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Das Delir ist eine häufige, akut auftretende Funktionsstörung des Gehirns, die eine anhaltende kognitive und funktionelle Beeinträchtigung zur Folge haben kann. Gezielte Präventionsmaßnahmen bzw. ein frühzeitiges Erkennen und eine angemessene Therapie sind für die Lebensqualität der Betroffenen entscheidend. Dieser interdisziplinäre und multiprofessionelle Leitfaden bietet evidenzbasierte Empfehlungen zur Prävention, Risikoeinschätzung, Behandlung und Nachsorge des Delirs. Auch werden neben der Klassifikation des Delirs verschiedene Hypothesen zur Pathogenese erläutert. Unter Berücksichtigung aktueller Leitlinien werden zudem Besonderheiten in unterschiedlichen Versorgungssettings wie der Intensivstation und der Pädiatrie sowie relevante strukturelle Rahmenbedingungen praxisnah dargestellt. Etablierte Screening- und Testverfahren zur Delirerfassung stehen zum Download zur Verfügung. Als kompakter Praxisbegleiter richtet sich das Buch an alle beteiligten Berufsgruppen und leistet einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Verbesserung der Versorgung.
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Seitenzahl: 93
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Cover
Titelei
Geleitwort
Übersicht über das elektronische Zusatzmaterial
1 Einführung
2 Definition und Klassifikation des Delirs
2.1 Klassifikation des Delirs nach DSM-5®
2.2 Klassifikation des Delirs nach ICD-10
2.3 Klassifikation des Delirs nach ICD-11
2.4 Literatur
3 Pathogenese des Delirs
3.1 Biomarker
3.2 Literatur
4 Epidemiologie und Risikofaktoren des Delirs
4.1 Häufigkeit des Delirs
4.2 Risikofaktoren
4.3 Risikoscreening
4.4 Literatur
5 Allgemeine Prävention des Delirs
5.1 Allgemeine und organisatorische Maßnahmen
5.2 Medizinische Maßnahmen
5.3 Pharmakologische Delirprävention
5.4 Literatur
6 Diagnostik
6.1 Basisdiagnostik
6.2 Erweiterte Diagnostik
6.3 Differenzialdiagnosen des Delirs
6.3.1 Neurologische, autoimmun-vermittelte und entzündliche Ursachen
6.3.2 Psychiatrische Ursachen
6.3.3 Medikamentenöse oder toxikologische Ursachen
6.3.4 Endokrinologische und metabolische Ursachen
6.4 Literatur
7 Screening und Assessment des Delirs
7.1 3-Minute Diagnostic Confusion Assessment Method (3D-CAM)
7.2 Confusion Assessment Method for the Intensive Care Unit (CAM-ICU)
7.3 Modified Confusion Assessment Method for the Emergency Department (mCAM-ED)
7.4 Alkoholentzugsskala (AES) nach Wetterling
7.5 Intensive Care Delirium Checkliste (ICDSC)
7.6 4-A-Test (4AT)
7.7 Nursing Delirium Screening Scale (NuDESC)
7.8 FAM-CAM
7.9 Cornell Assessment of Pediatric Delirium (CAPD)
7.10 Literatur
8 Therapie des Delirs
8.1 Allgemeine Maßnahmen des gesamten multiprofessionellen Teams
8.2 Pflegerische und spezialtherapeutische Maßnahmen
8.3 Ärztliche Maßnahmen
8.4 Pharmakologische Therapie des Delirs
8.5 Literatur
9 Strukturelle Voraussetzungen
9.1 Gesundheitsökonomische Bedeutung
9.2 Strukturen der ambulanten Prävention des Delirs
9.3 Stationäre Prävention und demenzsensibles Krankenhaus
9.4 Literatur
10 Langzeitfolgen des Delirs und Nachsorge
10.1 Nachsorge
10.2 Literatur
11 Delir in besonderen Settings
11.1 Delir auf Intensivstationen
11.1.1 Diagnostik
11.1.2 Prävention und Behandlung
11.1.3 Literatur
11.2 Perioperatives Management zur Prävention eines Delirs
11.2.1 Diagnostik
11.2.2 Prävention und Behandlung
11.2.3 Literatur
11.3 Post-Stroke-Delir
11.3.1 Diagnostik
11.3.2 Prävention und Behandlung des PSD
11.3.3 Literatur
11.4 Delir in der Geriatrie
11.4.1 Diagnostik
