Kain - José Saramago - E-Book

Kain E-Book

José Saramago

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Beschreibung

Das Vermächtnis des Nobelpreisträgers. José Saramago war bekennender Atheist und eckte regelmäßig bei der katholischen Kirche an. In seinem letzten Roman schreibt er die Bibel kurzerhand um und lässt den Brudermörder Kain eine ganz eigene Reise durchs Alte Testament antreten. Mit Phantasie, Ironie und einem Schuss Boshaftigkeit führt der große Romancier die göttliche Allmacht ad absurdum. "Die Geschichte der Menschheit ist die Geschichte ihrer Uneinigkeit mit Gott, weder versteht er uns, noch verstehen wir ihn", heißt es in Saramgos Kain, und es könnte das Motto des Buches sein. Saramago schickt seinen Kain an die unterschiedlichsten Schauplätze des Alten Testaments und lässt ihn aktiv an den biblischen Episoden teilhaben. So ist Kain dabei, als Abraham aufgefordert wird, seinen Sohn Isaak zu opfern, wobei er ihm überzeugend die Unsinnigkeit dieses Unternehmens vor Augen führt und Schlimmeres abwendet. Er interpretiert auf seine Weise die Zerstörung von Sodom und Gomorrha, ist fassungslos angesichts der Babel'schen Sprachverwirrung und findet sich am Ende auf der Arche Noah wieder. "Portugals bedeutendster Romancier" (Die Zeit) hat mit Kain ein kraftvolles, provozierendes letztes Werk geschrieben.

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Seitenzahl: 216

Veröffentlichungsjahr: 2011

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José Saramago

Kain

Roman

Aus dem Portugiesischen von Karin von Schweder-Schreiner

Hoffmann und Campe

Für Pilar, als sagte ich Wasser

Durch den Glauben hat Abel Gott ein besseres Opfer gebracht als Kain; deshalb wurde ihm bezeugt, dass er gerecht sei, da Gott selbst für seine Gaben Zeugnis gab; und durch den Glauben redet er noch, wiewohl er gestorben ist.

 

(Hebräer 11,4)

Buch der Absurditäten

1

Als der Herr, bekannt auch unter dem Namen Gott, feststellte, dass Adam und Eva, wiewohl in allem Äußeren anscheinend vollkommen, kein Wort von den Lippen kam, ja dass sie keinen Laut, nicht einmal den einfachsten Urlaut von sich gaben, blieb ihm nichts anderes übrig, als mit sich selbst zu zürnen, gab es doch niemanden sonst im Garten Eden, den er für den überaus schwerwiegenden Mangel zur Verantwortung hätte ziehen können, zumal die anderen Tiere, allesamt gleich den beiden Menschen Ergebnisse des göttlichen Es werde, sich schon, mit Muhen oder Brüllen die einen, mit Grunzen, Zwitschern, Pfeifen oder Gackern die anderen, einer eigenen Stimme erfreuten. In einem Zornesanfall, überraschend bei jemand, der mit einem weiteren knappen fiat alles hätte lösen können, eilte er zu dem Paar und stopfte beiden ohne viel Federlesens kurzerhand die Zunge in die Kehle. Aus den Schriften, in denen im Laufe der Zeit die Ereignisse jener fernen Epochen recht zufällig festgehalten wurden, sei es mit womöglich nachträglicher kanonischer Bestätigung oder als Frucht einer zweifelhaften, heillos ketzerischen Phantasie, geht nicht erhellend hervor, um welche Zunge es sich handelt, ob um den beweglichen und feuchten Muskel, der sich in und mitunter auch außerhalb der Mundhöhle hin und her bewegt, oder um die Sprache, die der Herr bedauerlicherweise vergessen hatte und von der wir nicht wissen, welche es war, da von ihr nicht die geringste Spur übrig geblieben ist, nicht einmal ein in die Rinde eines Baumes geritztes Herz mit einer sentimentalen Inschrift, etwas in der Art von Ich liebe dich, Eva. Da im Prinzip eins nicht ohne das andere sein sollte, steht zu vermuten, dass ein weiterer Zweck des kräftigen Stoßes, den der Herr den stummen Zungen seiner Sprösslinge verpasste, darin bestand, diese in Kontakt mit dem tiefsten Innern des körperlichen Daseins zu bringen, den sogenannten Unannehmlichkeiten des Daseins, damit sie künftig, dann schon mit einiger Sachkenntnis, von ihrer dunklen, labyrinthischen Verwirrung sprechen konnten, an deren Fenster, dem Mund, selbige sich bereits zeigte. Alles kann sein. Sorgfältig wie jeder gute Handwerker, was ihm wohl anstand, sowie bestrebt, die vorausgegangene Nachlässigkeit durch angemessene Demut wettzumachen, wollte der Herr natürlich bestätigt sehen, dass sein Fehler korrigiert war, und so fragte er Adam, Du, wie heißt du, und der Mann antwortete, Ich bin Adam, dein Erstgeborener, Herr. Sodann wandte der Schöpfer sich der Frau zu, Und du, wie heißt du, Ich bin Eva, Herr, die erste Dame, antwortete sie unnötigerweise, denn eine zweite gab es nicht. Der Herr war es zufrieden, er verabschiedete sich mit einem väterlichen Auf Wiedersehen und wandte sich wieder seinen Angelegenheiten zu. Da sagte Adam zum ersten Mal zu Eva, Komm, wir gehen ins Bett.

