Lass uns reden! - Johannes Bartels - E-Book

Lass uns reden! E-Book

Johannes Bartels

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Beschreibung

Reden von Gott, das ist schwierig geworden in einer Welt, in der immer weniger Menschen an Gott glauben. Wie kann das Reden vom Glauben unter diesen Bedingungen dennoch gelingen? Oder anders: Wie macht man das - vom Glauben reden? Ein Patentrezept gibt es da wohl nicht. Und doch gibt es ein paar Dinge, auf die man achten kann. Dinge, die etwas mit der richtigen Haltung zu tun haben. Johannes Bartels legt hier sein ABC der Glaubenskommunikation vor, von A wie Absicht bis Z wie Zeugnis. Es sind Einsichten aus der Praxis für die Praxis.

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EPUB
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Seitenzahl: 79

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Für Tobias Bilz

Inhalt

A Absicht

B Beziehung

C Charisma

D Digitale Glaubenskommunikation

E Efungelisation

F Frohbotschaft

G Glaubwürdigkeit

H Humor

I Inspiration

J Jesus

K Konversion

L Leidenschaft

M Manipulation

N Neugier

O Ökumene der dritten Art

P Präsenz

Q Qualität statt Quantität

R Respekt

S Schwelle

T Timing

U Überzeugung

V Versprechen

W Wirkung

X X (Platzhalter)

Y Generation Y

Z Zeugnis

Lass uns reden!

Reden von Gott, das ist schwierig geworden in einer Welt, in der immer weniger Menschen an Gott glauben. Wer vom Glauben reden will, stößt auf Widerstand. Unwissenschaftlich! Spekulativ! Vorgestrig! Das sind noch die eher harmlosen Urteile, die man erntet, wenn man es dennoch versucht. Andere unterstellen zweifelhafte Absichten: Bevormundung! Manipulation! Überwältigung! Doch fast noch ernüchternder ist die achselzuckende Gleichgültigkeit, die einem begegnet, wenn man vom Glauben redet. Die Vorstellung, der Glaube könne für das Leben heute noch irgendwie relevant sein, erscheint vielen Zeitgenossen schlicht und einfach abwegig.

Wie kann das Reden vom Glauben unter diesen Bedingungen dennoch gelingen? Oder, um es ganz platt zu sagen: Wie macht man das: vom Glauben reden?

Ein Patentrezept gibt es da wohl nicht. Doch es gibt ein paar Dinge, auf die man achten kann. Dinge, die etwas mit der richtigen Haltung zu tun haben. Gelingende Glaubenskommunikation, das ist mehr eine Frage der Haltung als der Technik.

Die folgenden Einsichten sind zusammengetragene Kolumnen, die ich nach und nach auf Facebook veröffentlicht habe. Mein ABC der Glaubenskommunikation sozusagen, von A wie Absicht bis Z wie Zeugnis. Es sind Erkenntnisse, die ich vor allem in meiner Aufgabe als Referent für Jugendevangelisation in der Evangelischen Jugend Sachsen gesammelt habe. Sie kommen aus der evangelistischen Praxis und sind für die Praxis gedacht.

Auch wenn das Alphabet der Glaubenskommunikation hier vollständig durchbuchstabiert ist (was am Ende des Alphabets ganz schön kniffelig ist) – es gäbe zum Thema Evangelisation natürlich noch sehr viel mehr zu sagen. Ich hätte mir auch gut einen Text zu A wie Aufmerksamkeit vorstellen können oder zu D wie Dialog oder T wie Transparenz. Bei etlichen Buchstaben musste ich aus verschiedenen Begriffen auswählen. M wie Mut zur Lücke!

Die 26 kurzen Texte sind Plädoyers, die jeweils ein Anliegen in den Vordergrund stellen. Die Zusammenstellung mag willkürlich wirken, und das ist sie auch. Es handelt sich eben um ganz persönliche Einsichten. Das erklärt auch die bewusste Zuspitzung hier und da. Nach meiner Erfahrung sind es aber oft gerade pointierte Zwischenrufe, die uns zu einer neuen Perspektive verhelfen. Ich hoffe, dass diese Texte genau dazu beitragen werden.

