Kaltblütig - Truman Capote - E-Book

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Truman Capote

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  • Herausgeber: Kein & Aber
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2013
Beschreibung

Im November 1959 wird in Holcomb, Kansas, die vierköpfige Familie Clutter brutal ermordet. Wenige Wochen später werden die Täter Dick Hickock und Perry Smith auf der Flucht geschnappt. Truman Capote erfährt aus der New York Times von dem Verbrechen und beschließt, am Tatort zu recherchieren. Er spricht mit Bekannten und Freunden der Familie, mit der Polizei. Schließlich erhält er Gelegenheit, mit den beiden Mördern zu reden. Mit der Zeit gelingt es ihm, so viel Nähe zu ihnen herzustellen, dass sie ihm präzise Innenansichten ihrer Seele erlauben. Fast sechs Jahre nach ihrer Tat begleitet er sie bis an den Galgen. Capotes herausragende Rekonstruktion eines Mordes wurde eine Sensation und begründete ein neues literarisches Genre: die "non-fiction novel", den Tatsachenroman. In einer atemberaubenden Sprache erzählt er, wie aus Menschen Mörder werden. Mit Kaltblütig landete Capote einen internationalen Bestseller.

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Seitenzahl: 634

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INHALT

» Über den Autor

» Über das Buch

» Buch lesen

» Danksagung, Impressum

» Weitere eBooks von Truman Capote

» Weitere eBooks von Kein & Aber

» www.keinundaber.ch

ÜBER DEN AUTOR

Truman Capote wurde 1924 in New Orleans geboren; er wuchs in den Südstaaten auf, bis ihn seine Mutter als Achtjährigen zu sich nach New York holte. Mit zwanzig Jahren veröffentlichte er seine erste Kurzgeschichte Miriam in Mademoiselle; für die Erzählung Die Tür fällt zu wurde ihm 1948 der »O.-Henry-Preis« verliehen. Im selben Jahr erschien sein Roman Andere Stimmen, andere Räume, der als das sensationelle Debüt eines literarischen Naturtalentes gefeiert wurde. Es folgten 1949 die Kurzgeschichtensammlung Baum der Nacht, 1950 die Reisebeschreibung Lokalkolorit, 1951 der Roman Die Grasharfe. Das 1958 veröffentlichte Frühstück bei Tiffany erlangte auch dank der Verfilmung mit Audrey Hepburn große Berühmtheit. 1965 erschien der mehrmals verfilmte Tatsachenroman Kaltblütig, 1973 Die Hunde bellen (Reportagen und Porträts), 1980 Musik für Chamäleons (Erzählungen und Reportagen). Postum wurden 1987 – unvollendet – der Roman Erhörte Gebete, 2005 das neu entdeckte Debüt Sommerdiebe und 2013 der Erzählband Yachten und dergleichen mit einer neu entdeckten Geschichte veröffentlicht. Truman Capotes Gesamtwerk erschien in neuer Übersetzung bei Kein & Aber. Der Autor starb 1984 in Los Angeles.

ÜBER DAS BUCH

Im November 1959 wird in Holcomb in Kansas eine vierköpfige Farmerfamilie brutal ermordet. Wenige Wochen später werden die zwei ehemaligen Zuchthäusler Dick Hickock und Perry Smith geschnappt. Truman Capote erfährt aus der New York Times von dem Verbrechen und beschließt, am Tatort zu recherchieren. Er spricht mit Bekannten und Freunden der Familie, mit der Polizei. Schließlich erhält er Gelegenheit, mit den beiden Mördern zu reden. Mit der Zeit gelingt es ihm, soviel Nähe zu ihnen herzustellen, dass sie ihm präzise Innenansichten ihrer Seele erlauben. Fast sechs Jahre nach ihrer Tat begleitet er sie bis an den Galgen. Capotes herausragende Rekonstruktion eines Mordes begründete ein neues literarisches Genre: die non-fiction novel, den Tatsachenroman. In einer atemberaubenden Sprache erzählt er, wie aus Menschen Mörder werden. Mit Kaltblütig landete Capote eine literarische Sensation und einen internationalen Bestseller.