11.4.2 Prävention und Behandlung
11.4.3 Literatur
11.5 Delir bei Parkinson
11.5.1 Diagnostik
11.5.2 Prävention und Behandlung
11.5.3 Literatur
11.6 Delir im Pflegeheim
11.6.1 Diagnostik
11.6.2 Prävention und Behandlung
11.6.3 Literatur
11.7 Delir in palliativen Settings
11.7.1 Diagnostik
11.7.2 Prävention und Behandlung
11.7.3 Literatur
11.8 Entzugsdelir
11.8.1 Prävention und Diagnostik
11.8.2 Behandlung
11.8.3 Literatur
11.9 Delir in der Pädiatrie
11.9.1 Diagnostik
11.9.2 Prävention und Behandlung
11.9.3 Literatur
12 Zusatzmaterial zum Download
Verzeichnis der Autoren und Autorinnen
Weitere Mitwirkende
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Cover
Inhaltsverzeichnis
Titelseite
Impressum
Inhaltsbeginn
Die Autoren und Autorinnen
PD Dr. med. Robert Fleischmann, MHBA, geschfd. Oberarzt Neurologie und stellv. ärztlicher Direktor, Demenzsensibles Krankenhaus, Universitätsmedizin Greifswald.
PD Dr. med. Dorothee Kübler-Weller, Oberärztin Neurologie, Charité – Universitätsmedizin Berlin und NeuroCure Research Fellow.
PD Dr. med. Annerose Mengel, stellv. ärztliche Direktorin Klinik für Neurologie und oberärztliche Leitung des klinikweiten Demenz-Delir Konsilteams Universitätsklinikum Tübingen.
Dr. med. Philip Stötzner, Oberarzt Gerontopsychiatrisches Zentrum der Psychiatrischen Universitätsklinik der Charité im St. Hedwig-Krankenhaus, Leitung AG Klinische Gerontopsychiatrie und -psychotherapie.
Max Zilezinski, M. Sc., GuK, Promovend der Gesundheits- und Pflegewissenschaft und Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Klinische Pflegewissenschaft, Charité – Universitätsmedizin Berlin.
Unter Mitarbeit von Matthias Klein,Andrea Lohse, Thomas Saller, Georg Ebersbach,Vincent Molitor, Johanna Seiters, Rebecca Palm,Thomas Dreher und Felix Neunhoeffer
Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und für die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Die Wiedergabe von Warenbezeichnungen, Handelsnamen und sonstigen Kennzeichen in diesem Buch berechtigt nicht zu der Annahme, dass diese von jedermann frei benutzt werden dürfen. Vielmehr kann es sich auch dann um eingetragene Warenzeichen oder sonstige geschützte Kennzeichen handeln, wenn sie nicht eigens als solche gekennzeichnet sind. Es konnten nicht alle Rechtsinhaber von Abbildungen ermittelt werden. Sollte dem Verlag gegenüber der Nachweis der Rechtsinhaberschaft geführt werden, wird das branchenübliche Honorar nachträglich gezahlt.
1. Auflage 2026
Alle Rechte vorbehalten© W. Kohlhammer GmbH, StuttgartGesamtherstellung:W. Kohlhammer GmbH, Heßbrühlstr. 69, 70565 [email protected]
Print:ISBN 978-3-17-045396-8
E-Book-Formate:pdf:ISBN 978-3-17-045397-5epub:ISBN 978-3-17-045398-2
von Christine Thomas
Mit diesem handlichen Klinikleitfaden zum Delir wird ein alltagstauglicher Begleiter für Kliniker*innen verschiedener Disziplinen, Ärzt*innen, Pflegefachpersonen sowie für alle in der Versorgung chronisch kranker Menschen vorgelegt. Die Notwendigkeit, das Delir im klinischen Alltag zu erkennen und angemessen zu behandeln, ist für die Lebensqualität insbesondere älterer Menschen von entscheidender Bedeutung. Das interprofessionelle Autor*innenteam stellt hier ein pragmatisches Buch vor, das – sehr praxisnah und gut verständlich – kurze klinische Handlungsempfehlungen bietet und so im klinischen Alltag vielfältige Unterstützung bereitstellt, um die Herausforderungen des Delirsyndroms, sei es im Krankenhaus, in stationären oder in ambulanten Einrichtungen (z. B. Pflegeheimen und ambulanten Pflegediensten), gemeinsam zu bewältigen.
