Kinesiologie beim Pferd - Christina Fritz - E-Book

Kinesiologie beim Pferd E-Book

Christina Fritz

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Beschreibung

Ihr Patient weiß, was ihm fehlt. Fragen Sie ihn. Der kinesiologische Muskeltest liefert Ihnen präzise Antworten. Gezielte Ja-/Nein-Fragen führen Sie zum Ursprung des Problems und helfen Ihnen, die individuell richtige Therapie zu finden. Kinesiologie. Erweitern Sie Ihren therapeutischen Horizont. Dieses Buch bietet geballtes Wissen über die Kinesiologie beim Pferd: - Grundlagen: Konzept, Werkzeuge und Therapietechniken - praxisnahe Erläuterungen zu Diagnose und Therapie von strukturellen Störungen, Störfeldern, emotionalen Belastungen und energetischen Imbalancen - Zusätzliches Hintergrundwissen in Form von Exkursen, z.B. zu den Themen Stress, Muskelkater und Impfungen Neu: Jetzt auch mit Übersichtstabellen und verbesserten Abbildungen von Korrekturpunkten. Kinesiologie. Erweitern Sie Ihren therapeutischen Horizont.

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Seitenzahl: 546

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Christina Fritz

Kinesiologie beim Pferd

Grundlagen und Praxis

2., aktualisierte Auflage

104 Abbildungen

Vorwort

Als ich vor mittlerweile fast zehn Jahren anfing, kinesiologisch am Pferd zu arbeiten, wurde diese Arbeit noch von vielen Tierärzten und Therapeuten belächelt. Vor allem das Arbeiten mit dem autokinesiologischen Muskeltest und Ja/Nein Fragetechniken wurde selbst von Kinesiologen als „unmöglich“ abgestempelt. Ich selber habe viele der Techniken mit großer Skepsis angewendet und war nicht immer von der Wirksamkeit überzeugt. Aber die Pferde haben mich immer wieder eines Besseren belehrt!

Mittlerweile ist die Pferdekinesiologie glücklicherweise eine deutlich besser akzeptierte Diagnostik- und Behandlungsmethode. Selbst eingeschworene Mediziner und Naturwissenschaftler fangen an, den Muskeltest in ihrer täglichen Arbeit zu nutzen und sind immer wieder verblüfft über die Resultate. Nicht zuletzt dank der ersten Auflage dieses Buches wenden immer mehr Therapeuten und Tierheilpraktiker den Muskeltest am Pferd an. Mein Dank daher an alle, die sich in diesem Gebiet vorgewagt haben!

Mit der Zeit und der Erfahrung haben sich einige Techniken als besonders wirksam erwiesen, andere hingegen als unpraktisch oder in ihrem Ergebnis unbefriedigend. Ein Teil dieser Erkenntnisse ist in die zweite Auflage dieses Buches eingeflossen. Unter anderem auch die Einsicht, dass eine Fadenheftung für die tägliche Arbeit im Stall besser geeignet ist! Jeder Therapeut wird mit der kinesiologischen Arbeit seine persönlichen Erfahrungen machen und Erfolgserlebnisse wie auch Rückschläge haben.

Ich kann jeden nur ermutigen, zu experimentieren und immer offen zu sein für das Ergebnis. Unser heutiges kinesiologisches Wissen wurde von mutigen Menschen zusammen getragen, die sich nicht gescheut haben, sich mit ihrer Arbeit auf unbekanntes Terrain vorzuwagen und gelegentlich auch ausgelacht zu werden. Erhalten Sie sich die kindliche Neugier und Unbedarftheit – die tief verborgen noch immer in uns allen steckt –, wenn es um energetisches Arbeiten geht. Denn nur so mehrt sich das Wissen, das wir haben, zur Gesundheit und zum Wohl unserer Pferde.

