Köstlich essen Divertikel - Astrid Laimighofer - E-Book

Köstlich essen Divertikel E-Book

Astrid Laimighofer

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Beschreibung

Diät war gestern - heute ist Genuss! Wer schon einmal entzündete Divertikel hatte, der weiß: "Das will ich nie wieder erleben!" Hier finden Sie eine ebenso gesunde wie köstliche Ernährung, die Sie vor weiteren Krankheitsschüben schützt und eine Operation ersparen kann. Sicher und mit Appetit durch alle Phasen der Erkrankung - mit über 110 leckeren Rezepten. Mit Rezeptampel: von einer milden Schonkost für den Anfang bis hin zu einer Ernährung reich an darmfreundlichen Ballaststoffen - hier sehen Sie, welche Rezepte wann für Sie bestens verträglich sind. Vielfalt: ob kleine Gerichte für den Alltag oder besondere Hauptgerichte für das gemütliche Familienessen und den Abend mit Gästen - Sie finden jeden Anlass das Richtige. Basis-Wissen Divertikulitis: Gut gewappnet mit den wichtigsten Informationen über Ihre Erkrankung - so gelingt ein beschwerdefreies Leben. Viel Spaß beim Kochen und guten Appetit!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 175

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Köstlich essen Divertikel

140 Rezepte für alle Phasen der Erkrankung

Dr. Astrid Laimighofer

1. Auflage 2019

Liebe Leserinnen,liebe Leser!

Die meisten trifft es völlig überraschend. Die einen erfahren es durch eine Routineuntersuchung, die anderen durch Entzündungserscheinungen mit heftigen Schmerzen im linken Unterbauch, einer angespannten Bauchdecke, Fieber, Abgeschlagenheit oder Übelkeit: Divertikulose oder Divertikulitis.

Viele Menschen haben Aussackungen der Darmwand – Divertikel. Meist machen sie keine Probleme, aber sie können sich auch entzünden und richtig Ärger bereiten. Neben allen medizinischen Maßnahmen, die in diesem Fall getroffen werden müssen, heißt es auch: die Ernährung umstellen.

Denn das hilft Ihnen, dass sich Divertikel erst gar nicht entzünden. Sollten Sie bereits Probleme haben, dann kann Sie eine zunächst schonende, später immer ballaststoffreichere Kost unterstützen, dass es zu keinen weiteren Entzündungserscheinungen kommt. Denn genau darum geht es.

Da ich aus Erfahrung weiß, wie schwer es ist, sich bei der Fülle der Empfehlungen und Lebensmittel zurechtzufinden, haben Sie einen Leitfaden an der Hand, der Sie sicher durch jede Phase Ihrer Erkrankung bringt – und Ihnen aufzeigt, wie gut »ballaststoffreich« schmecken kann.

Neben allgemeinen Informationen zum Krankheitsbild stelle ich Ihnen die wichtigsten Ernährungsprinzipien bei Divertikeln vor. Außerdem finden Sie die geeignetsten Lebensmittel für jede Stufe – inklusive besonderer und entzündungshemmender Lebensmittel sowie einen 7-Tages-Plan für Ihre ballaststoffreiche Ernährung.

Da Divertikel häufig stressbedingt entstehen, habe ich Ihnen aus meiner Praxis einige Ideen und Gedankenanstöße zusammengefasst, damit Sie lernen, besser mit Stress umgehen zu können.

Über 140 Rezepte für Frühstück, Mittag und Abend mit dem bewährten Ampelsystem sorgen dafür, dass Ihnen die Ernährungsumstellung außerordentlich gut schmecken und bekommen wird.

Viel Gesundheit und viel Spaß beim Ausprobieren und Nachkochen!

Ihre Astrid Laimighofer

Die 4 Phasen – Ernährungsinfos auf einen Blick

Phase 1

Die Zeit nach der OP oder nach einem starken Entzündungsschub. Hier ist Fasten angesagt und absolute Schonung. Tees sind erlaubt. Im Krankenhaus werden Sie mit Astronautenkost versorgt.