Seth, der dritte Sohn der Familie, kommt erst nach hundertdreißig Jahren zur Welt, nicht weil die mütterliche Schwangerschaft so lange gedauert hätte, um das Entstehen eines neuen Abkömmlings zu vollenden, sondern weil die Zeugungsorgane des Vaters und der Mutter, also die Hoden und die Gebärmutter, mehr als ein Jahrhundert gebraucht hatten, um heranzureifen und ausreichende Fortpflanzungskraft zu entwickeln. Wer es eilig hat, dem sei gesagt, dass es das fiat einmal gab und dann nie wieder, dass ein Mann und eine Frau keine Wurststopfmaschinen sind, mit Hormonen ist es sehr kompliziert, sie lassen sich nicht einfach so im Handumdrehen produzieren, es gibt sie weder in der Apotheke noch im Supermarkt, man muss ihnen Zeit lassen. Vor Seth waren in knappem zeitlichen Abstand zuerst Kain und dann Abel auf die Welt gekommen. Was nicht ohne sofortigen Kommentar übergangen werden darf, ist der tiefe Verdruss über so viele Jahre ohne Nachbarn, ohne Ablenkung, ohne ein zwischen Wohnzimmer und Küche krabbelndes Kind, ohne andere Besuche als die des Herrn und selbst diese höchst selten und kurz, dazwischen lange Pausen, zehn, fünfzehn, zwanzig, fünfzig Jahre, wir können uns vorstellen, dass nicht viel gefehlt hat und die einsamen Bewohner des irdischen Paradieses hätten sich als arme, im Urwald des Universums ausgesetzte Waisen empfunden, auch wenn sie nicht zu erklären vermocht hätten, was Waisen und ausgesetzt sein bedeutet. Zwar sagte Adam jeden zweiten Tag, sehr häufig auch schon am nächsten, zu Eva, Komm, wir gehen ins Bett, doch die eheliche Routine, im Fall dieser beiden noch verschärft durch keinerlei Variationen der Stellung aufgrund mangelnder Erfahrung, erwies sich schon damals als so destruktiv wie eine Invasion von Holzwürmern, die im Dachgebälk nagen. Bis auf ein bisschen Holzmehl, das hier und da aus winzigen Öffnungen rieselt, ist die Attacke kaum zu merken, doch innen drin geschieht anderes, und schon bald bricht zusammen, was doch so stabil zu sein schien. In solchen Fällen, behaupten manche, könne sich die Geburt eines Kindes belebend auswirken, wenn nicht auf die Libido, die von wesentlich komplizierteren chemischen Vorgängen abhängt als dem Erlernen des Windelnwechselns, so doch wenigstens auf die Gefühle, was, wie man zugeben muss, nicht so wenig ist. Was den Herrn und seine sporadischen Besuche betrifft, beim ersten wollte er nachsehen, ob Adam und Eva beim Einrichten ihres Heims Schwierigkeiten gehabt hatten, beim zweiten hören, ob sie aus der Erfahrung mit dem Landleben einen Nutzen gezogen hatten, und beim dritten ihnen mitteilen, dass er so bald nicht wiederzukommen gedenke, denn er müsse die Runde durch die anderen Paradiese machen, die es im Himmel gebe. Tatsächlich sollte er erst sehr viel später wiedererscheinen, zu einem nirgends aufgezeichneten Zeitpunkt, um das unselige Paar aus dem Garten Eden zu vertreiben wegen des abscheulichen Vergehens, die Frucht vom Baum der Erkenntnis gegessen zu haben. Dieses Ereignis, das zu der ersten Definition einer bis dahin unbekannten Erbsünde führte, ist nie so richtig erklärt worden. Erstens würde selbst der rudimentärste Verstand unschwer begreifen, dass informiert sein der Unwissenheit immer vorzuziehen ist, insbesondere wenn es um so heikle Angelegenheiten wie Gut und Böse geht, bei denen jeder, ohne es zu merken, die ewige Verdammnis in einer Hölle riskiert, die es damals aber noch zu erfinden galt. Zweitens schreit zum Himmel, wie unvorsichtig der Herr vorging, denn wenn er wirklich nicht gewollt hätte, dass sie von besagter Frucht essen, wäre es ein Leichtes gewesen, das zu verhindern, er hätte nur den Baum gar nicht oder ihn woanders zu pflanzen brauchen oder ihn mit einem Stacheldrahtzaun umgeben müssen. Und drittens haben Adam und Eva nicht erst durch Missachtung des göttlichen Gebots entdeckt, dass sie nackt waren. Splitterfasernackt waren sie schon, als sie ins Bett gingen, und wenn der Herr diese doch offensichtliche Schamlosigkeit nie wahrgenommen hatte, so war daran seine Erzeugerblindheit schuld, jene anscheinend unheilbare Blindheit, die uns daran hindert zu sehen, dass unsere Kinder letztlich doch nur so gut oder so schlecht sind wie die anderen.

