Zukunftsmut und Herzenskraft - Beate Hofmann - E-Book

Zukunftsmut und Herzenskraft E-Book

Beate Hofmann

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Beschreibung

So gelingt positive Energie tanken in krisengebeutelten Zeiten Zuversicht und Hoffnung bewahren – auch in schwierigen Zeiten. Doch wie soll das gehen, wenn uns täglich Nachrichten von Klimaerwärmung, Krieg und andere globale Krisen erreichen? Spätestens, wenn die Folgen auch im persönlichen Alltag spürbar werden, ist Resilienz in Krisenzeiten gefragt. Beate und Olaf Hofmann zeigen Wege auf, wie wir trotz Hiobsbotschaften unsere Lebensfreude bewahren können. Ihr wichtigster Leitsatz dabei: Wir können nicht ändern, was uns widerfährt Wir haben es aber in der Hand, wie wir damit umgehen. Zum Beispiel, indem wir Gelassenheit lernen und positive Glaubenssätze verinnerlichen! - Praxisbeispiele für Krisenbewältigung und Selfcare im Alltag - Nichtstun hilft! Warum es manchmal besser ist, still zu sitzen und innezuhalten - Wie eine bewusste Entscheidung für Zuversicht und Hoffnung gelingt - Mit spirituellen Impulsen und Übungen für Lebensfreude in schwierigen Zeiten - Ratgeber für Resilienz-Coaching: Gelassenheit lernen und Zukunftsmut bewahren Im Alltag Kraft schöpfen und innere Zufriedenheit erhalten Wie wollen wir Herausforderungen meistern? Und wie gehen wir mit negativen Einflüssen um? Diese Entscheidung liegt bei uns! Beate und Olaf Hofmann berichten in diesem Lebensratgeber-Buch von Erfahrungen aus ihrer beruflichen Praxis: Als Coaches trainieren sie Menschen, Krisen mit mentaler Stärke zu begegnen. In sieben Kapiteln erklären sie, wie wir schwierigen persönlichen Situationen mit Zuversicht und Hoffnung begegnen können. So gelingt der Weg vom "Ich kann nicht mehr" zur positiven Krisenbewältigung!

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Für dich: Geh mutig weiter.Du darfst vertrauen. Die Liebe trägt dich.

Das Labyrinth von Chartres © Ssolbergj/Wikimedia Commons

BEATE & OLAF HOFMANN

ZukunftsMUTundHerzensKRAFT

HALT FINDENIN UNSICHEREN ZEITEN

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

© 2023 by edition chrismon in der Evangelischen

Verlagsanstalt GmbH · Leipzig

Printed in EU

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Das Buch wurde auf alterungsbeständigem Papier gedruckt.

Cover: Ellina Hartlaub, GEP gGmbH Frankfurt/Main

Coverbild: plainpicture/Willing-Holtz

Innenlayout: Mario Moths, Marl

Druck und Bindung: GRASPO CZ a.s., Zlín

ISBN 978-3-96038-361-1

eISBN 978-3-96038-362-8

www.eva-leipzig.de

INHALT

Einführung

Zukunftsmutig dem„Ich kann nicht mehr“-Gefühl begegnen

KAPITEL 1:Sei so frei!

Vom Mut, das Lassen zu tun

KAPITEL 2:Ja zum Wandel

Krisen annehmen und bestehen

KAPITEL 3:Eine Frage der Haltung

Sich aufrichten und ausrichten

KAPITEL 4:Zuversicht wagen

Das Gute für möglich halten

KAPITEL 5:ZukunftsMUT

Kraft, die an das Morgen glaubt

KAPITEL 6:Hand aufs Herz

Wahrhaftig leben

KAPITEL 7:HerzensKRAFT

Hörend ins Handeln kommen

Einführung

ZUKUNFTSMUTIG DEM„ICH KANN NICHT MEHR“-GEFÜHL BEGEGNEN

„Sie haben keinen Lungenkrebs, das ist die gute Nachricht.“

„Und was ist die schlechte?“

„Wir haben Sarkoidose diagnostiziert.“

„Sarko – was?“.