Berlin, im Sommer 2013

Inhalt

Teil I Grundlagen der Kinesiologie

1 Was ist Kinesiologie?

1.1 Entwicklung der Kinesiologie

1.2 Fachrichtungen in der Kinesiologie

1.2.1 Touch for Health

1.2.2 Health Kinesiology

1.2.3 Sport-Kinesiologie

1.2.4 Psycho-Kinesiologie

1.2.5 Brain Gym

1.3 Übertragbarkeit der Kinesiologie auf Tiere

1.4 Verantwortung des Kinesiologen

1.5 Kritik am Muskeltest

2 Der kinesiologische Muskeltest

2.1 Anatomische Grundlagen

2.1.1 Muskelrezeptoren

2.1.2 Rolle der Rezeptoren beim kinesiologischen Muskeltest

2.2 Indikatormuskel

2.2.1 Auswahl des richtigen Muskels

2.2.2 Testen mit M. deltoideus medius

2.2.3 Testen mit M. opponens pollicis

2.2.4 Autokinesiologischer Test mit M. opponens pollicis

2.3 Überprüfung des Indikatormuskels

2.3.1 Switching

2.4 Ursachen für hyper- und hypotone Muskeln

2.4.1 Wasserhaushalt

2.4.2 Übersäuerung

2.4.3 Energiehaushalt

2.4.4 Synchronisierung

3 Kinesiologische Methoden und Werkzeuge

3.1 Kinesiologische Muskeltestmethoden

3.1.1 Klassischer Applied-Kinesiology-Test

3.1.2 Einfacher kinesiologischer Muskeltest

3.1.3 Surrogat-Person

3.1.4 Autokinesiologischer Muskeltest

3.2 Kinesiologische Werkzeuge

3.2.1 Mudras

3.2.2 Therapielokalisation

3.2.3 Challenge

3.2.4 Verweilmodus

3.2.5 Fokus

3.2.6 Verbaler Ja/Nein-Test

3.2.7 Scannen von Listen und Testsätzen

3.2.8 Scannen von Bildern

3.3 Therapietechniken

3.3.1 Farblichttherapie

3.3.2 Alarmpunkte

3.3.3 Neurolymphatische Zonen

3.3.4 Neurovaskuläre Punkte

3.3.5 Meridiantechniken

3.3.6 Moxibustion

3.3.7 Emotional Stress Release

3.3.8 Arzneimitteltest

3.3.9 Futtertest

4 Die Regulationsfähigkeit des Körpers

4.1 Das kybernetische Modell

4.2 Überprüfung der Regulationsfähigkeit

4.3 Überprüfung der Gesundheitsbereitschaft

Teil II Praxis der Kinesiologie

5 Korrektur struktureller Störungen

5.1 Blockaden der Wirbelsäule

5.1.1 Anatomie der Wirbelsäule

5.1.2 Aufgabe der Wirbelsäule im Stoffwechsel

5.1.3 Techniken zur Korrektur der Wirbel

5.1.4 Korrektur von Wirbelblockaden

5.1.5 Korrektur bei Wirbelfixierungen

5.1.6 Blockaden des ersten und weiten Halswirbels

5.1.7 Blockaden der Übergänge

5.1.8 Blockaden und Fehlstellungen des Sakrums

5.2 Brustbeinblockade

5.3 Beckenblockade

5.4 Blockaden der Iliosakralgelenke

5.5 Blockaden der Kiefergelenke

5.6 Zungenbeinblockade

5.7 Blockaden der Gelenke der Extremitäten

5.7.1 Blockaden des Ellbogengelenks

5.7.2 Blockaden des Karpalgelenks

5.7.3 Blockaden des Fesselgelenks

5.7.4 Blockaden des Krongelenks und der Hufgelenke

5.7.5 Blockaden des Kniegelenks

5.7.6 Blockaden des Sprunggelenks

5.7.7 Blockaden des Hüftgelenks

5.8 Muskelverspannungen

5.8.1 Hypertoner Muskel

5.8.2 Hypotoner Muskel

5.9 Faszienverklebungen

5.10 Verspannungen der Diaphragmen

5.11 Medikamentöse Behandlung von Störungen des Bewegungsapparats

5.11.1 Schüßler-Salze

5.11.2 Homöopathie

5.11.3 Phytotherapie

6 Korrektur von Störfeldern in der persönlichen Ökologie

6.1 Anatomische und physiologische Grundlagen

6.1.1 Bindegewebe

6.1.2 Blut

6.1.3 Lymphe

6.2 Übersäuerung

6.2.1 Korrektur einer Übersäuerung

6.3 Futtermittelunverträglichkeit

6.3.1 Darmsanierung

6.3.2 Austesten und Korrektur von Mangelerscheinungen

6.4 Allergien und Unverträglichkeiten

6.5 Parasiten

6.5.1 Nachbehandlung nach chemischen Entwurmungen

6.5.2 Naturheilkundliche Entwurmungsmöglichkeiten

6.6 Krankheits- und Entzündungsherde

6.6.1 Lokalisation von Herden

6.6.2 Ausleitung von Herden mithilfe von Nosoden

6.7 Störfelder

6.7.1 Narben

6.7.2 Elektromagnetische Belastung (Elektrosmog)

6.7.3 Geopathische Störfelder

6.8 Toxische Belastungen

6.8.1 Schwermetalle

6.8.2 Impfbelastung

6.8.3 Medikamentenbelastung

6.9 Entartete Zellen

6.9.1 Warzen

6.9.2 Sarkoide

6.9.3 Magen- und Darmgeschwüre

6.9.4 Zysten

6.10 Muskelstoffwechsel

6.11 Hormonsystem

6.11.1 Hypophyse

6.11.2 Nebennieren

6.11.3 Schilddrüse

6.11.4 Geschlechtshormone

6.12 Medikamentöse Unterstützung von Leber und Nieren

7 Korrektur emotionaler Belastungen und Sabotageprogramme

7.1 Kinesiologische Auflösung emotionaler Probleme

7.1.1 Techniken

7.1.2 Traumabehandlung mit Klopfakupressur

7.1.3 Lösen von Sabotageprogrammen

7.2 Medikamentöse Behandlung emotionaler Belastungen und Sabotageprogramme

8 Korrektur energetischer Imbalancen

8.1 Bedeutung des Energiehaushalts für den Bewegungsapparat und das Organsystem

8.2 Das chinesische Meridiansystem

8.2.1 Das Prinzip von Qi, Yin und Yang

8.2.2 Der nährende Kreislauf (Sheng)

8.2.3 Der kontrollierende Kreislauf (Ko)

8.2.4 Zusammenspiel der Fünf Elemente

8.2.5 Sondermeridiane

8.2.6 Bestimmung von Über- und Unterenergien

8.2.7 Harmonisierung des Meridiansystems mit Touch for Health

8.2.8 Energieausgleich des Meridiansystems mit dem „großen Kreislauf“

8.3 Chakren-Lehre

8.3.1 Störungen der Chakren

8.3.2 Funktion der Chakren

8.3.3 Wurzel-Chakra

8.3.4 Sakral-Chakra

8.3.5 Solarplexus-Chakra

8.3.6 Herz-Chakra

8.3.7 Kehl-Chakra

8.3.8 Stirn-Chakra

8.3.9 Kronen-Chakra

8.4 Auffinden und Ausgleich von Chakrenstörungen

8.4.1 Energiemangel in den Chakren

8.4.2 Blockade der Chakren

8.4.3 Energetische Ungleichgewichte des Chakrensystems

8.5 Medikamentöse Behandlung energetischer Imbalancen

8.5.1 Meridian-Nosoden

8.5.2 Energetische Salben

8.5.3 Chakrensteine

8.5.4 Essenzen

