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Es sind "nur" Geschichten. Man kann sie also ganz entspannt lesen. In ihnen spielt sich ein ganzes Kinderleben voller Ermutigung und Entfaltung ab. Lesend lernen, wie das geht: Kinder so zu begleiten, dass sie sich leichten Herzens entfalten. Natürlich ist auch vom Ärger der begleitenden Erwachsenen die Rede, davon, dass nicht klappt, was man sich so schlau ausgedacht hat, und das Kind doch nicht mitmacht! Viele kleine Tricks und Tipps stehen zwischen den Zeilen, die manchmal das gewünschte Ergebnis gebracht haben, manchmal eben auch nicht...Die aber ein anderes Mal zum Erfolg führen könnten. Dem Erfolg, dass das Kind spürt: Ich werde gemocht. Und dem Erfolg, dass die begleitenden Erwachsenen spüren: Ich bin entspannt - ich hab' wohl was richtig gemacht. Veronika Seiler erzählt das, was sie in ihrem Altag im Kinderhaus in vielen Jahren erlebt hat und ergänzt es mit der Theorie aus der Telos-Ermutigungspädagogik (Grundlage Individuapsychologie Alfred Adlers).
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Seitenzahl: 213
Veröffentlichungsjahr: 2024
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Das Buch:
Es sind «nur» Geschichten. Man kann sie entspannt lesen. In ihnen spielt sich ein ganzes Kinderleben voller Ermutigung und Entfaltung ab. Wie nebenher lernen die Leser*innen wie das geht: Kinder so zu begleiten, dass sie sich leichten Herzens entfalten; erkennen, wie «entmutigt» das Kind ist, um ihm dann die passende «Ermutigung» zukommen lassen zu können; eine ermutigende Haltung leben, die dem Kind Halt gibt.
Natürlich ist auch vom Ärger der begleitenden Erwachsenen die Rede, davon, dass nicht klappt, was man sich so schlau ausgedacht hat, und das Kind doch nicht mitmacht! Viele kleine Tricks und Tipps stehen zwischen den Zeilen, die manchmal das gewünschte Ergebnis gebracht haben, manchmal eben auch nicht… Die aber ein anderes Mal zum Erfolg führen könnten. Dem Erfolg, dass das Kind spürt: Ich werde gemocht. Und dem Erfolg, dass die begleitenden Erwachsenen spüren: Ich bin entspannt – ich hab’ wohl etwas richtig gemacht.
Ich erzähle das, was ich in dem von mir gegründeten Kinderhaus als Kinderbegleiterin in vielen Jahren erlebt habe und ergänze dies bildhaft mit dem Fachwissen der Telos-Ermutigungspädagogik (deren Grundlage die Individualpsychologie von Alfred Adler ist) und zwar am Beispiel eines wachsenden Baumes. Geschrieben habe ich die Erlebnisse jede Woche für die damaligen Eltern der Kita.
Viel Inspiration und Entfaltung wünscht
Veronika Seiler
Zu Beginn
Die Buchegger
Die Buchegger beginnt zu wachsen
Ein Baum in Wind und Wetter
Sonne, Regen und Nährstoffe machen den Baum stark
Steinschlag im Wald
Der Baum nimmt alle Kräfte zusammen – und wird zum Einzelkämpfer
Je grösser der Stein – desto mehr Kraftaufwand nötig
Geht mir aus dem Weg – hier wachse ich!
Nichts geht mehr - der Baum hört auf zu wachsen
Leichter geht es ohne Steine
Ich gehöre auch dazu!
Ermutigung für nervende Kinder
Ermutigung für machthungrige Kinder
Ermutigung für gewaltige Kinder
Ermutigung für vereiste Kinder
Ermutigung für Eltern
Wir Menschen und die Erde
Freie Entfaltung mit und ohne Steine dank geputzter Brille
Eine Buchegger liegt auf dem Waldboden.
Wenn wir durch den Wald spazieren und eine Buchegger sehen, dann nehmen wir das meist sehr gelassen und unaufgeregt zur Kenntnis.
