ist für den Anfang auch mit viel weniger, dafür mehrfach eingesetzten Menschen umsetzbar.

• Kernteam

Planung der Themen, Ansprechpartner für Team- und Kompetenzfragen, Entscheidungsgremium.