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"Ki pe dir?" ist ein Sprachführer, der es Deutschsprechern ermöglichen soll, das Mauritius-Kreol entweder zu erlernen oder während einer Reise für kurze Alltagsgespräche zu verwenden und somit einen Aufenthalt auf der Insel im Indischen Ozean zu bereichern. ____________ Mauritius? Klar, diese Insel im Indischen Ozean. Das farbenprächtige Paradies. Der grüne Fleck im weiten Blau. Doch neben der atemberaubenden Natur gibt es hier noch etwas anderes zu entdecken: Die Mauritier. Das freundliche und bunt gemischte Volk wird vor allem durch seine gemeinsame Sprache zusammen gehalten. Das Mauritius-Kreol. Entstanden durch den Sprachkontakt zwischen Sklaven und Kolonialherren im 18. Jahrhundert, ist Kreol heute die Alltagssprache der gesamten Bevölkerung! Mit dem Sprachführer „Ki pe dir?“ können Sie die wunderbare Sprache der Insel entweder in 23 Etappen Schritt für Schritt erlernen oder mit Hilfe von Beispielkonversationen aus über 30 Themenbereichen inklusive Online-Audioangebot und über 1700 Vokabeln in einzelnen Situationen kurze Gespräche führen. Ob im Hotel, beim Arzt, beim Feiern oder auf dem Markt. Erleben Sie die kreolische Offenheit und Freundlichkeit! ANOU KOZE! ____________ "Ki pe dir?" li enn gid konversasion pou bann dimounn ki koz alman ek ki anvi vinn pas vakans dan Moris. Li pou permet bann dimounn kapav gagn enn konversasion ar bann Morisien pou ki zot vwayaz pli bon. Li pou enn loportinite pou Moris si pli bokou touris zermanofonn kapav koz avek bann dimounn dan nou zoli ti zil.
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Seitenzahl: 199
Veröffentlichungsjahr: 2016
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Bei diesem Sprachführer verderben die vielen Köche den Brei nicht. Ganz im Gegenteil — sie stellen die bestmögliche Mischung für ein solches Projekt dar:
Sarah LEHWALD studierte Germanistik und Romanische Philologie Französisch und machte französisch-basierte Kreolsprachen zum Thema ihrer Abschlussarbeit. Nach einem Studium der Kreolistik an der University of Mauritius (UOM) ist sie inzwischen Lehrbeauftragte für französische Linguistik an der Ruhr-Universität Bochum (RUB).
Magnus FISCHER studierte Romanische Philologie Französisch und Spanisch. Er beschäftigt sich seit einigen Jahren mit dem Mauritius-Kreol, studierte während des Masters Kreolistik an der University of Mauritius (UOM) und bietet an der Ruhr-Universität Bochum (RUB) Lehrveranstaltungen zum Thema „Kreyolofoni“ an.
Oswaldo MICHEL spricht als Mauritier seit seiner Kindheit Kreol. An der University of Mauritius (UOM) studierte er Französisch und Kreolistik. Er ist Lehrer für Kreol und Französisch und erlernte seinerseits die deutsche Sprache.
Alle drei Autoren bringen in dieser Arbeit ihre muttersprachlichen und akademischen Kompetenzen, sowie die eigenen Erfahrungen beim Fremdsprachenerwerb ein.
Wir bedanken uns bei Professor (Dr.) Arnaud Carpooran, der uns ermutigte, diesen Sprachführer zu schreiben. Ohne die kodifizierenden Werke, die er mit seinem Team erarbeitet hat - den Diksioner Morisien (Wörterbuch), die Lortograf Morisien (Orthographie) und die Gramer Morisien (Grammatik) - wäre dieses Projekt nicht möglich gewesen.
Ein ganz besonderer Dank gilt Oorvashi Beeharry, die in wunderschönen bunten Bildern die Lebensfreude ihrer Heimat Mauritius festgehalten und unserem Buch einige typische Szenen beigesteuert hat.
