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Profitieren Sie jetzt von der massiv erweiterten Neuauflage mit rund 25% zusätzlichem Text aus 60 weiteren Quellen und brandneuen Informationen zu den vielen Kampf- und Kriegseinsätzen der deutschen Panzer. Plus: Analyse der jüngsten Entwicklungen wie neue Rüststände und Nutzer. BONUS: Ausblick Ukraine – In diesem komplett neuen Kapitel beschäftigt sich der Autor mit den Möglichkeiten und der Sinnhaftigkeit, Leopard-Panzer an die Ukraine zu liefern. Können deutsche Panzer das Kriegsgeschehen beeinflussen? Und in welcher Zahl stehen sie überhaupt zur Verfügung? KLAPPENTEXT Viele glauben, die deutschen Kampfpanzer Leopard 1 und 2 seien reine Friedensmodelle, die nie einen scharfen Kampfeinsatz bestritten hätten. Weit gefehlt. Tatsächlich wurden und werden beide Kampfpanzer-Typen rund um den Globus in Kriegs- und Krisenregionen eingesetzt: Deutsche Leopard 2 beteiligten sich am Einmarsch ins Kosovo Türkische Militärs setzten auf Leopard 1 & 2 im Putschversuch gegen Erdoğan Kanadische und dänische Leoparden bestritten ungezählte Kampfeinsätze in Afghanistan In Bosnien kämpften dänische Leopard 1 gegen bosnisch-serbische Truppen Die türkische Armee setzte Leopard 2 in Syrien gegen den IS und kurdische Milizen ein Das Spektrum der Leopard-Einsätze ist dabei so vielfältig wie reich an Anekdoten. Detaillierte Gefechtsberichte erzählen sowohl von Augenblicken des Triumphs als auch von großem Leid. Wussten Sie l, dass dänische Leopard 1 in Bosnien unter Dauerbeschuss gerieten? Dass deutsche Leo 2-Panzer im Kosovo in Schusswechsel verwickelt wurden? Wussten Sie, dass die Kämpfer des sogenannten Islamischen Staates türkische Leopard 2 erbeuteten? Dass Leopard 1 & 2 in Afghanistan im Kugel- und Raketenhagel standen? All das und viel mehr beleuchtet dieses Buch, das in keiner Sammlung interessierter Panzerfreunde und Historiker fehlen darf. Diese massiv erweiterte Neuauflage erzählt erstmals die Geschichte von vielen weiteren Einsätzen und Gefechten. Erfahren Sie, was passierte, als eine kanadische Leopard-Besatzung im Arghandab-Fluss „absoff“. Lesen Sie, warum syrische Rebellen nun über Leopard 2 verfügen könnten. In seinem Fazit kommt der Autor schließlich zu atemberaubenden Ergebnissen, die Ihren Blick auf die deutschen Leoparden völlig verändern können. Ein üppiges Quellenverzeichnis sowie ein Dutzend Bilder in schwarz-weiß runden diese einzigartige Arbeit ab.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2022
Jill Marc Münstermann
Kampfpanzer
Leopard 2 und Leopard 1 im Einsatz (NEUAUFLAGE)
Historie, Varianten und Kampfeinsätze in Bosnien, Afghanistan, Kosovo, Türkei, Syrien und mehr + BONUS: Ausblick Ukraine
Mit einem Nachwort des dänischen Leopard-Experten
Thomas Antonsen
Fachlicher Sachstand beziehungsweise inhaltlich abgeschlossen: Oktober 2022
Über diese Neuauflage
Vorwort
Über dieses Buch
Herangehensweise
Begrifflichkeiten
Einleitung
Historische Einordnung
Von Beutetanks zum Leopard 2 – Die Geschichte des Kampfpanzers in Deutschland
Der innertürkische Kampf gegen die PKK
Der Zerfall Jugoslawiens
Der Krieg in Afghanistan
Putschversuch in der Türkei 2016
Türkische Interventionen in Syrien
Der Leopard 1
Beschreibung
Kampfwertsteigerungen
Nutzer
Kampfeinsätze
Türkische Leoparden gegen die PKK und andere kurdische Kräfte
Der Leo 1 in Bosnien und Kroatien
Leoparden im Kosovo
Leoparden am Hindukusch
Leos beim Putschversuch in der Türkei
Der Leopard 2
Beschreibung
Kampfwertsteigerungen
Nutzer
Kampfeinsätze
Leo 2 in Bosnien
Leoparden erobern das Kosovo
Tetovo und Operation Essential Harvest
Leopard 2 am Hindukusch
Leo 2-Panzer beim Putschversuch in der Türkei
Leoparden im Einsatz für die Türkei
Fazit
Ausblick Ukraine: Sinnhaftigkeit und Möglichkeiten von Leopard-Panzern für die Ukraine
Nachwort von Thomas Antonsen
Über den Autor, Jill Marc Münstermann
Danksagung
Quellenverzeichnis
Neben der sprachlichen Überarbeitung des kompletten Textes habe ich rund 60 weitere und teils neue (sprich nach der Veröffentlichung des ursprünglichen Buchs erschienene) Quellen ausgewertet und die Ergebnisse daraus in mein Buch eingearbeitet. In jedem einzelnen Kapitel habe ich zudem sprachliche Verbesserungen vorgenommen und Fehler korrigiert.
Im Folgenden finden Sie eine Übersicht mit allen wesentlichen inhaltlichen Ergänzungen:
Historische Einordnung
Von Beutetanks zum Leopard 2 – Die Geschichte des Kampfpanzers in Deutschland:
Zusätzlicher Abschnitt
am Ende mit einem Ausblick auf die Zukunft der deutschen Panzerwaffe
Der Leopard 1
Ergänzungen bei den
Nutzern
, insbesondere Kanada, Türkei, Griechenland und Chile
Weitere Informationen zu den Kampfeinsätzen im Kapitel
Türkische Leoparden gegen die PKK und andere kurdische Kräfte
Ergänzungen zu den dänischen Kampfeinsätzen im Kapitel
Der Leo 1 in Bosnien und Kroatien
Leoparden im Kosovo:
Neue Informationen zu NATO-Übungen und NATO-Notfallplänen
Leoparden am Hindukusch:
Dieses Kapitel ist nun etwa
doppelt so lang
, da ich Quellen zu zahlreichen weiteren kanadischen Kampfeinsätzen gefunden habe
Leos beim Putschversuch in der Türkei:
Rund
ein Drittel mehr Text
mit neuen Informationen
Der Leopard 2
Zahlreiche aktuelle und erweiterte Informationen zu den
Nutzern
, darunter drei völlig neue Nutzer: Tschechien, Slowakei und die Dschaisch al-Islam-Miliz
Leopard 2 am Hindukusch:
Rund
ein Drittel mehr Text
, der zahlreiche weitere kanadische Kampfeinsätze beschreibt
Leoparden im Einsatz für die Türkei
:
Zahlreiche neue und detaillierte Informationen zu den Kampfeinsätzen türkischer Leos in Nordsyrien
Fazit
Komplett überarbeitet und um neue Erkenntnisse erweitert, insbesondere mit Blick auf die Landesverteidigung
Ausblick Ukraine:
Sinnhaftigkeit und Möglichkeiten von Leopard-Panzern für die Ukraine
(nagelneues Kapitel!)
Wie könnte ein Militärsachbuch, das nach dem 24. Februar 2022 erscheint, ohne einen Verweis auf den Überfall Russlands auf die Ukraine auskommen? In der Ukraine kommen mittlerweile zahlreiche westliche Waffensysteme zum Einsatz – einige von ihnen werden erstmals in einem konventionellen Krieg eingesetzt. Aus deutscher Produktion stehen unter anderem Gepard-Flugabwehrkanonenpanzer und Panzerhaubitzen 2000 im Kampf gegen russische Truppen. Wer hätte das vor dem 24. Februar 2022 für möglich gehalten?
Zum Redaktionsschluss dieses Buches versagt die deutsche Regierung Kiew weiterhin die Lieferung von Kampfpanzern Leopard 1 und Leopard 2. Ob es dabei bleibt, steht in den Sternen – bis dato wurden die deutschen Waffenlieferungen stets scheibchenweise intensiviert. Es kann daher sein, dass die Bundesregierung auch in Sachen Kampfpanzer noch umdenkt. Oder einknickt, je nach Sichtweise. Sollten Leopard-Panzer in der Ukraine zum Einsatz kommen, werde ich dies jedenfalls für Sie im Auge behalten. Ein Kriegseinsatz in der Ukraine wäre sicherlich ein eigenes Buch wert.
Doch warum nun diese Neuauflage? Mein kurzer Kommentar zum Ukrainekrieg rechtfertigt kein neues Buch – und darum geht es mir auch nicht, denn ich arbeite bereits seit Anfang 2021 an dieser Neuauflage. Tatsächlich erreichten mich nach der Veröffentlichung meines Buches Ende 2020 auf Deutsch und Englisch interessante Zuschriften, aus denen sich mancher lehrreiche Austausch entwickelt hat. Meine Gesprächspartner machten mich auf weitere Quellen aufmerksam, aus denen sich weitere Gefechtssituationen entnehmen lassen, in die die deutschen Kampfpanzer verwickelt waren. Insbesondere die Kapitel über den Einsatz von Leopard 1 auf dem Balkan und in Afghanistan sowie über den Einsatz von Leopard 2 in Afghanistan und in Nordsyrien profitieren von den neuen Quellen. Insgesamt habe ich rund 60 zusätzliche Quellen ausgewertet und konnte dem ursprünglichen Text rund 25 Prozent zusätzlichen Text hinzufügen, in denen zahlreiche weitere Gefechtssituationen beschrieben werden. Dieses Buch beschreibt die Kampfeinsätze von Leopard 1 und 2 so lückenlos wie nie zuvor.
Zudem musste ich durch die Auswertung der neuen Quellen erkennen, dass die kanadische Panzerwaffe in Afghanistan einen Gefallenen mehr zu beklagen hat als in meinem ursprünglichen Buch beschrieben. Allein der Respekt vor dem Opfer dieses Mannes rechtfertigt diese Neuauflage.
Ferner sind die Dinge stets in Bewegung; so haben zahlreiche Nutzerstaaten der Leopard-Panzer seit 2020 Änderungen an ihrer Panzerflotte vorgenommen, die in diesem Buch ebenfalls berücksichtigt werden. Weitere Nutzerstaaten sind hinzugekommen. Zum Schluss habe ich ein völlig neues Kapitel angefügt, in dem ich mich – streng an den Fakten orientiert und unter Auslassung politischer Gesichtspunkte – mit den Möglichkeiten und der militärischen Sinnhaftigkeit der Lieferung von Leopard 1 und 2 an Kiew des Ukrainekrieges beschäftige.
Wie Sie im Folgenden sehen werden, haben beide deutschen Nachkriegskampfpanzer – Leopard 1 und Leopard 2 – zahlreiche Kampfeinsätze auf dem Kerbholz. Sie wurden im Auftrag der UN und der NATO eingesetzt, bestritten im Namen der Türkei zudem Einsätze im Norden Syriens und würden sogar beim türkischen Putschversuch im Jahr 2016 eingesetzt.