Phase 2

Schonende Kost mit keinen oder kaum Ballaststoffen ist die Ernährung der Wahl. Zusätzlich soll die Ernährung äußerst fettarm sein. Fettarme Suppen, gekochtes, gut verträgliches Gemüse, Obstmuse, Kartoffeln, Reis, helles gedünstetes Fleisch und sehr fettarme Milchprodukte stehen in dieser Phase auf dem ­Speiseplan.

Phase 3

Leichte Vollkost mit etwas mehr Ballaststoffen, aber noch immer sehr fettarm lautet die Devise dieser Phase. Schön langsam werden die Speisen wieder vielfältiger. Empfohlen werden Lebensmittel, die von den meisten Betroffenen recht gut vertragen werden. Feines Vollkornbrot, nicht blähende Gemüsesorten, säurearmes Obst und magere Milchprodukte sowie Fleisch- und Fischsorten. Wichtig in dieser Phase: Mitschreiben! So erkennen Sie sehr rasch, wenn Sie das eine oder andere Lebensmittel doch lieber weglassen sollten.

Phase 4

Der Weg zur ballaststoffreichen Kost. Sie dürfen nun wieder beinahe alles essen. Vorsichtig sein sollten Sie bei zu fettem, frittiertem und scharfem Essen sowie bei zu kernreichem und faserreichem Obst und Gemüse. Essen Sie nur das, was Sie wirklich vertragen. Aufschluss darüber gibt Ihnen Ihr gut geführtes Ernährungsprotokoll. Kauen Sie gut und nehmen Sie sich Zeit für Ihre Mahlzeiten.

Divertikulose

Die Phase 4 geht fließend in die ballaststoffreiche Kost über, die bei einer Divertikulose (also ohne Entzündung) geeignet ist.

Die praktische Rezeptampel

Die Ampel bei jedem Rezept zeigt Ihnen, ob die Speise in der angegebenen Form für Sie bereits geeignet ist.

Sind alle drei Felder der Ampel grün (▲), können Sie das Gericht problemlos in jeder der angegebenen Phasen Ihrer Erkrankung essen. Ist ein Feld der Phase gelb (▶), sollten Sie eventuell die eine oder andere Zutat noch weglassen und austesten, ob Sie die Speise vertragen. Zeigt die Ampel einer Phase rot (▼), ist es vorteilhaft, abzuwarten und auf andere Gerichte auszuweichen.

Die Angaben zu den Ballaststoffen beziehen sich stets auf eine Portion – sofern nicht anders angegeben.

Step-by-Step: In 7 Schritten zu einer ballaststoffreichen Ernährung:

Essen Sie 5-mal am Tag eine Handvoll Gemüse und Obst – der Schwerpunkt liegt auf dem Gemüse. Ihr Ernährungsprotokoll gibt Ihnen Aufschluss über Ihren tatsächlichen Konsum.

Tauschen Sie helles Brot allmählich gegen Vollkornbrot aus. Starten Sie mit einmal Vollkornbrot täglich und erweitern Sie solange, bis helles Brot aus Auszugsmehl die Ausnahme ist.

Probieren Sie jede 2. Pastamahlzeit als Vollkornvariante. Vollkornnudeln gibt es mittlerweile in großer Auswahl. Sie finden bestimmt eine Sorte, die Ihnen schmeckt.

Versuchen Sie unterschiedliche Getreidegerichte aus Quinoa, Bulgur, Dinkel und Amaranth sowie vermehrt Hülsenfrüchte in Ihren Speiseplan aufzunehmen.

Trinken Sie ausreichend – Ballaststoffe brauchen mehr Flüssigkeit! Achten Sie auf mindestens 1,5 Liter täglich, so wird ballaststoffreiche Nahrung nicht zum Ballast.

Reichern Sie Müsli, Suppen, Aufstriche mit Leinsamen, Weizenkleie oder Flohsamen an. Der Rezeptteil bietet Ihnen viele Ideen.

