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In einer Küche in Berlin treffen sich regelmäßig Diotima, eine Philosophin, Aspasia, eine Künstlerin, Paul, ein Philosophielehrer und Hans, ein Kommunikationstrainer, manchmal zu zweit, manchmal zu dritt oder zu viert, manchmal mit Gästen in der Küche ihrer Wohngemeinschaft, kochen, essen und reden über alltägliche Lebensfragen und geraten mitunter zu Philosophie. Ihre gemeinsame Auffassung ist: "In der Küche ist Philosophie einfach schöner." Ausserdem gibt es die vegetarischen Rezepte, nach denen gekocht wird, dazu. Die Illustrationen sind von Adrian Wylezol. Bernd Floßmann, geboren 1957 in einer damals noch nach Stalin benannten Stadt, lebt in Berlin. Er gehört zu der Generation, die, in der DDR aufgewachsen, in der frühen Mitte ihres Lebens eine grundlegende gesellschaftliche Wende mitgestalten konnte. Er hat in Leipzig und nach der Wende in Potsdam Philosophie und ein wenig Anglistik studiert. Gerade noch rechtzeitig konnte er sein Leben als der Weltbürger leben, der er ist.
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Seitenzahl: 168
Veröffentlichungsjahr: 2012
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Bernd Floßmann
Küchenphilosophen
Gespräche und Rezepte in berliner* Küchen
epubli
Impressum
Copyright: © 2011 Bernd Floßmann Berlin, www.flossmann.de
© Cover und Illustrationen: Adrian Wylezol, adrianwylezol.de
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und jede Art der Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Autors.
Gesetzt aus der Hypatia Sans Pro.
Druck und Verlag: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de
Made in Germany
ISBN: 978-3-8442-4372-7
*berliner ist absichtlich klein geschrieben. Ich mache es da so wie Tucholsky
»Wer wird nicht einen Klopstock loben?
Doch wird ihn jeder lesen? – Nein!
Wir wollen weniger erhoben
und fleißiger gelesen sein.«
Lessing 1753
Philosophie und Küche? Geht das zusammen? Das Wort Philosophie wird doch oft mit staubigen Kathedern, schwieriger Sprache, dicken Büchern in Antiquariaten und Bibliotheken verbunden!
Über Jahrtausende haben Philosophen und Denker versucht, sich von der leiblichen Seite ihres Lebens nicht beeinflussen zu lassen und rein – vor allem rein geistig – zu leben. Der Verzicht auf Essen, Sex und andere leibliche Freuden wird auch heute noch von vielen als ein philosophischer Weg zur Erkenntnis angepriesen.
Spätestens dann, wenn es nichts mehr oder nur noch Schlechtes zu essen gab, wandelte sich aber auch die Qualität der Philosophie ins Griesgrämige, wenn die Philosophie nicht sogar bis zur nächsten Mahlzeit ganz aus dem Bewusstsein verschwand.
Das Wort ›Küchenphilosophie‹ kann so in zwei Richtungen gelesen werden: Zum Einen als Philosophie der Küche und zum Anderen als Philosophie in der Küche.
Die Philosophie der Küche prägt sich in der Art und Weise aus, wie wir unser Essen und Trinken zubereiten, welche Zutaten und welche Verfahren der Zubereitung wir wählen. Die Philosophie der Küche zeigt sich in der Art, wie das Essen serviert und wie mit Küchenabfällen umgegangen wird. Es gibt Parteien wie Vegetarier, Vegane, Makrobioten, Fleischesser, Rohkostler oder Trennköstler. Diese bekämpfen sich mitunter bis aufs Blut, sind einander spinnefeind oder haben gelernt, sich zu tolerieren, das heißt, sich gegenseitig zu ertragen.
Jede Religion und jede Philosophie hat Ernährungsregeln. Pythagoras und seine Anhänger verzichteten zum Beispiel auf Bohnen. Kant liebte an seiner berühmten Tafelrunde Fisch und Fleisch, Senf und Käse, mitunter ganz entgegen seiner von ihm selbst formulierten philosophischen Diätetik.1 Die Küche entscheidet nicht nur über die Laune der Philosophen, sondern auch über das Ausmaß der Konsequenzen, welche durch ein Bekenntnis zu bestimmten philosophischen Auffassungen auf sich genommen werden sollte.