Nou ti‘a kontan remersie Profeser (Dr.) Arnaud Carpooran parski limem ki finn donn nou sa lide-la pou ki nou ekrir nou gid. Li ek so lekip finn kre enn kodifikasion Kreol Morisien (Diksioner, Lortograf, Gramer). San sa gro travay ki zot finn fer-la nou pa ti pou kapav realiz sa proze-la.
Enn gran mersi spesial pou Oorvashi Beeharry. Li‘nn resi transmet dan so bann mari zoli desin lazwa viv ki ena dan so patri Lil Moris. So travay formidab, li finn resi met an avan bann senn tipik dan Moris. So partisipasion inn bien anbeli nou gid.
KI PE DIR?
Einführung
Wie funktioniert dieser Sprachführer?
Ekout-ekoute!
Das Online-Audioangebot
Die Republik Mauritius in Zahlen und Fakten
Die Geschichte der Insel Mauritius
Schmelzofen der Kulturen und Sprachen
Mauritius-Kreol: Was Sie wissen sollten!
Die Ausspracheregeln
Die Marker des Mauritius-Kreols
TI PA TI PA!
Grammatik
1. Schritt:
Dir bonzour
Sich vorstellen
2. Schritt:
Anou met enn dialog!
Aussagesätze
3. Schritt:
Demann nouvel
Fragen
4. Schritt:
Ki nou fer aster?
Gegenwart
5. Schritt:
Lartik-la kote?
Artikel
6. Schritt:
Napa fer sa!
Verneinungen
7. Schritt:
Kan ti ena sa?
Vergangenheit
8. Schritt:
Kan pou ena sa?
Zukunft
9. Schritt:
Ki to pe gagne?
Das Verb „haben“
10. Schritt:
Twa, kot to ete?
Das Verb „sein“
11. Schritt:
Kouma li ete?
Adjektive und Adverbien
12. Schritt:
Sakenn so sakenn
Possessivpronomina
13. Schritt:
Anou fer sa ansam!
Konjunktionen
14. Schritt:
Koze, koze!
Relativsätze
15. Schritt:
Ala li zaze!
Nebensätze
16. Schritt:
Depi kan?
Depi fek! Unmittelbare Zeiten
17. Schritt:
Rann mwa enn servis!
Imperativ
18. Schritt:
Plis oubien mwins?
Vergleiche
19. Schritt:
Komie to bizin?
Mengenangaben
20. Schritt:
Samem sa!
Reflexivpronomina
21. Schritt:
Anou koz-koze!
Reduplikationen
22. Schritt:
Avan, ki ti pou‘nn dir?
Zusammengesetzte Zeiten
23. Schritt:
Ki bizin arive?
Konditionalsätze
ANOU KOZE!
Unterhaltungen
1. ERSTE SCHRITTE
1.1 Die Begrüßung
1.2 Die Verabschiedung
1.3 Sich vorstellen
1.4 Die Zahlen
1.5 Hilfreiche Sätze
1.6 Die Herkunft
1.7 Berufe
1.8 Die Zeit
2. ERSTE KONTAKTE
2.1 Im Hotel
2.2 Im Restaurant
2.3 In der
tabazi
2.4 Bei der Post
2.5 In der Bank
2.6 Auf dem Markt
3. UNTERWEGS AUF MAURITIUS
3.1 Das Wetter
3.2 Wegbeschreibung
3.3 Im Bus
3.4 Im Taxi
3.5 Autovermietung
3.6 In der Werkstatt
4. URLAUB GENIESSEN
4.1 Am Strand
4.2 Schnorcheln
4.3 Bootsausflug
4.4 Wandern
4.5 Verabredung
4.6 Sport
4.7 Tanzen und flirten
5. ALLTAG
5.1 Gefühle
5.2 Beim Arzt
5.3 Personenbeschreibung
5.4 Familie
5.5 Zuhause
5.6 Religion
5.7 Umgangssprache
VOKABILER
Wortschatz
Mauritius-Kreol – Deutsch
Kreol Morisien - Alman
Deutsch – Mauritius-Kreol
Alman - Kreol Morisien
Ki pe dir?