Kauen Sie gründlich und essen Sie langsam.

Gehalt an Ballaststoffen – die tun einfach gut

Lebensmittel

Ballaststoffe (g) pro Portion

Portionsgröße (g)

Ballaststoffe (g) pro 100 g

Getreide/Getreideprodukte

Weizenvollkornmehl

10,0

Dinkelvollkornmehl

8,3

Weizen-/Roggenvollkornbrot

4

50

8

Grahambrot

4

50

8

Knäckebrot

1,4

10

14

Vollkorntoast

1,5

20

7,5

Vollkornnudeln

4,2

150

2,8

Amaranth

13,5

150

9

Quinoa

10,4

150

6,9

Früchtemüsli (ohne Zucker)

5,1

50

10,3

Haferflocken

5

50

10

Haferkleie

3

20

15

Weizenkleie

9

20

45

Samen/Kerne/Nüsse

Leinsamen

7,6

20

38

Chiasamen

6,8

20

34

Sonnenblumenkerne

1

15

6,3

Walnüsse

3

50

6,1

Sesamsamen

1,7

15

11

Flohsamen

4,2

5

85

Hülsenfrüchte

Kichererbsen

6,6

150

4,4

Bohnen weiß (Dose)

5,2

150

3,5

Kidneybohnen

13,5

150

9,0

Erbsen

8

150

5,3

Linsen

16

150

10,6

Sojabohnen

4,5

150

3

Gemüse

Artischocken

21,6

200

10,8

Brokkoli

6

200

3

Blumenkohl

5,8

200

2,9

Rosenkohl

8,8

200

4,4

Zuckermais

5,7

150

3,8

Kartoffeln

5

250

2

Süßkartoffel

7,7

250

3,10

Möhren

7

200

3,5

Spargel

2,8

200

1,4

Schwarzwurzel

36

200

18

Topinambur

24

200

12

Obst

Apfel

3

150

2

Feige getrocknet

2,4

25

9,6

Rosinen

2,6

50

5,2

Birne

5

150

3,3

Johannisbeeren

5,2

150

3,5

Getrocknete Pflaume

4,5

25

17,8

Aprikose getrocknet

4,4

25

17,7

Mein ballaststoffreicher Tag

Quark-Müsli mit Haferflocken

Frühstück

Für 1 Person

geht schnell

10 Min.

150 g   Magerquark5 EL   Milch1 TL   Ahornsirupetwas Zitronensaft1 EL   Leinsamenschrot3 EL   Haferflocken1 Apfel

Quark mit Milch, Ahornsirup und Zitronensaft glatt rühren. Leinsamen und Haferflocken unterrühren. Apfel waschen, Kerngehäuse entfernen, reiben und unterrühren.

Ballaststoffe 15 g

▼ Phase 3fettarm, leicht

▼ Phase 4mehr Ballaststoffe

▲ Divertikuloseballaststoffreich

Puten-Gemüse-Pfanne mit Quinoa

Mittagessen

Für 4 Personen

gelingt leicht

20 Min.

250 g   bunter Quinoa3 EL   Speisestärke6 EL   Sojasauce400 g   Putenfilets4 mittelgroße Karotten1 Brokkoli3 EL   Rapsöl1 EL   Blütenhonig200 ml   Wasser40 g   Cashewkerne, gehackt

Quinoa nach Packungsanleitung zubereiten. 2 EL Stärke mit 3 EL Sojasauce verrühren. Putenfilets kalt abspülen, trocken tupfen und der Breite nach in dünne Streifen schneiden. In einer Schüssel mit der Marinade mischen.

Karotten schälen, putzen und feine Streifen schneiden. Brokkoli waschen und in Röschen teilen.

1 EL Öl in einem Wok oder einer beschichteten Pfanne stark erhitzen. Das Fleisch darin rundherum unter Wenden 4 – 5 Min. braten, dann herausnehmen. Den Wok auswischen. Restliches Öl (2 EL) darin erhitzen. Brokkoli und Karotten zugeben und unter Wenden 5 Min. braten.

