Keine Angst vor Optionen - Michael Sincere - E-Book

Keine Angst vor Optionen E-Book

Michael Sincere

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Beschreibung

Sie investieren Ihr Geld in Aktien und ETFs, haben schon einige vielversprechende – jedoch auch abschreckende – Dinge über Optionen gehört, wissen aber noch nicht wirklich etwas darüber? Dann ist "Keine Angst vor Optionen" das richtige Buch für Sie. Börsenprofi und Erfolgsautor Michael Sincere hat es für alle geschrieben, die wissen und verstehen wollen, was es mit Optionen auf sich hat – und weshalb sie gerade in turbulenten Zeiten wie diesen einen genauen Blick wert sind! Sincere beginnt bei den Grundlagen und schreitet systematisch voran bis zur Erklärung komplexerer Strategien, die von Profis genutzt werden – alles anschaulich und nachvollziehbar. So vermittelt er Ihnen das Rüstzeug, um den Optionsmarkt zu verstehen. Und Angst vor Optionen? Die haben Sie nach der Lektüre garantiert nicht mehr!

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KEINE ANGST VOR

OPTIONEN

Profiwissen für Einsteiger –so handeln Sie von Anfang an richtig

MICHAEL SINCERE

Die Originalausgabe erschien unter dem Titel

Understanding Options – 2nd edition

ISBN 978-0-07-181784-4

Copyright der Originalausgabe 2014:

Original edition copyright © 2014 by McGraw-Hill Education. All rights reserved.

Copyright der deutschen Ausgabe 2021:

© Börsenmedien AG, Kulmbach

Übersetzung: Egbert Neumüller

Lektorat: Judith Hobmaier, Claus Rosenkranz

Covergestaltung: Daniela Freitag

Satz: Timo Boethelt

ISBN 978-3-86470-716-2

eISBN 978-3-86470-717-9

Alle Rechte der Verbreitung, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der fotomechanischen Wiedergabe und der Verwertung durch Datenbanken oder ähnliche Einrichtungen vorbehalten.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar.

Postfach 1449 • 95305 Kulmbach

Tel: +49 9221 9051-0 • Fax: +49 9221 9051-4444

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Meiner Mutter Lois, an die ich stets wegen ihres Mitgefühlsund ihrer Großzügigkeit denken werde, die so wenig verlangteund doch so viel vollbrachte; und meinem Vater Charlesfür seine Güte und seine positive Einstellung.

Für Anna Ridolfo, eine gute Freundin und treue New Yorkerin,die ihr Leben der Hilfe für andere gewidmet hat.

INHALTSVERZEICHNIS

Vorwort

TEIL 1 – WAS SIE ALS ERSTES WISSEN MÜSSEN

1Willkommen auf dem Optionsmarkt

2Wie man ein Optionsdepot eröffnet

3Die faszinierenden Eigenschaften von Optionen

TEIL 2 – DER VERKAUF GEDECKTER CALLS

4Das Vergnügen, gedeckte Calls zu verkaufen (zu schreiben)

5Wie man die richtige gedeckte Kaufoption auswählt

6Schritt für Schritt: So verkauft man gedeckte Kaufoptionen

7Wie man eine gedeckte Kaufoption managt

8Die Zuteilung: Ihre Verpflichtung zum Verkauf

TEIL 3 – WIE MAN KAUFOPTIONEN KAUFT

9Einführung in Call-Strategien

10Wie man die richtige Call-Option auswählt

11Volatilität und Optionsbewertung

12Schritt für Schritt: Kaufoptionen kaufen

13Wie man seine Call-Position managt

14Die Ausübung: Ihr Kaufrecht

TEIL 4 – WIE MAN PUTS KAUFT

15Wie man die richtige Put-Option auswählt

16Wie man seine Put-Option managt

17Protective Puts und Married Puts

18Der Collar

TEIL 5 – MITTELSCHWERE UND FORTGESCHRITTENE STRATEGIEN

19Credit und Debit Spreads

20Der Kauf von Straddles und Strangles

21Der Kauf bar besicherter und „nackter“ Puts

22Das Delta und die anderen Griechen

23Der Handel mit Optionen auf ETFs, Indizes sowie mit Wochen- und Mini-Optionen

24Fortgeschrittene Strategien

TEIL 6 – ERNST GEMEINTE RATSCHLÄGE DES AUTORS

25Sheldon Natenberg: Ein professioneller Optionshändler

26Wo man Hilfe bekommt

27Lektionen, die ich über Optionen gelernt habe

Danksagungen

VORWORT

EIN DEUTLICH VERBESSERTES BUCH ÜBER OPTIONEN

Da die erste Ausgabe von „Keine Angst vor Optionen“ so erfolgreich war, bat mich mein Lektor bei McGraw-Hill, eine zweite Auflage zu schreiben. Ich möchte den Tausenden Lesern danken, die mein Buch gekauft haben, die mir geschrieben und mir Anregungen gegeben haben. Dank ihrer Ideen ist die vorliegende zweite Auflage noch besser geworden.

Ich habe auf die Leser gehört, die mir geschrieben haben, sie wollten mehr über mittelschwere und fortgeschrittene Strategien erfahren. Dieses Buch beinhaltet Kapitel über Ausübung und Zuteilung, Collars, über den Verkauf bargeldbesicherter Puts, über den Kauf von Straddles und Strangles, über die „Griechen“, die implizite Volatilität, Protective Puts und Spreads. Ich bespreche auch ein paar fortgeschrittene Strategien, beispielsweise Condors, Calendar Spreads, den Butterfly Spread und den Handel mit Optionen auf ETFs.

Außerdem behandle ich beliebte Produkte wie Wochen-Optionen und Mini-Optionskontrakte. Natürlich ist die zweite Auflage viel länger geworden. Trotzdem habe ich mein Bestes getan, um alle Strategien in verständlicher Sprache vorzustellen.

Wenn Sie etwas über Optionen erfahren wollen, aber noch nicht mit dem Aktienmarkt vertraut sind, empfehle ich Ihnen, mein Buch „Understanding Stocks“ (McGraw-Hill, 2. Auflage) zu lesen. Darin dürften die meisten Ihrer Fragen beantwortet werden und es ist im gleichen leserfreundlichen Stil verfasst wie das vorliegende Buch.

Und schließlich: Für den Fall, dass Sie dieses Buch lesen und noch Fragen haben, gebe ich eine (in den Vereinigten Staaten von Amerika) gebührenfreie Telefonnummer an, die Sie montags bis freitags anrufen können. Es mag schwer zu glauben sein, aber wenn Sie diese Telefonnummer anrufen, werden alle Ihre Fragen zu Optionen beantwortet. Sie können auch online mit einem Optionsfachmann chatten. Was das kostet? Nichts.

WER DIESES BUCH LESEN SOLLTE

Wenn Sie darüber nachdenken, mit Aktienoptionen zu handeln, oder bereits damit handeln, aber Verlust machen, dann könnte dieses Buch das nützlichste sein, das Sie je gelesen haben. Ich habe entsprechende Kurse besucht, Bücher gelesen, mit Profis gesprochen, die Trades getätigt und daher kann ich Ihnen beibringen, was ich gelernt habe. Ebenso wie in meinen anderen Büchern versuche ich hier, Optionen so zu erklären, als würden Sie mir am Küchentisch gegenübersitzen. Mein Ziel ist es, Ihnen Zeit und Geld zu ersparen und Sie gleichzeitig zu bilden und zu unterhalten.

Ein Buch über Optionen, das unterhaltsam ist? Ich weiß, das klingt lächerlich, vor allem, wenn man Dutzende andere Bücher über Optionen durchgeackert hat, die angeblich für Anfänger gedacht sind. Die meisten Bücher über Optionen, die ich gelesen habe, kommen mir vor, als wären sie für Rechtsanwälte oder Mathematiker geschrieben. Sie lassen Optionen viel verwirrender erscheinen, als sie es in Wirklichkeit sind. Vielleicht liegt das daran, dass Optionen gesetzliche Verträge – Kontrakte – sind, mit denen auch Fachbegriffe verbunden sind. Ich lasse in diesem Buch das Anwaltsgerede so weit wie möglich weg.