Antrag zur Geschäftsordnung. Bevor wir in dieser lehrreichen und endgültigen Geschichte über Kain fortfahren, die wir uns so unerhört kühn vorgenommen haben, wäre es vielleicht ratsam, um den Leser nicht ein zweites Mal mit anachronistischen Maßen und Gewichten zu verwirren, in der Chronologie der Ereignisse ein Kriterium einzuführen. Dies wollen wir also tun, und so beginnen wir mit der Erläuterung eines hier oder da aufgekommenen maliziösen Zweifels, ob Adam mit hundertdreißig Jahren denn noch fähig gewesen sei, ein Kind zu zeugen. Auf den ersten Blick nicht, wenn wir uns lediglich an die Fruchtbarkeitsstatistiken der modernen Zeiten halten, doch dürften diese hundertdreißig Jahre in den Kindheitstagen der Welt wenig mehr als eine einfache, kraftvolle Jugend dargestellt haben, die selbst der frühreifste Casanova sich hätte wünschen können. Außerdem sei daran erinnert, dass Adam neunhundertdreißig Jahre alt wurde, folglich nicht viel fehlte und er wäre in der Sintflut ertrunken, denn er starb zu Lebzeiten des Lamech, Vater des Noah und späteren Erbauers der Arche. Also hatte er Zeit und Muße, die Kinder zu zeugen, die er zeugte, und noch weit mehr zu zeugen, wenn ihm daran gelegen gewesen wäre. Wie schon gesagt, war der zweite, der nach Kain kommen sollte, Abel, ein blonder Jüngling von guter Erscheinung, mit dem es, nachdem der Herr ihm die schönsten Beweise seiner Wertschätzung hatte zuteilwerden lassen, das schlimmste Ende nahm. Den dritten nannten sie, wie ebenfalls bereits gesagt, Seth, doch dieser wird keine Rolle spielen in der Geschichte, die wir Schritt für Schritt behutsam wie ein Historiker komponieren, weshalb wir es hier damit bewenden lassen, nur ein Name und nicht mehr. Manch einer behauptet, in seinem Kopf sei die Idee geboren, eine Religion zu begründen, doch mit diesen heiklen Angelegenheiten haben wir uns schon in der Vergangenheit reichlich beschäftigt, mit schändlicher Oberflächlichkeit nach Ansicht einiger Fachleute und in einer Ausdrucksweise, die uns sehr wahrscheinlich nur von Schaden sein wird bei den Plädoyers des Jüngsten Gerichts, wenn alle Seelen wegen Maßlosigkeit oder Mangel verurteilt werden. Jetzt interessiert uns nur die Familie, deren Oberhaupt Papa Adam ist, und was für ein schlechtes Oberhaupt er war, denn anders können wir es wirklich nicht bezeichnen, schließlich brauchte die Frau ihm nur die Frucht vom Baum der Erkenntnis zu bringen, damit sich der inkonsequente erste aller Patriarchen, im Grunde eher aus Selbstgefälligkeit denn aus echter Überzeugung, zunächst hatte bitten lassen, sich dann an der Frucht verschluckte und damit uns Männern für alle Zeit dieses lästige Stück Apfel in der Kehle hinterließ, das weder hochkommt noch nach unten rutscht. Auch gibt es Stimmen, die behaupten, Adam habe die verhängnisvolle Frucht nur deshalb nicht ganz heruntergeschluckt, weil plötzlich der Herr erschienen sei und wissen wollte, was passiert sei. Jetzt gleich und bevor dieser Hinweis uns endgültig entfällt oder gar infolge des Fortgangs des Berichtes an unpassender Stelle, weil verspätet, erscheint, verraten wir hier etwas über den verschwiegenen, fast heimlichen Besuch, den der Herr in einer warmen Sommernacht dem Garten Eden abstattete. Wie üblich schliefen Adam und Eva nackt nebeneinander, ohne sich zu berühren, ein erhebendes, wenn auch trügerisches Bild vollkommener Unschuld. Sie wachten nicht auf, und der Herr weckte sie auch nicht. Was ihn dorthin geführt hatte, war der Vorsatz, einen Herstellungsfehler zu beheben, der, wie er endlich bemerkt hatte, seine Geschöpfe ernsthaft verunstaltete, und das war, man stelle sich vor, das Fehlen eines Nabels. Die weißliche Hautfläche seiner Babys, die selbst die milde Sonne des Paradieses nicht zu bräunen vermocht hatte, stellte sich allzu nackt dar, bot sich allzu sehr an, sozusagen in obszöner Weise, falls es dieses Wort damals schon gab. Unverzüglich, damit sie nicht aufwachten, streckte Gott den Arm aus und drückte seinen Zeigefinger leicht in Adams Leib, ließ ihn rasch ein paarmal kreisen, und schon trat der Nabel zutage. Das gleiche Vorgehen, anschließend an Eva vorgenommen, führte zu entsprechendem Ergebnis, wenn auch mit dem wesentlichen Unterschied, dass ihr Nabel um einiges besser ausfiel, was Gestaltung, Konturen und zarte Falten betrifft. Dies war das letzte Mal, dass der Herr ein von ihm geschaffenes Werk betrachtete und es für gut befand.