9 Ablauf einer vollständigen kinesiologischen Behandlung

9.1 Überprüfung des Muskels

9.2 Überprüfung des Kontakts zum Pferd

9.3 Einholen der Erlaubnis zum Arbeiten

9.4 Überprüfung grundlegender Sabotageprogramme

9.4.1 Überprüfung der Gesundheitsbereitschaft

9.4.2 Überprüfung der Bereitschaft zu Veränderung

9.4.3 Überprüfung des Lebenswillens

9.5 Überprüfung der Regulationsfähigkeit

9.6 Kinesiologische Behandlung des Pferdes über Mudras

9.6.1 Palpation und Adspektion

9.6.2 Kinesiologische Diagnose

9.7 Überprüfung des Behandlungsendes

Anhang

Liste der Emotionen

Liste der Sabotageprogramme

Literatur

Tabellen zu den Abbildungen 3.6, 8.15 und 8.16

Sachregister

Teil I Grundlagen der Kinesiologie

1 Was ist Kinesiologie?

War das Pferd ursprünglich ein Nutztier, das für den Menschen Lasten getragen, den Pflug oder Wagen gezogen oder im Krieg gedient hat, ist seine heutige Funktion als Sport- und Freizeitpartner damit nicht mehr zu vergleichen. Während ein Pferd in früherer Zeit mit spätestens drei Jahren seine Arbeit aufgenommen hat und dann oft bereits mit zehn oder zwölf Jahren aufgrund seiner altersbedingten Krankheiten getötet wurde, erwarten wir heute von unserem vierbeinigen Freund und Partner Gesundheit und Leistungsfähigkeit bis ins hohe Alter. Vieles davon hat sich schon in alternativen Ausbildungsmethoden niedergeschlagen. Pferde werden heute bei verantwortungsvollem Umgang später und schonender angeritten, Krankheiten werden gründlich behandelt und nach Möglichkeit ausgeheilt und auch die Nutzung wird – soweit möglich – dem Pferd angepasst. Diese Entwicklung macht sich auch in der Pferde-Gesundheit bemerkbar.

Immer mehr Pferdebesitzer erkennen frühzeitig die Anzeichen für eine Erkrankung und bemühen sich um Vorsorge statt Therapie. Die ganzheitliche Medizin rückt mehr in den Vordergrund – oft genug auch, weil die Besitzer selber positive Erfahrungen mit eigenen Erkrankungen gemacht haben. Hier wird das Symptom nicht isoliert betrachtet, sondern das Tier als Ganzes mit seinen Haltungsbedingungen, seiner Nutzung und seiner Vorgeschichte behandelt. Nicht zuletzt führt die Popularität exotischer Pferderassen zu einem Umdenken in der Therapie. Hautprobleme bei Isländern, Gangwerksprobleme bei Paso finos und Stoffwechselprobleme bei spanischen Pferderassen, um nur einige zu nennen, erfordern eine ganzheitliche Diagnose und Therapie, bei der optimal Tierarzt und alternativer Therapeut zusammenarbeiten sollten.

Eines der größten Probleme in allen Gesundheitssystemen stellt nach wie vor die korrekte Diagnose dar. So konnte in Studien gezeigt werden, dass im Schnitt 30 % der von Humanmedizinern gestellten Diagnosen falsch sind. Während der Mensch seinem Arzt oder Therapeuten verbal mitteilen kann, wo es schmerzt und an welcher Stelle die Probleme ursprünglich angefangen haben und dem Humanmediziner darüber hinaus ein breites Spektrum an Diagnose-Verfahren und Vergleichsdaten zur Verfügung steht, sind wir beim Pferd auf Aussagen des Besitzers und relativ wenige diagnostische Verfahren wie Ultraschall, Röntgen und Blutbild angewiesen. Aber wird das Knieproblem tatsächlich vom Chip verursacht, der im Röntgenbild am Rand des Gelenkspalts zu erkennen ist? Oder kommt das Knieproblem vielleicht von der Vorhandlastigkeit, die in der Biegung zu einer Drehung im Kniegelenk während der Stützbeinphase führt? Oder hängt das Knieproblem mit den hormonellen Störungen der Stute zusammen, die – wie auch vom Menschen bekannt – zu erheblichen Knieschmerzen führen können?

Die Kinesiologie bietet hier ein diagnostisches Werkzeug, um den Ursachen für eine sichtbare Problematik auf die Spur zu kommen. Ein guter Tierarzt nimmt zusätzlich zu seinen diagnostischen Methoden viele Dinge unterbewusst wahr und kann sie mit seiner Erfahrung und seinem Wissen verknüpft zu einer komplexen Diagnose und einer entsprechend gezielten Behandlung verbinden. Das Schwierige ist, diese unterbewusst wahrgenommenen Details benennen zu können. Hier setzt der kinesiologische Muskeltest an, eine körpereigene Feedback-Methode, die es ermöglicht, körperliche Organ- sowie Energiezustände und Stressoren zu analysieren und mit einer Reihe von Korrekturmethoden wieder zu harmonisieren.

Mit dem kinesiologischen Muskeltest kann die Diagnostik zusätzlich zu den in der Tiermedizin zur Verfügung stehenden Methoden deutlich erweitert werden:

Gestresste Organe und Körperbereiche können erkannt werden.

Kausalketten zur Krankheitsentstehung können zu ihrem Ursprung zurückverfolgt werden.

Probleme werden in ihrer Priorität für das Tier angezeigt, wobei oft das Problem, weshalb man gerufen wird, für das Pferd selber nicht das dringlichste ist.

Emotionale Traumata und Schlüsselkonflikte können identifiziert werden, deren Lösung oft den Durchbruch in einer vorher erfolglosen Therapie bringt.

Auch die Wahl der geeigneten Therapiemethode kann mit dem kinesiologischen Muskeltest erleichtert und verbessert werden:

Geeignete Medikamente und die Verträglichkeit für ein bestimmtes Medikament können getestet werden.

Bei strukturellen Problemen kann die geeignete Korrekturrichtung und -methode bestimmt werden.

Die beste Technik zur Ausgleichung des Energiesystems, sei es Akupressur, Akupunktur, Touch for Health oder andere Techniken, kann bestimmt werden.

Emotionale Stressmuster können aufgelöst werden.