Trotz der Kompaktheit kommen alle wesentlichen Grundfesten eines erfolgreichen Delirmanagements zur Geltung. Zudem werden die strukturellen Voraussetzungen klar benannt, die für eine effiziente Umsetzung erforderlich sind. Delirrisikoerfassung als Basis einer individualisierten multimodalen Delirprävention wird prägnant dargestellt, zudem werden verschiedene Möglichkeiten des Delirscreenings erläutert und eingeordnet. Rationale Delirdiagnostik, Differentialdiagnostik und die klinisch neben den im Vordergrund stehenden nicht pharmakologischen Maßnahmen teilweise notwendige medikamentöse Delirsymptomkontrolle finden breite Berücksichtigung mit allen Besonderheiten für vulnerable Patient*innengruppen.
Ich bin überzeugt, dass dieser Leitfaden im Alltag vielfältige Anwendung finden und die Versorgung der Betroffenen nachhaltig verbessern wird.
Stuttgart, im Frühjahr 2025PD Dr. med. Christine Thomas
Den Weblink, unter dem die Zusatzmaterialien zum Download verfügbar sind, finden Sie ganz hinten in diesem Buch unter ▸ Kap. 12.
4-DSD (4-,A's Test for Delirium Superimposed on Dementia)
AES (Agitation Evaluation Scale)
CAM-ICU (Confusion Assessment Method for the Intensive Care Unit)
Checkliste »Delirprävention und -therapie«
DEC (Delirium Experience Questionnaire)
FAM-CAM (Family Confusion Assessment Method)
ICDSC (Intensive Care Delirium Screening Checklist)
mCAM-ED (Modified Confusion Assessment Method for the Emergency Department)
NuDESC (Nursing Delirium Screening Scale)
PAINAD (Pain Assessment in Advanced Dementia Scale)
SIS (Six-Item Screener)
Flowchart: Maßnahmen zur Prävention und Behandlung eines Delirs
Das Delir ist eine häufige, akut auftretende Funktionsstörung von Netzwerken des Gehirns, welche durch akut einsetzende medizinische Ereignisse ausgelöst wird. Es sind insbesondere ältere Menschen betroffen. Gerade diese sind zudem gefährdet, in Folge eines Delirs eine anhaltende kognitive und funktionelle Beeinträchtigung zu erleiden. Dies schließt die Entwicklung dementieller Syndrome, die Entlassung in eine stationäre Langzeitpflegeeinrichtung und eine erhöhte Wahrscheinlichkeit des Versterbens im ersten Jahr nach dem Delir mit ein.
Der vorliegende interdisziplinäre und multiprofessionelle Klinikleitfaden zum Delir soll das Verständnis für das Delir als klinisches Syndrom vertiefen, die aktuelle Evidenz systematisch zusammenfassen und pragmatische, kliniknahe Handlungsempfehlungen zur Prävention, Behandlung und Verringerung von Langzeitfolgen geben.
Wir haben dieses Buch in drei Abschnitte untergliedert. Im ersten allgemeinen Teil erörtern wir die Definition und Klassifikation und stellen die Epidemiologie, Risikofaktoren sowie die Pathogenese inkl. wichtiger diagnostischer Biomarker vor. Ein Schwerpunkt in diesem Abschnitt sind die Screening- sowie Assessment-Methoden mit der dazugehörigen notwendigen Diagnostik des Delirs. Zudem erläutern wir allgemeine Prinzipien der Prävention und Therapien.
