Lassiter 2699 - Pete Hackett - E-Book

Lassiter 2699 E-Book

Pete Hackett

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Beschreibung

Lassiter zügelte sein Pferd am Rand des Canyons und richtete den Blick in die Tiefe. Unten, zwischen den Felsen, ritt der Mann dahin, dessen Fährte er folgte, als säße ihm der Leibhaftige im Nacken.
Lassiters Gesicht hatte sich verschlossen; es wirkte wie aus Stein gemeißelt. Er hatte den Mörder Hank Logan eingeholt. Doch er würde entkommen, wenn Lassiter nicht rasch handelte! Entschlossen zog er die Winchester aus dem Scabbard, hebelte eine Patrone in den Lauf, hob den Kolben an die Schulter, zielte und drückte ab.
Der Schuss peitschte und erzeugte Echos im Canyon. Doch er ging fehl! Logan riss sein Pferd zurück und sprang aus dem Sattel. Mit schnellem Griff schnappte er sich das Gewehr, und als Lassiters zweiter Schuss krachte, sprang er schon in die Deckung übereinander getürmter Felsen ...

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Inhalt

Cover

Lassiter und der Aufschneider

Vorschau

Impressum

Lassiter und der Aufschneider

von Pete Hackett

Lassiter zügelte sein Pferd am Rand des Canyons und richtete den Blick in die Tiefe. Unten, zwischen den Felsen, ritt der Mann dahin, dessen Fährte er folgte, als säße ihm der Leibhaftige im Nacken.

Lassiters Gesicht hatte sich verschlossen; es wirkte wie aus Stein gemeißelt. Er hatte den Mörder Hank Logan eingeholt. Doch er würde entkommen, wenn Lassiter nicht rasch handelte! Entschlossen zog er die Winchester aus dem Scabbard, hebelte eine Patrone in den Lauf, hob den Kolben an die Schulter, zielte und drückte ab.

Der Schuss peitschte und erzeugte Echos im Canyon. Doch er ging fehl! Logan riss sein Pferd zurück und sprang aus dem Sattel. Mit schnellem Griff schnappte er sich das Gewehr, und als Lassiters zweiter Schuss krachte, sprang er schon in die Deckung übereinander getürmter Felsen ...

In dem Moment, in dem Lassiter den ersten Schuss abgegeben hatte, war das Pferd des Banditen einem Hindernis am Boden ausgewichen, und die Kugel hatte Logan knapp verfehlt. Der Zufall hatte Schicksal gespielt. Der zweite Schuss war vergeudete Munition gewesen, denn der geduckt und mit Zickzacksprüngen in Deckung hetzende Mörder hatte ein ungemein schlechtes Ziel geboten.

Die Pulverdampfwolke vor Lassiters Gesicht zerflatterte im lauen Wind. Die vielfachen Echos des zweiten Schusses waren mit geisterhaftem Geraune zwischen den Felsen verhallt.

Lassiter zerkaute eine Verwünschung. Mit den Schenkeln dirigierte er sein Pferd zurück, ersetzte die beiden verschossenen Patronen durch neue und versenkte die Winchester im Scabbard.

Er musste einen Weg in den Canyon suchen und hinuntergelangen, ohne dass ihn der Bandit dabei beobachten konnte. Denn Hank Logen war zum einen ein hervorragender Schütze, zum anderen ein eiskalter Killer. Ein Menschenleben war ihm gerade mal den Preis für eine Patrone wert.

Lassiter zog das Pferd um die linke Hand und ritt den Weg zurück, den er gekommen war. Einige Meilen weiter nördlich, wo der Canyon seinen Anfang nahm, hatte er sich entscheiden müssen, ob er zwischen die Steilhänge oder am oberen Rand des Canyons entlang ritt. Es war ihm zu gefährlich erschienen, den Weg durch den Canyon zu nehmen ...

Jetzt war Logan gewarnt. Es galt nun, den Banditen auszuschalten. Das bedeutete nach seinem Fehlschuss wahrscheinlich Kampf.

Lassiter ritt ein ganzes Stück zurück und fand einen schmalen, aber ziemlich steilen Pfad, der in die Tiefe führte. Er wand sich nach unten, mehrere hundert Yards von einem Knick des Canyons entfernt, der das Sichtfeld begrenzte.

