Lady Hamiltons Heimreise - Hans Leip - E-Book

Lady Hamiltons Heimreise E-Book

Hans Leip

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Beschreibung

Juni 1800 bricht eine illustre Reisegruppe von Palermo in Sizilien auf, deren drei Hauptfiguren sind: Lady Emma Hamilton und ihr deutlich älterer Ehemann Sir William Hamilton, Ex-Gesandter Britanniens im Königreich Neapel, sowie der schon jetzt legendäre Admiral Lord Horatio Nelson, durch Verwundung einarmig und einäugig – und der Geliebte Emmas. Um für ihre Rückreise nach England das unruhige Mittelmeer zu vermeiden, nehmen sie den Landweg über Triest, Wien, Dessau. Sie erreichen Hamburg, wo sie länger auf eine Schiffspassage warten müssen. Mit feiner Feder beschreibt Hans Leip diese drei Menschen und ihr "seltenes Beispiel irdischer Dreieinigkeit", das nicht vergehen wird "im Gedanken der Liebenden und im Erschauern des Spießers". Autorenporträt Hans Leip (1893–1983) war der Sohn eines ehemaligen Seemanns und Hafenarbeiters im Hamburger Hafen. Leip wuchs in Hamburg auf. Ab Ostern 1914 war er Lehrer in Hamburg-Rothenburgsort. Im Jahre 1915 wurde er zum Militär einberufen; nach einer Verwundung im Jahre 1917 wurde er für dienstuntauglich erklärt. Leip kehrte in seinen Lehrerberuf zurück, gleichzeitig begann er, in Hamburger Zeitungen Kurzgeschichten zu veröffentlichen. 1919 fand die erste Ausstellung von Leips grafischen Arbeiten statt, der zu dieser Zeit das Leben eines Bohemiens führte. In den zwanziger Jahren unternahm Leip ausgedehnte Reisen, die ihn u. a. nach Paris, London, Algier und New York führten. Seinen literarischen Durchbruch erzielte er 1925 mit dem Seeräuberroman "Godekes Knecht". Während des Zweiten Weltkriegs lebte er ab 1940 dann vorwiegend am Bodensee und in Tirol. 1945 kehrte er für kurze Zeit nach Hamburg zurück, ließ sich jedoch dann im Schweizer Thurgau nieder. Hans Leips literarisches Werk besteht aus Romanen, Erzählungen, Gedichten, Theaterstücken, Hörspielen und Filmdrehbüchern; vorherrschende Themen sind das Meer und die Seefahrt. Sein Nachruhm beruht allerdings hauptsächlich auf dem Gedicht "Lili Marleen", das Leip 1915 verfasst und 1937 in den Gedichtband "Die kleine Hafenorgel" aufgenommen hatte; in der Vertonung von Norbert Schultze, interpretiert von der Sängerin Lale Andersen und verbreitet durch den Soldatensender Belgrad erlangte das Lied während des Zweiten Weltkriegs eine ungemeine Popularität nicht nur bei den Angehörigen der deutschen Wehrmacht.

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Hans Leip

Lady Hamiltons Heimreise

Saga

Antlitz des Alltags, zwischen Hast und Feier

halb wach, kleinkramgeschäftig, bald verweht:

Es ist nicht wahr, daß Gott vorübergeht

und das vermißt, was uns Ihm köstlich deucht.

Er liest in dir der Menschheit Wesen freier

als dort, wo hohe Glut uns überzeugt,

die doch, Sein Abglanz, Ihm im Wege steht.

Die Freundschaft zwischen Lady Hamilton, ihrem Manne und ihrem Freunde ist ein seltenes Beispiel irdischer Dreieinigkeit und wird nicht untergehen im Gedenken der Liebenden und im Erschauern des Spießers, solange es jene Zwiespälte gibt, die das Herz bewegen bis ins hohe Alter.

Die Reise durch Deutschland aber, die jedem Engländer als „Journey home“ in der Lebensgeschichte Nelsons als Vorstellung geläufig ist, die wohl Anfang und Ende, aber kein rechtes Mittelstück hat und die, August bis November 1800, rund ein Vierteljahr dauerte, mußte eine Probe sein auf die Tiefe und Haltbarkeit eines Verhältnisses, das aller drei Stellung und Ruf in Gefahr gebracht hatte.