Wie geht’s, wie steht’s?
„Ki pe dir?“ heißt wörtlich übersetzt „Was sagst du?“ oder „Was sagen Sie?“. Mauritier verwenden diese Frage allerdings nicht, weil sie ungläubig nach einer Erklärung verlangten, sondern um sich nach dem Befinden und den Neuigkeiten ihres Gesprächspartners zu erkundigen. Und es kommt nicht von ungefähr, dass sie das Wort dir („sagen“) dafür verwenden, denn eine Geste ist als Antwort auf diese Frage sicherlich nicht ausreichend. Sobald Mauritier etwas auf Kreol gefragt werden, gibt es kein Halten mehr. Die einfache, kurze Frage leitet nicht selten eine ausufernde Unterhaltung über Gott und die Welt ein. Wobei man geneigt ist „Gott“ durch „Fußball“ und „die Welt“ durch „Mauritius“ zu ersetzen. Denn dies sind zwei der absoluten Lieblingsthemen der Mauritier.
Koze, kamarad!
Erzähl‘ schon, mein Freund!
Jahr für Jahr fliegen mehr deutschsprachige Touristen nach Mauritius. Der kleine Inselstaat im Indischen Ozean wird vor allem aufgrund seiner weißen Strände und türkisblauen Lagunen oft als Paradies bezeichnet. Ein Paradies ist Mauritius aber auch, weil sich hier nach jahrhundertelanger Sklaverei eine bunt gemischte Bevölkerung etabliert hat, die so freundlich und einladend ist, wie die Landschaft selbst. Einen Aufenthalt auf Mauritius können Sie vor allem durch den Kontakt mit Mauritier bereichern. Und auch wenn diese fast alle Englisch und Französisch sprechen können, so ist doch das Mauritius-Kreol oft der Schlüssel zu einer geselligen Unterhaltung.
Unser Sprachführer Ki pe dir? soll Ihnen dabei helfen, Ihr ganz besonderes Mauritius-Abenteuer zu erleben. Sie werden sehen, wie sehr sich die Mauritier darüber freuen, wenn jemand aus der großen weiten Welt, dem sie es nicht zutrauen, ihre doch eigentlich so „unbedeutende“ Sprache spricht…
Eine Hindu-Dame verkauft Mangos auf dem Markt
Unser Sprachführer soll dabei helfen, Deutschsprechern, wie Ihnen, das Mauritius-Kreol näher zu bringen, damit Sie während Ihres Aufenthaltes in den Tropen auch das sonnige Gemüt der Mauritier entdecken und die spannende Erfahrung machen können, ihnen auf deren Sprache näher zu kommen. Dafür haben wir vier Teile vorbereitet.
In der Einleitung Ki pe dir? führen wir Sie an die Funktionsweise dieses Sprachführers, das Land Mauritius, seine Geschichte und die sprachliche Situation im Inselstaat heran. Außerdem bekommen Sie hier die wichtigsten Informationen zum Mauritius-Kreol.
Im zweiten Teil Ti pa ti pa! lernen Sie das Kreol in 23 Schritten kennen. Wir hätten diesen Teil auch Grammatik nennen können, aber das klingt doch zu sehr nach Schule, oder? Und wenn es nach uns geht, sollen Sie bei der Lektüre ruhig in Urlaubsstimmung geraten! Deswegen bekommen Sie die Grammatik mundgerecht serviert, in kleinen Häppchen, die Ihnen helfen werden, sich bald auf Kreol verständigen zu können. Am Ende jeder Etappe haben Sie die Möglichkeit, Ihre Fortschritte anhand von Fragen und Übersetzungen zu überprüfen. Außerdem finden Sie eine Aufstellung des neu gelernten Vokabulars.
Der dritte Teil Anou koze! bietet 40 Unterhaltungen zu über 30 Themenbereichen direkt aus dem täglichen Leben auf Mauritius, mit denen Sie den Wortschatz und die Ausdrucksweisen für verschiedene Situationen kennenlernen können. So werden Sie sich nach und nach überall zurechtfinden können.
