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Seitenzahl: 917
Veröffentlichungsjahr: 2018
Kompendium für die Heilpraktikerprüfung
Margit Allmeroth
6., aktualisierte Auflage
17 Abbildungen
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Margit Allmeroth
Abb. von: Sebastian Kaulitzki, Fotolia.com |
1 Atmungssystem
2 Blut und Abwehr
3 Harnsystem
4 Herz, Kreislauf und Gefäßsystem
5 Hormonsystem
6 Infektionskrankheiten
7 Verdauungssystem
Die Lunge und die zuleitenden Atemwege (Strecke Nasen-Rachen-Raum bis Bronchioli) zählen zum Atmungssystem ( ▶ Abb. 1.1). Die eingeatmete Luft (Ventilation) wird zunächst über die Nase (oder den Mund) in den Rachen, dann über den Kehlkopf in die Luftröhre geleitet. Von dort gelangt sie in die Bronchien zu den Bronchioli und schließlich in die Alveolen (Blut-Luft-Schranke).
Abb. 1.1 Übersicht über die Atmungsorgane.
(Abb. aus: Faller A, Schünke M. Der Körper des Menschen. Einführung in Bau und Funktion. 17. Aufl. Stuttgart, Thieme; 2017)
Entlang des Konzentrationsgefälles (Diffusion) gelangt Sauerstoff (O2) durch die Membran der Lungenbläschen ins Blutsystem des Lungenkreislaufes (Perfusion). Im Gegenzug wird ebenfalls entlang des Konzentrationsgefälles Kohlendioxid (CO2) in die Ausatemluft (Ventilation) gebracht. Die Ausatemluft verlässt die Lungen in umgekehrter Richtung.
Um einen optimalen Atemvorgang zu gewährleisten, müssen Ventilation (Belüftung der Lungenalveolen im Wechsel von Inspiration und Exspiration), Diffusion (Gasaustausch über die alveolokapilläre Membran) und Perfusion (der Ventilation angepasste Durchblutung der Lungenkapillaren) gut aufeinander abgestimmt sein.
Aufgaben des Atmungssystems:
Äußere Atmung
Aufnahme von O2 aus der Atemluft in das Blutsystem
Abgabe von CO2 als Endprodukt des Körperstoffwechsels
Merke
Unter innerer Atmung versteht man den intrazellulären Verbrennungsprozess u. a. mit O2; Abfallprodukt ist CO2.
Regulation des Säure-Basen-Haushalts. Zusammen mit den Nieren und dem Pufferungssystem (hauptsächlich Bikarbonatpuffer) im Blut fungieren die Lungen als die schnellsten Regulatoren des Säure-Basen-Haushalts.
Spezieller Lernhinweis
Bei einer metabolischen Übersäuerung (Azidose) reagiert der Körper mit einer vertieften Abatmung von CO2 (Kußmaul-Atmung), um den zu sauren Blut-pH wieder in den Normbereich zu bringen. Ist der Blut-pH zu alkalisch (Alkalose), reagiert der Körper mit einer flachen (eher verminderten) Abatmung von CO2, um den zu alkalischen Blut-pH wieder in den Normbereich zu bringen.
Alle zuleitenden Atemwege sind innen mit einer ein Flimmerepithel tragenden Schleimhaut ausgestattet und erfüllen somit folgende Aufgaben:
Anfeuchtung der Atemluft (durch ständige Schleimproduktion)
Vorreinigung der Atemluft (Flimmerepithel befördert Fremdkörper nach außen)
Erwärmung der Atemluft (v. a. im Bereich der Nasenschleimhaut befindet sich ein dichtes Blutgefäßgeflecht)
Luftweiterleitung
Nase (Naso) und Nasennebenhöhlen (Sinus paranasales)
Die Nase liegt über dem harten Gaumen, die Seitenwände werden vom Oberkieferknochen gebildet; oben wird sie durch die Siebbeinplatte begrenzt.
Die paarigen Nasennebenhöhlen sind durch offene Gänge mit der Nase verbunden.
Zu den Nasennebenhöhlen zählen:
Stirnhöhlen (Sinus frontales)
Kieferhöhlen (Sinus maxillares)
Siebbeinzellen (Sinus ethmoidales)
Keilbeinhöhlen (Sinus sphenoidales)
In der Nasenschleimhaut sind Riechzellen eingelagert (schlechter Geruch kann vor schädlichen Stoffen warnen).
Nase und Nasennebenhöhlen stellen einen Resonanzraum für die Stimmbildung dar.
Rachen (Schlund, Pharynx)
Der Rachen ist ein Muskelschlauch, der sich von der Schädelbasis bis zur Speiseröhre erstreckt.
Er liegt vor der Halswirbelsäule (HWS) und hinter der Mund- und Nasenhöhle.
Im Rachen kreuzen sich Luft- und Speisewege, wobei die Luftwege beim Schluckakt durch den Kehldeckel verschlossen werden.
Kehlkopf (Larynx)
Der Kehlkopf ist ein aus 4 größeren sowie einigen kleineren Knorpeln bestehendes röhrenförmiges Gerüst, das sich vom Zungengrund bis zur Luftröhre erstreckt und teilweise durch Gelenke miteinander verbunden ist (von kranial nach kaudal: Schildknorpel mit Kehldeckelknorpel, Stellknorpel und Ringknorpel).
Auf dem größten Knorpel (Schildknorpel) liegt der Kehldeckel (Epiglottis), der sich beim Schluckakt als schützende Verschlussklappe auf den Kehlkopfeingang legt, damit der Speisebrei nicht in die Luftröhre gelangt.
Zwischen dem Schildknorpel und den 2 Stellknorpeln spannen sich die Stimmbänder aus; der Spaltraum zwischen den Stimmbändern wird als Stimmritze (Glottis) bezeichnet; die Weite der Stimmritze ist von der Stellung der Stimmbänder abhängig; bei der Stimmbildung werden die Stimmbänder durch den Luftstrom in Schwingungen versetzt.
Luftröhre (Trachea)
Die Luftröhre ist eine 10–12 cm lange biegsame Röhre und beginnt unterhalb des Ringknorpels; sie liegt hinter der Schilddrüse und vor der Speiseröhre.
Die Wand der Trachea wird durch 16–20 c-förmige Knorpelspangen verstärkt, deren Bögen nach ventral gerichtet sind; somit wird die Luftröhre bei Unterdruck (z. B. bei der Einatmung) offen gehalten.
Die Hinterwand wird von elastischem und kollagenem Bindegewebe gebildet, in das glatte Muskelfasern eingelagert sind, wodurch eine Ausweitung der dahinter liegenden Speiseröhre ermöglicht wird.
Bronchien
In Höhe des 4. Brustwirbels teilt sich die Trachea (Bifurkation) in den rechten und linken Stammbronchus auf, welche am Lungenhilus in die rechte und linke Lunge eintreten.
Der rechte Stammbronchus teilt sich innerhalb der rechten Lunge in 3, innerhalb der linken Lunge in 2 Hauptäste (Lappenbronchien).
Die Lappenbronchien spalten sich in Segmentbronchien (rechts: 10, links: 8–10 Segmentbronchien).
Wie die Äste eines Baumes entstehen immer kleiner werdende Verzweigungen des Bronchialbaumes bis zu den Endbronchiolen (Bronchioli terminales).
Die Endbronchiolen gehen in das eigentlich atmende Lungengewebe, die Lungenbläschen (Alveolen), über.
Ähnlich der Trachea besteht die Wand der Hauptbronchien aus Knorpelspangen und der umgebenden Muskulatur; je weiter sich die Bronchien aufzweigen, desto mehr nehmen die knorpeligen Anteile ab und werden durch Knorpelplättchen ersetzt, bis sich in den terminalen Verzweigungen überwiegend Muskelzellen befinden.
Die Lunge liegt innerhalb des knöchernen Thorax.
Sie besteht aus 2 getrennten Lungenflügeln, die sich beiderseits des Mediastinums befinden.
Die Außenflächen liegen der inneren Thoraxwand an, während die Unterflächen (Lungenbasis) dem Zwerchfell aufsitzen.
Die Lungenspitzen ragen 2–4 cm über das Schlüsselbein hinaus, ventral liegen die Lungenflügel in Höhe der 6. Rippe, axillar in Höhe der 8. Rippe, dorsal zwischen dem 10. und 12. Brustwirbel.
Die Stammbronchien, die Lungenschlagadern (Aa. pulmonales), die Lungenvenen (Vv. pulmonales), die Lymphgefäße und Nerven treten über den Lungenhilus in die Lungen ein bzw. aus.
Weiterhin teilen sich die beiden Lungenflügel in Lungenlappen auf: die rechte Lunge besteht aus 3 Lappen (Ober-, Mittel- und Unterlappen), die linke Lunge aus 2 Lappen (Ober- und Unterlappen).
Die Lungenlappen unterteilen sich weiterhin in 10 Segmente rechts und 8–10 Segmente links, deren Grenzen äußerlich nicht mehr sichtbar sind.
Die Masse des Lungengewebes besteht aus Anteilen der zuleitenden Atemwege und der Alveolen, die außen um den Bronchialbaum herum liegen.
Zwischen den Bronchien befindet sich Bindegewebe, das reich an elastischen Fasern ist.
Die zuleitenden Atemwege bringen die vorgewärmte, vorgereinigte und angefeuchtete Luft in die Lungenbläschen (Alveolen). Insgesamt besitzen beide Lungenflügel ca. 300 Mio. Alveolen, sodass die Kontaktfläche zwischen Luft- und Blutraum 80–120 m2 beträgt.
