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Der Großranger Grant Bennet von der Triangle-B-Ranch regiert die Stadt Durango mit seiner Mannschaft skrupelloser Revolverschwinger. Auch den Sheriff der Stadt hat er in der Tasche, und alle ducken sich vor seiner Gewalt, denn Bennet kennt weder Gnade noch Barmherzigkeit. Um seinen Einfluss ständig zu vergrößern, geht er rücksichtslos über Leichen. Doch dann kommt Lassiter nach Durango. Der Mann der Brigade Sieben soll für Recht und Ordnung sorgen - und nachdem er die junge, leidenschaftliche Vivian trifft, deren Vater von Bennets Sattelwölfen gehängt worden ist, spornt ihm das noch mehr an, dem Gesetz Geltung zu verschaffen ...
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Seitenzahl: 135
Veröffentlichungsjahr: 2025
Cover
Ohne Gnade und Barmherzigkeit
Vorschau
Impressum
Ohne Gnade und Barmherzigkeit
von Pete Hackett
»Was hast du dazu zu sagen, Todd?«, fragte Mark Tyrone, der hagere Mann mit den schweren Revolvern in den beiden Holstern am Patronengurt aus Büffelleder. Ohne die Spur einer Gemütsregung in den Zügen und mit düster glitzernden Augen fixierte er den Siedler, den zwei Kerle an den Armen festhielten. Sie befanden sich auf dem Hof der Farm, die Marvin Todd vor drei Jahren als Heimstatt übernommen hatte.
Vor Todds Füßen lag im Staub das noch blutige, stark mit Erde beschmutzte Fell eines Rinds, eines Jungtieres, worauf die Größe der Haut schließen ließ.
»Wir haben das Beweisstück hinter deinem Stall ausgegraben«, knurrte Mark Tyrone. »Die Haut weist das Brandzeichen der Triangle-B-Ranch auf. Du bist ein verdammter Viehdieb, Todd!«
»Ich habe keine Ahnung, wer das hinter meinem Stall vergraben hat«, keuchte der Farmer verzweifelt. Sein faltiges Gesicht war von Angst und Entsetzen geprägt. Marvin Todd ahnte, was sich anbahnte, nämlich, dass er kläglich am Ende eines Strickes sterben würde.
Mark Tyrone schlug dem Farmer die Faust ins Gesicht. Von der Gattin des Geschlagenen, die von einem der raubeinigen Begleiter Tyrones festgehalten wurde, kam ein erstickter Laut der Verzweiflung.
Vivian Todd, die zweiundzwanzigjährige Tochter, die ein weiterer der Kerle von hinten mit beiden Armen umklammert hatte, schrie schrill: »Mein Dad hat das Rind nicht gestohlen. Ihr habt die Haut selbst vergraben, um ...«
Ihre Stimmbänder versagten.
Aus der Nase des Farmers sickerte Blut. Sein Kinn war auf die Brust gesunken, mit Blut vermischter Speichel tropfte von seinen Lippen. Gegen sein Bewusstsein brandete wie eine alles verschlingende Flut die Benommenheit an.
»Stopf der Lady das Maul, Lester!«, befahl Mark Tyrone.
Der Bursche, der Vivian im Klammergriff hatte, presste ihr die linke Hand auf den Mund. »Sei still, Lady!«, stieß er zwischen den Zähnen hervor. »Es wäre ein Fehler, uns unnötig zu reizen.«
Vivian wand sich im brutalen Griff des Kerls und versuchte sich aus seiner Umklammerung zu winden. Doch je heftiger ihr Widerstand wurde, desto härter wurde sein Klammergriff. Sie war zu schwach und gab schließlich auf.
Tränen rannen über ihre Wangen. Hilflos musste sie zusehen, wie das Unheil seinen Lauf nahm.
»Wir werden dir die Krallen stutzen, Vivian!«, drohte Mark Tyrone, eine Aussage, wie sie unmissverständlicher nicht sein konnte.
Tyrone führte die Revolvermannschaft, die Grant Bennet, der despotische Boss der Triangle-B, angeheuert hatte, um seinem Willen rund um Durango und am Animas River Geltung zu verschaffen.
Tyrone stellte keine Fragen. Für eine hohe Summe hatte er sich Bennet als williges Werkzeug zur Verfügung gestellt. Die Kerle, die er um sich versammelt hatte, waren keinen Deut besser. Jeder von ihnen hätte für eine Handvoll Dollars seine Seele dem Satan verkauft.
