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»Mach mal das Ding aus!«, rufen Sie zum dritten Mal ins Kinderzimmer. Doch Ihr Kind klickt weiter und kann sich nicht von seinem Lieblingsspielzeug losreißen. Bevor Sie jetzt das Tablet aus dem Fenster schmeißen, holen Sie tief Luft. Mina Homanns Ratgeber begleitet Sie durch die Höhen und Tiefen eines Familienalltags im digitalen Zeitalter. Sie erhalten hilfreiche Tipps, wie Sie auf entspannte Art und Weise den Internetkonsum Ihres Kindes regulieren und minimieren. Die Autorin beantwortet mit lebensnahen Beispielen wichtige Fragen zum bewussten Umgang mit dem Internet: Welche Rolle spielen Sie beim Internetverhalten Ihrer Kinder? Wie setzen Sie dem Internetkonsum Grenzen und stellen Regeln auf? Wie vermitteln Sie Ihren Kindern, dass reale Kontakte wichtiger sind als vor dem Laptop zu sitzen? Wie schaltet Ihr Kind ab, ohne ein Gerät einzuschalten? Welche Vorteile hat das Offlinesein? Wie motivieren Sie Ihr Kind zu Aktivitäten fernab von Bildschirmen? Wie fördern Sie die Onlinekompetenz Ihres Nachwuchses? Wie schützen Sie Ihr Kind online? »Kind im Haus, WLAN aus: Weniger Internet für glückliche und erfolgreiche Kinder« gibt zahlreiche Handlungsempfehlungen, die sich leicht in die Praxis umsetzen lassen. Das Elternbuch für einen bewussten Umgang mit dem Internet.
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Seitenzahl: 108
Veröffentlichungsjahr: 2017
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»Erziehung ist Beispiel und Liebe — sonst nichts.«
Friedrich Fröbel
Groß werden mit dem Internet
Ein Vorbild sein
An die eigene Nase fassen
Kinder online präsentieren?
Wie läuft das mit Regeln und Grenzen?
Die Kunst, Grenzen zu setzen
Der Kampfsport, Grenzen durchzusetzen
Bonusrunde: Grenzen unter Geschwistern
Zusammenhalt der Eltern
Als Eltern eine Einheit bilden
Als Ex-Partner eine Einheit bilden
Absprache mit Familie und Freunden
Daheim internetfrei, bei anderen online
Unerwünschte Fotos im Internet
Technische Geräte als Geschenke
Soziales Miteinander
Online-Wellnessurlaub bei Oma und Opa
Wenn Gäste da sind
Bildschirm: Der neue Spielplatz
Weniger Internet: Mehr Lernen über das Leben
Alleinsein
Langeweile
Kreativität
Geduld
Empathie
Entspannung
Mut
Selbstbewusstsein
Wahrnehmung
Das Leben meistern: online und offline
Erinnerungen schaffen
Kontrolle ist gut, Vertrauen besser
Dranbleiben — In jedem Alter
Wenn es online geht: Das Kind aufklären
Unterwegs im Internet
Inhalte
Sicherheit
Privatsphäre
Online-Belästigung
Cyper-Mobbing
»Social-Media-Depressionen«
Distanz
Kennenlernen
Nicht um jeden Preis mitmachen
Technische Produkte
Social Media und andere Seiten
Onlinekäufe
Abschließende Worte
Die Autorin
»Mach endlich das Ding aus.«
»Ja, Mama. Gleich.«
»Mach jetzt bitte das Ding aus!«
»Ja, gleich.«
»Ich habe dir gesagt ...«
»Papa!«
»Hör auf deine Mutter.«
»Ja, gleich.«
Wie lange muss man eigentlich vor dem Bildschirm sitzen, bis die Augen viereckig werden? Ihre Kinder wollen es täglich von Neuem austesten. Die Aufmerksamkeit des Nachwuchses während des Surfens oder Onlinespielens zu erlangen, ist ein mutiges Unterfangen und so manch einer scheitert. Wollen Sie Ihr Kind von seinem Tablet oder Laptop losreißen, ist oftmals Theater garantiert. Mehr Tragödie als Komödie. Aber keine Sorge: Bevor jetzt Ihr Kind wieder wütend auf den Boden stampft und trotz unzähliger Ermahnungen sein Smartphone in die Hand nimmt, lesen Sie weiter in diesem Buch.