Im zweiten Teil stellen wir Versorgungsstrukturen und Rahmenbedingungen vor, die dabei helfen, Ressourcen für ein evidenzbasiertes Delirmanagement vorzuhalten. Hierbei zeigen wir die Möglichkeiten eines delirpräventiven demenzsensiblen Krankenhauses, die Rahmenbedingungen für die ambulante Versorgung, Schulungsmöglichkeiten für Behandelnde, Angehörige und Betroffene sowie gesundheitsökonomische Aspekte auf. Abschließend legen wir mögliche Langzeitfolgen des Delirs dar.
Im dritten Teil werden Behandlungsstrategien und besondere Aspekte in spezifischen Settings erörtert. Schwerpunkte sind das postoperative Delir, das Delir nach einem Schlaganfall, Delir bei neurodegenerativen Erkrankungen, das Entzugsdelir, das pädiatrische und geriatrische Delir sowie das Delir auf Intensiv- und Palliativstationen sowie im Pflegeheim.
Die wesentlichen Aspekte des Delirmanagements haben wir abschließend in einem exemplarischen praxisnahen Versorgungspfad gebündelt (auch online verfügbar, ▸ Kap. 12).
Das Delir ist eine akute Bewusstseins- und Aufmerksamkeitsstörung mit fluktuierendem Verlauf. Es gibt vielfältige Auslöser, die bisweilen eine ausführliche weiterführende Diagnostik erfordern. Abhängig von der jeweiligen Ätiologie werden verschiedene Formen des Delirs unterschieden. Als Goldstandard für die Diagnosestellung eines Delirs dienen Kriterien des Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM-5(R)).
Das Delir fällt im DSM-5 unter die Kategorie »Neurokognitive Störungen« (American Psychiatric Association, 2013).
Das DSM-5 definiert spezifische Kriterien, die erfüllt sein müssen, um ein Delir zu diagnostizieren.
Obligate Hauptsymptome:
1.
Akuter Beginn und fluktuierender Verlauf: Das Delir tritt plötzlich auf und seine Symptome können im Verlauf schwanken.
2.
Aufmerksamkeits-/Bewusstseinsstörung: reduzierte Klarheit des Bewusstseins und der Aufmerksamkeit.
3.
Veränderung der Kognition: Beeinträchtigungen des Gedächtnisses, der Orientierung, der Sprache oder der Wahrnehmung.
Die Aufmerksamkeit- und Bewusstseinsstörung sowie ggf. zusätzliche kognitive Defizite dürfen nicht allein durch eine vorbestehende Erkrankung bedingt sein und sich nicht im Zusammenhang mit einem Koma oder Erwachen aus dem Koma erklären lassen. Alte Begriffe wie »hirnorganisches Psychosyndrom«, »Durchgangssyndrom« oder »akute organische Psychose« sollen nicht mehr benutzt werden.
Man unterscheidet klinisch ein hypoaktives von einem hyperaktiven Delir, Mischformen sind häufig.
Hyperaktives Delir (ca. 20 % nach der Delirium Motor Subtype Scale, DMSS)
gesteigerte motorische Unruhe und Rastlosigkeit; ungeduldiges, eventuell aggressives Verhalten
vorwiegend inhaltliche Denkstörungen mit Verkennen der Situation, optische Halluzinationen, wahnhaftes Bedrohungserleben
Mortalität 15 %
Hypoaktives Delir (ca. 40 % nach DMSS)
motorische und kognitive Verlangsamung, reduzierte Aktivität, Antriebslosigkeit bis hin zur Apathie
ebenso häufig wahnhafte Störungen und Halluzinationen, die oft nicht geäußert werden
vorwiegend bei Patient*innen ≥ 65 Jahre
Mortalität bis zu 33 %, insbesondere bei Patient*innen mit dementiellem Syndrom
Gemischtes Delir (ca. 40 % nach DMSS): Wechsel zwischen vorgenannten Zuständen.
Bei der ICD-10 fällt das Delir unter die Kategorie »Psychische und Verhaltensstörungen«.
F05.– Delir, nicht durch Alkohol oder andere psychotrope Substanzen bedingt