Falls Sie mal ein kreolisches Wort hören oder lesen, das Sie nicht verstehen, finden Sie im vierten Teil, dem Vokabiler, in alphabetischer Reihenfolge über 1700 kreolische Wörter mit ihrer deutschen Entsprechung. Sobald Sie das grammatische Grundgerüst verinnerlicht haben, können Sie in diesem Kapitel auch über 1700 deutsche Wörter und ihre kreolische Entsprechung finden, um immer neue Sätze zu bilden.
Einen Sprachkurs kann dieser Sprachführer natürlich nicht ersetzen. Und doch wird er Ihnen helfen, Ihre Unterhaltungen mit Mauritiern zu einem ganz neuen Erlebnis zu machen.
Übrigens, dieser Sprachführer kann Ihnen auch auf der zu Mauritius gehörenden Insel Rodrigues und auf den Seychellen weiterhelfen, da sich das Kreol Rodrige (Rodrigues-Kreol) und das Seselwa (Seychellenkreol) einen gemeinsamen Ursprung mit dem Kreol Morisien (Mauritius-Kreol) teilen und dementsprechend viele Ähnlichkeiten aufweisen.
Tipp:
Legen Sie Ihre Zurückhaltung ab und reden Sie einfach drauf los! Niemand wird Ihnen Ihre anfänglichen Fehler übel nehmen.
Im Gegenteil: Mauritier reagieren mit Sicherheit überrascht und erfreut auf Ihr Kreol!
Zusätzlich zu diesem Sprachführer stellt Ki pe dir? das Online-Audioangebot Ekout-ekoute! kostenfrei zur Verfügung. Über den Link www.kipedir.com können Sie die Ausspracheregeln (S. →) und die 39 Beispielkonversationen (S. →) dieses Sprachführers als Audiodateien abrufen. Mit Ihrem Tablet oder Smartphone können Sie einfach den QR-Code auf dieser Seite scannen, um automatisch auf die Website zu gelangen. Das Kennwort lautet „kreol“.
Lesen ist nicht gleich hören. Und laut lesen ist nicht gleich nachsprechen. Dank unseres Audioangebotes können Sie besser nachvollziehen, wie das Mauritius-Kreol ausgesprochen wird, welche Satzmelodie und welchen Rhythmus die Sprache hat. Sie können Ihr Hörverstehen trainieren und Ihre Aussprache anpassen.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei Giovinella Michel, Hanshika Soraya, Damian Razaze und Fabien Razaze, die unseren Konversationen mit Ihren Stimmen Leben eingehaucht haben.
Ar nou leker, nou anvi remersie Giovinella Michel, Hanshika Soraya, Damian Razaze ek Fabien Razaze. Zot finn met lavi dan nou bann konversasion avek zot lavwa.
