Kunterbunte Märchen und Erzählungen - Anneliese Koch - E-Book

Kunterbunte Märchen und Erzählungen E-Book

Anneliese Koch

0,0
1,49 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Immer wieder gibt es Situationen, die man im richtigen Leben nicht lösen kann. Wie gut dass es die schönen alten Märchen gibt. So machten wir uns auf den Weg zu Frau Holle, um dem Schneetreiben ein Ende zu bereiten.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2014

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Anneliese Koch

Kunterbunte Märchen und Erzählungen

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Marie und das goldene Ei

   Marie lebte mit ihrer kranken Mutter in der Einöde. Weit und breit war kein Haus zu sehen und der nächste Marktflecken war mehr als eine Stunde entfernt.

Immer am Mittwoch war Markttag, und Marie machte sich mit ihrem Korb auf den Weg, gestrickte Strümpfe und gesponnene Wolle zu verkaufen. Was anderes hatte sie nicht mehr, denn nach und nach hatte Marie alles verkaufen müssen um den Doktor zu bezahlen, der regelmäßig nach ihrer Mutter geschaut hatte. Zwei Schafe hatten sie behalten, damit sie wenigsten das nötigste zum Essen kaufen konnten.

So in Gedanken ging Marie den kleinen ausgetretenen Pfad entlang und sah schon in der Ferne den Markt.

Dort angekommen reihte sie sich in die Gruppe von Marktfrauen ein, die ihre Waren schon fast verkauft hatten. "Du kommst spät," sagte eine. "Es waren schon Leute da, aus der Stadt, die wollten Strümpfe kaufen." "Ach ja" meinte Marie, als ich noch das Pferd hatte ging es schneller, aber zu Fuß ist der Weg doch weit."

Soeben kam ein sichtlich verärgerter Bauer auf die Frauen zu. In seiner Hand hielt er ein Huhn an den Beinen, das flatterte hilflos mit den Flügeln. "Hier bringe ich Euch ein Huhn zurück", schimpfte er," vor vier Wochen habe ich fünf gekauft. Vier legen Eier, aber dieses will kein einziges Ei legen." Die Frau, die ihm die Hühner verkauft hatte, griff in ihre Kiste und holte ihr letztes Huhn heraus gab es dem Bauern und nahm das andere Huhn zurück. Der verblüffte Bauer schnappte das Huhn und verschwand. Die Marktfrau sagte zu Marie: "Wenn du nachher heimgehst gebe ich es dir, dann kannst du es schlachten und deiner Mutter eine gute Mahlzeit kochen, damit sie zu Kräften kommt.

Es dauerte nicht lange da hatte Marie ihre Waren verkauft. Mit dem verdienten Geld ging sie nun noch schnell über den Markt, um Brot und Mehl zu kaufen. Sie bekam Kartoffeln und Kohl geschenkt und ihr Korb füllte sich langsam. Dann gab ihr die Frau noch das versprochene Huhn. Nachdem sie sich bedankt hatte, machte sie sich auf den Heimweg. Mit dem Hühnchen im Korb kam ihr der Weg gar nicht so lang vor.    Die Mutter freute sich, als Marie zur Tür hereinkam. "Ich habe ein Hühnchen geschenkt bekommen, das werde ich morgen schlachten und uns ein gutes Essen kochen!" Jubelte Marie als sie die Stube betrat. Dem Huhn holte Marie ein Paar Körner aus der Vorratskammer. "Lass es dir schmecken" sagte sie "Morgen werde ich dich kochen." Das Huhn rührte die Körner nicht an, stattdessen saß es in der Ecke. "Ich glaube", sagte die Mutter, "das Huhn hat dich verstanden und hat Angst. Wenn du es unbedingt schlachten willst, dann schau auch, dass es ihm nicht weh tut. Meinetwegen musst du das Huhn nicht kochen."

Eine Weile blieb Marie noch sitzen und arbeitete an ihrer Wolle. Mit einer Spindel spann sie einen wunderschönen Faden. Doch bald schon legte sie die Arbeit beiseite und legte sich schlafen. Sie konnte nicht einschlafen, immer musste sie an das Huhn denken. Sie schämte sich bei dem Gedanken, das arme Hühnchen zu schlachten. Ich werde morgen Pfannkuchen machen, und das mit dem Huhn, das lasse ich erst mal, dachte sie und schlief ein.