Einer meiner Freunde hat Angst davor, Risiken einzugehen, ein anderer ist Spekulant. Als ich meinem furchtsamen Freund sagte, er solle es in Betracht ziehen, mit Optionen zu handeln, fauchte er sofort: „Bist du verrückt? Das ist viel zu kompliziert für mich! Ich will doch nicht mein ganzes Geld verlieren.“ Er hatte Erfahrung am Aktienmarkt und kaufte und hielt gern Aktien- und Indexfonds. Er war überzeugt, Optionen seien ein System, das angeblich zum schnellen Reichtum führt und wie ein Casino funktioniert. Und er meinte, Optionen seien nichts für risikoaverse Anleger.

Mein anderer Freund, der Spekulant, ist erfolgreicher Zahnarzt und süchtig nach der Action am Aktienmarkt, die an Las Vegas erinnert. Als der Aktienmarkt einmal nicht aufregend genug war, buchten er und seine Frau ein Optionsseminar, wobei sie für den zweitägigen Kurs 4.000 Dollar hinlegten (nicht zu vergessen die Software für 2.000 Dollar, die angeblich gewinnbringende Optionen findet). Der Kursleiter drückte stets die richtigen Knöpfchen und nach dem Kurs war mein Freund bereit, sich in den Optionshandel zu stürzen und dabei schicke Strategien einzusetzen, zum Beispiel ungedeckte Puts, Calendar Spreads und Straddles. Er war überzeugt, er könnte mit Optionen ein Vermögen verdienen, indem er die ausgefuchstesten Strategien einsetzte. Er dachte, je komplizierter die Strategie, umso mehr Geld würde er verdienen. Doch zum Glück redete er zuvor mit mir.

Ich habe dieses Buch für meine beiden Freunde und für Tausende andere Menschen geschrieben, die sind wie sie. Wenn Sie meinen, Optionen seien zu kompliziert oder zu gefährlich, dann geben Sie mir eine Chance, Ihre Meinung zu ändern. Die gute Nachricht: Es gibt eine Optionsstrategie, die die Bedürfnisse meiner beiden Freunde befriedigt, vom risikoscheuen, defensiven Anleger bis zum risikofreudigen Spekulanten. Zudem: Auch wenn Sie dieses Buch nicht lesen, um Geld zu verdienen, sondern um sich zu bilden und zu unterhalten, glaube ich, dass es Ihre Bedürfnisse befriedigt.

Falls Sie darüber nachdenken, einen kostspieligen Optionskurs zu besuchen, dann lesen Sie zuerst dieses Buch. Es könnte Ihnen Tausende Dollar ersparen. Wenn Sie dann trotzdem beschließen, den Kurs zu besuchen, dann sind Sie darauf besser vorbereitet. Und wenn Sie zu den zehn Millionen Arbeitnehmern gehören, die von ihrem Arbeitgeber Aktienbezugsrechte bekommen, dann könnte Ihnen dieses Buch helfen, die Vorteile und Risiken von Aktienbezugsrechten zu verstehen.

Und schließlich: Wenn Sie Bedenken haben, dieses Buch könnte zu einfach sein, dann finden Sie in den letzten beiden Teilen des Buches mittelschwere und fortgeschrittene Strategien, um Ihren Appetit anzuregen, und ein dynamisches Interview mit einem Optionsguru. Alle diese Strategien beschreibe ich in meinem üblichen leserfreundlichen Stil.

WAS IST AN OPTIONEN SO TOLL?

Was, wenn ich Ihnen sagen würde, dass man Optionen verwenden kann, um jeden Monat oder in jedem Quartal Geld zu verdienen? Und was, wenn ich Ihnen sagen würde, dass Sie Optionen beispielsweise als Versicherung einsetzen können, um Ihr Aktienportfolio zu schützen? Tatsächlich ist die Minimierung von Risiken eine der besten Arten, Optionen einzusetzen. Und wenn Sie gelegentlich spekulieren wollen, können Sie damit Ihr Geld hebeln und Ihre Gewinne verdoppeln oder verdreifachen. Das kostet Sie viel weniger, als wenn Sie Aktien kaufen würden. Und schließlich, wenn Sie Aktien shorten möchten, dann ist es sicherer, Optionsstrategien zu nutzen als den Aktienmarkt.

Apropos Sicherheit: Wussten Sie schon, dass der allerbeste Grund, sich für Optionen zu entscheiden, die Tatsache ist, dass man dabei im Voraus weiß, wie viel man verlieren kann? Man hat unter Kontrolle, welche Risiken man eingehen will. Wenn man es richtig macht, kann man Optionen verwenden, um Einkommen zu generieren, um sein Aktienportfolio zu schützen, um es gegen Risiken abzusichern und um zu spekulieren. Wenn Sie das Buch durchgelesen haben, sollten Sie eine gute Vorstellung davon haben, was Optionen für Sie tun können und ob Sie damit handeln wollen.

Zum Beispiel rief mich ein Freund an, der gerade mit dem Trading anfing, um mir zu sagen, er experimentiere mit einer ausgefeilten Optionsstrategie namens Straddle (die später in diesem Buch erklärt wird). Nachdem er 2.000 Dollar investiert hatte, verkaufte er die Option am nächsten Tag für 25.000 Dollar. Das war vielleicht Anfängerglück, aber es zeigt durchaus, dass man gelegentlich einen Volltreffer landen kann. Ein anderer Freund nutzt eine konservative Optionsstrategie, die gedeckte Kaufoption, um damit ein monatliches Einkommen zu erzielen.

Ein Grund, aus dem Ihnen Optionen gefallen werden, ist die Tatsache, dass man damit unabhängig von den Marktbedingungen Geld verdienen kann. Das gilt jedoch nicht für alle mittelschweren und fortgeschrittenen Strategien, die in diesem Buch besprochen werden. Optionen sind leistungsfähige Werkzeuge, die man bei richtiger Anwendung zusammen mit dem Aktienmarkt benutzen kann, um sein Portfolio aufzuwerten oder zu schützen.

Zumindest ist es klug, alles über dieses faszinierende und flexible Finanzinstrument zu lernen, was man darüber lernen kann. Wenn Sie hören, Optionen seien flexibel, dann heißt das einfach, dass man sie unter beliebigen Marktbedingungen handeln kann und dass die Strategien so einfach oder so kompliziert sein können, wie man sie haben will.

Glauben Sie, dass der Preis einer bestimmten Aktie explodieren wird? Dafür gibt es eine Optionsstrategie, die keine große Vorauszahlung kostet. Und wenn es zum Crash kommt? Auch dafür gibt es eine Optionsstrategie. Und wenn Sie glauben, dass der Markt seitwärts laufen wird, gibt es Optionsstrategien, die dann Einkommen abwerfen. Kennen Sie von Aktien abgesehen noch ein anderes Finanzinstrument, das die Bedürfnisse der Anleger unabhängig von ihrem Einkommensniveau oder ihren finanziellen Zielen befriedigt?

Und es gibt noch einen Grund, weshalb Sie etwas über Optionen lernen sollten: Sie können helfen, Ihre finanziellen Ängste einzudämmen. Zum Beispiel sagen mitten in einer Baisse viele Menschen das Schlimmste voraus. Man kann mit Optionen sein Aktienportfolio schützen, wenn man sich mit dem Markt nicht wohlfühlt. Optionen sind nicht perfekt, aber in den Händen sachkundiger Anleger sind sie leistungsfähige Werkzeuge.

WIE DIESES BUCH AUFGEBAUT IST

Dieses Buch besteht aus sechs Teilen. Der erste Teil, „Was Sie als Erstes wissen müssen“, bietet eine gründliche Übersicht über Optionen. In den Teilen 2 bis 4 ist das Buch genauso aufgebaut, wie man traden würde, von Anfängerstrategien der Stufe 1 bis hin zu fortgeschrittenen Strategien der Stufe 4. Ich beginne langsam und bringe Ihnen geduldig bei, wie man gedeckte Kaufoptionen erstellt und wie man Calls und Puts kauft.

In Teil 5 lernen Sie mittelschwere Strategien wie Spreads, Straddles, Strangles, bargeldbesicherte und ungedeckte Puts, die „Griechen“, Wochen-Optionen und Mini-Optionen kennen. Ich habe mich sehr bemüht, diese Strategien einem Trading-Neuling verständlich zu machen. Wenn ich jedoch fortgeschrittene Optionsstrategien wie den Iron Condor, Calendar Spreads und den Butterfly Spread vorstelle, zieht das Tempo an.