http://www.kipedir.com
Ihr Kennwort: kreol Ou password: kreol
Zwei Frauen nehmen Tintenfische aus
53% indischer Abstammung
43% gemischter Abstammung („Kreolen“)
2,3% europäischer Abstammung
1,6% chinesischer Abstammung
HauptstadtWeitere Städte
Port Louis (150.000 Einwohner)Beau Bassin-Rose Hill, Vacoas-Phoenix, Curepipe, Quatre Bornes
Fläche2.040km² (Gesamtfläche inklusive Rodrigues, Agaléga, Cargados Carajos und dem Saint-Brandon-Archipel) 1.865km² (nur die Insel Mauritius)Höchste ErhebungPiton de la Petite Rivière Noire, 828 MeterAmtsspracheSprachen in Alltag und Medien
Andere verwendete Sprachen
de jure: keinede facto: Französisch und Englisch (im Parlament)
Mauritius-Kreol, Französisch, Bhojpuri, Englisch
Hindi, Urdu, Tamil, Telugu, Marathi, Mandarin, Hakka, Kantonesisch, Arabisch
ReligionenHinduismus (52%), Christentum (30%), Islam (17%), Buddhismus (0,2%)RegierungsformRepublik, Parlamentarische DemokratieNationalfeiertag12. März (Unabhängigkeit von Großbritannien seit 1968, Ausrufung der Republik 1992)WährungMauritius-Rupie (1 € ~ 40 Rs)(Quelle: Auswärtiges Amt, Stand: Juli 2015)
Die Republik Mauritius liegt im Südwesten des Indischen Ozeans, östlich von Madagaskar und dem zu Frankreich gehöhrenden Überseedepartement La Réunion. Sie besteht aus der Hauptinsel Mauritius, der kleineren Insel Rodrigues und weiteren, teilweise unbewohnten Archipelen. Der Inselstaat lebt hauptsächlich vom Tourismus, der Landwirtschaft und der Textilindustrie. Seit Beginn der Besiedlung werden auf der Insel intensiv Zuckerrohr und Tee angebaut. Der Großteil der Hauptinsel ist von einem schützenden Korallenriff umgeben. Neben Lagunen und Sandstränden gibt es allerdings auch felsige Küstenabschnitte. Bis zu 800 Meter hohe Berge vulkanischen Ursprungs und Wälder prägen das Landesinnere. Dort liegt auch der Black River Nationalpark.
Die Araber entdeckten im 12. Jahrhundert eine unbewohnte Insel im Indischen Ozean und gaben ihr den Namen Dina Arobi. Im 16. Jahrhundert fiel sie zwar auch portugiesischen Seefahrern auf, doch erst die Holländer ließen sich dort im 17. Jahrhundert (1638 – 1710) nieder. Sie nannten die Insel Mauritius, zu Ehren des niederländischen Statthalters Moritz von Oranien und kultivierten das Land. Durch unachtsam eingeführte Fressfeinde und zum Zeitvertreib rotteten sie den Dodo, eine endemische, also nirgendwo sonst auf der Welt existierende Vogelart aus. Nach einigen Jahrzehnten gaben die Holländer ihre Siedlungen dann wieder auf. Schuld daran waren wohl die ungewohnten klimatischen Bedingungen. Niederländische Spuren findet man heute noch in einigen Ortsnamen, wie Surinam, Flic en Flac, dem Berg Pieter Both und Mauritius selbst.
Ein Dodo mit Frangipani-Schwanzfedern
Zwischen 1715 und 1810 wurde Mauritius also eine französische Kolonie mit dem Namen Isle de France. In dieser Zeit begann die dunkle Phase in der mauritischen Geschichte, denn der Sklavenhandel blühte und die vielen importierten Sklaven aus Madagaskar und Ostafrika mussten auf den Plantagen ihrer weißen Herren arbeiten. Fernab ihrer Heimat, ohne gemeinsame Sprache und lediglich mit den regionalsprachlichen französischen Dialekten ihrer Herren konfrontiert, entwickelten die Sklaven mit der Zeit eine Sprache, die nach und nach die Muttersprache ihrer Kinder wurde: Das Mauritius-Kreol.
Die Franzosen verloren die Insel 1810 an Großbritannien, verließen sie allerdings mehrheitlich nicht. Ein Großteil von ihnen lebte unter britischer Herrschaft weiter auf Mauritius und investierte weiter in die Infrastruktur, sowie in die Zuckerindustrie, die für lange Zeit die Hauptindustrie des Landes darstellen sollte.
Die Briten hatten ihrerseits lediglich Interesse am Militärstützpunkt Mauritius und gestatteten den Einwohnern, ihre katholische Religion, ihre Gesetze und ihre Bräuche beizubehalten. Während Administration und Schulsystem also auf Englisch umgestellt wurden, blieben die Sprachen im Alltag über 150 Jahre lang weiter Französisch in der Ober- und Kreol in der Unterschicht.