Lassiter stieg vom Pferd und nahm es am Zügel. Der Pfad führte zwischen mannshohe Felsen. Das Tier schnaubte erregt und wollte scheuen, doch der große Mann nahm es hart an die Kandare.

Die Hufe knallten und klirrten auf dem felsigen Untergrund, die Vorderbeine des Tieres stemmten sich wie Säulen gegen das Abgleiten. Immer wieder warf der Vierbeiner wie von Panik erfasst den Kopf in den Nacken und wieherte trompetend. Lassiter hatte Mühe, das Tier zu bändigen. Kurzerhand nahm er sein Halstuch ab und verband ihm die Augen. Das Pferd beruhigte sich.

Lassiter wusste, dass es ein Spiel mit dem Feuer war. Es war nicht auszuschließen, dass das Wiehern des Pferdes das Gehör des Banditen erreicht hatte und Logan unten schon auf ihn wartete. Er hoffte jedoch, dass Logan nach den beiden Schüssen verunsichert war und sich nicht aus seinem Versteck zu rühren wagte.

Lassiter schaffte es. Unten angekommen, sicherte er aufmerksam um sich, nahm dem Pferd die Augenbinde ab, band es mit dem langen Zügel am Ast eines Strauches fest, schnallte seine Sporen ab und verstaute sie in der Satteltasche, dann zog er entschlossen die Winchester aus dem Sattelschuh. Geduckt, sich eng an den Felsen haltend und im Schutz des Strauchwerks, das auf dem Grund des Canyons und auf den Abhängen wuchs, pirschte er vorwärts, das Gewehr an der Hüfte im Anschlag.

Hoch über dem Canyon stand die Sonne. Zwischen den Felsen und Hängen brütete die Hitze. In der Bergwelt herrschte Schweigen. Nicht ein einziger Vogel zwitscherte. Die sengende Hitze schien jegliches Leben zu lähmen.

Lassiter war angespannt bis in die letzte Faser seines Körpers. Jeder Fehler, den er beging, konnte der letzte in seinem Leben sein. Kerle wie Hank Logen zögerten nicht. Er war ein Gesetzloser, es gab in New Mexiko einen Steckbrief von ihm, auf dem »tot oder lebendig« stand, was von ihm nicht nur die ständige Bereitschaft erforderte, sich verteidigen zu müssen, sondern auch eine tödliche Kompromisslosigkeit. Nur ein Verfolger, der tot war, konnte ihm nicht mehr gefährlich werden.

Lassiter erreichte den Knick und schob sich um einen Felsvorsprung herum, bereit, ansatzlos zu reagieren. Die vier Finger seiner rechten Hand steckten im Ladebügel der Winchester, der Daumen krümmte sich über dem Kolbenhals, seine linke Hand umklammerte den Schaft.

Der Teil des Canyons, in dem er den Banditen wusste, lag nun vor Lassiters Blick. Durch das Zweiggespinst des Strauches, der ihm leidlichen Schutz bot, sah er die Felsbrocken am Fuß der Felswand, hinter denen Logan nach Lassiters erstem Schuss Deckung gefunden hatte. Das Pferd war einige Schritte zur Seite gelaufen und dann stehen geblieben.

Das Tier stand noch an derselben Stelle. Es hatte den Kopf erhoben und witterte in Lassiters Richtung, spielte dabei mit den Ohren und schnaubte aufgeregt.

Lassiter huschte in die Deckung eines Felsvorsprungs und rief: »Logan!«

»Wer bist du, und was willst du von mir?«, erklang die Stimme des Mörders.

»Ich will dich, Logan«, antwortete Lassiter.

»Bist du ein Kopfgeldjäger?«

»Nein.«

»Dann bist du wohl ein Bundesmarshal, Mister. Na schön! Nimm Abschied von dieser Welt. Diesen Canyon wirst du nicht lebend verlassen. Ich lasse dich als Fraß für die Wölfe und Aasgeier hier zurück. Auf deinen Blechstern werde ich spucken. – Hast du auch einen Namen, Sternschlepper?«

»Ich heiße Lassiter, und ich trage keinen Stern. Dennoch reite ich für Recht und Ordnung. Wirf deine Waffen weg, Logan, und komm mit erhobenen Händen aus deiner Deckung. Ich bringe dich zurück nach New Mexico, genau gesagt nach Gallup, wo ich dich dem Gesetz übergebe.«

»Ist das dein Ernst, Lassiter?« Ein schrilles, geradezu hysterisches Lachen folgte diesen Worten. »Ich werde dich in die Hölle schicken und meinen Weg fortsetzen. Jetzt, da ich weiß, dass ich es nur mit einem einzelnen Gegner zu tun habe, bin ich mir sicher, dass nicht ich es bin, der hier vor die Hunde geht.«

Es klang wie ein höllisches Versprechen.