Die Anregung zu der Reihe kam von Tobias Bilz, der bis 2018 mein Chef im Landesjugendpfarramt Dresden war und heute sächsischer Landesbischof ist. Ihm verdanke ich nicht nur die Anregung zu dem Unternehmen, sondern auch manches erhellende Gespräch zu Themen der Glaubenskommunikation.

Überhaupt sind viele meiner Einsichten im Dialog entstanden. Weitere wichtige Gesprächspartner in diesem Prozess waren Arno Backhaus, Manja Erler, Jan Witza und meine liebe Frau, Doris Hoffmann-Bartels. Ihnen allen gilt mein herzlicher Dank!

Johannes Bartels

Pirna, 4. Februar 2021

Absicht

Eine Freundin erzählt, wenn der Tag lang ist, gelegentlich die Geschichte, wie sie zum Glauben gekommen ist: Sie sah einen Mann in der Fußgängerzone stehen, der hielt einen Besen in der Hand, einfach so. Er kehrte nicht, er machte eigentlich gar nichts – außer eben da rumzustehen, mit seinem Besen. Die Freundin ist von Natur aus neugierig, und so sprach sie ihn an und fragte ihn, was er denn hier so rumstehe. Der Mann antwortete: „Kennen Sie Jesus Christus schon?“ Die Freundin musste passen. Darauf der Mann: „Dann wird es ja höchste Zeit! Ich stehe hier, weil ich Sie bekehren will.“ Die Freundin war erst mal völlig perplex. Aber die Direktheit dieses Mannes – sein Name ist übrigens Arno Backhaus – gefiel ihr. Was er gesagt hatte, ließ ihr keine Ruhe. Und als sie später noch weitere Anstöße in diese Richtung bekam, wuchs in ihr der Wunsch, diesen Jesus kennen zu lernen. Sie ließ sich taufen und lädt inzwischen selbst Menschen zum Glauben ein.

Erstaunlich, dass diese Direktheit nicht abgeschreckt, sondern zum Ziel geführt hat! Aber vielleicht ist es das auch wieder nicht. Denn wenn jemand seine Absicht von Anfang an transparent macht, liegen die Karten auf dem Tisch. Da braucht man sich nicht zu fragen: „Worauf läuft dieses Gespräch hinaus?“ Man weiß einfach, woran man ist. Wenn du eine Absicht hast, dann verstecke sie nicht! Die Leute spüren es, wenn du etwas im Schilde führst. Und sie fühlen sich wohler, wenn die Katze aus dem Sack ist. Damit ist aber natürlich noch nicht geklärt, ob Glaubenskommunikation eigentlich immer absichtsvoll ist. Ist sie?

Ich glaube das nicht. Fulbert Steffensky schreibt: „Mission ist die gewaltlose, ressentimentlose und absichtslose Werbung für die Schönheit des christlichen Lebenskonzepts.“1 Absichtslose Werbung – das scheint ein Widerspruch in sich zu sein. Denn wenn ich für etwas Werbung mache, verfolge ich doch wohl die Absicht, dass diese Werbung Erfolg hat, sprich: dass sich die Leute für das entscheiden, was ich da bewerbe. Oder nicht?

Vielleicht nicht immer. Wenn mein Kollege von den Vorzügen seines iPhones schwärmt, macht er im Grunde genommen dafür Werbung - und zwar ohne, dass er etwas davon hätte, wenn sich andere überzeugen lassen. Er verdient keinen Cent damit, und deshalb ist es ihm auch egal, ob sich die Kollegen für ein iPhone entscheiden oder nicht. Trotzdem schwärmt er, und gerade die Absichtslosigkeit seiner Begeisterung macht die Sache - für mich jedenfalls - überzeugender als jede offizielle Apple-Werbung.

So ist es auch mit der Glaubenskommunikation: Wenn man mir anmerkt, dass mir der Glaube wichtig ist, und zwar nicht nur, wenn ich vor einem Mikrophon stehe, sondern einfach so, einfach weil „das christliche Lebenskonzept schön“ ist, dann hat das die größte Wirkung.

Für das ABC der Glaubenskommunikation folgt daraus eine scheinbar paradoxe Regel: Wer Menschen für Jesus gewinnen will, sollte dabei nicht zu sehr ans Gewinnen denken. Er sollte an Jesus denken, an das, was Jesus ihm bedeutet. Und er sollte sein Herz auf den Lippen tragen. Dann ergibt sich der Rest von selbst.