Monate sind seit jenem Tag in der Uniklinik vergangen. Inzwischen wissen wir, dass es eine seltene Erkrankung ist, bei der sich das Immunsystem gegen den Körper richtet, statt ihn zu schützen. Eine Krankheit, die wenig erforscht und vielfältig in ihren Symptomen ist. Wenn es sehr gut läuft, kommt sie zum Stillstand.

Und wenn nicht?

Wir sind Bewegungsmenschen. Draußensein ist unser Vitamin, Langstreckenwandern eine Leidenschaft. Was bedeutet diese Diagnose für unser Leben? Niemand kann das vorhersagen. Wir brauchen Mut, und zwar ziemlich viel davon, wollen wir der Zukunft hoffend entgegengehen. Wir brauchen Zukunftsmut und Herzenskraft – und da sind wir in guter Gemeinschaft.

Immer mehr Menschen sind auf der Suche nach dem, was ihnen Halt gibt in den Krisen des Lebens. Sei es die Angst vor globalen Krisen und Krieg, Sorge um die Veränderungen im beruflichen Umfeld, Krankheit oder Trennungen in der Familie. Seitdem sich eine Krise über die nächste stapelt, geht es mit der Zukunftserwartung bei vielen Menschen nur noch schleppend voran. Der Berg der Befürchtungen und Sorgen nimmt zu und verbaut die freie Sicht. Viele fürchten, dem, was auf sie zukommt, nicht mehr gewachsen zu sein. Sie fühlen sich mit der Situation überfordert und alleingelassen.

Vermutlich hast du dieses Buch in die Hand genommen, weil auch du dich nach mehr Leichtigkeit im Alltag, nach neuer Tatkraft oder nach einer großen Portion Zuversicht sehnst. Und genau dabei soll dich dieses Buch unterstützen. Es will dir zu einem Kompass und Tourenbegleiter auf dem Weg deines Lebens werden und dir helfen, wieder sicheren Tritt und Vertrauen in den nächsten Schritt zu finden.

Du wirst Geschichten lesen und in jedem Kapitel kleine Übungen oder Meditationen finden, die wir in Seminaren und im Coaching mit unterschiedlichsten Menschen in der Praxis erprobt haben. Sie sind so etwas wie eine Brotzeit, die dich unterwegs stärken wird, damit du auch tatsächlich ankommst in deiner Zukunft und in deiner Herzenskraft.

Darüber hinaus haben wir Wissen aus der Resilienz- und Persönlichkeitsentwicklung mit spirituellen Impulsen und Erfahrungen aus meiner Tätigkeit als Seelsorgerin in der Uniklinik in gut verdaulichen Portionen eingewebt.

Dies ist ein Praxisbuch, was dem „Ich kann nicht mehr“-Gefühl der Krise aufrichtig und zukunftsmutig begegnet.

Als die Diagnose von Olafs Krankheit kam, haben wir gezögert, das Buchprojekt zu beginnen. Stark fühlten wir uns in diesen Wochen nicht gerade. Doch dann haben wir uns darauf besonnen, dass wir nicht ändern können, was uns passiert. Was jedoch immer bleibt, ist die Freiheit, zu entscheiden, wie wir damit umgehen wollen. Das ist eine Haltung, die auch du an jedem Ort und in jeder Krise aufs Neue entwickeln kannst. Es geht darum, das Beste aus dem Möglichen zu machen.

Bist du bereit?

KAPITEL 1

Sei so frei!

Vom Mut, das Lassen zu tun

WORUM ES GEHT:

Stille statt Pille

Niemand muss müssen

Räume freiräumen

ÜBUNG:

Abendmeditation

Dein Wohlfühlplatz der Stille

Bewusst atmen

TEXTE:

Was wäre, wenn? (Seite 22)

In der Stille (Seite 29)

Wer Zukunftsmut hört, der denkt ans Ärmelhochkrempeln. Der will loslegen. Sofort, schwungvoll und mit aller Kraft. Wer denkt da schon daran, als Erstes die Hände in den Schoß zu legen, um tief durchzuatmen?