Die Alveolen bestehen zu 95% aus Pneumozyten I (Deckzellen), die für O2 und CO2 durchlässig sind, um die Diffusion zu gewährleisten; sie sind von einem dichten Kapillarnetz umgeben.
Den Pneumozyten I sind Pneumozyten II (Nischenzellen) zwischengelagert; sie produzieren den Surfactant, welcher eine Emulsion aus Phospholipiden und Mukoiden darstellt.
Der Surfactant verhindert u. a. den Kollaps von Alveolen während der Exspiration durch Minderung der Oberflächenspannung.
Um Volumenschwankungen bei der Ein- und Ausatmung standzuhalten, sind die Alveolen von einem feinen Netz elastischer Fasern umgeben.
Jeder Lungenflügel ist von einer dünnen, mit Gefäßen versorgten Hülle, dem Lungenfell (Pleura visceralis) umgeben. Sie grenzt, nur durch einen engen Flüssigkeitsspalt getrennt, an das Rippenfell (Pleura parietalis); beide Pleurablätter zusammen nennt man Pleura oder Brustfell.
Die Adhäsionskräfte (Anhaftung zweier Körper aneinander) der serösen Flüssigkeit zwischen den beiden Blättern bewirken, dass die Lungenoberfläche den Atembewegungen des Brustkorbes folgt.
Durch den Zug der elastischen Fasern und der Oberflächenspannung der Alveolen steht die Lunge unter einer gewissen Zugspannung; gelangt Luft in den Pleuraspalt, fällt die Lunge durch die Elastizität ihrer Fasern in sich zusammen.
Der Wechsel zwischen Einatmung (Inspiration) und Ausatmung (Exspiration) ermöglicht den Gasaustausch in den Alveolen. Jegliche Atemmuskulatur liegt außerhalb der Lunge, d. h., sie wird passiv bewegt.
Das Zwerchfell (Diaphragma) senkt sich bei der Einatmung.
Die äußeren Zwischenrippenmuskeln (Mm. intercostales externi) erweitern den Brustkorb, indem sie die Rippen anheben.
Bei erhöhten Anforderungen an die Atmungsarbeit (v. a. bei Atemnot) kommt es zum Einsatz der Atemhilfsmuskulatur; damit sind die Muskeln gemeint, die infolge ihrer Zugrichtung die Rippen heben können.
Dazu gehören der große und kleine Brustmuskel (M. pectoralis major und minor), die Treppenmuskeln (Mm. scaleni), der Kopfwender (M. sternocleidomastoideus) und die Sägemuskeln (Mm. serrati).
Die Zwerchfellkuppel bewegt sich bei der Ausatmung nach oben.
Die inneren Zwischenrippenmuskeln (Mm. intercostales interni) veranlassen, dass der Brustkorb gesenkt wird.
Als Hilfsausatmer werden die Bauchmuskeln (v. a. M. rectus abdominis und M. obliquus abdominis) eingesetzt.
Diese ziehen die Rippen herab und drängen als Bauchpresse die Baucheingeweide mit dem Zwerchfell nach oben.
Die zentrale Steuerungsstelle liegt in der Medulla oblongata (verlängertes Mark), sie sendet ständig Impulse an die Atemmuskulatur.
Dehnungsrezeptoren im Lungenparenchym steuern die Atemexkursion auf eine begrenzte Amplitude; d. h., bei einer Blähung der Lunge wird die Inspiration reflektorisch gehemmt und somit die Exspiration eingeleitet. Bei größerer Volumenabnahme der Lunge kommt es im Gegenzug zur Einleitung einer verstärkten Inspiration. Die Atemtiefe wird somit den jeweiligen Bedingungen angepasst und eine Überdehnung der Lunge verhindert.
Chemorezeptoren im Glomus caroticum und am Aortenbogen messen den pO2, pCO2 und den pH-Wert des Blutes. Bei Wertveränderungen erfolgt über Nervenimpulse die Rückkoppelung an die Medulla oblongata, die wiederum über Nervenimpulse den entsprechenden Befehl an die Atemmuskulatur sendet. Sinkt z. B. der pO2-Wert oder steigt der pCO2-Wert an, kommt es über den Regelkreis des Atemzentrums zu einem gesteigerten Atemantrieb.
Die Atmung kann eingeschränkt willkürlich beeinflusst werden, indem der Atem kurzzeitig angehalten oder bewusst vermehrt oder vermindert wird. Nach der willkürlichen Beeinflussung unterliegt die Atmung wieder der zentralnervösen Steuerung.
Das Lungen- und Atemvolumen ist abhängig von Körperbau, Lebensalter, Geschlecht und Trainingszustand.
Bei körperlicher Ruhe atmet der durchschnittliche Erwachsene ca. 16–20 ×/min
Pro Atemzug werden ca. 500 ml Luft ein- und wieder ausgeatmet (Atemzugvolumen).
Das Atemminutenvolumen beträgt demnach ca. 10 l (500 ml × 20 Atemzüge/min).
Die Luftmenge, die man nach normaler Inspiration noch maximal einatmen kann, bezeichnet man als das inspiratorische Reservevolumen: ca. 2–3 l.
Das exspiratorische Reservevolumen (ERV) ist die Luftmenge, die man nach einer normalen Ausatmung noch maximal ausatmen kann: ca. 0,5–1,5 l.
Auch nach tiefster Ausatmung bleibt noch Luft in den Atemwegen zurück, die man als Residualluft (Residualvolumen, RV) bezeichnet: ca. 1,5 l.
Die Summe des normalen Atemzugvolumens, des in- und exspiratorischen Reservevolumens, nennt man Vitalkapazität: ca. 3,5–5 l.
Die Totalkapazität ergibt sich aus der Addition von Vitalkapazität und Residualluft.
Spezieller Lernhinweis
Unter einer funktionellen Residualkapazität versteht man das nach einer normalen Exspiration in der Lunge noch vorhandene Volumen (Summe aus ERV + RV).
Wichtiger Lernhinweis
Der Patient sollte bis zur Taille entkleidet sein, um seitenvergleichend die Lunge untersuchen zu können. Der Seitenvergleich erlaubt es, den Patienten als eigene Kontrollperson anzusehen.
Spezieller Lernhinweis
Jeder Husten, jede Heiserkeit, die länger als 4 Wochen dauern, sind karzinomverdächtig!
Fassthorax
Hühnerbrust
Kyphose (rückenwärts gerichtete Krümmung der Wirbelsäule)
Skoliose (seitliche Krümmung der Wirbelsäule)
Trichterbrust
Voussure (Herzbuckel)
Trommelschlegelfinger (Auftreibung des Fingerendglieds)
Uhrglasnägel
Zyanose (Blaufärbung)
Tachypnoe: > 20 Atemzüge/min, z. B. bei Herz- und Lungenerkrankungen, Anämie, Schock, Fieber
Bradypnoe: < 16 Atemzüge/min; Schädigung des Atemzentrums, z. B. bei Vergiftungen
Dyspnoe: erschwerte Atmung, verbunden mit dem Gefühl der Atemnot
Orthopnoe: nur mit Einsatz der Atemhilfsmuskulatur und unter aufrechter Haltung kompensierte höchste Luftnot
nachschleppende Atmung: ungleiche Atemexkursion, z. B. beim Pneumothorax
thorakale paradoxe Atmung: inspiratorische Einwärts- und exspiratorische Auswärtsbewegung eines pathologisch beweglichen Thoraxwandanteils durch Rippenserienfraktur mit Pendelluft
inverse (umgekehrte) Atmung: passive paradoxe maximale Thoraxexkursionen ohne suffiziente Ventilation: abdominale Vorwölbung bei thorakaler Senkung während der (ineffektiven) Inspiration sowie abdominales Einziehen bei thorakaler Hebung während der (ineffektiven) Exspiration
Schnappatmung: kurz vor dem Tode infolge der Schädigung des Atemzentrums
Kußmaul-Atmung: vertiefte Atmung bei Azidose, z. B. diabetisches oder urämisches Koma
Biot-Atmung: gleich tiefe Atemzüge mit plötzlichen Atempausen; durch Hirnverletzungen, Hirndrucksteigerung kommt es zu Störungen im Atemzentrum
Cheyne-Stokes-Atmung: periodisches An- und Abschwellen der Atmung mit kurzen Pausen; bei chronischen Lungenerkrankungen, Linksherzinsuffizienz, Klappenfehler, Vergiftungen kommt es zu Störungen der Chemorezeptoren, die nur noch auf einen O2-Abfall reagieren
Wichtiger Lernhinweis
Die Gabe von reinem O2 führt bei der Cheyne-Stokes-Atmung zur lebensgefährlichen Apnoe, weil der Atmungsantrieb ausgeschaltet wird. Ohne O2 stirbt der Patient jedoch! Also: O2-Gabe und ggf. künstliche Beatmung!
Durch die Palpation lassen sich Lungengewebsverminderungen oder Verdichtungen feststellen. Da die Stimme als Geräusch auf die Thoraxwand übertragen wird, kann man sie als Vibration mit der Hand fühlen (Stimmfremitus).
Durchführung. Man legt die Handteller flach auf und palpiert seitenvergleichend von oben nach unten die Vorder- und Rückseite des Thorax. Der Patient sagt dabei jedes Mal mit tiefer Stimme „99“. Bei Kindern und Frauen ist diese Untersuchung aufgrund der zu hohen Stimme nicht möglich; Alternative: ▶ Bronchophonie.