Währenddessen die restliche Stärke (1 EL) mit der restlichen Sojasauce (3 EL), Honig und Wasser verquirlen und mit dem Fleisch und den Nüssen zum Gemüse geben. Aufkochen und 1 Min. köcheln lassen. Quinoa in ein Sieb abgießen.

Die Hühnerpfanne mit Quinoa servieren.

Ballaststoffe 13 g

▼ Phase 3fettarm, leicht

▼ Phase 4mehr Ballaststoffe

▲ Divertikuloseballaststoffreich

Hüttenkäsecocktail

Abendessen

Für 4 Personen

geht schnell

15 Min.

200 g   Tomaten1 Bund   frischer Schnittlauch400 g   Hüttenkäse3 EL   RapsölSalz50 g   Blattsalate, gemischtFür die Marinade:2 EL   OlivenölSaft einer halbenZitrone1 TL   Senf1 Knoblauchzehe, zerdrückt1 TL   gemahlene Flohsamenschalen

Tomaten waschen, Strunk entfernen und klein würfeln. Schnittlauch fein hacken. Hüttenkäse mit Tomaten, Öl und Schnittlauch vermengen und mit Salz abschmecken.

Für die Marinade alle Zutaten gut verrühren und Salat damit marinieren. Auf Teller anrichten und Hüttenkäse darauf portionieren. Mit Toastbrot servieren.

Ballaststoffe 5 g

▼ Phase 3fettarm, leicht

▼ Phase 4mehr Ballaststoffe

▲ Divertikuloseballaststoffreich

Der Darm – was sind Divertikel?

Divertikel – Menschen, die davon nicht betroffen sind, sagt der Ausdruck wahrscheinlich wenig. Aber je älter wir werden, umso mehr Menschen sind davon betroffen. Oftmals unbemerkt und schmerzlos werden sie in vielen Fällen durch Vorsorgeuntersuchungen entdeckt – und müssen auch nicht behandelt werden. Richtig schmerzhaft werden Divertikel erst, wenn sie sich entzünden.

Darmerkrankungen sind durch unsere einseitige ballaststoffarme Ernährungsweise und die bewegungsarme und stressvolle Lebensart grundsätzlich auf dem Vormarsch – und mit ihnen auch Divertikel. Divertikel sind bei jungen Menschen selten, sie treten meist erst bei älteren Menschen ab etwa 60 Jahren gehäuft auf. Entdeckt werden sie – da sie oft keine Probleme machen – meist zufällig durch eine Darmspiegelung (Koloskopie) während einer Vorsorgeuntersuchung. Jeder Dritte ab 60 Jahren hat Divertikel, ab 80 Jahren jeder Zweite. Gleichzeitig führen Divertikel nur bei 2 von 10 Betroffenen zu Beschwerden. Das ist ein Grund, warum die Krankheit relativ unbekannt ist.

Diejenigen aber, die betroffen sind, können über richtige Ernährung viel dazu beitragen, ihre Krankheit in den Griff zu bekommen. Das heißt, sie bekommen keine Entzündungen mehr oder haben keine neuerlichen Entzündungsschübe mehr. Es empfiehlt sich auf alle Fälle, die eigene Ernährung zu überdenken und die eine oder andere Verbesserung durchzuführen. Wie das gehen kann, werden Sie auf den nachfolgenden Seiten detailliert erfahren.

Wer besiedelt den Darm?

Der Darm ist ein Wunderwerk der Natur. Er arbeitet unablässig und im Prinzip nicht spürbar – nur wenn etwas nicht in Ordnung ist, meldet er sich mit Verdauungsproblemen und Schmerzen. Der Dickdarm, um den es bei Divertikeln geht, liegt in einer Schleife rund um den Dünndarm.