In der Nacht träumte sie: Sie hätte es geschlachtet und als sie es aufgeschnitten hatte waren da viele ungelegte Eier im Bauch des Hühnchens. Am frühen Morgen stand Marie auf, um die Schafe zu versorgen und auf die Weide zu treiben. Sie schaute in die Ecke wo gestern das Huhn sich gekauert hatte, aber es war nicht da. Sie rief: "Hühnchen wo bist du? Komm ich werde dir nichts tun"

Dann fand das Huhn auf dem Bett ihrer Mutter. Wahrscheinlich hat es alles verstanden was sie gesprochen hatten und deshalb suchte es Schutz bei der Mutter. Nun ging Marie in den Stall, holte einen kleinen Weidenkorb und packte Heu da hinein. Damit ging sie wieder ins Haus und setzte das Huhn in den Korb. "Ich werde dir nichts zu Leide tun," sagte sie zu ihm. Das Huhn fraß von den Körnern und trank Wasser aus dem Schälchen, das Marie ihm hinstellte.

Als sie ihre Arbeiten verrichtet hatte setzte sich Marie zu dem Hühnchen und fing an zu stricken. Sie erzählte nebenbei warum sie so arm waren und so wenig zum Essen hatten. "Und jetzt bist du auch noch da und kannst keine Eier legen." sagte sie traurig. Dann fiel ihr der Traum ein, möglicherweise wird der Traum wahr und du legst doch noch viele Eier.

So vergingen ein paar Tage und am Sonntag backte Marie einen Apfelkuchen. Als sie den Kuchen aus dem Ofen holte fiel ihr Blick auf das Körbchen vom Hühnchen. Das Huhn stand in seinem Nest und darin lag ein Ei. Sie rief ihre Mutter: "Schau Mutter, Hühnchen hat ein Ei gelegt" Die Mutter nahm alle Kräfte zusammen und kam um zu schauen. Alls sie das Ei genau ansah, erschrak sie. Es war ein goldenes Ei. Marie nahm das Ei in die Hand und stellte fest, dass es schwer war. "Ich glaube es ist aus purem Gold" sagte die Mutter. Marie schlug vor, das Ei an einen Goldschmied zu verkaufen. Dann können wir einen Doktor bezahlen und du wirst wieder gesund.

 

 

Die Freude war groß in dem kleinen Haus, und über all ihr Glück merkten sie gar nicht, dass Hühnchen regungslos im Nest saß und den Kopf unter den Flügel gesteckt hatte. "Lass das Huhn schlafen, es ist jetzt müde" sagte die Mutter. Marie strickte wieder an ihren Stümpfen, und die Mutter hatte sich ins Bett gelegt. Den ganzen Nachmittag erzählte sie dem Huhn, was sie machen würde mit dem Ei und versprach dem Hühnchen, dass sie es nie schlachten würde. Dann streichelte sie das Huhn. Als sie es mit ihrer Hand berührte, fühlte sie, dass es ganz kalt war.

Das Huhn hatte die Anstrengungen nicht überlebt, es war tot. Am kommenden Morgen begrub sie das Hühnchen im Garten zwischen den schönsten Blumen. Sie fand einen großen Stein der die Form eines Herzens hatte. Darauf kratzte sie mit einem Meißel: "Unser liebes Hühnchen" in den Stein. So verging der Tag voller Trauer. "Aber morgen werde ich zum Goldschmied gehen und dann den Doktor holen." sagte Marie zu ihrer Mutter.

Am Montagmorgen stand Marie sehr früh auf, zuerst versorgte sie die Schafe. Danach machte Sie Frühstück für sich und ihre Mutter. Sie hatte einen weiten Weg vor sich, denn zum Goldschmied mußte sie in die Stadt und das waren zwei Stunden Wegstrecke. Sie packte also das goldene Ei in ein Tüchlein und legte es in den Korb. Dann ging sie aus dem Haus.

Sie brach eine rote Rose ab und legte sie auf das Grab von Hühnchen. "Danke", sagte sie noch und ging dann durch das Gartentor den schmalen Fußweg Richtung Stadt. Unterwegs grübelte sie nach, was ihr der Goldschmied wohl für das goldene Ei geben wird. Was ist, dachte sie, wenn das Ei gar nicht aus purem Gold ist, wenn innen ein richtiges Ei steckt? Was wird sie mit dem Geld anfangen? Wird sie den Doktor bestellen für ihre Mutter, oder wird sie die Mutter lieber gleich ins Spital bringen?

Aber wie, sie hatten ja kein Pferd mehr auch keinen Esel. Während sie so überlegte erreichte sie die Stadt. Zuerst ging sie durch eine schmale Gasse direkt zur Goldschmiede. "Marie" sagte der Goldschmied "Bringst du mir wieder ein Schmuckstück, das ich dir abkaufen soll? Ja, und wie geht es deiner Mutter?" "Meiner Mutter geht es nicht gut, ich werde sie ins Spital bringen müssen. Schmuck habe ich nicht mehr, aber ich habe etwas ganz besonderes, ein goldenes Ei. Das muss ich jetzt leider verkaufen." Ihr Herz klopfte heftig als der Goldschmied das Ei genau betrachtete. "Ich muss es noch genau ansehen", sagte der Goldschmied und brachte verschiedene Werkzeuge und Lupen. "Das Ei ist aus purem Gold" stellte der Goldschmied fest. "Sag mir mal woher hast du das Ei?"