Hat Camus noch gespottet »Es gibt nur ein wirklich ernstes philosophisches Problem: den Selbstmord«2, so ist die Frage: »Was essen wir heute?«, meines Erachtens ein mindestens ebenso ernst zu nehmendes Problem. Gehört Camus Problem zum Bereich der Fragen der Existenz und der reinen Vernunft, so gehört das küchenphilosophische Problem zum Bereich der praktischen Philosophie, ebenfalls mit weitreichenden theoretischen Konsequenzen.
»Was essen wir heute?«, wirft Fragen nach Ressourcen, Möglichkeitsfeldern, Namen, der Trennung zwischen Tier und Mensch, der moralischen und gesellschaftlichen Verantwortung auf: »Du bist was du isst!«
»Was essen wir heute?«, wirft Fragen nach Verhaltensalternativen, Verhaltenssteuerung, Kulturformen, Grenzen zwischen Essen und Trinken und den Übergängen zu anderen Tätigkeiten wie Lernen, Kämpfen oder Lieben auf: »Essen hält Leib und Seele zusammen!«
»Was essen wir heute?«, wirft Fragen der Toleranz, des Umgangs mit Anderen, der Macht, der Gemeinsamkeit oder der Trennung, nach Konsequenzen beim Zusammentreffen verschiedener Religionen auf: »Liebe geht durch den Magen!«
»Was essen wir heute?«, bringt die historische Komponente ins Spiel. Was hatten wir gestern, was wollen wir morgen essen? Gibt es genug für alle, was muss eingekauft werden? Essen wir chaotisch was da ist oder kaufen wir nach Plan und Rezept ein?
Als Philosophie in der Küche bezeichnet das Wort ›Küchenphilosophie‹ etwas, was sich von Stammtischphilosophie wesentlich und extrem unterscheidet. Wesentlich, weil der Ort der Küche ein Ort der Produktion ist, der Stammtisch ein Ort der Konsumtion. Die Topologie der Philosophie wirkt so entscheidend auf die Art und Weise des Philosophierens.
Extrem, weil Philosophie in der Küche einen produzierenden Charakter hat, einschließend, kritisch, konstruktiv, dynamisch. Der Stammtisch dagegen ist ein Ort der Konsumtion, vor allem von die Wahrnehmung verengenden Rauschmitteln wie Bier und Nikotin. Philosophie am Stammtisch hat einen konsumierenden, ausschließenden – denn Fremde haben sich nicht an den Stammtisch zu setzen – meckernden, destruktiven und statischen Charakter: ›Hier sitzen die, die immer hier sitzen‹.
Es gibt einen berühmten Dialog von Platon, in diesem geht es um die Liebe. Während der Gespräche wird herzlich gegessen und getrunken, bis am Ende nur noch Sokrates stehen kann.
Dort berichtet Sokrates, dass er seine nun so berühmte Art zu fragen von Aspasia, deren Figur in diesem Dialog mit der Seherin Diotima zusammenfließt, gelernt habe. Aristophanes verspottet ihn daraufhin, dass wohl seine Philosophie im Bordell entstanden sei, weil Aspasia eine bekannte Hetäre war.3 Ich bin mir ziemlich sicher, dass der junge, nicht sehr vermögende Sokrates im Hause der Aspasia wie im Hause der Diotima mehr in der Küche als im Bett zu finden war. Einer meiner Lieblingsplätze als Kind war die Türfüllung zur Küche, in die ich mich kauerte und mit meiner Mutter endlose Gespräche führte.
»Küchenphilosophen« handelt vom Gespräch in der Küche. Diese Gespräche sind manchmal nur gemeinsames Zwitschern, vertrautes Geräusch, manchmal der Austausch von Erfahrungen, Weisheit. In der Küche finden oft Gespräche mit grösserer philosophischer Bedeutung statt als in Akademien.4 Akademische Philosophie verwandelte sich immer mehr in Scholastik und Rechtfertigung der jeweils bestehenden Herrschaftssysteme, wohl auch weil zu Symposien heutzutage kaum einmal mehr Kekse gereicht werden.
In meiner Welt ist eine Einladung zum Essen auch meistens eine Einladung zum gemeinsamen Kochen. Wenn ich Gäste bekomme, ist deren erster Weg in der Regel der in die Küche, in der wir dann sitzen und kochen, essen und – philosophieren.