In Teil 6 können Sie sich über das lesenswerte Interview mit Sheldon Natenberg freuen, einem Bestsellerautor und anerkannten Optionsexperten. Am Ende finden Sie eine aktualisierte Liste mit Büchern, Kursen, Software und anderen Ressourcen für diejenigen, die noch mehr über Optionen erfahren wollen. (Wenn beim Lesen dieses Buches Fragen auftauchen, finden Sie in Kapitel 26 eine gebührenfreie Telefonnummer, unter der Sie sofort Antworten bekommen.)

Manche von Ihnen fragen sich vielleicht, wie es möglich ist, ein relativ kurzes Buch über Optionen zu schreiben, wo doch viele Bücher über Optionen mehr als 500 Seiten lang sind. Erstens richten sich viele dieser Bücher an erfahrene Trader, nicht an Anfänger. Zweitens verwenden andere Autoren Hunderte von Seiten darauf, anhand komplizierter Formeln zu erklären, wie Optionen konstruiert sind. Zwar stelle auch ich Preisberechnungsformeln vor, aber ich vertrete die These, dass man, um Auto zu fahren, nicht lernen muss, wie ein Motor funktioniert.

Die Analyse von Optionsformeln mag vielleicht für Mathematiker interessant sein, ich aber behalte lieber im Auge, worauf es unter dem Strich ankommt: Ihnen beizubringen, wie man erfolgreich mit Optionen handelt. Der Optionshandel ist nicht so schwierig, wie manche Menschen meinen, aber er ist auch nicht so leicht, wie manche Sie glauben machen wollen.

SO ERREICHEN SIE MICH

Ich beglückwünsche Sie dazu, dass Sie sich die Zeit nehmen, etwas über Optionen zu erfahren. Der Aktienhandel ist wie ein Damespiel, der Optionshandel hingegen wie ein Schachspiel. Wenn dies Ihr erstes Buch über Optionen ist, dann ist es mir eine Ehre, der Erste zu sein, der Ihnen etwas über dieses faszinierende Produkt beibringt. Nachdem Sie mein Buch gelesen haben, werden Sie andere Bücher über Optionen viel besser verstehen.

Schätzungsweise verstehen nur fünf Prozent der Bevölkerung wirklich, wie Optionen funktionieren. Verständlich, denn schließlich braucht man Geschick, Wissen, Erfahrung und Beharrlichkeit, um ein erfolgreicher Optionshändler zu sein. Wenn Sie das Buch zu Ende gelesen haben, werden Sie zu dieser kleinen Gruppe sachkundiger Trader gehören.

Nochmals danke, dass Sie dieses Buch lesen. Ich habe mich sehr bemüht, es zum nützlichsten Buch über Optionen zu machen, das Sie je gelesen haben. Es kann trotzdem sein, dass Sie es mehrmals lesen müssen, bevor Sie Optionen wirklich verstehen.

Und schließlich, wenn Sie Fragen zu meinem Buch haben oder darin Fehler finden, schreiben Sie mir gern eine E-Mail an [email protected] oder besuchen Sie meine Website www.michaelsincere.com. Ich freue mich immer, von Ihnen zu hören.

TEIL 1

WAS SIE ALS ERSTES WISSEN MÜSSEN

1

WILLKOMMEN AUF DEM OPTIONSMARKT

Ich freue mich, dass Sie sich entschieden haben, gemeinsam mit mir mehr über Optionen und den Optionshandel zu erfahren. Optionen können tückisch sein – etwa so, wie wenn man durch Treibsand läuft. Am Anfang kann es einem einfach und unkompliziert vorkommen. Aber wenn man tiefer hineinkommt, kann es trüber werden und schon bald merkt man, dass man unter der Last der Optionsterminologie versinkt.

Sobald man besser mit der Strategie vertraut ist, wird es allerdings leichter. Aber verstehen Sie mich nicht falsch: Etwas über Optionen zu lernen, ist wie eine neue Sprache zu lernen. Das Gute ist, dass man kein Mathematikstudium braucht, um erfolgreich mit Optionen zu handeln. Die meisten Berechnungen sind einfach. Wenn anspruchsvolle Berechnungen nötig sind, finden Sie die Lösungen auf Ihrem Computer oder in Ihrem Smartphone.

Am besten erlernt man den Optionshandel in kleinen Schritten und genau so präsentiere ich die Informationen. Wenn Sie so sind wie meine spekulierenden Freunde, dann möchten Sie sich sofort in den Optionshandel stürzen. Ich rate Ihnen aber dringend, sich die Zeit zu nehmen, um den Sinn und Zweck von Optionen sowie ihren Einsatz zu verstehen, bevor Sie zum ersten Mal richtiges Geld in diesen Markt stecken.

Empfehlung: Bevor Sie mit Optionen handeln, sollten Sie außerdem ausreichende Kenntnisse des Aktienmarkts besitzen. Da Aktien und Optionen miteinander zusammenhängen, sollten Sie wissen, wie man Aktien kauft und verkauft, bevor Sie mit Optionen handeln. Wenn Sie neu am Aktienmarkt sind, empfehle ich Ihnen mein vorheriges Buch, „Understanding Stocks“ (McGraw-Hill, 2. Aufl.), das schnell und leicht abhandelt, was man über den Aktienmarkt wissen muss. Bei Ihrem örtlichen Buchhändler oder online gibt es noch weitere Bücher zu diesem Thema.

DIE VORTEILE DES OPTIONSHANDELS

Bevor wir die Optionen detailliert besprechen, lassen Sie uns einen genaueren Blick auf die Gründe werfen, aus denen Sie daran teilhaben wollen. Wussten Sie, dass die Optionen schon vor Tausenden von Jahren erfunden wurden? Und dass sie bereits populär waren, lange bevor die erste Aktienbörse gegründet wurde? Vielleicht überrascht es Sie auch, zu erfahren, dass sich Optionen fast in jedermanns Portfolio integrieren lassen, vom defensiven, risikoscheuen Anleger bis zum Spekulanten. Viele Trader lieben den Optionshandel, weil Optionen so flexibel und so billig sind. Egal, welche Gründe Sie haben, Sie können eine Möglichkeit finden, Optionen einzusetzen – um Einkommen zu generieren, als Versicherung, als Absicherung oder als Spekulation.

Einkommen

In Teil 2 befasse ich mich ausführlich mit Einkommensstrategien, erinnere jetzt aber nur daran, dass man Optionen sehr effizient einsetzen kann, um Einkommen oder einen Cashflow zu generieren. Im Prinzip kauft man dafür keine Optionen, sondern man verkauft Optionen auf Aktien, die man bereits besitzt. Dadurch vermietet man gewissermaßen seine Aktien an andere Menschen (die Optionskäufer) und diese bezahlen einen für dieses Privileg. Das kann eine profitable Einsatzmöglichkeit von Optionen sein, so ähnlich wie eine Rente, bei der man monatliche Zahlungen erhält, nur weil man die Aktien besitzt.

Schutz

Ein weiterer wirksamer Einsatz von Optionen ist der Schutz beziehungsweise die Versicherung von Geldanlagen. Nehmen wir einmal an, Sie haben eine ziemlich große Position in einer Aktie. Wenn Sie Ihr Risiko senken möchten, können Sie Optionen einsetzen, um Ihre Aktienposition im Falle einer Katastrophe zu schützen. Ebenso wie bei einer Versicherungspolice hoffen Sie dabei natürlich, dass Sie sie nicht brauchen. Ursprünglich wurden Optionen für genau diesen Zweck erfunden. Die Verwendung von Optionen, um seine Aktien zu schützen, ist eine der eher konservativen Arten, den Optionsmarkt zu nutzen.

