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Wenn wir Kinder erziehen - dann ziehen wir am Kind... eine schreckliche Vorstellung! Wenn wir Kinder auf ihrem Weg ins Leben begleiten: Dann ist es wundervoll, zuerst den Plan zu gestalten. Das Kind selbst lassen wir... sein Leben leben. Am Plan können wir basteln und (heilend) werkeln, wenn es und was unsere Aufgabe ist. Dies hat unausgesprochen eine (heilende) Wirkung auf das Leben des Kindes. So ist hier eine kleine Sammlung enthalten von Werkzeugen. Die meisten haben zum Thema, vorab zu tun, damit das Kind anschließend alleine seinen persönlichen Weg ins Leben gehen kann (Eltern gewinnen Abstand. Mobile Familie. Dehnbare Bindung schaffen. Langeweile... und einige mehr.) Es sind Werkzeuge aus der Schatzkiste der Telos-Entfaltung, der Name der Pädagogik, die wir in unseren Telos-Kitas leben. Sie sind langjährig erprobt: Die Begleitung von Kindern macht damit große Freude, ist abwechslungsreich, weil in jedem Moment und jeder Begegnung einzigartig, sie lädt ein, sich selbst zu entfalten.
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Seitenzahl: 55
Veröffentlichungsjahr: 2022
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Veronika Seiler:
Seit über 27 Jahren bin ich Mutter, mein Mann und ich haben vier Kinder: Früher ging es schon manchmal chaotisch bei uns zu und es gab Zeiten, die waren ganz und gar nicht stressfrei. Dann habe ich erkannt, worauf es ankommt: Auf mich.
Vor über 25 Jahren habe ich ein Kinderhaus, vor 2 Jahren einen Waldkindergarten gegründet – mittlerweile besuchen 60 Kinder unser Entfaltungs-Haus und 18 Kinder unseren Entfaltungs-Wald. Ich bin Dipl. Sozialpädagogin, habe die Zusatzausbildung zur Individualpsychologischen Beraterin und anschließend zur Familientherapeutin (Telos) gemacht. Ich habe mich eine Zeitlang in Energie-Arbeit weitergebildet. Ich beschäftige mich mit systemischer Arbeit.
Morgens radle ich durch ein kleines Wäldchen und ein paar Wiesen und Felder zu „meinem“ Kinderhaus. Wald, See und unser großer Garten sind Orte, an denen ich meine Seele baumeln lasse. Zwischendurch im Alltag spiele ich gerne mal am Klavier, meiner kleinen Harfe oder der Querflöte ein paar Stücke oder frei improvisierte Klänge. Und auch fürs Stricken und Aquarell-Malen habe ich nun wieder mehr Zeit, da die Kinder außer Haus sind – eine schöne Zeit zum Nachdenken…
Wenn ich eines gelernt habe in dieser langen Zeit mit Kindern, dann das: Kinder sind die herzliche Einladung des Lebens an jeden Menschen, sich selbst kennenzulernen und zu entfalten. So ist auch die Pädagogik in meinen Kitas in stetiger Entfaltung: Und weil wir Erwachsenen uns entschieden haben, uns zu entfalten, geben wir den uns anvertrauten Kindern unausgesprochen die Ermutigung, sich ebenfalls zu entfalten.
Ich gebe Coachings für interessierte Familien, Eltern, Mamas und Papas. Ich coache Erzieher*innen, Kinderpfleger*innen und alle, die Kinder begleiten, auch Kita-Teams. Ich gebe Seminare und Fortbildungen zu allen Themen der Telos-Entfaltung.
www.veronika-seiler.de
Vorwort
Klarheit wann, wo, wie?
Bedeutungsvolles Leben
Unser Bild vom Kind
Den Raum gestalten
Abstand gewinnen
Mobile Familie
Besondere Baby-Zeit mit einem Kind
Die gemütliche Teestunde
Meine Liebe zum Kind wachsen lassen
Dehnbare Bindungen schaffen
Mein Kind wertschätzen
Wahlmöglichkeiten
Die Eine Regel
Kalender-Methode/die Uhr
Langeweile
Wenn wir eine Reise antreten, dann planen wir zuerst: Wohin fahren wir? Was wollen wir dort machen? Was müssen wir mitnehmen? Welchen Weg fahren wir, um ans Ziel zu gelangen? Es ist der Plan, an dem wir arbeiten.
Die Zeit einer Familie mit jungen und älter werdenden Kindern gleicht einer Reise. Unsere vier Kinder sind so gut wie selbständig: Mein Mann und ich schauen zurück. Was war das für eine Zeit. Das meiste war wunderschön. Und es gibt auch Dinge, die wir anders gemacht hätten. Manches hätten wir vorab besser planen soll.