Nach seiner Drohung wandte sich Tyrone wieder dem Farmer zu und sagte. »Na schön, Todd. Du hast der Triangle-B ein Jungrind gestohlen. Mr. Bennet kann das nicht hinnehmen. Wo kämen wir hin, wenn sich jeder, wie es ihm gerade einfällt, am Rinderbestand der Triangle-B vergreifen dürfte. Du weißt, was mit Rinder- und Pferdedieben geschieht.«
Die Stimme des Revolvermannes hatte fast sanft geklungen. Aber hinter seinen Worten steckte ein tödlicher Ernst.
»Ich habe der Triangle-B kein Rind gestohlen«, entrang es sich Marvin Todd. Das Sprechen bereitete ihm Mühe. Er atmete keuchend und stoßweise. Seine Augen flackerten vor innerer Unruhe. »Die Rinderhaut habt ihr selbst bei Nacht und Nebel hinter meinem Stall vergraben.« Seine Stimme war belegt. »Bennet ist schon lange auf das Siedlungsland am Fluss scharf. Da wir nicht bereit waren, unseren Grund und Boden aufzugeben, will er uns nun auf diese Weise loswerden.«
»Oha«, stieß Tyrone hervor. »Du unterstellst uns, dass wir mit dir ein falsches Spiel inszenieren? Donnerwetter! Dein Mut ist erstaunlich.« Höhnisch lüftete der Revolvermann seinen Hut. »Genug geredet! Bereiten wir der Sache ein Ende. Hängt ihn auf, Leute.«
Drei weitere Kerle, die dabeistanden und ungerührt zugeschaut hatten, wie der Farmer von Tyrone brutal misshandelt worden war, bewegten sich. Einer lief zu den Pferden, die am Rand des Hofes an Sträuchern festgebunden waren, und nahm von einem der Sättel ein Lasso. Ein anderer rannte ins Farmhaus und kam gleich darauf mit einem hölzernen Hocker zurück. Der dritte der Kerle begab sich zu einer alten Eiche mit waagrechten, dicken Ästen.
Es dauerte nicht lange, dann war alles vorbereitet. Das Lasso hing über einen der Äste, die Schlinge baumelte etwa anderthalb Yard über dem Hocker, das andere Ende des Lassos hing noch lose nach unten.
Tyrone gab den beiden Kerlen, die den Farmer gepackt hielten, mit dem Kopf ein Zeichen. Sie schleiften Marvin Todd zu der Eiche.
Kathleen Todd, die Gattin des Farmers, begann zu betteln und zu flehen. »Marvin hat das Rind nicht gestohlen!«, weinte sie. »Bitte, lasst ihn am Leben. Ihr dürft ihm nichts antun. Er ... er ist doch unschuldig. Außerdem ...«
Ihre Stimme brach, sie weinte laut auf, ihre Psyche versagte. Kathleen Todd wurde ohnmächtig und sackte im Griff des Schnellschießers zusammen. Der Bursche hatte Mühe, sie festzuhalten.
»Das ist Mord!«, rief Vivian geradezu hysterisch, nachdem sie die Hand, die auf ihren Mund gepresst war, abgeschüttelt hatte. »Dafür werdet ihr bezahlen! O mein Gott! Wir haben ein Gesetz. Wenn ihr Dad verdächtigt, ein Rind gestohlen zu haben, dann zeigt ihn beim Sheriff an. Er wird die Wahrheit ermitteln.«
Ein verächtliches Auflachen von Mark Tyrone war der Kommentar auf diese Aussage, dann stieß der Revolvermann hervor: »Macht weiter, Jungs. Wir wollen hier keine Wurzeln schlagen.«
Vivian versuchte aufs Neue, sich zu befreien. Sie fühlte die Panik, die wie ein alles verzehrendes Feuer in ihr aufstieg, sich verbreitete und ihren ganzen Körper erfasste. Sie schrie und kreischte wie von Sinnen, trat nach hinten, zerrte an den Armen, die sie gepackt hielten, und warf den Kopf zurück in der Hoffnung, das Gesicht des Kerls empfindlich zu treffen. Doch er lachte nur und packte sie umso härter an.
Unter der Eiche wurde dem Farmer die Schlinge um den Hals gelegt, dann hoben ihn zwei der Kerle auf den Hocker. Der dritte straffte das Lasso, schlang es um den Stamm der Eiche und verknotete es.