Absicherung/Hedging

Ähnlich wie beim Kauf einer Aktienversicherung kann man sich auch gegen Risiken absichern. Nehmen wir an, Sie befürchten, dass der Markt im Laufe des nächsten Jahres abstürzen und so ein Loch in Ihre Gewinne aus Aktien und aus Investmentfonds reißen könnte. Sie können Ihr gesamtes Portfolio dadurch absichern, dass Sie Optionen auf börsennotierte Fonds (ETFs) kaufen, die bedeutende Indizes wie den S&P 500, den Dow Jones Industrial Average, den Nasdaq 100 oder den Russell 2000 nachbilden. Wenn der Markt fällt, legt der Wert der Optionen zu. Profis verwenden routinemäßig Optionen, um ihre Aktienportfolios abzusichern, und Sie können das auch tun.

Spekulation

Optionen stehen in dem Ruf, eine Art Casino für schnelles Geld zu sein, weil Spekulanten von den Medien so viel Aufmerksamkeit bekommen. Gegen eine geringe Anzahlung kann man seine Investments hebeln und hat die Chance, ein Vielfaches dessen zu gewinnen, was man investiert hat. Bei dieser Strategie kontrolliert man für wenig Geld eine große Anzahl von Aktien. Das Beste an solchen Optionsstrategien ist, dass man immer von vornherein weiß, wie viel man verlieren kann.

Ein weiterer Vorteil des Optionshandels ist, dass man damit in allen Marktumfeldern Geld verdienen kann. Man kann Optionsstrategien erstellen, die von Haussen, Baissen oder Seitwärtsmärkten profitieren.

MÖGLICHST EINFACH

Vielleicht meinen Sie, die einzigen Menschen, die mit Optionen Geld verdienen, seien diejenigen, die fortgeschrittenere Strategien verwenden. Das stimmt aber nicht! Für private Optionshändler gilt, dass sie manchmal umso mehr Geld verdienen, je einfacher die Strategie ist. Und die komplizierteren Strategien bergen größere Risiken. Halten Sie sich einfach an Strategien, mit denen Sie sich wohlfühlen – solche, die Ihnen keine schlaflosen Nächte bereiten. Für den Aktienmarkt gilt das genauso wie für Optionen.

Mit größter Wahrscheinlichkeit ist es noch zu früh, um zu wissen, auf welche Weise Sie Optionen am besten einsetzen sollten. Viele Optionshändler kombinieren verschiedene Strategien: Sie setzen Optionen ein, um ein regelmäßiges Einkommen oder einen Cashflow zu erzielen und auch als Absicherung gegen mögliche Katastrophen. Und natürlich fühlen sich viele Menschen deshalb zu Optionen hingezogen, weil sie damit ein Vielfaches ihrer anfänglichen Investition verdienen können.

EINE OPTION AUF EIN HAUS KAUFEN

Die nun folgende kurze Geschichte soll Ihnen besser verständlich machen, wie Optionen funktionieren.

Nehmen wir an, Sie denken daran, ein bestimmtes Haus mit zwei Schlafzimmern zu kaufen, das für 100.000 Dollar angeboten wird. Ihnen gefällt das Haus richtig gut und der Preis ist gerechtfertigt. Sie möchten sich den Preis von 100.000 Dollar für den Fall sichern, dass der Preis steigt. Wenn Sie sich den Preis sichern können, haben Sie Zeit, sich nach anderen Häusern umzusehen, und auch die Zeit, etwas zu unternehmen, falls Sie beschließen, das Haus zu kaufen.

Deshalb treten Sie an die Besitzerin des Hauses heran und fragen sie, ob sie eine Vereinbarung über eine Kaufoption unterschreibt. Ist sie einverstanden, setzen Sie sich zusammen und handeln die Konditionen aus. Nach einem kurzen Gespräch ist die Eigentümerin bereit, das Haus drei Monate lang für Sie zurückzuhalten. Während dieser Zeit darf niemand anders das Haus kaufen. Das heißt auch, dass Sie unabhängig davon, wie hoch etwaige andere Gebote sein mögen, das Haus für 100.000 Dollar kaufen können. Selbst wenn ein Immobilienmakler das Haus innerhalb der nächsten drei Monate für 120.000 Dollar anbietet, können Sie – und nur Sie – es für 100.000 Dollar kaufen. Die Besitzerin bezahlt weiterhin die Rechnungen, aber Sie haben es in der Hand, wann, ob und für wie viel das Haus verkauft wird. Ein tolles Geschäft!

Aber was ist, wenn der Wert des Hauses auf 90.000 Dollar sinkt? Gemäß den Regeln des Optionskontrakts, den Sie unterzeichnet haben, können Sie es dann einfach sausen lassen. Sie haben also das Recht, das Haus für 100.000 Dollar zu kaufen, nicht aber die Pflicht. Das bedeutet, dass Sie unabhängig davon, ob das Haus weniger oder mehr wert sein wird, es für 100.000 Dollar kaufen oder es lassen können. (Das Wort „Recht“ werden Sie übrigens noch oft lesen, denn Optionen geben einem das Recht, zu kaufen oder zu verkaufen.)

Vielleicht fragen Sie sich jetzt, was wohl die Hausbesitzerin von diesem Geschäft hat. Das ist eine gute Frage. Da die Besitzerin das Haus für Sie zurückhält und es vorläufig an keinen anderen verkaufen kann, will sie eine Entschädigung haben – also Geld. Normalerweise verlangt die Hausbesitzerin dafür einen kleinen prozentualen Anteil des Kaufpreises, beispielsweise zwei Prozent, in diesem Fall also 2.000 Dollar. Im Austausch gegen 2.000 Dollar hält sie also das Haus drei Monate lang für Sie zurück. (Anmerkung: Die 2.000 Dollar, die Sie der Hauseigentümerin bezahlen, bezeichnet man als „Prämie“.)

Die Besitzerin freut sich, weil sie 2.000 Dollar bekommt, mit denen sie machen kann, was sie will. Sie freuen sich, weil Sie für drei Monate wissen, dass Sie nicht mehr als 100.000 Dollar für das Haus bezahlen müssen. Ihrer Meinung nach sind 2.000 Dollar ein geringer Preis für das Recht, das Haus zu bekommen. Und wenn Sie in den nächsten drei Monaten Ihre Meinung ändern, verlieren Sie zwar die Prämie, die Sie an die Besitzerin bezahlt haben, aber es steht Ihnen frei, sich ein anderes Haus zu suchen.

Schauen wir uns an, was im wirklichen Leben passieren könnte. Wenn der Wert des Hauses auf 120.000 Dollar klettert, beschließen Sie, das Haus wie zuvor vereinbart für 100.000 Dollar zu kaufen. Dann haben Sie einen Buchgewinn von 18.000 Dollar erzielt.

Wenn Sie Ihre Meinung ändern oder der Preis des Hauses unter 100.000 Dollar fällt, sind Sie weder verpflichtet noch gezwungen, es zu kaufen. Sie lassen das Geschäft unter 2.000 Dollar Verlust sausen, aber das ist besser, als ein Haus zu besitzen, dessen Wert gefallen ist. Und wie ergeht es der Besitzerin? Ihr ist es egal, ob Sie das Haus kaufen, sie freut sich über die 2.000 Dollar. Und wenn Sie nach Ablauf der drei Monate das Haus nicht kaufen, kann sie mit jemand anderem eine neue Optionsvereinbarung treffen. Auf diese Weise erhält sie weiterhin hübsche kleine Prämienschecks von potenziellen Käufern.

Anmerkung: Wenn der Preis des Hauses steigt, haben Sie noch eine weitere Möglichkeit: Sie können den profitablen Optionskontrakt jemand anderem verkaufen. In diesem Fall stecken Sie die 18.000 Dollar Gewinn ein und gehen aus dem Geschäft, ohne das Haus zu besitzen. Wieso 18.000 Dollar? Die Differenz zwischen dem Kaufpreis und dem Verkaufspreis (abzüglich 2.000 Dollar Prämie) ist Ihr Gewinn.

DER KAUF VON OPTIONEN AUF SCHNEESCHAUFELN IN CHICAGO

Um Ihnen ein weiteres Beispiel dafür zu geben, wie die Menschen im richtigen Leben Optionen einsetzen, habe ich noch eine Geschichte zu bieten. Nehmen wir an, Sie haben einen Eisenwarenladen in Chicago. Sie wissen, dass Sie im Dezember wahrscheinlich Schneeschaufeln brauchen werden. Schließlich gab es im Dezember letzten Jahres einen schweren Schneesturm. Schon nach Wochen waren Ihre Schneeschaufeln ausverkauft, wodurch Ihnen Gewinne entgingen und die Kunden sich ärgerten. In diesem Jahr treffen Sie im August eine Optionsvereinbarung mit demselben Schaufelhersteller namens Shovels, Inc.