Der kinesiologische Muskeltest gibt also dem Therapeuten ein unschätzbares Werkzeug an die Hand, um beim Pferd sowohl die Problemursache zu bestimmen, als auch die beste Therapie auszuwählen. Er eignet sich in der Anwendung sowohl für den Tierarzt zur Erweiterung des diagnostischen Methodenspektrums als auch für Tierheilpraktiker, Pferde-Osteopathen oder andere Therapeuten, die nach einer Möglichkeit suchen, noch besser und genauer diagnostizieren und behandeln zu können. Auch für Pferdebesitzer hat sich der Einsatz des kinesiologischen Muskeltests bewährt, sowohl um Problemursachen einzugrenzen und den optimalen Therapeuten auszuwählen, als auch um Futtermittel oder homöopathische Mittel auf ihre Verträglichkeit zu testen.

Im Rahmen dieses Buches sollen die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten für den kinesiologischen Muskeltest erläutert und eine Anzahl gängiger Korrekturmethoden für die verschiedenen Bereiche aufgezeigt werden.

Dieses Buch und die kinesiologische Arbeit ersetzen keinen Tierarzt. In Zweifels- und in Notfällen ist immer der Tierarzt hinzuzuziehen.

1.1 Entwicklung der Kinesiologie

Die Kinesiologie, wie wir sie heute kennen, geht auf den amerikanischen Chiropraktiker George Goodheart zurück. Zwar ist schon aus dem Altertum bekannt, dass Hippokrates einen Muskeltest benutzte, um neurologische Verletzungen bei Soldaten zu erkennen, aber erst Goodheart hat den Muskeltest als diagnostisches Mittel im medizinischen Bereich eingeführt. Er untersuchte als erster systematisch den Zusammenhang zwischen der Muskelspannung und den Meridianen, Reflexzonen, Nahrungsmitteln und Emotionen. Er lehrte seine Erkenntnisse im Kollegenkreis und im Jahr 1964 etablierte sich die Bezeichnung „Applied Kinesiology“ für seine Arbeiten.

Auf Basis dieser Erkenntnisse entwickelte John F. Thie, ein Schüler Goodhearts, sein Touch-for-Health-System, ein Therapieverfahren speziell für Laien, um den Energiehaushalt schnell und einfach zu harmonisieren. Touch for Health basiert auf der Erkenntnis, dass jeder Muskel energetisch einem Meridian zugeordnet ist. Über den Test der verschiedenen Muskeln im Körper kann so der energetische Zustand des gesamten Meridiansystems getestet und die Ungleichgewichte über Punkte auf den Meridianen ausgeglichen werden. Im Jahr 1982 wurde in Deutschland das Institut für Angewandte Kinesiologie (IAK) gegründet und die Methode wurde auch hierzulande populärer.

Durch die verschiedenen Impulse, die die Kinesiologie im Lauf der Jahre erfahren hat, und durch die Experimentierfreudigkeit von Therapeuten der verschiedensten Fachrichtungen hat sich in der Zwischenzeit eine fast unüberschaubare Anzahl von kinesiologischen Fachrichtungen etabliert. Allen gemein ist, dass sie den kinesiologischen Muskeltest benutzen. Doch auch in der Anwendung des Muskeltests gibt es mittlerweile große Unterschiede, was die Beurteilung der einzelnen Fachrichtungen durch den Laien sehr schwierig macht. Zwei Kinesiologen können daher – trotz gleicher Berufsbezeichnung – vollkommen unterschiedliche Arbeitsmethoden haben.

Exkurs Kinesiologie ist nicht gleich Kinesiologie

Eins der größten Probleme der Kinesiologie heute ist, dass dieser Begriff als Sammelbezeichnung von allen Therapeuten, die mit dem Muskeltest arbeiten, verwendet wird. Zwei erfolgreiche Kinesiologen können vollkommen unterschiedliche Therapieansätze haben. Im Gegensatz zu einer Bezeichnung wie „Fachtierarzt Pferd“ (wo bei allen Qualitätsunterschieden die Kenntnisse und Ausbildung im Wesentlichen vergleichbar sind), weiß man oft bei Kinesiologen nicht, was für eine Ausbildung, Wissensstand, Erfahrung oder Therapietechnik zu erwarten ist.

So sind viele der in diesem Buch beschriebenen Methoden, wie z. B. die Ja/Nein-Fragetechnik, unter traditionell arbeitenden Applied Kinesiologists umstritten bis verpönt. Andere Kinesiologen wiederum verurteilen die Applied Kinesiology gerade wegen ihrer eingeschränkten Verwendung des Muskeltests, da sie viele Arbeitsbereiche entsprechend völlig außer Acht lässt. Für den Laien ist es praktisch nicht mehr zu überschauen, was sich jeweils hinter dem Begriff „Kinesiologie“ an Therapietechniken verbirgt.

Da weder der Begriff noch die Ausbildung in Kinesiologie geschützt sind, findet man leider relativ viele Kinesiologen, die über wenig Fachwissen und Sachverstand verfügen. Gerade im Bereich der Tiertherapie, wo deutlich weniger rechtliche Einschränkungen in der Begriffsbenutzung und den ausgeübten Therapien bestehen als beim Menschen, trifft man auf viele Kinesiologen, deren Praktiken eher zweifelhaft sind. So nennen sich beispielsweise viele Behandler bereits Kinesiologe, nachdem sie mal einen Wochenendkurs in Kinesiologie besucht haben. Ähnlich wie in der Tierkommunikation, bei Tierheilpraktikern und in der Tierphysiotherapie findet man auch in der Kinesiologie daher einen Wildwuchs von selbst ernannten Therapeuten, die ohne fundierte Ausbildung Tiere behandeln und nicht zuletzt den Ruf der seriösen Therapeuten untergraben.

1.2 Fachrichtungen in der Kinesiologie

Im Folgenden sollen exemplarisch die bekanntesten Arbeitsrichtungen in der humanen Kinesiologie vorgestellt werden. Aus allen diesen Fachrichtungen wurden Techniken auf das Pferd adaptiert und zur Vorstellung in diesem Buch ausgesucht.