Dabei liegen hier massenweise Wunder auf dem Boden herum.
Eine Buchegger liegt auf dem Waldboden: In ihr ist alles enthalten. Alles, was der Buchenbaum braucht, um ein Buchenbaum zu werden.
Genauso ist es mit einem Menschen-Kind: So klein es auch sein mag, in ihm ist alles enthalten, was es braucht, um ein „großer“, „erwachsener“ Mensch zu werden.
Die Geschichte beginnt schon zwei, drei Wochen vorher. Beim Abholen möchten zwei Kinder (sagen wir, Kind 1 und Kind 2) unbedingt auf dem gleichen Stuhl sitzen, um auf die abholenden Eltern zu warten. Es ist der Stuhl an der Stirnseite, das Präsidium, der „Königsstuhl“. Vor ein paar Wochen ging der „Kampf“ sozusagen unentschieden aus… Heute also, 40 Minuten vor der Abholzeit, setzt sich das Kind 1 auf den Stuhl. „Was machst du denn?“ frage ich nichtsahnend. „Ich sitze da.“ – Ich bin verwirrt. „Möchtest du nichts mehr spielen? Es ist noch gar nicht Abholzeit, es dauert noch 40 Minuten.“ – „Ich warte da.“ – „Wartest du etwa, bis die Mama kommt?“ Jetzt dämmert es mir! Ach ja, dieser besondere Platz. Ich versuche, Kind 1 zu ein paar Spielen zu motivieren; es will hier sitzen. Auch gut! „Heute sitzt du also auf diesem ganz besonderen Platz!“ – Es nickt strahlend! Plötzlich sehe ich, dass ein ganz anderes Kind auf dem Stuhl sitzt! Kind 1 ist – auf der Toilette! Es hat das andere Kind dazu veranlasst, auf seinen besonderen Platz aufzupassen. Als Kind 1 zurückkehrt, setzt es sich selbstverständlich wieder auf „seinen Königsstuhl“. Endlich kommt Kind 2 ins Spiel: Es hat aus der Ferne lange Zeit beobachtet, was Kind 1 macht. Nun ist seine Bastelei fertig. Oft war es selbst „Besitzerin“ des Königsplatzes. Doch diesmal akzeptiert es, dass dieser besondere Platz ganz sicher belegt ist! Von der Konkurrenz! Es kommt herbei, setzt sich mal links, mal rechts neben Kind 1. Die Kinder spielen mit Matroschka-Puppen. Kind 1sitzt auf seinem Platz! Bis zur Abholzeit. Kind 2 ist heute zufrieden. Kind 1 natürlich auch! Ich bin neugierig, wie es weitergeht.
Was braucht ein Kind, um sich „besonders“ zu fühlen? Manchmal ist es einfach das Gefühl, auf dem richtigen, wichtigen Platz zu sitzen!
Ich bin im Anleiter-Gespräch mit unserer Praktikantin im Büro. Es klopft, kaum hörbar. „Hat es geklopft?“. Jetzt nochmal eine Art verhaltenes Rumpeln an der Türe – aha, ein Kind macht sich bemerkbar! Ich öffne – es ist ein Krippenkind, alleine. „Kamera holen“ oder so ähnlich, sagt es und deutet hinauf aufs Regal, wo die große Kita-Kamera in der Verpackungstasche aufbewahrt liegt. Ich hole sie. „Leg dir den Gurt um den Hals“ sage ich. „Musst du die Treppe hinauf?“ Ein bisschen Bedenken habe ich, weil das Kind nun keine Hände mehr frei hat: Die Kamera baumelt so weit hinunter, dass das Kind die Kamera am Gurt mit beiden Händen hochhalten muss. „Mhm“ murmelt es unbestimmt, schon im Hinauseilen. Ich überlege, ob ich vielleicht hinter ihm die Treppe mit hinauf gehen sollte… Es biegt in die Krippe ab, also ohne Treppensteigen. Hinter ihm wallt wie eine Schleppe eine Art Heiligenschein nach…. Freude, Zutrauen in seine Kräfte und Stolz, dass wir ihm die teure Kamera anvertrauen.