Die Optionsvereinbarung legt fest, dass Ihnen Shovels, Inc. 100 Schaufeln à 15 Dollar liefern wird, obwohl das Unternehmen normalerweise viel mehr dafür verlangt. Außerdem legt die Optionsvereinbarung fest, dass Sie bis zum dritten Freitag im Dezember das Recht haben, die Schneeschaufeln zu kaufen. Sie müssen die Schaufeln nicht kaufen, aber Sie können es, wenn Sie wollen.

Wenn es bis zum dritten Freitag im Dezember nicht schneit, kaufen Sie die Schneeschaufeln wahrscheinlich nicht. Erinnern Sie sich an die Prämie aus der ersten Geschichte? Der Hersteller verlangt von Ihnen dafür, dass er die 100 Schneeschaufeln zu je 15 Dollar zurückhält, eine Prämie von 300 Dollar. Egal, was passiert – ob Sie sich die Schneeschaufeln liefern lassen oder nicht –, Sie bezahlen diese 300 Dollar.

Warum sollte Ihnen Shovels, Inc. eine Option auf Schneeschaufeln verkaufen? Erstens bekommt das Unternehmen von Ihnen 300 Dollar Prämie. Zweitens weiß es, dass die Möglichkeit besteht, dass Sie die Schaufeln vielleicht nicht kaufen, und deshalb ist eine Kaufoption besser als nichts.

Schauen wir einmal, was im richtigen Leben passiert. Kommt im November ein brutaler Schneesturm und alle brauchen Schneeschaufeln, dann steigt der Preis für Schneeschaufeln. Sie freuen sich, weil Sie das Recht haben, die Schneeschaufeln für 15 Dollar das Stück zu kaufen. Sie lassen sich die Schneeschaufeln liefern und verkaufen sie Ihren Kunden für einen höheren als den üblichen Preis. Das bringt Ihnen viel Gewinn.

Nehmen wir an, der Winter fällt in Chicago sehr mild aus. In diesem Fall möchten Sie die Schneeschaufeln überhaupt nicht kaufen. Sie lassen sich die Schaufeln nicht liefern und der Optionskontrakt verfällt. In diesem Worst-Case-Szenario haben Sie 300 Dollar verloren, aber zumindest sitzen Sie nicht auf einer Lieferung von 100 unnötigen Schneeschaufeln. Der Optionskontrakt war gewissermaßen eine Versicherungspolice.

Wenn der Winter mild ist, behält Shovels, Inc. Ihre 300 Dollar und die 100 Schaufeln. Tatsächlich wird das Unternehmen versuchen, jemand anderem eine ähnliche Option zu verkaufen, sobald Sie die Lieferung der 100 Schaufeln nicht annehmen. Das Geld, das der Hersteller durch diese Optionskontrakte einnimmt, wird ihm helfen, durch den milden Winter zu kommen.

Vielleicht ist es Ihnen nicht klar, aber es werden Optionskontrakte auf Tausende Produkte ausgestellt, von Mais über Sojabohnen, Öl, Häuser und Schneeschaufeln bis hin zu Aktien.

EINE SEHR WICHTIGE FRAGE

Denken Sie einmal über folgende Frage nach: Wären Sie lieber der Optionskäufer oder der Optionsverkäufer? Der Käufer hat die Kontrolle darüber, wann (oder ob) das Eigentum oder Produkt gekauft oder verkauft wird. Aber der Verkäufer bekommt die Prämie und muss sich an die Vertragsbedingungen halten. Während wir uns ausführlicher mit Optionen befassen, werden Sie Strategien sowohl für Käufer als auch für Verkäufer lernen. Überlegen Sie sich zwischenzeitlich, was Sie lieber sein wollen – der Optionskäufer oder der Optionsverkäufer.

Die Frühzeit

Das erste verzeichnete Optionsgeschäft findet sich in der Bibel (im Buch Genesis). Dabei geht es um die Vereinbarung über die Heirat von Jakob und Rahel, einer der Töchter Labans. Der Zeitpunkt dieser Transaktion wird auf 1700 v. Chr. geschätzt. Gemäß den Bedingungen dieses Optionsvertrags hatte Jakob das Recht, Rahel zu heiraten, dies aber nur, wenn er sieben Jahre für Laban arbeiten würde. Offenkundig änderte Laban die Vertragsbedingungen und bestand darauf, dass Jakob stattdessen die ältere Tochter heiratete. Jakob war derart entschlossen, Rahel zu heiraten, dass er eine weitere Optionsvereinbarung über weitere sieben Jahre Dienst annahm. Am Ende durfte Jakob, nachdem er die Vertragsbedingungen erfüllt hatte, Rahel heiraten.

Viele Jahre später schrieb Aristoteles (384 bis 322 v. Chr.) eine Geschichte über Thales von Milet, einen armen griechischen Astronom, Mathematiker und Philosophen, und das ist die erste schriftliche Aufzeichnung über eine Optionsspekulation.

Laut Aristoteles beobachtete Thales die Sterne, um daraus ungewöhnlich zutreffende Wettervorhersagen abzuleiten. Er kam zu dem Schluss, es werde eine reiche Olivenernte geben, also einen ausgezeichneten Herbst. Thales war schlau genug, aus dieser Vorhersage Nutzen zu ziehen. Er hatte zwar nicht viel Geld, aber er trat in aller Stille an die Besitzer der Olivenpressen (mit denen aus Oliven Öl erzeugt wurde) heran und machte ihnen ein Angebot.

Er hinterlegte bei jedem Besitzer eine Anzahlung (oder Prämie), um sich die Olivenpressen in der Erntezeit zu reservieren. Gegen diese Anzahlung hielten die Besitzer die Pressen im Herbst ausschließlich für Thales bereit. Da niemand glaubte, dass Thales das Wetter auf neun Monate vorhersagen konnte, hielt niemand mit höheren Geboten dagegen. Daher bezahlte Thales für das Recht, die Olivenpressen zu reservieren, sehr wenig.

Es stellte sich heraus, das Thales’ Prognose zutreffend gewesen war. Es war ein hervorragendes Olivenjahr und die Nachfrage nach Olivenpressen war enorm. Thales verkaufte seinen Optionskontrakt (der das Recht darstellte, die Olivenpressen zu nutzen) mit einem riesigen Gewinn an die Olivenbauern.

Die Moral von der Geschichte: Thales bewies der Welt (und sich selbst), dass Philosophen oder Spekulanten reich werden können, wenn sie klug genug sind, herauszufinden, wie man Optionen im richtigen Leben einsetzt. (Dabei ist es auch sinnvoll, Nachforschungen anzustellen, bevor man investiert.)

Das 18. Jahrhundert

Der erste Optionsmarkt der Vereinigten Staaten entstand 1791, als die New York Stock Exchange (NYSE) eröffnete. Da Optionen damals noch nicht als Teil des regulären Marktes galten, wurden entsprechende Transaktionen im weniger angesehenen Freiverkehr (auch OTC-Markt genannt, „over the counter“, „über den Ladentisch“) abgewickelt. Natürlich war es damals nicht leicht, Käufer und Verkäufer zusammenzubringen, vor allem da es noch keine Computer und keine Telefone gab. Es gab keinen zentralen Ort, an dem sich Käufer und Verkäufer treffen konnten, um mit Optionen zu handeln. Damit Käufer und Verkäufer zusammengebracht werden konnten, trafen sich Makler und Händler auf einem Freiverkehrsmarkt. Manchmal schalteten Makler und Händler Anzeigen in Finanzzeitungen, um das Interesse an einem bestimmten Optionskontrakt zu wecken.

Das 19. Jahrhundert

Um die Jahrhundertwende wurden Aktienoptionen über eine lockere Organisation von Freiverkehrshändlern gehandelt, die „Put and Call Broker Dealers Association“. Dabei bestand unter anderem das Problem, dass niemand wusste, was als angemessener Preis für eine Option zu betrachten sei. Deshalb passierte es leicht, dass man ein schlechtes Geschäft machte und Geld verlor. Außerdem waren die Händler, da niemand für den Optionskontrakt bürgte, prinzipiell auf sich gestellt. Und schließlich war es schwierig, einen Optionskontrakt auszuhandeln, weil die Bedingungen jedes Kontrakts einzigartig waren. Leider mussten die Händler noch weitere 100 Jahre warten, bevor die erste organisierte Optionsbörse geschaffen wurde.