Wenn wir Kinder erziehen – dann, wie das Wort schon sagt, ziehen wir am Kind… eine schreckliche Vorstellung für mich. Dieses gebräuchliche Wort bedarf dringend einer Umgestaltung: Wenn wir Kinder auf ihrem Weg ins Leben begleiten - dann ist es wundervoll, zuerst den Plan zu gestalten. Das Kind selbst lassen wir vollkommen in Ruhe… sein Leben leben. Am Plan können wir basteln und (heilend) werkeln, wenn es unsere Aufgabe ist. Dies hat unausgesprochen (heilende) Wirkung auf das Leben des Kindes.
So ist hier eine kleine Sammlung von Werkzeugen entstanden. Die meisten haben zum Thema, vorab zu tun, damit das Kind anschließend selbstständig und selbstbewusst seinen persönlichen Weg ins Leben gehen kann.
Es sind Werkzeuge aus der Schatzkiste der Telos®-Entfaltung, der Name unserer Pädagogik, die wir in unseren Kitas, dem Telos-Kinderhaus und dem Telos-Entfaltungswald-Dachsbau in Utting, leben. Sie sind langjährig erprobt: Die Begleitung von Kindern macht damit große Freude, ist abwechslungsreich, weil sie in jedem Moment und jeder Begegnung einzigartig ist. Sie lädt zur Selbstentfaltung ein.
Viel Freude mit dieser kleinen, feinen Auswahl an Werkzeugen aus der Schatzkiste der Telos®-Entfaltung wünscht
Veronika Seiler, Utting im November 2022
Der Tipp ist nicht neu: Im Umgang mit Kindern sollen wir klar sein. Nur – wie geht das? Viele Eltern und Pädagog*innen gehen davon aus, dass sie sich dem Kind gegenüber absolut klar ausgedrückt haben. Als Beobachterin höre ich jedoch oft anderes – eine chaotische Fülle an Worten, die wohl das innere Chaos an Gefühlen, Ideen, Meinungen des Erwachsenen zum Ausdruck bringen.
Vorhang auf: Es ist Abend. Auf der Bühne sieht man ein mittelchaotisches Badezimmer mit Utensilien von mehreren Familien-angehörigen verschiedenen Alters. Erwachsenen-Handtücher an den Stangen, bunte Kinderhandtücher am Boden, Schlafanzüge verteilt auf den Ablageflächen und auf dem geschlossenen Toilettendeckel, eine mit Zahnpasta beladene Kinderzahnbürste schwebt ziellos in der Hand eines Elternteils, ein Kind lümmelt am Boden herum. Ein sichtlich gestresster Erwachsener, mit roten Wangen, zerrauften Haaren und erhobener Stimme tönt: „Kommst du jetzt zum Zähneputzen oder nicht?!!“ Kind, hört „… oder nicht“ und bleibt am Boden liegen….
Wir schalten uns 23 Minuten später wieder ein: Das Kind hat inzwischen Tränen in den Augen, steht zwischen den Knien des Erwachsenen eingeklemmt, die Zahnbürste fuhrwerkt vehement im Mund des Kindes herum, die Mimik des Erwachsenen verrät: Erschöpfung, sich abkühlender Zorn, Hilflosigkeit.
Weitere 47 Minuten später: Im Nebenzimmer sind die leisen Schlafgeräusche des Kindes zu hören, im Bad werkelt ein immer noch gestresster und sehr erschöpfter Erwachsener herum und beseitigt das Chaos. Vorhang zu.
Was wir ausgelassen haben: Das Wortgefecht am Abendessens-Tisch zuvor, das anschließende Nicht-Aufräume-Ritual im Wohn- und Kinderzimmer, und nach dem Badezimmer das entgleiste leider nicht ruhige Vorleseritual mit anschließendem Händchenhalten, das viel länger dauerte, weil allerorten Stress und Erschöpfung vorherrschte.
Es gibt Theater-Stücke, die sind einfach nicht sehenswert. Das Geld für die Eintrittskarte hätte man sich sparen können… kennt man doch solche Szenen auch wahrscheinlich selbst zur Genüge.
Zu Hause können es auch folgenden Szenen sein: Geschwisterstreit – Kind trödelt – Kind folgt nicht – Kind hilft nicht, weder nach Ansage, geschweige denn freiwillig – Kind widerspricht – und so weiter. Wie schön, dass es dann auch die anderen Szenen gibt!! Die Schönen!
Tatsächlich fehlt in solch seltsamen Theaterstücken und Zu-Hause-Szenen meist die Klarheit des Erwachsenen.
Was will ich? Was will ich von der Situation? Vom Kind? Von mir? Und: Wann soll was stattfinden? Wer ist für welchen Teilschritt verantwortlich?
Wie fühlt sich das alles an? Die Situation, das Kind? Und ich mich? Fühle ich mich überhaupt noch? Oder habe ich das meiste von mir schon abgeschaltet und bin in den Überlebensmodus gegangen?
Wo muss wer was tun oder ändern?
Das Leben bekommt dann Bedeutung, wenn jeder auf seinem Platz für sein eigenes Thema die Verantwortung übernimmt.
Dann geht es um bewusstes agieren und nicht um unbewusstes reagieren.
Jeder – das sind auch Kinder. Junge Kinder. Und auch sehr junge Kinder….