Der Dünndarm ist in erster Linie für die Aufnahme von Nährstoffen in die Blutbahn verantwortlich; Hauptaufgabe des Dickdarms ist es, den noch flüssigen Speisebrei – beziehungsweise, was noch übrig ist – einzudicken. Dazu entzieht der Dickdarm dem Speisebrei Wasser. Außerdem bauen Darmbakterien verschiedenste Stoffe aus der Nahrung ab – umso wichtiger ist daher ein vielfältiges Mikrobiom, also eine gute Darmflora mit vielen guten Darmbakterien.

Gerade dieses Mikrobiom beschäftigt die Wissenschaft aktuell sehr. Heute weiß man, dass es die Darm-Hirn-Achse gibt, über die Darm und Hirn ständig miteinander kommunizieren: Das Gehirn erfährt über verschiedenste Kanäle (z. B. über Hormone), wenn im Darm etwas nicht in Ordnung ist und umgekehrt. Vermutet wird auch, dass ein fehlbesiedeltes Mikrobiom Gefühle, Appetit, die allgemeine Stimmung und die Stressresistenz beeinflussen kann. Sogar psychische Erkrankungen wie Depressionen sollen über ein fehlbesiedeltes Mikrobiom mitverursacht werden können.

Noch ein Grund mehr, auf eine gesunde Darmflora zu achten. Auch wenn dadurch die Divertikel nicht weniger werden – ein gesunder Darm beugt weiteren Entzündungen vor.

Was sind Divertikel?

Divertikel sind sackförmige Ausstülpungen der Darmwand, die an Schwachstellen entstehen. In diesen Aussackungen können Nahrungsreste liegen bleiben und zu einer Entzündung der Darmschleimhaut führen. Prinzipiell können Divertikel im ganzen Verdauungstrakt zu finden sein, von Bedeutung sind in erster Linie die Kolondivertikel, also die Divertikel im Dickdarm. Am häufigsten betroffen ist der absteigende Ast des Dickdarms – also der Teil am Ende des Darms. Hier ist auch der Innendruck am höchsten, das heißt, hier drückt am stärksten Nahrungsbrei von innen gegen die Darmwand.

Stellen Sie sich den Darm wie einen langen Schlauch vor, der den Nahrungsbrei langsam voranschiebt. Je länger der Speisebrei im Darm verweilt und je härter er ist, umso stärker drückt er von innen an die Darmwand. Durch diesen ständig hohen Innendruck drückt sich die Darmschleimhaut mit der Zeit durch Lücken in der Muskelschicht – ein Divertikel entsteht.

Begünstigt werden Divertikel durch:

ballaststoffarme Ernährung

wenig Flüssigkeit

wenig Bewegung

Auch das Alter spielt eine Rolle, da mit dem Alter auch die Elastizität der Darmwand abnimmt. Daher treten Divertikulose und eine Entzündung der Divertikel gehäuft bei Menschen ab einem Alter von 60 Jahren auf. Trotzdem gibt es immer mehr Menschen in jüngerem Lebensalter, die aufgrund eines stressigen Lebensalltags und der steigenden Bewegungsarmut an Divertikeln leiden.

Was ist eine Divertikulose, was eine Divertikulitis?

Hat der Darm Divertikel, die aber keine Beschwerden machen, heißt das Divertikulose. Treten Beschwerden auf, spricht man von der »Divertikel-Krankheit«. Eine Divertikulitis entsteht dann, wenn sich die Aussackungen durch liegen gebliebene Speisereste entzünden. Das ist wichtig zu wissen, da die Ernährungstherapie in jedem Stadium eine andere sein muss.