Nun, da Sie eine allgemeine Vorstellung davon haben, wie man Optionen verwendet, werden Sie im nächsten Kapitel erfahren, wie man ein Optionsdepot eröffnet.

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WIE MAN EIN OPTIONSDEPOT ERÖFFNET

Die beiden häufigsten Fragen, die Menschen stellen, wenn sie sich für Optionen interessieren, sind „Wie eröffnet man ein Depot?“ und „Wie viel Geld brauche ich am Anfang?“ Beide Fragen werden in diesem kurzen, aber wichtigen Kapitel beantwortet.

Inzwischen sind Sie vielleicht schon begierig darauf, Ihr erstes Optionsgeschäft zu tätigen. Kluge Trader warten jedoch geduldig auf die besten Anlage- oder Trading-Chancen. Wenn man sich ohne Wissen oder Erfahrung auf Optionen einlässt, kann man damit Geld verlieren. Nehmen Sie sich die Zeit, sich gründlich mit Optionen zu befassen, bevor Sie Ihre erste Order platzieren. Fangen wir mit diesen Gedanken im Kopf nun an, zu lernen, was man braucht, um ein Optionsdepot zu eröffnen.

DIE FÜNF SCHRITTE ZUR ERÖFFNUNG EINES OPTIONSDEPOTS

Da Ihre Brokerfirma alle Ihre Options-Trades abwickelt, brauchen Sie als Erstes ein Maklerdepot. Nachdem Sie ein Maklerdepot eröffnet haben, können Sie ein Optionsdepot eröffnen. Sie können die Formulare online ausfüllen oder sie sich per Post schicken lassen. Wie bereits eingangs erwähnt, um erfolgreich mit Optionen zu handeln, brauchen Sie zumindest Grundkenntnisse des Aktienmarkts.

Nachdem Sie Ihr Maklerdepot mit der erforderlichen Mindestsumme eröffnet haben (der konkrete Betrag ist bei jedem Broker anders, aber normalerweise braucht man mindestens 2.500 Dollar), ermittelt die Brokerfirma, welchen exakten Geldbetrag Sie brauchen, um ein Optionsdepot zu eröffnen.

Schritt 1: Die Brokerfirma

In früheren Zeiten brauchte man einen Börsenmakler, der die Optionsgeschäfte für einen abwickelte, aber dafür bezahlte man viel Geld. Aufgrund des Internets ist es fast schon Pflicht, dass man seine Trades selbst tätigt. Das ist einer der Gründe, weshalb die Optionskommissionen in den letzten Jahren so dramatisch gefallen sind, teils auf zehn Dollar pro Trade (oder noch weniger).

Es ist allerdings nichts dagegen einzuwenden, wenn man als Optionsanfänger seine Trades von einem Vertreter der Brokerfirma (der nicht mehr als Börsenmakler, sondern als Broker bezeichnet wird) platzieren lässt. Der Broker bestätigt auch die Trades, die Sie tätigen. (Wenn ein Broker die Trades tätigt, kostet es ein bisschen mehr.)

Zwar sollten Sie bei der Wahl eines Onlinebrokers die Höhe der Gebühren berücksichtigen, aber Sie wollen ja auch kompetente Kundendienstmitarbeiter haben, die Ihnen bei den Trades helfen und mit Ihnen Optionsstrategien besprechen. Auch wollen Sie eine Brokerfirma haben, die ausgefeilte Software und Tools anbietet, die Ihre Trades schnell sowie zu den besten Geld- und Briefkursen an den Markt leitet. Außerdem wollen Sie Zugang zu Online-Schulungsmaterialien wie Webinaren und Artikeln haben. Auch ist es nützlich, wenn die Kundenservice-Mitarbeiter mindestens zwölf Stunden am Tag zur Verfügung stehen, um Fragen zu beantworten.

Wählen Sie einen Broker, der alles Erwähnte bietet. Allgemein bekannte Brokerhäuser haben Optionsfachleute, die Ihnen gerne dabei helfen, Ihr Optionskonto einzurichten und zu verwalten.

Schritt 2: Der Einschusskredit

Wenn man sich von einer Brokerfirma Geld leiht, um Aktien zu kaufen, dann kauft man „auf Margin“ beziehungsweise nutzt einen „Einschusskredit“ und dafür braucht man ein Einschusskonto.

Wenn Sie beschließen, bei Ihrem Broker ein Einschusskonto zu eröffnen, müssen Sie zuvor einen Einschuss-Kreditvertrag abschließen. Das geht ähnlich wie bei einem üblichen Kreditantrag. Die Brokerfirma nimmt eine Bonitätsprüfung vor und verlangt, dass Sie einen ausführlichen Fragebogen wahrheitsgemäß ausfüllen. Das Brokerhaus will wissen, ob Sie die nötigen Finanzmittel und das nötige Wissen haben, um mit Einschüssen umzugehen. Es möchte auch, dass Sie die möglichen Risiken kennen. Bei guter Bonität dürfte es kein Problem sein, den Antrag genehmigt zu bekommen.

Wenn Sie Optionsstrategien der Stufen 1 und 2 einsetzen (wird unten erläutert), brauchen Sie keinen Einschusskredit zu beantragen. Beim Optionskauf ist kein Einschuss im Spiel, denn man muss den vollen Kaufpreis bezahlen. Wenn Sie hingegen fortgeschrittenere Strategien einsetzen wollen, brauchen Sie ein Einschusskonto (das werden Sie verstehen, wenn wir zu diesen fortgeschrittenen Strategien kommen). Wenn Sie Optionsneuling sind, brauchen Sie eigentlich kein Einschusskonto zu eröffnen.

Ein weiterer interessanter Punkt: Einschussverträge sind normalerweise für Individual Retirement Accounts (IRAs), steuerbegünstigte 401(k)s oder Treuhandkonten nicht zulässig (dafür braucht man ein sogenanntes Kassakonto). Manche Firmen lassen es allerdings zu. Es ist hingegen zulässig, im Rahmen eines IRA oder eines steuerbegünstigten Kontos ein Optionsdepot zu führen. Der einzige Haken daran ist, dass man dabei möglicherweise auf einfache Optionsstrategien beschränkt ist. Später werden Sie noch erfahren, dass das nicht unbedingt ein Nachteil ist. Ein guter Rat: Sehen Sie sich die Einschuss-Richtlinien Ihrer Brokerfirma an.

Anmerkung: Die Tatsache, dass man mit einem Konto für die Altersvorsorge Optionen handeln darf, heißt noch nicht, dass man es auch tun sollte. Es gibt defensive Optionsstrategien, die sinnvoll sein können. Spekulieren Sie allerdings nicht mit Geld, dessen Verlust Sie sich nicht leisten können.

Schritt 3: Die Optionsvereinbarung

Die Optionsvereinbarung muss ausgefüllt werden, wenn man mit Optionen handeln will. Zweck der Optionsvereinbarung ist es, herauszufinden, wie viel Wissen und Erfahrung Sie besitzen. (Nachdem Sie dieses Buch gelesen haben, werden Sie damit kein Problem haben.)

Die Brokerfirma will wissen, ob Sie die Risiken des Optionshandels vollständig verstanden haben und ob Sie die finanziellen Kapazitäten haben, etwaige Verluste aufzufangen. Sie wird Ihnen Fragen zu Ihrem Vermögen stellen, zu Ihrer Bank, Ihrem Arbeitgeber, Ihren Erfahrungen und Kenntnissen des Aktien- und Optionshandels und wie viel Risiko Sie einzugehen bereit sind.