Um seine Entschiedenheit, Lassiter tot zurückzulassen, zu untermauern, feuerte Logan mit dem Gewehr einen Schuss in Lassiters Richtung.

Die Detonation zersprengte die Stille der Bergwelt wie die Explosion einer Granate, die Kugel klatschte gegen einen Felsen und quarrte mit durchdringendem Heulen als Querschläger in den Canyon hinein.

In den verhallenden Knall hinein lachte der Bandit schrill und rief: »Komm nur, Dummkopf! Das nächste Stück Blei schieße ich dir in den Kopf. Na los, worauf wartest du? Du zögerst alles nur hinaus.«

Zwischen Felsbrocken und verkrüppeltem Strauchwerk kroch Lassiter wie eine riesige Eidechse auf dem Bauch auf das Versteck des Banditen zu. Logan feuerte erneut. Der Knall stieß über Lassiter hinweg und schien von den Felswänden zurückgeworfen zu werden.

»Diese Kugel habe ich noch vergeudet!«, schrie der Bandit. »Die nächste ...«

Logan brach ab. Dass sich der Gegner nicht mehr meldete, zehrte an seinen Nerven. Sein Pferd peitschte mit dem Schweif und scharrte mit dem linken Vorderhuf. Das Peitschen der Schüsse hatte die Nervosität des Tieres gesteigert.

Logan erfasste mit schmerzlicher Schärfe, dass das Tier wohl beim nächsten Knall von Panik erfüllt fliehen würde. Ohne Pferd, das begriff er im selben Sekundenbruchteil, würde er dem Gegner ausgeliefert sein. Lassiter brauchte sich mit ihm gar nicht auf eine Schießerei einzulassen, sondern konnte ihn vor sich herjagen, bis er irgendwo in der Einöde vor Durst und Hitze zusammenbrach.

Der Bandit setzte alles auf eine Karte, stieß sich ab, rannte wild feuernd um seine Deckung herum und hastete auf sein Pferd zu, das mit dem Knallen der Winchester auf die Hinterhand gestiegen war, schrill wieherte und sich auf der Stelle drehte.

Mit dem rasenden Feuer zwang Logan seinen Gegner, in Deckung zu bleiben. Er erreichte das Pferd im selben Moment, in dem die vorderen Hufe des Tieres krachend auf den Boden prallten und es Anstalten machte, zu türmen. Mit der rechten Hand erwischte er das Sattelhorn und hielt sich daran krampfhaft fest. Der Schwung riss ihn mit, er stieß sich ab, kam katzenhaft gewandt in den Sattel und preschte flach auf dem Hals des Pferdes liegend in den Canyon hinein. Die Hufe trommelten auf dem felsigen Untergrund, dass es knallend von den Felswänden widerhallte.

Lassiter erhob sich und fluchte in sich hinein. Er hob zwar das Gewehr an die Schulter, und sein Blick folgte über Kimme und Korn dem Banditen, doch das Auf und Ab des halsbrecherischen Galopps und dass Pferd und Reiter immer wieder von Strauchwerk und Felsen verdeckt wurden, machten einen sicheren Schuss nicht möglich.

Also ließ Lassiter das Gewehr sinken und sagte sich, dass Logan noch gefährlicher war, als er angenommen hatte.

Der Reiter verschwand aus seinem Blickfeld.

Die Jagd ging weiter.

Lassiters Stimmung war auf dem Nullpunkt angelangt. Er war dem Banditen so nah gewesen und hatte ihn entkommen lassen. Missmutig legte er sich das Gewehr auf die Schulter, machte kehrt und schritt dorthin, wo er sein Pferd zurückgelassen hatte. Wütend rammte er die Winchester ins Sattelholster.

Nachdem er die Sporen wieder angeschnallt hatte, band er den Vierbeiner los, schwang sich in den Sattel und setzte seinen Weg fort. Er ritt angespannt und wachsam, denn er schloss nicht aus, dass ihm Logan auflauerte.