Beschwerden durch Divertikel

Die meisten Menschen wissen gar nicht, dass sie Divertikel haben. Sie bemerken sie erst, wenn sie Beschwerden machen. Typische – und eher allgemeine Symptome, die häufig nach dem Essen entstehen – sind z. B.:

leichte Schmerzen im linken Unterbauch (der nach unten führende Dickdarm liegt links. Da dieser Abschnitt am häufigsten betroffen ist, treten hier die ersten Schmerzen auf)

Stuhlgewohnheiten ändern sich

Blähungen verbunden mit Völlegefühl treten auf

Entzünden sich die Divertikel, hat sich also eine Divertikulitis entwickelt, werden die Beschwerden stärker, z. B.:

akute, meist linksseitige Unterbauchschmerzen

Verstopfung, auch im Wechsel mit Durchfall

Übelkeit und Erbrechen

Fieber

Herzrasen

evtl. Schleimablagerungen oder Blut im Stuhl

Bei einer leichten Verlaufsform erhalten die Betroffenen eine Therapie mit Antibiotika.

Halten die Infektionen an oder kehren sie immer wieder, kann eine Divertikulitis durchaus gefährlich werden. Denn der Darm kann einreißen, dann tritt Stuhl in den Bauchraum und das führt zu einer Bauchfellentzündung. In diesen Fällen ist meist eine Operation, in der Teile des Darms entfernt werden, die beste (und oft einzige) Option.

Tab. 0.1

 Unterschiede Divertikulose – Divertikulitis.

Divertikulose

Divertikulitis

Häufigkeit

unter 40-Jährige: selten (jeder 20.)über 60-Jährige: jeder Dritteüber 80-Jährige: jeder Zweite

4 von 10 Divertikulose-Betroffenen

Ursachen

ballaststoffarme Ernährungzu wenig Bewegungzu viel Stressgenetische Veranlagung

In den bereits bestehenden Divertikeln werden Nahrungsreste abgelagert, die zu Entzündungen führen.

Symptome

meist keineevtl. leichte linksseitige Unterbauchschmerzen

Schmerzen im linken UnterbauchÜbelkeit, Erbrechen

Ernährung

Viel Ballaststoffe essen.Ausreichend trinken.Zucker reduzieren.

Keine blähenden und stopfenden Lebensmittel einnehmen.Entzündungshemmende Ernährung vorziehen.Keine Nüsse, Samen und Kerne essen.

Divertikel diagnostizieren und behandeln

Um eine Divertikulose zu diagnostizieren, erfolgt meist eine Blutuntersuchung. Bildgebende Verfahren (z. B. Röntgen, Ultraschall und Computertomografie) machen die Darmausstülpungen gut sichtbar. Es kann sein, dass sich Divertikel auf den Bildern nicht eindeutig von Polypen (Ausstülpungen des Darms nach innen) unterscheiden lassen. In diesem Fall ist eine Koloskopie (Darmspiegelung) notwendig.

Nicht entzündete Divertikel müssen nicht behandelt werden. Gleichzeitig ist es so, dass sich einmal entstandene Divertikel nicht mehr zurückbilden. Die gute Nachricht ist: Eine kluge Ernährung hilft Ihnen dabei, einer Entzündung vorzubeugen.

Sind dann doch die ersten Entzündungserscheinungen da, erhalten die Betroffenen meist zunächst ein Antibiotikum und Entzündungshemmer. Spätestens jetzt sollten Sie auf die Ernährung achten und Ihren Speiseplan auf ballaststoffreich umstellen.

Haben Sie starke Entzündungszeichen, sollten Sie auf ausreichend Ruhe achten und eine schonende Ernährung einhalten. Die medikamentöse Behandlung erfolgt parallel. Sind Sie an einer akuten Divertikulitis erkrankt und haben eine OP hinter oder vor sich, rät man Ihnen in der Klinik zu einem Nahrungsverzicht, Karenz nennt das der Arzt. Sie werden jedoch zügig einen schonenden Kostaufbau beginnen können.