Doch wenn du wirklich etwas in deinem Leben verändern willst und dich nach Tatkraft und Zuversicht sehnst, dann ist das Einüben von Stille, Achtsamkeit und purer Präsenz der Boden, auf dem das Neue gedeihen kann.

Als wir vor reichlich zehn Jahren ein Sabbatjahr in der kanadischen Weite erlebten und mit Ende vierzig zurück in Deutschland in ein ganz neues Leben aufbrachen, da war es die Erfahrung von Stille, die uns während unseres Neuanfangs getragen hat. Immer wenn wir Angst hatten, ob uns der Einstieg in die Arbeitswelt wieder gelingen würde, wenn wir uns Sorgen um etwas machten, aber auch, wenn wir uns unbändig über kleine Erfolge und Möglichkeiten freuten, dann konnten diese Emotionen in der Stille zur Ruhe kommen. Sie wandelten sich dadurch zu einem Humus, der uns immer mehr zum fruchtbaren Boden wurde. Dabei war unsere Zeit der Stille anfangs eher ein Experiment und reichlich unspektakulär.

Im urigen Blockhaus, abseits unserer bisherigen Routinen hatten wir gemeinsam begonnen, morgens täglich in der Stille zu sitzen. Wir rückten uns Stühle direkt vors Fenster, schauten auf kreisende Adler, auf die Berge und den See, hinaus in die Weite. Den Weg in die innere Mitte zu gehen, bedeutete für uns, dem Atem zu folgen, die Augen zu schließen und hellwach zu werden für das Geheimnis der göttlichen Gegenwart inmitten der Stille. Zunächst einmal war das ziemlich eintönig und nichts geschah, was erwähnenswert wäre. Wir lernten es Tag für Tag, uns selbst besser auszuhalten. Allmählich wurde aus der Übung eine gute Gewohnheit. Irgendwann wurde es leichter, die Gedanken ziehen zu lassen, immer mehr im Jetzt zu verweilen und den fließenden Atem wie einen Freund zu begrüßen. Unmerklich wurde aus dem bloßen Sitzen eine geistliche Übung, in der es gelang, tiefen inneren Frieden zu erleben.

Wir beide sind ziemlich aktive Menschen und es ist für uns nicht einfach, das Lassen zu tun. Die Stille half uns, die innere Unruhe wahrzunehmen, zur Ruhe zu finden und die Seele immer mehr zu klären und zu reinigen. Und schließlich waren es diese Momente, in denen wir klare Antworten fanden oder Impulse bekamen. Das half, Wesentliches vom Unwesentlichen zu unterscheiden. Diese Erfahrung haben wir tief in uns abgespeichert. Und auch wenn wir heute im Alltag statt einer ganzen Stunde morgens nur fünfzehn Minuten Zeit für die Stille finden, so ist dies eine Kraftquelle der inneren Ruhe und macht uns bereit für alles, was uns an diesem Tag erwartet.

Seit einigen Jahren haben wir einen engen Bezug zu TEAM BENEDIKT, einem Zusammenschluss von wertebewussten Trainern und Coaches, hervorgegangen aus der Arbeit von Pater Anselm Grün und Friedrich Assländer. Ich halte als TEAM BENEDIKT-Kursleiterin Seminare zur Persönlichkeitsentwicklung, Olaf hat seine Ausbildung als Business-Coach dort absolviert. Gemeinsam haben wir in vielen Aufenthalten im Kloster beobachtet und gelernt, dass die besten Entscheidungen oder die wirksamsten Überlegungen aus dem Nicht-Tun, aus der Stille, aus dem Gebet heraus geboren werden. Ja, tatsächlich geboren werden. Vielleicht irritiert dich diese Formulierung, doch immer wieder erleben wir, dass die wesentlichen Erkenntnisse, die lösenden Worte in einem Konflikt, die entscheidende Frage in einem Prozess aus einer Dimension kommen, die sich unserem bewussten Wollen entzieht.