Nach der Abschaffung der Sklaverei 1835 klagten die Plantagenbesitzer über mangelnde Arbeitskräfte. Um Abhilfe zu schaffen, begannen die Briten aus ihrer Kronkolonie Indien tausende Vertragsarbeiter, sogenannte coolies, nach Mauritius zu holen. Diese übernahmen für einen Hungerlohn die Arbeiten der ehemaligen Sklaven und verdienten nie genug, um wieder in ihre Heimat zurückkehren zu können. Gleichzeitig ließen sich auch chinesische Händler auf Mauritius nieder. Neben ihren jeweiligen Muttersprachen erlernten sie alle das Mauritius- Kreol, das ihre Nachfahren noch heute sprechen.
1968 wurde Mauritius durch den Einsatz von Sir Seewoosagur Ramgoolam ein unabhängiger Staat, der allerdings international über das Commonwealth mit Großbritannien und über die Francophonie mit Frankreich verbunden bleibt. 24 Jahre später, 1992, wurde die Republik ausgerufen.
Mauritius zeichnet sich vor allem durch seine riesige Vielfalt an verschiedenen Kulturen, Religionen und Sprachen aus. Dabei wird das Mauritius-Kreol als einzige Sprache von fast allen 1,3 Millionen Einwohnern gesprochen.
Französisch und Englisch sind ebenfalls allgegenwärtig und profitieren bis heute von ihrer Universalität und ihrem Prestige gegenüber dem Kreol. Dabei fällt es vielen Mauritiern aufgrund der komplizierten Rechtschreibung schwer, Französisch zu schreiben, sodass sie im schriftlichen Bereich das Englische vorziehen. Paradoxerweise sprechen sie in Alltagskonversationen lieber Französisch als Englisch. Richtig wohl fühlen sich viele Mauritier allerdings nur dann, wenn sie ihr Kreol sprechen. Dann tauen plötzlich auch die Schüchternsten auf und erzählen wie einer der vielen Wasserfälle der Insel.
Neben den drei Verkehrssprachen gibt es auf Mauritius noch weitere Sprachen, die vor allem für die Kommunikation in der Familie und in der Glaubens- oder Kulturgemeinschaft genutzt werden: die indischen Sprachen (unter anderem Hindi, Urdu, Marathi, Tamil, Telugu und Bhojpuri), drei chinesische Sprachen (Mandarin, Hakka und Kantonesisch) und Arabisch.
Diese Vielfalt macht viele Mauritier stolz, auch wenn es zwischen den verschiedenen Kulturgemeinschaften, den kominote, hin und wieder Probleme, Neid und Unverständnis gibt. Letztlich sind allerdings Toleranz und Akzeptanz, wahrscheinlich dank der bewegten Vergangenheit des Landes, eine große Stärke der Einwohner dieser Insel.
Nou tou Morisien – nou tou mem bann!
Wir sind alle Mauritier – Wir sind alle gleich!
Das Mauritius-Kreol erfuhr, als Sprache der Unterschicht, über eine lange Zeit hinweg keine große Wertschätzung. Trotz seiner Verwendung im Alltag wurde es von den Sprechern selbst abwertend als patwa, als Mundart, bezeichnet.
Erst nach der Unabhängigkeit des Landes 1968 wurden politische Forderungen laut, das Kreol offiziell als Sprache anzuerkennen, da es die Brücke zwischen den verschiedenen Kulturen der Insel, zwischen Muslimen, Hindus, Tamilen, Chinesen und Kreolen, bildet. Bis zum Erlangen dieses Status war es jedoch ein langer Weg: Erst im neuen Jahrtausend wurde das Anliegen forciert und teilweise umgesetzt.
Das Mauritius-Kreol entstand im Zuge der Sklaverei vor etwa 300 Jahren. Obwohl sich Sprachwissenschaftler seit dem 19. Jahrhundert mit seiner Entstehung beschäftigen, ist bis heute nur ein Elternteil bekannt: Das Französische, welches fast den gesamten Wortschatz beigesteuert hat.
Über den zweiten Elternteil, den Ursprung der grammatischen Strukturen, wird weiter spekuliert. Die Theorien reichen vom Einfluss afrikanischer Sprachen bis zur Idee einer im Menschen genetisch angelegten Universalgrammatik.
