KAFKA - Jürg Amann - E-Book

KAFKA E-Book

Jürg Amann

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Beschreibung

Der Schriftsteller Jürg Amann und der Photograph A.T. Schaefer setzen sich, im Bereich ihres jeweiligen künstlerischen Ausdrucks, mit dem Verhältnis von Leben und Schreiben eines unerbittlich konsequenten Künstlers auseinander. Ziel des Text-Bild-Essays ist die Darstellung einer Lebensform, einer "Art der Teilnahme am Leben", die "Schreiben" heißt. Auf Kafkas Sprachbilder, die der Text Amanns nachzuvollziehen versucht, antworten Schaefers Bild-Bilder, sie verwenden dabei "nur" die Wirklichkeit der Welt, die Optik von Auge und Apparat. Der Text von Jürg Amann, der vor zwanzig Jahren erstmals erschien und trotz seiner Aktualität lange vergriffen war, wird in dieser Neuauflage durch die Kombination mit den Bildern um neue Wahrnehmungs- und ästhetische Bereiche erweitert und bietet dem Leser - und Betrachter - eine weitere Möglichkeit, sich KAFKA und seiner Welt zu nähern.

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Jürg AmannA. T. Schaefer

K A F K A

Essay

© 2000HAYMON verlagInnsbruck-Wienwww.haymonverlag.at

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie, Mikrofilm oder in einem anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.

ISBN 978-3-7099-7115-4

Umschlag: Benno Peter (Foto von A. T. Schaefer)

Dieses Buch erhalten Sie auch in gedruckter Form mit hochwertiger Ausstattung in Ihrer Buchhandlung oder direkt unter www.haymonverlag.at.

Vorwort

»Versuche, jemandem die Hungerkunst zu erklären!« heißt es in Kafkas Erzählung »Ein Hungerkünstler«. Das vorliegende Buch, so schwierig und beinahe hoffnungslos es dort auch erscheinen mag, versteht sich als ein solcher Versuch. Versuch, Essay im wörtlichen Sinn. Da ist einerseits der Text, der »das Unerklärliche zu erklären« versucht, wie Kafka in seinem »Prometheus«–Mythos schreibt. Da sind andererseits die Bilder, die das nicht Darstellbare doch darzustellen versuchen. Und da ist schließlich der Versuch, beides zusammenzufügen, die Wort- und die Bildebene so aufeinandertreffen zu lassen wie »die Pfeile« in »die Wunden«, von denen es in Kafkas Tagebuch heißt, daß sie genau ineinander »passen«. In ihrem Aufeinanderstoßen, in ihrem Ineinandergreifen wenigstens eine Ahnung davon entstehen zu lassen, was es für Kafka heißt, was es für Kafka geheißen hat: Hungerkunst als die ihm einzig mögliche »Art der Teilnahme am Leben«.

»Es starrt im Mittelpunkt des imaginären Kreises von beginnenden Radien«, bilanziert Kafka die Summe seiner nicht geglückten Lebensversuche, Radien, von denen aus der »schöne« Lebenskreis nicht zu ziehen ist. Immer an derselben Stufe, die es ihm nicht gelingt zu ersteigen, während andere an ihm vorbei die Stufen ihres Lebens leicht überspringen, sieht er sich scheitern. Vogel, den die »Speise seines Lebens« zwar lockt, aber gleichzeitig abstößt. Ihm ist die Stufe, vor der er steht, die Mauer vor seinem Kopf, die Mauer der Angst, die er als die Mauer der eigenen Stirn erkennt, auf die er von innen stößt, die er niemals durchdringen kann, die ihn als Ringmauer umgibt. Zwischen Ringmauern vollzieht sich sein Leben, in denen er sich gefangen fühlt, nicht nur bei der als Verhaftung und Hinrichtung empfundenen Verlobung und Entlobung, im Modell von konzentrischen Kreisen, zwischen deren Peripherie und Zentrum, Außen und Innen, als sein eigener »kaiserlicher« Bote er unterwegs ist, ohne je bei sich, das heißt im Schloß anzukommen, das in Kälte und Schnee liegt. Schon eine »Reise nach Georgental« erschiene ihm als höchste Todesgefahr. Wurzellos, steht er wie angewurzelt auf seinem kleinen Stück Erde, das er unter seinen Füßen zusammenscharrt. Das Weg weisende Licht, das als Ahnung aus dem »Gesetz« dringt, erreicht ihn erst im buchstäblich letzten Augenblick, in dem sich das Tor auch schon schließt.

Auf solche Sprach-Bilder, um nur ein paar Beispiele zu nennen, in die Kafka seine »unerklärliche« Existenz faßt, antworten A.T. Schaefers Bild-Bilder. Auch sie bedürfen keiner »Erklärung«. Höchstens des Hinweises, daß auch sie der Zufälligkeit des realen Seins das Absolute und Gleichnishafte abtrotzen, dem Dunkel das Licht, dem Schwarz des Todes, aus dem sie kommen und in das sie verschwinden, die Farben des Lebens. Und daß sie dazu »nur« die Wirklichkeit der Welt, die Optik von Auge und Apparat und die spezielle Chemie von Zelluloid und Papier und Druckfarbe als Hilfsmittel brauchen.