Fünfzig Jahre und einen Tag nach diesem geglückten chirurgischen Eingriff, der den Beginn einer neuen Ära in der Ästhetik des menschlichen Körpers unter dem unbestrittenen Motto markiert, dass sich alles an ihm perfektionieren lässt, geschah die Katastrophe. Von einem Donnerschlag angekündigt, trat der Herr in Erscheinung. Er war anders gekleidet als üblich, dem entsprechend, was womöglich die neue Herrschermode im Himmel war, auf dem Kopf eine dreifache Krone und in der Hand das Zepter wie einen Schlagstock schwingend. Ich bin der Herr, schrie er, ich bin, der ich bin. Der Garten Eden versank in Totenstille, man hörte weder das Summen einer Wespe noch das Bellen eines Hundes, weder das Piepen eines Vogels noch das Trompeten eines Elefanten. Einzig ein Schwarm Stare, der sich in einem dichtbelaubten Olivenbaum aus der Zeit, als der Garten angelegt wurde, niedergelassen hatte, flog auf einen Schlag davon, und es waren Hunderte, wenn nicht Tausende, die den Himmel fast verdunkelten. Wer hat meine Anweisungen missachtet, wer ist an die Frucht meines Baumes gegangen, fragte Gott mit einem direkt auf Adam gerichteten gleißenden Blick, ein wenig gebräuchliches Adjektiv, doch ausdrucksstark wie alle, die noch seltener sind. In seiner Verzweiflung mühte sich der arme Mann vergeblich, das Apfelstück, das ihn verriet, hinunterzuschlucken, doch drang kein Laut aus seiner Kehle, weder vorwärts noch rückwärts. Antworte, forderte erneut die cholerische Stimme des Herrn, wobei er bedrohlich das Zepter schwenkte. Wohl wissend, wie hässlich es ist, die Schuld auf andere zu schieben, nahm Adam all seinen Mut zusammen und sagte, Die Frau, die du mir zur Gefährtin gegeben hast, hat mir die Frucht von dem Baum gereicht, und ich habe sie gegessen. Der Herr wandte sich der Frau zu und fragte, Was hast du getan, du Unselige, und sie antwortete, Die Schlange hat mich getäuscht, da habe ich von der Frucht gegessen, Du Heuchlerin, Lügnerin, es gibt keine Schlangen im Paradies, Herr, ich sagte nicht, dass es im Paradies Schlangen gebe, wohl aber sage ich, dass ich einen Traum hatte, in dem mir eine Schlange erschien, und die hat zu mir gesagt, Na so was, hat der Herr euch verboten, von den Früchten aller Bäume im Garten zu essen, und ich habe geantwortet, das sei nicht richtig, wir dürften nur nicht von den Früchten des Baumes essen, der in der Mitte des Paradieses steht, und wenn wir ihn anfassten, würden wir sterben, Schlangen können nicht sprechen, höchstens zischeln, sagte der Herr, Die in meinem Traum hat aber gesprochen, Und kann man erfahren, was sie noch gesagt hat, fragte der Herr, bemüht, seinen Worten einen spöttischen Ton zu verleihen, der so gar nicht der himmlischen Würde seiner Bekleidung entsprach, Die Schlange hat gesagt, wir müssten nicht sterben, Ach so, die Ironie des Herrn klang immer deutlicher durch, offenbar glaubt