1.2.1 Touch for Health

Touch for Health ist ein in sich geschlossenes System aus Muskeltest und Energiebalance, das von John F. Thie speziell für Laien zur Gesundheitsvorsorge und Persönlichkeitsbildung entwickelt wurde. Der Muskeltest aus der Applied Kinesiology wird an der zu behandelnden Person angewendet. Durch das Testen der verschiedenen Muskeln können die Energiezustände der diesen Muskeln energetisch zugeordneten Meridiane bestimmt werden. Diese Energiezustände (jeweils Über- oder Unterenergie bzw. neutrale Energie) werden in das kinesiologische Meridianrad eingetragen (s. ▶ S. 175, ▶ Abb. 8.1) und aus dem sich ergebenden Muster können Rückschlüsse über den ursprünglich das System blockierenden Meridian gezogen werden. Werden diese Blockaden gelöst, kann sich das Meridiansystem von allein ausgleichen. Über das Halten bestimmter Akupressurpunkte auf den Meridianen wird der blockierte (schwache) Meridian gestärkt und damit wieder aktiviert bzw. ein Ausgleich zwischen Yin- und Yang-Meridianen hergestellt.

Touch for Health war eine der ersten kinesiologischen Fachrichtungen, die sich etabliert hat und ist – da sie speziell für Laien entwickelt und gelehrt wurde – sehr weit verbreitet. Mittlerweile gibt es auch Touch-for-Health-Kurse für Tiere, sowohl für Pferde als auch für Kleintiere. Durch regelmäßige Teilnahme kann der Tierbesitzer positiv auf den Energiehaushalt seines Tieres einwirken und damit aktiv zur Gesundheitsvorsorge beitragen.

1.2.2 Health Kinesiology

Schwerpunkt der Health-Kinesiology-Technik von Dr. Jimmy Scott ist die Diagnose und Korrektur von psychischen, physischen und umweltbedingten Stressoren, mit einem Fokus auf Allergien und Ernährungsimbalancen. Auch hier wird mit dem klassischen Applied-Kinesiology-Muskeltest gearbeitet. Die Korrekturmethoden umfassen nicht nur energetische Balance, sondern auch positive Affirmationen (für emotionale Korrekturen), Essenzen, Licht, Klang und bioenergetische Hilfsmittel. Damit bietet Health Kinesiology ein deutlich erweitertes Spektrum an Diagnosen und Korrekturen als Touch for Health. Im Gegensatz zu Touch for Health wurde Health Kinesiology nicht für Laien entwickelt, sondern ist für Therapeuten gedacht, die in diesem Bereich arbeiten.

Auch bei Pferden spielen Fütterungsfehler bei der Entstehung von Krankheiten eine große Rolle. Dabei geht es nicht nur um offensichtlich verdorbenes Futter, wie schimmeliges Heu oder faulige Karotten, sondern auch um Futterunverträglichkeiten, die in schweren Fällen bis hin zu Futterallergien führen können. Jedes Pferd reagiert individuell auf Futter und Futterzusätze wie Melasse, Mais, Silage/Heulage etc. Dabei muss eine Futterunverträglichkeit nicht gleich zu Durchfällen oder Koliken führen. Die Veränderungen sind sehr oft schleichend und äußern sich manchmal erst Monate oder Jahre später in Krankheiten wie chronischen Sehnenproblemen, Ekzemen, Kotwasser, Anfälligkeit für Darm- und Hautparasiten, Verhaltensauffälligkeiten, Muskelverspannungen, Rückenproblemen, Taktunreinheiten etc. Daher gehört das Austesten des Futters für jedes Pferd zu den wichtigsten Grundlagen der kinesiologischen Behandlung. Auch emotionale Blockaden, wie traumatische Erlebnisse oder Sabotageprogramme, beeinflussen die Gesundheit des Pferdes viel stärker als allgemein angenommen. Oft kann das Lösen dieser emotionalen Konflikte einen Durchbruch in einer vorher nur mäßig erfolgreichen Therapie bringen.

1.2.3 Sport-Kinesiologie

John V. Maguire hat die Erkenntnisse aus Touch for Health nicht so sehr für die Meridiane als für die Harmonisierung und Stärkung der Muskelfunktion eingesetzt. Ähnlich wie bei Touch for Health werden die verschiedenen, beim Sport besonders belasteten Muskeln getestet und bei Bedarf gestärkt. Optimierung der Ernährung sowie psychisch-emotionale Stabilisierung des Sportlers mit kinesiologischen Methoden (zum Teil ähnlich der Health Kinesiology) gehören ebenfalls dazu.

Beim Sportpferd kann der kinesiologische Muskeltest entsprechend eingesetzt werden, um Muskelverspannungen aufzuspüren und die optimale Methode zum Lösen der Verspannungen zu ermitteln. Da das Pferd im Gegensatz zum Menschen nicht direkt zum Muskeltest herangezogen werden kann, muss hier entweder über eine Surrogat-Person gearbeitet werden oder über Therapielokalisation direkt am Pferd. Beide Methoden führen zu guten Ergebnissen und eine regelmäßige Kontrolle und Optimierung der Muskelspannung führt zu einer sichtbaren Leistungssteigerung und reduzierter Verletzungsanfälligkeit beim Pferd, vor allem im Leistungssport.

1.2.4 Psycho-Kinesiologie

Der im Bereich Neurologie und Psychologie tätige Dr. Dietrich Klinghardt ist einer der bekanntesten Vertreter, der sich mit der Wirkung des kinesiologischen Muskeltests auf das zentrale Nervensystem und die Psyche beschäftigt. Während seine Neural-Kinesiologie für die medizinische Praxis zur Auffindung des primären Störfelds einer neurologischen Symptomatik entwickelt wurde, setzt die Psycho-Kinesiologie überwiegend bei psychosomatischen Krankheiten und Beschwerden an. Ziel ist das Aufdecken von Glaubenssätzen (Sabotageprogrammen) beim Patienten durch den Muskeltest und die anschließende Auflösung mit verschiedenen Methoden wie Klopfakupressur und positive Affirmationen.