Weitere Einflüsse auf das Vokabular des Kreol Morisien kommen unter anderem aus dem Madegassischen (z.B. malang, schmutzig), dem Englischen (z.B. warning, warnen), dem Hindi oder dem Bhojpuri (z.B. nisa, Stimmung).
Eigentlich war Kreol immer nur eine gesprochene Sprache, doch die neuen Medien sorgten dafür, dass sich das Bedürfnis entwickelte, Kreol zu schreiben.
Das Bildungsministerium ebnete 2010 den Weg für eine Sprachakademie, die mit der Reglementierung und Kodifizierung des Kreols beauftragt wurde. Im April 2011 veröffentlichte diese Akademi Kreol Morisien (AKM) eine offiziell anerkannte, allgemeingültige Orthographie. Ihr folgten im Juni ein offizielles einsprachiges Wörterbuch (Diksioner) und im Dezember desselben Jahres eine deskriptive Grammatik. Auf dieser Grundlage findet das Mauritius-Kreol nun seit 2014 den Weg in die Grundschulen und zur Ausbildung neuer Lehrer in die staatliche Universität.
Ein Blick ins Netz, auf Werbeschilder oder in die Zeitungen zeigt jedoch schnell, dass bislang noch jeder schreibt, wie er möchte. Erst die nächste Generation wird mit der offiziellen Rechtschreibung, die wir auch in diesem Sprachführer verwenden, aufwachsen und die Sprache vereinheitlichen. Diese Orthographie ist größtenteils phonographisch, das heißt: jedem Laut (Phonem) ist im Normalfall ein Buchstabe (Graphem) zugeordnet. Anders als beispielsweise beim Französischen wird folglich jeder geschriebene Buchstabe auch tatsächlich ausgesprochen.
Man schreibt also, wie man spricht! - Wobei Ausnahmen die Regel bestätigen…
Über Jahrzehnte hinweg versuchten Linguisten und Schriftsteller einen Konsens zu finden, bei dem letztlich jeder zufrieden gestellt werden sollte. Dieser Umstand führt dazu, dass wir nicht umherkommen Ihnen gewisse Ausspracheregeln ans Herz zu legen.
Im Deutschen liegt die Betonung im Regelfall auf der Stammsilbe, das heißt im Normalfall, auf der ersten Silbe eines Wortes:
In diesem Satz zeigen Unterstreichungen die Betonung an.
Im Mauritius-Kreol liegt die Betonung hingegen fast ausnahmslos auf der letzten Silbe. Versuchen Sie es einmal:
Ala kouma pronons bann son an Kreol Morisien.
Die Schwierigkeit bei der Aussprache für den deutschen Sprecher liegt vor allem in der Nasalierung, die das Kreol aus dem Französischen geerbt hat und die bei manchen Vokalen wichtig ist. Die Nasalvokale sind durch ein einfaches –n gekennzeichnet: <in> ([ɛ̃]), <an> ([ɑ̃]) und <on> ([ɔ̃]). Wird die Nasalierung aufgehoben, schreibt man ein zweites -n: <inn>, <ann>, <onn>.
Eine zweite Schwierigkeit bereitet der Buchstabe <z>, der wie ein sehr weiches <s> im Deutschen ausgesprochen wird. Vorangehende Vokale werden lang gezogen. Das kreolische <s>, wird hingegen schärfer ausgesprochen:
Das <ch> wird im Mauritius-Kreol wie das deutsche <tsch> ausgesprochen. Das deutsche <sch> existiert nur in Lehnwörtern aus dem Englischen oder in indischen Namen und wird dann <sh> geschrieben:
Entscheidende Unterschiede zum Deutschen gibt es bei der Realisierung von <v> und <w>. Das kreolische <v> wird immer wie ein deutsches <w> gesprochen. Das kreolische <w> hingegen tendiert wie das englische <w> in Richtung eines gehauchten <u>:
Im Mauritius-Kreol wird das deutsche <u> mit <ou> realisiert:
Das deutsche <j> wird mit <y> dargestellt. Kreolische Wörter mit <j> werden, wie deutsche Lehnwörter aus dem Englischen, mit einem angehauchten /d͡ʒ/ (“dsch“) gesprochen:
Eine weitere Schwierigkeit betrifft <gn> und <ng>. Das <ng> entspricht zwar dem deutschen <ng>, beim <gn> hingegen werden ein /j/ und ein /n/ gleichzeitig realisiert, etwa wie bei der schnellen Aussprache des Namens „Anja“.