Stimmfremitus verstärkt: Lungengewebsverdichtung (z. B. Tumoren, infiltrative Prozesse, Lobärpneumonie)
Stimmfremitus abgeschwächt: Lungengewebsverminderung (z. B. Emphysem, Pneumothorax)
Beklopfen des Brustkorbes, um Lungengewebsverminderungen oder -verdichtungen zu ermitteln
Durchführung. Das Beklopfen des Brustkorbes versetzt die Thoraxwand und die darunter befindlichen Gewebe in Schwingungen, die man als Geräusche hört. Die erzeugte Schwingung dringt jedoch nur ca. 5 cm in die Tiefe (tiefer liegende Geschehen können nicht erfasst werden). Man perkutiert von oben nach unten (Thoraxvorder- und -rückseite) in den Interkostalräumen (ICR) seitenvergleichend.
sonorer Klopfschall: Normalbefund
hypersonorer Klopfschall (Schachtelton): Lungengewebsverminderung
hyposonorer Klopfschall (Schenkelschall, Dämpfung): Lungengewebsverdichtungen
tympanitischer Klopfschall (ähnelt einem Klang und ist durch regelmäßige Schwingungen charakterisiert): über luftgefüllten Magen- und Darmschlingen
amphorischer Klopfschall (klingt metallisch): über leeren Kavernen (z. B. Tuberkulose)
Die Atemverschieblichkeit der Lungengrenze gibt Aufschluss über die Ausdehnbarkeit der Lunge.
Durchführung. Während der Patient die Luft anhält, perkutiert man von oben nach unten entlang der Skapularlinie, bis der sonore Klopfschall in einen hyposonoren Klopfschall umwechselt. Diese Stelle wird markiert. Der Patient atmet jetzt aus (bleibt in Ausatemstellung), und man perkutiert von der markierten Stelle wieder nach oben, bis ein sonorer Klopfschall ertönt. Der Abstand dieser Strecke sollte 4–5 cm betragen.
Durch die Auskultation kann man das Strömen der Luft durch den Tracheobronchialbaum beurteilen.
Durchführung. Der Patient atmet durch den Mund tief ein und aus. Man auskultiert mit dem Stethoskop von oben nach unten seitenvergleichend Thoraxvorder- und -rückseite. Man unterscheidet hier Bronchialatmen von Vesikuläratmen und achtet auf nicht physiologische Zusatzgeräusche.
physiologisch: über den oberen Lungenabschnitten (Kehlkopf/Trachea) hörbar
pathologisch: das Geräusch wird zum Alveolargewebe fortgeleitet (infolge von Infiltrationen)
Ein Vesikuläratmen entsteht durch das Eindringen der Luft in die Alveolen und ist v. a. bei der Einatmung zu hören:
Physiologisch hört man es am besten in der mittleren Axillarlinie,
pathologisch abgeschwächt z. B. bei Emphysem, Pleuritis, Pneumothorax,
pathologisch verschärft z. B. bei Pneumonie, Lungenfibrose, Bronchitis.
trockene, kontinuierliche Rasselgeräusche (Giemen, Pfeifen, Brummen): Der Luftstrom setzt zähe Sekretmassen in Bewegung, z. B. bei Asthma bronchiale, chronischer Bronchitis.
feuchte diskontinuierliche Rasselgeräusche: Sie sind ein hörbares Zeichen für Flüssigkeitsansammlung in Bronchien und Alveolen. Je nach Entstehungsort (untere, mittlere oder obere Lungenabschnitte) der Flüssigkeit unterscheidet man fein-, mittel- und grobblasige Rasselgeräusche, z. B. bei Bronchopneumonie, akuter Bronchitis, Bronchiektasen.
Crepitatio indux/redux: Knistergeräusch, Entfaltungsgeräusch der Lunge, zu Beginn und am Ende einer Lobärpneumonie
amphorisches Atmen (Kavernenjuchzen): Hallgeräusch bei leeren Kavernen, z. B. bei Tuberkulose
Pleurareiben (Lederknarren): Knistergeräusch bei Pleuritis sicca
Auskultatorische Alternative zum Stimmfremitus; Frauen und Kinder flüstern mit leiser Stimme „66“; normalerweise ist das Flüstergeräusch nur schwer hörbar, über infiltrierten Gewebeabschnitten ist die Schallverstärkung jedoch deutlich erhöht.
Bronchophonie lauter: z. B. bei Pneumonie, Atelektasen, das Flüstergeräusch ist verstärkt wahrnehmbar
Sie dient der Erfassung der Lungenvolumina und Atemstromstärken.
Durchführung. Der Patient pustet über ein Mundstück in ein Messsystem, welches die atemabhängigen Volumenschwankungen und/oder Atemstromstärken misst. Gebräuchliche spirometrische Messgrößen:
Bestimmung der Vitalkapazität.
Bestimmung der 1-Sekunden-Ausatmungskapazität (Tiffeneau-Test).
Man bittet den Patienten einzuatmen und dann kräftig auszuatmen. Das Volumen, das in der ersten Sekunde ausgeatmet wird, gibt Auskunft über den Zustand des Lungengerüstes und der Atemwege:
physiologischer Wert: ca. 70% der Vitalkapazität
Bei Verengungen der Atemwege ist dieser Wert erniedrigt.
Die Blutgasanalyse erlaubt die Beurteilung des Gasaustausches in der Lunge und dient besonders der Einschätzung von Lungenerkrankungen.
Im arteriellen Blut werden Teilkonzentrationen (Partialdrücke) der Atemgase O2 und CO2 bestimmt. Da die Blutgase eng mit dem Säure-Basen-Haushalt zusammenhängen, wird auch der pH-Wert und das Standardbikarbonat ermittelt ( ▶ Tab. 1.1).
Tab. 1.1
Normbereiche der Blutgase.
Parameter
Normbereich
pO2 (altersabhängig)
75–100 mmHg
pCO2 (altersunabhängig)
35–45 mmHg
pH-Wert
7,36–7,44
Standardbikarbonat
22–26 mmol/l
Hypoxie: Erniedrigung des O2 im Gesamtorganismus oder einzelner Regionen, z. B. bei Anämie, Durchblutungsstörungen
Hypoxämie: Erniedrigung des pO2 im arteriellen Blut < 70 mmHg infolge Lungenerkrankungen oder eines niedrigen O2-Partialdrucks in der Umgebungsluft (Höhenatmung)
Hypokapnie: Erniedrigung des pCO2 im arteriellen Blut < 35 mmHg, z. B. Hyperventilation
Hyperkapnie: Erhöhung des pCO2 im arteriellen Blut > 45 mmHg, z. B. respiratorische Insuffizienz mit Hypoventilation
Das Sputum wird untersucht hinsichtlich:
Blutbeimengungen (Hämoptyse: geringe Blutbeimengungen, Hämoptoe: größere Blutbeimengungen)
Erreger (Mycobacterium tuberculosis, Influenzavirus etc.)
Konsistenz (gelblich-eitrig bei bakteriellen Prozessen, schaumig und leicht blutend bei Lungenödem, 3-schichtig bei Bronchiektasen etc.)
Mit einem Spezialendoskop lassen sich die Luftwege betrachten. Eventuell wird auch eine Biopsie vorgenommen.
Die Pleura wird punktiert, um einen Erguss abzulassen oder um das Punktat zu analysieren. Ebenso können auf diesem Wege Medikamente eingebracht werden.
Röntgen
Tomografie (Schichtaufnahme)
CT und MRT
nuklearmedizinische und Kontrastmitteluntersuchungen
Sonografie
Definition
Hierbei handelt es sich um eine Störung der Fähigkeit, Luft in und aus den Atemwegen zu bewegen.
Spezieller Lernhinweis
Ventilationsstörungen führen zu einer vermehrten Atemarbeit, was in ausgeprägtem Zustand vom Patienten als Dyspnoe empfunden wird.
Definition
Eine Obstruktion ist eine Verengung der Atemwege. 90% aller Lungenerkrankungen sind obstruktiver Ursache ( ▶ Tab. 1.2). Jeder 2. Raucher > 40 Jahre hat eine obstruktive Ventilationsstörung. Die Folge ist ein Widerstand (Resistance), der sich der Ausatemluft entgegensetzt, sodass die Lunge zunehmend überbläht ist.
Tab. 1.2
Obstruktive Ventilationsstörungen.
Obstruktion der oberen Atemwege – von Mund/Nase bis Larynx
Obstruktion der unteren Atemwege – von Larynx bis zu den Bronchioli terminales
Ursachen
zurückgefallene Zunge
Glottis-/Larynxödem
Epiglottitis
Pseudokrupp
Aspiration
Tumoren
obstruktives Schlafapnoe-Syndrom
Rekurrensparese
Asthma bronchiale
chronisch-obstruktive Bronchitis
obstruktives Lungenemphysem
Tracheatumoren, Narbenstrikturen der Trachea
Leitsymptom
inspiratorischer Stridor (pfeifendes Atemgeräusch während der Inspiration)
exspiratorischer Stridor (pfeifendes Atemgeräusch während der Exspiration)
Definition
Durch verminderte Ausdehnbarkeit (Compliance) des Lungen-Thorax-Zwerchfell-Systems kommt es zu einer Verkleinerung des maximal mobilisierbaren Lungenvolumens.
Ursachen
pulmonale Restriktion (z. B. Atelektasen, Fibrosen, Infiltrate, Pneumokoniose, Lungenödem)
pleurale Restriktion (z. B. Pleuritis, Pleuraschwarte, Pneumothorax)
thorakale Restriktion (z. B. Kyphoskoliose, Thoraxdeformitäten)
extrathorakale Restriktion (z. B. Adipositas)
Definition
Unter Perfusionsstörungen versteht man eine unzureichende Durchblutung der Lungengefäße mit daraus resultierender Störung des Gasaustausches.