Die Art des Philosophierens in einer Küche ist anders als in der Einsamkeit des Spaziergangs, der Studierstube oder des Katheders. In der Küche ist Philosophieren praktisch, wirklichkeitsnah, weich und ungenau.
1 vgl. Harald Lemke: Eine Einführung in die Gastrosophie. Akademie Verlag 2007 S. 191f
2 Albert Camus: Der Mythos von Sisyphos
3 Eine Hetäre war im Unterschied zur Hausfrau und zur Dirne eine Frau, welche sich für die Rolle der Geliebten (Aspasias Geliebter war kein Geringerer als der Herrscher Athens, Perikles!) entschieden hatte.
4 Die Akademie ist der Name des Ortes der Philosophenschule des Platon (Platonische Akademie), die sich beim Hain des griechischen Helden Akademos in Athen befand.
In diesen Texten treffen sich regelmäßig Diotima, eine Philosophin, Aspasia, eine Künstlerin, Paul, ein Philosophielehrer und Hans, ein Kommunikationstrainer, manchmal zu zweit, manchmal zu dritt oder zu viert, manchmal mit Gästen in ihrer Wohngemeinschafts-küche, kochen, essen und reden über Philosophie. Ihre gemeinsame Auffassung ist: »In der Küche ist Philosophieren einfach schöner.«
Diotima freut sich, dass sie nach Sokrates‘ Lehrerin und Hölderlins angebeteter Briefpartnerin benannt wurde. Die historische Diotima ist wohl eine literarische Figur. Im Dialog Symposion (Das Gastmahl) des Platon berichtet Sokrates über seine Diskussion mit ihr über ihre Auffassung von der Liebe. Sie war offenbar eine so Kundige auf diesem Gebiet, dass sie von den meist männlichen Historikern nur als Hetäre gedacht werden konnte. Auch darauf ist Diotima stolz, sie gestaltet ihr Liebesleben selbst und lässt sich da auch nicht irgendwie moralisch reinreden.
Aspasia ist Künstlerin und hat ebenfalls einen berühmten griechischen Namen. Manche identifizieren sie mit Diotima, manche sehen in ihr deren andere Seite, die Personifizierung eines inneren Dialogs. In unseren Gesprächen nimmt Aspasia deshalb nicht immer einen Gegenstandpunkt ein, manchmal ergänzt sie die Gedanken von Diotima, manchmal widerspricht sie oder korrigiert.
Paul hat in der DDR5 studiert und gearbeitet und ist jetzt wie Hans freier Trainer. Er fühlt sich wohl in seiner Welt und hat seine Herkunft nicht vergessen. Er bezeichnet sich selbst als Tagelöhner, weil er immer nur für wenige Tage arbeitet und sonst in der Weltgeschichte herumstreift, als gäbe es kein Morgen. Er sagt immer: »Ich lebe jetzt! Weiß ich, ob ich morgen noch lebe?«
Hans wird manchmal Hans im Glück genannt, weil jedes Ereignis für ihn eine Quelle von Glück ist. Seine Philosophie leitet er von Epikur und Lukrez her und er bezeichnet sich selbst als Hedonisten. Gefragt, ob er sich denn nicht vor der Zukunft oder dem Tod fürchte, antwortet er:
»So lange ein Ereignis, selbst eines wie der Tod, noch nicht eingetreten ist, berührt es mich nicht, wenn es eingetreten ist, berührt es mich nicht mehr, weil ich erst dann wirklich wissen würde, welche Bedeutung dieses Ereignis für mich hat; also warum soll ich mir meine Gegenwart mit einer Angst verderben, die mich noch nicht oder nicht mehr betrifft?«
Hans kocht und nascht gerne und von ihm stammen auch die meisten Kochrezepte in diesem Buch. Hans ist freier Trainer und Dozent, er arbeitet in der Mongolei, in Arabien und an den verschiedensten Orten Deutschlands.
Die Sprache der Protagonisten ist nur selten eine natürliche Sprache und sie ist als solche auch nicht beabsichtigt. Ich habe Philosophinnen tatsächlich genauso sprechen hören, allerdings wurde dabei noch viel mehr namedropping6 betrieben als in diesem Buch.
Unsere Protagonisten beweisen ihre Thesen selten. Sie wollen sich äußern, nicht aber recht haben oder sich durchsetzen. Erst wenn Widerspruch auftaucht, fühlen sie sich richtig wohl. Ihr Streit ist damit harmonisch.