Ihr Ernährungskonzept bei Divertikeln

Das Ernährungskonzept bei Divertikulose/Divertikulitis ist in Stufen aufgeteilt. Liegt bei Ihnen »nur« eine Divertikulose vor, empfiehlt sich für Sie eine ballaststoffreiche Basiskost. Hat sich eine Divertikulitis entwickelt, beachten Sie bitte folgende Stufen:

Kostaufbau bei entzündeten Divertikeln:

1. Phase: im Krankenhaus. Diese Phase ist die Fastenphase. Sie ist relativ kurz und dauert etwa 1–2 Tage. Sie bekommen ausschließlich Tee und evtl. Zusatznahrung. Diese Phase findet ausschließlich in der Klinik statt.

2. Phase: ballaststofffreie bis -arme Kost. Diese Phase der sehr schonenden Kost dauert etwa 2 Wochen. Sie ist sehr ballaststoff- und fettarm, da die Verdauung erst langsam wieder in Schwung kommen muss. Rezepte für diese Phase finden Sie ab Seite 42.

3. Phase: leichte und fettarme Kost. In dieser Phase wird es langsam vielfältiger. Die Ballaststoffe werden mehr, fettarm sollte die Ernährung weiterhin bleiben.

4. Phase: langsam übergehen zur ballaststoffreichen Basiskost. In der letzten Phase gehen Sie endlich langsam über zu einer ballaststoffreichen Basiskost. Diese Phase ist auch die Stufe der Wahl, wenn Sie Divertikulose haben.

Spätestens ab Phase 3 ist es von entscheidender Bedeutung, dass Sie zusätzlich ein Ernährungstagebuch führen. So kommen Sie unverträglichen Lebensmitteln ganz leicht auf die Spur. Im Anhang finden Sie dazu ein Formular. Hier können Sie erkennen, welche Informationen wichtig sind.

Abb. 0.1 So sehen Divertikel in der Darmschleimhaut aus.

Richtig essen bei Divertikeln

Sie haben keine oder kaum Beschwerden. Ihre Divertikel wurden zufällig entdeckt. Sie möchten aber vorbeugen, damit sich die Divertikel nicht entzünden. Bei der Ernährung zur Vorbeugung geht es darum, den Stuhl weich zu halten und Verstopfung möglichst zu vermeiden. Es gibt vier wichtige Ernährungsprinzipien bei Divertikulose.

Ernährungsprinzipien

Wenn Sie Divertikel im Darm entwickelt haben, sollten Sie die folgenden Ernährungsprinzipien beachten. Damit tragen Sie viel zu einem gesunden Darm bei. Außerdem werden Sie sehen, wie sich Ihr allgemeines Wohlbefinden dadurch steigert.

1. Prinzip: Ballaststoffreich essen

Ballaststoffe sind das A und O für einen gesunden Darm. Aber was sind Ballaststoffe überhaupt und warum sind sie so toll? Der Name Ballaststoffe ist nicht ganz glücklich gewählt. Er stammt noch aus einer Zeit, als Ballaststoffe als »Ballast« angesehen wurden – unnötig und belastend. Heute wissen wir um ihre gesundheitsfördernde Wirkung – und dass wir mindestens 30 g Ballaststoffe täglich zu uns nehmen sollten.

Das machen Ballaststoffe:

Sie bringen unsere Verdauung in Schwung.

Sie senken den Cholesterinspiegel.

Sie sättigen schnell.

Sie binden schädliche Stoffe im Darm.

Ballaststoffreiche Lebensmittel sind vor allem Vollkorngetreideprodukte, Hülsenfrüchte, Obst und Gemüse.

Da Ballaststoffe viel Flüssigkeit zum Quellen benötigen, sollten Sie viel trinken. Wie viel, was und warum, das lesen Sie unter ▶ Ernährungsprinzip: Ausreichend Flüssigkeit.

2. Prinzip: Kautraining absolvieren

Die meisten von uns kauen viel zu wenig. Da werden im Stress und in der Hektik, aus schlechter Angewohnheit oder auch im Heißhunger viel zu große, mangelhaft gekaute Bissen hinuntergeschluckt. Für unser Verdauungssystem ist das zusätzliche Arbeit, die nicht unbedingt sein muss. Helfen wir unserer Verdauung durch ordentliches Kauen!