Die wissenschaftlichen und die schöngeistigen Biographen Nelsons, der Hamilton und ihres Mannes haben bislang diese Heimreise ziemlich mit Stillschweigen übergangen, sei es, weil ihnen der Name des verehrtesten englischen Admirals mit Deutschland keine genehme Zusammenstellung zu sein schien, sei es, weil die Nachrichten darüber sehr spärlich, sehr zerstreut, nur mühsam auffindbar und teils unbekannt waren, sei es, weil man bislang gern solche Ereignisse für die bedeutendsten im Leben der Helden hält, die mit großen Schlachten und amtlichen Auszeichnungen verbunden sind.

Abgesehen davon, daß sich nirgends unverblümter die innere Eigenart von Menschen offenbart als auf längeren Reisen, reizte es den Berichterstatter auch betreffs des Hintergrundes an Zeit, Persönlichkeiten, Städten und Landschaft, die Lücke in der Kenntnis jener drei berühmten Engländer auszufüllen. Über die langwierigen Vorarbeiten, begonnen 1929, über die technischen Schwierigkeiten, über die Mischung aus einwandfreier Quelle, Anekdote, Verknüpfung, Anspielung, Möglichkeit, Glosse und Ergänzung soll hier kein Wort verloren werden. Die Quellenangaben würden ein Buch für sich füllen. So möge man sich mit einigen Hinweisen am Schluß begnügen.

In unseren unruhigen und trüben Tagen, da das Schicksal Europas noch immer auf des Schwertes Schneide wippt, dürfte der Rückblick auf die Zeit des eigentlichen Beginns unserer Wirrnis mithelfen, zu erkennen, was nötig ist. Daß nämlich einzig und allein Verträglichkeit, Hilfsbereitschaft und Anstand im Großen wie im Kleinen das Weiterleben des Einzelnen wie auch der Völker lohnt und gewährleistet. Seit 1800 scheint die Menschheit mehr an Lächerlichkeit, Kurzsicht, Bosheit und Flegelei zugenommen zu haben als alle Jahrtausende bevor. Das Gemüt ist von den unerhörten technischen Erfolgen überrannt worden und verkümmert, das Gemüt, dessen Funktion an Wichtigkeit der Zirbeldrüse nicht nachsteht. Möge es denn aus bitter leidender Einsicht wieder wachsen! Möge, was sich in Folgendem an drei hervorgehobenen Menschen als Eintracht erweist, allgemeiner und überall zu endgültiger Befriedung beitragen, dieses nicht in den Wind, sondern in die Orkane gesprochene: Kindlein, liebet einander! ... Liebet einander, nicht in Erwartung jenseitiger Freuden, sondern klar und klug zur Minderung diesseitiger Übel. Denn des Leides ist übergenug, auch ohne daß man es mutwillig vermehrte. Harmonie des Alls, welch betörender Begriff, dessen letzter Abglanz zu entschwinden droht, und wer weiß, ob er für uns, wie die untergehende Sonne, am andern Horizont wieder auftauchen wird, und wer weiß, wie lange die schöne, mißverstandene, mißhandelte und immer wieder fruchtbare Erde uns noch zu verzeihen gedenkt...

*

Es war schön gewesen zu Neapel; Geld, Paläste, Feste, Kunst und Künstler, klassische Ausgrabungen, Ausschweifungen, Landschaft und Leben die Hülle und Fülle, erheitert vom üppigsten aller Höfe, dessen mürbe Kraft gemischt war aus ausgelaugtem Bourbonenmark und Maria Theresia Habsburger Abenderbe.

Indessen begann im Ansturm der Massen gegen ererbte Vorrechte die französische Revolution. Sie erschütterte die Welt, aber noch nicht Neapel. England ersah kühl die günstige Stunde, rundete seine Besitzungen auf der Erdkugel ab und versäumte nicht, die Alleinherrschaft über die Meere anzutreten. Es verbündete sich mit allen militärfähigen Völkern, bei denen in Übersee nichts zu holen war, Rußland, Deutschland, Portugal, Neapel und der Türkei, damit sie die Franzosen in Schach halten sollten und verhindern, daß der großbritannische Schicksalsweg gestört werde.

Aber aus der Revolution stand der kleine Leutnant Bonaparte auf, der durchschaute mehr, als dienlich war und war gefährlicher als Ideen und Guillotinen. Denn er war begabt zum Zerstören, zäh und überdies krankhaft ehrgeizig. Das Schicksal hatte ihn ausersehen, der Timur des Westens zu sein. Und er griff nach dem uralt ewigen Schlüssel Asiens, Europas und Afrikas, nach der Landenge von Suez, was den Engländern nicht recht sein konnte.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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