Der Canyon bot tausend Möglichkeiten. Lassiters Augen waren unablässig in Bewegung.

Logan hatte nicht versucht, seinen Verfolger mit Blei von seiner Fährte zu fegen. Seine Spur hatte sich in der Einöde verloren. Lassiter vermutete jedoch, dass das Ziel des Banditen Tucson war. Die ganze bisherige Fluchtrichtung deutete darauf hin.

Nach einigen Tagen erreichte Lassiter die große Stadt am Santa Cruz River. Er hörte sich um und erfuhr, dass sich zwei Tage zuvor ein Mann, auf den die Beschreibung Hank Logans passte, am Fluss entlang nach Süden gewandt hatte.

Also ritt Lassiter ebenfalls in diese Richtung und zog ebenfalls am Fluss entlang. Es gab hier eine Reit- und Fahrstraße, die von Radspuren zerfurcht und von Hufen aufgewühlt war. Im Ufergebüsch war hin und wieder das Zwitschern eines Vogels zu vernehmen.

Über dem Land lag ein flirrender Hitzeschleier, doch zu beiden Seiten des Flusses war das Land einigermaßen fruchtbar. Es gab Weideland, auf dem Rinder standen, aber auch Weizen- und Maisfelder. Einmal sah Lassiter auf der anderen Seite des Flusses die heruntergekommenen Gebäude einer Farm. Dass sie bewohnt war, verrieten einige Schafe in einem Pferch. In rauchiger Ferne, egal, ob Lassiter den Blick nach Osten, Westen oder Süden schweifen ließ, buckelten Fels- und Hügelketten.

Ab und zu trieb Lassiter das Pferd auf einen Hügel, um von der erhöhten Warte aus einen besseren Rundumblick zu haben.

Das Land lag wie ausgestorben vor ihm. Aber es war Farmland. Da es angebaut war, mussten am Fluss auch Menschen leben. Und wo Menschen lebten, sagte er sich, gab es auch eine Stadt, in der sich diese Menschen versorgen konnten.

Er ritt einen Tag, übernachtete im Ufergebüsch, setzte am folgenden Tag seinen Weg fort und sah um die Mitte des Vormittags von einer Anhöhe aus auf der anderen Flussseite, etwa dreihundert Schritte vom Santa Cruz River entfernt, ein Pferd. Es stand in einer Senke zwischen zwei Hügeln und schien reiterlos zu sein.

Das einsame Tier erregte Lassiters Aufmerksamkeit. Er holte sein Fernglas aus der Satteltasche und hob es vor die Augen.

Das Pferd war gesattelt. Im Gras, nur wenige Schritte von dem Vierbeiner entfernt, lag eine reglose Gestalt. Soweit es Lassiter erkennen konnte, handelte es sich um einen Mann.

Lassiter verstaute das Fernglas wieder in der Satteltasche und trieb sein Pferd den Abhang hinunter, dirigierte es durch eine Lücke im Ufergebüsch und in den Fluss, der kaum Wasser führte. Es gab keine Strömung, und in der Flussmitte reichte das Wasser dem Tier gerade mal bis über die Sprunggelenke. Auf der anderen Seite erklomm es mit einigen Sprüngen die Uferböschung, dann gab ihm Lassiter die Zügel frei.

Bei dem wie tot auf dem Rücken liegenden Mann zerrte Lassiter das Tier in den Stand und sprang ab. Am Boden lag eine Winchester. Lassiter schenkte dem Gewehr keine weitere Beachtung, sondern ging bei dem Reglosen auf das linke Knie nieder und erkannte, dass er aus drei Wunden in der Schulter und im Brustbereich blutete. Aus den Wunden sickerte noch immer Blut, was Lassiter verriet, dass sie noch ziemlich frisch waren.

Es waren eindeutig Schussverletzungen.

Der Mann lebte noch. Seine Brust hob und senkte sich unter rasselnden Atemzügen. Er hatte die Augen geschlossen, seine Mundwinkel zuckten.

Lassiter holte die Wasserflasche vom Sattel des Verwundeten. Das Sattelleder war mit Blut besudelt. Der Mann musste sich also, nachdem er getroffen worden war, noch eine ganze Weile auf dem Pferderücken gehalten haben.