Im Evangelium des Johannes wird schon vor 2000 Jahren poetisch davon gesprochen. Dort heißt es: „Am Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.“ Dahinter steht die Überzeugung, dass die Weisheit mancher Worte weder auf unseren tiefsinnigen Überlegungen noch auf dem IQ eines Menschen oder auf dem Inhalt gewichtiger Fachbücher beruht. Es gibt eine Quelle, die entzieht sich der Machbarkeit. Wir können sie nur aufsuchen.

In der Stille, wenn wir gegenwärtig sind, statt gedanklich vorauszuplanen oder uns rückwirkend Sorgen zu machen, genau in dieser Präsenz gehen wir zur Quelle, beginnt ganz leise das Neue.

Wem es für einen Bruchteil von Sekunden oder Minuten gelingt, den fortwährenden Gang eigener Gedanken und Planungen anzuhalten und ganz im Jetzt zu sein, der öffnet sich für diese unfassbare, stetige Kraft der Schöpfung, des Lebendigen.

Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, dies zu praktizieren. Hier unsere Favoriten zum Ausprobieren:

•sich nach dem Aufstehen mit einer Tasse Tee oder Kaffee in Ruhe hinsetzen und dem Zwitschern der Vögel zuhören, bevor der Trubel in der Familie den Tag in Schwung bringt

•12 Uhr beim Mittagsläuten innehalten, sofern die Glocken zu hören sind, und dem Klang bewusst lauschen

•sich zum Beginn eines Treffens, einer Sitzung gemeinsam eine oder zwei Minuten Stille gönnen, dem eigenen Atem folgen und ankommen, um anschließend fokussierter zu arbeiten (Tipp: ein kleines Stundenglas mit drei Minuten Laufzeit sichtbar auf den Tisch stellen)

•einmal am Tag einen Weg achtsam laufen, dabei die Füße sehr bewusst einen vor den anderen setzen und dabei in eine körperliche Balance finden

•in der Mittagspause die Zimmertür oder Bürotür schließen und still werden, die Hände zur Schale formen und dem Schlag des eigenen Herzens lauschen – zur Be-Sinnung kommen und einfach nur sein

Dies alles sind Momente, in denen wir einüben loszulassen, was gedanklich Besitz von uns ergreift.

In vielen Studien wird belegt, dass Menschen, die sehr gestresst sind oder unter depressiven Zuständen leiden, einen Zustand der Unstetigkeit erleben. Sie können sich nicht auf eine Sache, auf einen Gedanken einlassen, sondern springen unruhig von einem zum anderen. Diese Unruhe überträgt sich auf den ganzen Körper und führt dazu, dass man mit sich selbst und der ganzen Welt im Unfrieden ist. Kein Wunder, dass das unglücklich macht.

Es gibt offensichtlich einen Zusammenhang zwischen konzentrierter, achtsamer Haltung und seelischem Wohlbefinden.

Neulich hatte ich einen Patienten in der Klinik, der sich selbst immer wieder in Grübelschleifen hineindachte. Er machte sich Sorgen über Sorgen und dachte sich ständig neue bedrohlich-bedrückende Szenarien aus. Ob er wieder gesund werden würde? Was, wenn die Ärzte bei ihm einen weiteren Tumor diagnostizieren? Bekam er das richtige Medikament und wenn ja, würde es zuverlässig geliefert werden? Hatte seine Familie schon die Nachricht über seine Diagnose und wie würden sie damit umgehen?

Selbst als er die fantastische Nachricht erhielt, dass er bald entlassen werden würde, machte er sich sofort Gedanken darüber, ob er eine Last für seine Frau daheim wäre oder ob er sich dann leichter mit einer Erkältung im Umfeld infizieren könne. Es war direkt zu beobachten, wie ihm solche Grübeleien das Leben erschwerten und wie diese innere Anspannung mit gedanklicher Unruhe einherging.