Da sie jetzt, einige Stunden später, wieder hier im Büro an ihrem Platz ruht, muss die Kamera ja gut in der Krippe angekommen sein!
Immer wieder fragen mich Eltern und PädagogInnen nach konkreten „Tipps“. Gerade das ist in der Ermutigungspädagogik gar nicht so einfach – denn „DEN Tipp“ gibt es nicht. „Ermutigung“ ist „Beziehung“. Eine Aktion, die beim einen Kind hilft und zum Beispiel einen Trotzanfall entschärft, kann an einem andern Tag oder mit einer andern Pädagogin/anderem Elternteil, oder mit einem andere Kind gar nicht wirken. Weil gerade ich vielleicht empfindsam bin beim Thema „eingepieselte Hose“ kann ein Kind gerade dadurch UNBEWUSST genau bei mir auf seine Not aufmerksam machen – bei jemand anderem aber, den die nassen Klamotten kalt lassen, nicht. Was also tun, um darunter selber nicht ständig zu leiden? Was also tun, um dem Kind zu helfen? Wie gesagt: DEN Tipp gibt es nicht – es gibt viele Ideen. Die eine wirkt bei dem Kind in Bezug auf den Erwachsenen, die andere nicht.
Kinder lernen gerne. Das ist gut! Kinder beobachten sehr gut - und schauen in jungen Jahren alles ab. Sie probieren die Worte aus, die wir in heftiger Emotion vor uns hin sagen - und probieren sie selber aus. Sie beobachten, wie wir uns im Spiel-/Krippenzimmer verhalten - und ahmen dies nach: Wenn wir Erwachsene über sie hinweg uns viel erzählen, tun sie das "eine Etage tiefer" auch. Wenn wir das Werkzeug und die Scheren in der Werkstatt als "Gefahr" wahrnehmen - tun sie das auch.
Leben wir unseren Kinder also wortlos vor, was wir uns von ihnen wünschen: "Ruhe im Krippenzimmer." - "Mit Werkzeug und Scheren kann man etwas arbeiten. Hier ist die Stelle, die weh tun kann. Ich zeige dir, wie man richtig damit arbeitet. Ich vertraue, dass du gesund bleiben willst und wirst. Ich vertraue darauf, dass du auch die anderen Menschen gesund lassen willst".
Nehmen wir uns immer wieder aus der Beobachter-Position heraus wahr: Wie wirke ich? Was vermittle ich meinem Kind? Will ich das so?
Wenn Kinder in die Kita gehen, ist das für sie – NICHT Spiel und Spaß, SONDERN Arbeit. Im Spielen, Basteln, Rollenspielen, Bauen, Konstruieren, Diskutieren, Streiten, Lösungen finden, schauen, meditieren, singen… lernen und entwickeln sie sich. Das ist Arbeit.
Es ist gut, wenn Kinder Ferien von ihrer Arbeit haben. Es ist gut, wenn sie in dieser Zeit einfach nichts machen MÜSSEN, sondern tun DÜRFEN. Das eben, was auch wir Erwachsene uns von Ferien erhoffen: Zeit für das, auf was wir Lust haben.
Ich wünsche unseren Kinder – genauso wie uns allen – gute Erholung, Zeit für „sich finden und die Seele nachkommen lassen“, Zeit für Späße, Zeit für Kuscheln … Zeit zum Sein.
Gestern waren wir – natürlich – wieder am See mit den Kindergartenkindern. Drei Krippenkinder haben uns begleitet. Es war ganz entspannt: Die Kinder haben „geangelt“, Steine geworfen, sind am über den See hängenden Baum geklettert, am anderen Baum mit dickem Stamm balanciert… ICH war ganz entspannt. Nach einiger Zeit habe ich mich gefragt, warum das so ist: Ich erinnere mich an See- und Bachszenen mit meinen eigenen drei bis vier Kindern – da hatte ich schon öfters mal Sorge, dass eines abrutscht, nasse Füße und Hosenbeine bekommt; dass die Steine statt in den See (vor das Kind) auf einen anderen Menschen (hinter das Kind) geworfen werden; dass beim Klettern ein Kind herunterfällt. Vor allem als Mutter von jungen Kindern. Wann habe ich gelernt, dass Kinder ganz vieles können? Und lernen wollen? Und Erfahrungen machen wollen? Wann habe ich gelernt, dass es nicht schlimm ist, im März bei sonnigem Wetter nasse Füße zu bekommen? Dass ein Sturz vom 2 Meter hohen Baum (je nach Höhe, Baumbeschaffenheit und Untergrund) meist ohne gefährliche Folgen bleibt? Dass die geworfenen Steine, auch wenn sie nach hinten fallen, gerade NEBEN den Kopf des anderen, und nicht auf seinem Kopf landen? Wann habe ich gelernt, zu vertrauen?
Dass ist es, was ich Ihnen, liebe Mütter und Väter von jungen Kindern, wünsche!
Ich blicke auf (nun schon weit) über 20 Jahre „Leben mit Kindern“ zurück – manche Platzwunde haben meine 3 Jungs, einen schlimmen Zeh Bruch hat meine Tochter erlebt – natürlich. Aber „gesund“ an der Seele sind sie geblieben. Oder gerade dadurch geworden? Natürlich: Das Risiko kann man nicht immer genau abwägen. Und am Ende sind wir heilfroh und den Schutzengeln unendlich dankbar, dass sie im richtigen Moment ihre Flügel ausgebreitet haben und (noch) Schlimmeres verhindert haben.
Jedoch: Die Erfahrung, dass „es“ bisher immer irgendwie gut ging – das baut Vertrauen auf. Hilfreich dabei: „Schlimmes“ nicht noch schlimmer machen, indem man ständig darüber jammert. „Gutes“ vermehren, indem man anderen dankbar davon erzählt!
Kinder spielen mit Stöcken im Garten. Ritterkämpfe werden ausgetragen. Was lasse ich zu? Wo unterbinde ich? Plötzlich weint halt doch ein Kind, das einen Stock ans Hirn bekommen hat. Als ich gerade hin spurte, sehe ich, dass das andere Kind, das den Hieb ausgeführt hat, das verletzte Kind streichelt und tröstet. "Wo tut es weh?"
Ich kriege gerade noch die Kurve und bremse mein Rennen ab. Die Kinder schaffen das alleine. Es sind mutige Kinder. Nur kurz schaue ich unter die Woll-Mütze, ob der Hieb eine ernste Verletzung bereitet hat. Nein. Wieder einmal war das Glück uns hold - wie so oft im Beisammensein mit den Kindern.
Es sind "mutige" Kinder: Im Sinne der Telos-Ermutigungspädagogik also Kinder, die wissen, was wann richtig und sachlich notwendig ist. Die sich nicht blamiert verstecken oder verdrücken. Die kein Drama daraus machen, wenn sie etwas falsch gemacht haben. Die aktiv, sozial sinnvoll und hilfsbereit handeln.
Machen wir aus unseren Kindern "mutige" Kinder!
Gartentag, bei dem wunderbaren Wetter…! Einige Jungs beschäftigen sich ausführlich mit den Holzabschnitten und ein paar Brettern. Sie entdecken, dass man auf dem leicht abschüssigen Weg hinter dem Haus die Abschnitte rollen lassen kann. Und wenn man sich auf die Bretter setzt, kann man sogar fahren. Und: Wenn man das Brett mittig auflegt, gibt es eine Wippe… Das ist spannend! Ich schaue zu. Ich weiß, dass die Kinder gerade direkt an der „unsichtbaren Grenze“ spielen. Wenn sie auf diese Art weiterspielen, rollen sie nach und