Diese Methode wurde in der Meridian-Energie-Technik (M.E.T.) von Rainer Franke dahingehend verfeinert, dass hier zwar ohne Muskeltest, dafür aber mit Schwerpunkt auf die Lösung emotionaler Konflikte durch das Klopfen von Akupressurpunkten bei gleichzeitigem Aufsagen positiver Affirmationen gearbeitet wird. Löst man emotionale Schlüsselkonflikte auf diese Art, wird der Körper in die Lage versetzt, sich selbst zu heilen.

Bei Pferden ist die Arbeit an emotionalen Konflikten bisher hauptsächlich in der Tierpsychologie und Tierkommunikation vertreten sowie bei Tierheilpraktikern, die über homöopathische Hochpotenzen oder Blütenessenzen emotional stabilisierend eingreifen. Leider wird in der klassischen Tiermedizin und auch in vielen alternativen Therapiemethoden wie der Osteopathie, der Chiropraktik oder der Akupunktur bei Pferden nur sehr wenig Rücksicht auf psychosomatische Ursachen genommen. Die Praxiserfahrung zeigt jedoch, dass die Psyche und die Emotionen beim Pferd einen ähnlich hohen Stellenwert in der Gesundwerdung und Gesunderhaltung des Körpers einnehmen wie beim Menschen.

Auch beim Pferd sind psychosomatische Erkrankungen nicht selten (z. B. Magen- oder Darmgeschwüre bei Turnierpferden) und Unfalltraumata oder eingeprägte Glaubenssätze (Sabotageprogramme) können die Gesundheit oder das Verhalten des Pferdes deutlich negativ beeinflussen. In der Pferde-Kinesiologie sucht man daher gezielt nach Sabotageprogrammen und emotionalen Traumata bzw. Schlüsselkonflikten, die eine Gesundung blockieren und versucht, diese mit verschiedenen Techniken wie Klopfakupressur, Affirmationen, Farblichttherapie, Essenzen etc. zu lösen.

1.2.5 Brain Gym

Diese mittlerweile auch in Deutschland sehr verbreitete, kinesiologische Methode von Dr. Paul Dennison ist ein Teilbereich der Edu-Kinesiologie und beschäftigt sich mit dem Zusammenhang zwischen motorischen Störungen und Lernschwierigkeiten. Durch Test und Korrektur der motorischen Probleme mithilfe kinesiologischer Methoden ist Brain Gym ein ganzheitliches Lernkonzept, das vor allem bei Kindern mit schulischen Problemen sehr gute Erfolge zeigt. Brain Gym bietet sich vor allem für Reiter an, wenn man an Pferd-Reiter-Konflikten arbeitet. So führen eingeschliffene Verhaltensmuster beim Reiter zu immer gleichen Muskelverspannungen, die sich auf das Pferd übertragen. Mit Brain Gym können diese Verhaltensmuster aufgelöst und die Muskelspannungen normalisiert werden, was zu einem harmonischeren Zusammenspiel zwischen Pferd und Reiter und zu mehr Freude an der gemeinsamen Arbeit führt.

1.3 Übertragbarkeit der Kinesiologie auf Tiere

Schon Rosina Sonnenschmidt hat in Ihrem Buch „Tierkinesiologie“ gezeigt, dass sich die kinesiologischen Methoden vom Menschen auf das Tier übertragen lassen. Sie verwendet den kinesiologischen Muskeltest im Wesentlichen, um energetische Ungleichgewichte im Meridiansystem von Tieren zu bestimmen und zu korrigieren. Auch Walter Salomon benutzt in seinem Buch „Die energetische Behandlung des Pferdes“ den kinesiologischen Muskeltest, um energetische Ungleichgewichte zu identifizieren und die geeignete Korrekturmethode herauszufinden. In der von ihm ebenfalls konzipierten Ausbildung zum „Energetischen Pferde-Osteopathen nach Salomon“ (EPOS) wird der kinesiologische Muskeltest auch zum Aufspüren osteopathischer Blockaden und zu ihrer Korrektur eingesetzt.

Nach meiner Ausbildung zum Kinesiologen bei Jean-Luc Paratte und zum EPOS-Osteopathen bei Walter Salomon habe ich begonnen, weitere kinesiologische Techniken vom Menschen auf das Pferd zu übertragen. Insbesondere Günter Dobler mit seinem Buch „Kinesiologie in der Naturheilpraxis“ hat mir viele Anregungen für Techniken und Vorgehensweisen am Pferd gegeben. Wenn möglich habe ich versucht, meine Ergebnisse durch Tierärzte, Tierheilpraktiker, energetisch arbeitende Therapeuten oder EPOS-Kollegen überprüfen zu lassen und dabei festgestellt, dass die am Menschen entwickelten kinesiologischen Methoden, Techniken und Vorgehensweisen für das Pferd ebenso anwendbar sind wie für den Menschen. Die Unterschiede lassen sich wie folgt zusammenfassen:

Pferde akzeptieren Veränderungen und Therapien leichter als Menschen; man findet weniger psychische oder emotionale Abwehrstrategien.

Pferde sind meist eindeutiger in ihren Antworten auf den Muskeltest, vermutlich weil sie den Muskeltest nicht in dem Maß psychisch manipulieren wie menschliche Patienten.

Korrekturen, insbesondere energetische und strukturelle sowie Regulationen im Stoffwechsel, greifen schneller und halten länger an als beim Menschen.