Der Farmer atmete schnell und rasselnd, seine Brust hob und senkte sich unter den keuchenden Atemzügen. Sein Gesicht war grau. Die tiefen Linien darin gruben sich tiefer ein. Es hatte sich mit glitzernden Schweißperlen überzogen. Er hatte das Gefühl, von der kalten Hand des Todes berührt zu werden.
»Elende Mörder!«, stieg es gellend aus Vivians Kehle. »Die Hölle verschlinge euch!«
Es gab keine Gnade und kein Erbarmen. Der Tod zog die knöcherne Klaue, die er nach Marvin Todd ausgestreckt hatte, nicht mehr zurück – er griff vielmehr zu.
Einer der Revolverschwinger riss den Hocker unter den Füßen des Farmers weg, und der Achtundvierzigjährige hing am Lasso.
Er röchelte, seine Beine zuckten einige Male unkontrolliert, dann verlor er das Bewusstsein, und gleich darauf war er tot.
Jetzt ließ der Revolverschwinger Vivian los. Sie rannte zu ihrem Vater hin, brach die Knie nieder und umschlang seine Beine. Sie war mit ihren Nerven am Ende, und bei ihr brachen alle Dämme. Der Stau aus Angst um den Vater, aus Verzweiflung und Entsetzen, aus Panik und Trauer brauchte ein Ventil.
Vivian nahm gar nicht mehr wahr, was um sie herum vorging. Wie aus weiter Ferne hörte sie eine eisige Stimme, die sagte: »Wenn wir in ein paar Tagen wiederkommen, bist du mit deiner Mutter verschwunden, Vivian. Wenn nicht, schleifen wir euch an den Haaren aus dem Land.«
Die Zweiundzwanzigjährige befand sich in einer Gemütsverfassung, in der es ihr unmöglich war, irgendetwas aufzunehmen und zu verarbeiten, die nur einen einzigen Gedanken zuließ, nämlich den, dass man ihren Vater skrupellos ermordet hatte.
✰
Lassiter, der sich in Santa Fé aufgehalten hatte, stieg eine Woche später um die Mittagszeit in Durango aus der Stagecoach. Der Auftrag lautete, sich an Fred Parker, den Gunsmith in der Stadt, zu wenden. Um was es ging, hatte in der Depesche, die ihm in Santa Fé ein verbündeter Rechtsanwalt ausgehändigt hatte, nicht gestanden.
Dass es eine Angelegenheit von grundlegender Bedeutung war, konnte Lassiter sich denken. Immer dort, wo das Gesetz auf schwachen Beinen stand oder überhaupt noch nicht Fuß gefasst hatte, wurden Männer wie er, die Agenten der Brigade Sieben, eingesetzt. Sie sollten dafür sorgen, dass Recht und Ordnung hergestellt wurden.
Lassiter fühlte sich wie gerädert. Viereinhalb Tage war er in der Postkutsche durch und durch geschüttelt worden. Es handelte sich um eine Expresskutsche der Wells Fargo Company. Irgendwann hatte Lassiter aufgehört, die Pferdewechselstationen zu zählen, die entlang der Poststraße errichtet worden waren.
Die Atchison, Topeka and Santa Fé Railway hatte es noch nicht zuwege gebracht, einen Schienenstrang von Santa Fé nach Colorado zu legen. Also hatte der Agent der Brigade Sieben in den sauren Apfel beißen müssen. Auf dem Pferderücken die fast zweihundertfünfzig Meilen zurückzulegen, hatte er sich nicht zumuten wollen. Er hätte die Strecke auch kaum in viereinhalb Tagen geschafft.
Lassiters einzige Gepäck bestand in einem Satteltaschenpaar, das er sich über die Schulter gehängt hatte, sowie der Winchester, soweit man sie als Gepäck bezeichnen konnte. Der große Mann mit dem sandfarbenen Haar, das unter einem schwarzen Stetson hervorlugte, und den stechend blauen Augen schaute sich um.
In Durango schien es alles zu geben, was eine Stadt ausmachte. Die Häuser mit den meist falschen Fassaden und den überdachten Vorbauten waren zu beiden Seiten einer staubigen Mainstreet wie die Perlen an einer Schnur aufgereiht.
Das Depot der Wells Fargo Company befand sich am Stadtrand.