Ursachen
Störungen der arteriellen Blutzufuhr (z. B. Lungenembolie)
Kapillarschwund bei destruktiven Lungenerkrankungen
alveolokapillärer Reflex (Euler-Liljestrand), z. B. Emphysem
Störungen des Blutabflusses (z. B. Linksherzinsuffizienz)
Definition
Hier liegt eine Veränderung der alveolokapillären Membran vor.
Ursachen
Emphysem (Rarefizierung der Alveolen)
Pneumonie
Linksherzinsuffizienz, Lungenödem (Einlagerung von Flüssigkeit in den Alveolen)
rezidivierende Lungenembolien
ausgeprägte Anämie (Verminderung der Diffusionskapazität)
Wichtiger Lernhinweis
Alle o. g. pathologisch veränderten Mechanismen sind eng miteinander verknüpft und treten häufig in Kombination auf!
Definition
Hierbei handelt es sich um eine Entzündung der Nasenschleimhaut.
Ursachen
Rhinoviren (häufigste Ursache)
Adenoviren, Echoviren
selten Bakterien (i. d. R. Superinfektion)
Pathomechanismus. Abwehrschwäche begünstigt die Ansiedelung pathogener Keime auf der Nasenschleimhaut, sodass eine klassische Entzündungsreaktion die Folge ist. Auch Mundatmung verursacht ein Austrocknen der Nasenschleimhaut, welches die Ansiedelung pathogener Keime fördert.
Symptome
allgemeines Krankheitsgefühl
Brennen und Kratzen in der Nase
Schwellung der Nasenschleimhaut mit Absonderung eines Sekrets:
bei viralen Infekten: wässriger Schleim
bei bakteriellen Infekten: gelb-grüner Schleim
häufig Initialsymptom anderer Infektionskrankheiten
Komplikationen
chronischer Verlauf mit Sinusitis
Otitis media
Bronchitis
Therapie
Sole-Inhalationsbäder
Gurgeln mit Zitronenwasser
abschwellende Nasentropfen
Definition
Hierbei handelt es sich um eine akute Entzündung der Nasennebenhöhlen.
Ursachen
meist fortgeleitet infolge einer Rhinitis (v. a. Viren, Haemophilus influenzae, Streptokokken, Staphylokokken; häufig Mischinfektion)
evtl. dentogene Infektion in die Sinus maxillares
begünstigende Faktoren: Deviation der Nasenscheidewand
Symptome. Bei Erwachsenen sind am häufigsten die Sinus maxillares befallen, bei Kindern der Labyrinthus ethmoidalis.
allgemeine Krankheitssymptome
Gesichts- und Kopfschmerzen
behinderte Nasenatmung
Klopf- und Druckschmerz über Nasennebenhöhlen und Nervenaustrittspunkten
Komplikationen
chronischer Verlauf mit Empyembildung
Perforation in äußere Weichteile (Augenhöhle, Schädelhöhle)
Osteomyelitis
Sinusthrombose
Therapie
Verbesserung des Sekretabflusses: Wärme (Rotlicht)
ggf. Antibiotika
Sinuspunktion
Sinusspülung
evtl. operative Sanierung
Definition
Es liegt eine akute Entzündung des Rachens bzw. des Kehlkopfes vor.
Ursachen
Viren
Bakterien (i. d. R. Superinfektion)
physikalische oder chemische Noxen
Tumor (Raucheranamnese)
Symptome
Halsschmerzen
Dysphagie
Kratzen und Brennen im Hals
Trockenheitsgefühl
Heiserkeit
geröteter Rachen
evtl. Fieber
Komplikationen
chronischer Verlauf
Epiglottitis
Therapie
Rachenspülung
warme Halswickel
Lutschtabletten
Definition
Pseudokrupp ist eine meist bei Säuglingen und Kleinkindern (ca. 6 Monate bis 6 Jahre) auftretende Atemwegsobstruktion im Kehlkopfbereich (Differenzialdiagnose: Diphtherie, Epiglottitis, Fremdkörperaspiration).
Ursachen
meist Viren, v. a. Parainfluenzaviren
Bakterien, v. a. Haemophilus influenzae, Staphylococcus aureus
allergisch bedingt, meist im Zusammenhang mit hoher Luftverschmutzung und psychischen Einflüssen
Symptome. Die Symptome manifestieren sich meist nachts:
inspiratorischer Stridor
bellender, trockener Husten
Halsschmerzen
Atemnot
meist mäßiges Fieber
heisere Stimme bis Aphonie
evtl. Zyanose
Komplikationen
Glottisödem
Erstickungsanfall
Therapie
Cave
Notfall! Maßnahmen zur Grundversorgung, s. Pseudokrupp ▶ Tab. 20.7.
evtl. Kortikoide
evtl. Intubation, Tracheotomie
Definition
Die Eppiglottitis ist eine v. a. im Kindesalter (meist zwischen dem 2. und 5. Lj.) auftretende, lebensgefährliche Infektion, die das lockere Bindegewebe des Kehldeckels befällt.
Ursachen
meist Bakterien, v. a. Haemophilus influenzae
Viren
Allergie (z. B. Insektenstich)
Symptome. Die Symptome entwickeln sich akut:
inspiratorischer Stridor
starke Dyspnoe
starke Schluckbeschwerden
Hypersalivation (vermehrter Speichelfluss)
kloßige Sprache
meist hohes Fieber
Komplikationen
Erstickungsanfall
Therapie
Cave
Notfall! Maßnahmen zur Grundversorgung, s. Epiglottis ▶ Tab. 20.7.
in 80% der Fälle Intubation erforderlich
Kortikosteroide, Antibiotika
Spezieller Lernhinweis
Vor allem bei der kindlichen Epiglottitis sind Kühlungen und andere Manipulationen am Hals strikt zu meiden ( ▶ Tab. 1.3). Jede unsachgemäße Untersuchung (Inspektion des Rachens), sogar jede Erschütterung, kann zum plötzlichen Totalverschluss der Atemwege führen. Nie in den Mund schauen!
Tab. 1.3
Differenzialdiagnose Pseudokrupp – Epiglottitis.
Pseudokrupp
Epiglottitis
Stimme
heiser
kloßig
Husten
bellend
meist keiner
Fieber
leicht
> 39–40 °C
Speichelfluss
kaum
stark
Schluckstörung
keine
stark
Halsschwellung
wenig
stark
Beginn
langsam
plötzlich
Jahreszeit
besonders Herbst
ganzes Jahr
Tageszeit
besonders abends und nachts
ganztags
Rezidive
häufig
selten
Ursachen
90% Viren (z. B. Rhinoviren, Coxsackie-Viren, Myxoviren, Echoviren, Adenoviren, Influenzaviren)
Bakterien (selten Primärinfektion, i. d. R. Superinfektion)
Pilze (Soorbronchitis, meist bei Immungeschwächten)
Reizstoffe (Gase, Staub, chemische Noxen)
akute Linksherzinsuffizienz (Stauungsbronchitis)
begleitend bei Keuchhusten, Masern, Scharlach, Diphtherie, Brucellose, Typhus
Pathomechanismus. Häufigster Krankheitsauslöser ist eine Abwehrschwäche. Prädisponierende Faktoren sind z. B. Unterkühlung oder Durchnässung. Die Erreger siedeln sich auf der Bronchialschleimhaut an, die daraufhin mit den typischen Entzündungszeichen reagiert: Sie ist gerötet, geschwollen und produziert vermehrt ein mukös-seröses Sekret.
Symptome. Meist besteht im Vorfeld eine Rhinitis, Laryngitis oder Tracheitis.
retrosternale Schmerzen beim Husten
mäßiges Fieber bei Viren, bei Bakterien evtl. hohes Fieber
evtl. Muskel-/Gliederschmerzen (typisch für Virusinfektion)
1–3 Tage schmerzhafter unproduktiver Reizhusten, wird abgelöst durch produktiven Husten
Auswurf:
bei bakteriellen Infekten: eitrig-schleimig
bei viralen Infekten: schleimig-glasig
Komplikationen
Bronchopneumonie
sekundäre bakterielle Infektionen
hyperreagibles Bronchialsystem mit hartnäckigem Hustenreiz und evtl. spastischer Bronchitis
Diagnose
klinische Untersuchungsmethoden: ▶ Tab. 1.7
Therapie
virale Bronchitis:
feucht-warme Brustwickel
Schwitzkuren
Bettruhe
viel Trinken zur Förderung der Sekretolyse
bei quälendem Husten: Kodein
schleimlösende ätherische Öle (z. B. Kamille) oder Ambroxol
bakterielle Bronchitis: evtl. Antibiotika
spastische Bronchitis: evtl. Bronchospasmolytikum
bei Reizgasvergiftung: stationäre Beobachtung und Kortikoide
toxische Bronchitis: Steroide
Definition
COPD („chronic obstructive pulmonary disease”)
COPD ist der Sammelbegriff für eine progrediente nicht vollständig reversible Obstruktion der Atemwege; Kombination aus einer chronisch-obstruktiven Bronchitis mit einem Lungenemphysem ( ▶ Tab. 1.4).
Chronische Bronchitis
Gemäß WHO ist eine chronische Bronchitis dann anzunehmen, wenn bei einem Patienten in 2 aufeinanderfolgenden Jahren während mindestens 3 aufeinanderfolgenden Monaten/Jahr Husten und Auswurf bestand.
Tab. 1.4
Schweregradeinteilung der COPD (GOLD-Klassifikation).