Besonders in der Diagnose und Therapie beim Pferd, das – bedingt durch Haltung und Nutzung – unter einer großen Zahl komplexer gesundheitlicher Einschränkungen leiden, uns diese aber nicht verbal mitteilen kann, hat sich der kinesiologische Muskeltest in der Diagnosestellung und der Wahl der geeigneten Therapie als unschätzbares Werkzeug erwiesen. Gerade in Fällen, in denen die klassischen Diagnoseverfahren wie Röntgen, Ultraschall, Blutbild, Mobilisation und Palpation keine befriedigenden Ergebnisse liefern, kann der kinesiologische Muskeltest helfen. Ebenfalls für die Rückverfolgung von Krankheitskausalketten und damit für die Suche nach der Ursache für ein gesundheitliches Problem ist der Muskeltest hervorragend geeignet. So kann die akute Lahmheit der linken Hinterhand durch einen Sehnenschaden der rechten Vorhand verursacht sein, der mit einer Überlastung des diagonalen Beines einhergeht. Der Sehnenschaden an der rechten Vorhand kann wiederum durch Überlastung nach einer Hufrollenentzündung im linken Vorderbein aufgetreten sein und diese kann die Folge einer Blockade der rechten Hinterhand im Iliosakralgelenk sein, was eben zu der Überlastung des diagonalen Vorderbeins geführt hat. In solchen Fällen ist die Therapie am einzelnen Symptom, in diesem Fall also der Lahmheit der linken Hinterhand, meist nur von kurzer Dauer oder sehr unbefriedigend. Sucht man hingegen die Ursache und kann diese beseitigen, so kann der Körper wieder zu seinem natürlichen Gleichgewicht finden und die lokale Therapiemethode wird deutlich besser anschlagen, was zu einer nachhaltigen Verbesserung des Gesundheitszustandes führt. Diese Ursachenfindung ermöglicht der kinesiologische Muskeltest als Ergänzung zur lokalen Diagnose mit tierärztlichen Mitteln.

Darüber hinaus werden die gesundheitlichen Probleme beim Pferd, genauso wie beim Menschen, in ihrer Priorität für das Pferd angezeigt. So kann beispielsweise die Lahmheit, wegen der man konsultiert wurde, für das Pferd subjektiv einen deutlich geringeren Stressor darstellen als ein unverträgliches Futter oder ein Trauma von einem schweren Unfall. Indem man die gesundheitlichen Probleme in ihrer vom Patienten vorgegebenen Prioritätsreihenfolge auflöst, kann der Körper die Korrekturen besser verarbeiten und die Therapie wird deutlicheren und nachhaltigeren Erfolg zeigen.

Zusammenfassend kann ich aus meiner Praxis bestätigen, dass sich die kinesiologischen Methoden – abgesehen von der nicht möglichen direkten Testung des Patientenmuskels – direkt und ohne Einschränkung auf Pferde übertragen lassen.

1.4 Verantwortung des Kinesiologen

Eben weil das Pferd uns nur indirekt über sein Verhalten mitteilen kann, welche gesundheitlichen oder psychischen Probleme es hat, ist es in der Verantwortung des Kinesiologen, auch seine Grenzen zu erkennen. Der Muskeltest ist ein hervorragendes Werkzeug, aber auch die kinesiologische Arbeit hat – wie alle Behandlungsmethoden – ihre Grenzen. Daher muss der Kinesiologe besonders kritisch mit seinen Ergebnissen umgehen.

Notfälle gehören immer in die Hand des Tierarztes. Versuchen Sie nicht, auf eigene Faust eine Kolik, eine Fraktur oder einen vergleichbar schweren Krankheitsfall therapieren zu wollen. Im Zweifelsfall sollte immer der Tierarzt über die notwendigen Notfall- und Therapiemaßnahmen entscheiden.

Die Kinesiologie kann hilfreiche Hinweise auf die Ursache einer Kolik oder die Lokalisation einer Fraktur geben, sodass der Tierarzt unterstützt wird, das Pferd schneller und gezielter zu behandeln. Auch in der Nachsorge nach schweren Erkrankungen und in der Rehabilitation hilft die Kinesiologie, die geeigneten Methoden zu bestimmen und so zu einer schnelleren Genesung des Pferdes beizutragen.

Die Grenzen der eigenen Fähigkeiten und Therapiemethoden sollte der Kinesiologe immer beachten. Es kann notwendig sein, dass das Pferd neben dem Tierarzt auch einem anderen Therapeuten vorgestellt werden muss, der vielleicht mit Akupunktur, Blutegeln, Shiatsu oder anderen alternativen Methoden dem Pferd helfen kann oder ein Hufschmied oder Sattler sollte gerufen werden, um dem Pferd weiterzuhelfen. Gerade nach verblüffenden Erfolgen mit medizinisch austherapierten Pferden neigt man leicht dazu, die Möglichkeiten, die der kinesiologische Muskeltest bietet, und die eigenen therapeutischen Fähigkeiten zu überschätzen. Hier ist immer ein selbstkritischer Blick auf die eigene Arbeit und die eigenen Grenzen notwendig, um rechtzeitig einen eventuell notwendigen Richtungswechsel in der Therapie zu erkennen. Ein gutes Netzwerk von Therapeuten und angrenzenden Berufsgruppen wie Hufschmieden, Huforthopäden, Sattlern etc. kann hier hilfreich sein, die optimale Therapie und -reihenfolge zu bestimmen.

Hinzu kommt die Beeinflussbarkeit des Muskeltests durch den Tester. Auch wenn die Literatur den kinesiologischen Muskeltest vielfach als „neutralen“ Test vorstellt, ist er meiner Meinung nach sowohl vom Tester als auch vom Pferd zu beeinflussen. Die meisten Kinesiologen erleben das beim Testen ihrer eigenen Tiere – auf einmal bekommt man seltsame Ergebnisse, falsche Ergebnisse oder solche, die der tierärztlichen Diagnose und dem gesunden Menschenverstand komplett widersprechen. Hier ist der Tester emotional zu stark involviert und der Muskel zeigt daher keine zuverlässigen Ergebnisse an. Auch wenn das Tier unter einer Extrembelastung steht, z. B. nach einem sehr schweren Unfall, kann der Muskeltest falsche Ergebnisse liefern, da der ganze Körper noch unter Schock und Stress steht.