Werfen Sie nicht gleich das Tablet aus dem Fenster, um die Onlinezeit Ihres Kindes zu regulieren. Geräte komplett zu unterbinden besitzt zwar einen gewissen Reiz, allerdings ist dies in der heutigen Zeit schwer umsetzbar. Smartphones, virtueller Kontakt und digitale Erlebniswelt gehören heutzutage zum guten Ton. Die jüngere Generation wächst mit dem Internet auf. Als »Digital Natives« (»Digitale Eingeborene«) kennen sie es nicht anders. Nicht nur die Eltern, auch das weitere soziale Umfeld vermittelt ihnen, dass Tablets, Computer und Smartphones zum Leben dazugehören. Ob auf dem Schulhof, bei ihren Freunden, beim Nachbarskind oder bei ihren Cousins: ab einem gewissen Alter gehen Kinder in die weite große Onlinewelt hinein und müssen lernen, sich darin zurechtzufinden.
Auf dieser unbekannten und abenteuerlichen Reise dürfen Eltern ihre Kinder begleiten. Sie müssen ihnen beibringen, wie sie das Internet erfolgreich nutzen, ohne sich von dem riesigen Onlineangebot einnehmen zu lassen. Es gilt, den Nachwuchs zu unterstützen, sich trotz des verlockenden Internetinhalts auf andere wichtigere Dinge im Leben zu konzentrieren.
Dieses Buch vertritt die Devise, dass wie bei allem im Leben auch hier gilt: Die Dosis macht das Gift. Zuviel von etwas ist niemals gut. Wenn Ihr Kind pausenlos am Tag am PC durchspielt oder auf seinem Smartphone tippt, leiden automatisch andere Interessen, soziale Beziehungen, Talente und Fähigkeiten. Wenn Sie spüren, dass in Ihrer Familie der Internetkonsum überhandnimmt und Sie etwas verändern wollen, finden Sie in diesem Buch viele Tipps und Denkanstöße. Sie dienen als Inspiration und Motivation, das Internetverhalten Ihrer Kinder zu verbessern und ihre Medienkompetenz zu fördern. Es werden Wege aufgezeigt, wie Sie das Onlineleben Ihrer Kinder eingrenzen und Ihren Nachwuchs im Internetdschungel beschützen. Weder handelt es sich hierbei um ein Totalverbot, noch um die Verteufelung von Internetnutzung, Tablets und Smartphones. Die Technik an sich ist nicht das Problem, sondern der unkontrollierte und unhinterfragte Einsatz und Konsum. Ziel ist es, einen guten und balancierten Umgang mit dem Internet zu erreichen. Der Alltag des Nachwuchses soll nicht durch unbegrenztes Onlinesein bestimmt werden. Durch die Festlegung von Regeln und die Verlagerung von Interessen können Sie aktiv dafür sorgen, dass das Netz nicht zum Lebensmittelpunkt Ihres Kindes wird.
In den folgenden Kapiteln gibt es lebensnahe Beispiele sowie altersspezifische Lösungsansätze für Kinder von 0 bis 13 Jahren. Die Informationen sind nicht nur für Eltern geeignet, sondern für alle, die sich um Kinder kümmern, oder dies in der Zukunft vorhaben.
Der achtjährige Milo sucht seit zwei Stunden die Goldmünzen seines Elfen. Seine Mutter ruft zum Abendessen, aber er vertröstet sie: »Gleich! Nur noch ein Level!« Als das Nörgeln seiner Mutter selbst für seine toleranten Ohren zu viel wird, kommt Milo mit seinem Tablet ins Esszimmer. Ihm eröffnet sich ein vertrautes Bild: Seine Mutter tippt auf ihrem Smartphone, sein Vater ist über dem Laptop gebeugt. Die neue E-Mail von Tante Elfi, deren Katze dem Hund das Fell vom Kopf frisst, und die Anfrage von Kollege Erich, der die Kaffeemaschine im Büro nicht zum Laufen bringt, lesen und beantworten sich schließlich nicht von selbst. Milo stellt sich manchmal vor, wie seine Eltern im Falle eines Erdbebens reagieren würden. Seine Vermutung: Sie würden »Was tun bei Erdbeben?« in die Suchmaschine eintippen und sich höchstens bewegen, um ihren Computer zu retten. Schweigend sitzt die Familie am Tisch. Man hört nur Tippen und Klingeln.