Wenn Sie noch nie mit Optionen gehandelt haben, werden Sie nur für die Stufen 1 und 2 des Optionshandels zugelassen. Bevor ich Ihnen sage, warum das so ist, gehen wir kurz die Stufen des Optionshandels durch, die je nach Brokerfirma anders aussehen können:

•Stufe 1: Gedeckte Kaufoption

•Stufe 2: Kauf von Calls und Puts, Kauf von Straddles und Strangles, Collars, Verkauf bar besicherter Puts, Kauf von Optionen auf ETFs und Indizes

•Stufe 3: Credit Spreads und Debit Spreads

•Stufe 4: Verkauf ungedeckter Puts, Verkauf von Straddles und Strangles

•Stufe 5: Verkauf ungedeckter Indizes und Index Spreads

Wie bereits erwähnt, wird die Brokerfirma sorgfältig darauf achten, Anfänger höchstens für Level 2 zuzulassen. Sie will sich vergewissern, dass Sie ausreichend Erfahrung und Finanzmittel haben, um fortgeschrittene Strategien einzusetzen.

Am Ende der Vereinbarung müssen Sie das Formular unterzeichnen und datieren. Ich weiß nicht, warum, aber die meisten Menschen unterzeichnen Verträge, ohne sie gründlich zu lesen. Sie sollten das Formular lesen, bevor Sie es unterzeichnen.

Schritt 4: Die Broschüre

Jede Brokerfirma ist verpflichtet, Ihnen ein Exemplar der langweiligen und technischen Broschüre „Characteristics and Risks of Standardized Options“ (auch als „Offenlegungsdokument“ bezeichnet, das man herunterladen kann) zu überreichen. Das ist keine leichte Kost, aber sie enthält viele nützliche Informationen und Berechnungen. Ich glaube, obwohl jeder einwilligt, die Broschüre zu lesen, lesen sie nur wenige wirklich. Aber wenn man die Broschüre gewissenhaft liest, erfährt man alles über die Risiken, die mit dem Optionshandel verbunden sind. Es könnte sein, dass Sie, nachdem Sie von all den potenziellen Risiken gelesen haben, Ihre Meinung über den Optionshandel ändern!

Empfehlung: Ich empfehle Ihnen nachdrücklich, zuerst das ganze vorliegende Buch zu lesen, bevor Sie die Broschüre lesen. Nach der Lektüre des Buches werden Sie die Broschüre besser verstehen.

Stufe 5: Der standardisierte Optionskontrakt

Alle Optionskontrakte sind standardisiert, das heißt, dass die Bedingungen aller Kontrakte gleich sind. In früheren Zeiten wurden Optionskontrakte individuell erstellt, sodass alle Personen auf sich gestellt waren. Doch sobald die Vertragsbedingungen standardisiert waren, wurde das Spielfeld relativ eben.

Wenn man eine Option kauft oder verkauft, schließt man einen gesetzlichen Vertrag. Im Grunde sind Aktien-Optionskontrakte Verträge, die bei der OCC (Options Clearing Corporation) versichert sind. Diese Organisation garantiert, dass der Optionskontrakt erfüllt wird. Wenn man die Vorschriften kennt (Rechte und Pflichten), dürfte man kaum Probleme haben. Das ist einer der Gründe, weshalb Sie mein Buch lesen.

Ein befleckter Ruf

In den Vereinigten Staaten wurden Optionen von Systemen genutzt, die das mangelnde Wissen von Anlegern ausnutzten. Damals gab es kaum oder gar keine Regulierungen. Laut dem Buch „Options“ vom Options Institute empfahlen Broker arglosen Kunden „faule“ Aktien.

Die Optionsspekulanten belohnten Börsenmakler, die an solchen Systemen teilnahmen, durch große Mengen an Call-Optionen. Als immer mehr Kunden die zugrunde liegenden Aktien kauften, stiegen sowohl die Optionen als auch die zugrunde liegenden Aktien (die „Underlyings“ oder Basiswerte) im Preis.

Wie bei solchen Kurstreibereien üblich, schlossen die Spekulanten und Börsenmakler ihre Positionen und ließen die Kunden auf den bald wertlosen Aktien sitzen.

Bei einem anderen System wurde ein „Optionspool“ geschaffen. Inhaber großer Aktienmengen kauften zahlreiche Optionen auf eine zugrunde liegende Aktie. Mit den Optionen konnten sie den Aktienkurs manipulieren und kontrollieren. Daher stieg oder fiel der Preis einer Option mehr aufgrund von Gerüchten darüber, was die Optionspools gerade kauften oder verkauften, als aufgrund der finanziellen Aussichten des Unternehmens.

Nach dem Börsencrash 1929 wurden viele derartige Systeme aufgedeckt. Zunächst verbot der wütende Kongress Optionen vollständig, weil viele Anleger alles verloren hatten. In der Ermittlungsphase nach dem Crash schickte die Optionsbranche den erfahrenen Trader Herbert Filer als Vertreter, der vor dem Kongress aussagen sollte.

Filer erklärte dem verwirrten Kongress, Optionen seien etwas Ähnliches wie Versicherungsverträge, die gegen Marktschwankungen schützen. Damals verfielen zwar fast die meisten Optionen wertlos, aber wenn man eine Option kaufte, war das so ähnlich, wie wenn man eine Versicherungsprämie für sein Haus bezahlt. „Wenn man eine Brandversicherung für sein Haus abgeschlossen hat und es brennt nicht nieder, dann würde man ja nicht sagen, man habe die Versicherungsprämie aus dem Fenster geworfen“, sagte Filer aus.

Aufgrund von Filers überzeugenden Argumenten stimmte der Kongress zu, dass nicht der gesamte Optionshandel manipuliert sei und bei richtigem Einsatz sogar ein nützliches Werkzeug sein könne. Der Investment Act von 1934 legalisierte den Optionshandel und 1935 verlieh die frisch gegründete Börsenaufsicht Securities and Exchange Commission (SEC) dem Chicago Board of Trade (CBOT) die Lizenz, den Optionshandel als Wertpapierbörse registrieren zu lassen. Die Securities and Exchange Commission reguliert die Optionsbranche bis heute. Ironischerweise nutzte die CBOT diese Lizenz zur Registrierung als Optionsbörse erst 1968.

Nachdem Sie nun gelernt haben, wie man ein Optionsdepot eröffnet, werden Sie gleich mehr über die faszinierenden Eigenschaften von Optionen erfahren.

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DIE FASZINIERENDEN EIGENSCHAFTEN VON OPTIONEN

Wissen Sie noch, dass ich geschrieben habe, etwas über Optionen zu lernen sei so, wie wenn man eine neue Sprache lernt? Wenn Sie dieses wichtige Kapitel gelesen haben, werden Sie verstehen, was ich damit meine. Stellen Sie sich das so vor: Wie wäre es, wenn Sie noch nie ein Auto gesehen oder ein Auto gefahren hätten, aber alles über das Lenkrad gelesen hätten? Egal, wie viel Sie über diese wichtige und leistungsfähige Vorrichtung auch gelesen hätten, Sie wüssten erst dann, wie es ist, ein Lenkrad zu bedienen, wenn Sie anfangen würden zu fahren. Beim Erlernen von Optionen ist es ähnlich.

In diesem Kapitel werden Sie feststellen, dass Optionen wirklich ihre eigene Sprache haben, die einem zumindest anfangs ungewohnt vorkommt. Sobald Sie die Sprache der Optionen beherrschen und mit dem Trading anfangen, wird alles einen Sinn ergeben. Machen Sie sich also auf ein einzigartiges Erlebnis gefasst, wenn ich Sie mit den faszinierenden Eigenschaften eines extrem flexiblen und leistungsfähigen Finanzinstruments – der Aktienoption – bekannt mache.

DIE OFFIZIELLE DEFINITION VON AKTIENOPTIONEN

Die offizielle Definition einer Aktienoption, die von einer Optionsbörse stammt, ist ziemlich technisch. Eine Aktienoption ist demnach „ein Vertrag, der dem Besitzer das Recht, nicht aber die Pflicht gibt, einen bestimmten Vermögenswert (die zugrunde liegende Aktie) innerhalb eines bestimmten Zeitraums (bis zum Ausübungs-, Fälligkeits- beziehungsweise Verfallsdatum) zu einem festgelegten Preis (dem Ausübungspreis, Strike oder Basispreis) zu kaufen oder zu verkaufen. Außerdem verpflichtet der Kontrakt den Aussteller (oder Stillhalter), die Lieferbedingungen zu erfüllen, wenn er vom Besitzer ausgeübt wird.“

Da ist es kein Wunder, dass die Menschen Optionen für kompliziert halten. Eine einfachere Definition wäre, dass eine Aktienoption „das Recht [ist], eine bestimmte Aktie innerhalb eines bestimmten Zeitraums zu einem bestimmten Preis zu kaufen oder zu verkaufen“. Das ist eine viel bessere Definition, aber wenn Sie immer noch verwirrt sind, machen Sie sich keine Sorgen. Nach dem Lesen dieses Kapitels werden Sie eine ziemlich gute Vorstellung davon haben, worum es sich bei Optionen handelt.