5 Deutsche Demokratische Republik, ein europäisches Land, in welchem versucht wurde, nach wissenschaftlichen Prinzipien eine humanistische Gesellschaft zu gestalten, welches aber am Ende zu einer schwachen Diktatur einer Oligarchie degenerierte. Bis zu dieser Zeit einziges Land der Welt, in dem eine gesellschaftliche Umwälzung völlig unblutig und unter Beteiligung fast der gesamten Bevölkerung herbeigeführt wurde. Jetzt ist die DDR in der Bundesrepublik Deutschland aufgegangen. Das wird allerdings nicht von allen als Fortschritt betrachtet.
6 namedropping heißt: „Mal so große Namen fallen lassen“ um den Anschein von Belesenheit zu erzeugen. Oft kennen die Namedropper allerdings nicht mehr als den Namen: „Schon der große Hegel hat gesagt…“
Heute kommt Aspasia völlig genervt in die Küche: »Da hat mich auf der Party schon wieder jemand angequatscht, der sich selbst als Philosoph bezeichnete, aber dabei nur damit prahlen wollte, dass er ein Semester Philosophie studiert hat und dass er bisher ganz gut durch sein Leben gekommen sei. ›Oh, ich bin auch Philosoph – Lebensphilosoph‹ das höre ich gelegentlich und dann weiß ich, dass ich weglaufen muss. Jetzt wird mir jemand auf die Nerven gehen, Plattheiten absondern, seine Geschicklichkeit im Alltag herausstreichen und vielleicht mit ein paar modischen Floskeln versuchen, Eindruck zu schinden. Ein wenig Antisemitismus, ein wenig Verschwörungstheorie, ein bisschen halb verdauter Buddha: Das ist Philosophie definitiv nicht. Für solche Schwätzer gilt Großmanns Gesetz: Es gibt für jedes komplexe Problem eine einfache Lösung, und das ist die falsche! Diotima, was sagst du, wenn dich jemand fragt, ob du eine Philosophin bist?«
Diotima antwortet: »Nun, ich habe Philosophie studiert, ich habe in so etwas wie Philosophie promoviert, ich lehre gelegentlich Philosophie. Ich liebe die Weisheit. Aber eine Philosophin sein? Zur Philosophin wird man geboren, das kann man nicht lernen. Es ist wie jedes große Talent auch nicht unbedingt eine so tolle Sache, welche sicheres Glück und Anerkennung garantiert. Nur die wenigsten Philosophen konnten von ihrer philosophischen Leistung leben. Ganz im Gegenteil, viele Philosophinnen und Philosophen wurden durch das, was sie entdeckten, akut gefährdet und wagten, wie Spinoza oder La Mettrie, zu ihren Lebzeiten keine Veröffentlichung ihrer Hauptwerke. Korrekt kann ich mich nur als eine Liebhaberin von Philosophie bezeichnen, eine, die Spaß an der Philosophie hat.«
»Ja«, sagt Diotima weiter, »Philosophie beginnt beim Wundern, meist über scheinbar alltägliche Dinge oder Sachverhalte. Typisch philosophische Fragen sind:
Warum?Worüber reden wir gerade?Von welchem Standpunkt aus betrachtest du den Gegenstand?Wundern heißt vor allem, sich nicht mit der einfachen Existenz oder dem Glauben an die Wahrheit abzugeben. Philosophisches Denken zeichnet sich durch den Zweifel und das bohrende Nachfragen aus – und das schließt den Zweifel an der eigenen Wahrnehmung ein! Philosophen und Philosophinnen geben keine klaren Antworten, und meistens hat der Zuhörer nach einer philosophischen Antwort mehr Fragen als zuvor!«
»Das ist doch genauso wie bei den ewigen Fragen: ›Du isst kein Fleisch? Bist du Vegetarier?‹«, knurrt Hans »Dabei muss ich doch keinem wie auch immer gearteten -ismus anhängen, um kein Fleisch zu essen. Ganz abgesehen davon, dass Vegetarismus sich darüber definiert, dass ich vorwiegend Gemüse – vegetables, heißt das auf englisch – esse.«
»Vegetarismus beginnt beim Wundern über die Sitte, pflanzliche Produkte nur als Beilage zu verwenden. Natürlich hat das historische Wurzeln. Fleisch und Fisch waren die Ausnahme, hinter die der Alltag des Gemüses oder des Getreidebreis zurücktrat. Jetzt aber, wo wir ohne die Mühen der Jagd jeden Tag Fleisch und Fisch essen können, gilt das nicht mehr und wir besinnen uns wieder auf unsere Wurzeln. Ich«, so ergänzt Paul »antworte jedenfalls auf die Frage, ob ich Vegetarier oder Veganer sei, dass ich ungern Fisch und Fleisch esse und deshalb vegetarische und vegane Kost bevorzuge.«
»Außerdem ist dieses Essen auch fantasievoller!«, behauptet Hans »Und ich werde es euch mit ein paar Rezepten beweisen! Wir beginnen mit Philosophenbrot!«
Zutaten:
500 g Weizenvollkornmehl, 2 Essl. Butter, 2 Essl. Sirup, 2 gestrichene Teelöffel Natron (Backsoda), 2 gestrichene Teelöffel Weinsteinpulver, Salz, Milch
Zubereitung:
Weizenmehl, Natron und Weinsteinpulver zusammensieben, mit der Butter und dem Sirup vermischen, so viel Milch zufügen, dass ein fester Teig entsteht. Auf Backpapier in Fladenform ausrollen, im Ofen bei 200 °C für 45 Minuten backen.