Aus diesem Grund kann ich jedem, der mit dem kinesiologischen Muskeltest arbeitet, nur raten, zusätzlich seine Wahrnehmung und seine palpatorischen Fähigkeiten zu schulen sowie seine Kenntnisse im Bereich Anatomie, Physiologie und Krankheitssymptome ständig zu erweitern. Die Benutzung des kinesiologischen Muskeltests sollte immer die Benutzung des logischen Denkens und des gesunden Menschenverstands mit einschließen. Nur so ist es möglich, das Ergebnis des Muskeltests auch richtig einzuordnen und ungenaue oder falsche Resultate zu erkennen. Eine besondere Bedeutung kommt beim kinesiologischen Arbeiten auch der Schulung des eigenen Bewusstseins hin zu einer neutralen Erwartungshaltung zu. Wenn der Tester müde oder unkonzentriert ist oder durch einen ängstlichen Besitzer, lästernde Zuschauer, Stallunruhe zur Fütterungszeit oder eigene private oder berufliche Probleme abgelenkt wird, kann der kinesiologische Muskeltest keine korrekten Resultate liefern.

1.5 Kritik am Muskeltest

Der kinesiologische Muskeltest – egal ob beim Menschen oder Tier durchgeführt – ist eine subjektive Methode und kein wissenschaftliches Verfahren. Seine Anwendung beruht auf empirischen Untersuchungen, Beobachtungen und Erfahrungen verschiedener Therapeuten an verschiedenen Patienten. Die Tatsache, dass der kinesiologische Muskeltest von der Erwartungshaltung des Testers und der Testperson sowie von der Erfahrung und Übung des Testers immer stark beeinflussbar ist, führt zu vielfacher Kritik an diesem unwissenschaftlichen Verfahren. So hat beispielsweise die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften e. V. am Beispiel der Edu-Kinesiologie gezeigt, dass

die Edu-Kinesiologie jeder wissenschaftlichen Grundlage entbehrt und religiös-magischen Vorstellungen entstammt,

der Versuch, diese Vorstellungen mit moderner Neurobiologie und Psychologie in Einklang zu bringen, gescheitert ist,

der als diagnostisches Mittel eingesetzte kinesiologische Muskeltest völlig ungeeignet ist und

die Wirksamkeit der Methode insgesamt nicht nachgewiesen ist.

Ähnlich wie die Homöopathie wissenschaftlich nicht erklärbar und ihre Wirkung in Studien nicht nachweisbar ist, kann auch die Zuverlässigkeit des Muskeltests wissenschaftlich nicht zweifelsfrei bewiesen werden, auch wenn Versuche hierzu immer wieder unternommen werden. Zu vielfältig sind die Einflussmöglichkeiten und Fehlerquellen bei der Durchführung und der Interpretation des kinesiologischen Muskeltests.

Auf der anderen Seite konnte in seriösen Untersuchungen zur Wissenschaftlichkeit medizinischer Forschung gezeigt werden, dass auch Studien im medizinischen Bereich nur in den wenigstens Fällen sinnvoll wissenschaftlich aufgesetzt werden. Erst seit Mitte der 90er-Jahre beginnt hier, nicht zuletzt auf Betreiben der Cochrane Collaboration, ein Umdenken hin zur Evidence-Based Medicine und es konnten viele, seit Jahren medizinisch anerkannte Therapien als Placebo-Therapien oder z. T. sogar als schädlich nachgewiesen werden. Nicht ganz ohne Grund lästerte schon Voltaire: „Ärzte geben Medikamente, von denen sie wenig wissen, in Menschenleiber, von denen sie noch weniger wissen, zur Behandlung von Krankheiten, von denen sie überhaupt nichts wissen.“

Der in der Medizin oft unterschätzte Einfluss des Therapeuten auf den Ausgang einer Behandlung wurde aber in verschiedenen wissenschaftlichen Studien selbst bei klassisch-medizinischen Therapien und Medikamenten gezeigt: Ist der Arzt von der Wirksamkeit einer Therapie oder eines pharmazeutischen Produkts – selbst eines Placebos – überzeugt und kann er diese Überzeugung seinem Patienten vermitteln, so wird er mit der Therapie eine signifikant höhere Erfolgsquote erreichen als ein Arzt, der überzeugt ist, dass das Medikament nicht wirkt und sich dem Patienten gegenüber negativ über den voraussichtlichen Krankheitsverlauf äußert.

Bei der Arbeit mit dem kinesiologischen Muskeltest übt der Tester mit seiner Erfahrung, seinem Hintergrundwissen z. B. über Krankheiten, seiner Überzeugung und seinem Repertoire an therapeutischen Möglichkeiten einen wesentlichen Einfluss auf das Testergebnis aus. Dessen muss sich jeder, der mit dem kinesiologischen Muskeltest arbeitet, immer bewusst sein. Insbesondere beim Arbeiten mit Ja/Nein-Fragen und auch beim Arbeiten mit dem Fokus kann eine suggestive Frageweise oder ein selektiver Fokus dazu führen, dass eine vollkommen falsche Diagnose gestellt wird. Gerade diese Techniken erfordern viel Übung und Erfahrung, um zu zuverlässigen Ergebnissen zu kommen. In der diagnostischen und therapeutischen Arbeit ist der kinesiologische Muskeltest insgesamt ein hervorragendes Werkzeug, jedoch nie so zuverlässig wie eine Röntgenaufnahme oder ein Blutbild. Daher ist in Zweifelsfällen, in Notfällen oder bei fatalen Diagnosen immer ein Tierarzt zur Abklärung hinzuzuziehen.

2 Der kinesiologische Muskeltest

2.1 Anatomische Grundlagen

Der Begriff „Kinesiologie“ leitet sich von den zusammengesetzten altgriechischen Begriffen „kinesis“ (Bewegung) und „logos“ (Lehre) ab, bedeutet also „Lehre von der Bewegung“. Es wird in der Kinesiologie entsprechend immer mit der Bewegung der Muskeln gearbeitet, dem kinesiologischen Muskeltest. Zur anatomischen Funktionsweise des kinesiologischen Muskeltests ist bereits viel in der Literatur geschrieben worden. Im Folgenden soll die gängigste Vorstellung beschrieben werden. Es handelt sich um ein Modell, das nicht vollständig die Funktionsweise und Möglichkeiten erklärt, die der Muskeltest in der Praxis zeigt, aber die Grundlagen sehr gut abdeckt.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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