Deshalb ist es nicht nur im Falle einer Krankheit, sondern mitten im persönlichen Alltag sinnvoll, die Kraft der Stille und der achtsamen Gegenwart zu kennen, um sie mehr und mehr ins eigene Leben zu integrieren.

Wie kann das konkret gehen?

Der große Schlüssel zur Veränderung heißt „bemerken“. Also wahrnehmen, was schon ist und wie etwas ist.

Beginnen kannst du damit zu bemerken, was in deinem Körper alles wie von selbst passiert. Das Herz schlägt ohne dein bewusstes Zutun, der Atem fließt in deine Lungen und befördert den Sauerstoff über das Blut bis in die letzte Zelle. Nährstoffe werden aufgenommen und transformiert. Unser Stoffwechsel ist ein komplexes Wunderwerk. Die meisten Abläufe, vor allem im vegetativen Nervensystem unseres Körpers, vollziehen sich stetig, ohne dass wir sie direkt beeinflussen. Mach dir bewusst, dass du dir darum keine Sorgen machen musst. Es gibt eine Kraft des Lebens, die in dir wirkt und die du bemerken, aber nicht „machen“ kannst. Spüre dem Gedanken nach, wie entlastend dieses Gefühl ist.

Selbst die großen Rhythmen der Natur, in die wir eingebunden sind, hängen keinesfalls von unserem Wollen ab. Die Sonne geht zu ihrer Zeit auf und nimmt ihren Lauf. Planeten folgen ihren Bahnen, Sterne verglühen Lichtjahre entfernt und der sich wandelnde Mond erinnert uns beständig an den Wechsel, der sich um uns herum vollzieht.

Wir sind Leben inmitten von Leben, was leben will.

Dieser Satz ist die Erkenntnis, die den Theologen, Mediziner und Musiker Albert Schweitzer inspirierte und zugleich demütig machte. Leben inmitten von Leben, was leben will! Dies wahrzunehmen, indem wir beispielsweise den Wechsel der Jahreszeiten, das Werden und Vergehen, Wachsen und Reifen der Natur bewusst erleben, kann entlasten und entspannen.

ABENDMEDITATION

Tritt heute Abend einmal bewusst vor die Tür oder ans Fenster und halte Ausschau nach dem Mond. Ist er zu- oder abnehmend, eine schmale Sichel oder vollkommen und rund? Vielleicht kennst du die Strophe des bekannten Liedes „Der Mond ist aufgegangen“, in der es heißt: „Siehst du den Mond dort stehen? Er ist nur halb zu sehen und ist doch rund und schön. So sind wohl manche Sachen, die wir getrost belachen, weil unsre Augen sie nicht sehn.“ Es geht darum anzuhalten, hinzusehen und dadurch achtsamer das eigene Leben wahrzunehmen. Tatsächlich hilft es, um aus dem „da muss doch was gehen“ oder „ich muss noch kurz …“ auszusteigen.

Frage dich, was in deinem Leben rund und schön ist, auch wenn du es momentan nur eingeschränkt wahrnehmen oder nicht sehen kannst. Wer gerade erschöpft ist und zermürbende Gedanken über sein Leben hat, der kann in so einem Moment sagen: „Ich erlebe mich ganz anders, als ich mich kenne. Doch ich weiß, dass es in meinem Leben schon Zeiten gab, in denen es sich sehr gut anfühlte und ich traue darauf, dass es auch bei mir wieder zunehmende Kraft, helles Leuchten und einen guten Rhythmus geben wird. Ich bin auf dem Weg.“

Wo und wie hast du in deinem Leben solche wechselhaften Zeiten erlebt? Was ist nach einer Krise wieder gut geworden? Welchen Trost ermöglicht es dir, wenn du dem stetigen Lauf des Mondes und der Bahn der Sterne mit den Augen folgst? Welcher störende Gedanke darf in deinem Leben schmaler werden und was soll zunehmen, oder heller leuchten? Vielleicht fallen dir noch viele weitere Fragen ein und du fühlst dich dadurch verbunden mit anderen, die heute ebenso suchend und staunend an den Nachthimmel schauen.