AKTIENOPTIONEN KURZ ERKLÄRT

Sie wissen bereits, dass Aktienoptionen Verträge – Kontrakte – sind. Erinnern Sie sich noch an die Geschichten über Häuser und Schneeschaufeln? Man hatte das Recht, das Haus zu kaufen, man musste es aber nicht kaufen. Mit anderen Worten: Man hatte das Recht, nicht aber die Pflicht, das Haus zu kaufen. Genauso war es bei den Schneeschaufeln. Gemäß dem Optionskontrakt hatte man das Recht, die Schneeschaufeln zu kaufen, aber man war dazu weder verpflichtet noch gezwungen. Man konnte den Vertrag einfach verfallen lassen.

Aktienoptionen sind dem sehr ähnlich. Zum Beispiel gibt einem ein Optionskontrakt das Recht, eine Aktie zu kaufen, aber man ist nicht dazu verpflichtet. Tatsächlich kaufen viele Menschen die Aktie überhaupt nicht. Sie kaufen und verkaufen bloß die Optionskontrakte. Auch ist ein Optionskontrakt im Unterschied zu einer Aktie, die ja einen realen Besitz darstellt, etwas Immaterielles.

Dies wird Ihnen besser einleuchten, wenn Sie mich eine weitere Geschichte erzählen lassen.

Nehmen wir an, Sie interessieren sich für eine Aktie – die der YYY Manufacturing Company –, von der Sie glauben, sie werde steigen. Sie wird derzeit für zehn Dollar gehandelt. Sie sind sicher, dass sie in ein paar Monaten wesentlich höher stehen wird. Sie beschließen, einen Optionskontrakt zu kaufen.

Laut Optionskontrakt haben Sie das Recht, zu einem beliebigen Zeitpunkt innerhalb der nächsten drei Monate 100 Aktien von YYY für jeweils zehn Dollar zu kaufen. Wenn YYY auf elf, zwölf oder gar 15 Dollar steigt, können Sie die Aktien von YYY trotzdem für zehn Dollar kaufen.

Und wenn Sie sich irren und YYY fällt? Wenn YYY unter zehn Dollar steht, wollen Sie sie natürlich nicht kaufen. Sie kaufen die Aktie nur, wenn sie zu dem Zeitpunkt, zu dem der Optionskontrakt ausläuft, über zehn Dollar steht. Wie bei dem Haus und bei den Schneeschaufeln sieht das nach einem sehr guten Geschäft aus. Der Aktieninhaber besitzt die YYY-Aktien nach wie vor, aber Sie haben sie unter Kontrolle.

Und was bekommt der Verkäufer der Option? Er bekommt von Ihnen Geld. Erinnern Sie sich noch, wie man das Geld nennt, das der Besitzer bekommt? (Falls Sie es vergessen haben: Man bezeichnet es als Prämie.) Im Falle dieser Aktienoption ist die Prämie ziemlich günstig, vielleicht nicht mehr als 50 Dollar.

Man bekommt also für nur 50 Dollar das Recht, innerhalb der nächsten drei Monate 100 Aktien von YYY für zehn Dollar das Stück zu kaufen. Man ist nicht verpflichtet, sie zu kaufen, aber man kann es tun, wenn man es möchte. Würde man Aktien statt Optionen kaufen, würde einen das viel mehr kosten.

Schauen wir, was im richtigen Leben passiert: YYY gibt plötzlich bekannt, dass es ein neues Produkt entwickelt, ein GPS-Gerät, und die Aktie zieht an. Innerhalb eines Tages steigt YYY von zehn auf 18 Dollar. Hervorragend! Laut Optionskontrakt können Sie YYY für zehn Dollar kaufen, auch wenn die Aktie in Wirklichkeit 18 Dollar wert ist. Das ist ein nicht realisierter Gewinn (Buchgewinn) von 750 Dollar. Die Anlage, die Sie gekauft haben, ist mehr wert, als Sie dafür bezahlt haben, aber Sie haben sie noch nicht wieder verkauft.

Nun etwas zum Nachdenken: Die Prämie für die Aktienoption betrug 50 Dollar, als die Aktie zehn Dollar kostete. Nun, da die Aktie 18 Dollar kostet, ist die Prämie um 750 Dollar gestiegen und beträgt 800 Dollar. Der Besitzer von YYY sollte zufrieden sein, weil er die ursprüngliche Prämie von 50 Dollar behalten darf, auch wenn er sich wahrscheinlich ein bisschen ärgert, weil er die Option zu früh und zu billig verkauft hat.

Sie haben noch eine weitere Möglichkeit und die macht Optionen so faszinierend. Man kann als Optionskäufer auch eine Wende vollziehen und jemandem den Optionskontrakt für 800 Dollar verkaufen. In diesem Fall erspart man sich den Aufwand, die Aktie zu kaufen. Innerhalb weniger Wochen haben Sie 750 Dollar Gewinn erzielt, ohne die Aktie je besessen zu haben.

Vielleicht halten Sie es für unmöglich, so schnell Geld zu verdienen. Es ist zwar nicht wahrscheinlich, dass das passiert, aber möglich ist es durchaus. Ein Freund von mir hat innerhalb von drei Tagen über 130.000 Dollar verdient, indem er Optionen eines Biomedizin-Unternehmens gekauft hat. Er hatte gelesen, das Unternehmen werde vielleicht die Zulassung für ein neues Arzneimittel erhalten. Allein auf das Gerücht hin stieg die Optionsprämie um mehr als 400 Prozent. (Was mit seinem Geld passiert ist, erzähle ich Ihnen später im Buch.)

DIE EINZIGARTIGEN EIGENSCHAFTEN VON OPTIONEN

Nun, da Sie eine grundsätzliche Vorstellung davon haben, wie Optionen funktionieren, werfen wir einen Blick auf einige sehr ungewöhnliche Eigenschaften von Optionen. Erinnern Sie sich an das, was ich geschrieben habe. Manchmal wird etwas umso verwirrender, je intensiver man sich damit beschäftigt. Aber um Optionen wirklich zu verstehen, muss man ihre hoch spezialisierte Sprache lernen. Ich kann Ihnen zwar garantieren, dass der nächste Abschnitt lehrreich sein wird, aber es wird schwierig, ihn unterhaltsam zu gestalten. Allerdings verspreche ich Ihnen, mein Bestes zu tun.

Optionen haben einzigartige Eigenschaften, die man unbedingt verstehen muss. Nachdem wir diese Eigenschaften besprochen haben, werde ich Ihnen zeigen, dass die verschiedenen Teile wie ein fein abgestimmtes Finanzinstrument zusammenwirken.

DER BASISWERT: „OHNE MICH BIST DU NICHTS!“

Ohne die zugrunde liegende Aktie – also das Underlying oder den Basiswert – gäbe es keinen Optionskontrakt. Viele Menschen unterschätzen die Bedeutung des Basiswerts. Tatsächlich gehört es zu den entscheidenden Schlüsseln zum Erfolg am Optionsmarkt, die richtige Aktie auszuwählen.

Für sich genommen ist eine Option überhaupt nichts wert. Wenn man darüber nachdenkt, sind Aktienoptionen lediglich papierne Verträge, die einem das Recht geben, etwas zu kaufen oder zu verkaufen. Stellen Sie sich das so vor: Jede Option ist an eine Aktie gebunden oder geknüpft, die man als Basiswert, Underlying oder zugrunde liegende Aktie bezeichnet. (Man bezeichnet Optionen auch als Derivate, weil sie von einem anderen Finanzinstrument abgeleitet sind beziehungsweise darauf basieren. Im Falle von Aktienoptionen leitet sich der Wert von einer Aktie ab.)