1 Fulbert Steffensky: Der alltägliche Charme des Glaubens, Würzburg, 20147, S. 63.

Beziehung

Ohne Beziehung läuft in der Glaubenskommunikation gar nichts. Glaube vermittelt sich in der Regel nicht senkrecht von oben, sondern durch Menschen, denen wir vertrauen. Und Vertrauen braucht Zeit. Um Vertrauen aufzubauen, braucht es „entweder die länger dauernde Einbindung in religiös motivierte Gruppen oder die Identifikation mit Personen, die als Vorbilder erfahren werden.“2

Sicher spielen auch Veranstaltungen in diesem Prozess eine wichtige Rolle: Gottesdienste, Evangelisationen, Glaubenskurse, etc. Doch ohne persönliche Einladung durch Vertrauenspersonen ist die Schwelle zur Kirche oder ins Gemeindehaus kaum zu überwinden. Zu groß sind die Vorurteile, zu tiefgreifend ist die Unsicherheit, zu fremd die Sprache und die Rituale, die dort gepflegt werden.

Gott selbst ist aus diesem Grund Mensch geworden: um den Menschen den Zugang zu ihm zu ermöglichen! Er verließ die Sphäre der himmlischen Unnahbarkeit und begab sich in die Sphäre der irdischen Verletzlichkeit – und zwar radikal! Kaum eine Beziehung ist so direkt, so unmittelbar wie die zu einem Baby. Wenn man ein Baby ansieht, entsteht nicht selten eine von Vertrauen und Herzlichkeit bestimmte Beziehung – auch wenn man dieses Kind nie zuvor gesehen hat. Sicher kein Zufall, dass Gottes Sohn als Kind in der Krippe zu uns kommt!

Manchmal geht es auch bei großen Leuten schnell mit dem Vertrauen. Ich staune oft, wie schnell zum Beispiel wildfremde Menschen bereit sind, das Angebot einer „kostenlosen Umarmung“ anzunehmen. „Free hugs“ – manchmal reicht ein Schild und ein prüfender Augen-Blick, und los geht’s.

In andern Fällen dauert es länger, bis Menschen Vertrauen fassen. Da hilft nur Geduld. Zum Vertrauen lassen sich Menschen nicht drängen. Vertrauen und Druck widersprechen einander. Einmal ist mir das deutlich geworden, als ich mit einer Gruppe Jugendlicher im Leipziger Clara-Zetkin-Park zum Gespräch eingeladen habe. „Lass uns reden“ war das Motto. Für eine Frau war dies genau das, was sie brauchte: jemand, mit dem sie reden konnte, über Dinge, die sie schon sehr lange mit sich herumschleppte. Jetzt gab es da plötzlich dieses Angebot, und sie wusste: das ist ihre Chance! Aber sie musste zunächst Vertrauen fassen. Also redete sie fast eine geschlagene Stunde um den Brei herum. Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, dass wir noch gar nicht bei ihrem Thema angekommen waren. Doch irgendwann war sie offenbar zu dem Schluss gekommen, dass sie uns vertrauen konnte, und dann erzählte sie: von einer Kindheit mit Eltern, die sie von Anfang an nicht gewollt hatten, mit verheerenden Folgen für ihr weiteres Leben; von immer neuen Anläufen, endlich darüber zu reden – aber nie fand sie den Mut. Jetzt hatte sie ihn gefunden, und das war offensichtlich sehr befreiend. Manchmal reicht schon die Erlaubnis zu reden, von Menschen, die einen vertrauenswürdigen Eindruck machen…

Wir Menschen sind Beziehungswesen – genau wie Gott. Ohne Beziehung gibt es keinen Glauben! Nehmen wir uns doch die Zeit, die es braucht! Und verzichten wir auf Druck! Suchen wir stattdessen nach Möglichkeiten, Brücken zu bauen!

2 Franz-Xaver Kaufmann, Religion und Moderne, Tübingen 1989, S.226.

Charisma

Charismatisch reden wie Martin Luther King, kann man das lernen? Trainer der Redekunst sagen: ja! Kraftvolle Argumente, selbstbewusste Erscheinung, etc. – alles eine Frage der Übung. (Was mich nicht überrascht, denn Rhetorik-Trainer wollen ja schließlich auch leben.)