Also setzte sich Lassiter steifbeinig in Bewegung und stapfte durch den Staub der Straße zwischen die ersten Häuser der Stadt. Schließlich gelangte er auf einen Bohlengehsteig, auf dem die harten Lederabsätze seiner Stiefel ein hämmerndes Geräusch erzeugten.
Auf der Straße und den Gehsteigen herrschte reges Leben. Männer und Frauen sowie einige, in einer Gassenmündung spielende Kinder, aber auch vereinzelte Pferdegespanne und einige Reiter beherrschten das Bild.
Die Stadt vermittelte Ruhe und Frieden. Lassiter sagte sich, dass dieser Eindruck wohl trügerisch war. Wäre die Welt hier derart in Ordnung gewesen, wie es den Anschein erweckte, dann hätte man ihn, dessen Job es war, darauf hinzuwirken, dass Recht und Gesetz der erforderliche Respekt verschafft und gezollt wurde, nicht hierher beordert.
Er nahm alles in sich auf, was sich seinem Blick bot, machte sich, so gut es ging, mit den örtlichen Gegebenheiten vertraut, schritt am Sheriff's Office vorüber, an einem Mietstall, einem General Store, einer Futtermittelhandlung und einem Saloon, und las schließlich auf der anderen Seite der Mainstreet über einer Tür ein Schild, das darauf hinwies, dass in dem Gebäude Gunsmith Fred Parker sein Gewerbe ausübte.
Lassiter überquerte die Fahrbahn und betrat den Laden. Es roch nach Waffenöl. Die Theke war aus Holz, aber mit einer Glasplatte abgedeckt. In einer Vitrine unter der Abdeckung lagen auf grünem Samt dicht an dicht Revolver der verschiedenen Modelle und Kaliber, Bullcolts und Derringer. In einem Regal, das die gesamte Wand hinter dem Tresen einnahm, standen Gewehre, moderne Winchester, aber auch einige Sharps Rifles und Schrotflinten. In einem weiteren, viel kleineren Regal wurden Schachteln mit Munition der unterschiedlichen Kaliber angeboten.
Das metallische Bimmeln der Türglocke war verhallt. Aus einer Tür hinter dem Tresen neben dem Regal mit den Langwaffen trat ein Mann. Er trug über der Hose eine blaue Schürze, die große Ölflecken aufwies. Fragend fixierte er den vermeintlichen Kunden.
»Howdy«, grüßte Lassiter und tippte mit Zeige- und Mittelfinger der rechten Hand an die Hutkrempe. »Mein Name ist Lassiter. Rechtsanwalt Jack O'Bannion in Santa Fé hat mich an Sie verwiesen.«
In den Augen des Gunsmith blitzte es auf. »Sie schickt der US-Marshal?«, fragte er.
»Kann man so sagen«, erwiderte Lassiter ausweichend.
»Na endlich«, brummte Fred Parker. »Kommen Sie, Mr. Lassiter, gehen wir in mein Büro. Ich weiß nicht, ob Sie Bescheid wissen, aus welchem Grund wir Sie angefordert haben.«
»Nein, das hat man mir nicht verraten. Ich denke aber, hier stinkt etwas gewaltig zum Himmel. Habe ich recht?«
»Das ist noch gelinde ausgedrückt«, murmelte der Gunsmith. »Dieser Landstrich steht dicht vor einem Weidekrieg. Es gibt einen Rinderbaron, der seine Hände nach dem Siedlungsland am Animas River ausstreckt. Aber ich will nicht hier im Laden darüber reden. Hier haben die Wände möglicherweise Ohren. Gehen wir in mein Office. Die Ladentür werde ich zusperren.«
Lassiters Neugierde war geweckt.
Fred Parker verriegelte die Eingangstür, hängte von innen ein Schild in die Auslage, auf das »Closed« geschrieben stand, dann geleitete er Lassiter durch die Tür hinter der Verkaufstheke in sein Büro. Dort bot er seinem Gast einen Sitzplatz an, und als auch er saß, sagte der Waffenschmied: »Diesem Landstrich droht ein blutiger Krieg zwischen der Triangle-B und den Siedlern am Animas River. Angefangen hat Grant Bennet, dem die Heimstätter am Fluss ein Dorn im Auge sind. Er hat eine Revolverhorde angeheuert und lässt die Siedler von diesem höllischen Verein terrorisieren. Der Kopf der Bande heißt Mark Tyrone. Er ist ein zweibeiniger Wolf, und er schreckt selbst vor brutalem Mord nicht zurück.«
»Ist denn schon ein Mord geschehen?«, fragte Lassiter interessiert.
Der Gunsmith nickte. »Bennets Kettenhunde haben Marvin Todd, einen der Siedler, gehängt, weil er sich angeblich an der Herde der Triangle-B bedient haben soll. Man hat die frische Haut eines Jungrindes bei ihm auf der Heimstatt ausgegraben. Seine Frau, Kathleen, ist daran zerbrochen. Zwei Tage nach dem Lynchmord an ihrem Mann hat ihr Herz aufgehört zu schlagen. Nun ist Vivian allein da draußen auf der Farm. Es handelt sich um die Tochter des Siedlerpaares. Sie ist stur und trotzig und will sich auf dem Land, das ihren Eltern von der Regierung zugeteilt worden ist, behaupten. Sie meint, es wäre Verrat an ihren Eltern, würde sie jetzt aufgeben. Ihre Eltern wären umsonst gestorben.«
»Das ist eine Art von Trotz, die an Dummheit, möglicherweise an Selbstmord grenzt«, verlieh Lassiter seiner Meinung Ausdruck. »Ich bin, als ich vom Depot der Wells Fargo hierhergelaufen bin, an einem Sheriff's Office vorbeigekommen«, fuhr er dann fort. »Das Gesetz ist in einem Fall von Lynchjustiz gefordert. Hat der Sheriff denn nichts unternommen?«
Der Gunsmith lächelte herablassend. »Shane Kirkwood, so heißt unser Gesetzeshüter, hat den Fall zwar untersucht. Es steht jedoch Vivians Aussage gegen die von Mark Fontune. Der behauptet, nie auf der Todd-Farm gewesen zu sein. Einige seiner Schnellschießer und auch der Ranchboss der Triangle-B bescheinigen ihm ein Alibi. Unabhängig davon liegen Shane Kirkwood eine ganze Reihe von Anzeigen wegen Landfriedensbruchs und Sachbeschädigung vor. Kirkwood geht meiner Meinung nach diesen Anzeigen nur halbherzig nach. Manche verdächtigen ihn, nach Bennets Pfeife zu tanzen. Ich selbst bin davon überzeugt.«
»Und wie steht diese Stadt dazu?«, fragte Lassiter.
»Erst hat sie versucht, sich herauszuhalten. Ich jedoch war von Anfang an der Meinung, dass wir nicht einfach zusehen dürfen, wie die Triangle-B einen der Siedler nach dem anderen umbringt oder verjagt. Schließlich konnte ich einige Geschäftsleute überzeugen, dass es in unserem Interesse liegen muss, die Siedler am Fluss zu behalten, sogar dafür zu sorgen, dass weitere ins Land kommen. Sie versprechen nämlich wirtschaftlichen Aufschwung, sie können dafür sorgen, dass Durango zu einer Stadt aufsteigt, die an Bedeutung gewinnt, einem Dreh- und Angelpunkt von Handel und Wandel, einer Gemeinde, die ihren Bürgern einen vernünftigen Wohlstand bietet. Die Triangle-B hielt die Stadt zwar am Leben, bis die Siedler kamen, aber sie war eine bedeutungslose Ansiedlung, und die Menschen lebten von der Hand in den Mund. Es war ein täglicher Kampf ums Dasein. In diesen Zustand soll Durango nicht wieder zurückverfallen.«
»Die Männer der Stadt müssten mit Nachdruck die Partei der Siedler ergreifen«, kommentierte Lassiter das Gehörte. »Sie können sich denken, was ich meine, wenn ich den Begriff ›Nachdruck‹ verwende.«
»Die Männer, die wie ich davon überzeugt sind, dass die Siedler ein Segen für das Land sind, haben Frauen und Kinder, für die sie sorgen müssen. Es wäre Selbstmord, gegen Bennet und seine schnellschießende Horde einen Krieg vom Zaun zu brechen. Die Siedler – es sind mehr als ein Dutzend – haben ein ähnliches Problem. Von denen ist jeder auf sich allein gestellt, denn um sich zu einer Mannschaft zusammenzuschließen, müssten sie ihre Farmen und Familien sich selbst überlassen. Und gegen Bennets Schnellschießer hätten sie auch dann nicht den Hauch einer Chance. Es mangelt sowohl den Männern der Stadt als auch den Siedlern an Kampferfahrung. Das ist die Lage hier, Mr. Lassiter.«