»Ein Meisterwerk – schmerzhaft, schrecklich, besessen.«

New York Times Book Review

»Ein in der seriösen Literatur heute kaum vorstellbarer Triumph. Die Pioniertat eines neuen Stils, Romane zu schreiben. Ein Buch, das alle Welt lesen will.«

Der Spiegel

Herausgegeben von Anuschka Roshani

Frères humains qui après nous vivez, N’ayez les cuers contre nous endurcis, Car, se pitié de nous povres avez, Dieu en aura plus tost des vous mercis. françois villon

Jack Dunphy und Harper Lee

1

DIE LETZTEN, DIE SIE LEBEND SAHEN

Der kleine Ort Holcomb liegt in der Weizenhochebene von West-Kansas, einer abgeschiedenen Gegend, die selbst Einheimische als »hinterm Mond« empfinden. Mit seinem harten, blauen Himmel und der wüstenklaren Luft gemahnt der gut siebzig Meilen östlich der Grenze zu Colorado gelegene Landstrich eigentlich eher an den Wilden als an den Mittleren Westen. Der Akzent, den man hier spricht, ist der näselnde Singsang der Prärie, der Viehtreiber und Rancharbeiter, und die meisten Männer tragen Frontier Trousers– die derben, schmal geschnittenen Baumwollhosen der Pioniere–, einen Stetson und spitze Stiefel mit hohen Absätzen. Das Land ist flach, und man hat nach allen Seiten einen herrlich weiten Blick; Pferde, Rinderherden, eine Gruppe weißer Getreidesilos, schlank und anmutig wie griechische Tempel, sind für den Reisenden bereits von weitem zu erkennen.

Auch Holcomb sieht man schon von fern. Nicht dass es da viel zu sehen gäbe– bloß eine wirre Ansammlung von Häusern, die von der Hauptstrecke der Santa Fe Railroad durchschnitten wird, ein verstreut liegender Flecken, im Süden begrenzt vom braunen Band des Arkansas (sprich »Ar-kan-sas«) River, im Norden von einem Highway– der Route50– und im Osten und Westen von Weideland und Weizenfeldern. Wenn es geregnet hat oder der Schnee schmilzt, verwandelt sich die dicke Staubschicht auf den Straßen– namenlosen, schattenlosen Schotterpisten– in knöcheltiefen Schlamm. Am einen Ende des Örtchens steht ein düsteres, grob verputztes altes Gebäude mit einer Leuchtreklame– dance– auf dem Dach, doch das Tanzbein schwingt hier niemand mehr, und das Schild bleibt schon seit Jahren dunkel. Ganz in der Nähe steht ein weiteres Gebäude mit bedeutungslos gewordenem Schriftzug, diesmal in blätternden Goldlettern an einem schmutzigen Fenster– holcomb bank. Die Bank ging 1933 pleite, und die Kassenräume wurden zu Wohnungen umgebaut. Es ist eines der beiden »Apartmenthäuser« im Ort, das andere ist eine heruntergekommene Villa, die ein gut Teil der hiesigen Lehrerschaft beherbergt und deshalb schlicht das Lehrerhaus genannt wird. Die meisten Häuser in Holcomb sind jedoch einstöckige Holzbauten mit Veranda.