Vergessen Sie die deutschen Ausspracheregeln von <ie>! Es wird nicht wie ein langes /i:/, sondern wie ein /je/ gesprochen. Bei anderen Vokalfolgen wie etwa <ae>, werden beide Vokale nacheinander getrennt ausgesprochen.
Nachdem Sie nun die Ausspracheregeln gelesen haben, versuchen Sie es doch nochmal mit dem gleichen Satz vom Beginn dieses Kapitels:
Ala kouma pronons bann son an Kreol Morisien.
[ala‘kuma‘pronɔ̃s‘ban‘sɔ̃‘ɑ̃‘kreol‘morisjɛ]
Das klingt doch schon besser, oder?
Die kleine Insel namens „Rotes Taschentuch“ gegenüber von Mahébourg
Der wesentliche Unterschied zwischen dem Deutschen und dem Mauritius-Kreol liegt im Umgang mit grammatischen Informationen. Im Deutschen sind diese gemeinsam mit der Bedeutung in einem Wort gespeichert. Linguisten sprechen von einer flektierenden Sprache (mit Deklination und Konjugation).
Das Mauritius-Kreol hingegen ist eine analytische Sprache und lagert alle grammatischen Informationen separiert in einzelnen Wörtern (Marker), die nur diese grammatische Bedeutung haben. Dies erleichtert das Erlernen der Sprache ungemein, denn Sie können die grammatischen Wörter mit den „bedeutungstragenden“ lexikalischen Wörtern baukastenartig zusammensetzen.
Die folgende Tabelle zeigt eine Übersicht aller Marker, deren Gebrauch Ihnen in den folgenden Kapiteln erklärt wird:
Der Chamarel-Wasserfall
1.
Bonzour!
Mo
apel
Klaus.
Guten Tag
ich
heißen
Klaus
Guten Tag! Ich heiße Klaus.
2.
Mo
sorti
Lalmagn.
ich
herauskommen
Deutschland
Ich komme aus Deutschland.
3.
Mo
enn
Alman.
ich
ein
Deutsche(r)
Ich bin Deutsche(r).
Geschafft! Sie haben zum ersten Mal Mauritius-Kreol gesprochen!
Und Sie sehen bereits, wo die ersten grundlegenden Unterschiede zum Deutschen liegen:
a. Es gibt keine Konjugation. Verben existieren nur in ihrer normalen Form
apele
(heißen) und ihrer kurzen Form
apel,
die verwendet wird, wenn nach dem Verb ein Objekt oder ein zweites Verb steht. Es gibt allerdings Verben, die keine kurze Form haben. Zumeist sind dies Verben auf
–i: Mo sorti
(Ich komme heraus),
Mo sorti Lalmagn
(Ich komme aus Deutschland).
b. Es gibt nur sehr wenige Präpositionen. Um auszudrücken woher Sie kommen und wohin Sie gehen, genügt es, das Verb gefolgt vom jeweiligen Ort zu nennen:
sorti Lalmagn
(aus Deutschland kommen),
al Moris
(nach Mauritius gehen).
c. Das Verb „sein“, das im Deutschen als Hilfs- und Vollverb unumgänglich ist, existiert nicht. Sie müssen sich daran gewöhnen, einfach eine Lücke zu lassen: „Ich bin (ein/e) Deutsche/r“ wird also zu
Mo enn Alman
(wörtl.
Ich ein Deutscher)
und „Ich bin krank“ wird zu