Einteilung
Symptome
Grad 0 (Risikopatient)
chronische Symptome (Husten, Auwurf), normale Spirometrie
Grad I (leichtgradig)
mit oder ohne chronische Symptome (Husten, Auswurf, Dyspnoe bei starker körperlicher Belastung), Einsekundenkapazität > 80% des Sollwertes
Grad II (mittelgradig)
mit oder ohne chronische Symptome (Husten, Auswurf, Dyspnoe), Einsekundenkapazität 50 bis < 80% des Sollwertes
Grad III (schwer)
mit oder ohne chronische Symptome (Husten, Auswurf, Dyspnoe), Einsekundenkapazität 30 bis < 50% des Sollwertes
Grad IV (sehr schwer)
Patient kaum belastbar, Zeichen eines Cor pulmonale, einer Hypoxämie mit Polyglobulie und meist einer Hyperkapnie, Einsekundenkapazität < 30% des Sollwertes
Spezieller Lernhinweis
Die COPD lässt sich anhand der GOLD-Klassifikation in 4 Schweregrade einteilen ( ▶ Tab. 1.4). Da die chronische Bronchitis oft in eine chronisch-obstruktive Bronchitis übergeht, wird sie heute als Grad „0“ der COPD betrachtet.
Ursachen
exogene Faktoren:
90% Rauchen (Zigarette, Pfeife, Zigarre, Passivrauchen); es entwickeln nur 20% der Zigarettenraucher eine COPD, sodass auch genetische Faktoren eine Rolle spielen müssen.
Luftverschmutzung (Arbeitswelt, Umwelt, Bergbau [Bergmannsbronchitis])
Rezidivierende bronchopulmonale Infekte führen zu akuten Verschlimmerungen und beschleunigen die Progression der COPD.
Alle Faktoren, die die Lungenentwicklung in Schwangerschaft und Kindheit hemmen, erhöhen das Risiko für eine spätere COPD.
endogene Faktoren:
Antikörpermangelsyndrome (z. B. IgA-Mangel, α1-Antitrypsin-Mangel u. a.)
Vorkommen. COPD kann als Volkskrankheit bezeichnet werden. Die Erkrankung gilt als die häufigste Erkrankung der Atemorgane und belegt weltweit den 4. Platz der Todesstatistik.
Pathomechanismus.Bei der Entstehung der COPD spielen inhalative Noxen (v. a. Zigarettenrauchen) eine zentrale Rolle. Diese bewirken eine chronische Entzündung der kleinen Atemwege, welche als Grundlage für die Entstehung einer obstruktiven Bronchitis und des Lungenemphysems gelten. Beiden Erkrankungen liegt ein unterschiedlicher Pathomechanismus zu Grunde, sie liegen zu unterschiedlichen Anteilen und Schweregraden vor.
obstruktive Bronchitis: Infolge der kontinuierlichen Noxeneinwirkung und der daraus folgenden chronischen Entzündung kommt es zunächst zu einer Hypertrophie der Bronchialschleimhaut mit gestörter Schleimsekretion (Hypersekretion). Dann erfolgt eine Abnahme der Zilien, welche durch Plattenepithel ersetzt werden (Verlust der Reinigungs- und Transportfunktion); diese Prozesse führen zusammen mit einer bronchialen Hyperreaktivität zu einer zunehmenden Obstruktion der Bronchien.
Typisch ist eine im Verlauf zunehmende Fixierung der Obstruktion mit Bronchialkollaps bei forcierter Exspiration. Der erhöhte Luftanteil im Lungengewebe führt zu einer Überblähung mit der Folge einer pulmonalen Hypertonie und eines Cor pulmonale.
Lungenemphysem: Die chronische Entzündungsreaktion, stört das physiologische Gleichgewicht von Proteasen (eiweißspaltende Enzyme) und Proteaseinhibitoren ("inhibiting"=hemmen). Auch physiologischerweise kommt es in der Lunge zur Freisetzung von Proteasen aus neutrophilen Granulozyten, welche durch Proteaseinhibitoren neutralisiert werden. Zigarettenrauchen und die daraus resultierende Entzündungsreaktion bewirken eine Inaktivierung der Proteaseinhibitoren, sodass eine enzymatische Zerstörung des Lungengerüsts und somit die Emphysembildung die Folge ist. Bronchopulmonale Infekte, die bei einer chronisch-obstruktiven Bronchitis verstärkt auftreten, bewirken außerdem eine verstärkte Proteasebildung.
Symptome. Der COPD geht meist eine mehrjährige chronische Bronchitis voraus (nicht obstruktiv und reversibel); schleichende Entwicklung über Jahre.
meist morgendliches Abhusten von Sputum (bei bakteriellen Infektionen eitrig)
Kardinalsymptome der COPD:
Husten und Auswurf
Belastungsdyspnoe (mit zunehmender Einschränkung der körperlichen Leistungsfähigkeit)
Merke:
Raucher > 40 Jahre gezielt nach AHA-Symptomen fragen: Atemnot, Husten, Auswurf. Beantwortet der Patient alle 3 Fragen mit "Ja" besteht eine 50 %-ige COPD-Wahrscheinlichkeit.
Komplikationen
respiratorische Insuffizienz
Cor pulmonale
extrapulmonale Begleiterscheinungen: Gewichtsverlust, Muskelschwäche, evtl. Osteoporose
rezidivierende akute Exazerbationen (Verschlimmerungen), sog. AECOPD („acute exacerbations of chronic obstructive pulmonary disease“):
Leitsymptome: zunehmende Atemnot, vermehrt Husten und Sputum (evtl. gelb-grün verfärbt)
Zeichen der schweren AECOPD: Tachypnoe, zentrale Zynaose, Einsatz der Atemhilfsmuskulatur, periphere Ödeme, Bewusstseinseintrübung bis Koma
Merke:
Die Beschwerden sind im Herbst und Winter verstärkt. Jede akute Verschlimmerung der COPD bedeutet für den Patienten eine potenzielle Lebensgefahr, weil die eingeschränkte Lungenfunktion innerhalb kurzer Zeit zusammenbrechen kann.
Diagnose
klinische Untersuchungsmethoden: ▶ Tab. 1.7
Therapie
Noxen ausschalten (Zigarettenrauchen einstellen)
Inhalation
Atemgymnastik, Patientenschulung, rehabilitative Maßnahmen
Klopfmassage
aktive Immunisierung gegen Influenzaviren und Pneumokokken
Sanierung vorhandener Infektquellen (chronische Sinusitis)
Medikation gemäß Schweregrad: β 2-Sympathomimetika und/oder Anticholinergika, inhalative Glukokortikosteroide; Langzeit-O2-Therapie
Definition
Unter einem Lungenemphysem ist eine irreversible Erweiterung der Lufträume distal der Bronchioli terminales infolge Destruktion ihrer Wand bei fehlender Fibrose zu verstehen.
Ursachen
verstärkte Proteaseaktivität verursacht durch:
bronchopulmonale Infekte
Pneumonien
COPD
Asthma bronchiale
angeborener α1-Antitrypsin-Mangel (= Proteaseinhibitor mit der höchsten Plasmakonzentration); in Kombination mit Rauchen frühzeitige schwere emphysematöse Veränderungen mit schwerer Einschränkung der Lungenfunktion
Pathomechanismus
s. ▶ COPD
Symptome. Emphysem und Obstruktion kann zu unterschiedlichen Anteilen und Schweregraden vorliegen. Die unterschiedliche Gewichtung der Komponenten beschrieb man früher mit dem Bild des Pink Puffer (dypnoisch-hagerer Typ ohne Zyanose) und des Blue Bloaters (bronchitisch adipöser Typ mit Zyanose). Da es sich jedoch meist um Mischformen handelt, ist diese Terminologie historisch.
alles Symptome des O2-Mangels
Komplikationen
respiratorische Insuffizienz
pulmonale Hypertonie und Cor pulmonale
Pneumothorax bei bullösem Emphysem
Diagnose
klinische Untersuchungsmethoden
Atemfunktionstest: Vitalkapazität und ▶ Tiffeneau-Test
Therapie
Verhinderung einer Progression der Emphysementwicklung
exogene Noxen meiden
konsequente Behandlung bronchopulmonaler Infekte
Impfung gegen Influenzaviren und Pneumokokken
symptomatisch: bronchospasmolytische Behandlung, Atemgymnastik/Atemtechnik, Behandlung eines Cor pulmonale, der Polyglobulie, der Hypoxie bzw. bei drohender respiratorischer Insuffizienz, Lungenvolumenreduktionsoperation, Lungentransplantation
Definition
Asthma bronchiale ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung der Atemwege, die mit anfallsweiser Atemnot infolge einer Atemwegsverengung einhergeht.
Ursachen
allergisches Asthma (Extrinsic Asthma):
durch allergisierende Stoffe in der Umwelt: Pollen, Hausstaubmilben, Insektenallergene, Tierhaare u. a.
durch allergisierende Stoffe in der Arbeitswelt: z. B. Mehlstaub beim Bäckerasthma
nicht allergisches Asthma (Intrinsic-Asthma):
Asthma durch respiratorische Infekte
Analgetikaasthma (z. B. ASS, NSAR)
Asthma durch chemisch-irritativ oder toxisch wirkende Stoffe
Asthma/Hustenbeschwerden infolge gastroösophagealen Refluxes
Mischformen aus allergischem und nicht allergischem Asthma
Pathomechanismus. Allergene oder Infekte verursachen eine Entzündungsreaktion der Bronchialschleimhaut. Bei allen Asthmatikern findet sich ein hyperreaktives Bronchialsystem. Die Folge ist eine endobronchiale Obstruktion (beim allergischen Asthma IgE-vermittelt mit der Freisetzung von Histamin, das eine Bronchokonstriktion bewirkt) verursacht durch Bronchospasmus, Schleimhautödem, Hypersekretion eines zähen Schleims und Umbauvorgänge der Atemwegswände.
Symptome. Asthmatische Beschwerden können auf bestimmte Jahreszeiten beschränkt sein (saisonales Asthma).