Eine hagere Frau in Rohlederjacke, Jeans und Cowboystiefeln leitet das halb verfallene Postamt unten am Bahnhof, der mit seinem schilfernden schwefelgelben Anstrich einen mindestens ebenso erbärmlichen Anblick bietet. Der Chief, der Super-Chief und der El Capitan kommen hier täglich durch, aber halten tun diese berühmten Expresszüge nicht. Kein Personenzug hält hier– nur dann und wann ein Güterzug. Oben am Highway stehen zwei Tankstellen, von denen die eine nebenbei als schlecht sortierter Lebensmittelladen dient, die andere als Café– Hartman’s Café, wo die Besitzerin Mrs. Hartman Sandwiches, Kaffee, Limonade und Dünnbier serviert. (Holcomb ist, wie ganz Kansas, »trocken«.)

Und das ist eigentlich auch schon alles. Die Holcomb School nicht zu vergessen– ein imposanter Bau, der an den Tag bringt, was der äußere Anschein der Gemeinde sonst verbirgt: dass die Eltern, die ihre Kinder auf diese moderne, mit fachkundigem Personal besetzte »Einheitsschule« schicken– die von den Klassen eins bis zwölf sämtliche Jahrgangsstufen umfasst und ein ganzes Heer von Bussen unterhält, mit denen die etwa dreihundertsechzig Schüler aus bis zu sechzehn Meilen Entfernung zum Unterricht befördert werden–, im Allgemeinen recht wohlhabend sind. Die meisten von ihnen sind Farmer, bodenständige Landbewohner vielfältigster Herkunft– Deutsche, Iren, Norweger, Mexikaner, Japaner. Sie züchten Rinder und Schafe, bauen Weizen, Hirse, Grassaat und Zuckerrüben an. Die Landwirtschaft ist von jeher ein riskantes Geschäft, doch die Farmer in West-Kansas sehen sich als »Spielernaturen«, da sie mit extrem geringen Niederschlägen (der Jahresdurchschnitt liegt bei fünfundvierzig Zentimetern) und gravierenden Bewässerungsproblemen zu kämpfen haben. Die letzten sieben Jahre sind sie von der Dürre allerdings verschont geblieben. Die Farmer von Finney County, in dem Holcomb liegt, verdienen gut; nicht nur die Landwirtschaft, sondern auch und vor allem die Ausbeutung reichhaltiger Erdgasvorkommen hat ihnen ein Vermögen beschert, wie die neue Schule, die komfortable Ausstattung ihrer Häuser und die hohen, prall gefüllten Getreidesilos anschaulich belegen.

Bis zu jenem verhängnisvollen Tag Mitte November 1959 war der Name Holcomb den meisten Menschen in Amerika, geschweige denn in Kansas, völlig unbekannt. Wie das Wasser des Flusses, die Autos auf dem Highway und die Schnellzüge auf ihrem Weg nach Santa Fe war alles Dramatische, in Gestalt außergewöhnlicher Ereignisse, stets spurlos an dem kleinen Ort vorbeigezogen. Seinen zweihundertsiebzig Einwohnern war das nur recht, konnten sie auf diese Weise doch ungestört ihrem Alltag nachgehen– arbeiten, jagen, fernsehen, Schulfeste, Chorproben, Vereinstreffen des 4-H Club. Doch dann, in den frühesten Stunden jenes spätherbstlichen Sonntagmorgens, brachten fremde Laute die gewohnten nächtlichen Geräusche Holcombs– das klagende Heulen der Kojoten, das trockene Knistern umhertorkelnder Steppenhexen, das schrille Pfeifen einer Lokomotive in der Ferne– schlagartig zum Verstummen. Niemand im schlafenden Holcomb hörte sie– vier Gewehrschüsse, die, alles in allem, sechs Menschen das Leben kosteten. Seither jedoch ertappten sich Leute, die zuvor derart vertrauensselig gewesen waren, dass sie es nicht für nötig hielten, auch nur ihre Haustür zu verschließen, dabei, wie sie sie in ihrer Fantasie immer und immer wieder Revue passieren ließen– jene unheilvollen Explosionen, die ein Feuer des Misstrauens entfachten, in dessen Schein viele alteingesessene Nachbarn einander plötzlich skeptisch und wie Fremde beäugten.

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