Die Hilfsmittel, die im Text benützt werden, sind in erster Linie Kafkas Werke, seine Tagebücher, Oktavhefte und Briefe, in zweiter Linie biographisches Material und erst in dritter Linie Sekundärliteratur. Die Titel der Bücher, aus denen zitiert wird, sind zusammen mit den ihnen entsprechenden Abkürzungen im Anhang vermerkt. Beim Zitieren selbst bleibt die Rechtschreibung und Interpunktion der jeweiligen Ausgaben beibehalten. Zitatbelege sind in Klammern eingefugt, weitere Verweise sind durchgehend numeriert und als Anmerkungen ebenfalls im Anhang untergebracht.

Die Zeittafel am Ende des Buches verbindet seine besondere Perspektive, die in Wort und Bild nicht nur ein Werk, sondern darüber hinaus die Existenz dessen deutet, der es hervorgebracht und zurückgelassen hat, mit dem Ganzen von Kafkas Leben.

Zürich, Dezember 1999

Jürg Amann

Einleitung

Ich bin einsam wie Franz Kafka

»Wege zu Kafka«1 hieß eine frühere Zürcher Dissertation, die sich mit derselben großen Unbekannten unseres Jahrhunderts auseinandersetzte, zu deren Bestimmung auch meine Untersuchung ihren Beitrag leisten will. Es scheint eines nicht geringen Muts oder aber Leichtsinns zu bedürfen, der beinahe unabsehbaren Reihe von Titeln2, die alle Wege zu Kafka zu bezeichnen meinen, einen weiteren hinzuzufügen. Auch in einem solchen Fall scheinen sich aber die Extreme zu berühren, die unverhältnismäßige Ubermacht der Sekundärliteratur über ein verhältnismäßig bescheidenes Werk eines bescheidenen Dichters kann gerade auch als Ohnmacht diesem Werk gegenüber gedeutet werden, man kann sich auf den Standpunkt stellen, wo so vieles habe gesagt werden können, sei noch nichts gesagt.

Selbst wenn dies falsch ist, selbst wenn es auch in diesem Zusammenhang stimmen mag, was Kafka über sich selbst am 23. Januar 1922 ins Tagebuch schrieb: »Es starrt im Mittelpunkt des imaginären Kreises von beginnenden Radien, es ist kein Platz mehr für einen neuen Versuch« (T. 404), so bleibt immer noch eine Möglichkeit der Rechtfertigung. Denn, bleiben wir im Bild: Der Mittelpunkt ist auch für die Interpreten Kafka, jetzt aber als Objekt, als Gegenstand ihrer Betrachtung, nicht als Subjekt. Und sie selbst bilden den Kreis, der ihn einkreisen, sie nehmen vom Horizont her, der sie sind, Anlauf zum Radius, der endlich die Brücke schlagen soll zwischen ihnen und ihm, dem Kreis und seinem imaginären Mittelpunkt, von allen möglichen Seiten. Deshalb in der Mitte, je näher, desto größer, das unentwirrbare Gedränge der Radien, die mit sich ins Gehege kommen und, da es imaginär ist wie für den Mittelpunkt der Kreis, am Ziel vorbei und über es hinausschießen. Im Mittelpunkt ihrer Interessen, wie man sagt, steht Kafka. Aber ihre Interessen dringen nicht bis zu ihm, sonst hätte doch, müßte man meinen, die Flut der Literatur einmal ein Ende. Der Grund, er ist leicht zu finden, ist eben der, daß Kafka »nicht über Korsika hinaus« kam, wie er Mitte September 1917 an seinen Freund Max Brod schrieb (B. 161). Der obigen Tagebuchstelle gehen folgende bezeichnende Sätze voraus: »Es war so, als wäre mir wie jedem andern Menschen der Kreismittelpunkt gegeben, als hätte ich dann wie jeder andere Mensch den entscheidenden Radius zu gehn und dann den schönen Kreis zu ziehn. Statt dessen habe ich immerfort einen Anlauf zum Radius genommen, aber immer wieder gleich ihn abbrechen müssen.« (T. 403) Kafka ist der Sprung über seinen Schatten nie gelungen, alles Fremde blieb ihm fremd (M. 67), er war »einsam – wie Franz Kafka« (J. 104). In der Absolutheit und Unbedingtheit einer solchen Einsamkeit ist keine Lücke für einen Zugang von außen, da ist jede Verbindung zu einer Außenwelt abgeschnitten, jede Grundlage zum Vergleich, jeder Bezugspunkt, wenigstens auf der – objektiven – Welt, genommen, und jeder Versuch, aus den Radienfragmenten einen »schönen Kreis« zu konstruieren, d. h. einen weltanschaulichen Rahmen, in dem wir selbst, »die andern Menschen«, uns heimisch fühlen, muß notwendigerweise scheitern. Es liegt in der Natur der Sache Kafka, daß über sie so viel und gleichzeitig so wenig gesagt werden kann. Dieser Dichter läßt sich nicht auf uns beziehen, auf unsere Welt, unser Leben in ihr. Er will nur auf sich selbst bezogen sein. Nur insofern wir willens und fähig sind, ihn so zu nehmen, als Radienbündel, dessen Mittelpunkt nicht zu unserem Kreis gehört, können wir ihn begreifen, auch wenn wir ihn nicht begreifen, als Franz Kafka, als eine Möglichkeit von Dasein. Und insofern spricht er denn auch zu uns. Nicht über uns, aber über sich.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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