Lassiter schraubte die in Leder eingenähte Wasserflasche auf, kniete wieder ab, hob mit der flachen Hand den Kopf des Besinnungslosen etwas an und flößte ihm behutsam Wasser zwischen die trockenen, rissigen Lippen. Erst lief das Wasser aus den Mundwinkeln und über das Kinn des Verwundeten, doch dann begann er wie mechanisch zu schlucken, seine Lider flatterten, hoben sich schließlich, und er starrte mit dem stupiden Ausdruck der Verständnislosigkeit in das markant-männliche Gesicht über sich.

»Können Sie mich verstehen, Mister?«, fragte Lassiter mit rau klingender Stimme.

»Ja«, röchelte der Verwundete. Lassiter schätzte ihn auf Mitte dreißig. Seine glasigen Augen waren blaugrau, die Haare rötlich, von der gleichen Farbe war der dicke Schnurrbart. »Bitte, Mister ...« Speichel, mit Blut vermischt, rann aus seinem Mundwinkel. »Meine Farm – drei Meilen weiter westlich. Ich – ich ...«

Nur noch ein unzusammenhängendes Gestammel kam über seine Lippen. Plötzlich wurde sein Blick starr, sein Kopf rollte auf die Seite. In seine Augen trat die absolute Leere des Todes.

So viel hatte Lassiter verstanden: Der Mann war Farmer, und seine Farm befand sich etwa drei Meilen westlich des Flusses.

Er verschraubte die Wasserflasche und hängte sie wieder an den Sattel des Farmerpferdes. Dann holte er das Gewehr, roch am Lauf und kam zu dem Schluss, dass aus dieser Waffe kein Schuss abgefeuert worden war. Er stieß das Gewehr in den Scabbard. Anschließend wuchtete er den Leichnam quer über den Pferderücken und band ihn mit einigen Lederschnüren fest.

Ehe er aufs Pferd stieg, suchte Lassiter die nähere Umgebung nach Spuren ab. Er fand einen Haufen ziemlich frischen Pferdedung, und an einigen Stellen war das Gras niedergetreten. Das war alles.

Er schwang sich auf sein Pferd, schnappte sich die Zügel des Tieres, das den Toten trug, und ritt an.

Nach etwa einer Stunde lagen die Gebäude der Farm vor Lassiter. Es gab ein Wohnhaus aus Feldsteinen und Baumstämmen, dessen flaches Dach mit Grassoden abgedeckt war. Außerdem sah Lassiter einen Stall, eine Scheune, einige Schuppen und einen Pferch, in dem sich ein halbes Dutzend Schafe tummelten. In einem kleinen Corral standen zwei Kaltblüter, die den Pflug oder das Fuhrwerk, das neben dem Wohnhaus stand, zu ziehen hatten und wahrscheinlich auch den leichten Buggy, der zwischen Stall und Scheune abgestellt war.

Die Pferde stampften auf die Farm zu. Lassiter nahm alles, was sich seinem Blick bot, auf und verinnerlichte es.

Als er sich dem Anwesen auf etwa fünfzig Yard genähert hatte, trat eine Frau in die Tür des Farmhauses, beschattete ihre Augen mit der flachen Hand, um besser sehen zu können, und wartete. Als Lassiter auf den staubigen Farmhof ritt, ließ sie die Hand sinken, trat ins Freie und ging ihm entgegen.

Sie war allenfalls dreißig Jahre alt, mittelgroß und schlank, und ihr Haar, das sie am Hinterkopf zu einem Knoten hochgesteckt hatte, war wie das Haar und der Schnurrbart des Farmers rötlichblond.

Lassiter registrierte, dass sie ausgesprochen hübsch war. Bekleidet war sie mit einem grünen Hemd und einem grauen Rock, der bis zu ihren Knöcheln reichte. Darüber trug sie eine ebenfalls grüne Schürze.

Sie erkannte die schlaffe Gestalt auf dem Pferd, grenzenloser Schreck prägte von einem Moment zum anderen ihre gleichmäßigen Züge, und ihr entrang es sich mit einer Stimme, die jeden Moment zu brechen drohte: »Das – das ist Brad. Großer Gott! Ist – ist er tot?«

Schreck und Fassungslosigkeit sprachen aus ihren Zügen, sie hatte die Hände vor der Brust verkrampft und schien zu keiner weiteren Reaktion fähig.