Niemand muss müssen.

Hilfreicher ist es zu entdecken, was du wirklich und von ganzem Herzen willst. Was ist dir wirklich, wirklich wichtig in deinem Leben? Das ist eine Frage, die so nahe liegt und die doch viele Menschen übersehen, weil sie deren Wert nicht erkennen. Es ist eine Frage, die wir uns immer aufs Neue in den Zeiten der Stille stellen, um uns dann in die Antworten hineinzuleben.

Richard Rohr, Franziskanerpater und spiritueller Autor unzähliger Bücher ist einer unserer Impulsgeber. Er verbindet achtsame Stille mit Resonanz. Wir teilen seine Beobachtung, dass Menschen, die sich in der Stille der Mitte ihres Seins öffnen, ein vertieftes Gespür für sich selbst und ihre Mitwelt entwickeln. Deshalb führt Meditation nicht nur zu innerem Frieden, sondern auch zu mehr Mitgefühl und achtsamerer Kommunikation.

Vor Jahren stießen wir auf einen Artikel von Professor Dr. Jalid Sehouli über Kommunikation in der Krise. Dort berichtete der Krebsspezialist und Direktor der Klinik für Gynäkologie der Charité in Berlin über die Kraft der Stille in extrem schweren Patientinnengesprächen. Er verwies auf Studien, die zeigen, dass wir ungefähr 18 Sekunden benötigen, um uns nach einer dramatischen Nachricht wieder zu orientieren.

Das ist der Zeitraum, den unser Hirn benötigt, um die Nachricht überhaupt erst einmal zu realisieren und zu entschlüsseln. Leider ist es aber so, dass die Überbringer einer solchen Nachricht meistens nur wenige Sekunden Stille ertragen und dann wieder zu sprechen beginnen. Es ist zwar verständlich, weil die Situation extrem schwer ist und sie ihre Unsicherheit lieber in eine Aktion wandeln wollen. Doch es ist fatal, weil das Gegenüber sich unverstanden, unbeachtet, übergangen fühlt.

Ich wurde neulich gebeten, dabei zu sein, als Angehörigen in der Notfallambulanz eine Todesnachricht überbracht wurde. Und ich weiß, wie schwer es für Ärzte und Ärztinnen ist, das Unerträgliche zu benennen. Als Seelsorgerin bin ich häufig unmittelbar vor Ort und werde einbezogen, wenn anderen die Worte fehlen.

Die Erfahrung zeigt: Im ersten Moment geht es nicht um tröstende Worte. Es geht vielmehr ums Da-Sein, um stille Präsenz, um Mitgefühl, um Resonanz und Echtheit. Dafür brauchen wir erstmal keine Worte, sondern die Kraft der Stille und das Zutrauen, dass in dieser gemeinsam auszuhaltenden Stille Geborgenheit und Atemholen möglich sind. Achtsame Stille zeigt dem Gegenüber, dass man direkt an seiner Seite steht und dem Schmerz nicht ausweicht, wenn es einem auch fast das Herz zerreißt. Wir verkörpern damit: „Ich verstehe nicht, warum das passiert und schon gar nicht, wofür es gut sein soll. Ich weiß nichts und ich kann es nicht auflösen, aber ich halte für möglich, dass uns im Schweigen ein Größeres begegnet.“

Es ist um ein Vielfaches leichter zu ertragen, wenn ein Mensch unter Tränen sagen kann: „Gott ist auch jetzt und auch hier da“. In solchen Momenten bin ich sehr dankbar für die Ankerkraft des Glaubens.

Du merkst und erlebst sicher von Zeit zu Zeit selbst, dass Stille ein extrem wichtiges Element ist – besonders in krisenhaften Gesprächen. Gut, wenn wir vorher mit der Stille