Andere Familie, ähnliches Szenario: Sara kennt Milo, seit er in der ersten Klasse ihren Zopf als Pinsel benutzte und sie danach eine halbe Stunde weinte. Heute sind sie beste Freunde. Saras Vater ist nach wochenlanger Dienstreise wieder daheim. Sara kann es kaum erwarten, ihm von ihrem neuesten Schulprojekt zu erzählen. Doch ihr Vater hätte lieber eine Ohrentzündung, als dass er jetzt von seinem Smartphone aufblickt und ihr Gehör schenkt: »Gleich Sara, erzähle es mir bei unserem Spaziergang.« Doch im Wald merkt Sara schnell: Berg und Bach können ihren Vater nicht so sehr beeindrucken wie sein Handy. Ihre Erzählungen ernten höchstens ein »Ja, ja ...«. Für Saras Vater dreht sich alles nur um das, was auf dem Bildschirm steht. Saras Mutter bemerkt die Enttäuschung ihrer Tochter und schlägt zur Aufmunterung vor, dass sie heute länger online sein darf: »Dann kann sich dein Papa ausruhen.«
Diese Einblicke in das Leben von Milos und Saras Familien regen uns zum Nachdenken an: Bevor wir das Nutzverhalten von Internet, Smartphone und Tablet unserer Kinder kritisieren, müssen wir uns zuerst an die eigene Nase fassen. Der Erziehungsstil »Tue, was ich dir sage, und nicht, was ich selber tue!« ist mit einigen Problemen behaftet. Eltern sind mit ihrem Verhalten und Aufstellen von Richtlinien dafür verantwortlich, welches emotionales Klima sich in einer Familie entwickelt und wie Familienmitglieder miteinander umgehen. Sie halten eine wesentliche Vorbildfunktion inne: Kinder sind kleine Schwämme. Sie saugen ihr Umfeld auf. Auf diese Weise lernen sie. Sie beobachten die Verhaltensweisen ihrer Eltern sowie anderer Menschen, die ihnen nahestehen und mit denen sie häufig in Kontakt sind. Diese Handlungen ahmen sie teilweise nach, oder ziehen aus ihnen Schlüsse, wie die Welt um sie herum und das Leben funktioniert. Wenn Sie ständig Ihr Smartphone in der Hand halten und alle vier Minuten draufblicken, wundern Sie sich nicht, wenn Ihr Kind dasselbe tut.
Nicht nur, dass unser Internetfokus von unseren Kindern nachgeahmt wird. Der Fokus auf Smartphone und Co führt dazu, dass wir schöne und bedeutsamen Momente im Leben verpassen. Im schlimmsten Fall kann das Internetverhalten unsere Wachsamkeit beeinträchtigen und unsere Kinder gefährden. Der Nachwuchs wird vertröstet, weil die Eltern sich in Ruhe Videos online anschauen wollen, und sich lieber auf ihre neueste App konzentrieren, als ihren Kindern zuzuhören. Mitunter werden wichtige Aufgaben links liegen gelassen, weil die Eltern lieber die Nachrichten- und Klatschwebseiten checken. Ein Sprössling fällt fast auf den Boden, weil seine Mama beim Selfie-Schießen mehr auf den perfekten Winkel als auf das Kind in ihrem Arm achtet. Ein Vater mit einem Smartphone unter der Nase übersieht, dass seine Tochter auf die Straße zuläuft. Manche sprechen kein Wort mit ihrem Baby beim Spazierengehen, weil sie Video-Plattformen checken oder einem Live-Podcast zuhören. Dabei würde das Reden mit dem Neugeborenen seine Sprachentwicklung fördern. Bei Aktivitäten wie Schwimmkursen sitzen die Eltern am Rand des Schwimmbeckens, um möglichst viele Fotos zu machen, diese mit Herzchen und Kommentaren zu verzieren und auf Social Media hochzuladen. Dabei verpassen sie den ersten Tauchgang des Kindes.
Diese Verhaltensweisen prägen unsere Erlebnisse und Erfahrungen in der realen Welt, ohne dass wir uns dessen bewusst sind. Es wird gemeinsam mit dem Nachwuchs Naturdokumentationen geschaut, aber man scheut sich, mit den Kindern in den Wald oder auf eine Wiese zu gehen. Die Kinder sehen sich online Bücher an, aber keiner setzt sich zu ihnen, um ein Druckbuch in den Händen zu halten und zusammen zu lesen. Die Kinder lösen Denkaufgaben online, aber keiner geht zu ihnen, um gemeinsam zu rätseln und zu grübeln.
Die Internetpraxis wirkt sich auf die Wahrnehmung und das Handeln aus. Die konstante Präsenz eines Bildschirms wird als Normalität empfunden. Zwischenmenschliche Kontakte und emotionale Bedürfnisse werden der Technik untergeordnet. Der Gebrauch von Mobilgeräten und Computern wird als bedeutender eingestuft als die Interaktion mit unserer Familie, Freunden und Bekannten. Hinzu kommt, dass Smartphones, Tablets und Computer noch eine größere Faszination auf Kinder ausüben, wenn sie sehen, wie ihre eigenen Eltern davon in den Bann gezogen werden. Kinder merken, dass sie für die Geräte ignoriert werden.