Denn: Die Verdauung der Kohlenhydrate beginnt bereits im Mund. Unterstützen Sie sie. Dann müssen Magen und Darm bei einer gut zerkleinerten Nahrung nicht mehr die ganze Arbeit leisten.

Weitere positive Nebeneffekte sind:

Durch gutes Kauen essen wir langsamer und achtsamer. Wir lenken unsere Konzentration auf das Kauen. Auf Seite 140 finden Sie weitere Tipps, wie Sie den Stress reduzieren können.

Wir sind schneller satt und essen dann nicht ganz so viel. Das ist wiederum gut für das Gewichtsmanagement.

Ganz speziell bei Divertikeln ist gutes Kauen ganz entscheidend. Vor allem bei Lebensmitteln, die leichte Fasern haben oder etwas körnig sind, vermeiden Sie dadurch, dass sich diese Bestandteile in den Divertikeln festsetzen und Entzündungen hervorrufen.

Übung, um das Kauen zu trainieren

Eine Grundregel lautet: Kauen, bis nur noch Brei übrig ist im Mund.

Probieren Sie das aus: Kauen Sie frühmorgens mindestens ein halbes altbackenes Brötchen langsam durch. Bissen für Bissen. Bis Sie jeweils nur noch Brei im Mund haben. So trainieren Sie die Kaumuskulatur, die die meisten von uns viel zu wenig strapazieren. Trinken Sie dazu viel Wasser – das erleichtert den Kauprozess. Durch dieses Training soll Ihnen gutes Kauen selbstverständlich werden, bis Sie letztlich nicht mehr daran denken müssen.

Allerdings ist es gerade zu Beginn wichtig, sich tagsüber immer wieder vorzunehmen, gründlich zu kauen. Dabei helfen kleine Erinnerungsstützen: ein Band ums Handgelenk, ein Schriftzug am Schreibtisch, ein Klebepunkt am Kühlschrank. Was könnte Sie am besten an gutes Kauen erinnern?

3. Prinzip: Nahrung zerkleinern

Neben dem gründlichen Kauen empfehle ich zudem, Obst und Gemüse, das oft sehr faserreich ist, zu pürieren. Gerade die Schale kann durch Kauen nicht ganz so gut zerkleinert werden. Durch das Pürieren wird auch die Schale schön fein und Sie kommen in den Genuss aller Vitamine und Mineralstoffe, die besonders unter der Schale sind. Durch Schälen geht ein Großteil verloren. Smoothies sind daher ein beliebter Obst- und Gemüsesnack mit dem notwendigen Nährstoffkick. Besorgen Sie sich einen leistungsstarken Pürierstab – oder besser noch Standmixer, dann geht die Zubereitung ganz schnell und einfach.

Nüsse sollten Sie auf alle Fälle in Ihrem Speiseplan haben. Es ist aber schwer, ganze Nüsse fein genug durch Kauen zu zerkleinern. Greifen Sie auf die gemahlene Variante zurück.

4. Prinzip: Ausreichend Flüssigkeit

Trinken Sie wirklich genug? Wissen Sie überhaupt, wie viel Sie täglich trinken? Spüren Sie überhaupt Ihren Durst? Ausreichende Flüssigkeitszufuhr (regelmäßig über den Tag verteilt) ist nicht nur für Ihre Leistungsfähigkeit wichtig. Ballaststoffreiches Essen benötigt auch viel Wasser, damit die Fasern quellen können und nicht zu einer Verstopfung führen.

Vorschlag: Führen Sie zu Beginn Ihrer Ernährungsumstellung ein Trinkprotokoll, schreiben Sie auf, was und wann Sie wie viel trinken. Denn: Auf etwa 1,5 bis 2 Liter täglich sollten Sie kommen. Wichtig aber: Verteilen Sie die Dosen schön über den Tag. Und: Bei sehr ballaststoffreicher Kost, im Sommer oder wenn Sie stark schwitzen, trinken Sie bitte mehr.