Leitsymptom: anfallsweise auftretende Atemnot unter dem Bild des exspiratorischen Stridors ( ▶ Tab. 1.5)
thorakales Engegefühl
deutlich verlängertes Exspirium (erschwerte Ausatmung)
Orthopnoe, Tachypnoe
Tachykardie
Zyanose
chronischer Husten als Asthmaäquivalent
Diagnose
klinische Untersuchungsmethoden: ▶ Tab. 1.7
inhalativer Allergenprovokationstest
Hauttest
Allergieanamnese
Karenzversuch
Labor: Charcot-Leyden-Kristalle und Curschmann-Spiralen im Auswurf
Blutlabor: Eosinophilie, IgE ↑ bei allergischem Asthma, Leukozytose und BSG ↑ bei Infektasthma
Komplikationen
Status asthmaticus (schweres Asthma mit vitaler Bedrohung), einhergehend mit ausgeprägter Zyanose, verlangsamte, unregelmäßige Atmung, Somnolenz
obstruktives Lungenemphysem
pulmonale Hypertonie mit Entwicklung eines Cor pulmonale
respiratorische Insuffizienz
Therapie
Cave
Notfall! Maßnahmen zur Grundversorgung, s. Asthma bronchiale ▶ Tab. 20.7.
Meiden der auslösenden Faktoren
Bronchospasmolytika
β2-Sympathomimetika, Theophyllin, inhalative Kortikoide
Atemgymnastik
psychische Betreuung
Desensibilisierung
Spezieller Lernhinweis
Klinisch bedeutsam ist die Differenzierung zwischen COPD und Asthma ( ▶ Tab. 1.5), da Ursachen, Behandlung und Prognose beider Krankheitsbilder unterschiedlich sind.
Tab. 1.5
Unterscheidungsmerkmale von COPD und Asthma bronchiale.
COPD
Asthma bronchiale
Alter bei Erstdiagnose
meist zwischen 50. und 60. Lj.
meist in Kindheit und Jugend
Tabakrauchen
direkter Zusammenhang
keine Kausalität
Atemnot
bei Belastung
anfallsartig
Verlauf
progredient
variabel, episodisch
Allergie
selten
häufig
akute Reversibilität der Obstruktion
nicht oder eingeschränkt
gut, reversibel
Definition
Interstitielle Lungenerkrankungen sind chronisch verlaufende Entzündungen des Lungeninterstitiums mit Einbeziehung der alveolokapillären Membran. Durch Zunahme des Bindegewebes kommt es zu einer Lungenfibrose z. T. mit Honigwabenstruktur.
Ursachen
unbekannt: idiopathische interstitielle Pneumonie (ca. 50% der Fälle)
Infektionen (z. B. Pneumocystis jiroveci, früher: Pneumocystis carinii; Viren)
inhalative Noxen (Pneumokoniosen: anorganische Stäube; exogen-allergische Alveolitis: organische Stäube, Gase, Dämpfe, Rauche, Aerosole verschiedener Gefahrstoffe, Haarspray)
nicht inhalative Noxen (Pharmaka, Herbizide, ionisierende Strahlen)
kreislaufbedingte Lungenschäden (chronische Stauungslunge bei Linksherzinsuffizienz, Fluid-Lung bei chronischer Niereninsuffizienz, akutes Lungenversagen)
Systemerkrankungen (Morbus Boeck, rheumatoide Arthritis, Kollagenosen, Vaskulitiden, Speicherkrankheiten)
Symptome
progrediente Belastungsdyspnoe, später Ruhedyspnoe, Tachypnoe
trockener Reizhusten
im fortgeschrittenen Stadium: Zyanose, Trommelschlegelfinger, Uhrglasnägel, Cor pulmonale
Komplikationen
Cor pulmonale
respiratorische Insuffizienz
Therapie
bei bekannter Ursache: kausale Therapie, z. B. Staub- bzw. Allergenkarenz
bei idiopathischer interstitieller Pneumonie: Glukokortikoide in Kombination mit Immunsuppressiva, antioxidative Therapie
Ultima ratio: Lungen- oder Herz-Lungen-Transplantation
Definition
Die Silikose ist eine bei Bergleuten, Sandstrahlbläsern, Gießereiarbeitern, Industrieofenmaurern, Steinmetzen, Porzellan- und Glasarbeitern auftretende Berufskrankheit durch langjähriges Einatmen von quarzhaltigem Staub.
Pathomechanismus. Der kristalline Quarz ist alveolengängig. Die Einwanderung von Abwehrzellen und deren Zerfall hat eine fibroblastische Reizwirkung. Folge ist eine Bindegewebswucherung, die eine eingeschränkte Ausdehnbarkeit der Lunge nach sich zieht.
Symptome
im frühen Stadium oft keine Beschwerden, Zufallsbefund bei Routineuntersuchung
später Belastungsdyspnoe
Husten, grauer Auswurf
Komplikationen
Infektanfälligkeit (etwa 10% entwickeln eine Begleittuberkulose)
Folge des fibrotischen Lungenumbaus: chronisch-obstruktive Bronchitis, Lungenemphysem, Cor pulmonale
Verdopplung des Lungenkrebsrisikos im Vergleich zur Bevölkerung ohne Silikose
Diagnose
Auskultation: Giemen, Pfeifen, Brummen
Lungenfunktionsprüfung: Vitalkapazität ↓, verminderte Compliance
Labor: Hypoxämie
Röntgenbefund: diffuse, fein- bis grobfleckige Verschattungen
Therapie
Arbeitsschutzmaßnahmen
Nikotinkarenz
s. Therapie ▶ „chronische Bronchitis“ und ▶ „Asthma bronchiale“
Behandlung der Komplikationen
Definition
Die Asbestose ist eine durch Asbeststaubinhalation hervorgerufene Berufskrankheit (häufig Bauindustrie) mit fibrinogenen und karzinogenen Prozessen.
Symptome
im fortgeschrittenen Stadium: Dyspnoe, Knistern über der Lunge, Fibrose im Röntgenbild
Pleuraplaques, diffuse Pleurafibrose, Asbestpleuritis
Bronchialkarzinom
durch Asbest verursachte Mesotheliome
Larynxkarzinom
Therapie
Behandlung der Komplikationen
Definition
Hierbei handelt es sich um eine granulomatöse Multisystemerkrankung (befällt zu 90% die Lunge) mit Bildung von fibrinösen Granulomen und bindegewebigem Umbau des Lungenparenchyms.
Ursachen
unbekannt
genetische Disposition
Pathomechanismus. Es bilden sich nicht verkäsende Granulome aus Epitheloidzellen, Makrophagen, Langhans-Zellen und T-Lymphozyten.
Verlaufsformen:
Akute Sarkoidose (Löfgren-Syndrom, 5% der Fälle). Die akute Sarkoidose befällt überwiegend junge Frauen.
Sprunggelenksarthritis
Erythema nodosum
bihiläre Adenopathie
Fieber, Husten, BSG ↑
Chronische Sarkoidose (95% der Fälle)
anfangs meist symptomlos, Röntgenzufallsbefund (zu 95% ist die Lunge betroffen)
später Reizhusten, Belastungsdyspnoe
Typisch ist die Diskrepanz zwischen relativ gutem subjektivem Befinden und ausgeprägten objektiven Befunden (Thoraxröntgenbild).
Extrapulmonale Manifestationen
Haut 20%: rotbräunliche Papeln unterschiedlicher Größe, Lupus pernio (Flächenhafte livide Infiltration der Nase und Wangen), Narbensarkoidose (gelbbräunliche Plaques im Bereich bestehender Narben), Erythema nodosum
Augen 25%: Iridozyklitis, Uveitis, Kalkablagerungen in Binde- und Hornhaut, Tränendrüsenbefall
Parotitis: in Kombination mit Uveitis und Fazialisparese (Heerfordt-Syndrom)
Knochen: zystische Umwandlung der Phalangen der Finger
Nervensystem: Fazialislähmung, Diabetes insipidus, granulomatöse Meningitis
kardiale Sarkoidose mit Rhythmusstörungen, plötzlicher Herztod u. a.
Alle weiteren Organe können befallen werden.
Komplikationen
Bronchiektasen
respiratorische Insuffizienz
Cor pulmonale
Diagnose
Labor: BSG ↑ (bei akutem Verlauf), γ-Globuline und IgG ↑, Leuko- und Lymphozytopenie
Röntgendiagnostik
Therapie
70–90% Spontanheilung beider Formen
Behandlung mit Glukokortikoiden umstritten
Definition
Es liegt eine Entzündung der Pleurablätter vor.
Ursachen
Begleitpleuritis bei Pneumonien
Coxsackie-B-Virusinfektion
Tuberkulose
Malignome
Systemerkrankungen (Urämie, Kollagenosen)
Begleitpleuritis bei Oberbaucherkrankungen, Lungenembolie/-infarkt
Die Erkrankung verläuft in folgenden 2 Stadien:
Pleuritis sicca (trockene Pleuritis, oft Vorläufer der Pleuritis exsudativa)
Pleuritis exsudativa (feuchte Pleuritis)
Pathomechanismus. Die sonst glatte Oberfläche des Rippenfells wird durch Fibrinauflagerungen rau; die Pleurablätter reiben aneinander.
Symptome
starker atemabhängiger, stechender Schmerz
Nachschleppen der erkrankten Hälfte
Reizhusten ohne Auswurf
Diagnose
klinische Untersuchungsmethoden: ▶ Tab. 1.7
Pathomechanismus. Der Pleuraspalt füllt sich mit Exsudat.