Der Brotfladen ist das älteste Brot. Hier finden wir noch Spuren der Entstehung des Brotes an sich: Feucht gewordenes Mehl, gewürzt und auf heissen Steinen oder in der Asche gebacken. Weinstein und Natron sind Salze, welche in der Natur vorkommen und deren Entdeckung als Backtriebmittel nahe liegt.
Das Wissen um Lebensmittelverfälschungen7 erzeugt das Bedürfnis, Grundnahrungsmittel selbst herzustellen. Und wie man sieht, ist es ganz einfach. Um so verwunderlicher, dass wir diese Arbeit anderen Menschen übertragen.
7 Mitunter wurden Eicheln, Gips oder Sägespäne beigemischt!
Hans hat heute einen Wunderkuchen gebacken, mit Pflaumen. Das Wunder war, wie schnell er damit fertig war und der Kuchen auf dem Tisch stand.
Daraufhin haben alle, die gerade in der Runde saßen, versucht, etwas zu finden, worüber sie sich wundern. Das ist das Ergebnis:
Wieso werden bestimmte Menschen als ›groß‹ bezeichnet? Große Denker, große Frauen der Weltgeschichte. Warum sollen all diese Leute größer sein – und größer als was oder wer eigentlich?
Wieso treten bestimmte Entwicklungsstufen des Denkens überall in der Welt gleichzeitig auf?
Warum können wir kommunizieren, obwohl wir immer absolut unterschiedliche Standpunkte, Wahrnehmungen und Interessen haben müssen?
Wieso hat sich in tausenden Jahren Denken die Vorstellung vom ausgeschlossenen Widerspruch (zwei Sachverhalte können nicht gleichzeitig wahr sein wenn sie einander ausschließen) als Regel statt als Ausnahme gehalten? Aus der Tatsache dass es nicht gleichzeitig Tag und Nacht sein kann, dass eine Person nicht gleichzeitig pünktlich sein kann und unpünktlich, dass ein Mörder nicht nicht getötet haben und getötet haben kann, folgt doch noch lange nicht eindeutig, welcher Zustand in der Dämmerung herrscht, ob das Schnabeltier ein Vogel oder ein Säugetier ist oder dass ein sich bewegender Gegenstand (und alle Gegenstände bewegen sich doch oder werden bewegt) immer ist und gleichzeitig nicht ist?
Warum glauben überall in der Welt Menschen an irgendwelche Götter, obwohl allein die Tatsache, dass es verschiedene Gottesvorstellungen gibt, Zweifel an der Sinnhaftigkeit und der Allmacht dieser Götter säen müsste? Wenn es Götter gäbe, wäre es ihnen nicht ein Leichtes, uns alle gleicherweise von ihrer Existenz und der Art ihrer Existenz zu überzeugen? Wenn sie aber diese Macht nicht besitzen oder einsetzen, sind sie dann vollkommen? Sind sie überhaupt Götter, höhere Wesen?
Warum sind vor allem Frauen überall in der Welt die am häufigsten und intensivsten religiös fühlenden Menschen, obwohl sie in fast allen Religionen als minderwertig dargestellt werden?