Dass wir selbst täglich Verhaltensweisen zur Schau stellen, die wir bei unseren Kindern kritisieren, ignorieren wir nur zu gerne. Wir wollen manche negative Eigenschaft lieber verdrängen, als uns mit ihr auseinanderzusetzen. Es ist daher wichtig, das eigene Gefahrenpotential, zu viel Zeit online zu verbringen, zu erkennen und demnach zu handeln.
Überlegen Sie: Könnte sich Ihr Kind die Verhaltensweisen von Ihnen abgeguckt haben? Wie häufig chatten und surfen Sie lieber, als sich mit Ihrem Kind zu unterhalten? Leidet die Kommunikation mit Ihrem Kind dadurch? Unterstützen Sie mit Ihrer Art von Erziehung einen balancierten Umgang mit Mobilgeräten, oder verharmlosen Sie die Stunden vor dem Computer? Löbliches Verhalten der Kinder wird als Verdienst der eigenen Erziehung angesehen. Aber wenn der Nachwuchs stundenlang vor dem PC sitzt und so gut wie alles andere für das Internet liegen lässt — wer erntet Lob dafür?
Aber niemand ist perfekt. Seien Sie geduldig und nachsichtig mit sich selbst. Ein Vorbild zu sein ist nicht immer einfach. Es ist verständlich, dass Sie Ihren Kindern nicht rund um die Uhr ein beispielhaftes und fehlerfreies Leben vorleben können. Aber wenn Sie achtsam bleiben und Ihr eigenes Internetverhalten immer wieder unter die Lupe nehmen, werden Sie erstaunt sein, wie viel Sie damit erreichen können. Fangen Sie bei sich selbst an.
Extra-Tipp: Bei aller Einsicht und Verständnis, dass wir mit gutem Vorbild vorangehen sollten, kann unser Nachwuchs trotzdem lernen: Erwachsene dürfen gewisse Dinge machen, die Kindern nicht erlaubt sind. Mama und Papa dürfen online gehen wann immer sie wollen, trotzdem müssen sich Tochter und Sohn an die vorgeschriebene Zeit am Computer halten. Besonders, wenn es sich um spezielle Situationen oder Notfälle handelt. Wägen Sie selbst ab, was Sie für richtig erachten. Aber bedenken Sie: Sie haben es leichter, Ihren Standpunkt durchzusetzen, wenn die Kinder sehen, dass Sie sich ebenfalls an die Regeln halten. Nichtsdestotrotz, am Ende des Tages sind Sie verantwortlich für die Aufstellung der Regeln. Auch wenn sich Ihre kleinen Süßen in kleine Drachen verwandeln, halten Sie das Zepter in der Hand. Überlegen Sie sich nur gut, wie Sie es schwingen lassen wollen.
Ohne Zweifel sind Ihre Kinder die goldigsten und bezauberndsten Geschöpfe. Sie sind wahnsinnig stolz und wollen andere an Ihrem Glück teilhaben lassen. Aber jeden Pups und jede volle Windel der ganzen Onlinewelt präsentieren? Das öffentliche exzessive Teilen von Fotos und Videos von Kindern ist so verbreitet, dass es mittlerweile einen Begriff dafür gibt: »Sharenting«, ein Mix aus dem englischen »Share« (»Teilen«) und »Parenting« (»Elternschaft«). Eltern lassen die Internetwelt an allen Aspekten ihres Lebens und die ihres Nachwuchses teilnehmen. Kaum ist ein Baby auf der Welt, sind Fotos von ihm im World Wide Web zu finden. Vom Sitzen im Hochstuhl bis hin zu den ersten Versuchen im Toilettentraining: Alles wird online gestellt und kommentiert.
Zweifelsohne ist es von Vorteil, mit einem Klick andere Menschen am eigenen Leben teilhaben lassen zu können. Besonders, wenn Familie und Freunde nicht jeden Tag präsent sein können, und über das Neueste der Enkelkinder oder Neffen und Nichten auf dem Laufenden gehalten werden wollen. Die Kunst besteht also darin, sich genau zu überlegen, wer Zugriff zu diesen Dateien haben soll. Wollen Sie wirklich x-beliebigen Internetusern Zugang zu den privaten und intimen Momenten Ihrer Familie geben?
Auch wenn Sie online wahnsinnig gerne öffentlich mitteilen, was Ihre Kinder lernen und unternehmen: Die