Symptome
typischerweise keine Schmerzen
Dyspnoe
evtl. Fieber
Diagnose
klinische Untersuchungsmethoden: ▶ Tab. 1.7
Labordiagnostik: BSG ↑, Leukozytose
Pleurapunktion
Therapie
Behandlung der Grunderkrankung
Schmerztherapie
Atemgymnastik
Definition
Der Pleuraerguss ist definiert als Flüssigkeitsansammlung in der Pleurahöhle.
Ursachen
malignes Exsudat:
Bronchialkarzinom
metastasierendes Mammakarzinom
maligne Lymphome
infektiöses Exsudat:
Tuberkulose
bronchopulmonale Infekte, Pneumonien
iatrogen nach Pleuradrainage/-punktion
dekompensierte Linksherzinsuffizienz:
Stauungstranssudat
Lungenembolie
andere Ursachen:
Pankreatitis und andere abdominelle Erkrankungen
Leberzirrhose (niedriger kolloidosmotischer Druck)
Spezieller Lernhinweis
Transsudat: nicht entzündlicher Erguss in Körperhöhlen und Gewebe; Ursachen sind lokale Stauungen infolge abnormer Durchlässigkeit der Kapillare oder einer pathologischen Zusammensetzung des Blutes; die 3 häufigsten Ursachen eines Transsudats bei einem Pleuraerguss: dekompensierte Linksherzinsuffizienz, Lungenembolie*, Leberzirrhose
Exsudat: durch Entzündungen bedingter Austritt von Flüssigkeit und Zellen aus den Blut- und Lymphgefäßen – je nach Zusammensetzung serös, serös-eitrig, fibrinös, hämorrhagisch oder jauchig; die 3 häufigsten Ursachen eines Exsudats bei einem Pleuraerguss: Pneumonie, Malignome, Lungenembolie*(1)
Symptome
bei größeren Ergüssen Dyspnoe
Diagnose
klinische Untersuchungsmethoden: ▶ Tab. 1.7
Komplikationen
Pleuraempyem
Pleuraschwarten
Therapie
Behandlung der Grunderkrankung
symptomatisch: Abpunktion, Drainagebehandlung, Antibiotikatherapie, Antituberkulotika
Definition
Hierbei handelt es sich um eine Ansammlung von Luft mit Aufhebung des physiologischen Unterdrucks im Pleuraraum; dadurch teilweiser oder kompletter Kollaps der betroffenen Lunge.
Ursachen
äußerer Pneumothorax (= offener Pneumothorax durch Öffnung in der Thoraxwand):
Messerstich, Traumen (Rippenfraktur)
iatrogen, z. B. Pleuradrainage, Subclavia-Katheter, Akupunktur.
innerer Pneumothorax (= geschlossener Pneumothorax durch Verbindung zum Bronchialsystem):
Platzen von subpleuraler Emphysemblase
idiopathisch (häufigste Ursache; oft bei jungen asthenischen Männern von ca. 15–35 Jahren, tritt plötzlich z. B. bei körperlicher Arbeit auf)
sekundär bei Lungenvorerkrankungen, z. B. Asthma, Fibrosen
Pathomechanismus. Dringt Luft in den Pleuraraum, so kommt es zur Aufhebung des dort physiologisch herrschenden Unterdrucks. Infolge der Zugwirkung der elastischen Lungenkräfte erfolgt ein Lungenkollaps. Handelt es sich um ein kleines Leck der Pleura visceralis, kann sich diese Öffnung durch die Verkleinerung der Lunge spontan schließen und die Lunge kollabiert nur teilweise (Mantelpneumothorax).
Symptome
akut auftretende Atemnot (Dyspnoe), Tachypnoe
stechende Schmerzen auf der betroffenen Thoraxseite
Hustenreiz
asymmetrische Thoraxbewegung (nachhinken)
Komplikationen
Sero-/Hämatothorax, Empyem
Infektion
Pneumothoraxrezidive bei idipathischen Spontanpneumothorax
Spannungs- oder Ventilpneumothorax
Therapie
Pleuradrainage
bei kleinem Mantelpneumothorax und asymptomatischen Patienten spontane Luftresorption
Pathomechanismus. Durch einen Ventilmechanismus kommt es während der Inspiration zu einer Ansammlung von Luft im Pleuraspalt, die exspiratorisch nicht mehr entweichen kann. Das Mediastinum wird aufgrund zunehmender Druckentwicklung in der Pleurahöhle zur gesunden Seite gedrängt. Der Blutrückstrom in die großen thorakalen Venen wird verhindert.
Symptome
scharfer, thorakal lokalisierter, plötzlich auftretender Schmerz
Husten
immer stärker werdende Dyspnoe, Tachypnoe
Blässe, Zyanose
Einflussstauung (Verhinderung des Blutrückstroms in das Herz)
Schocksymptomatik: Blutdruck ↓, Puls Labor: erst CRP
Diagnose
klinische Untersuchungsmethoden: ▶ Tab. 1.7
Röntgenbefund: kollabierte Lunge, evtl. verdrängtes Mediastinum
Therapie
Cave
Notfall! Maßnahmen zur Grundversorgung, s. Pneumothorax ▶ Tab. 20.7.
Definition
Beim Lungenödem kommt es zu einem Austritt von Flüssigkeit aus den Lungenkapillaren in das Interstitium und den Alveolarraum.
Ursachen
Anstieg des hydrostatischen Drucks:
Hauptursache kardiales Lungenödem: Linksherzinsuffizienz infolge Herzinfarkt, Myokarditis, hypertoner Krise, Herzrhythmusstörungen etc.
Niereninsuffizienz
herabgesetzter onkotischer Druck:
nephrotisches Syndrom
übermäßige Flüssigkeitszufuhr (Infusion)
Permeabilitätssteigerung der Lungenkapillare:
toxisch-infektiöse Einflüsse: z. B. Giftgase, Heroinintoxikation, Urämie
allergisch (anaphylaktischer Schock)
andere Ursachen:
Lungenembolie
Schädel-Hirn-Trauma
Pathomechanismus. Ausgehend von der Hauptursache des Lungenödems, der Linksherzinsuffizienz, kommt es zu einer Druckerhöhung im pulmonalvenösen und -kapillären System. Übersteigt der Druck der Lungenkapillare (durch Anstieg des hydrostatischen oder Abnahme des kolloidosmotischen Drucks) den interstitiellen Gewebedruck, so kommt es zu einem Flüssigkeitsaustritt zunächst ins Lungeninterstitium und bei weiterem Druckanstieg im Kapillarbereich auch in den Alveolarraum (Exsudation und Transsudation von seröser Flüssigkeit in Alveolen und Bronchien).
Symptome
Einem manifesten Lungenödem geht oft ein interstitielles Lungenödem (Fluid-Lung) voraus.
Interstitielles Lungenödem
nächtliches Husten (Asthma cardiale)
Dyspnoe
Tachypnoe
Orthopnoe
verschärftes Atemgeräusch, evtl. Giemen
Diagnose
nur über Röntgenbild nachweisbar
Manifestes alveoläres Lungenödem
schwerste Dyspnoe, Angst, Zyanose, Blässe
Rasseln und „Kochen“ über der Brust, auch ohne Stethoskop hörbar
schaumig-rötliches Sputum
evtl. Bronchospasmus (Asthma cardiale)
Diagnose
klinische Untersuchungsmethoden: ▶ Tab. 1.7
Therapie
Cave
Notfall! Maßnahmen zur Grundversorgung, s. Lungenödem ▶ Tab. 20.7.
Definition
Hierbei handelt es sich um einen Verschluss von Lungenarterien durch Verschleppen von Thromben v. a. aus den tiefen Bein- und Beckenvenen (selten Gewebeteilchen, Fetttröpfchen oder Gasbläschen).
Risikofaktoren
höheres Lebensalter
Immobilität (Bettlägerigkeit, Langstreckenflüge)
Adipositas
Schwangerschaft, Therapie mit Östrogenen, Einnahme von Ovulationshemmern
chirurgische Eingriffe (Thrombosegipfel um den 7. Tag)
Auslösende Faktoren
morgendliches Aufstehen
pressorische Akte (Defäkation)
plötzliche körperliche Anstrengung
Pathomechanismus. Durch die mechanische Verlegung von Lungengefäßen kommt es zu einem Druckanstieg in den Lungenarterien und zu einem Rückstau ins rechte Herz. Die Folge ist eine akute Rechtsherzinsuffizienz. Der verminderte Blutstrom zum linken Herzen bewirkt eine Minderversorgung des Körpers mit O2.
Symptome. Die Symptomatik einer Lungenembolie hängt stark von der Größe der verschleppten Thromben ab. Kleine Embolien können durchaus unerkannt verlaufen.
akute, schlagartig einsetzende Dyspnoe
Tachypnoe
Thoraxschmerzen
Tachykardie
Halsvenenstauung
Husten, Hämoptyse
Angst, Beklemmungsgefühl
Schweißausbruch, Synkope, Schock
evtl. Begleitpleuritis
Komplikationen
Lungeninfarkt
Cor pulmonale
Herz-Kreislauf-Stillstand
Therapie
Cave
Notfall! Maßnahmen zur Grundversorgung, s. Lungenembolie ▶ Tab. 20.7.
Definition
Das chronische Cor pulmonale ist definiert als Hypertrophie des rechten Ventrikels als Folge einer Struktur-, Funktions- oder Zirkulationsstörung der Lunge mit pulmonaler Hypertonie.
Ursachen. Einschränkung des Lungengefäßgesamtquerschnittes durch folgende Störungen:
obstruktiv: chronische Bronchitis, Asthma bronchiale, Emphysem
restriktiv: Lungenfibrosen
vaskulär: rezidivierende Lungenembolien, Vaskulitiden
Pathomechanismus. Infolge einer Zerstörung der Lungenkapillare kommt es zu einer Widerstandserhöhung im kleinen Kreislauf. Folge ist keine pulmonale Hypertonie und Rückstau ins rechte Herz.