Warum haben sich trotz der unglaublich feinen und riesigen Verschiedenheiten der Völker auf der Welt einige Dinge überall durchgesetzt?
überall wird Alkohol getrunkenüberall werden Zigaretten gerauchtüberall gilt das Auto als Wertüberall werden Handys (Mobiltelefone) benutztüberall gelten der Anzug und die Krawatte als seriöse Kleidung, obwohl alle Gauner und Verbrecher diese Kleidung ebenfalls tragen (das gilt freilich nicht im Umkehrschluss)überall tragen Leute Jeans (auch unter der Disdasha)Warum können zutiefst religiöse Menschen, deren Religion fordert, nicht zu töten, völlig problemlos sich und andere Menschen töten?
Warum scheinen Vorgesetzte oft unwissender und einfältiger als ihre Angestellten zu sein?
Warum ist die verbreiteteste Darstellung von Jesus von Nazareth die als Gefolterter, Angenagelter – obwohl das erfordert, immer wieder seinen symbolischen Körper an das symbolische Kreuz zu nageln?
Warum gibt es so wenige Darstellungen dieser Person als Predigendem, Liebendem, Lebendem?
Warum scheint das Abendmahl in der christlichen Sitte eine symbolische Menschenfresserei – Blut und Leib Christi – zu sein?
Alle diese Fragen berühren philosophische Gegenstände. Die Fragewörter »Warum« und »Wieso« weisen darauf hin, dass sich mit der einfachen Tatsache der Existenz eines Sachverhalts nicht zufrieden gegeben wird, dass auch keine übernatürlichen Ursachen akzeptiert werden, dass nach Begründungen, welche in der Sache selbst liegen gesucht wird. Das ist die Besonderheit des philosophischen Wunderns.
Zutaten:
1 Tasse Sonnenblumenöl, 1 Tasse Milch, 1 Tasse Zucker, 4 Eier oder 400 g Seidentofu oder Quark, ½ Päckchen Backpulver, 2 Tassen Mehl, jedes beliebige Obst (frisch oder aus dem Glas), Schokolade oder alternativ Kakaopulver, Kokosfett
Zubereitung:
Öl, Milch, Zucker, Eier (Statt Eiern kann Tofu oder Quark genommen werden, je ein reichlicher Esslöffel davon ersetzt ein Ei), Backpulver und Mehl zu einem glatten Teig verrühren und auf ein gefettetes Backblech streichen. Die abgetropften Früchte darüber verteilen.
Bei 180° ca. 45 Minuten im vorgeheizten Backofen backen.
Die Schokolade zusammen mit dem Kokosfett in einem Töpfchen erwärmen, nicht kochen lassen! Auf dem Kuchen verteilen. Erkalten lassen.
Diotima fragt Hans: »Was ist das Geheimnis deiner Gelassenheit, warum geht es dir immer so gut, dass wir dich Hans im Glück nennen könnten?«
Hans antwortet wie so oft nicht direkt, sondern erzählt diese Geschichte: »Ein Philosoph wurde einmal von einigen Städtern gefragt, was das Rezept für sein Glück, seine Gesundheit und seine Gelassenheit sei. Der Philosoph antwortete:
›Wenn ich stehe, dann stehe ich,
wenn ich gehe, dann gehe ich,
wenn ich sitze, dann sitze ich.‹
Damit waren die Städter nicht zufrieden und sagten erneut: ›Das tun wir doch auch, aber wir sind nicht so gelassen und glücklich wie du! Du musst doch bestimmt ein geheimes, schwierig zu erlernendes Wissen haben, welches du uns verbirgst!‹ Er sagte wiederum:
›Wenn ich stehe, dann stehe ich,
wenn ich gehe, dann gehe ich,
wenn ich sitze, dann sitze ich.‹
Wieder sagten die Städter: ›Das ist zu einfach, das tun wir doch auch!‹ Er aber sagte zu ihnen:
›Nein, wenn ihr sitzt, dann steht ihr schon,
wenn ihr steht, dann lauft ihr schon,
wenn ihr mit eurem Essen in der Hand und dem Telefon am Ohr lauft, dann träumt ihr davon, endlich zu sitzen...‹
Und deswegen«, sagt Hans, »verrate ich euch jetzt, wie ich meinen Milchkaffee zubereite und trinke.«
Zutaten: