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Betrachtet man den Menschen an und für sich in seiner Verfasstheit als lebendige und vernunft- bzw. geist-begabte Person, so zeigt sich diese selbst als innerlich gefügtes, bestimmtes und freies lch. An diesem Punkt erscheint die individuelle Moral des Menschen sowie seine daraus entspringende soziale ethische Einstellung zu Anderen, zu Mitmenschen, also zu Menschen seiner Art und seines Wesens. Der Begriff der Person meint dabei die unverzichtbare Würde des Menschen. Eine Wissenschaft vom Menschen, die positivistisch nur seine äußerlichen Eigenschaften aufzählen könnte, wäre eine solche, die gerade das Wesentliche des Menschseins (seine metaphysische Seinsart) übersieht.
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Seitenzahl: 63
Veröffentlichungsjahr: 2022
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“die Wirklichkeit aber ist Christus.” (Kol 2,17).
„Zur Freiheit hat uns Christus befreit. Steht daher fest und lasst euch nicht wieder ein Joch der Knechtschaft auflegen!“ (Gal 5,1).
Biblische Anthropologie des einzelnen Menschen vor Gott.
Persona proprie dicitur naturae rationalis individua substantia.
Persona est sui iuris et alteri incommunicabilis.
Christliche Ethik.
Liebe und Verantwortung.
Die Hierarchie der Werte.
Christliche Metaphysik als die wahre Form katholischer Theologie.
Veritas est affirmanda propter se ipsam et in personam.
Operari sequitur esse.
Anhang: Zwei Exzerpte aus der Lubliner Vorlesung “Das Gute und der Wert” des Priesters und Professors Wojtyla am Lehrstuhl für Philosophie und Sozialethik an der Katholischen Universität aus dem Jahr 1955/1956.
Exzerpt aus dem Kapitel: “Das sittlich Gute” nach Thomas von Aquin
Exzerpt aus dem Kapitel: “Die geschaffenen Güter und der Mensch” nach Thomas von Aquin
Literaturverzeichnis
Primärliteratur: Literatur über Philosophie, Ethik und Anthropologie von Karol Wojtyla/ Johannes Paul II.
Sekundärliteratur über Karol Wojtyla/ PP Johannes Paul II.
Weitere Sekundärliteratur (Auszug)
Bibelausgabe
Die menschliche Seele ist “Leihgabe des Lebens” bzw. “anvertrautes Darlehen” (Buch der Weisheit 15,8; in verschiedener Übersetzung).
Betrachtet man den Menschen an und für sich in seiner Verfasstheit als lebendige und vernunft- bzw. geist-begabte Person, so zeigt sich diese selbst als innerlich gefügtes, bestimmtes und freies “Ich”. An diesem Punkt erscheint die individuelle Moral des Menschen sowie seine daraus entspringende soziale ethische Einstellung zu Anderen, zu Mitmenschen, also zu Menschen seiner Art und seines Wesens.
Der Begriff der Person meint dabei die unverzichtbare Würde des Menschen. Eine Wissenschaft vom Menschen, die positivistisch nur seine äußerlichen Eigenschaften aufzählen könnte, wäre eine solche, die gerade das Wesentliche des Menschseins (seine metaphysische Seinsart) übersieht.
Dieses angesprochene Wesen der Würde und der transzendenten Begabung des Menschen als sogenannte Person aber bleibt letzten Endes unbegreifbar und definitorisch nicht restlos erklärbar. Sie muss als solche vorausgesetzt und wahr genommen werden. Dazu bräuchte es auch gar nicht unbedingt die theoretische Voraussetzung des Begriffs eines väterlichen Schöpfergottes, wie ihn die christliche Religion und Theologie kennt, sondern einfach nur eine konkludente Wissenschaftlichkeit, welche der Metaphysik ihr genuines Recht und ihre Zuständigkeit in Bezug auf die transzendenten Tatsachen zugesteht.
Denn über jeder Form von Raum und Zeit, die man messen und so definitorisch bestimmen kann, und jedem individuellen Merkmal, das man an der Natur (physis) eines Menschen feststellen kann, besteht diese angesprochene Phänomenhaftigkeit des menschlichen Wesens, zu dem so etwas wie Vernunft, Verstand und Geist einfach dazu gehört. Man kann es auch christlich ewige Bestimmung oder Bestimmung zur Ewigkeit nennen.
Die sogenannte Naturwissenschaft der modernen Psychologie zB muss diese in ihren positivistischen Analysen immer schon voraussetzen, um überhaupt von einem “Wesen Mensch” (species) überhaupt sprechen zu können 2 ; auch wenn dieser im hic et nunc nie ohne ontische Faktizität und ontologische Sichtbarkeit feststellbar sein wird.
Philosophisch formuliert: Natur und Geist (bzw. Weltzeit und Zeitlichkeit) bilden eine einheitliche Struktur, die sich nicht bzw. nur sehr gewaltsam trennen lässt.
So sind Freiheit, Wille und Verstand essentielle und mehr als nur beliebige oder zufällige Merkmale bzw. Fähigkeiten (virtutes, Tugenden) des Menschseins (in der Gattung homo sapiens 3 als zoon logon echon 4 ).
Der Mensch (hebr. adam) wurde der biblischen Erzählung zufolge direkt vom Schöpfergott im Paradiesgarten aus Lehm (Erde) geformt und geschaffen. Als Objekt dieses Schöpfungsakt wurde auch seine persönliche Subjektivität und sein Mann- oder Frau-Sein miterschaffen. Diese Identität, dieses sein Wesen bleibt auch in weiterer Folge seine (Selbst-)Bestimmung; auch in allen schwierigen und komplexen Wegen der Suche nach Wahrheit und der Sünde als Widerwillen gegen diese ursprünglichste Form von Identität in der ganzen Weltgeschichte überhaupt.
Der Mensch ist wesenhaft zwar durchaus ein einfaches Lebewesen wie die anderen animalia 6 (Tiere, Pflanzen) auch, im Unterschied zu allen anderen Naturen und Wesen besitzt er aber die Fähigkeit der Vernunft, welche sich bspw. in der Sprache, der Politik, der Sittlichkeit und der Religion äußert. Daher ist nichts dem einzelnen Menschen so nahe und wesenhaft ähnlich wie der Mensch (und das Menschliche) selbst. Exakt definiert ihn die altgriechisch klassische Philosophie als zoon noetikon 7 .
In diesem begrifflichen Alleinstellungsmerkmal der Vernünftigkeit (nach dem Abbild Gottes unter dem exemplarischen Vorbild Jesu Christi) liegt ein ursprüngliches Selbst-Bewusstsein und eine ursprünglich Macht (Potenz, dynamis) zur Selbstbestimmung; anders formuliert: zur Herrschaft über alles andere Sein, dem der Mensch zwar körperlich unterlegen sein kann, aber geistig überlegen ist: denn der erste Mensch Adam gab allen anderen Wesen, Tieren, Dingen und Sachen im Paradies ihren Namen.
Diese Wirkmächtigkeit des Menschen liegt beschlossen als einzigartige Beziehung in seinem Bund mit Gott selbst, der ihn als “Krone der Schöpfung” geschaffen hat und zeugt. Der Mensch ist also nicht einfach ein Körper unter weiteren Körpern der sichtbaren Welt. Er hat eine transzendente Berufung hin zum Unsichtbaren und zur Ewigkeit.
Trotzdem besitzt natürlich auch er ein Körperbewusstsein, dass sich zB in den Trieben zur Selbsterhaltung, Ernährung und zur Fortpflanzung (Reproduktion) äußert. Zusätzlich vom Bewusstsein hinsichtlich dieser Triebe (Begehren) hat er eine gewisse Form des Wissens über deren Sinn und Zweckhaftigkeit.
Der Mensch ist somit nicht bloß ein Naturwesen, sondern vielmehr ein ganzheitliches Kulturwesen, in dessen Vernünftigkeit und Geistigkeit seine Leiblichkeit ursprünglich integriert ist, ohne dass die beiden von einander abgeleitet oder aufeinander zurückgeführt werden könnten. So wie Gott dem Menschen den Odem, Lebensatem geschenkt hat, ist dieser ein psycho-physisches Lebewesen in einer konkreten Welt und Stofflichkeit. Der Kern dieser Existenz bzw. ihrer Erfahrung ist aber die Person , in all ihrer Komplexität und Ganzheit (welche garantiert wird vom göttlichen Wesen her, von dem sie empfangen ist).
Zu dieser positiven=gesetzten Erfahrungswelt gehört aber neben der Geburt, dem Leben, Leiden und Sterben (Entstehen, Werden und Vergehen) auch noch die Totalbindung an die affirmativen Werte der Wahrheit von Gut und Böse 8 . Trotz der starken Bindungen gegenüber der körperlichen Natur oder der sozialen wie der des Geschlechts gehört das menschliche Wesen schlussendlich Gott allein und ausschließlich, so zB bei der Geburt und beim Tod des Individuums. Aber auch alle Begehrlichkeiten, alle Unwissenheit, aller Schmerz des Daseins auf Erden haben trotz aller grundsätzlichen Freiheit der menschlichen Natur diese transzendente, aufs Göttliche hin orientierte transzendente Wurzel.
Diesen Umstand hat der Philosoph und Theologe Wojtyla im Blick, wenn er an seiner (theologisch an der biblischen Überlieferung und philosophisch gegen die atheistisch-neuzeitliche Uminterpretation bzw. Dekonstruktion ausgerichtete) Methode der “Objektivierung” festhält, die er typisch und vorbildlich für die überlieferte Anthropologie und die Metaphysik hält 9 . Denn die Objektivität von Fakten korrespondiert mit der Subjektivität des Menschen und deutet damit verschiedene Ausprägungen und Grade ihrer “Vergeistigung” in der allgemeinen Menschheitsgeschichte und den einzelnen Menschengeschichten an, denn der von Gott stammende Geist (der “Lebensatem” in allen Wesen) ist ja sozusagen das innere Zentrum der Kräfte der menschlichen Natur in ihren Beziehungen, Verhältnissen, Proportionen, Gegen- und Wechselseitigkeiten und Vermögen (zB Empfindung, Affektivität, Verstand, Wille) und Ausprägungen, von dem die ganze Innerlichkeit der menschlichen Person durchdrungen ist und damit “jede Verengung auf ein Objekt” 10 bzw. “jede Verengung zum bloßen Gegenstand” 11 im Vorhinein ausschließt, da es sich dabei um den transzendenten Kern der Person und ihrer irreduziblen Subjektivität und Personalität handelt, wie immer sich diese auch geschichtlich und in verschiedenen Situationen auslegen oder äußern mag.
Dies bedeutet aber nicht eine schlechthinnige negative Entwertung der Welt-und Naturhaftigkeit des menschlichen Soseins und Daseins; denn: “Der Leib, und nur er, kann das Unsichtbare sichtbar machen: das Geistige und Göttliche. Er wurde geschaffen, um das von Ewigkeit her in Gott verborgene Geheimnis in die sichtbare Welt zu übertragen und so Zeichen dieses Geheimnisses zu sein” 12