Spezieller Lernhinweis
Minderbelüftete Lungenabschnitte werden auch minderdurchblutet.
Symptome
Zeichen der Lungenerkrankung:
Belastungsdyspnoe
Schwindel
Zyanose
Uhrglasnägel, Trommelschlegelfinger
Zeichen der Rechtsherzinsuffizienz:
Ödeme
Nykturie
Venenstauungen (sichtbare Stauung v. a. der Hals- und Zungengrundvenen)
Leberstauung
Stauungsgastritis
Stauungsniere mit Proteinurie
Diagnose
Grunderkrankung (s. Ursachen)
Herzvergrößerung (Röntgen)
Therapie
Behandlung der Grunderkrankung
O2-Therapie
medikamentös (z. B. Diuretika, ACE-Hemmer u. a.)
Definition
Diese akute oder chronische Entzündung der Lungen betrifft den Alveolarraum und/oder das Interstitium.
Merke
Pneumonien sind die am häufigsten zum Tode führenden Infektionskrankheiten in den Industrieländern.
Einteilungsprinzipien:
Pathologisch-anatomisch
hinsichtlich der Lokalisation:
alveoläre Pneumonien (oft bakterielle Infektionen)
interstitielle Pneumonien (oft Virusinfektionen)
nach der Ausdehnung der Pneumonie:
lobäre (Lappen-)Pneumonie
lobuläre (Herd-)Pneumonie
Ätiologisch
Infektionen: Viren, Bakterien, Pilze, Parasiten
physikalische Noxen: Strahlen, Fremdkörper in den Bronchien
chemische Noxen: z. B. Reizgase, Aspiration von Magensaft, Öl
Kreislaufstörungen: z. B. Infarktpneumonie, Stauungspneumonie
Klinisch
unter Berücksichtigung von Vorerkrankungen:
primäre Pneumonie: Auftreten einer Pneumonie ohne kardiopulmonale Vorerkrankung
sekundäre Pneumonien: Folge einer anderen pulmonalen oder kardialen Erkrankung, z. B. Zirkulationsstörungen (z. B. Stauungspneumonie bei Linksherzinsuffizienz), Bronchiusveränderungen (z. B. Bronchialkarzinom), nach Aspiration (Aspirationspneumonie), bakterielle Superinfektion (z. B. bei Influenzainfektion)
Nach dem Verlauf: akut oder chronisch gleiche Darstellung wie Pathologisch-anatomisch und Ätiologisch.
Spezieller Lernhinweis
Der Vollständigkeit halber wird die Unterscheidung von typischen und atypischen Pneumonien aufgeführt ( ▶ Tab. 1.6). Die Unterteilung ist historisch, beschreibt jedoch das Spektrum der Klinik. Für die Diagnostik und Therapie hat sie heute wenig Bedeutung. Pneumokokkenpneumonien können einen atypischen Verlauf zeigen, umgekehrt können Erreger atypischer Pneumonien einen „typischen“ Verlauf zeigen.
Tab. 1.6
Unterscheidungsmerkmale typischer und atypischer Pneumonien.
typische Pneumonie
atypische Pneumonie
Erreger
Bakterien, z. B. Pneumokokken, Staphylokokken, Streptokokken
oft Chlamydien, Mykoplasmen, Legionellen, Viren
Beginn
akut mit typischen Krankheitszeichen
meist schleichend
Symptome
hohes Fieber, Schüttelfrost (Kontinua über 1 Woche mit schwerem Krankheitsgefühl)
Husten, Atemnot mit „Nasenflügelatmen“, oft begleitend Herpes labialis
evtl. Thoraxschmerzen infolge Begleitpleuritis
rotbraunes Sputum
evtl. Zephalgien, Myalgie
nur leichtes Fieber
trockener Reizhusten mit spärlichem oder fehlendem Auswurf
Diagnostik
physikalische Untersuchung: Infiltrationszeichen
röntgenologischer Befund
Labor: erst CRP ↑, dann BSG ↑
oft nur röntgenologischer Befund
Labor: Leukozyten ohne Befund; evtl. Leukopenie
evtl. relative Lymphozytose
Definition
Die Lobärpneumonie ist eine akute Entzündung im Alveolarraum, meist des rechten unteren Lungenlappens.
Erreger
Pneumokokken
Haemophilus influenzae
Staphylokokken
Infektionsmodus
Tröpfcheninfektion
Histologische Befunde (Verlauf in 4 Stadien):
Anschoppung (1. Tag)
Im Rahmen der Abwehr sind die Kapillaren weit gestellt; es kommt zum Austritt von Fibrinfäden und serösem Exsudat in die Alveolen.
Auskultation: Crepitatio indux (Knistergeräusch)
Auswurf: kein Auswurf, trockener Husten
Rote Hepatisation (2./3. Tag)
Alveolen sind jetzt vollständig mit fibrinreichem Exsudat und Erythrozyten gefüllt (leberartige Konsistenz); es findet kein Gasaustausch in den betroffenen Lungenabschnitten statt.
Auskultation: kein Atemgeräusch über den betroffenen Lungenabschnitten
Auswurf: pflaumenmusartig
Grau-gelbe Hepatisation (4.–8. Tag)
Abwehrbeginn; Phagozyten wandern in die Alveolen und leiten die Lyse ein
Auskultation: Rasselgeräusche
Auswurf: eitrig
Lyse (nach dem 8. Tag)
Ausheilungsphase; Abwehrzellen räumen vollständig auf; flüssige Zerfallsmassen werden z. T. abgehustet oder in die Lymphbahnen resorbiert und abtransportiert; die vollständige Resorption des fibrinösen Exsudats dauert 4 Wochen
Auskultation: Crepitatio redux (Knistergeräusch; Alveolen sind wieder lufthaltig)
Symptome
▶ Tab. 1.6
Komplikationen
kritische Entfieberung (7./9. Tag lebensgefährlicher Fieberabfall mit evtl. lebensbedrohlicher Herz-Kreislauf-Belastung)
septische Streuung der Erreger mit Otitis media, Meningitis, Hirnabszess, Endokarditits, septischer Schock
Pleuritis, Pleuraerguss
rezidivierende oder chronische Pneumonie
respiratorische Insuffizienz
thromboembolische Komplikationen (infolge langer Bettlägerigkeit)
Spezieller Lernhinweis
Die vollständige Resorption des fibrinösen Exsudats dauert ca. 4 Wochen. Tritt in seltenen Fällen keine Auflösung des Fibrins ein, so kommt es zu einer irreversiblen Verdichtung des Gewebes, einer chronisch-karnifizierenden Pneumonie.
Diagnose
▶ Tab. 1.6
Definition
Hierbei handelt es sich um eine deszendierende Infektion von Bronchien und Lunge mit anfangs einzelnen alveolär-pneumonischen Herden, die später konfluieren können.
Ursachen. Begünstigend sind Vorerkrankungen oder eine schlechte Abwehrlage:
Bronchitis (häufigste Ursache)
als Komplikation von Infektionskrankheiten: z. B. Masern, Keuchhusten, Diphtherie, Typhus
lange Bettlägerigkeit mit eingeschränkter Belüftung der basalen Lungenabschnitte
Symptome
Symptome der ▶ akuten Bronchitis
Fieber (meist unregelmäßiges, langsam ansteigend)
eitrig-schleimiger Auswurf (selten blutig)
Dyspnoe, Tachypnoe
schnelle Verschlechterung der Respiration
Komplikationen
s. Lobärpneumonie (s. o.)
Diagnose
klinische Untersuchungsmethoden: ▶ Tab. 1.7
röntgenologischer Befund
s. „Infektionskrankheiten“ ( ▶ Tab. 6.8)
Pneumocystis-jiroveci-Pneumonie (früher: Pneumocystis-carinii-Pneumonie)
s. ▶ Tab. 6.10)
s. ▶ Tab. 6.8
Therapie aller Pneumonien
körperliche Schonung, Bettruhe
Atemgymnastik, Inhalationsbehandlung, Sekretolytika, ggf. O2 über Nasensonde
ausreichend Flüssigkeitszufuhr
Antibiotika
Thromboembolieprophylaxe
Definition
Das Bronchialkarzinom ist ein meist vom Bronchialepithel ausgehender Lungentumor (25% aller männlichen, 12% aller weiblichen Krebspatienten; häufigste Krebstodesursache bei Männern, bei Frauen auf Platz 2 nach Brustkrebs; Häufigkeitsgipfel: 55.–60. Lj.).
Spezieller Lernhinweis
Histologisch sowie nach Lage und Ausbreitung unterscheidet man verschiedene Formen des Bronchialkarzinoms mit unterschiedlicher Prognose. Die schlechteste Prognose hat das kleinzellige Bronchialkarzinom, welches vorwiegend zentral lokalisiert ist. In 80% der Fälle sind bereits Metastasen vorhanden. Die Tumorverdopplungszeit beträgt nur 10–50 Tage; die Zellen können Hormone sezernieren (z. B. adrenokortikotropes Hormon [ACTH], Calcitonin usw.); Folge: paraneoplastische Endokrinopathien.
Prädisponierende Faktoren
Zigarettenrauchinhalation
umweltbedingte Kanzerogene: Radon in Wohnungen, Passivraucher, Industrie- und Verkehrsabgase
Lungennarben („Narbenkarzinom“)
Berufsnoxen: Asbeststaub (90% der Fälle), radioaktives Gestein usw.
genetische Disposition
Spezieller Lernhinweis