Marie erzählte die Geschichte vom Hühnchen und fing an zu weinen. Der Goldschmied überlegte einen Augenblick, dann sagte er: "der König wird mir das Ei abkaufen. Er sucht immer nach einem ganz besonderen Goldschmuck. Ich werde es dir mit Goldstücken aufwiegen." Dann kannst du Deine Mutter ins Spital bringen. Er wog das Ei mit Goldstücken auf und nahm dann zwei Münzen herunter. "Das ist mein Handelslohn" sagte er und schob ihr ein Beutelchen zu, in das sie das Geld stecken sollte. Marie verabschiedete sich und dankte dem Goldschmied.

Sie ging jetzt geradewegs zum Spital und fragte nach, was es wohl kosten würde, wenn sie ihre Mutter brächte. Eine Nonne kam zu ihr und fragte was Ihrer Mutter denn fehlte. Marie erklärte es ihr und die Nonne meinte, dass da wohl der Chirurg operieren müsse. Die armen Leute zahlen im Spital nichts, nur für den Arzt aber mit ein paar Goldstücken müsse sie schon rechnen. Marie sagte nicht, dass sie Geld hatte, und die Nonne meinte, wenn sie ein Pferd verkaufen könne dann solle sie das Geld für den Doktor mitbringen.

Die Nonne hatte sie auf eine Idee gebracht. Sie hatte für ihr Pferd fünf Goldstücke bekommen. Also hatte sie noch Geld übrig Sie ging zum Rossschlachter und fragte ihn ob er ihr nicht ein Pferd hätte, welches zum Schlachten zu schade sei. "Komm" sagte der Rossschlachter ich werde dir was zeigen. Hinter dem Haus auf einer Wiese stand ein Pferd, was aber eigentlich keines war, es war aber auch kein Esel. Es war zur Hälfte ein Esel und zur Hälfte ein Pferd. "Es zieht auch den Wagen und kann ackern." sagte der Schlachter. "Wenn du mir ein Goldstück hast, bekommst du es, und noch einen Braten dazu. Ich wette du schaffst es, damit dein kleines Gut wieder in Schwung zu bringen."

Marie bat ihn erst den Braten zu holen, damit sie sich mit dem Pferd anfreunden könne. Als der Schlachter gegangen war, holte sie aus ihrem Beutelchen schnell das Goldstück heraus, und steckte es in ihre Schürzentasche. So würde er nicht merken, dass sie noch mehr Goldstücke hatte.

Der Rossschlachter kam mit dem Stück Fleisch und wunderte sich als Marie das Goldstück aus der Tasche zog. "Ich habe mein letztes Schmuckstück aus Gold verkauft", erklärte sie ihm, nahm das Fleisch und das Pferd und machte sich auf den Heimweg. Als sie die Stadt hinter sich gelassen hatte stieg sie auf das Pferdchen, um zu sehen, ob man es auch reiten konnte.

Das Pferdchen trabte munter den Weg entlang, als hätte es nie was anderes gemacht. So dauerte es gar nicht lange da sah sie schon ihr Häuschen. Daheim angekommen brachte sie es zu den Schafen in den Stall und eilte zu ihrer Mutter. Sie erzählte ihr alles haargenau und fing an das Bündel zu packen fürs Spital. Sie war sich ganz sicher, dass sie ihre Mutter bald wieder gesund nach Hause bringen würde. Sie schlief nicht gut in der Nacht, immer wieder träumte sie, wie sie Hühnchen hatte schlachten wollen und der Bauch voll Eier war, aber dieses mal waren die Eier alle aus Gold.

Marie stand früh auf, holte den Karren aus dem Schuppen und putzte ihn sauber. dann versorgte sie die Schafe und das Pferdchen. Sie legte noch schnell eine frische Rose auf das Grab von Hühnchen und ging ins Haus um ihrer Mutter beim Ankleiden zu helfen. Heute ging es ihr besonders schlecht. Höchste Zeit, sie ins Spital zu bringen. Zuerst setzte sie die Mutter in den Karren und dann holte sie das Pferdchen. Sie lief noch mal ins Haus um das Säckchen mit den Goldstücken zu holen. Dann ging es los Richtung Stadt.