Die Kampfpanzer Leopard 1 und 2 absolvierten unter dänischer, kanadischer, belgischer, niederländischer, türkischer und auch unter deutscher Flagge mannigfaltige Kampfeinsätze in ganz unterschiedlichen Szenarien mit unterschiedlichen Bedrohungslagen und gegen unterschiedliche Gegner. Dieses Buch erzählt die Geschichte der Leoparden und ihrer Kampfeinsätze. Es ist nicht nur eine rüstungstechnische wie wirtschaftliche Erfolgsgeschichte, eine Geschichte über Milliardendeals mit zahlreichen Staaten und über technische Errungenschaften auf dem Feld der Panzerentwicklung. Es ist vor allem eine Geschichte einfacher Männer und Frauen, die fernab der Heimat in ihren Leopard-Panzern schliefen, lebten, kämpften. Es ist eine Geschichte von Eroberung und militärischen Konflikten. Von Befreiung, Freude, Zukunft. Aber auch eine Geschichte von Schweiß, Tränen, Leid … von Tod.
Dies ist die Geschichte der Kampfeinsätze von Leopard 1 und Leopard 2.
Wer sich detailliert zur Entwicklung und zu den technischen Aspekten von Leopard 1 und Leopard 2 weiterbilden möchte, kann bereits auf eine üppige Auswahl an Fachpublikationen zurückgreifen. Was hingegen gänzlich fehlt, ist eine vollständige Zusammenstellung und Analyse aller Kampfeinsätze beider Panzermuster; wenn überhaupt, beschäftigen sich einzelne Werke mit ausgewählten Einsätzen.
Das vorliegende Buch füllt diese Lücke und liefert einmalige Einblicke in die Kampfeinsätze, die beide Leopard-Panzer absolviert haben. Nebenbei bietet es eine aktuelle Zusammenstellung über die Nutzer und verschiedenen Kampfwertsteigerungen beider Panzer und erzählt in Kurzform die Geschichte der deutschen Panzerentwicklung.
Ich stütze mein Buch auf eine Vielzahl an Quellen, die ich wissenschaftlichen Standards entsprechend ausgewertet habe. Jede Aussage in diesem Buch ist mindestens durch eine vertrauenswürdige Quelle belegt. Man mag mir dennoch nachsehen, dass ich bei aller Sorgfalt die ein oder andere starre Regel der Wissenschaftlichkeit auf dem Altar der Lesbarkeit und Zugänglichkeit des Textes opfere. So werde ich Quellenhinweise am Ende eines Kapitels zusammenfassen, statt damit den Fließtext zuzukleistern; es sei denn, ich bemühe ein direktes Zitat oder versteige mich zu einer ganz und gar abenteuerlichen Behauptung. Mir sitzt nun mal keine Professorin respektive kein Professor im Nacken, und daher darf ich mir erlauben, nach meinen eigenen Regeln zu spielen. Wo die Quellenlage unklar ist oder Quellen ein falsches Bild vermitteln könnten, weise ich darauf hin. Am Ende eines jeden Kapitels befinden sich die Quellenhinweise mit Angaben zu den entsprechenden Quellen, was wie folgt funktioniert: Angegeben wird mindestens der Autor beziehungsweise die Autorin oder, ist diese Information unbekannt, die publizierende Organisation, sodann folgt in Klammern die Angabe des Jahres der Veröffentlichung.
Das Quellenverzeichnis am Ende dieses Buches ist nach den Autoren und Autorinnen beziehungsweise publizierenden Organisationen sortiert; jede in den Hinweisen genannte Quelle findet sich dort wieder. Mit den Informationen aus dem Quellenverzeichnis sind Sie in der Lage, alle Quellen einwandfrei zu identifizieren. Ich verdeutliche es anhand eines Beispiels aus der Einleitung: Wenn ich mich auf einen Online-Text auf der Website des Deutschen BundeswehrVerbands beziehe, dessen Urheber unbekannt ist, vermerke ich dies durch Erwähnung der Organisation, eben Deutscher BundeswehrVerband, gefolgt vom Jahr der Veröffentlichung, in diesem Fall 2019b. (B, da es sich um die zweite von mir verwendete Veröffentlichung des DBV aus diesem Jahr handelt.) Im Quellenverzeichnis finden Sie recht weit oben den entsprechenden Eintrag: Deutscher BundeswehrVerband (2019b) … Ein Buch wiederum, dessen Urheber benannt ist, gebe ich mit der Nennung ebenjenes Schreiberlings plus des Jahrs der Veröffentlichung an. Die Suche des Eintrags im Quellenverzeichnis funktioniert nach demselben Prinzip. Bei Sammelbänden, Magazinen und dergleichen beziehe ich mich ebenfalls auf die Urheber des einzelnen Werkes und liefere spätestens im Quellenverzeichnis die Plattform nach, auf der der Text erschienen ist. Wo ich mich auf Online-Quellen berufe, füge ich einen Link hinzu inklusive der Angabe, wann ich diesen zuletzt aufgerufen habe.
Wer mir bedingungslos vertraut, kann die Quellenhinweise am Ende jedes Abschnitts getrost überspringen; sie liefern keine weiteren fachlichen Informationen zu dem entsprechenden Thema, dafür aber gelegentlich quellenkritische Kommentare zur Einordnung einer Quelle.
Deutsch- und englischsprachige Quellen erschließe ich mir problemlos, für Quellen in anderen Sprachen greife ich auf den Google Translator sowie das Übersetzungsprogramm DeepL zurück. Ich kann nicht ausschließlich, dass mir dadurch gelegentliche sprachliche Nuancen bis hin zu inhaltlichen Aspekten abgehen, wobei die eingesetzten Programme mittlerweile hervorragende Ergebnisse zutage fördern.
Nun wünsche ich Ihnen viel Freude mit der Lektüre meines Buches. Ich bin stolz darauf, es nach rund eineinhalb Jahren intensiver Arbeit an der Neuauflage endlich der Öffentlichkeit präsentieren zu dürfen.
Um den geneigten Lesern und Leserinnen eine möglichst holistische Übersicht über unsere Leoparden und ihre Kampfeinsätze zu liefern, nehme ich zunächst eine historische Einordnung anhand der prägendsten Einflüsse vor. Von den ersten Gedanken an panzerartige Maschinen im Kaiserreich bis hin zur Entwicklung des Leopard 2 bestimmen diese die Doktrin der deutschen Panzerentwicklung maßgeblich. Leopard 1 und Leopard 2 fanden (und finden) zwar neben den deutschen Streitkräften zahlreiche internationale Abnehmer – Kampfeinsätze bestritten sie gar mehrheitlich unter ausländischer Flagge –, dennoch ist speziell die Entwicklung der deutschen Panzerwaffe maßgeblich für beide Kampfpanzermuster.
Panzerverbände bestehen aus mehr als nur aus Kampfpanzern; in der Regel leisten Pioniere, Fernmelder und andere Truppenteile wichtige Unterstützungsaufgaben innerhalb solcher Einheiten. Im folgenden Text beschränke ich mich aber wesentlich auf die Kampfpanzer und klammere die vielen Unterstützer bewusst aus. Es würde jeden Rahmen sprengen. Bei der Schilderung der Kampfeinsätze von Leopard 1 und 2 beziehe ich Unterstützer mit ein, wenn sie von konkreter Bedeutung für das geschilderte Ereignis sind.
Die Kampfeinsätze der Leos fanden grob im Rahmen von fünf Konfliktherden statt:
Der Zerfall Jugoslawiens, der sich seit Anfang der 1990er Jahre bahnbrach und bis ins neue Jahrtausend hinein anhielt
Der Einsatz der türkischen Streitkräfte gegen die kurdische PKK im Osten der Türkei Anfang bis Mitte der 1990er Jahre
Dann der Krieg in Afghanistan als Folge der Anschläge vom 11. September 2001
Weiter der Putschversuch türkischer Militärs gegen die Regierung Erdoğans im Jahr 2016
Und jüngst die türkischen Interventionen im Rahmen des syrischen Bürgerkrieges, aufgeteilt auf die Operationen Schutzschild Euphrat und Olivenzweig
Die genannten Konflikte stelle ich zunächst in aller Kürze vor. Sodann möchte ich gemeinsam mit Ihnen unsere Leos erkunden: Was können diese Panzermuster? Wie sind ihre Fähigkeiten im zeitgenössischen Kontext einzuordnen? Und welche Kampfwertsteigerungen sind vorgenommen worden, um mit dem technologischen Fortschritt schrittzuhalten? Ich beleuchte auch, welche internationalen Streitkräfte zu den Nutzern der Leopard-Panzer zählen, wobei ich mich jeweils auf die Nutzung als Kampfpanzer beschränke.
Im Kapitel „Kampfwertsteigerungen“ stelle ich die etablierten Rüststände vor. Sonderformen allein für internationale Nutzer behandle ich jeweils im Kapitel „Nutzer“. Wenige Ausnahmen wie der niederländische Leopard 2 A6MA2, der wiederum auf die Bundeswehr zurückwirkt, habe ich hingegen dem Kapitel „Kampfwertsteigerungen“ zugeordnet. Zudem klammere ich Prototypen und Versuchsreihen aus und beschränke mich auf jene Versionen, die es in die Serienproduktion beziehungsweise serienmäßige Umrüstung geschafft haben. Ich bin mir sicher, Sie werden sich zurechtfinden.
Es existieren wie gesagt zahlreiche Bücher, die die Panzer der Leopard-Familie technisch detailliert und geschichtlich umfassend beschreiben. Ich begnüge mich in den genannten Abschnitten daher mit einem zügigen Überblick über die Entstehungsgeschichte, die Hintergründe und halte auch sämtliche technischen Beschreibungen auf ein Mindestmaß reduziert; gerade ausreichend, um die Kampfeinsätze von Leopard 1 und 2 in ihren verschiedenen Varianten einordnen zu können. Frei nach dem Motto: detaillierter als ein Wikipedia-Artikel (und sauberer recherchiert), aber kürzer als eine Habilitationsschrift. Oder so ähnlich. Wer tiefer in die geschichtlichen, politischen wie technischen Gesichtspunkte der Leopard-Kampfpanzer eintauchen möchte, findet in meinem Quellenverzeichnis dazu ausreichend Futter.
All diese Informationen halte ich für immanent, um im Herzstück dieses Buches die beschriebenen Kampfeinsätze von Leopard 1 und Leopard 2 abzuhandeln und einzuordnen. In diesem Teil nehme ich mir sämtliche dokumentierten Kampfeinsätze vor und beschreibe sie so detailliert wie möglich. Einsatz für Einsatz. Gefecht für Gefecht.
Fällt der Begriff „Kampfeinsatz“ im Zusammenhang mit Kampfpanzern, mögen sich den geneigten Leser*innen ganz bestimmte Bilder vor das geistige Auge schieben. Denken Sie gerade vielleicht an alte Schwarzweißfotografien und Filmaufnahmen aus dem Zweiten Weltkrieg? An Bilder von massierten Panzerfronten, die aufeinanderprallen, bis zahlreiche Tanks qualmend liegenbleiben? Denken Sie an die Nachrichten, die zu Zeiten des Irakkrieges ebenjenen Konflikt beinahe live in die deutschen Wohnzimmer trugen? Denken Sie an US-amerikanische M1A1-Abrams, die irakische T-55 auseinandernehmen? In diesem Buch jedenfalls beschränke ich mich nicht auf die ausgewachsenen Schlachten, in die Leopard-Panzer verwickelt waren, sondern definiere tatsächlich jeden Kontakt mit regulären oder irregulären gegnerischen Kräften beziehungsweise jede Situation, die zum „scharfen“ Waffeneinsatz, wie es im Bundeswehrsprech heißt, führte oder potenziell hätte führen können, als Kampfeinsatz.
Abschließend möchte ich im Fazit Ihre Aufmerksamkeit auf meinen Versuch einer Bewertung beider Kampfpanzer lenken. Wie schlagen sich die Leos im scharfen Einsatz? Treffen all die Superlative zu, die die Fachpresse und begeisterte Panzerfans rund um den Globus in schnöder Regelmäßigkeit wählen, um vor allem den Leopard 2 zu beschreiben? Kurz: Sind die Leoparden in der Lage, sich in Kampfsituationen zu behaupten? Und sollte eine moderne Armee überhaupt noch darüber nachdenken, (Leopard)-Kampfpanzer zu unterhalten?
Ein Hinweis zum Schluss: Ich halte wenig davon, Einheiten, Dienstgrade und Verbandsgrößenordnungen öfter als fürs Verständnis zwingend notwendig zu übersetzen, da bei jedem Versuch der Übersetzung die Eigenart des Originals zwangsweise verloren geht und unterbewusst in seiner deutschen Entsprechung gedacht wird. Ich bleibe, wo immer möglich, bei den originalen Begrifflichkeiten, und spreche so beispielsweise vom dänischen Oberstløjtnant statt vom Oberstleutnant oder vom Tank Troop als kleinste Formationsgröße der kanadischen Panzerwaffe, statt daraus einen Panzerzug zu machen.
Bei Soldaten und Soldatinnen nenne ich immer den Dienstgrad, den er oder sie zum Zeitpunkt der Geschehnisse innehatte.
Ferner bitte ich zu beachten, dass ich den weiteren Text im generischen Maskulinum abgefasst habe. Ich finde es gut und richtig, dass wir uns kritisch mit unserer Sprache auseinandersetzen. Ich habe für mich als Autor aber noch keinen gangbaren Weg für das geschriebene Wort gefunden und ich möchte mein Buch nicht durch halbgare Umschreibungsversuche verunstalten.
Die häufig in diesem Buch verwendeten Begriffe aus ausländischen Streitkräften will ich an dieser Stelle direkt erklären: Im Deutschen ist ein Panzertrupp eine unbekannte Formation, das dänische Militär allerdings führt formal den Deling (Trupp) als kleinste Organisationseinheit, bestehend aus drei Panzern und einem Geländewagen (dieser wurde im Einsatzland durch einen M113-Transportpanzer ersetzt). Der Delingsfører (Kommandant des Trupps) führt den ersten Panzer, der Delingssergent (erster Unteroffizier des Trupps) den zweiten. Im angelsächsischen Raum wird diese Organisationseinheit gemeinhin als Troop oder Troup bezeichnet, folgerichtig existieren somit unter anderem in der kanadischen Armee Tank Troops. Das deutsche Äquivalent zum Deling respektive Tank Troop wäre wohl der Panzerzug. Die Eskadron ist das dänische Äquivalent zur deutschen Panzerkompanie, die kanadische Panzertruppe spricht vom Squadron. Ein Kandak ist das afghanische Äquivalent eines Bataillons. Eine Zırhlı Tugay ist eine türkische Panzerbrigade.
„40 Jahre Leopard 2“, titelten zahlreiche Medien und Interessensverbände Ende 2019, darunter auch der Deutsche BundeswehrVerband. „40 Jahre Leopard 2“ ist dabei nur die halbe Wahrheit, markiert das Jahr 1979 lediglich die Übergabe des ersten Exemplars aus der Serienproduktion an die Bundeswehr. Die Entwicklungsgeschichte dieses Kampfpanzers reicht logischerweise sehr viel weiter zurück, nämlich mindestens bis ins Jahr 1970, als der Startschuss für die Entwicklung des Leopard 2 fiel.
Der Leopard 1, der heute noch von mehreren Armeen eingesetzt wird, ist gar ein waschechter Senior unter den Kampfpanzern der Gegenwart – das erste Serienexemplar wurde der Bundeswehr im Jahre 1965 übergeben. Und doch ist nicht nur der Leo 2, sondern auch sein älterer Bruder nach wie vor relevant – ein Blick auf die Website von Krauss-Maffei Wegmann verdeutlicht dies, wird dort doch neben dem Leopard 2 auch immer noch der Leopard 1 A5 beworben.
Nicht einmal zwei Jahrzehnte nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Entwicklung des Leopard 1 und kurz darauf die des Leopard 2 maßgeblich durch die Erfahrungen aus jenem weltumspannenden Konflikt beeinflusst. Die großen Panzerschlachten an der Ost- und Westfront und deren bildreiche Ausschlachtung durch die Goebbel’sche Propaganda prägen das Bild des Kampfpanzers weit über das Kriegsende hinaus. Mit einschlägigen Filmen und Videospielen wie World of Tanks ist der Panzer endgültig im popkulturellen Raum angelangt. Selbst vielen Laien dürften die vermeintlich gängigsten Panzermuster aus dem Weltkrieg nicht unbekannt sein: der M4 Sherman, der T-34 und natürlich der Panzer VI Tiger. Sie gehen da einer bis in die Gegenwart hinein nachhallenden Agitation auf den Leim, die den Panzer in den Mittelpunkt des Kampfes am Boden rückte, dabei war der Grad der Motorisierung des deutschen Heeres gering – zu Kriegsbeginn bestand es zu 90 Prozent aus Infanteriedivisionen und das gute alte Pferd verdingte sich noch als weitverbreitetes Transportmittel. Weder 1939 beim Überfall auf Polen noch später an der Ost- und Westfront trug die Panzertruppe die Hauptlast der Kämpfe. Dennoch dürften auch die an der Entwicklung beider Leopard-Panzer beteiligten Ingenieure nicht frei von diesem im Zweiten Weltkrieg ausgebildeten und vielfach hochstilisierten Bild des Kampfpanzers gewesen sein. Ihnen und ihren Auftraggebern aus Politik und Militär schwebten Massenschlachten gegen die Panzerhorden des Warschauer Pakts vor.
Tatsächlich kam es anders. Die Sowjetunion zerfiel 1991, und die Gefahr eines konventionellen Krieges im Herzen Europas schien über Nacht gebannt. (Dieser heute naiv anmutende Satz stammt aus meinem Originalmanuskript aus dem Jahr 2020.) Im Jahr des Zerfalls der UdSSR feierte der Leopard 2 seinen zwölften Geburtstag, der Leopard 1 bereits seinen 26. Jahrestag. Einen Kampfeinsatz hatten beide Muster zu diesem Zeitpunkt noch nicht absolviert.
Nur wenige Jahre später sollte sich das zumindest für den Leopard 1 ändern. Er erhielt seine Feuertaufe möglicherweise unter türkischer Flagge, als Ankara in Cizre an der syrischen Grenze Panzer gegen kurdische Aufständische einsetzte. Wenig später entsandte Dänemark Leopard 1-Kampfwagen nach Bosnien, wo sie bald in Feuergefechte mit bosnisch-serbischen Truppen verwickelt wurden. Kanada setzte Leopard 1 in Afghanistan gegen Aufständische ein, und selbst beim Putschversuch des türkischen Militärs gegen die Regierung im Jahr 2016 spielte der Leo 1 eine Rolle.
Der Leopard 2 hingegen musste auf seinen ersten scharfen Einsatz bis zum Jahreswechsel 1995/1996 warten, als die Niederländer ihn im Rahmen der IFOR-Mission in Bosnien und Herzegowina erstmals außerhalb von Manövern einsetzten – dies allerdings wie zuvor beim Leo 1 unter ganz anderen Vorzeichen als ursprünglich gedacht. Statt in konventionellen Schlachten gegen gegnerische Panzerscharen im Duell zu bestehen, bekamen es die Besatzungen der eingesetzten Leopard 2 im IFOR-Einsatz mit Sicherungsaufgaben in einem Bürgerkriegsszenario zu tun. Auch deutsche Leoparden agierten wenige Jahre später im Kosovo-Einsatz unter ähnlichen Bedingungen. Die Väter des Leopard 2 hatten während der Konzeptionierung wohl eher an russische Tanks als Gegner gedacht, und weniger an einen gelben Lada. Ähnliches gilt für Afghanistan, wo auch der Leopard 2 im neuen Jahrtausend zum Einsatz kam. Jüngste Einsätze gehen hingegen auf das Konto der türkischen Streitkräfte, die den Leopard 2 sowohl für ihren Putschversuch im Jahr 2016 als auch ab 2018 für ihre Operationen in Nordsyrien nutzten.
Die militärischen Konflikte wandeln sich, und mit ihnen die Anforderungen an Waffensysteme, weshalb die als Generalunternehmer auftretende Gesellschaft Krauss-Maffei Wegmann (zunächst bis 1999 Krauss-Maffei) durch zahlreiche Kampfwertsteigerungspakete und Sondervarianten ihre in die Jahre gekommenen Panzer für die moderne Kriegsführung up-to-date zu halten versucht.
Es wird Sie dabei möglicherweise nicht überraschen, dass unsere Leoparden die meisten ihrer Kampfeinsätze nicht unter deutscher Flagge absolviert haben. Prof. Sönke Neitzel stellte während einer Podiumsdiskussion der Stiftungen der Sparkasse Leipzig im Jahr 2018 in einer reichlich überspitzten Bemerkung fest, die Bundeswehr würde im Verborgenen auf den Leistungsstand eines Volkssturms heruntergefahren werden, und warb in diesem Zusammenhang dafür, sich ehrlich zu machen und die deutschen Kampftruppen doch einfach abzuschaffen. Deutschland wolle diese sowieso nicht einsetzen, dann müsste es auch nicht so tun, so seine These. Mit Blick auf die Leopard-Panzer der Bundeswehr kann dieser Aussage ein gewisser Wahrheitskern nicht abgesprochen werden. Obwohl die Bundeswehr kurz vor der Wende (also ohne die Bestände der NVA) über mehr als 5.300 Kampfpanzer verfügte, wurde nur in einem einzigen Fall (sofern man KFOR und die Episode in Tetovo als einen zusammenhängenden Fall begreift) eine kleine zweistellige Zahl an Leopard 2-Panzern in den Einsatz entsandt.
Es bleibt abzuwarten, wie die durch Bundeskanzler Olaf Scholz ausgerufene Zeitenwende als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg die deutsche Panzerwaffe beeinflussen wird. Auslandseinsätze der Bundeswehr scheinen derzeit ohnehin „aus der Mode“ zu kommen. Stattdessen richten sich die Blicke von Politik und Militärs wieder auf den Kreml, der als feindlicher Akteur begriffen wird. Sollte es zu einer konventionellen Auseinandersetzung zwischen Russland und der NATO kommen – was ich heute immer noch als unwahrscheinlich, aber gleichzeitig als so wahrscheinlich wie lange nicht mehr einschätze – so würden deutsche Leopard 2 darin sicherlich eine gewichtige Rolle spielen.
Zweifelsohne begleitet den Leopard 2, der gerne in einem Atemzug mit den besten Kampfpanzern der Welt genannt wird, bis heute ein spezieller Nimbus der globalen Dominanz im Gefilde seiner Zunft. Paul-Werner Krapke, einer der Väter des Leopard 2, spricht in seinem im Jahr 1986 erschienenen Buch beispielsweise von einer weiten Überlegenheit gegenüber allen anderen Kampfwagen und bezeichnet den Leo 2 wortwörtlich als „konkurrenzlos“ (Krapke, P., 1986, S. 47). Frank Lobitz sieht den Leo 2 auch im Jahre 2009 und im direkten Vergleich zu anderen kampfwertgesteigerten westlichen Panzern als das „leistungsfähigste Kampfpanzersystem“ (Lobitz, F., 2009, S. 3) und als ein „Aushängeschild einer neuen Kampfpanzergeneration“ (Lobitz, F., 2009, S. 8). Seit den Offensiven der türkischen Streitkräfte in Nordsyrien machen jedoch Nachrichten über hohe Verluste an Leopard 2-Panzern die Runde. Bilder und Videos sollen zahlreiche Abschüsse belegen.
Hat jener Nimbus der Überlegenheit durch den türkischen Einsatz in Syrien zurecht Risse erfahren? Ist der Leopard 2 in den 20er Jahren des neuen Jahrtausends überhaupt noch konkurrenzfähig? Lassen Sie uns diesen Fragen auf den Grund gehen …
Quellenhinweise für diesen Abschnitt
Für den Artikel „40 Jahre Leopard 2“, siehe Deutscher BundeswehrVerband (2019b), weiterführend Zwilling (2018a). Rolf Hilmes (2011) liefert in seinem Typenkompass über den Leopard 1 eine wunderbare und detailverliebte Gesamtübersicht über den Kampfpanzer, seiner Publikation habe ich ebenfalls die Gesamtzahl deutscher Kampfpanzer zur Wendezeit entnommen. Für Sönke Neitzels Volkssturm-Aussage vergleiche Neitzel, S. (2018). Nicolai Ulbrich (2019) informiert auf der offiziellen Website der Bundeswehr über die geplante Sollstärke der deutschen Panzertruppe, ergänzend Kohl (2019). Für den Webauftritt des Leopard 1 A5 bei KMW siehe Krauss-Maffei Wegmann (undatiert, a). Für die Lobpreisungen über den Leopard 2 siehe unter anderem Verlag Jochen Vollert (2015), Lobitz (2009), Zwilling (2018a) sowie Krapke (1986) – im letztgenannten Buch ziehen sich genannte Lobpreisungen durch große Teile des Textes. Es langt wie auch bei Vollert allerdings bereits das Studium des Titels beziehungsweise des Klappentextes, um ein Gefühl dafür zu bekommen. Interessanterweise ist in Krapkes Werk der Erfahrungsbericht eines Panzeroffiziers der Truppe abgedruckt, der durchaus auch kritische Worte für den Leopard 2 findet. Zu Zeitenwende, siehe Olaf Scholz (2022).
Ehe ich in diesem Kapitel relativ schnell durch Jahrzehnte der Panzerentwicklung springe, indem ich mich an den wesentlichen Etappen der technischen, doktrinären wie strategisch-taktischen Wandlung in Deutschland entlanghangle, beleuchte ich die Grundsätze, die allen Kampfpanzern gemeinsam sind: Panzeringenieure beschäftigen sich bei jedem Kampfwagen vordergründig mit drei Basisattributen, deren Verhältnis zueinander es zu verhandeln gilt, da sie durchaus miteinander im Zielkonflikt stehen: Beweglichkeit, Schutz und Feuerkraft. Eine hohe Beweglichkeit geht zu Lasten des Schutzes und der Feuerkraft, und umgekehrt macht eine Stärkung der beiden letztgenannten Attribute den Panzer schwerer und somit träger. Um es einmal anschaulich zu machen: Der Leopard 1 ist in der Version A1A1 mit einer Zusatzpanzerung an den Turmflanken und der Turmblende verstärkt worden, welche die Gesamtmasse mal eben um das Gewicht eines Schwarzwälder Kaltblutes erhöht. Ich bin kein Pferdeexperte, aber Google sagt mir, die Tiere wiegen 700 Kilogramm, womit der Vergleich ungefähr hinkommt. So eine Gewichtszunahme wirkt sich natürlich negativ auf den Faktor Beweglichkeit aus.
Die Erfindung des Panzers sowie sein erstes Auftreten an der Westfront des Ersten Weltkriegs im Jahre 1916 trafen die militärischen Akteure in einer Zeit, in der sich das Verhältnis zwischen Mensch und Technologie im Kriege in rasender Geschwindigkeit verschob. Maschinengewehre, Flugzeuge und die allgemeine Industrialisierung des Kampfes hatten die meisten Überlegungen aus Vorkriegszeiten zu möglichen Kriegsszenarien obsolet werden lassen. Die Heere der kriegführenden Nationen rannten meist verlustreich wie vergeblich gegen schier unüberwindbare Bollwerke aus Feuer und Stahl an.
Vor 1914 hatte es im Deutschen Kaiserreich keine nennenswerten Bestrebungen gegeben, Panzer zu entwickeln, auch wenn der Technologiestand aller drei Basisattribute dafür weit genug gediehen war. Wenige Studien über gepanzerte Kampfwagen, die meist als Reißbrettkonzept oder mehr oder weniger ausgereifter Prototyp vorlagen, wurden eher als mobile Artillerie oder Transportmittel denn als eigene Waffe verstanden und nicht in nennenswerter Stückzahl beschafft.
Es soll an dieser Stelle nicht unterschlagen werden, dass das Aufkommen einer neuen Waffengattung nicht ausschließlich mit offenen Armen empfangen wird, auch wenn ihre Vorteile auf der Hand liegen mögen. Militärische Organisationen sind soziale Gebilde, in denen neben der militärischen Logik auch politische Überlegungen, Verteilungskonflikte um Mittel und Geltung und der Erhalt von Traditionen eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen. Wenn demnach die Erfindung des Kampfpanzers bald ganze Waffengattungen wie die Kavallerie vor die Existenzfrage stellt, dürfen sich die geneigten Leser vorstellen, dass das nicht jeder Kavallerist freudestrahlend begrüßt haben wird. Auch solche Umstände verlangsamten die Erfindung und Fortentwicklung des Panzers speziell in Deutschland immer wieder, wie es Markus Pöhlmann in seinem umfassenden Werk zur deutschen Panzerwaffe bis 1945 herausgearbeitet hat.
Der erste Einsatz von Kampfpanzern blieb demnach den damaligen Kriegsgegnern Deutschlands vorenthalten: Am 15. September 1916 setzten die Briten erstmals ihren Tank Mark I im Rahmen der Somme-Schlacht bei Flers ein. Rund sieben Monate später erschienen erstmals französische Panzer auf den Schlachtfeldern der Westfront.
Ein deutscher A7V-Panzer, hier erbeutet durch französische Soldaten und ohne Bewaffnung
Deutscherseits wurden ernsthafte Rüstungsanstrengungen zur Aufstellung einer eigenständigen Panzerwaffe erst wenige Wochen vor Kriegsende aufgenommen. Zuvor war oft wenig zielführend von verschiedenen Stellen an unterschiedlichen Konzepten herumgeforscht worden, von denen einige wenige wie der A7V oder der Leichte Kampfwagen II die Serienreife erreichten und in ein- bis zweistelligen Stückzahlen produziert wurden. Bedeutender war für das deutsche Heer der Einsatz von Beutetanks. Im November 1918 befanden sich rund 170 erbeutete Kampfpanzer im Einsatz.
Eine Auswertung deutscher Gefechtsberichte von den ersten Zusammenstößen mit Panzern der Entente durch Markus Pöhlmann ergab, dass das Aufkommen der gegnerischen Tanks keinen allzu großen Eindruck auf die deutschen Soldaten zeitigte – tatsächlich finden sie in jenen Berichten kaum Erwähnung, und wenn, so wird der Tank oft auf ein Schreckgespenst für die Moral ohne echten militärischen Wert reduziert. Durchaus fielen zahlreiche Panzer der Entente aufgrund technischer Defekte aus. Vereinzelt löste der Vorstoß britischer Panzerkräfte Panik auf deutscher Seite aus; ob dies an den Tanks lag oder allgemein an einer überraschenden Angriffsbewegung mit überlegenen Kräften, kann nicht abschließend geklärt werden.
Auf der deutschen Seite wurden Panzer erstmals im Zuge der Michael-Offensive im März 1918 offensiv eingesetzt, allerdings ohne durchschlagenden Erfolg. Am 24. April 1918 ereignete sich bei Villers-Bretonneux das erste Panzergefecht der Geschichte: ein deutscher A7V traf auf drei britische Mark IV. Die A7V-Besatzung vernichtete einen britischen Wagen, ehe ihr Panzer durch Artillerietreffer beschädigt und zum Rückzug gezwungen wurde. Kurz darauf verwickelte ein weiterer A7V sieben britische Whippets (leichte MG-Tanks) in einen Kampf. Auch hier konnte ein britischer Panzer zerstört werden, und drei beschädigt.
Mit dem Verlust der Initiative im Sommer 1918 kam den Tanks unter deutscher Flagge nunmehr die Aufgabe zu, gegnerische Angriffe abzuwehren und örtlich begrenzte Gegenstöße zu unterstützen.
Der Panzer dürfte insgesamt keinen nennenswerten Einfluss auf den Verlauf des Krieges ausgeübt haben – auf keiner Seite. Er war technisch zu anfällig, zu langsam und stand allgemein in zu kleiner Stückzahl zur Verfügung, auch auf Seiten der Entente. Theoretisch hätte er das Potenzial gehabt, MG-Nester zu überrollen und somit Ein- und Durchbrüche in die Frontlinien zu ermöglichen, doch wurde dieses Potenzial aufgrund mangelnder Einübung der Abläufe zwischen der Infanterie und den Panzerbesatzungen, technischen Unzulänglichkeiten und einem noch nicht ausgereiften Verständnis vom Tank als eigenständiger Waffe nicht ausgeschöpft, zumindest nicht vor 1918, und auch im letzten Kriegsjahr nur in Ansätzen, beispielsweise in der Schlacht um Cambrai.
Auch waren das Leben und Kämpfen in einem Tank im Ersten Weltkrieg eine unvergleichliche Tortur. Die Männer rumpelten in fast perfekter Dunkelheit in einem Fahrzeug, das keine Federung besaß, durch die Kraterlandschaft der Westfront, während in ihrer Mitte ein Motor, groß wie ein Kleiderschrank, den Kampfraum binnen kürzester Zeit auf bis zu 60 Grad Celsius erhitzte. Nach zwei Stunden in so einem Panzerwagen waren die Männer fix und fertig und erst einmal einsatzunfähig.
Eine Episode aus der Schlussphase des Krieges verdeutlicht die technischen und organisatorischen Unzulänglichkeiten der frühen Panzer: Am 31. August 1918 sollten die mit A7V ausgerüsteten Abteilungen 1 und 2 bei Frémicourt einen Gegenstoß gegen britische Stellungen vortragen. Von den neun einsatzbereiten Tanks wurde einer allerdings vor Angriffsbeginn an die Heimatfront abtransportiert, um zu Propagandazwecken ausgestellt zu werden – zu allem Überfluss fuhr der Kommandeur der Abteilung 1 gleich mit. Hinzu kamen technische Defekte, sodass letztlich nur drei A7V zum Angriff antraten. Beim Anmarsch in den zugewiesenen Frontabschnitt rissen die Tanks ob der eingeschränkten Sicht der Fahrer versehentlich ein Gebäude ein und verschütteten dadurch 30 deutsche Soldaten. Der Angriff misslang letztlich, da die Infanterie den Anschluss an die Tanks verlor. Als die A7V unverrichteter Dinge umdrehten, wurden sie von den eigenen Leuten für britische Panzer gehalten und beschossen, wodurch zwei Fahrzeuge verlorengingen.
Diese Episode steht sinnbildlich für fehlende Orientierungsmöglichkeiten der Panzerbesatzungen, die mangelhafte Abstimmung mit der übrigen Truppe, technische Unzulänglichkeiten und eine organisatorische Verzettelung, was die frühe Panzerwaffe oftmals um ihre potenzielle Schlagkraft brachte.
In der Nachkriegszeit spielten Tanks und Panzerautomobile im Zuge der Grenzschutzkonflikte und innerdeutschen Kämpfe propagandistisch zwar eine große, realmilitärische aber eine zu vernachlässigende Rolle. Freikorps-Einheiten verfügten nachweislich über einige Beutetanks, A7V sowie umgebaute Nachrichtenübermittlungswagen, die mit bis zu 14 MG ausgerüstet wurden. Mit dem Versailler Vertrag wurde Deutschland ab 1919 untersagt, Kampfpanzer zu besitzen oder auch nur für den Export zu produzieren. In der Folge wurden sämtliche Restbestände abgegeben oder verschrottet.
Mit der Weisung des Chefs der Heeresleitung zur Kampfwagenausbildung aus dem Jahr 1924 fand der Panzer Einzug in die Ausbildung der Reichswehr. Die Weisung verfügte, dass ausgewählte Offiziere aller Truppenteile und Standorte als Referenten eingesetzt werden sollten, um aktuelle Entwicklungen auf dem Feld der Panzerwaffe zu verfolgen und der Truppe zu vermitteln. Auf Übungen sollten durch Attrappen eigene und feindliche Kampfwagen dargestellt und ihre Einwirkungen auf das Gefecht erforscht werden. Gleichwohl blieb der Umgang mit dem Waffensystem Kampfpanzer in den ersten Jahren der Reichswehr ein theoretischer, der sich weitgehend auf dem Feld der Publizistik abspielte. Deutsche und ausländische Autoren stritten um die Rolle der Panzerwaffe im nächsten Krieg, und die Reichswehr beobachtete und förderte die Debatte durch das Übersetzen ausländischer Texte und das Bereitstellen von Ressourcen für deutsche Autoren, die ihre Kenntnisse vornehmlich aus ihrer Weltkriegserfahrung schöpften und darauf aufbauend Konzepte entwickelten. Volckheim, de Gaulle, Fuller und viele mehr bestimmten die Debatten jener Tage.
Mit dem Abzug der Interalliierten Militärkontrollkommission aus Deutschland verbesserten sich die Chancen für die Reichswehr, das Panzerverbot des Versailler Vertrags auszuhöhlen. Mit dem geheimen Rüstungsprogramm von Reichswehrminister Wilhelm Groener aus dem Jahr 1928 wurde erstmals mit einer deutschen Panzerwaffe in der Größenordnung von sieben Panzerkompanien geplant. Tatsächlich war die Reichswehr bereits seit 1925 an verschiedene deutsche Unternehmen herangetreten, um unter der Tarnbezeichnung „Traktor“ Panzerprototypen zu entwickeln. Diverse Konzepte für mittlere und leichte Tanks wurden bis 1930 durch das Waffenamt abgenommen und als Prototyp umgesetzt. Darüber hinaus gab es noch die geheime Zusammenarbeit mit der Sowjetunion in Sachen Luftfahrt, Panzer und Gas. Für die Panzertruppe stand ab 1929 die geheime Erprobungs- und Ausbildungsstätte in Kasan (Deckname Kama) zur Verfügung. Deutsche Offiziere wurden dort auf alle Positionen im Panzer ausgebildet (Fahrer, Richtschütze, Kommandant, Ladeschütze, Funker), daneben wurden in Kasan die oben genannten Prototypen und weitere Muster erprobt. Die dabei gesammelten Erkenntnisse flossen maßgeblich in die Entwicklung der ersten Wehrmachtspanzer ein.
Nach der Machtergreifung Adolf Hitlers versprach er der Reichswehr eine rasche Aufrüstung. Und er sollte Wort halten. Zunächst aber wurde die deutsch-sowjetische Zusammenarbeit im Sommer 1933 wohl eher aus wirtschaftlich-militärischen Überlegungen denn aus ideologischen Gründen eingestellt – im Zuge der nun offiziellen Aufrüstung entfiel schlicht die Notwendigkeit, eine geheime Panzerbasis im Ausland zu unterhalten. Markus Pöhlmann sieht den Wert Kamas vor allem in ihrer Funktion als militärisch-technische Netzwerkschmiede und Erprobungsstätte, weniger in ihrer Funktion als Taktikschule, wobei Kama der Reichswehr vor allem aufgezeigte, wie man Tanks nicht baut. Sämtliche „Traktor“-Projekte wurden verworfen, ihr Nachfolger, das sogenannte „Neubaufahrzeug“, wurde nicht zur Serienproduktion freigegeben. Interessanterweise hat sich Deutschland, wohl aufgrund der Rüstungsbeschränkungen, nie am Ausflug ins Reich der Mehrturmpanzer beteiligt, ein Konzept, das spätestens mit Beginn des Zweiten Weltkriegs in Europa verworfen wurde. Das Neubaufahrzeug bleibt der einzige Tank aus deutscher Entwicklung, der sich dem Mehrturmkonzept annäherte.
Im Sommer des Jahres 1935 – die Rüstungs- und Armeebeschränkungen, welche sich aus dem Versailler Vertrag ergaben, spielten zu diesem Zeitpunkt bereits keine Rolle mehr – tauchte in einem Kriegsspiel der Reichswehr erstmals ein Panzerverband als selbstständig operierendes Korps auf. Im Oktober desselben Jahres wurden die ersten drei Panzerdivisionen aus der Taufe gehoben. Die Idee einer auf Schnelligkeit und Feuerkraft setzenden Panzerwaffe, operativ losgelöst von der Infanterie agierend, wurde zu diesem Zeitpunkt bereits seit Jahren auf der deutschen wie der internationalen Bühne diskutiert. Der spätere Generaloberst der Wehrmacht, Heinz Guderian, wird gerne in die Rolle des Erfinders der eigenständigen Panzerwaffe gerückt, wohl auch, weil er diese Interpretation durch seine Selbstdarstellung in seiner Autobiographie befeuert hat – eine Darstellung, die lange ungeprüft zur Tatsache erhoben wurde. Markus Pöhlmann hat in seiner Habilitationsschrift herausgearbeitet, dass Guderian wohl der richtige Mann zur richtigen Zeit am richtigen Ort war, um die Erhebung der Tanks zur eigenständigen Waffe innerhalb der Reichswehr voranzutreiben, dass er dafür aber Ideen aufgriff, die in der Publizistik bereits seit einigen Jahren kursierten. So prägte Oberst von Faber du Faur bereits im Jahr 1934 den Begriff der Panzerdivision als ein eigenständig agierender Verband der Panzerwaffe. Zuvor hatte Major von Radlmaier bereits 1929 die Idee einer Kampfwagendivision ins Spiel gebracht.
Es ist bemerkenswert, dass es letztlich der kleinen, lange eingeschränkten Reichswehr noch vor den französischen und den britischen Streitkräften gelang, tatsächlich eigenständige Panzerdivisionen aufzustellen. Die Produktionszahlen von Kampfpanzern in der Vorkriegszeit verdeutlichen den rasanten Aufbau der deutschen Panzerwaffe: im Jahr 1934 wurden 150 Panzer produziert, in den darauffolgenden beiden Jahren bereits insgesamt 1.297 Stück. 1937 und 1938 kombiniert wurden weitere 1.821 Panzer gebaut. Somit verfügte die Wehrmacht im letzten Friedensjahr bereits über fast 3.300 Kampfpanzer – und das nur zehn Jahre, nachdem die Panzerwaffe im deutschen Heer noch eine vor allem theoretische Angelegenheit gewesen war! Auch die Waffen-SS begann ab 1939 damit, ihre Verbände zu mechanisieren. Sie wurde in der Folge in der Ausstattung mit gepanzerten Fahrzeugen bevorzugt, weshalb die mechanisierten Kräfte der Waffen-SS eine bedeutendere Rolle im Krieg spielten im Verhältnis zu den Verbänden der Waffen-SS insgesamt.
Das Waffenamt sah sich ob verschiedener Zwänge dazu verdammt, mit dem Panzer I zunächst einen Tank zur Serienproduktion freizugeben, dessen Truppenreife und Fronteignung von allen Seiten angezweifelt wurden. Bewaffnet war er nur mit zwei Maschinengewehren, zudem galt er als untermotorisiert, auch in späteren Ausführungen. Diese Unzulänglichkeiten zeigten sich im ersten Einsatz der deutschen Panzertruppe, im spanischen Bürgerkrieg, wo Panzer I, zumeist von Spaniern geführt, zum Einsatz kamen. Die Produktion dieses Musters wurde daher noch vor Kriegsbeginn zugunsten schwererer Panzer der Modelle II, III und IV eingestellt.
Die wertvollsten Erkenntnisse aus dem Spanischen Bürgerkrieg waren namentlich die Effektivität einer Luftwaffe, die den operativen Kampf am Boden durch koordinierte Punktzielbekämpfung unterstützt, sowie die Notwendigkeit einer Funkausrüstung in jedem Tank. Letzteres trug maßgeblich zu den Erfolgen der deutschen Panzertruppe in den ersten Kriegsjahren des Zweiten Weltkriegs bei. Die meisten Panzer der gegnerischen Streitkräfte verfügten 1939/1940 nicht über Funksysteme, was die Führung im Gefecht erheblich erschwerte.
Am 12. März 1938 beteiligte sich die deutsche Panzertruppe am hastig befohlenen Einmarsch in Österreich, was die logistischen Probleme der noch jungen Waffe offenlegte. Betriebsstoffe waren derart knapp, dass sich die Panzermänner über zivile Tankstellen versorgen mussten.
Im Herbst 1938 nahmen deutsche Panzer am Einmarsch ins Sudetenland teil. Wenig später fielen dem deutschen Heer potente tschechoslowakische Panzer inklusive deren Produktionsstätten in die Hände – eine dringend notwendige Ergänzung für die deutsche Panzertruppe, die zum Zeitpunkt des Überfalls auf Polen insgesamt über gerade etwas mehr als 300 Kampfpanzer der Typen III und IV verfügte; Panzer I und II bildeten zu diesem Zeitpunkt das Rückgrat der deutschen Panzerwaffe, und beide Muster waren nur mit Maschinengewehren beziehungsweise einer 2-Zentimeter-Kanone als Primärwaffe ausgerüstet. Damit waren die Panzertruppen von Wehrmacht und Waffen-SS im Jahr 1939 weder auf der Höhe der Zeit noch ihren Gegnern ebenbürtig ausgestattet.
Zu jener Zeit stilisierten die Nationalsozialisten und die Wehrmacht den Panzer zum aufgeladenen Symbol hoch. In Darstellungen in Film, in Romanen und in der Presse waren die neuen deutschen Kampfwagen sehr präsent. Der Tank hatte sich endgültig von einer Waffe der anderen zu einem Ausdruck eines neuen deutschen Selbstbewusstseins gewandelt.
Neben den Kampfpanzern bildeten sich seit den 1920er Jahren überdies weitere Typen gepanzerter Fahrzeuge heraus. Zu nennen sind Schützenpanzer, die dem Transport der Infanterie ins und im Gefecht dienten, sowie Radpanzer für Späh- und Erkundungszwecke, ferner Sturmgeschütze und Ähnliches. Vor allem die vom späteren Generalfeldmarschall der Wehrmacht Erich von Manstein ersonnenen Sturmgeschütze sollten sich bald als leistungsfähiges Substitut für die Mangelware Kampfpanzer erweisen. Die Sturmgeschütze waren unter anderem aufgrund des fehlenden Turms ressourcenschonender zu produzieren und einzusetzen. (Die für Sturmgeschütze und andere Selbstfahrlafetten gebräuchlichen Begriffe sind damals wie heute vielfältig und nicht trennscharf, was zu einiger Verwirrung führen mag. So wird beizeiten von Sturmpanzern, Panzerjägern, Jagdpanzern etc. gesprochen; und dann gibt es auch noch Pak auf Selbstfahrlafetten. Der Einfachheit halber fasse ich unter dem Begriff Sturmgeschütz sämtliche turmlosen Geschützpanzer auf Kette und Selbstfahrlafetten mit Kanone zusammen.) Bis Kriegsende sollte Deutschland mehr als 22.800 Sturmgeschütze produzieren sowie rund 29.500 Kampfpanzer. Hinzu kamen mindestens 3.200 Beutepanzer.
Zunächst aber überfiel Deutschland im September 1939 Polen und setzte dabei rund 3.200 Panzer und Sturmgeschütze ein. In den beiden Heeresgruppen, die zum Angriff antraten, waren die sogenannten Schnellen Verbände (Panzerverbände plus motorisierte Infanterieverbände) mit 25 beziehungsweise 40 Prozent vertreten, was verdeutlicht, dass Wehrmacht und Waffen-SS für ihren Feldzug in signifikantem Maße auf motorisierte beziehungsweise mechanisierte Kräfte setzten und dafür so gut wie alle zur Verfügung stehenden schnellen Truppen einsetzten. Die Panzertruppe war ihrem polnischen Äquivalent zahlenmäßig vier zu eins überlegen, qualitativ schlug die deutsche Einsatzdoktrin ihr polnisches Pendant, und was die eingesetzten Typen anbelangte, waren die deutschen Panzer III und IV sowie die tschechoslowakischen 38(t) den polnischen Mustern überlegen. Deutschland überrollte Polen binnen Wochen. Dies darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Verluste auf deutscher Seite nicht unerheblich waren; unter anderem wurden 224 Panzer zerstört.
Der Lackmustest stand der deutschen Panzerwaffe mit der nächsten militärischen Konfrontation bevor, die ihre Schatten bereits vorauswarf: Frankreich, das britische Expeditionsheer und die Beneluxstaaten versammelten im Nordosten beziehungsweise Osten Frankreichs 3.874 Panzer. Die französischen Streitkräfte galten in Zahlen gar als die zweitgrößte Militärmacht der Erde. Deutscherseits konnten für den Feldzug gegen Frankreich gerade 2.580 Panzer, nunmehr in zehn Panzerdivisionen organisiert, ins Feld geführt werden. Auf der qualitativen Betrachtungsebene sticht hervor, dass die Franzosen ihre Panzer noch immer vornehmlich als Infanterieunterstützer ansahen und daher kaum eigenständige Tankverbände aufgestellt hatten. Die Deutschen hingegen konnten ob überlegener Führungstaktik, ihrer Kriegserfahrung aus Polen und besserer Kommunikationsmittel ihre zahlenmäßige Unterlegenheit ausgleichen.
Der Angriff begann am 10. Mai 1940, der Feldzug sollte nur rund sechs Wochen dauern, ehe Frankreich kapitulierte. Die deutschen Panzerverbände stießen in einer nie gekannten Geschwindigkeit vor; die alten Schlachtfelder des Ersten Weltkriegs rauschten nur so vorbei. Vom Siegestaumel ergriffen und mit der Droge Pervitin versorgt (Pöhlmann, M., 2016, S. 317) verselbstständigten sich viele schnellen Verbände, eilten dem Gros der Truppe davon und stürmten von Sieg zu Sieg ohne Rücksicht auf Verluste oder die allgemeine strategische Lage. Einige Historiker werten Hitlers berüchtigten Haltbefehl vor Dünkirchen vom 24. Mai 1940 daher als Versuch, den Kontrollverlust seiner schnellen Truppen einzudämmen. Der Zustand der seit nunmehr 14 Tagen ununterbrochenen im Kampf stehenden Divisionen schien jedenfalls bedenklich, doch sorgte jener Haltbefehl auch dafür, dass Hunderttausende alliierte Soldaten gen England fliehen konnten. Am 22. Juni 1940 wurde schließlich ein Waffenstillstand zwischen Berlin und Paris vereinbart, womit für die Franzosen eine rund vierjährige Besatzungszeit begann. Die schnellen Truppen, und hier insbesondere die deutschen Panzer, spielten zusammen mit der Luftwaffe, die erfolgreich gegen Erdziele eingesetzt wurde, die entscheidende Rolle im Sieg über Frankreich. Dabei verzeichneten die deutschen Streitkräfte je nach Quelle zwischen 700 und 800 Totalausfällen an Panzern, wobei fast 60 Prozent davon auf die schwachen Panzer I und II entfielen.
Unterdessen trieb Deutschland den Ausbau seiner Panzerwaffe weiter voran. Bis Jahresende wurde die Zahl der Panzerdivisionen bei gleichzeitiger Verschlankung der Verbände auf insgesamt 20 erhöht und Panzer III, IV und tschechoslowakische 38(t) kamen in immer größerer Zahl zur Truppe. Von Januar bis Juni 1940 wurden fast 2.000 Panzer produziert, das waren knapp 26 Prozent der bis dahin insgesamt produzierten Kampfwagen. Daneben setzte die deutsche Panzertruppe zu Beginn des Angriffs auf die Sowjetunion im Sommer 1941 zu einem nicht unerheblichen Teil auf Beutefahrzeuge – rund jeder zehnte Kampfwagen konnte dieser Kategorie zugerechnet werden. In der Zwischenzeit hatten sich mit den deutschen Feldzügen in Skandinavien, Jugoslawien, Griechenland und Nordafrika neue Kriegsschauplätze eröffnet. Insbesondere auf letztgenanntem entwickelten sich große Panzerschlachten.
Mit dem Angriff auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 wurde der größte und wohl mörderischste Kriegsschauplatz des Zweiten Weltkriegs eröffnet. Die Rote Armee verfügte zu diesem Zeitpunkt über viermal mehr Tanks als die deutsche Seite, darunter allerdings auch viele veraltete Muster. Zudem befand sich die Panzertruppe der Roten Armee in jener Zeit mitten in einer Umstrukturierung, und die stalinistischen Säuberungen hatten einen regelrechten Mangel an Führungspersönlichkeiten hinterlassen. Allerdings bekamen es die deutschen Panzermänner auch mit dem neuartigen T-34 zu tun, dessen abgeschrägte Panzerung Geschosse abprallen ließ wie Tennisbälle. Noch im November 1941 erteilte das Oberkommando des Heeres den Auftrag zur Entwicklung eines Kampfpanzers, der dem T-34 überlegen sein sollte, was deutlich macht, wie tief der T-34-Schock auf der deutschen Seite saß.
Über Monate hinweg stießen Wehrmacht und Waffen-SS dennoch unnachgiebig tiefer auf sowjetisches Territorium vor. Erst vor Moskau kam der Vormarsch zum Erliegen. Die Eroberung der gegnerischen Hauptstadt sollte ein Wunschtraum Hitlers bleiben. Mit zunehmender Kriegsdauer entfesselte die Sowjetunion ihr ungeheures Aufrüstungspotenzial; die quantitative Überlegenheit der Roten Armee sollte die deutschen Streitkräfte zusehends erdrücken.
Im Winter 1941/1942 lagen die Panzerverbände des Ostheeres nach bald sechs Monaten nahezu ununterbrochenem Fronteinsatz völlig erschöpft und ausgezehrt darnieder, die Verluste an Mensch und Material konnten nicht mehr ausgeglichen werden. Anfang Dezember verfügte beispielsweise die 10. Panzerdivision noch über ganze 16 verschlissene Kampfwagen und bestand damit höchstens noch auf dem Papier als Panzerverband. Bei anderen Einheiten sah es nicht besser aus. Bis zum 31. Januar 1942 hatten Wehrmacht und Waffen-SS insgesamt 4.241 Panzer verloren. Nachdem die sowjetische Winteroffensive Ende März zum Erliegen gekommen war, standen dem Ostheer deutscherseits insgesamt (!) noch 140 einsatzbereite Panzer zur Verfügung. Damit lag die deutsche Panzerwaffe in Trümmern, an Panzerstoßkeile zur operativen Schlachtentscheidung war gar nicht mehr zu denken. Die deutsche Panzerwaffe sollte sich von diesen Verlusten nie wieder erholen, sie verdingte sich fortan vor allem als Frontfeuerwehr in den Rückzugskämpfen der folgenden Jahre.
Die deutschen Offensiven des Jahres 1942 verliefen sich, es folgte das Debakel von Stalingrad.
Das Jahr 1943 brachte im Sommer die Schlacht um Kursk (Operation Zitadelle). Wehrmacht und Waffen-SS griffen den Kursker Frontbogen mit insgesamt 2.637 Kampfwagen an, darunter rund 200 Panzer V Panther, 128 Panzer VI Tiger und 90 Sturmgeschütze Ferdinand. Ihnen standen etwa 5.000 sowjetische Panzer gegenüber. Obwohl die deutschen Truppen förmlich alle zur Verfügung stehenden mechanisierten Kräfte für diese Operation zusammengekratzt hatten, konnte das gemessen an den Jahren 1941 und 1942 bescheidene Operationsziel nicht erreicht werden. Eine suggestive Wandlung der deutschen Panzerwaffe vom Träger des Angriffs zur Stütze der Verteidigung fand damit ihren Abschluss.
Dass die deutschen Panzertruppen, was Führung und Qualität anbelangte, ihren sowjetischen Pendants weiterhin überlegen waren, zeigt unter anderem eine der größten Panzerschlachten der Menschheitsgeschichte, die sich im Rahmen der Schlacht um Kursk zutrug: Bei Prochorowka trafen am 12. Juli 1943 bis zu 672 sowjetische Kampfwagen auf rund 200 deutsche Kampfpanzer und Sturmgeschütze. Der Zusammenstoß endete am späten Abend; die Sowjets verloren 522 Panzerfahrzeuge, die deutsche Seite ganze drei Tanks. Allerdings liegt das krasse Missverhältnis zum Teil auch an der Tatsache, dass die Deutschen das Schlachtfeld behaupten und somit beschädigte Kampfpanzer bergen konnten. Dennoch scheiterte die Operation Zitadelle am zähen Widerstand der Roten Armee sowie an Gegenangriffen, die die Sowjets bald an verschiedenen Frontabschnitten vortrugen.
Deutsche Operationen wie die Schlacht um Kursk oder später die Ardennenoffensive waren nicht mehr als ein letztes Aufbäumen einer Waffengattung, die für solche Aufträge gar nicht mehr über die nötigen Mittel verfügte. Dabei vermochte die deutsche Rüstungsindustrie weiterhin qualitativ hochwertige Technologien hervorzubringen. Der anfänglich dem T-34 unterlegene Panzer IV konnte mit späteren Ausführungen an die Kampfkraft jenes sowjetischen Typs herangerüstet werden. Und berüchtigte deutsche Kampfwagen wie der Panther oder der Tiger, dessen Primärbewaffnung einen T-34 frontal auf 2.000 Meter durchschlagen konnte, und andere mehr lösten unter den Kriegsgegnern regelrechte Schocks aus. Nur konnten diese Muster nicht in ausreichender Zahl an die Front gebracht werden.
Die Reichswehr und später die Wehrmacht hatten sich für die Masse ihrer gepanzerten Fahrzeuge früh auf Ottomotoren festgelegt, was spätestens mit dem Kriegsbeginn gegen die Sowjetunion nicht mehr rückgängig gemacht werden konnte. Der serienmäßige Einbau von Dieselmotoren in Kampfpanzer gelang trotz aller Neuentwicklungen bis Kriegsende nicht.
Mit der alliierten Landung in Italien 1943 sowie in Frankreich im Sommer 1944 kam es auch auf diesen Schlachtfeldern zum massiven Einsatz deutscher Panzer. Für die Schlacht in der Normandie konnte Deutschland etwa 1.800 Panzer und Sturmgeschütze aufbringen. Die materielle Überlegenheit der Gegner, die sich im Personal, in der Anzahl der Kampfpanzer, aber auch bei den Ressourcen und insbesondere in der Luft immer deutlicher abzeichnete, drängte die schnellen Truppen auch im Westen in die Defensive – eine Kampfart, die ihnen weniger lag als der Angriff. Vor allem im Westen setzte die Luftraumbeherrschung durch die Alliierten der deutschen Panzertruppe so sehr zu, dass Bewegungen fast nur noch bei Nacht oder schlechtem Wetter möglich waren. Mit dem massierten Einsatz alliierter Erdkampfflugzeuge trat den deutschen Panzermännern ein Gegner gegenüber, dem sie nahezu schutzlos ausgeliefert waren. Es hätte eine eigene starke Jagdwaffe gebraucht, um die Panzer am Boden zu schützen, diese war aber spätestens seit 1944 nur noch punktuell existent und zudem mit dem Luftschutz deutscher Städte bereits über Gebühr beansprucht. Mitte 1944 verfügten Wehrmacht und Waffen-SS insgesamt über 31 Panzerdivisionen, die aufgrund des Mangels an Personal und Material sowie der sich stetig verschlechternden Kriegslage sehr unterschiedlich im Soll standen. An Gerät standen etwas mehr als 7.100 Kampfpanzer sowie rund 5.200 Sturmgeschütze zur Verfügung.
Mit zunehmender Dauer des Krieges mischte sich Adolf Hitler, der weder über eine technische noch über eine höhere militärische Ausbildung verfügte, immer stärker in die Detailfragen verschiedenster Rüstungsprojekte ein und machte dabei teils abstruse Vorgaben. Dem Strahlenjäger Me 262 zwang er so zum Beispiel die Rolle als Jagdbomber auf, obwohl das Flugzeug dafür nicht geschaffen war, und im sich zuspitzenden Bombenkrieg über Deutschland sowie in den Abwehrkämpfen am Boden sehr viel dringender eine Stärkung der Jägerverbände vonnöten gewesen wäre, wie dies Adolf Galland in seinen Memoiren darlegt. Diese Behauptung lässt sich durch weitere Quellen absichern.
Hitler jedenfalls träumte noch von großen Offensiven, bei denen deutsche Bomber gegnerische Ziele bekämpften, als halb Deutschland in Schutt und Asche lag. Ein ähnliches Bild lässt sich für die Weiterentwicklung der deutschen Panzerwaffe konstatieren. In der Erinnerungsliteratur wird Hitler von zahlreichen Autoren übereinstimmend als ein an Rüstungs- und Technikfragen sehr interessierter und bewanderter Mensch dargestellt, wobei er sowohl die Makroebene der Gesamtrüstung als auch die Mikroebene von Detailfragen wie der Dicke von Panzerungen betrachtete und durch Befehle gerne in selbige eingriff. Mit zunehmender Kriegsdauer nahmen seine Vorstellungen mehr und mehr größenwahnsinnige Züge an, was an unzweckmäßigen und ob der Kriegslage völlig abwegigen Projekten wie dem Landkreuzer Ratte oder dem schweren Panzer Maus deutlich wird. Auf der anderen Seite liegen Hitlers militärische Verdienste für die Rüstung und Organisation der Wehrmacht auf der Hand. Ihn abseits seiner verbrecherischen Ambitionen als Tölpel dazustellen, der den qualifizierten Generalen und Beamten reinredete und dadurch den Krieg im Alleingang verlor, so wie es die Erinnerungsliteratur oftmals versucht, greift zu kurz. Hitler war es allerdings auch, der mit zunehmender Dauer des Kriegs und ausbleibenden Erfolgen zahlreiche Generäle mit nachweislichen Erfolgen in der Führung von Panzertruppen absetzte, was die Panzerwaffe zusätzlich schwächte.
Ein weiterer wichtiger Kopf in der Entwicklung und Produktion von Kampfpanzern und Sturmgeschützen war Albert Speer, der ab Februar 1942 als Rüstungsminister verantwortlich zeichnete, sowie der Konstrukteur Ferdinand Porsche. Beide konnten von sich behaupten, in Hitlers persönlicher Gunst zu stehen.
Das Siechtum der deutschen Panzerwaffe setzte sich währenddessen fort, da trotz stetig steigender Ausstoßzahlen der Rüstung die Verluste nicht mehr ausgeglichen werden konnten – und dies nicht erst, seit Wehrmacht und Waffen-SS mit der Ostfront, Italien und Frankreich mindestens einen Dreifrontenkrieg ausfochten. Zahlen vom Oktober 1943 über die Ist-Stärke deutscher Panzerverbände belegen dies eindrücklich und unterstreichen obenstehende Aussage, die Panzerwaffe habe sich von den Verlusten der ersten sechs Monate des Unternehmens Barbarossa nie wieder erholt. So verfügte die 9. Armee Anfang Oktober 1943 noch über 16 Panzer, die 4. Armee über neun. Andere Großverbände befanden sich in einem ähnlichen Zustand. Das Jahr 1943 stellte für die deutsche Panzertruppe darüber hinaus eine Neuorientierung dar: Hitler holte im Februar den geschassten Guderian zurück und stattete ihn als Generalinspekteur der Panzertruppen mit umfassenden Kompetenzen aus. Dieser vermochte aber nicht zu verhindern, dass sich der Fokus der Rüstung immer weiter zuungunsten von Kampfpanzern hin zu Sturmgeschützen verschob, die für die Abwehr im Osten zweckmäßiger erschienen. Sie waren in der Stirn stärker gepanzert, wiesen eine niedrigere Silhouette auf und ihre Zuordnung zur Artillerie trug dazu bei, dass die Sturmgeschützmannschaften hervorragende Schießergebnisse hervorbrachten. Guderian hätte die Sturmgeschütze gerne in die Panzertruppe integriert, ihm gelang dies jedoch lediglich für die schweren Sturmgeschütze wie den Ferdinand vollständig.
Die letzten größeren Versuche der deutschen Streitkräfte, die Initiative zurückzugewinnen, scheiterten an der schieren quantitativen und teilweise auch qualitativen Überlegenheit ihrer Gegner. So blieb die Ardennenoffensive im Winter 1944/1945 bald im massierten alliierten Abwehrfeuer stecken. Das Fehlen eigener Luftstreitkräfte in signifikanter Stärke und ein akuter Treibstoffmangel hemmten die schnellen Truppen dabei zusätzlich. Auch schwerste Panzertypen wie der Panzer VI Tiger II vermochten an diesen Ergebnissen nichts zu ändern.
Die deutsche Industrie war trotz massierter Luftangriffe durch die USA und Großbritannien erfolgreich darum bemüht, die Ausstoßzahlen weiter in die Höhe zu treiben. So konnte sie im Jahre 1944 schwindelerregende Höchststände vermelden. Allein in diesem Jahr produzierte sie 55 Prozent aller zwischen 1934 und 1945 vom Band gerollten Sturmgeschütze, bei den Kampfpanzern lag der Anteil dieses Jahres bei fast 31 Prozent. Doch vermochte sie nicht mit den Industrien Großbritanniens, der USA und der Sowjetunion gleichzeitig mitzuhalten.
Die hohen deutschen Ausstoßzahlen an Panzerfahrzeugen wurden auch möglich, weil Kriegsgefangene und aus ihren Heimatländern verschleppte Zwangsarbeiter seit 1940 unter teils menschenverachtenden Bedingungen für die deutsche Rüstung schufteten. Daneben müssen wir natürlich auch über Kriegsverbrechen an der Front sprechen. Für die deutsche Panzertruppe ist zu konstatieren, dass zahlreiche Fälle dokumentiert sind, wo sie sich an Kriegsverbrechen beteiligte. Insbesondere im Krieg gegen die Sowjetunion förderte und forderte die politische und militärische Führung durch entsprechende Befehle die Ausübung von Gräueltaten gegenüber der Zivilbevölkerung und Kriegsgefangenen. Kriegsgefangene stellten insgesamt ein Problem für die deutschen Panzertruppen dar, da für ihre Überwachung und Versorgung Kräfte abgestellt werden mussten, und dies beim raschen Vorstoßen unter großem operativem Druck den handelnden Akteuren oft nicht sinnvoll erschien. Dieser bitteren Logik folgend wurden massenhaft Kriegsgefangene und angebliche Freischärler durch Angehörige der Panzerwaffe ermordet. Auch ist belegt, dass Panzertruppen logistische und Sicherungsaufgaben für Mordaktionen der Einsatzgruppen übernahmen sowie sich zu Frustrationsdelikten hinreißen ließen. Daneben sind Verbrechen von Panzermännern insbesondere gegenüber schwarzen französischen Soldaten sowie in Italien seit Mitte 1943 in größerer Zahl belegt. Mit Beginn der Rückzugsgefechte ab 1943 beteiligte sich die deutsche Panzerwaffe an der Vernichtung der Infrastruktur (Stichwort „Verbrannte Erde“), im Ostkrieg wohl systematisch, in Frankreich und Italien vereinzelt.
Mit der bedingungslosen Kapitulation im Mai 1945 endete nicht nur der Zweite Weltkrieg in Europa, sondern erlitt die deutsche Panzerwaffe naturgemäß einen weiteren tiefen Einschnitt: die deutschen Streitkräfte und paramilitärischen Organisationen wurden aufgelöst, das verbliebene Kriegsmaterial wurde abtransportiert oder vernichtet. Wie nach dem letzten Krieg stand Deutschland wieder völlig ohne Panzer dar, anders als 1919 allerdings durften dieses Mal überhaupt keine Streitkräfte mehr unterhalten werden. Das sollte sich aufgrund des eskalierenden Ost-West-Konflikts rascher ändern, als man zunächst glauben mochte.
Zunächst aber wurde Deutschland in Besatzungszonen aufgeteilt, aus denen bald die Bundesrepublik Deutschland im Westen und die Deutsche Demokratische Republik im Osten hervorgingen.
Die DDR begann bereits im Jahre 1948 mit der Wiederbewaffnung durch die Aufstellung kasernierter Bereitschaften, was sicherlich mit ein Grund dafür war, dass die westdeutsche Regierung unter Bundeskanzler Konrad Adenauer bereits seit Anfang der 1950er Jahre Überlegungen zur Wiederbewaffnung der BRD anstellen ließ. Dazu wurde das weithin bekannte Amt Blank ins Leben gerufen, das später im Verteidigungsministerium aufging.
1955 stellte die BRD die Bundeswehr auf, nachdem sie im Jahr zuvor der NATO beigetreten war. Die Entwicklung der Panzerwaffe in der DDR thematisiere ich an dieser Stelle nicht, da sie höchstens rudimentären Einfluss auf die Entstehung der Leopard-Panzer nahm, und zwar als jene Muster, denen der neue westdeutsche Tank potenziell gegenüberstehen würde.
Nach Aufstellung der Bundeswehr erfolgte die Ausrüstung mit Großgerät in drei Stufen:
Anschaffung ausländischer Muster
Entwicklung von Mustern durch ausländische Firmen auf der Grundlage eines Lastenheftes der Bundeswehr (siehe HS-30)
Beauftragung deutscher Firmen mit der Entwicklung/Fertigung von Kampfpanzern
Als Geburtsort der Panzerwaffe der Bundeswehr darf Munster gelten, das bis heute eine bedeutende Rolle für diese Truppengattung spielt. Die Westalliierten stellten zunächst rund 1.100 M47-Kampfpanzer für Ausbildungszwecke zur Verfügung, zudem einige leichte Panzer M41.
Die zweite Stufe darf insbesondere mit dem HS-30, der eigentlich ein Schützenpanzer ist, als Misserfolg gewertet werden, was dazu führte, dass beim Leopard 1 besonderes Augenmerk auf eine umfassende Entwicklung hin zu einem truppentauglichen Fahrzeug gelegt wurde.
Auf der strategischen Ebene wurde angenommen, dass der Warschauer Pakt im Falle eines Angriffes aufgrund seiner zahlenmäßig überlegenen Panzerkräfte aus diesen Panzerstoßkeile formen würde, um an Schwerpunkten der Front Durchbrüche zu erzielen. Der deutschen Panzerwaffe war in diesem Szenario die Aufgabe angedacht, aus der Tiefe heraus Gegenstöße in die Flanken der durchgebrochenen Panzerverbände zu führen, um sie zum Stehen zu bringen und schließlich zu vernichten.
Im Jahr 1957 schloss Berlin ein Militärabkommen mit Frankreich über die parallele Entwicklung eines Standardkampfpanzers. Ein Jahr später stieß Italien dazu. Als Anforderungen an den neuen Standardkampfpanzer wurden unter anderen ein Maximalgewicht von 30 Tonnen, womit dem Attribut Beweglichkeit der Vorzug eingeräumt wurde, sowie ausreichender ABC-Schutz erhoben. Für die deutsche Panzerentwicklung konnten zahlreiche Firmen und Konstrukteure gewonnen werden, die bereits bis 1945 für die deutsche Panzerwaffe entwickelt und produziert hatten, darunter die Konstruktionsfirma Porsche sowie Wegmann und Konstrukteure wie Rabe, Bode und viele mehr.
Das Anforderungsprofil sowie die Entwicklungsschwerpunkte lassen darauf schließen, dass sich die damaligen Akteure auf die Erfahrungen stützten, die im Zweiten Weltkrieg gesammelt wurden. Ich denke, man darf dem deutschen Offizierskorps eine gewisse Konstanz über die verschiedenen Regime und Epochen hinweg unterstellen. Prof. Robert Citino beschreibt das im Zweiten Weltkrieg agierende Offizierskorps als zutiefst preußisch geprägt und zieht eine Traditionslinie vom frühen 19. Jahrhundert bis in die Wehrmacht hinein. Die nachträglich als Blitzkriege propagandistisch aufgearbeiteten Feldzüge der Wehrmacht der Jahre 1939 und 1940 waren demnach keine völlige Neuerfindung der Kriegskunst, sondern die konsequente Weiterentwicklung des preußisch-deutschen Bewegungskrieges ins Zeitalter der Motorisierung hinein. Jene Traditionslinie vom Bewegungskrieg lässt sich mindestens von den Napoleonischen Kriegen an über die Stoßtrupptaktik des Ersten Weltkriegs bis in den Zweiten Weltkrieg hinein erkennen. Eingedenk der Tatsache, dass sich auch das Offizierskorps der Bundeswehr anfänglich auf einen signifikanten Teil erfahrener Offiziere der Wehrmacht stützte, ist davon auszugehen, dass jene Traditionslinie zumindest in die Anfangsphase der Bundeswehr herübergerettet wurde, obgleich die Frage zu klären ist, was nach nunmehr 65 Jahren Bundeswehr heute von der Bewegungskriegsdoktrin noch übriggeblieben ist. Das ist eine Forschungsaufgabe, die dieses Buch nicht leisten kann. Interessant ist jedenfalls, dass ehemalige Angehörige der Wehrmacht und somit Männer, die in jener Traditionslinie verhaftet waren, sicherlich noch Einfluss auf die Entwicklung beider Leopard-Muster nahmen, immerhin bestand das Personal der Bundeswehr noch im Jahre 1970 zu fast 10 Prozent aus Veteranen der Wehrmacht. Demnach dürften die persönlichen Erfahrungen aus dem Krieg und die generelle Einstellung zu den Funktionen und Kompetenzen eines Kampfpanzers eine erhebliche Rolle bei der Erstellung des Anforderungskatalogs zunächst für den Leopard 1 gespielt haben. Auch Überbleibsel propagandistischer Verklärung des Kampfpanzers mögen in den Köpfen der ersten Generale und höchsten Beamten der Bundeswehr verankert gewesen sein. Blicke ich auf die Fähigkeiten des Leopard 1, überkommt mich das Gefühl, dass dieser Panzer das Ergebnis eines Lernprozesses ist, mit dem man Fehler aus dem Krieg identifizierte und zu überwinden versuchte.
Hitler, Speer und die Entscheider in der Rüstung gestanden mit Fortschreiten des Krieges den Attributen Feuerkraft und Schutz immer größere Bedeutung zu. Die Forderungen trugen mit abwegigen Projekten wie dem Panzer Maus oder dem Landkreuzer P 1.000 Ratte abstruse Blüten.
Die Entscheider des Lastenheftes für den Leopard 1 hingegen gaben der Beweglichkeit Vorrang vor dem Schutzfaktor und forderten besagtes 30-Tonnen-Fahrzeug. Hinzu kommt, dass zum Zeitpunkt der Entwicklung des Leopard 1 bereits jede erdenkliche Panzerung mit leichten Panzerabwehrhandwaffen durchschlagen werden konnte – eine Entwicklung, die sich schon gegen Ende des Weltkrieges abzuzeichnen begann. So langte in der Nacht vom 21. auf den 22. Oktober 1944 in Italien ein einzelner kanadischer Soldat und ein Piat-Werfer, um einen deutschen Panther auszuschalten – nur eines von zahllosen Beispielen, wo ein hoher Schutzfaktor mit tragbaren Waffen und Hohlladungsgeschossen überwunden werden konnte. Das im Zweiten Weltkrieg vor allem deutscherseits betriebene Hochschrauben der Panzerung und somit des Gesamtgewichts von Panzertyp zu Panzertyp und Kampfwertsteigerungspaket zu Kampfwertsteigerungspaket erschien nicht länger zeitgemäß. Der Panzer IV wog noch rund 23,5 Tonnen, der Tiger 57 Tonnen, der Panther 45 Tonnen, der Tiger II 68 Tonnen; und die bereits genannten Panzerprojekte, die einen gewissen Größenwahn erkennen lassen, hätten diese Angaben um ein Vielfaches überboten – der Panzer Maus beispielsweise sollte mit rund 190 Tonnen zu Buche schlagen! Interessanterweise sieht Markus Pöhlmann im Panzer Maus nur die konsequente Weiterentwicklung schwerer Kampfpanzer und macht dies an ihren Außenmaßen fest. Ihm entgeht dabei, dass sich das Gewicht der Maus im Verhältnis zum Tiger II fast verdreifacht, was den Transport zur Front sowie frontnahe Verlegungen beinahe unmöglich erscheinen lassen.
Vor dem Hintergrund der rasanten Weiterentwicklung von Panzerabwehrwaffen stellten sich die Entscheider der Bundeswehr daher der Frage, wie viel Sinn es noch ergab, den Schutzfaktor immer weiter zu erhöhen unter Einbußen bei der Beweglichkeit, denn mehr Schutz bedeutete mehr Gewicht, und das nicht zu knapp, wie auch einige Beispiele bei den Kampfwertsteigerungen der Leopard-Panzer noch zeigen werden.
Darüber hinaus forderten die Entscheider der Bundeswehr günstige Materialerhaltungseigenschaften. Bauteile sollten rasch ausgetauscht werden können, die Palette an verbauten Teilen sollte über verschiedene Typen der Leoparden-Familie hinweg möglichst identisch sein. Damit dürften sie ihre Erfahrungen mit dem Chaos unterschiedlicher Panzertypen während des Zweiten Weltkriegs adressiert haben, welches dazu führte, dass Wartung, Reparatur und Ausbildung erheblich erschwert wurden.