diese Schlange mehr zu wissen als ich, Ich habe geträumt, Herr, dass wir nicht von der Frucht essen sollen, weil sie uns die Augen öffnen würde und wir dann in der Lage wären, das Gute und das Böse zu erkennen, so wie du es kennst, Herr, Und was hast du leichtfertiges, du verdorbenes Weib gemacht, als du aus deinem so hübschen Traum erwachtest, Ich bin zu dem Baum gegangen, habe von der Frucht gegessen und sie Adam gebracht, der dann auch davon gegessen hat, Sie ist mir hier stecken geblieben, sagte Adam und fasste sich an die Kehle, Nun gut, sagte der Herr, da ihr es so haben wolltet, sollt ihr es auch so haben, ab sofort ist es für euch aus mit dem schönen Leben, du, Eva, wirst nicht nur alle Unpässlichkeiten einer Schwangerschaft erleiden, auch die Übelkeit, dazu wirst du unter Schmerzen gebären, und trotzdem wirst du dich zu deinem Mann hingezogen fühlen, und er wird über dich gebieten, Arme Eva, es fängt böse an mit dir, ein trauriges Schicksal hast du, sagte Eva, Das hättest du dir vorher überlegen können, und was deine Person betrifft, Adam, deinetwegen ist die Erde verflucht worden, und nur unter großen Opfern wird es dir gelingen, ihr dein Leben lang Nahrung abzuringen, sie wird nur Dornen und Disteln hervorbringen, und du wirst die Gräser essen müssen, die auf dem Feld wachsen, nur unter unzähligen Schweißtropfen wird es dir gelingen, das zu bekommen, was du zu essen brauchst, bis du eines Tages wieder zu Erde wirst, denn in Wirklichkeit wurdest du aus ihr geformt, du elender Adam, du bist Staub, und zu Staub sollst du eines Tages wieder werden. Nach diesen Worten ließ der Herr ein paar Tierfelle zum Vorschein kommen, um Adams und Evas Blöße zu bedecken, während sie einander zuzwinkerten, schließlich wussten sie schon seit dem ersten Tag, dass sie nackt waren, und hatten dies weidlich genutzt. Sodann sagte der Herr, Nachdem der Mensch das Gute und das Böse kennengelernt hat, ist er einem Gott ähnlich geworden, jetzt fehlt nur noch, dass du auch die Frucht vom Baum des Lebens pflückst und davon isst und auf alle Zeit lebst, das fehlte gerade noch, zwei Götter in einem Universum, deshalb vertreibe ich dich und deine Frau aus diesem Garten Eden, und an seine Pforte setze ich als Wachposten einen Cherub, bewaffnet mit einem Feuerschwert, der niemanden hereinlassen wird, und jetzt geht, verschwindet von hier, ich will euch nie wieder vor mir sehen. Mit den stinkenden Fellen über den Schultern, auf ihren strauchelnden Beinen wankend, sahen Adam und Eva aus wie zwei Orang-Utans, die sich zum allerersten Mal aufgerichtet hatten. Außerhalb des Gartens Eden war die Erde karg und unwirtlich, der Herr hatte nicht übertrieben, als er Adam und Eva mit Dornen und Disteln drohte. Und wie er ebenfalls vorhergesagt hatte, war nun Schluss mit dem schönen Leben.

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